apoFokus apoResearch Anlageinformation Gold – Glänzende Aussichten? > Gold als Währung – Damals und Heute > Edelmetall oder Goldminenaktien > Konjunktur und Ausblick Ausgabe 1│2012 apoFokus apoResearch Anlageinformation Titelfoto: pro aurum Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn/Frankfurt. Die in diesem apoFokus enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie zielen nicht auf das individuelle Anlageprofil des Empfängers ab, sondern enthalten allgemeine Informationen, die eine selbstständige Anlageentscheidung erleichtern sollen. Mit dem apoFokus ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf verbunden. Der apoFokus beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die vorliegende Publikation gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder. Die Inhalte sind sorgfältig recherchiert. Eine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann im Einzelfall aber nicht übernommen werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. 2 Gold – Glänzende Aussichten? Inhalt Zusammenfassung 4 Historischer Rückblick 5 Gold als Zahlungsmittel 6 Gold - Entstehung und Vorkommen 8 Verwendungszwecke von Gold 10 Goldminenwerte 16 Ist Gold teuer? 23 Notenbanken 24 Weltwirtschaftliche Entwicklung 27 Fazit 30 3 apoFokus apoResearch Anlageinformation Zusammenfassung Zusammenfassung Goldpreisentwicklung In den letzten Jahren kannte der Goldpreis nur eine Richtung: Nach oben! Doch es stellt sich die Frage: Wieso steht Gold so stark im Fokus der Anleger? Verschiedene Krisen haben dazu beigetragen, dass sich die Nachfrage nach Sachwerten und damit auch nach Gold so entwickelt hat. Gold als Währung Gold hatte in den letzten Jahrtausenden immer einen Status als Währung oder Währungsersatz und hat diesen bis heute nicht verloren. Der Grund dafür ist das begrenzte Vorkommen. Gold ist nicht – im Gegensatz zu Papiergeld – beliebig vermehrbar. Gold wurde in der gesamten Menschheitsgeschichte als Vermögenswert anerkannt. In allen Staaten der Welt kann Gold in die jeweilige Landeswährung gewechselt werden oder es wird direkt als Tauschmittel eingesetzt. Finanz- und Schuldenkrise Im Jahr 2008 hatte die Investmentbank Lehman Brothers (USA) Insolvenz angemeldet. Der Vertrauensverlust der Banken untereinander bewirkte ein Erliegen des Interbankenhandels und verunsicherte die Investoren. Status Gold als „Sicherer Die Anleger reagierten mit Investitionen in Gold, da das Edelmetall als „Sicherer Hafen“ gilt. Die aufkommende Schuldenkrise der westlichen Nationen förderte zusätzliche Goldinvestitionen, da die Bevölkerungen „Angst“ um ihr Erspartes hatten und das Vertrauen in die Papierwährung schwand. Hafen“ Zusätzliche Nachfrage aus den Schwellenländern Die zunehmende Gewinnentwicklung der Unternehmen in den Schwellenländerstaaten sorgte für Lohnerhöhungen bei der Bevölkerung und damit zu Kaufkraftsteigerungen. Da in Indien und China Gold schon seit Jahrtausenden einen besonderen Status besitzt, kam eine zusätzliche Nachfrage aus diesen Regionen. Auch die chinesische Notenbank hat durch die stark gestiegenen Exportüberschüsse und die dadurch angehäuften Devisenreserven das Ziel, diese mehr zu diversifizieren. In der Vergangenheit wurde vorwiegend in amerikanische Staatsanleihen investiert. Um das Einzelrisiko zu minimieren, veranlasste die chinesische Regierung, neue Gelder verstärkt in den Euro bzw. in Gold anzulegen. In diesem apoFokus soll der Hintergrund der Goldpreisentwicklung aufgezeigt und die Frage geklärt werden, aus welchen Gründen das Edelmetall eine „Renaissance“ erlebt. Neben einem Direktinvestment in physisches Gold werden auch die Aktien der Goldförderer in die Betrachtung mit einbezogen. 4 Gold – Glänzende Aussichten? Historischer Rückblick Historischer Rückblick Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen! Johann Wolfgang von Goethe (Faust I) Was ist Gold? Gold ist chemisch gesehen ein Übergangsmetall und steht im Periodensystem in der Kupfergruppe. Das zugehörige Symbol Au stammt vom lateinischen Aurum - das Gold. Es ist eines der wenigen farblichen Metalle. Dichte Ohne auf weitere naturwissenschaftliche Eigenschaften einzugehen, soll doch die Dichte von Gold herausgestellt werden. Bei 20 Grad Celsius hat Gold ein Gewicht von 19,32 g/cm3 . Zum Vergleich: Wasser hat eine Dichte von 1 g/cm3 (1 m3 = 1 Tonne) Abmessungen Daher sind auch die Abmessungen des in Münzen oder Barren gegossenen Goldes – relativ zu anderen Metallen – gering. Der 1 Kilogramm Barren besitzt die Abmessungen 9 x 4 x 1,8 cm. Bisher geförderte Goldmenge Die gesamte bisher geförderte Goldmenge (2010) wird auf etwa 166.600 Tonnen geschätzt und entspricht mehr als 5,3 Mrd. Unzen (1 Unze = 31,1 g). Würde man dieses Gold in einen Würfel gießen, so bekäme man eine Kantenlänge von ca. 20,44 Metern (8540 m3). Dies entspricht in etwa dem Rauminhalt von drei olympischen Schwimmbecken (ca. 2000 m3 – 3000 m3). Kumulierte Goldproduktion 11% 19% 17% 2% 51% Schmuckwaren 84.200 t offizieller Sektor 29.000 t private Investments 31.100 t andere Fabrikationen 18.700 t nicht nachgewiesenes Material 3.600 t Gesamt 166.600 t Thomson Reuters GFMS, WGC 5 apoFokus apoResearch Anlageinformation Gold als Zahlungsmittel Gold als Zahlungsmittel 4500 v. Chr. Heute geht man davon aus, dass die Goldgewinnung etwa 4500 v. Chr., in der Kupferzeit, begonnnen hat. Die ältesten datierten Goldfunde um diese Zeit wurden in Warna (Bulgarien) gefunden. 4000 v. Chr. Die alten Ägypter (ca. 4000 v. Chr.) entwickelten besondere Techniken für die Goldverarbeitung. Am Anfang war die Gewinnung einfach, da vorwiegend Waschgold aus dem Nil gewonnen wurde. Erst später erfanden sie den Bergbau, um weitere Vorkommen des Edelmetalls zu erschließen. 700 v. Chr. In dieser Zeit wurden die ersten Vorformen von Münzgeld entwickelt. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde eine natürlich vorkommende Legierung aus Gold und Silber (Elektrum) in Lydien (heutige Türkei) geprägt. Der dort lebende König Krösus ließ 560 v. Chr. die ersten Goldmünzen herstellen. Wichtigste Merkmale bei diesen Münzen waren der gleiche Wert und die gleiche Größe. Um dies zu erkennen, wurden alle Münzen mit einem Prägestempel versehen. 225 v. Chr. Die Römer führten erstmals geschlagene Goldmünzen ein. Aus dieser Zeit stammt auch der Aureus, eine Münze mit einem Gewicht von etwa 9 Gramm und einem hohen Reinheitsgrad an Feingold. 310 n. Chr. Die frühere römische Silberwährung erlitt eine dramatische „Inflationierung“. Der Silbergehalt nahm von Prägung zu Prägung neuer Münzen immer weiter ab, und die Bevölkerung akzeptierte zunehmend diese Silberstücke nicht mehr als Tauschmittel. In der darauf folgenden Zeit führte Kaiser Konstantin die Goldwährung ein, in Form eines Solidus. 