Beiträge des Instituts für Meteorologie

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Beiträge des Instituts für Meteorologie
der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte
63/07
SO 30/07
Herausgegeben vom Verein BERLINER WETTERKARTE e.V.
c/o Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10, 12165 Berlin
http://www.Berliner-Wetterkarte.de
ISSN 0177-3984
19.9.2007
Der August in der 100-jährigen Beobachtungsreihe von Berlin-Dahlem 1908 bis 2007
von Jürgen Heise und Georg Myrcik
Laurenz (10. August) setzt den Herbst an die Grenz,
Bartholomä (23. August) bringt ihn her.
Foto: Georg Myrcik
7. August 2005
Berlin-Dahlem
Windspiele vor einer Gewitterwolke
In den größten Teil des August fallen die Hundstage. Das ist diejenige Zeit des Jahres, in der die
Sonne das Tierkreiszeichen des Löwen durchläuft (24.7. bis 24.8.). Der Beginn dieses Zeitraumes
wurde durch den Aufgang des Hundssterns (Sirius) bestimmt und leitet in den überwiegend
ozeanisch geprägten Klimazonen wie z. B. dem Mittelmeerraum die heißeste Zeit des Jahres ein. In
Deutschland ist nur in der Deutschen Bucht der August der wärmste Monat des Jahres wie etwa auf
Helgoland, sonst macht sich hier schon mehr oder weniger kontinentaler Einfluss bemerkbar. In
Berlin fällt die größte Hitze in den Zeitraum von Anfang Juli bis Mitte August (Hochsommer). Der
dann einsetzende, zunächst nur geringfügige Temperaturrückgang wurde aber doch von der
aufmerksamen Landbevölkerung registriert, wie die oben angeführte Bauernregel zeigt.
Als zweitwärmster Monat des Jahres weist der August eine Mitteltemperatur (Klimamittel) von
17,2°C auf (Normalperiode 1961 bis 1990). Dabei sind der 31.7. und 1.8. mit 19,0°C die wärmsten
Tage des Jahres. In der Dahlemer Reihe von 1909 bis 1969 (ohne 1945) hatte der 15. Juli mit 19,2°C
das höchste Tagesmittel. Bis zum 15. August liegen fast alle Mittelwerte über 18°C, dann erfolgt ein
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ziemlich abrupter Abbruch, und vom 17.8. an werden 17°C nicht mehr überschritten. Vom 25.8. bis
29.8. ist es mit 15,5°C bis 15,8°C schon frühherbstlich kühl, immerhin nimmt damit die Temperatur
von Anfang bis Ende des Monats schon um 3 K ab. Die mittleren Tagesextreme, die zum
Monatsbeginn noch ca. 24°C/13°C betragen, sinken bis zum Monatsende auf 21-22°C/12°C. Der
wärmste August trat 1944 (21,6°C), der kälteste 1956 (14,9°C) auf. Infolge der beginnenden
Abkühlung lassen im August die monsunalen Erscheinungen bereits ein wenig nach: So weht der
Wind aus dem SW-W-NW-Sektor nur noch in 53% aller Fälle (Juli 62%), aus dem NE-E-SE-Sektor
in 28% aller Fälle (Juli 21%).
Lange Zeit galten der 3./21.8.1943 als heißeste Augusttage, an denen es jeweils Maxima von 36,6°C
gab. Diese Werte wurden erst am 9. 8. 1992 mit 37,4°C überboten. Bereits zwei Jahre später stieg
die Temperatur sogar bis 37,7°C, die damit nur um 0,1 K unter dem absoluten Jahresmaximum von
37,8°C, gemessen am 11. 7. 1959, lag. Während im Juli und in den beiden ersten Augustdekaden die
Temperatur in Berlin-Dahlem noch nie unter 5°C sank, wurde im letzten Monatsdrittel diese
Temperaturschwelle schon häufiger – wenn auch nur wenig – unterschritten. Als kälteste
Augustnacht weist die Statistik den 21. 8. 1964 mit 4,7°C aus. Die Häufigkeit von Sommertagen
und Heißen Tagen ist bis Mitte August ähnlich hoch wie im Juli, nimmt dann aber zum Monatsende
hin ab: So wird im Mittel im August an 9,1 Tagen (Juli 10,3) die 25°C-Schwelle erreicht oder
überschritten, und an 1,6 Tagen (Juli 2,5) steigt die Temperatur auf 30°C oder mehr. In vielen
Augustmonaten fehlen aber Heiße Tage, während im extremen August 1944 12 Heiße Tage
registriert wurden. Bemerkenswert war in jenem Monat die Tatsache, dass 10 derartiger Tage in
ununterbrochener Folge zu einem verhältnismäßig späten Zeitpunkt, nämlich vom 19. bis 28.8.
auftraten. Erst im Sommer 1994 wurde dieser Rekord gebrochen, als an 11 aufeinander folgenden
Tagen (22.7. bis 1.8.) die Temperatur über 30°C stieg. Der extrem kühle August 1956 blieb ohne
Sommertage, dagegen gab es im August 1997 27 Sommertage, davon 26 Tage in ununterbrochener
Folge. Eine derart lange Serie war bis dahin seit Beginn der Dahlemer Beobachtungen im Jahre 1908
noch nicht vorgekommen.
