- Sternfreunde Münster

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Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V.
21. Jahrgang
V
2008
V
Nr. 2
Aus dem Inhalt::
Ein virtueller Planetenweg „AufSchalke“
Die Gezeiten II
Mt. Tam Star Party
3.- Euro
2/08
Andromeda
Inhalt
Editorial ....................................................................................................... 4
Deep-Sky CCD-Astrofotografie III .... ........................................................ 5
Sternfreunde intern ...................................................................................... 6
Internationales Jahr der Astronomie 2009 ................................................... 7
Die Gezeiten II..............................................................................................8
Bildnachweise ............................................................................................17
Öffentliche Beobachtung: Mt. Tam Star Party ...........................................18
Einladung zum 9. Astroseminar der Kernphysik .......................................20
Berlin-Exkursion der Sternfreunde Münster 12.-14. Oktober 2007 III ..... 21
Ein virtueller Planetenweg „AufSchalke“ ................................................. 28
Öffentliche Termine der Sternfreunde ....................................................... 33
Was? Wann? Wo?........................................................................................34
Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich.
Impressum
Herausgeber:
Redaktion:
Kontakt:
Sternfreunde Münster e. V.
Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Benno Balsfulland, Wolfgang Domberger, Michael Dütting,
Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Hermann Soester, Wolf Steinle,
Philipp Stratmann
Jürgen Stockel, Haus Angelmodde 6 a, 48167 Münster
Titelbild:
2. U-Seite:
3. U-Seite
Rückseite
Observatorium auf dem Telegrafenberg - Michael Dütting
Merkur I - Aufnahmen der Messenger Raumsonde; NASA
9. Astroseminar der Kernphysik an der WWU
Merkur (II) in der Abenddämmerung - Klaus Kumbrink
02506/2131
Auflage: 200 / August 2008
3
2/08
Andromeda
Editorial
...und hallo...
Ich weiß, Fortsetzungsgeschichten sind
ein leidiges Thema, immer wieder, überall - auch in der „Andromeda“. Es hat
schon viele Diskussionen im Redaktionsteam gegeben über das Für und Wider. Können wir es unseren Leserinnen /
Lesern zumuten über mehrere Ausgaben
gestreckt einen Artikel, ein Wissengebiet darzustellen. Ich bin der Meinung,
dass ein Artikel über drei Ausgaben der
„Andromeda“ verteilt kein Problem für
die Leserschaft darstellen sollte? Ich
hoffe sogar, dass durch die Fortsetzungsgeschichten die eine oder andere
ältere Ausgabe noch den Weg zu den
Astrointeressierten finden wird.
In dieser Ausgabe sind drei Fortsetzungsartikel zu finden. Zwei Themenkomplexe werden nun abgeschlossen.
Die Berlin-Exkursion der Sternfreunde
vom Oktober 2007 und die Einführung
in die CCD-Astrofotografie von Gerd
Neumann.
Wie es auch ganz anders gehandhabt
werden kann, haben die Sternfreunde
aus Oldenburg in ihrer Vereinszeitung
„Urknall“ bewiesen: Der Artikel „Urknall, Materie, Energie - Die UrknallTheorie“ von Friedrich Leymann verteilt
sich auf 26 Seiten (in Worten: sechsundzwanzig ;-))) - in einer Ausgabe!
4
„Hut ab“ für diesen mutigen Schritt des
Redaktionsteams.
Ein weiteres Thema finde ich so wichtig, das ich es ins Editorial verlegt habe.
Wie Sie vielleicht schon mitbekommen
haben, wird im nächsten Jahr das „Jahr
der Astronomie“ stattfinden, nicht nur
bundesweit, sondern weltweit!
Dazu hat es von Seiten des Vorstandes
der Sternfreunde Münster und des LWL
Museum für Naturkunde, vertreten durch
Herr Dr. Voss, ein erstes Treffen gegeben, bei dem verschiedene Aktivitäten
für das kommende Jahr besprochen
worden sind. Eine grobe Auflistung ist
auf Seite 7 abgedruckt. Wie gesagt, es
sind bisher nur Vorschläge, Vorschläge,
die im Laufe der nächsten Wochen und
Monate konkretisiert werden müssen.
Festgezurrt ist noch nichts. Auch Sie
können sich noch Gedanken über die
Gestaltung der Aktivitäten machen.
Lassen Sie uns aber daran teilhaben.
Setzen Sie sich bitte mit dem Vorstand
in Verbindung. Wir freuen uns auf Ihre
Vorschläge!