600 – 1500 n. Chr. Diese erste Währung blieb auch bis in die Zeit der Spätantike (um 600 n. Chr.) bestehen und verbreitete sich als wichtigste Tauschwährung. Mit dem Untergang von Byzanz verschwindet zunehmend auch die Goldwährung. Später wird die Goldwährung zunehmend durch Papiergeld ersetzt. Zum einen ist der Aufwand einer Goldwährung (inkl. des Rohstoffes) zu hoch, zum anderen ist Papiergeld als „Vertrauenswährung“ schneller verfügbar. Gold dient in zunehmendem Maße nur noch als „Vermögensspeicher“, da es zu jeder Zeit als wertbeständig anerkannt wurde. Bretton-Woods-System Etablierung eines internationalen Währungssystems 6 Der Anfang des 20. Jahrhunderts war von Hochinflationsphasen geprägt, mit den bekannten Folgen. In der Zeit vom 1. bis 22. Juli 1944 trafen sich 44 Notenbankgouverneure und Finanzminister der späteren Siegermächte in dem Ort Bretton Woods (New Hampshire), um ein internationales Währungssystem Gold – Glänzende Aussichten? Gold als Zahlungsmittel für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zu schaffen. Es basierte auf der Idee fester Wechselkurse zum US-Dollar. Die USA beeinflussten das globale Währungs- und Finanzsystem maßgeblich. Für den US-Dollar als Leitwährung sprach ein weiteres Argument: Um die 70 % der weltweiten Goldreserven lagerten seinerzeit in den Vereinigten Staaten. Der US-Dollar wurde in einem festen Bezugsverhältnis zum Goldpreis konvertiert. US-Dollar durch Gold gedeckt Der US-Dollar wurde zu einem Preis von 35 USD in eine Goldunze umgetauscht. Die Inflationsgefahr konnte dadurch gemindert werden. Das Problem des mit Gold gedeckten US-Dollarbestandes lag darin, dass das System nur bestehen konnte, solange die USA kein zu hohes bzw. kein anhaltendes Handelsbilanzdefizit erzielten. Ein entstandenes Defizit in der Handelsbilanz musste dann mit Gold ausgeglichen werden. Dafür wurden US-Dollar von den anderen Notenbanken aufgekauft und bei der Federal Reserve Bank in Gold umgetauscht. Die Goldbestände der FED schmolzen in der Folge dahin. Veränderung der Goldreserven im Zeitraum 1950 bis 1975 (in Tonnen) 4.000 2.000 0 -2.000 -4.000 -6.000 -8.000 -10.000 -12.000 USA Deutschland Frankreich Italien Niederlande Österreich Quelle: World Gold Council In den 25 Jahren reduzierten sich die amerikanischen Goldbestände von 20.000 Tonnen auf nur noch rund 8.100 Tonnen. Internationaler Währungsfonds als Kreditgeber Aufgabe des Bretton-WoodsSystems im Jahre 1971 Die Währung bzw. Parität konnte nur solange aufrecht erhalten werden, wie die nationalen Zentralbanken über entsprechende Devisenreserven verfügten. Um Länder mit vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen in Form von Kreditvergaben zu unterstützen, wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) ins Leben gerufen. Tatsächlich entstanden aber die Probleme durch die ansteigenden Leistungsbilanzdefizite seitens der USA in den 1960er Jahren und dem damit einherge7 apoFokus apoResearch Anlageinformation Gold - Entstehung und Vorkommen henden Rückgang der Goldbestände. Da gerade mit den europäischen Ländern diese Defizite aufgebaut wurden, profitierten diese Staaten besonders vom Bretton-Woods-System, allen voran Deutschland. In diesen Ländern stiegen die Goldbestände kontinuierlich an. Zu den hohen Leistungsbilanzdefiziten der USA kamen die steigenden Kosten für den Vietnam-Krieg. Am 15. August 1971 stoppte der damalige Präsident Nixon die Zwangskonvertierung von US-Dollar in Gold. Aufgrund dessen wurden zukünftig alle Währungen in einem freien Wechselkurssystem gehandelt. Gold - Entstehung und Vorkommen Nur in geringer Konzentration vorhanden Häufig Nebenprodukt bei der Förderung anderer Metalle Gold ist weltweit auf der Erde in unterschiedlichen Konzentrationen vorhanden. Der durchschnittliche Goldanteil in der kontinentalen Erdkruste wird auf 4 – 5 Gramm pro 1000 Tonnen Gestein geschätzt. Die größten Vorkommen befinden sich in Australien, den USA, Russland, Mexiko, Neuguinea und Südafrika. Gold in Reinform, also als Nuggets, kommt in der Natur äußerst selten vor. In der Regel ist es in Form von Legierungen vorhanden und wird bei der Förderung von anderen Buntmetallen gewonnen. Es gibt nur wenige Lagerstätten auf der Welt, die ausschließlich auf die Ausbeutung von Gold fokussiert sind. Meist ist das Edelmetall in Gesteinen vorhanden. Der Entstehungsprozess von Gold nimmt Jahrmillionen in Anspruch. Der gezielten Gewinnung über Bergwerke als primäre Vorkommen steht noch die Methode des Goldwaschens in Form von sekundären Vorkommen gegenüber. Das typische Bild des Goldwäschers hat man vor Augen, wenn man an den Goldrausch auf dem „neuen Kontinent“ denkt. Dieses so genannte Seifengold wurde witterungsbedingt aus den Gesteinen gelöst und in Flussbetten geschwemmt. Nach einem ähnlichen Schema sind auch bestimmte Lagerstättentypen entstanden, wo sich das Gold wiederum in Erzkörpern abgelagert hatte. Das größte dieser so genannten Witwaterrand-Goldfelder liegt in Südafrika und hat bis heute mehr als 40.000 Tonnen geliefert. Goldfunde Goldrausch 8 Die Oberflächengoldfunde in Gebirgsflüssen im 19. Jahrhundert führten an den Fundorten zu wahren Goldräuschen. Gold – Glänzende Aussichten? Gold - Entstehung und Vorkommen Die wichtigsten Goldräusche 1695 1820 1848 1851 1886 1893 1896 1980 Brasilien Russland USA Australien Südafrika Australien USA/Kanada Brasilien Minas Gerais Ural / Sibirien Kalifornien Victoria Witwatersrand Kalgoorlie Klondike River Serra Pelada Bei dem in der Vergangenheit gewonnenen Gold handelt es sich in den meisten Fällen um Oberflächenfunde, vorwiegend an fließenden Gewässern. Dieses durch Erosion freigelegte Material konnte ohne viel Aufwand eingesammelt werden. In Anbetracht der Menschenmassen, die in solche Gebiete strömten, um ihr Glück zu finden, waren diese Goldfelder schnell erschöpft. Die primären Lagerstätten konnten zu der damaligen Zeit nicht erschlossen werden. Das in Gestein gepresste Gold wurde zwar teilweise durch Wind, Regen und Temperatureinwirkung freigesetzt, aber das meiste blieb verborgen. Entstehung der primären Vorkommen Wie ist Gold in seiner heutigen Form entstanden? Wie die Ablagerung durch Witterung bzw. Oberflächenabrieb entstanden ist, haben wir schon einmal vorweggenommen. Der Entstehungsprozess ist ansonsten nicht ganz einfach nachvollziehbar, da es sich um sehr komplizierte chemische und physikalische Prozesse handelt. Im Folgenden eine Erklärung darüber, wie Gold in der Art primärer Vorkommen entstanden ist: Epithermale Vorkommen Die epithermalen Vorkommen sind vor etlichen Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten aufgrund von Kontinentalverschiebungen entstanden. Epithermal bedeutet, dass Gold aus mineralischen Adern stammt und in warmen, flachliegenden Gewässern bei Temperaturen zwischen 50 und 200 °C entstanden ist. Diese befinden sich überwiegend in der Pazifikregion und weisen einen Gehalt zwischen 1 Gramm und in äußerst seltenen Fällen bis zu 100 Gramm pro Tonne Gestein auf. Das liegt über dem durchschnittlichen Anteil in der kontinentalen Erdkruste. Einen bedeutenden Anteil der Lagerstätten findet man in Mexiko und den südlicher liegenden mittelamerikanischen Ländern sowie im Norden Südamerikas und auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans in Papua-Neuguinea und Neuseeland. Mesothermale Vorkommen Mesothermale („mittelthermaler Bereich“) Vorkommen entstehen bei dem vulkanischen Prozess der Gebirgsbildung. Bei Temperaturen zwischen 200 und 300 °C lösen sich die Wasseransammlungen aus den Gesteinsschichten 9 apoFokus apoResearch Anlageinformation Verwendungszwecke von Gold und tragen vulkanische Gase und Minerale aus den angrenzenden Bodenschichten ab. Der Goldgehalt bei derartigen Vorkommen ist mit 10 Gramm pro Tonne ausgesprochen hoch, weshalb die Lagerstätten meist der reinen Goldgewinnung dienen. Die bedeutendsten Vorkommen liegen in Nordamerika, an der Ostküste Südamerikas sowie in Afrika und Australien. Porphyrische Kupfer-GoldLagerstätten Eisen-Oxid-Kupfer-GoldLagerstätten Die porphyrischen Kupfer-Gold-Lagerstätten wurden in jungen Gebirgsketten lokalisiert, wo sich