Informatik Teil 4: Farbenlehre Gymnasium Icking © 2011 Jörg D. Becker, Starnberg Photonen Licht besteht aus Photonen, den Schwingungsquanten des elektromagnetischen Feldes. Ein Photon ist charakterisiert durch die Wellenlänge, also den Abstand zweier Maxima, und seine Ausdehnung, die von der Art der Erzeugung abhängt, typischerweise zwischen 10-3 mm (Glühbirne) und 20 m oder mehr (Laser). In der folgenden Grafik wird die Feldstärke eines Photon einer bestimmten Wellenlänge und Ausdehnung als Schwingung des elektromagnetischen Feldes dargestellt. Zwischen der Wellenlänge λ und der Frequenz f eines Photons besteht die Beziehung λ f =c, wobei c die Lichtgeschwindigkeit ist. Die Energie eines Photons ist E=hf mit der Planckschen Konstanten h. Die Lichtintensität ist gegeben durch die Anzahl Photonen, die in der Sekunde auf eine bestimmte Fläche treffen. Sonnenspektrum Das Licht, das von der Sonne kommt, kann durch ein Prisma, in optisches Gitter oder in einem Regenbogen in seine Spektralfarben zerlegt werden. Jeder Farbe entspricht dabei eine bestimmte Wellenlänge, wobei die Wellenlänge ein physikalischer Begriff ist, die Farbe aber ein physiologischer Begriff. Das bedeutet, dass "Farbe" eine Kategorie des Auge-Gehirn-Systems ist. Violett Blau Türkis/Cyan Grün Gelb Orange Rot ~ 400 ~ 460 ~ 500 ~ 540 ~ 570 ~ 630 ~ 700 Tabelle: Farben und Wellenlängenbereiche des sichtbaren Lichts Wellenlängen in nm (Nanometer = millionstel mm) Sichtbares Licht umfasst etwa einen Bereich von 380 bis 750 nm. Farbensehen Das menschliche Auge besitzt verschiedene Rezeptoren: zunächst sogenannte Stäbchen, die für die Helligkeit zuständig sind, und drei Typen von sogenannten Zäpfchen, die für das Farbensehen zuständig sind. Die Zäpfchentypen unterscheiden sich durch ihre Empfindlichkeit gegenüber den Spektralfarben des Lichts. Die Empfindlichkeiten sind in der folgenden Grafik dargestellt [1]. Das Gehirn erhält also von jedem Punkt der Netzhaut drei Farbsignale, und es ist in der Lage, daraus die „Farben“ des Regenbogens zu rekonstruieren. Wenn wir also etwas als „gelb“ sehen, ist dies eine Konstruktion des Gehirns. (Ebenso ist das Stereo-Sehen eine Konstruktion des Gehirns: aus zwei flachen Bildern konstruiert das Gehirn eine 3-D-Vorstellung.) Dieser Mechanismus ist zwar einfach, aber äußerst effizient. Um „alle“ Farben des Regenbogens mit einzelnen Typen von Zäpfchen sehen zu können, bräuchten wir Hunderte von verschiedenen Zäpfchen. Additive Farbmischung Wir sind so in der glücklichen Lage, alle Farben aus drei Grundfarben zusammenzusetzen. Jedes Pixel eines Bildes auf dem Computerbildschirm, dem Fernseher oder dem Farbdia enthält drei Farbpunkte, rot, grün und blau, die in unterschiedlichen Intensitäten leuchten. (Deshalb kommt man auch bei den Farbfilmen mit drei Schichten aus.) Nach den Anfangsbuchstaben dieser Farben wird dieses Farbsystem als RGB-System bezeichnet. Die Farbpunkte sind dabei so nah beisammen, dass sie vom Auge nicht aufgelöst werden können. Wenn nun in einem Pixel der rote und der grüne Farbpunkt gleich stark leuchten, der blaue Bildpunkt aber nicht leuchtet, so werden das rote und das grüne Zäpfchen gleichmäßig gereizt, und das Gehirn konstruiert daraus „gelb“, obwohl „gelb“ im physikalischen Sinn (d.h. als Wellenlänge) gar nicht vorkommt. Das Gehirn konstruiert aber auch „Farben“, die im Regenbogen gar nicht vorkommen, wie braun, rosa oder purpur. Ja wir empfinden sogar „weiß“, „grau“ und „schwarz“ als Farben, wobei die drei Zäpfchen gleichmäßig gereizt werden, aber mit unterschiedlicher Intensität. Standardmäßig werden die Helligkeiten der drei Farbpunkte in einem Pixel durch Zahlen zwischen 0 und 255 dargestellt. Damit können 2563 = 16 777 216 verschiedene Farben gemischt werden. Das Zahlentripel (RGB)=(255,0,0) erzeugt rot, das Tripel (255,255,255) weiß, das Tripel (0,0,0) schwarz, das Tripel (200,200,0) gelb, das Tripel (0,200,200) cyan=türkis, das Tripel (200,0,200) magenta=purpur usw. (Anmerkung: Im binären Zahlensystem brauchen wir 8 bit für den Zahlenraum 0..255; jedes Pixel benötigt also 3 x 8 = 24 bit Speicherplatz.) Die zuletzt genannten Mischfarben, Yellow, Magenta und Cyan, sind die Komplementärfarben des RGB-Systems. Dieses komplementäre Farbensystem wird als YMC-System