Projekt: Europäische Klimakorridore

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Projekt: Europäische Klimakorridore
Hintergrund
Das hier vorgestellte Projekt 'Europäische Klimakorridore' fokussiert sich auf
die Eindämmung des Verlustes der biologischen Vielfalt in Europa im Hinblick
auf den Klimawandel. Aufgrund der zunehmenden Erwärmung und
Veränderung der natürlichen Lebensgrundlagen, werden Tiere und Pflanzen
sich anpassen und in für sie geeignetere Lebensräume ausweichen. Die
Veränderungen durch den Klimawandel und die damit verbundenen
Wanderungsbewegungen der Arten orientieren sich dabei nicht an
Ländergrenzen. Das Projekt will daher länderübergreifend europäische
Klimakorridore aufbauen. Dabei sollen Korridore von natürlichen
Lebensräumen entstehen, die den Arten die räumliche Anpassung an den
Klimawandel erleichtern.
1.1. Ansatz und Begründung
In den vergangenen Jahrzehnten wurde ein Anstieg der
Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere
beobachtet. Die Erwärmung entsteht größtenteils durch die
Verbrennung fossiler Brennstoffe, durch Entwaldung sowie Land- und
Viehwirtschaft. Die künftigen Treibhausgasemissionen und die
tatsächliche Reaktion des Klimasystems lassen sich schwer
abschätzen. Klimaszenarien können nur einen unter bestimmten
Annahmen zu erwartenden Trend projizieren, s. auch 4th Assessment
Report 2007, Weltklimarat (IPCC).
Eine grundlegende Aussage der Klimaforschung ist jedoch, dass sich
durch den Klimawandel die zeitlichen und räumlichen Muster von
Temperatur und Niederschlag weltweit verändern werden, mit
deutlichen Auswirkungen auf die Ökosysteme. Bereits jetzt verändern
sich natürliche Lebensräume durch die globale Erwärmung. Tier- und
Pflanzenarten versuchen sich räumlich anzupassen. Durch die
Instabilität im Klimasystem und die bereits zu beobachtenden
Anpassungsreaktionen der Arten in Form der Verschiebung von
Verbreitungsgebieten, sind wissenschaftliche Bestandsaufnahmen
von Ökosystemen mittlerweile nur für einen begrenzten Zeitraum
gültig. Das macht diese nicht überflüssig, zeigt aber, dass es
Ökosystemen innerhalb kürzester Zeit ermöglicht werden muss, sich
an den Klimawandel anzupassen.
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Gleichzeitig ist zu beobachten, dass intakte, großflächig vernetzte
Ökosysteme sich leichter an Veränderungen anpassen können, als
degenerierte, kleinräumige Landschaftsinseln. Die Fragmentierung
von Lebensräumen ist zudem eine weitere Ursache für den Verlust
der Artenvielfalt.
Das Projekt hat daher zum Ziel, europaweit und großflächig
Lebensräume zu vernetzen. Der Aufbau dieser Klimakorridore ist eine
wesentliche Voraussetzung für den Erhalt der Artenvielfalt in Europa,
unabhängig von der Stärke des zu erwartenden Klimawandels.
Neben dem Erhalt der Artenvielfalt sorgen die Klimakorridore, auch
für einen stabilen Wasserhaushalt. Sie nehmen starke Niederschläge
auf und geben die gespeicherte Feuchtigkeit in langen Trockenphasen
wieder ab. Ebenso absorbieren Naturräume, vor allem Wälder und
Moore, Kohlendioxid und Methan und helfen damit ebenfalls, den
Klimawandel abzumildern. Beides sind sogenannte
Ökosystemdienstleistungen, von denen sowohl die Landwirtschaft als
auch die Menschen profitieren.
Bei allen Naturschutzprojekten sind die Menschen und ihr
Verständnis für die Natur entscheidend für das Gelingen der
Schutzmaßnahmen. Daher will das Projekt gezielt
Öffentlichkeitsarbeit nutzen, um die Menschen in den Aufbau von
europaweiten Klimakorridoren einzubinden.