vermutlich einmal Teile des Ozeans befanden. Der Ozeanboden tauchte an diesen Stellen unter der Landkruste ab und es stiegen Sulfid-Verbindungen auf, die in Kontakt mit Wasser große Mengen an Gold und Kupfer mit sich trugen. Die entstandenen vulkanischen Gesteine nennt man Porphyr. Die Erzkörper enthalten nur einen sehr geringen Anteil von 0,5 % bis 1 % Kupfer und 0,1 bis 1 Gramm Gold pro Tonne Gestein. Die enorme Größe von mehreren Mrd. Tonnen Erzkörper machen die Gewinnung jedoch ertragreich. Die größte Cu-Au-Lagerstätte ist Chuquicamata aus Chile mit einem Bestand von über 10 Mrd. Tonnen Erz. In den Eisen-Oxid-Kupfer-Gold-Lagerstätten befinden sich so genannte Brekzienkörper mit einem hohen Eisengehalt. Ähnlich den mesothermalen Vorkommen haben sich wahrscheinlich Wasseransammlungen bei sehr hohen Temperaturen aus den Gesteinsschichten gelöst und Mineralien aus den angrenzenden Bodenschichten abgetragen. Die bedeutendsten Lagerstätten befinden sich in Südaustralien und weisen einen Goldgehalt von 0,5 bis 1,5 Gramm pro Tonne auf. Gefördert wird außerdem noch Kupfer mit einem Anteil von 0,5 % bis 2 %. Im südaustralischen Bergwerk Olympic Dam werden darüber hinaus noch bedeutende Mengen an Silber und Uran gefördert. Verwendungszwecke von Gold Insgesamt wird die Nachfrage nach Gold in drei Kategorien eingeteilt: Schmuck, Industrie und Anlagegold. Bis auf geringe Verluste in der Mikroelektronik (durch Entsorgung von Elektronikschrott) wird Gold kaum „verbraucht“. Nachfrage von Gold in 2010 10 Im Jahr 2010 lag die Gesamtnachfrage nach Gold bei 4.231 Tonnen, ein Zuwachs von 9 % gegenüber dem Vorjahr. Physisches Gold für die Schmuckherstellung war mit 2.017 Tonnen (+ 17 %) der größte Posten. Die in den Vorjahren nur schleppende Nachfrage der Schmuckbranche, aufgrund des stark gestiegenen Preises, hat sich damit erholt. Gold – Glänzende Aussichten? Verwendungszwecke von Gold Der Industrieanteil stieg auf 462 Tonnen. Den geringsten Anstieg von 2 % auf 1.367 Tonnen gegenüber 2009 verzeichnete die Investmentbranche. Veränderungen von Angebot und Nachfrage des Goldmarktes in 2001 und 2010 2001 2010 NACHFRAGE 2% 13% 18% 7% 48% Industrie Investment Schmuck Käufe Zentralbank 32% 80% Primärproduktion ANGEBOT 14% Recycling Zentralbank Verkäufe 39% 20% 66% Gesamtmarkt: 3.746 t 61% Gesamtmarkt: 4.231 t Quelle: Heraeus Regionale Verteilung Die asiatischen Regionen waren in 2010 weltweit die stärksten Nachfrager, sowohl für die Schmuckherstellung als auch für direkte Investments. Indien lag mit 963 Tonnen, über 25 % der Gesamtproduktion, weit vorne. Chinas Anteil lag nur bei 180 Tonnen, allerdings mit einem Zuwachs von 70 %. 11 apoFokus apoResearch Anlageinformation Verwendungszwecke von Gold Die Top Ten der Goldproduzenten 2010 (in Tonnen) 400 350 300 250 200 150 100 50 Usbekistan Kanada Ghana Indonesien Peru Südafrika Russland USA Australien China 0 Quelle: Thomson Reuters GFMS Auch in 2011 war China der weltweit größte Goldproduzent. Laut chinesischem Goldverband wurden im vergangenen Jahr 361 Tonnen Gold produziert, ein Zuwachs von 5,9 %. Preisbildung: Goldmünzen und Barren Physisches Gold Es gibt für einen Investor verschiedene Möglichkeiten, am Goldpreis zu partizipieren. Einerseits kann er Gold in physischer Form, sprich als Münzen oder Barren, käuflich erwerben. Andererseits besteht die Möglichkeit, in Aktien von Goldförderern oder in strukturierte Produkte wie Zertifikate auf Gold oder auch in Anleihen (beispielsweise Xetra-Gold) zu investieren. Goldmünzen Eine Anlagemöglichkeit sind Goldmünzen. Diese liegen meist in unterschiedlichen Größen vor. Die Angabe eine Feinunze (31,1034 g) orientiert sich am Apothekergewicht und bezieht sich nur auf den Edelmetallanteil. Mögliche Verunreinigungen oder Legierungsanteile werden vom Feingewicht abgezogen. Je nach Herkunft existieren Münzen zu 1/20, 1/10, 1/4, 1/2 und 1 Unze. Einige Anbieter bieten auch Sonderprägungen als 2 Unzen oder 10 Unzenstücke an. Die Verkaufspreise liegen jedoch – wegen der geringen Auflage – meist über dem Goldpreis plus Aufschlag einer herkömmlichen Münze. Krügerrand Die wohl bekannteste Goldmünze ist der südafrikanische Krügerrand. Diese wurde nach Paul Kruger und dem Gebiet Witwatersrand benannt. Die Münze hat eine Feinheit von 22 Karat (=916,67 ‰). Um die Kriterien einer Feinunze Gold zu erfüllen, hat die Münze ein Gesamtgewicht von 33,93 g. Die Münze besitzt keinen aufgeprägten Nennwert, ist in Südafrika jedoch gesetzliches Zahlungsmittel. Maßgeblich ist das tägliche Goldfixing in London. 12 Gold – Glänzende Aussichten? Verwendungszwecke von Gold Saint Gaudens $ 20 Double Eagle Kurz soll hier der Saint Gaudens 20 USD Double Eagle erwähnt werden. Er wurde von 1907 bis 1933 geprägt und ist die am weitesten verbreitete amerikanische Goldmünze. Es existiert sowohl eine 10 USD als auch eine 20 USD Goldmünze. Das Nominal 20 USD entsprach dem damaligen festgelegten Goldpreis von 20,67 USD. Von 1933 an wurden keine Münzen mehr geprägt, da der Besitz von Gold den amerikanischen Staatsbürgern ab diesem Zeitpunkt verboten war. Der Unterschied liegt hier im Feingewicht. Bei einem Münzgewicht von 33,436 g und einer Feinheit von 900 ‰ ergibt sich nur ein Feingewicht von 30,092 g. Das sollte bei einem möglichen Erwerb im Preis berücksichtigt werden. American Eagle Erstmalig wurde der American Eagle 1986 von der amerikanischen Prägeanstalt (US Mint) herausgegeben. Der Name ist von dem aufgeprägten Adler hergeleitet. Der Nennwert variiert entsprechend dem Feingewicht, der Materialwert ist weit höher. Der Eagle ist ebenfalls gesetzliches Zahlungsmittel in den USA. Die amerikanische Münzprägeanstalt ist verpflichtet, jegliche Nachfrage des „Eagle“ zu befriedigen. Weitere Goldmünzen Die gängigsten Münzen auf dem Markt – neben den vorgenannten – sind: > > > > > > > Attraktivität American Buffalo (USA) Maple Leaf (Kanada) Australian Nugget (Australien) China Panda (China) Gold Britannia (Großbritannien) Gold Libertad (Mexiko) Philharmoniker (Österreich) Um die Attraktivität zu steigern, wechseln bei einigen Goldmünzen jährlich die Motive. Das trifft in erster Linie auf den chinesischen Panda und den australischen Nugget („Kangoroo“) zu, die viele Sammler ansprechen und zum Kauf veranlassen. Die australischen Lunare-Sonderprägungen – die Abbildungen zeigen die chinesischen Tierkreiszeichen – erfreuen sich ebenfalls einer hohen Nachfrage. 