bezeichnet. Dabei gelten also folgende Regeln: rot + grün = gelb (yellow) rot + blau = magenta grün + blau = cyan Subtraktive Farbmischung Das RGB-System wird für „additive“ Farbmischung benutzt, d.h. für selbstleuchtende Farbpunkte, wie wir sie am Bildschirm oder am Fernseher vorfinden. Die Farbe wird aus den „physikalischen“ Farben rot, grün und blau zusammengemischt. Betrachten wir aber ein vom Drucker ausgegebenes Bild, so entstehen Farben dadurch, dass „weißes“ Licht auf das Papier fällt, ein Teil davon von den Farbpigmenten absorbiert wird und der Rest reflektiert wird. Dies bezeichnet man als „subtraktive“ Farbmischung: dem einfallenden Licht wird etwas weggenommen. Für Drucker wird das YMC-System benutzt. Es ist alles andere als trivial, ein RGB-Bild am Bildschirm in ein YMC-Bild für den Drucker umzuwandeln, weil das z.B. von den Pigmenten der Farbpatronen abhängt. Diese Umwandlung wird von den (herstellerspezifischen) Druckertreibern vorgenommen, Programmen, die zur Ansteuerung eines Druckers benutzt werden. (Auch wenn wir mit Malstiften arbeiten, handelt es sich um subtraktive Fabmischung.) Da die Absorption der Farbpigmente beschränkt ist, benutzt man blacK als vierte Farbe, damit man auch dunkle Farbtöne drucken kann. Dieses System wird als YMCK oder traditionell als Vierfarbendruck bezeichnet. Besondere Drucker arbeiten auch mit mehr als vier Farben (= Pigmenten), um z.B. Hauttöne besser wiedergeben zu können. In der Regel werden auch Grautöne nicht nur durch eine Verteilung schwarzer Pixel wiedergegeben; es werden die anderen Farben entsprechen zugemischt, sodass die Farbpatronen auch leer werden, wenn man nur weiß, schwarz und grau als „Farben“ hat. Für das YMC-System gilt: gelb + magenta = rot gelb + cyan = grün cyan + magenta = blau (Die Regel "gelb + cyan = grün" entspricht der alten Farbstiftregel, dass "gelb + blau" einen grünlichen Farbton ergibt.) Dies ist wieder eine Ausdruck der Komplementarität der beiden Farbsysteme. Sie verhalten sich wie Positiv und Negativ eines Bildes zueinander. Im Extremfall ergibt sich im RGB-System weiß als Tripel (255,255,255), im YMCK-System aber als (0,0,0,0): wenn ich nichts auf des Papier drucke, bleibt es weiß. Das Problem der Energiesparlampen Glühlampen und Halogenlampen haben eines mit der Sonnen gemeinsam: sie erzeugen ein kontinuierliches Lichtspektrum. Sowohl bei Energiesparlampen wie auch bei LEDs ist es noch nicht gelungen, ein vollständiges Spektrum zu erzeugen; das heißt, dass das von ihnen erzeugte Licht spektrale Lücken enthält. Selbst wenn sie additiv ein Licht erzeugen, das wir phyiologisch als weiß empfinden, eignen sie sich nur sehr bedingt als Lichtquellen, um Bilder, Stoffe o.ä. zu beleuchten, deren Farben ja subtraktiv aus dem vollen Spektrum entstehen sollen. Das Ergebnis ist, dass manche Objekte seltsam fahle Farben erhalten. Ein Negativbeispiel ist das Franz-Marc-Museum in Kochel, wo die meisten Bilder durch Energiesparlampen beleuchtet werden. Nur bei den wenigen Bildern, die mit Halogenspots beleuchtet werden, entfaltet sich die volle Farbigkeit. (Zumindest war dies der Zustand beim letzten Besuch des Autors.) Diskussion Dieser kurze Abriss der Farbenlehre kann nicht mehr als ein Gerüst sein, bei dem noch viele Details fehlen. Selbst wissenschaftlich ist das Phänomen des Farbensehens nicht vollständig erforscht, was z.T. daran liegt, dass die Zäpfchen bei verschiedenen Individuen durchaus unterschiedlich reagieren. Interessant ist auch das Sehvermögen der Tiere, bei denen es Arten z.T. mit mehr oder mit weniger als drei Zäpfchentypen gibt, sowie der evolutionären Entwicklung. In den meisten Artikeln über die Empfindlichkeit der Zäpfchen fehlt übrigens das Maximum der "roten" Zäpfchen im Spektralbereich violett - blau, was aber notwendig ist für die Farbmischung rot + blau = magenta. Es gibt übrigens noch weitere Farbräume, die z.B. von CIE oder DIN benutzt werden. [1] Die Grafik ist folgender Webseite entnommen: http://en.wikipedia.org/wiki/File:CIE_1931_XYZ_Color_Matching_Functions.svg Sie enthält folgende Lizenzbedingung: Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.2 or any later version published by the Free Software Foundation; with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts.