CVUA OWL

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Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe
Postfach2754, 32717 Detmold
Ruf : (05231) 911-9
Fax : (05231) 911-503
E-Mail : [email protected]
Internet: www.cvua-owl.nrw.de
CVUA OWL
Nr. 139, Juni 2006
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Pilotprojekt CVUA-OWL, welches Anfang letzten Jahres ins Leben gerufen wurde und
zunächst bis Ende nächsten Jahres befristet ist, befindet sich somit nahezu in der Halbzeit.
Andere, uns stark betreffende Ereignisse, wie die Verwaltungsstrukturreform NRW, die
Vogelgrippe und auch die Schweinepest lassen uns kaum die notwendige Verschnaufpause,
um den schon hinter uns gebrachten Weg rückblickend zu beleuchten. Welche Richtung
haben wir eingeschlagen, wo sind wir derzeit, befinden wir uns noch auf dem richtigen Weg
zu unserem Ziel oder müssen Korrekturen vorgenommen werden?
Die Zusammenarbeit der drei Standorte entwickelt sich durchweg positiv. Als Basis für die
gemeinsame, integrierte Einrichtung könnte die Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen
Rechts in Frage kommen. Hier werden in mehreren Arbeitsgruppen derzeit die einzelnen
Aspekte dieser doch sehr weit reichenden Veränderung beleuchtet, um hieraus ein belastbares
Konzept zu entwickeln, welches von allen Beteiligten getragen werden kann. Bereits die
Grundidee erschien Erfolg versprechend genug, um die Einpassung der Untersuchungsämter
in die derzeit konzipierte Verwaltungsstrukturreform der nordrhein-westfälischen
Landesregierung zunächst bis zum Ende des Pilotprojektes auszusetzen. In den anderen
Landesteilen sind ebenfalls Aktivitäten für die Bildung integrierter Untersuchungseinrichtungen der staatlichen und kommunalen Träger festzustellen.
Wir als direkt Betroffene sind überzeugt, dass der eingeschlagene Weg nicht nur der zur Zeit
Richtige ist, sondern auch tragfähig in die Zukunft gerichtet ist, um Verbraucherschutz und
Tiergesundheit dauerhaft gewährleisten zu können. Auch wenn noch sehr viel Arbeit in den
nächsten Monaten auf uns zukommen wird, die bislang erzielten Erfolge verpflichten uns
vom Ziel „Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe“ unter
einheitlicher Trägerschaft an einem Standort in Ostwestfalen-Lippe nicht abzuweichen.
Ihr
gez. Dr. Wilfried Hackmann
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Postille Nr. 139, Juni 2006
Maden im Mehl? Schimmel im Brot? Käfer im Müsli?
Getreide, Mehl und Backwaren dienen sowohl dem Menschen, aber auch den verschiedensten
anderen Organismen als Nahrungsquelle. Im vergangenen Jahr wurden bei einigen im
Rahmen der Lebensmittelkontrolle entnommenen Lebensmittelproben und auch bei
Beschwerdeproben, die von Verbrauchern eingeliefert wurden, Schädlingsbefall, häufig durch
Käfer und auch Kleinschmetterlinge festgestellt.
Schmetterlinge bringt man meist nicht in Verbindung mit Nahrungsmitteln, da die
schädlichen Arten unter dem Namen Motten laufen und nicht als Schmetterlinge betrachtet
werden. Einige gehören aber zu den gefährlichsten Vorratsschädlingen, die wir kennen.
Die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) stammt ursprünglich aus Indien. Heute findet man sie
überall dort, wo mit Getreide und Mehl gearbeitet wird, und in privaten Haushalten wird sie
oft zu einer großen Plage.
Die Motten fliegen im Dunkeln und die Weibchen legen bis zu 300 Eier einzeln auf das Mehl.
Nach dem Schlüpfen aus dem Ei beginnen die kleinen Raupen zu fressen und spinnen dabei
einen klebrigen Seidenfaden, der das Mehl zu Zöpfen zusammenklebt; gleichzeitig wird es
durch die Exkremente dunkel gefärbt und erhält einen üblen Geschmack. Die erwachsene
Raupe verlässt die Nahrung und wandert auf der Suche nach einer Spalte umher, in der sie
sich gut geschützt verpuppen kann. Die Puppe ist etwa 7 mm lang und ganz in einem dichten
weißen Seidenkokon eingesponnen. Die Motte schlüpft nach 2-3 Wochen aus der Puppe.
Die Raupen der Mehlmotte lieben besonders Weizenmehl, gehen aber auch an andere
Mehlsorten, Körner und Samen, und an Nudeln sowie an getrocknete Früchte, Kakao, Nüsse
und Mandeln.
In Mühlen kann das zusammengesponnene Mehl Röhren, Trichter und Siebe verstopfen, so
dass die Arbeit unterbrochen werden muss, bis alles gereinigt und eventuell begast ist.
In Haushalten reicht es gewöhnlich, die verdorbenen Waren wegzuwerfen, man sollte aber
nicht vergessen, dass sich erwachsene Raupen oder Puppen an anderen Stellen versteckt
haben können und nach einige Wochen neue Motten schlüpfen lassen.
Eine Verwandte der Mehlmotte ist die Speichermotte (Ephestia elutella), die aber Nüsse,
Mandeln, Kakaobohnen und Trockenobst bevorzugt.
Meist werden die Tiere mit Rohwaren eingeschleppt. Abfälle unter Regalen und Schränken,
in alter Verpackung und Lagerresten können Brutstätten sein und den Befall am Leben
erhalten. Auch in Maschinen kann sich so viel Abfall ansammeln, dass sich Raupen darin
entwickeln können. Gibt es diese Motten in
einer Fabrik, so besteht immer das Risiko,
dass Eier auf Fertigwaren abgelegt werden,
und dann entsteht das Problem mit den
„Würmern“ im Mehl. Natürlich kann der
Befall auch im Lager oder Geschäft
erfolgen.