Vorschläge sind die eine Seite der Medaille, die andere Seite ist die aktive
Mitarbeit bei den Projekten, die demnächst beschlossen werden. Das „Jahr
der Astronomie“ ist ein Ereignis, dass
wie schon gesagt weltweit stattfindet
und so für einen ungeheuren Popularitätschub unseres Hobbys „Astronomie“
sorgen wird. Lassen Sie uns an einem
Strang ziehen. Machen Sie mit!
Ewald Segna
2/08
Andromeda
Deep-Sky
und darstellen als heute. Wenn Sie Ihre
Rohdaten löschen, haben Sie keine
CCD-Astrofotografie III Möglichkeit mehr, die Bilder neu zu
bearbeiten.
Gerd Neumann
Entwickeln Sie ein System zur Ablage
Im zweiten Teil erfuhren Sie, welche Ihrer Daten auf der Festplatte, in welCCD-Kameras auf dem Markt sind, chem Sie sich auch in ein paar Jahren
welche Unterscheidungsmerkmale die noch zurecht finden.
verschiedenen Modelle aufweisen und
was Sie sonst noch alles beim Kauf Literatur:
einer Kamera berücksichtigen müssen. Für den weiteren Einstieg in das Thema
Der letzte Abschnitt beschäftigte sich „CCD-Astrofotografie“ gibt es eine
mit der CCD-Kamera und dem prak- Fülle von Publikationen. Insbesondere im Internet gibt es zu jedem der
tischen Einsatz am Teleskop.
angesprochenen Themen reichlich
Material - Google oder ähnliche Suchmaschinen helfen hier weiter. Weiterhin
ist die CCD-Mailingliste der NAA ein
sehr empfehlenswertes Forum zum
Erfahrungsaustausch. Die vier unten
aufgeführten Bücher kann ich aufgrund
Software & Bildverarbeitung der ausführlichen Erläuterungen und
Die Bildverarbeitung am Rechner ist Illustrationen besonders empfehlen.
ein weites Feld, das den Rahmen dieser Insbesondere „The new CCD AstronoArtikelserie bei weitem sprengen wür- my“ von Ron Wodaski ist ein wirklich
de. Im Abschnitt „Literatur“ finden Sie gelungener Leitfaden durch die CCD
Hinweise auf geeignete Bücher.
Astrofotografie; weiterhin ist das Buch
„CCD-Astronomie in fünf Schritten“
als erstes wirklich fundiertes, deutschDatenarchivierung
Ihre Rohdaten sind wertvoll! Bewah- sprachiges Werk über CCD Astronomie
ren Sie alle Rohdaten sorgfältig auf, besonders hervorzuheben.
und sichern Sie sie regelmäßig auf
CD, DVD oder ähnlichen Medien. Im
Laufe der Zeit werden Ihre Kenntnisse Bücherliste
in der Bildverarbeitung immer weiter
zunehmen, vielleicht möchten Sie D. Rathledge; The Art and Science of
später ein Bild ganz anders bearbeiten CCD Astronomy; Springer (1997)
Die Bearbeitung der
Aufnahmen
5
2/08
Andromeda
Sternfreunde intern
P. Martinez, A. Klotz; A practical Guide
to CCD Astronomy; Cambridge University Press (1998)
☛
R. Wodaski; The new CCD-astronomy; New Astronomy Press (2002)
☛
A. Martin, K. Kleemann-Böker; CCD
Astronomie in fünf Schritten; Oculum
Verlag (2004)
Über den Autor:
Gerd Neumann studierte an der TU
Hamburg Harburg Maschinenbau.
Seit 1995 beschäftigt er sich mit der
CCD-Technik und versucht auch unter
Münsteraner Himmel gute Deep-Sky
Aufnahmen zu erstellen.
Eintritte:
Max Exner
Termine:
Perseiden: In der Nacht vom 11. auf den
12. August ist wieder mit verstärktem
Sternschnuppenfall zu rechnen. 100
Meteore pro Stunde sind vorausgesagt.
Die besten Beobachtungsbedingungen
sind in den frühen Morgenstunden des
12.8. gegeben (allerdings stört der zunehmende Mond).
Partielle Mondfinsternis am 16./17. August von 21:36 Uhr - 0:45 Uhr (MESZ).
Eintritt des Mondes in den Kernschatten: 21:36 Uhr
Mitte der Finsternis: 23:10 Uhr
Austritt des Mondes aus dem Kernschatten: 0:45 Uhr
Der Mond wird maximal zu 81%
bedeckt. Öffentliche Beobachtung
vor dem LWL Museum für Naturkunde.
Pättkestour: Auch in diesem Jahr
findet wieder unsere traditionelle Fahrradtour statt. Termin: 13. September um
14:00 Uhr bei Stephan.