13 apoFokus apoResearch Anlageinformation Verwendungszwecke von Gold Sondermünzen der Bundesrepublik Deutschland Der deutsche Staat ist ebenfalls über die Verkaufsstelle für Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland (Weiden) am Goldmünzenmarkt aktiv. Jährlich werden im Wechsel verschiedene Goldmünzen zum Kauf angeboten. Barren Alternativ zu den Münzen stehen auch Barren als Investitionsobjekt zur Verfügung. Die Varianten sind: 5 g / 10 g / 20 g / Unze (31,013 g) / 50 g / 100 g / 250 g / 500 g / 1 kg. Die Feinheiten der Barren liegen alle bei 999,9 ‰. Für den Erwerb sollten die anerkannten Hersteller bevorzugt werden (Heraeus, Umicore, Degussa etc.) 12,5 kg Barren Eine Besonderheit ist der 12,5 kg Barren, der am freien Markt nicht erwerbbar ist. Dieses Goldformat wird ausschließlich unter den weltweiten Notenbanken als Zahlungsmittel oder Lagerprodukt verwendet. Goldpreis Wie bereits erwähnt, sind Angebot und Nachfrage maßgeblich für die Preisfindung verantwortlich. Grundlage ist der aktuell gültige Goldpreis im Moment des Kaufs – wie bei einer Aktie - plus einem Aufschlag für die Münze(n) oder den Barren. Aufschlag (Spread) Als Faustformel für den Aufschlag gilt: Bei einer Unze liegt der Aufpreis zwischen 5 % und 6 %, bei den sonstigen Barren ist das Gewicht ausschlaggebend. Grundsätzlich gilt: Je schwerer, desto geringer der Spread. Beispiel Goldmünze Der aktuelle Rücknahmepreis für einen American Eagle liegt beispielsweise bei 1240 Euro. Bei einem Kauf werden 62 Euro (5 %) Aufschlag verlangt. Damit muss der Investor für eine Unze 1302 Euro bezahlen. Bei Sonderprägungen oder einer Neuauflage am Jahresanfang sind die Spreads meist höher (beispielsweise bei der australischen Lunare Serie das Drachenmotiv oder das Pferdemotiv). Bei großer Nachfrage weiten sich die Spreads aus. Der Händler zahlt bei der Rücknahme einen Aufschlag auf den Goldpreis. Bei einem Weiterverkauf muss der Neukunde diesen Aufschlag zusätzlich zum bisherigen Spread bezahlen. Beispiel Barren 14 Der 31,1 g Barren hat meist einen geringeren Aufschlag (ca. 5 bis 8 Euro weniger) als die geprägte Goldmünze. Ein 100 g Barren (3,215 Unzen) hat nur einen Aufschlag von 2,8 % bis 3 %. Dies entspricht aktuell ca. 113 Euro. Im Verhältnis zu den Münzen sind die Spreads für die Barren geringer. Bei einem ein Kilogramm Barren entspricht das Aufgeld nur noch 1,7 %. Allerdings ist dafür auch eine Investition von über 40.000 Euro nötig. Gold – Glänzende Aussichten? Verwendungszwecke von Gold Goldpreisentwicklung Einer der wichtigsten Aspekte für Gold als realen Vermögenswert ist seine begrenzte Verfügbarkeit. Ergänzend wirken sich die weiter steigenden Förderkosten auf den Goldpreis aus. Der Preis pro Unze muss über den durchschnittlichen Gesamtkosten je Unze liegen, sonst würden die Goldförderer in den geringer profitablen Minen ihre Produktion einstellen. Zukünftig dürfte dieses Wechselspiel sich noch verstärken, da die Goldvorkommen im Untertagebau immer kostenintensiver werden (Energiepreise, Bodentiefe, Lohnkosten etc.). Ganz entscheidend für die Goldpreisentwicklung war die Finanz- und Schuldenkrise in den letzten Jahren. Sowohl in einem inflationären als auch in einem deflationären Umfeld wurde Gold als „Fluchtwährung“ und sicherer Hafen der Geldanlage angesehen. Goldpreis in Euro und USD 2.000 1.500 1.000 500 0 1972 1982 1992 2002 2012 Goldpreis je Unze in USD Goldpreis je Unze in EUR Quelle: Datastream Der fulminante Goldpreisanstieg in den letzten Jahren verdeutlicht die zugenommene Unsicherheit der Investoren. 15 apoFokus apoResearch Anlageinformation Goldminenwerte Goldminenwerte Hoher Diversifikationsgrad ist wichtig Vorsicht bei allgemeinen Bewertungskennziffern Aktienmarkt und Goldpreis entscheidend Spezielle Merkmale von Goldminenwerten Unterscheidung zwischen Ressourcen und Reserven 16 Zur Analyse von Goldminenwerten sind fundamentale Kenntnisse über das zugrundeliegende Edelmetall essenziell. Für das Engagement in Aktien gilt, wie bei allen anderen Assetklassen auch, nie alles auf eine Karte zu setzen. Stattdessen sollten die Risiken auf mehrere Einzelwerte gestreut werden. Bei allen Bewertungskennziffern ist immer ein gewisser Interpretationsspielraum vorhanden. Es ist durchaus möglich, dass ein vordergründig günstig bewertetes Unternehmen zu recht eine niedrige Marktkapitalisierung aufweist, da es unrentabel arbeitet oder die zukünftigen Erwartungen als schlecht beurteilt werden. Andererseits ist nicht gesagt, dass die Erwartungen der Anleger eintreffen. Für eine richtige Analyse sollten daher die Besonderheiten des Sektors einbezogen werden. Wie bereits erwähnt, sind Aktienmarkt und Goldpreis zwei entscheidende Komponenten, die die Performance von Goldminenwerten bestimmen. Setzt eine Abwärtsbewegung am Aktienmarkt ein, findet oft keine selektive Wahrnehmung statt. Anleger ziehen die Gelder meist kollektiv aus dem Aktienmarkt ab, auch wenn bestimmte Unternehmen nach wie vor hochrentabel arbeiten. Kommt es gleichzeitig zu einer verstärkten Nachfrage nach dem Edelmetall selbst, ergibt sich eigentlich eine günstige Kaufgelegenheit. Im Folgenden soll daher auf die speziellen Merkmale von Goldminenwerten eingegangen werden. Die Höhe der vorhandenen Reserven spielt eine entscheidende Rolle. Der Erschließung stehen die entsprechenden Kosten und Genehmigungsverfahren gegenüber. Zu guter Letzt muss beim Absatz berücksichtigt werden, welchen Preis die Unternehmen mit ihren Abnehmern ausgehandelt haben. Ressourcen stellen den Anteil der Vorkommen in der Erdkruste dar. Reserven sind der Anteil an Ressourcen, die unter den gegenwärtigen technischen Voraussetzungen tatsächlich gefördert werden können. Es ist durchaus möglich, dass nach der Erschließung einer Mine unerwartet höhere Reserven anzutreffen sind. Allerdings sollten Anleger sich in jedem Fall nicht von dem Anteil an Ressourcen in einer gewissen Region täuschen lassen. Gold – Glänzende Aussichten? Goldminenwerte Bevor die Förderung in einer Mine beginnen kann, müssen Probebohrungen und Machbarkeitsstudien durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Exploration überhaupt in Angriff genommen werden kann. Darüber hinaus muss eine Genehmigung angefordert und ein Projektplan entworfen werden. Goldreserven 2010 weltweit Kanada Kanada 990 990 tt Russland Russland 5.000 5.000 tt Usbekistan Usbekistan 1.700 1.700 tt USA USA 3.000 3.000 tt China China 1.900 1.900 tt Mexiko Mexiko 1.400 1.400 tt Papua-Neuguinea Papua-Neuguinea 1.200 1.200 tt Ghana Ghana 1.400 1.400 tt Peru Peru 2.000 2.000 tt Chile Chile 3.400 3.400 tt Indonesien Indonesien 3.000 3.000 tt Brasilien Brasilien 2.400 2.400 tt Südafrika Südafrika 6.000 6.000 tt Australien Australien 7.300 7.300 tt Quellen: US Geological Survey, geschätzte Reserven Unterschiedliche Gewinnungsmethoden Es gibt eine Vielfalt unterschiedlicher Gewinnungsmethoden. Bereits in der Antike griff man auf das Goldwaschverfahren zu, da man schon seinerzeit wusste, dass es sich um ein Schwermetall handelt. Das Gewicht beträgt nahezu das Achtfache von Kiesgestein und wiegt fast zweieinhalbmal so viel wie Eisen. Heutiges Goldwaschverfahren Beim heutigen Goldwaschverfahren werden Maschinen zur Trennung des Goldes aus dem Sand oder den Erzen eingesetzt. Auch hier beruht das Prinzip der Gewinnung auf der hohen Dichte des gelben Edelmetalls, das sich bei Aufschlämmung unten absetzt. Wird Quecksilber der Schlämme beigemischt, bindet es das Gold, und es entsteht die silberfarbene Legierung Amalgam. Anschließend wird das Quecksilber erhitzt, und man erhält Gold in Reinform. Cyanidlaugung mit Blausäure Der Gewinnungsprozess unter der Verwendung von Blausäure wird als Cyanidlaugung bezeichnet. Im ersten Schritt findet eine Verkleinerung der Sandkörnchen statt, bis diese staubfein sind. Durch die Beimischung vom Natriumsalz der Blausäure HCN lösen sich die Metallteilchen auf und binden sich chemisch. Das Sickerwasser wird im nächsten Schritt gefiltert, bevor aus dem braunen Schlamm das Rohgold herausgewaschen wird. 17 apoFokus apoResearch Anlageinformation Goldminenwerte Einsatz eines elektrischen Spannungsfeldes Höhe des primären Goldangebots Beim Anodeverfahren werden durch den Einsatz elektrischer Energie Metalle aus dem Schlamm gelöst. Man sollte sich zunächst ein elektronisches Spannungsfeld vorstellen. Der Pluspol wird als Anode bezeichnet, und die Kathode ist der Minuspol. Bei der so genannten elektrolytischen Raffination scheidet das gereinigte Metall an der Kathode ab. Der Rekord der primären Produktion wurde im Jahr 2001 mit einer Fördermenge von 2.646 Tonnen erreicht. Seither hat ein stetiger Rückgang bis zu 2.400 Tonnen im Jahr 2008 stattgefunden, obwohl der Goldpreis gestiegen ist. Im anschließenden Zeitraum hat die Produktion stark zugenommen. Dies resultiert aus der Erschließung und Inbetriebnahme neuer Minen, die einen zeitlichen Vorlauf benötigen. Erst in 2010 wurde der einstige Rekord mit einer Fördermenge von knapp 2.700 Tonnen wieder eingestellt. Primäre Produktion (in Tonnen) 2.750 2.700 2.650 2.600 2.550 2.500 2.450 2.400 2.350 2.300 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2.250 Quelle: Thomson Reuters Recycling 18 Ein großer Anteil an Altgold kann auch durch Recycling gewonnen werden. Aufgrund der verbesserten Infrastruktur in diesem Gebiet lag der Anteil am Goldangebot im Jahr 2011 bei 1.700 Tonnen und hat sich seit Beginn des Jahrhunderts fast verdreifachen können. In der allgemeinen Diskussion um die Knappheit an Ressourcen wird dieser Punkt häufig vernachlässigt. Allein schon in den schnelllebigen Technologiesegmenten wie bei Computern und Handys kann eine hohe Ausbeute aus alten Geräten erzielt werden. Gold – Glänzende Aussichten? Goldminenwerte Goldrecycling weltweit (in Tonnen) 1.800 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 0 Quelle: Thomson Reuters GFMS Unrentable Gewinnungsmethoden Voraussetzungen für Inbetriebnahme Die Kostenseite Technisch zu bewerkstelligen, allerdings nicht rentabel, ist die Gewinnung aus dem Meer oder die Goldsynthese. Im Salzwasser der Ozeane ist Gold nur in äußerst geringer Konzentration vorhanden, wenngleich das gesamte Volumen die bisher geförderte Menge um ein Vielfaches übertreffen würde. Die künstliche Herstellung von Gold ist seit dem 20. Jahrhundert im Rahmen der Kernfusion machbar, wobei das Edelmetall in sehr kleinen Mengen als Nebenprodukt anfällt. Bis zum Produktionsbeginn einer Mine können mehrere Jahre vergehen. Neben den Fördermöglichkeiten an sich müssen standorttechnische Faktoren berücksichtigt werden. Die vorhandene Infrastruktur und Logistik sollte vorhanden sein. Das politische Risiko und die Höhe der Steuern sind mit ein Grund dafür, dass in einigen Teilen der Erde nicht gefördert wird. Die Umweltauflagen spielen hierbei auch eine bedeutende Rolle. Zur Erschließung sind moderne Maschinen und entsprechendes Know-how notwendig. Die Kostenseite im Betriebsergebnis setzt sich im Wesentlichen aus dem Material- und Personalaufwand sowie den Abschreibungen zusammen. Im Finanzergebnis spielen die Finanzaufwendungen eine bedeutende Rolle. In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld haben Goldminenförderer, wie andere Unternehmen auch, mit steigenden Kosten auf der Finanzierungsseite zu kämpfen. 19 apoFokus apoResearch Anlageinformation Goldminenwerte Betriebliche Aufwendungen Für die Installation und Ausbeutung einer Mine sind beachtliche Mengen an Strom, Stahl und Sprengstoff nötig. Diese haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, wenngleich der Goldpreisanstieg wesentlich steiler verlief. Hinsichtlich der Personalaufwendungen sind gerade im einstigen Förderland Nummer eins, Südafrika, die Löhne und Gehälter stark angestiegen. Gesamte Produktionskosten Global betrachtet lagen die durchschnittlichen Gesamtkosten zur Förderung einer Unze im dritten Quartal 2011 bereits bei 1.200 USD. Dabei haben große Unternehmen sicherlich bessere Karten und weisen ein vergleichsweise niedriges Risiko auf. Das ist unter anderem auf die Synergieeffekte und die Expertise auf diesem Gebiet zurückzuführen. Zudem sind sie meist global aufgestellt. Kleine und mittelgroße Förderer sollten aber nicht gänzlich aus den Augen gelassen werden, sofern diese ein hohes Wachstumspotenzial aufweisen und deshalb auch als mögliche Übernahmekandidaten gehandelt werden können. Die Höhe der Kosten zur Förderung einer Unze kann aber auch aus einem anderen Grund sehr unterschiedlich ausfallen. Neben Gold werden von den meisten Unternehmen der Branche beachtliche Mengen an Silber und Kupfer gefördert. Die Höhe des Gewinns hängt also auch davon ab, wie hoch der Anteil aller Buntmetalle im Gestein ist. Auf der Kostenseite wiederum hat das bedeutende Auswirkungen bei der Zurechnung der entstandenen Kosten auf die produzierte Menge bzw. Absatzmenge der jeweiligen Edel- und Buntmetalle. Zu berücksichtigen ist bei solchen Aspekten immer, dass bei der Bewertung buchhalterisch ein gewisser Handlungsspielraum vorhanden ist. Absicherungsgeschäfte Beim Absatz spielen bei Rohstoffunternehmen generell die so genannten Hedging-Strategien eine bedeutende Rolle. Bei solchen Absicherungsgeschäften wird im Vorhinein vereinbart, zu welchem Preis der Käufer die Ware des Goldproduzenten zu einem späteren Zeitpunkt abnehmen muss. Ist der vereinbarte Preis niedriger als der am Markt tatsächlich gehandelte Preis, sind Förderer mit einem hohen Bestand an Absicherungsgeschäften klar im Nachteil. In der Annahme eines weiter steigenden Goldpreises haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Produzenten den Bestand an Termingeschäften stark reduziert und sind mit dieser Strategie gut gefahren. Besonders offensiv ausgerichtete Förderer haben sogar bestehende Terminkontrakte zurückgekauft. 20 Gold – Glänzende Aussichten? Goldminenwerte Eine Übersicht der größten Goldförderunternehmen Barrick Gold Die Barrick Gold Corp. ist seit der Übernahme des heimischen Konkurrenten Placer Dome Anfang 2006 der weltweit größte Minenbetreiber. Die Marktkapitalisierung lag Ende Januar 2012 bei 49,2 Mrd. USD. Das Bergbauunternehmen aus Toronto (Kanada) verfügt über 26 Standorte in Kanada, den USA, Peru, Chile, Argentinien, Papua-Neuguinea, Australien, Russland, Tansania und Südafrika mit einem geschätzten Zugriff auf 140 Mio. Unzen. Im Jahr 2010 betrug die geförderte Menge 7,77 Mio. Unzen bei durchschnittlichen Gesamtkosten in Höhe von 944 USD je Unze. Newmont Mining Die US-Amerikaner aus Denver sind als Holding ebenfalls global breit aufgestellt, wenngleich zwei Drittel der Fördermenge auf den Heimatmarkt entfällt. Die Marktkapitalisierung lag zuletzt bei 30,3 Mrd. USD. Die durchschnittlichen Gesamtkosten je Unze lagen 2010 bei 803 USD mit einer geförderten Menge von 6,45 Mio. Unzen. AngloGold Ashanti Aus einer Fusion des ghanaischen Bergbauunternehmens Ashanti Goldfields Corporation mit der Tochtergesellschaft AngloGold von Anglo American plc. entstand 2004 ein neuer Riese auf dem afrikanischen Kontinent. Der internationale Expansionskurs hat vor allem vor fünf Jahren eingesetzt. Die Marktkapitalisierung beträgt 17,7 Mrd. USD. Die Gesamtkosten beliefen sich bei einer Produktion von 4,52 Mio. Unzen im Jahr 2010 auf 977 USD je Unze. Newcrest Mining Die Australier mit Sitz in Melbourne sind auf Expansionskurs, der überwiegend durch Übernahmen vorangetrieben wird. 2010 wurde die australische Nummer zwei, Newcrest Lihir Gold, übernommen. Die geschätzten Goldreserven umfassen etwa 100 Mio. Unzen. Die Strategie sich mit Übernahmen Marktanteile zu sichern, soll auch in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Die Gesamtkosten je Unze beliefen sich 2010 auf 952 USD bei einer geförderten Menge von 1,76 Mio. Unzen. Schwerpunkte der Produktion liegen neben Australien überwiegend in anderen Ländern der Pazifik-Region wie Indonesien und Papua Neuguinea. Goldcorp Die Kanadier sind in nahezu ganz Amerika präsent und verfügen mit Red Lake in Ontario über eine der größten Goldminen der Welt. Für die Erforschung neuer Fundstellen setzte man im Jahr 2000 auf das Wissen von Hobbygeologen, als man hierfür 400 Megabyte an Daten ins Internet stellte. Die gesamten Goldreserven werden auf 60,1 Mio. Unzen geschätzt. 