EUKLID
Der griechische Mathematiker EUKLID lebte etwa 300 v Chr. Seine
Hauptleistung bestand in der Sammlung und einheitlichen
Darstellung des mathematischen Wissens. Ähnlich wie EUKLID will
dieses Projekt vorhandenes Wissen und bestehende
Naturschutzinitiativen verbinden und sie für den Aufbau von
gesamteuropäischen Klimakorridoren nutzen. Daher hat das
Projekt den Namen EUKLID gewählt, der auch als Abkürzung für
'Europäische Klimakorridore' gelten kann, engl. EUCLID =
European Climate Corridors.
Wie bei all seinen Projekten, will Naturefund diese Idee von
EUKLID, von den europäischen Klimakorridoren, in einem
Netzwerk aus Partnern, Sponsoren und vor allem gemeinsam mit
den Menschen realisieren.
Kontakt: Naturefund e. V., Sonnenberger Straße 20a, 65193
Wiesbaden. Tel.: +49 611 504 581 019, www.naturefund.de
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2. Klimakorridore
Das Projekt will drei Klimakorridore in Nord-Süd-Richtung in Europa
aufbauen. Diese Klimakorridore bilden eine Blaupause, innerhalb derer
Lebensräume geschützt und vernetzt werden. Grundlage für die Auswahl
der Klimakorridore sind geologische, faktische und natürliche
Gegebenheiten.
2.1.
Grundidee der Klimakorridore
Ein Korridor ist ein Kerngebiet von 200 m bis 1.000 m Breite,
ähnlich dem Grünen Band, welches das Rückgrat des jeweiligen
Korridors bildet. Von diesem können wie „Rippenbögen“
bestehende Nationalparks und andere Schutzgebiete in das
Verbundsystem an Schutzgebieten integriert werden, so dass ein
Austausch zwischen Populationen und eine Wanderung von Tieren
zwischen den einzelnen Habitaten möglich wird.
Diese Grundstruktur ist eine idealtypische Beschreibung, die
immer an die jeweilige Situation vor Ort angepasst werden muss.
In vielen Fällen können nicht überall Flächen in einem Verbund
bzw. sofort und zusammenhängend gesichert werden.
Der Aufbau der europäischen Klimakorridore wird ein längerer
Prozess sein, der in Teilschritten und durchaus regional wie
zeitlich versetzt realisiert werden kann. Dabei ist es denkbar, dass
ein europäisches Land, z. B. Deutschland, mit dem Aufbau von
Klimakorridoren beginnt.
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2.2.
Burgundische Pforte
Ein Klimakorridor wird die burgundische Pforte sein, die zwischen
Vogesen und Jura das Rheintal und die von Ognon und Doubs
gebildeten Ausläufer des Saônetals verbindet. Die in Richtung
Südwest - Nordost verlaufende Pforte ist Teil des Grabensystems
der Mittelmeer-Mjösen-Zone, eine Bruchzone in der kontinentalen
Erdkruste, die Europa vom Mittelmeer her über Marseille, den
Rheingraben entlang, bis in den Mjösen-See in Südnorwegen auf
einer Länge von 2.000 km durchzieht.
Während der letzten Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten
bildete der Rhein-Rhône-Korridor einen wichtigen Weg zwischen
Südwest- und Mitteleuropa für die Besiedlung mit
submediterranen Arten, s. Bild 1:
Bild 1: Burgundische Pforte
Quelle: Wikimedia 2011
Er wird auch in Zukunft für die Zuwanderung von wärmeliebenden
Arten aus dem Südwesten die Haupteinfallspforte sein. Von daher
ist es wichtig, dem Bereich der Burgundischen Pforte, Südwestlich
von Mühlhaus mit dem Wasserscheiden-Bereich zwischen Jura
und Vogesen, besondere Aufmerksamkeit zu schenken, wo diese
Organismen die klimatisch ungünstigere Schwelle vom RhôneGraben in den Rheingraben überwinden müssen. Wenn sich die
Organismen entlang dieser Achse ausbreiten wollen, brauchen sie
vor allem dort Trittsteine.
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Auf einer detaillierteren Ebene sind die Flüsse Rhône, Saône,
Doubs und Rhein mit ihren Auen als Ausbreitungswege zu
entwickeln, aber auch die Flusszonen entlang der Gebirge, wie z.
B. entlang von Vogesen und Pfälzer Wald, um besonders warmtrockene Biotope anzubieten.
Auf der nächsten Ebene wären die Querachsen zwischen dem
Fluss-Aue-Korridor zu entwickeln, s. Bild 2, so dass
Ausbreitungsmöglichkeiten z. B. zwischen der Rheinaue und den
Vogesen und Pfälzer Wald geschaffen werden.