In völlig dichte Packungen kann die Raupe
nicht eindringen, gibt es aber die kleinsten
Spalten etwa an Falten, so werden dort die
Eier abgelegt und die ganz kleinen jungen
Raupen können durch diese Öffnungen an
die Nahrung gelangen.
Lebende Raupe und tote Motten in einer Backmischung
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Postille Nr. 139, Juni 2006
Als weitaus größte Insektengruppe sind die Käfer auch reichlich unter jenen Tieren vertreten,
die an Nahrungsmittel gehen. Gewöhnlich trifft man zuerst die Käfer selbst, aber die Larven
richten den größten Schaden an und diese muss man finden, wenn man die Herkunft der Käfer
feststellen will.
Reismehlkäfer aus einer untersuchten Mehlprobe
Eine häufig gefundene Käferart in Mehl- und Körnerwaren ist der Reismehlkäfer. Dieser ca.
3-4mm kleine braune Käfer richtet in Lagern und Verarbeitungsbetrieben von stärkehaltigen
Produkten großen Schaden an, findet sich heute aber auch nicht selten im privaten Haushalt.
Befallenes Mehl wird grau und beginnt zu schimmeln.
Seine Vermehrungsfähigkeit ist groß, ein Weibchen kann mehrere hundert Eier legen und
selbst in dichte Verpackungen eindringen. Andererseits braucht er Wärme zur Entwicklung,
die optimal bei 30°C verläuft. Unter 18°C gibt es keine Entwicklung oder Fortpflanzung.
Der Getreideplattkäfer ist auch ein Schädling, der sehr häufig in Haushalten auftreten kann. Er
kann in vielen trockenen Pflanzenprodukten auftreten, meist in stärkehaltigen wie Mehl, Brot
oder Körnerwaren, aber auch in Dörrobst und Nüssen. Die Käfer sind sehr geschickt und
dringen in kleinste Ritzen und Spalten ein, besonders gelingt dies aber den sehr kleinen, frisch
geschlüpften Larven, die in jede Verpackung eindringen. Den rotbraunen
Leistenkopfplattkäfer findet man auch häufig in privaten Haushalten. Er ist nicht besonders
schädlich, kann aber bei hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit Unheil anrichten, da die
Larven die Keimlinge fressen und in großer Zahl, bis zu 4000 Käfer je kg Getreide, auftreten
können.
Vorbeugen ist besser als Heilen und das gilt auch für die Schädlingsbekämpfung. Küche und
Lager sollten so eingerichtet werden, dass sie für Schädlinge möglichst ungünstig sind.
Baulicherseits sollte dafür gesorgt werden, dass keine Hohlräume als Verstecke für
Schädlinge entstehen. Schränke und Schubladen sollten ohne Fugen sein und man vermeide
Wand- und Deckenverkleidungen, hinter denen Hohlräume entstehen können. Verkleidungen
und Schutzkappen an Maschinen und Transportbändern der Lebensmittelindustrie müssen
leicht zu entfernen sein, damit die Reinigung leicht und oft genug erfolgen kann.
Nahrungsmittel müssen möglichst kühl und trocken aufbewahrt werden. Sauberkeit und
Ordnung sind Grundvoraussetzungen, Schmutz und Abfälle in verborgenen Winkeln sind
gute Brutstätten für Schädlinge und es macht sich bezahlt, diese auszumerzen. In Küche und
Lagerraum sind dicht schließende Behälter vorzuziehen, aber keine Garantie, da die Ware
schon vorher befallen sein kann. Lebensmittel sollten daher nicht allzulange aufbewahrt
werden.
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Postille Nr. 139, Juni 2006
Schimmel entsteht durch oberflächlichen Bewuchs mit Schimmelpilzen. Neben den
nützlichen (Edelpilz- und Blauschimmel-Käse, Salami-Hülle, Botrytis = Edelfäule bei
Weintrauben) gibt es Lebensmittel-verderbende Pilze. Häufig sind Vertreter der Gattungen
Aspergillus (Aspergillus niger = Schwarzschimmel) und Penicillium (Penicillium expansum =
Grünschimmel).
Als Verderbniserreger können Schimmelpilze verschiedene Mykotoxine bilden, die für den
Menschen gesundheitsschädlich sind, z. B. Patulin, Aflatoxine und sind daher unerwünscht.
Schimmelpilze wachsen nicht immer so offensichtlich wie bei verschimmeltem Brot. Oft
kommt
es
vor,
dass
sie
durch
Stoffwechselaktivitäten, wie z. B. die
Bildung von Methylketonen aus kurz- und
mittelkettigen Fettsäuren, das Aroma eines
Lebensmittels
nachhaltig
unangenehm
verändern, und so einen Hinweis auf
Schimmelpilzbefall geben können. Der von
ihnen hervorgerufene Aromafehler wird als
„Parfümranzigkeit“ bezeichnet.
Erst durch eine mikroskopische oder
mikrobiologische Untersuchung ist der
Befall mit Schimmelpilzen dann erkennbar.
Mikro-Aufnahme: Schimmelpilzfäden in einer Gebäckpore
Durch eine falsche oder zu lange Lagerung kann es zum Wachstum von Schimmelpilzen
kommen. Auch hier gilt, dass die Nahrungsmittel kühl und trocken aufbewahrt werden
sollten. Angeschimmelte Lebensmittel sollten nicht mehr verzehrt werden.
(Kreklow)
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