2010 betrug die geförderte Menge 2,52 Mio. Unzen bei durchschnittlichen Gesamtkosten von 873 USD je Unze. 21 apoFokus apoResearch Anlageinformation Goldminenwerte Kennzahlen führender Goldproduzenten Unternehmen Barrick Gold Newcrest Mining Goldcorp AngloGold Ashanti Newmont Mining Land Kanada Australien Kanada Südafrika USA Marktkapitalis. GoldGoldreserven produktion Förderkosten Mio. Unzen 2010 Mio. Unzen 2010 USD pro Unze Gesamtkosten 31.01.2012 Mrd. USD 49,2 27,4 39,9 17,7 30,3 140 100 60,1 71,2 93,5 7,77 1,76 2,52 4,52 6,45 341 392 274 638 485 944 952 873 977 803 2010 USD pro Unze Quelle: Bloomberg, Onvista, Earth Resource Investment Group Hebeleffekt bei Goldminenwerten Goldminenwerte unterscheiden sich deutlich voneinander. Damit Gewinne erwirtschaftet werden, müssen die durchschnittlichen Gesamtkosten einer Unze unter dem Preis auf den Spot- oder Terminmärkten liegen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Förderkosten einer Unze zu, die gleichzeitig die Preisunterschwelle für den Anbieter darstellen. Je höher die Produktionsmenge, desto niedriger sind die durchschnittlichen Gesamtkosten einer Unze. Das Unternehmen wird bei einer geringen Produktionsmenge zunächst nur einen Teil der fixen Kosten decken können. Ab einer gewissen Ausbringungsmenge wird die Gewinnschwelle (Break-even-Point) durchbrochen. Ein Unternehmen mit niedrigen Förderkosten wird bei einem hohen Goldpreis von der Ausweitung der Produktionsmenge überdurchschnittlich profitieren. Auf der anderen Seite haben Unternehmen mit höheren Förderkosten und einem niedrigeren Fixkostenblock den Vorteil, bei einem niedrigen Goldpreis die geförderte Menge leichter zurückfahren und die Verluste begrenzen zu können. Große Anzahl an Wettbewerbern Kontinuierlicher Rückgang bei Absicherungsgeschäften 22 In den 1970er Jahren fand der Großteil der Förderung fast ausschließlich in Südafrika statt, wobei die zehn größten Unternehmen 80 % des Goldes förderten. Der Preisanstieg und die Entwicklungen neuer Technologien haben mehr Anbieter auf den Markt gelockt. Im Rahmen einer Marktbereinigung kam es in den letzten Jahren zu zahlreichen Übernahmen. Es darf angenommen werden, dass sich dieser Trend auf absehbare Zeit fortsetzen wird. Einerseits haben sich die Kosten in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Andererseits hat im gleichen Zeitraum ein kontinuierliches Dehedging (also ein Rückgang der Absicherungsgeschäfte beim Goldpreis) stattgefunden. Ende 2010 lagen die Hedge-Kontrakte bei 151 Tonnen und damit bei dem niedrigsten Wert seit der Aufzeichnung von Thomson Reuters GFMS (Gold Fields Mineral Services) in den 1980er Jahren. Die neuen Rekordpreise haben Gold – Glänzende Aussichten? Ist Gold teuer? aber dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach Absicherungsstrategien zuletzt wieder zugenommen hatte. An den Aktienmärkten ließ die Performance von Goldminenwerten zuletzt zu wünschen übrig. Ein mögliches Indiz ist, dass Anleger davon ausgegangen sind, dass eine Korrektur des starken Goldpreisanstieges wohl überfällig ist. Außerdem ging die Furcht um, dass bei einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung eine Liquidationswelle einsetzen könnte, die den Goldpreis in die Knie zwingen würde, ähnlich wie es im Jahr 2009 der Fall war. Die größten Goldförderländer Geografisch gesehen hat Südafrika seinen Status als größtes Goldförderland einbüßen müssen. Australien, China und die USA haben das Land am Kap der guten Hoffnung überholt. Eine Tendenz ist dahingehend erkennbar, dass viele Großunternehmen in Richtung Westafrika ausweichen. Südafrika macht die starke heimische Währung Rand zu schaffen. Die Erlöse finden in US-Dollar statt, während die Kosten in der eigenen Währung anfallen. Die Minen sind inzwischen bis zu einer Tiefe von mehr als 4000 Metern erschlossen worden, was die Förderung verteuert. Die Förderkosten in den westafrikanischen Ländern sind dagegen vergleichsweise gering. Nicht nur, dass das Gold nicht in derartigen Tiefen gefördert werden muss,für die westafrikanischen Länder sprechen auch niedrigere Löhne und günstigere Währungen. Ist Gold teuer? Dow-Gold-Ratio Diese Frage kann nur indirekt beantwortet werden. Zu diesem Zweck wird der aktuelle Dow-Jones-Index durch den Goldpreis dividiert (Dow-Gold-Ratio). Der berechnete Wert gibt die Anzahl von Goldmünzen wieder, die für einen Dow Jones Index „bezahlt“ werden muss. Entwicklung des US-Aktienbarometers Dow Jones, gemessen in Unzen Gold 45 30 20 Gold besser als Aktien Gold besser als Aktien 10 Durchschnittswert: 13,6 5 Aktien besser als Gold 1 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 Quelle: eigene Berechnungen,Thomson Reuters 23 apoFokus apoResearch Anlageinformation Notenbanken In einem langen Zyklus (seit 1968) zeigt sich, dass es gute und schlechte Zeiten für Aktien im Verhältnis zu Gold gab. Die Pfeile in der Grafik markieren die Zeiten, in denen es vorteilhafter war, in Aktien oder in Gold investiert zu sein. Der Tiefpunkt für Aktien lag im Jahr 1980 bei einer Bewertung von etwa 1,35 Unzen Gold für den Dow Jones Index, der Umkehrpunkt (2000) bei ca. 41,5 Unzen. Notenbanken Die Goldbestände der Notenbanken stammen hauptsächlich noch aus der Zeit des Goldstandards (Bretton Woods System, vgl. S. 6). Bemerkenswert ist der große Anteil der ETF´s (Exchange-Traded Funds = börsengehandelter Fonds), die in den letzten Jahren über 2.400 Tonnen physisches Gold für die Anleger gekauft haben. 287 282 280 228 Libanon Spanien Österreich Belgien 323 310 Saudi-Arabien Großbritannien 383 373 Portugal Venezuela 502 422 EZB 558 Indien Taiwan 765 613 Japan Niederlande 1.040 871 Schweiz Russland 2.416 ETF's China IWF Deutschland USA 1.054 2.452 2.435 Italien Frankreich 3.396 2.814 8.134 Alle Länder, deren Goldbestände über 200 Tonnen liegen (Stand Januar 2012) Quelle: World Gold Council /GFMS Gold ein Relikt? In zunehmendem Maße setzte sich Ende des 20. Jahrhunderts bei den Notenbanken die Erkenntnis durch, dass Gold als Währungsreserve nicht mehr notwendig sei. Die Steuerung der Geldpolitik über Leitzinsen und Offenmarktgeschäfte wird vollkommen unabhängig von Gold durchgeführt. Das Vertrauen der Marktteilnehmer und der Menschen in die jeweilige Papierwährung führten die Edelmetallunterlegung ad absurdum. 