DER MARKT Aktuelle Informationen der Plückthun Asset Management GmbH Ausgabe: Januar 2016 Weitblick China am Wendepunkt – aber kein Grund zur Panik Bis zum vergangenen Sommer schien alles normal. Obwohl gerade wir Deutschen immer wieder große Zweifel an Chinas Wirtschaft hatten, entwickelten sich das Land und die Region über viele Jahre prächtig – zunächst als verlängerte Werkbank der Industrienationen, dann als Produzent von Massenartikeln und nun als moderne eigenständige Industrienation. Damit einher ging ein Investitionsboom aus dem Ausland. Millionenstädte entstanden, um die riesige Welle von Arbeitern aufnehmen zu können. Investitionen in Infrastruktur, Bildung, IT und Forschung ermöglichten diesen einzigartigen Aufstieg. Schließlich ist das Reich der Mitte heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, mit jahrelangen Wirtschaftswachstumsraten im Bereich von zehn Prozent und mehr. Für die westliche Welt war das ein Glücksfaktor. Das hausgemachte Wachstum der Volkswirtschaften in den USA, Europa und Japan stotterte und so kam es allen entgegen, neue Absatzmärkte zu erschließen und in diesen Niedriglohnländern billig produzieren zu können. Die Globalisierung schritt fort und alle Seiten profitierten. Nun sind wir an einem Wendepunkt angekommen. Die Volksrepublik wächst langsamer – das wissen wir bereits länger. Doch seit Beginn des neuen Jahres fallen sowohl die dortigen Börsen als auch die Währung. Die Abwertung des Yuan wird auch als Auslöser für die jüngste Verkaufswelle an den chinesischen Börsen gesehen. Vielleicht liegt das daran, dass der chinesische Bürger im Jahr maximal 50.000 US-Dollar ins Ausland schaffen darf und dies nun mit Jahresbeginn wieder neu möglich ist. Privatanleger sind die Hauptverkäufer an der Börse. Sie gehen mit Stop-Loss Orders in den Markt und lösten somit immer wieder die nicht sehr zweckmäßigen Handelsstopps aus, die nun wieder abgeschafft wurden. Was auch immer der Grund ist: Der Wertverlust des Yuan dürfte auch andere asiatische Länder zu einer Währungsabwertung zwingen. Einige Marktbeobachter sprechen auch schon von einem Währungskrieg, durch den jedes Land – und nicht nur in Asien – seine Exportindustrie durch niedrigere Wechselkurse stimulieren will. Aber warum reagieren weltweit alle Börsen, wenn die hauptsächlich von inländischen chinesischen Anlegern dominierte Börse in China fällt? Weil die Situation neu ist. Die Zinsen steigen zumindest in den USA, das Weltwirtschaftswachstum schwächelt, die Risiken steigen. Die wunderbare Welt Editorial Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016. Der ehemalige amerikanische Präsident Ronald Reagan sagte einmal: The best days are yet to come. – Die besten Tage liegen noch vor uns. Angesichts der vielen Krisenmeldungen in den Medien, könnte man aktuell meinen, dass die Zukunftsaussichten in der Welt nicht mehr so gut sind. Doch wir sollten uns nicht beirren lassen. Ja, die Welt ist ein wenig unübersichtlicher geworden. Doch immer noch machen wir in vielen Bereichen (Medizin, Wissenschaft etc.) Fortschritte und Jahrzehnt für Jahrzehnt geht es mehr Menschen besser als schlechter. Entscheiden wir uns also bei der Beurteilung der Weltlage für die langfristig optimistische Sichtweise, dann können politische Krisen auch Auslöser für positive Veränderungen sein, so wie Kursrückschläge am Kapitalmarkt Chancen zum Investieren sein können. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ihr Team der Plückthun Asset Management des billigen Geldes, des unendlichen Wachstums und der damit verbundenen stetig steigenden Unternehmenserträge scheint allmählich zu Ende zu gehen. Zudem ist die Lage in China für jeden institutionellen Anleger eine hochwillkommene Entschuldigung Risiken im eigenen Portfolio kurzfristig zu reduzieren und Aktien zu verkaufen. Die Initialzündung für einen weltweit deutlich nachhaltigeren Kursrückgang ging in der Vergangenheit immer von der Wall Street aus. Die „Ansteckungsgefahr“ im Falle Chinas ist also geringer. Die Märkte haben anscheinend momentan das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft verloren; dass kann kurzfristig die Stimmung weiter trüben. Langfristig sollte man China nicht abschreiben. Der eingeleitete Wandel von einer export-, investment- und produktionsgetriebenen Wirtschaft zu einer service-, konsum- und innovationsgetriebenen Wirtschaft wird seine Wirkung nicht verfehlen. Und wo findet man heute noch Volkswirtschaften, die noch immer Wachstumsraten von sechs Prozent aufweisen? Gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen Beratungstermin. Schreiben Sie uns an [email protected] oder rufen Sie uns an unter +49 | 89 | 27 82 54 50. 1 D ER M ARKT Januar 2016 Rückblick Nach den starken Kursschwankungen im dritten Quartal entwickelten sich die Kapitalmärkte in den letzten drei Monaten des Jahres deutlich besser. Die Konjunktursorgen in China traten in den Hintergrund und auch in den USA, Europa und Japan bewerteten die Investoren die Nachrichtenlage wieder merklich positiver. Die Wirtschaftsentwicklung sowohl in den USA als auch in Europa war leicht positiv. Das Verbrauchervertrauen ist weiterhin hoch, die Inflationsrate nach wie vor niedrig. Die wirtschaftliche Einschätzung der Industriemanager war grundsätzlich positiv, allerdings hat sich die Investitionsbereitschaft noch nicht verstärkt. Das konjunkturelle Sorgenkind blieb weiter Lateinamerika. Niedrige Rohstoffpreise und eine verfehlte Wirtschaftspolitik ließen u.a. Brasilien in die Rezession abgleiten. Aus den Unternehmen kamen unterschiedliche Nachrichten. In den USA gab es 2015 durchschnittlich sinkende Unternehmensgewinne, wohingegen in Europa die Gewinne im Schnitt gestiegen sind. Aktuelle Marktdaten DAX 2.044 Pkt. 9.765 Pkt. 31.12.2015 -0,7% Einlagenzins EZB 01.01.15 10j. dt. Staatsanleihe -0,3% Ölpreis (WTI) in US$ -31,0% 31.12.2015 +4,1% 01.01.15 Goldpreis in US$ -10,0% 1.184 53,79 -10,4% 1.061 37,11 1,09 01.01.15 31.12.2015 01.01.15 31.12.2015 01.01.15 …die Geldpolitik für das Euro-Währungsgebiet festzulegen und auszuführen, Devisengeschäfte durchzuführen, die offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten des Eurogebiets zu halten und zu verwalten und das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern. Hauptrefinanzierungssatz 0,3% Dollar/Euro 1,21 31.12.2015 Inflationsrate 0,5% …ist die Notenbank für die gemeinsame Währung Europas, den Euro. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Kaufkraft des Euro und Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten. Die grundlegenden Aufgaben der EZB bestehen darin 3.139 Pkt. +10,0% 01.01.15 Trotz aller Schwankungen war 2015 ein gutes Aktienjahr. Bei den Zinspapieren führt das niedrige Zinsniveau nur zu Renditen knapp über der Inflationsrate. Die Europäische Zentralbank (EZB) EUROSTOXX 3.268 Pkt. 10.743 Pkt. Lang erwartet und kontrovers diskutiert wurde der erste Schritt in der sogenannten Zinswende durch die amerikanische Zentralbank Fed Mitte Dezember. Dabei wurde der kurzfristige Zins auf 0,25 – 0,50 Prozent erhöht. Dies ist im historischen Vergleich