In der Normalperiode 1961 bis 1990 fiel im August im Durchschnitt 65,3 Liter pro Quadratmeter
Niederschlag. Der trockenste Augustmonat war der von 1911 mit 6,9 Liter, der nasseste 1948 mit
202,4 Liter. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass in jenem Monat am 13. 8. 1948 124,7 Liter
pro Quadratmeter allein innerhalb von 24 Stunden während eines gewittrigen Dauerregens fiel, das
ist die höchste Tagesmenge, die jemals an der Station Berlin-Dahlem registriert wurde. Nur am 8. 8.
1978 gab es hier – gleichfalls während eines intensiven Dauerregens – eine Tagesmenge von mehr
als 100 Liter (106,0 Liter, s. dazu auch S. 7). In verschiedenen Stadtteilen Berlins sind aber zu
anderen Zeitpunkten ebenfalls schon mehr als 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen,
meist im Gefolge heftiger Gewitter (zuletzt am 25. 8. 2006 mit 127 Liter am Flughafen Tegel und
am 7. 7. 2006 mit 110 Liter an der Fasanenstraße in der City, jeweils nur in wenigen Stunden). Die
abnehmende Tageslänge macht sich naturgemäß auch in der Abnahme der Sonnenscheindauer
bemerkbar, die im Mittel nur noch 210,2 Stunden beträgt (Juni 220,9, Juli 218,0 Stunden), obwohl
mit 46,2% vom astronomisch Möglichen der August der relativ sonnenscheinreichste Monat des
Jahres ist.
Noch mehr als der Juli haben sich warme Augustmonate in jüngster Zeit gehäuft: Im Zusammenhang
mit der globalen Erwärmung, in erster Linie aber durch das vermehrte Auftreten von
Großwetterlagen, die warme Witterung in Mitteleuropa begünstigen, ist die Mitteltemperatur im 15jährigen Zeitraum 1991 bis 2005 um 1,6 K auf 18,8°C gestiegen (gegenüber 17,2°C in der
Normalperiode 1961 bis 1990). In 12 Jahren war der August z. T. erheblich zu warm, nur in 3 Jahren
geringfügig zu kühl. Von 1997 bis 2006 (10 Jahre) lag das Augustmittel dreimal über 20°C (1997,
2002, 2003), also fast in jedem dritten Jahr, während es von 1908 bis 1996 (89 Jahre) nur zweimal
ein Mittel von mehr als 20°C gab (1911, 1944).
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* alle Werte in den Tabellen und Grafiken auf Seite 3, 4, 5 und 8 sind nicht reduziert bzw.
homogenisiert. Das Mittel und die Abweichungen der Sonnenscheindauer sowie das Mittel der 5 cm
Lufttemperatur beziehen sich auf die Messreihe 1961-1990. Die im Kriegsjahr 1945 entstandenen
Datenlücken wurden teilweise mit Werten der Säkularstation Potsdam ergänzt.
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Liegt das Hoch bei der Queen…
…ziehen Wolken nach Berlin. Dieser schöne
Merkvers drückt die Tatsache aus, dass hoher
Luftdruckstand
im
Sommer
hier
in
Norddeutschland nicht unbedingt mit sonnigem
und warmen Wetter verbunden sein muss. Ein
Hochdruckgebiet über Westeuropa bringt zwar
den Britischen Inseln meist warmes Wetter mit
reichlichem Sonnenschein, doch an seiner
Ostflanke gelangt mit einer Nordwestströmung
kühle Meeresluft nach Deutschland bis zu den
Mittelgebirgen. Wie die Wetterkarte vom
Mittag des 22. 8. 1999 zeigt, liegen die
Temperaturwerte nördlich des Mains nur bei 14
bis 17°C, und es herrscht starke Bewölkung
vor, wenn auch nennenswerter Regen nicht
fällt. Diese Wetterlage kann recht stabil sein
und mehrere Tage andauern.
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Extremer Dauerregen
Auf den ersten Blick
ähnelt die
Wettersituation der des 20. 7. 1997 (s. SO
26/07, S. 7), doch gibt es
einen
entscheidenden Unterschied: Während sich im
Juli 1997 der Tiefdruckwirbel über dem
südöstlichen Mitteleuropa nur wenig bewegte
und
die
tagelangen
Regenfälle
zu
katastrophalem Hochwasser führten, zog am
8. 8. 1978 der Wirbel „Z“ unter Verstärkung
als Vb-Tief rasch über Polen hinweg nach
Nordosten.
Trotzdem
waren
die
Regenmengen in Berlin-Brandenburg enorm:
Innerhalb von 30 Stunden fiel in BerlinDahlem 115 Liter Regen pro Quadratmeter!
Zeitweilig erinnerte hier das Wetter – von der
niedrigen Temperatur abgesehen – dem in
einem tropischen Wirbelsturm: Stundenlang
starker Regen (Schlüsselziffer 65) bei
anhaltend stürmischem Wind (bis zu 40 kn,
also bis zur Obergrenze von Windstärke 8).
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