24 Gold – Glänzende Aussichten? Notenbanken Verkäufe der Notenbanken Um den Goldpreis nicht durch massive Verkäufe der Zentralbanken zu drücken, wurde die Absprache getroffen, dass insgesamt nicht mehr als 500 kg Gold (2. Goldabkommen 2004) pro Jahr veräußert wird. Im 1. Goldabkommen wurde das obere Limit noch bei 400 kg pro Jahr als Obergrenze ausgegeben. Beispiel Großbritannien Ausgelöst wurde diese Vereinbahrung durch die Goldauktionen der britischen Zentralbank, die im Zeitraum 1999 bis 2002 alle zwei Monate zwischen 20 und 25 Tonnen Gold in einer Auktion verkaufte. Während der drei Jahre veräußerte die Bank of England 395 Tonnen Gold zu einem durchschnittlichen Preis von 275 US-Dollar je Feinunze. Die Begrenzung der Verkäufe durch das Goldabkommen der Notenbanken stabilisierte den Goldpreis wieder. Investoren legen vermehrt in Gold an Beispiel China und Indien Seit 2004 entwickelte sich eine kontinuierliche Nachfrage nach physischem Gold von Investorenseite, vor allem über Exchange-Traded Funds (ETF´s), aber auch nach Münzen und Barrengold. Zum einen ist dies auf den zunehmenden Wohlstand der Schwellenländer zurückzuführen. In China und Indien hat Gold einen besonderen Status. Nicht nur zur Hochzeitssaison der Inder, sondern auch als werthaltiges Vermögensmetall. In China stieg die Nachfrage mit der zunehmenden Kaufkraft der Bevölkerung an. Ein weiterer Faktor ist der chinesische Staat. In der Vergangenheit investierte dieser seine Devisenreserven bevorzugt in amerikanische Staatsanleihen. Mit dem zunehmenden „Verfall“ des US-Dollar zum chinesischen Yuan traten Buchverluste auf, die zukünftig verhindert werden sollen. Daraufhin entdeckte auch die chinesische Regierung das Edelmetall Gold, zum einen zur Diversifikation ihres Reserveportfolios, zum anderen auch als Absicherung gegenüber dem US-Dollar. Goldnachfrage weltweit (Q1 2010) Indien 19,8% Andere 34,2% Russland 2,4% Indonesien 1,5% Ägypten 2,4% Vereinigte Arabische Emirate 3,0% China 17,6% Saudi Arabien 3,8% USA Türkei 10,9% 4,4% Quelle: World Gold Council 25 apoFokus apoResearch Anlageinformation Notenbanken Der Anteil der chinesischen Nachfrage stieg von 10 % in 2006 auf 18 % in 2009. Auch im ersten Quartal 2010 blieb dieser Zuwachs ungebrochen. Trendwende bei den Zentralbanken Bei den Notenbanken hat seit 2010 ein Umdenken stattgefunden, vom Nettoverkäufer in den letzten 20 Jahren zum Nettokäufer. Neben China und Indien investierten auch die Türkei und Russland. Die Zukäufe summierten sich 2011 auf etwa 430 Tonnen Gold. Goldnettokäufe und -verkäufe der Zentralbanken (in Tonnen) 500 300 100 -100 -300 -500 2011 2009 2007 2005 2003 2001 1999 1997 1995 1993 1991 1989 -700 Quelle: WGC Krisenwährung Gold Finanzkrise Nach dem Konkurs von Lehman Brothers und der Immobilienkrise in den USA suchten die Anleger, ob institutionell oder privat, nach einem „sicheren Hafen“ für ihr Erspartes. Gold erfüllte die Ansprüche der Investoren: Historisch war Gold immer ein Währungsersatz und repräsentierte zu jedem Zeitpunkt einen Wert. Es war überall eintauschbar, es gab kein Emittentenrisiko, und es ist nicht beliebig vermehrbar. Schuldenkrise Die aufkommende Schuldenkrise und die Frage, wie sie zu lösen ist, verstärkte die Nachfrage nach dem Edelmetall. In diesem Zusammenhang gilt Gold als „Angstwährung“ vor einem Währungsschnitt, aber auch als Schutz vor einer Inflationierung der Papierwährung. Die anhaltende Sachwertediskussion, aufgrund des Vertrauensverlustes in die Papierwährungen und die Suche nach wertstabilen Anlageformen, trieb den Goldpreis immer weiter nach oben. Zusätzlich sprangen die Spekulanten an der Terminbörse CBOT auf diesen Trend auf und wetteten auf weiter steigende Kurse. Dadurch hat die Schwankungsbreite des Goldpreises stark zugenommen und wird auch zukünftig bestehen bleiben. 26 Gold – Glänzende Aussichten? Weltwirtschaftliche Entwicklung Weltwirtschaftliche Entwicklung Da die Schuldenkrise derzeit im Fokus der Anleger steht und die Notenbanken weiterhin am Anleihenmarkt durch Aufkäufe von Staatsanleihen von hochverschuldeten Ländern aktiv sind, bleibt die Unsicherheit für Investoren hoch. Es lässt sich nur schwer vorhersagen, wie die weitere Entwicklung voranschreitet. Ob Griechenland gerettet wird oder aus dem Staatenverbund der Eurozone austritt, ist derzeit offen. Inwieweit andere kriselnde EU-Staaten in ihrer wirtschaftlichen Leistung oder im Schuldenabbau vorankommen, wird erst die Zukunft zeigen. Aber auch der konjunkturellen Entwicklung in den USA und dem dortigen Schuldenabbau messen die Marktteilnehmer einen hohen Stellenwert bei. Da derzeit der Wahlkampf für das Präsidentenamt im Vordergrund steht, dürfte die Schuldenproblematik auch ein Wahlkampfthema werden. Eine Lösung der Verschuldungsproblematik oder die Reduktion der 15.300 Milliarden USDollar ist derzeit nicht in Sicht. Szenarien zum Schuldenabbau Eine Frage ist derzeit vollkommen offen: Wie entschulden sich die Staaten? Das vorteilhafteste Szenario wäre ein Schuldenabbau durch Wachstum des Bruttoinlandproduktes. Hierdurch würde das Steueraufkommen steigen, das zur Konsolidierung des Haushalts und zum Schuldenabbau genutzt werden könnte. Bei einer Fortsetzung der aktuellen Politik würden die Preise und damit die Inflation anziehen. Dadurch könnte der Staat über die Zeit die Schuldenlast inflationieren. Nominal liegt der Rückzahlungsbetrag einer Staatsanleihe bei 100 %, real reduziert sich dieser durch die Inflation. Problem 1 vs. Wachstumsszenario Da viele Staaten durch den hohen Verschuldungsgrad kein Geld für Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft besitzen, könnten mögliche Konjunkturprogramme nur über die Wirtschaftsgemeinschaft (EU) aufgelegt werden. In stark verschuldeten Staaten kommt es durch die geforderten Sparmaßnahmen aber eher zu Rezessionsszenarien. Da damit die Einnahmenseite unter Druck gerät, steigt der prozentuale Verschuldungsgrad am BIP an. Die Nachfrage in diesen Ländern nach Importgütern wird ebenfalls rückläufig sein. In den exportlastigen Nationen (beispielsweise Deutschland) sinkt entsprechend die Wirtschaftsleistung, sofern keine anderen Abnehmer für die 27 apoFokus apoResearch Anlageinformation Weltwirtschaftliche Entwicklung Exportgüter gefunden werden. Aufgrund dessen sinkt auch in diesen Ländern die Wachstumsrate. Problem 2 Die Refinanzierung von auslaufenden Staatsanleihen wird – wenn überhaupt noch möglich – teurer, und mit der zunehmenden Zinslast steigt der Verschuldungsgrad weiter an. Um dem auszuweichen, könnte ein hochverschuldetes Land aus der Staatengemeinschaft austreten. Der „separate“ Staat kann nun durch die Einführung einer eigenen Währung diese abwerten, um wieder international wettbewerbsfähiger zu werden. Nachteil: Die Altschulden denominieren immer noch in der „harten Auslandswährung“, eine Rückzahlung für das Land wäre noch schwieriger. In einem solchen Rezessionsszenario dürfte auch der Goldpreis leiden, jedoch weitaus geringer als die Papierwährung, da das Vertrauen in Sachwerte bestehen bleibt. Der Sicherheitsaspekt des eigenen Vermögens steht im Vordergrund. Inflation innerhalb der EU derzeit kaum ein Thema Das Inflationsszenario ist in den Augen von Deutschland – bedingt durch die Vergangenheit – ein Schreckensszenario. Andere Länder haben eine ganz andere Sichtweise darauf, gerade die Amerikaner. In Anbetracht einer Rezession in vielen Euro-Ländern dürfte die Inflation 2012 keine große Rolle spielen und die EZB gelassen bleiben. Im Gegenteil: Eine rückläufige Inflationsrate gegenüber 2011 dürfte noch Zinssenkungspotenzial für die Leitzinsen eröffnen, womit viele Volkswirte auch rechnen. Die Sparzwänge in den am höchsten belasteten Staaten fördern diese Annahme. Allerdings haben die Amerikaner eine andere Strategie, um das Wirtschaftswachstum zu beflügeln. Durch immer neue Liquiditätsspritzen der Notenbank wird die Geldmenge stark erhöht und zudem über kurz oder lang die Inflationsrate steigen. Diese Inflation könnte sich über den Warenexport aus den USA in die Länder der Handelspartner übertragen. Bedingt durch die „Inflationierung“ des Papiergeldes werden ebenfalls Sachwerte gefragt sein. Da gerade auch Gold aus Sicht der Investoren ein solcher Sachwert ist, wird der Goldpreis in einem Inflationsumfeld ebenfalls tendenziell steigen. Investitionsmöglichkeiten Die Möglichkeiten für eine Anlage in physisches Gold sind vielfältig. Die erste Entscheidung ist: Indirekt oder Direkt. 