immer noch sehr niedrig. Fachbegriffe S&P 500 2.058 Pkt. Zum Ende des Jahres bestimmten wieder die Zentralbanken die Kapitalmärkte. Am 3. Dezember 2015 entschied die EZB die Geldpolitik weiter zu lockern. Zum einen wurde der Einlagenzins gesenkt. Dieser beträgt jetzt – 0,3 Prozent. Zum anderen wurde das Anleihenkaufprogramm um sechs Monate bis März 2017 verlängert. Damit wird die Europäische Zentralbank zusätzlich für 400 Milliarden Euro Anleihen kaufen. …wird umgangssprachlich als „der“ Leitzins bezeichnet. Im Rahmen der Hauptrefinanzierungsgeschäfte tauschen Geschäftsbanken zeitlich begrenzt notenbankfähige Sicherheiten in Zentralbankgeld um. Einlagenzins/Einlagenfazilität …ist ein geldpolitisches Instrument des ESZB (Europäisches System der Zentralbanken) in Form von unbesicherten Einlagen der Geschäftspartner bei den nationalen Zentralbanken. Der Einlagenzins ist die Höhe des bei Inanspruchnahme der Einlagenfazilität von der EZB an die Geschäftsbanken gewährten Zinses. 31.12.2015 Gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen Beratungstermin. Schreiben Sie uns an [email protected] oder rufen Sie uns an unter +49 | 89 | 27 82 54 50. 2 D ER M ARKT Januar 2016 Ausblick Die Kapitalmärkte legten zu Beginn diesen Jahres einen klassischen Fehlstart hin. Auslöser waren starke Kursrückgänge in China. Des Weiteren ist der Ölpreis weiter gefallen. Hinzu kamen noch politische Spannungen: ein Atomwaffentest in Nordkorea, diplomatische Konflikte zwischen Iran und Saudi-Arabien und die noch immer ungelöste Auseinandersetzung in und um Syrien. In Europa wird allgemein ein weiter leicht steigendes Wachstum mit steigenden Unternehmensgewinnen erwartet. Der stark gesunkene Ölpreis sollte in allen Ölimportländern (USA, Europa, Japan) eine konjunkturfördernde Wirkung haben. Zusammen mit den weiter niedrigen Zinsen in Europa bestehen gute Voraussetzungen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Negative Nachrichten führen immer dazu, dass kurzfristig, die Bereitschaft Risiken einzugehen, sinkt. Dabei verlieren vor allem Aktien und andere schwankungsanfällige Wertpapiere. Mittel- bis langfristig orientiert sich die Entwicklung der Wertpapiere aber regelmäßig an der Entwicklung von Wirtschaft und Unternehmensgewinnen. Negativ könnte sich eine schlechte Wirtschaftsentwicklung in den Emerging Markets in Asien, Osteuropa und Lateinamerika auf die Kapitalmärkte auswirken. Niedrige Rohstoffpreise, eine hohe Verschuldung und fallende Währungen stellen Herausforderungen für diese Länder dar. Da langfristig die Entwicklungspotentiale in Asien und Lateinamerika weiterhin enorm sind, könnten sich aber bei einer Stabilisierung der Wirtschaft wieder Investitionschancen ergeben. Welche Argumente sprechen für eine positive Entwicklung? Zum einen haben wir ein weiter solides – wenn auch nicht überragendes – Wirtschaftswachstum in den USA. Dort steigen zudem seit langer Zeit wieder die Löhne, was zu einer erhöhten Konsumnachfrage führen kann. Traditionell hat am Anfang des Jahres auch das Wetter einen starken Einfluss. Ein kalter Winter bremst die Wirtschaft stärker als ein milder. Abzuwarten bleibt, wie sich die Zinserhöhung in den USA auswirkt. Positiv ist jedenfalls, dass in Zinspapieren angelegtes Geld – zumindest in Dollar – wieder mehr Erträge erbringt. Portfolio Aktien Das letzte Quartal 2015 war zu Beginn geprägt durch eine Erholung der Aktienmärkte, nach den Kursrückgängen im Sommer durch den Markteinbruch in China. Im Vorfeld der erwarteten Zinserhöhung in den USA Mitte Dezember war