Bild 2: Fluss-Aue-Korridore, Beispiel
Rheinaue
Quelle: Universität Karlsruhe
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2.3.
Europäisches Grünes Band
Ein zweiter Korridor wird das Grüne Band sein. Grundlage hierfür
ist der European Green Belt, ein Naturschutzprojekt, bei dem der,
durch den Kalten Krieg im Schatten des Eisernen Vorhangs
entstandene Biotopverbund, für die Natur geschützt werden soll.
Weitgehend naturnah
belassen wurde der
Grenzstreifen quer durch
Europa zum Rückzugsgebiet
bedrohter Arten. Mit einer
Gesamtlänge von über
12.500 km reicht das Grüne
Band vom Norden Norwegens
bis zum Schwarzen Meer an
die Grenze der Türkei, wobei
es durch 23 europäische
Staaten verläuft, siehe Karte
rechts. Das Grüne Band
Europa verläuft mit
Ausnahmen von Steppengebieten durch alle
biogeographischen Regionen
des Kontinents. 38 Nationalparks befinden sich direkt am
Grünen Band Europa.
Bild: Grünes Band Europa
Quelle: European Green Belt
Etliche Flächen sind noch nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen
und der Bestand des Grünen Bandes ist durch viele Faktoren
gefährdet. Hierzu gehören Abholzung, Neubau von
Verkehrsinfrastruktur und intensiv-landwirtschaftliche Nutzung.
Doch es gibt noch zahlreiche Flächen, die für den Naturschutz
gesichert werden können.
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2.4.
Transeuropäischer Waldkorridor und osteuropäische
Zugvogelroute
Der dritte Korridor ist der Transeuropäische Waldkorridor, der von
Estland, Lettland, Litauen, Polen, Weißrussland/Belarus, Bulgarien
und Rumänien bis an die türkische Grenze reicht. Waldexperten
von BirdLife haben seit dem Jahr 2000 biologisch wertvolle
Wälder mit einem natürlichen oder zumindest naturnahen
Zustand in Osteuropa kartiert.
Transeuropäischer Waldkorridor
Quelle: NABU Deutschland
Ihre Untersuchungen weisen folgende zentrale Waldtypen für den
Transeuropäischen Waldkorridor auf: Im Baltikum reiche Laubund Mischwälder, in den Hochlagen der Karpaten alpine
Nadelwälder und im Balkan montane Buchenwälder und
thermophile Laubwälder. Diese Wälder bieten Lebensraum für
waldabhängige Tier- und Pflanzenarten. Nur acht Prozent dieser
biologisch wertvollen Wälder sind aktuell geschützt.
Der Schutz und die Vernetzung dieser weitgehend
naturbelassenen Wälder in ausreichender Zahl und Qualität bietet
Lebensraum für das Überleben zahlreicher Populationen und einen
natürlichen Korridor für Wanderungsbewegungen der Arten.
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Gleichzeitig erstreckt sich vom Bosporus bis hinauf ins Baltikum
eine der bedeutendsten Zugvogelrouten Europas. Der Schutz von
biologisch wertvollen Wäldern mit Feuchtgebieten kann hier
entlang der Ostgrenze der Europäischen Union zahlreichen Arten
das Überleben ermöglichen und negative Auswirkungen des
Klimawandels auf Zugvögel durch die Verbesserung der Zug- und
Rastbedingungen abfedern helfen.
2.5. Die Donau
Als zweitgrößter Fluss Europas, der von seinem Ursprung im
Schwarzwald bis zur Mündung ins schwarze Meer über 2800
Kilometer zurücklegt und dabei durch 10 Länder fließt, wird die
Donau zu Recht als Lebensader im Herzen Europas bezeichnet.
Sie stellt eine einzigartige, durchgängige Verbindung von West
nach Ost dar und ist somit optimal als Klimakorridor geeignet.
Die Donau passiert viele verschiedene Landschaften und
Klimazonen, entsprechend vielfältig ist ihre Flora und Fauna.