28 Gold – Glänzende Aussichten? Weltwirtschaftliche Entwicklung Indirekt Eine indirekte Anlage kann zum Beispiel ein Zertifikat auf Gold oder ein swapbasierter ETF sein. Bei beiden partizipieren die Anleger am Goldpreis, jedoch tragen sie ein Emittentenrisiko. Spezialisierte Fonds Weiterhin besteht die Möglichkeit, über die Goldförderer indirekt am Goldpreis zu partizipieren. Hier existieren spezielle Aktienfonds, die ausschließlich in Goldminengesellschaften investieren, oder Rohstofffonds, die versuchen, die gesamte Rohstoffförderung abzudecken und Goldförderer beimischen. Direkt Bei direkten Investments können Anleger über ihre Bank physisches Gold kaufen. Die Lagerung des Edelmetalls obliegt in diesem Fall dem Kunden. Weiterhin existieren auch Fonds, die direkt in physisches Gold investieren. Hier wird die Lagerung von den Fondsinitiatoren durchgeführt. Auch in eine Anleihe (Xetra-Gold), bei der das Edelmetall direkt erworben und hinterlegt wird, kann investiert werden. Beachtet werden sollte die Möglichkeit der Auslieferung auf Anfrage. Die Auslieferungskonditionen und die Stückelung sind sehr unterschiedlich. Wechselkurs EUR/USD Grundsätzlich darf bei einem Investment in Gold der Wechselkurs EUR/USD nicht außer Acht gelassen werden. Der Goldpreis und der US-Dollar besitzen eine negative Korrelation, d. h. wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro fällt, steigt der Goldpreis. Bei verstärkten Investments an den Terminbörsen wird diese Korrelation zeitweise aufgehoben, wie in nachstehender Grafik zu erkennen ist. Goldpreis versus Euro/US-Dollar Wechselkurs 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 2002 200 500 800 1.100 1.400 1.700 2.000 2004 2006 2008 2010 2012 US $ TO EURO (WMR&DS) - EXCHANGE RATE Gold Bullion LBM U$/Troy Ounce (rechte Skala, invertiert) Quelle: Datastream 29 apoFokus apoResearch Anlageinformation Fazit Besonderheiten für deutsche Anleger Zwei Besonderheiten existieren noch für deutsche Anleger: Gold ist im Gegensatz zu Silber von der Mehrwertsteuer befreit. Dies ist auf den geringen industriellen Nutzen des Edelmetalls zurückzuführen. Für einen deutschen Anleger ist Gold, nach einer Haltedauer von einem Jahr, steuerfrei. Allerdings können mögliche Kursverluste auch nur in dieser Zwölfmonatsfrist geltend gemacht werden. Fazit Die Finanzkrise und Schuldenproblematik der Staaten haben die Anleger in den „letzten Hort“ der Sicherheit getrieben: Gold. Die begrenzte Verfügbarkeit des Edelmetalls bewirkt bei den Investoren den Eindruck der Werthaltigkeit. Dow/Gold-Ratio Der vielbeachtete Dow/Gold-Ratio-Indikator zeigt auf Basis des aktuellen Dow Jones Indexes ebenfalls noch keine Übertreibung – historisch betrachtet. Ein weiterer Anstieg des Goldpreises oder ein Rückgang des amerikanischen Leitindexes scheinen wahrscheinlich. Schuldenkrise Der Verschuldungsgrad der westlichen Industrieländer bewirkt bei den Anlegern weiterhin den Drang, ihr Vermögen auch zukünftig vermehrt in Sachwerten anzulegen. Dadurch dürfte auch der Goldpreis aus unserer Sicht nach unten abgesichert sein. Goldförderung Ein weiterer Aspekt für eine Stabilität des Edelmetallpreises sind die Produktionskosten der Goldförderer. Liegt der Goldpreis unterhalb der durchschnittlichen Produktionskosten für die Goldgewinnung, werden unrentable Minen geschlossen, da ein fortlaufender Betrieb Verluste erwirtschaften würde. Damit sinkt das Angebot von Gold am Markt und der Goldpreis stabilisiert sich. Kaufkraftgewinn der Die zunehmende Kaufkraft der Schwellenländer, besonders Indien und China, und deren Neigung zu Goldbesitz, wird unseres Erachtens ebenfalls den Preis für das gelbe Metall nach unten absichern. Nicht nur die Hochzeitssaison sorgt in Indien für eine hohe Nachfrage, sondern auch die Anlage als Vermögenswert hat eine lange Historie in diesem Land. Schwellenländer Angebot 30 Von der Angebotsseite wurde durch den fehlenden Abverkauf von den Notenbanken (die in 2011 sogar als Nachfrager aufgetreten sind) der Goldpreisanstieg zusätzlich unterstützt. Gold – Glänzende Aussichten? Fazit Letztlich gilt aber auch hier beim Gold: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Sollte sich die Schuldenkrise der Nationen schneller auflösen als prognostiziert und das Vertrauen der Marktteilnehmer in die angestammten Assetklassen zurückkehren, dürfte auch die Goldeuphorie abnehmen und der Preis des Edelmetalls sich ermäßigen. Grundsätzlich empfiehlt sich, wie bei allen Investitionsentscheidungen, eine kontinuierliche Beobachtung der konjunkturellen Entwicklung der Staaten und der eigenen Assets oder, bei einer Investition in die Aktien der Goldförderer, eine Delegierung des Timings und der Selektion in professionelle Hände, beispielsweise in entsprechende Fonds. Mögliche Kursentwicklung Aus unserer Sicht sollte physisches Gold Bestandteil eines breit diversifizierten Portfolios sein. Bei anhaltender Unsicherheit kann der Goldpreis unseres Erachtens auf 2.100 USD steigen. Lösen sich die Probleme schneller als erwartet, ist ein Kursrückgang um 30 % vom aktuellen Niveau von 1.760 USD nicht auszuschließen. Unsere Orientierung auf der Unterseite richtet sich nach den derzeitigen durchschnittlichen Gesamtkosten zur Förderung einer Unze Gold: 1.200 USD, mit langfristig steigender Tendenz. Studie abgeschlossen am 15. Februar 2012 Dr. Uwe Färber, Finanzanalyst/CEFA Max Brüggemann 31 apoFokus apoResearch Anlageinformation 32 Gold – Glänzende Aussichten? apoFokus – zuletzt erschienen Dezember 2011 Ausblick 2012 – Ein weiteres Jahr der politischen Börsen > Euroland bekommt die rote Laterne – Rezession droht > Aktien: Qualität ist Trumpf > Unternehmens- und Schwellenländeranleihen bieten attraktive Renditen Dezember 2011 Der Aufstieg Lateinamerikas > Warum ist er bislang nicht gelungen? > Sind die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen? > Stehen wir am Anfang des lateinamerikanischen Jahrzehnts? November 2011 Marmor, Stein und Eisen bricht … – nicht! > Immobilienteilmärkte – Wie tragfähig sind die Fundamente? > Offene Immobilienfonds – Wie geht es weiter? > Die Anlegerperspektive – Was nun, was tun? September 2011 Banken – Eine Branche im Umbruch > Hat der Sektor eine Zukunft? > Ist ein Investment jetzt sinnvoll? > Bank ist nicht gleich Bank – Welche Arten von Banken gibt es? August 2011 USA – Ausdauernd trotz Gegenwind > Amerika bleibt wirtschaftlich und politisch die globale Supermacht > Staatsverschuldung als größte Herausforderung > US-Unternehmen gehören in jedes Aktiendepot Juni 2011 Wer frisst wen? M&A-Aktivitäten im HealthCare Segment > Was treibt die Unternehmen zu den Übernahmen? > Übernahmeprämien = ein lukratives Investment! > Wie kann ein Anleger partizipieren? Unsere bisher erschienenen Exemplare können Sie im Internet unter http://www.apobank.de/40geldanlagen/50apo_research/45_apo_fokus/index.html abrufen. 33 apoFokus apoResearch Anlageinformation 34 Gold – Glänzende Aussichten? 35 Deutsche Apotheker- und Ärztebank Hauptverwaltung apoResearch Richard-Oskar-Mattern-Straße 6 40547 Düsseldorf Telefon: (0211) 5998-0 Internet: http://www.apobank.de V.i.S.d.P.: Uwe Zeidler Layout und Produktion: IRM Publikationsmanagement Druck: SD Service-Druck GmbH & Co. KG Bussardweg 5 41468 Neuss 36