bereits eine Ausweitung des Anleiheankaufprogramms durch die Europäische Zentralbank im Gespräch. Doch die Erwartungen der Marktteilnehmer wurden hier enttäuscht, was die Aktienmärkte Anfang Dezember wieder sinken ließ. Die Entscheidung, uns im Jahresverlauf von risikoreicheren Schwellenländern zu trennen, hat sich infolge der hohen (Notenbank getriebenen) Volatilität als richtig erwiesen. Dadurch konnten wir Kursschwankungen reduzieren. Schweiz 4% Cash 7% USA 38 % Japan 15 % Indien 4% Großbritannien 7 % Europa 25 % Die im dritten Quartal aufgebaute Liquiditätsposition wurde auch aus diesem Grund noch nicht wieder voll investiert. Bei sich bietenden Chancen haben wir somit die Möglichkeit schnell zu reagieren und Opportunitäten zu nutzen. Gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen Beratungstermin. Schreiben Sie uns an [email protected] oder rufen Sie uns an unter +49 | 89 | 27 82 54 50. 3 D ER M ARKT Januar 2016 Portfolio Zinspapiere Der erste Zinserhöhungsschritt der amerikanischen Zentralbank leitete den Beginn der Zinswende ein. Zinswende in diesem Zusammenhang bedeutet, dass nach fast drei Jahrzehnten tendenziell sinkender Zinsen wir von heute an mittelfristig eher mit leicht steigenden Zinsen rechnen können. Die Europäische Zentralbank wird zwar noch für einige Zeit das Zinsniveau sehr niedrig halten, dass dieses jedoch noch weiter fällt, wird eher als unwahrscheinlich angesehen. Dies ist zum einen positiv, da Geld wieder seinen Preis erhält. Wer allerdings langlaufende Zinspapiere hat, der muss bei steigenden Zinsen Kursverluste befürchten. Bei den Zinspapieren setzen wir deshalb weiter auf eine breit diversifizierte Auswahl von verschiedenen Investmentstrategien, die in diesem Umfeld Erträge bieten können, ohne zu große Risiken einzugehen. Mischfonds Staatsanleihen Europa Internationaler Rentenfonds 15 % 9% 10 % Kurzfristige Zinspapiere US-Dollar 10 % Abgesicherte Anleihenfonds 32 % Cash/Barbestand 5 % Unternehmensanleihen USA 6% Unternehmens- / Bankanleihen Europa 13 % Im vierten Quartal habe wir das Portfolio um eine Position kurzlaufender Zinspapiere in US-Dollar und um einen flexiblen, international ausgerichteten Investmentfonds ausgeweitet. Fragen & Antworten aus der Praxis Frage: Wie hoch ist der Leitzins aktuell in Europa? Antwort: Die Hauptrefinanzierungsfazilität (Zinssatz zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können) ist der wichtigste Leitzins und liegt in der Eurozone aktuell bei 0,05 %. Frage: Wie stark war die Zinserhöhung in den USA? Antwort: Die amerikanische Notenbank Fed hat den Zielkorridor der Leitzinsen auf 0,25 % – 0,5 % angehoben. Zuvor lag dieser bei 0 % – 0,25 %. Das war die erste Zinsanhebung nach sieben Jahren. Frage: Wie hoch ist der Leitzins aktuell in Japan? Antwort: Der Leitzins in Japan ist ebenso auf einem historischen Tief und liegt aktuell bei 0,1 %. Frage: Wie hoch ist der Leitzins aktuell in China? Antwort: Der Leitzins der Peoples Bank of China (PBC) wurde im Laufe des Jahres 2015 insgesamt fünf Mal gesenkt und liegt aktuell bei 4,35 % (nach 5,6 % im Januar 2015). Impressum Herausgeber: Plückthun Asset Management GmbH | Finanzportfolioverwalter | Guerickestraße 25 80805 München | Tel: + 49 89 27 82 54-50 | Fax: + 49 89 27 82 54-55 | email: [email protected] | Internet: www.plueckthun-am.de Haftungsausschuss: Die Plückthun Asset Management GmbH hat dieses Dokument auf Grundlage von allgemein zugänglichen Quellen erstellt, die als zuverlässig gelten. 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