Entlang der Flussauen befinden sich sowohl trockene Habitate, als
auch Feuchtgebiete von enormer ökologischer Bedeutung,
einzigartiger natürlicher Schönheit und erheblicher Bedeutung für
den Klimaschutz. Nicht nur die traditionelle Kulturlandschaft ist
bedeutend, auch die Bedeutung als zusammenhängendes
Feuchtgebiet mit hoher Artenvielfalt für unzählige Tiere und
Pflanzen. Vor allem die Moorgebiete entlang der Donau gehörten
lange Zeit zu den produktivsten Ökosystemen der Erde und
gewinnen auch wegen ihrer Funktion als Hochwasserpuffer und
Kohlenstoffspeicher immer mehr an Bedeutung.
Verlauf der Donau
Quelle: Wikimedia 2013, Tom Gonzales
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Durch zahlreiche anthropogene Eingriffe im Zuge der
Industrialisierung (Begradigungen, Verschmutzung, Entwässerung
der Feuchtgebiete) sind weite Teile des Donaugebiets weit von
ihrem natürlichen Zustand entfernt, wodurch wichtige ökologische
Funktionen verloren gegangen sind. Rund 80% der Feuchtgebiete
entlang der Donau sind inzwischen verschwunden, Moorgebiete
für land- und forstwirtschaftliche Nutzung fast vollständig
trockengelegt. Flurneuordnungen haben zudem einige
Feuchtgebiete und bedeutende Habitate voneinander isoliert.
Einige Gebiete entlang der Donau wurden deshalb in den letzten
Jahren unter Naturschutz gestellt und Konventionen zum Schutz
und zur nachhaltigen Nutzung der Donau erstellt (IKSD, Danube
River Network, etc.). Auch für den Schutz der Moorkörper entlang
der Donau wurden einige erfolgreiche Konzepte und Initiativen
entwickelt. Die „ARGE Schwäbisches Donaumoos“ in Bayern
arbeitet seit über 20 Jahren zusammen mit Beteiligten aus
regionaler Landwirtschaft und Politik am Erhalt und der
Renaturierung von Moorgebieten. Auch in Rumänien und
Bulgarien gibt es bereits Schutzprojekte, während der Moorschutz
in Serbien und Moldawien noch kaum Unterstützung findet. Nach
wie vor fehlen grenzübergreifende, ganzheitliche Lösungen, um
die bedeutenden Gebiete entlang der Donau vollständig zu
schützen und ihre ökologischen Funktionen wiederherzustellen.
Dies wäre jedoch durch die Gewinnung weiterer
Naturschutzgebiete und die Vernetzung bereits bestehender
Schutzgebiete und Projekte durchaus möglich.
4.
Kommunikation
Für das Gelingen des Projektes ist eine offene und transparente
Kommunikation wichtig. Sie hilft dabei, Bereitschaft, Akzeptanz
und Unterstützung für Klimakorridore bei der europäischen
Bevölkerung zu fördern. Durch eine Verbreitung in den klassischen
Medien, wie Print, Hörfunk und TV, aber auch durch die Schaffung
eines Onlineportals und die Einbindung von Social Media
Netzwerken können zahlreiche Menschen über die Schutzprojekte
informiert und angesprochen werden.
Gleichzeitig werden Möglichkeiten aufgezeigt, sich direkt und
persönlich zu engagieren. Naturefund bietet bei seinen Projekten
eine interaktive Karte an, die tagesaktuell die Entwicklung im
jeweiligen Projekt darstellt und den Menschen die Möglichkeit
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bietet, sich zu engagieren und für den Schutz einer bestimmten
Fläche zu spenden oder eine Patenschaft zu übernehmen. Dadurch
wird auch eine Identifikation mit dem jeweiligen Schutzprojekt
geschaffen.
5.
Ausblick
Der Aufbau von Klimakorridoren erleichtert die
Anpassungsreaktionen der Arten an die Veränderungen durch den
Klimawandel. Nicht alle Arten werden Klimakorridore für eine
Anpassung nutzen bzw. nutzen können. Das Projekt kann dennoch
eine wichtige Maßnahme zum Erhalt der Artenvielfalt sein.
Durch Schutzmaßnahmen und Renaturierung von Flächen werden
zudem messbar Naturschutzerfolge realisiert, die leicht zu
kommunizieren sind. Mit Hilfe der Kommunikation und der
transparenten Darstellung von erfolgreichen Naturschutzprojekten
kann zusätzliches Engagement Menschen wie auch Unternehmen
für den Aufbau von EUKLID, von europäischen Klimakorridoren
gewonnen werden.
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