☛ Alte Ausgaben Andromeda:
Dieser Artikel erschien erstmals im
SuW-Special „Astrofotografie“ des
Spektrum Verlages.
6
Dank der Hilfe von Andreas Bügler
können wir unseren Mitgliedern das
Angebot machen, alte Ausgaben unserer Vereinszeitung „Andromeda“
kostenfrei zu erhalten.
Dazu ist es erforderlich, sich telefonisch
oder per Mail mit dem Vorstand in Verbindung zu setzen. Die Hefte können
dann nach Absprache bei mir zu den
öffentlichen Treffen der Sternfreunde
Münster am 2. Dienstag des Monats im
LWL Museum für Naturkunde abgeholt
werden.
ES
2/08
Andromeda
Internationales Jahr der
Astronomie 2009
tun oder Pluto, Ende bei der Sonne.
9. Erweiterung / Neueröffnung Planetenweg:
Neue Säule „Jupiter“: Am Aasee, kurz
vor der Brücke (Kolde-Ring),
Neue Säule „Saturn“: Am Aasee, etwa
auf halbem Weg von der Brücke zum
Innenstadt-Ende des Sees,
Neue Säule „Uranus“: Auf dem Domplatz oder am Prinzipalmarkt,
Neue Säule „Neptun“.
10. „Kulturelle Woche“ Nicht astronomischer Vortrag z. B. kritisch über Astrologie.
11. Lesung, Hörspiel, Theater, Filmvorführung, Musik-Veranstaltung, Lasershow.
z. B. Brecht - Leben des Galilei
12. Astronomie in der Schule:
(2.-9. November: Woche der SchulAstronomie).
13. „Astronomie in die Öffentlichkeit tragen“: Öffentliche Beobachtungen in der
Innenstadt.
14. Ausstellungen im Museum, vor dem
Planetariums-Eingang:
Entweder mehrere, verschiedene BilderAusstellungen (Mond, Planeten, Sterne
oder z. B. Wanderausstellung zum Internationalen Heliophysikalischen Jahr.
15. Eigener Eintrag in den Halbjahresprogrammen des LWL Museum für Naturkunde sowie Plakate.
16. Ein Flyer führt alle Veranstaltungen im
Detail auf.
17. Termine die es evtl. zu begleiten lohnt:
- 40 Jahre Mondlandung (20. Juli) – hier
den Themen-Tag „Mond“ plazieren?
- LCROSS-Einschlag auf dem Mond
(Februar oder März)
- Mondfinsternis (31.12. 8%).
Vorab-Entwurf - Aktionsplan
1. Öffentliche Beobachtungen, monatlich
oder ggfs. wöchentlich.
2. Reaktivierung des C14, Kooperation mit
den Sternfreunden.
3. Vortragsreihe „aktueller Sternenhimmel“
jedes Quartal.
4. „Astro-Events“ bzw. „Sonderveranstaltungen“ bzw. „Themen-Abende“:
Eines je Quartal, jeweils ein anderes
Thema, z. B.: Sonne, Mond, Sterne,
Planeten.
5. Neue Vorführungen im Planetarium.
6. “100 Stunden der Astronomie” (2.4. 5.4.) / „Tag der Astronomie“ (4.4.), Beobachtungen an jedem der 4 Tage!
7. „Licht-aus-Aktion“ am 4.4.
8. Exkursionen, z. B.: „Planeten-FahrradTour“ von Münster nach Osnabrück,
Begleitung des Münster-Marathons als
„Planeten-Marathon“, Beginn beim Nep7
2/08
Andromeda
Die Gezeiten II
Norbert Bertels †
Im ersten Teil des Artikels (Andr.
1/08) wurde erläutert, wie die Gezeiten, also Fluten und Ebben, entstehen,
die wir an den Küsten je zweimal pro
Tag beobachten können. Sie werden
verursacht durch Kräfte, die an allen
Punkten der Erde wirken. Man nennt
sie Gezeitenkräfte. Diese setzen sich
zusammen aus zwei Anteilen, nämlich
der Gravitationskraft, die der Mond auf
den betrachteten Punkt der Erde ausübt, und der dortigen Zentrifugalkraft,
welche durch die Drehbewegung des
Systems Erde-Mond um den gemeinsamen Schwerpunkt hervorgerufen
wird. Die Zentrifugalkräfte sind an
allen Punkten der Erde gleich groß und
gleich gerichtet, nämlich stets parallel
zur Verbindungslinie Erde-Mond und
vom Mond weg weisend.
Die Gezeitenkräfte an der Erdoberfläche lassen sich zerlegen in zwei
Komponenten, eine tangential zur Erdoberfläche und die andere senkrecht
dazu. Die senkrechten Komponenten
sind auf das Zentrum der Erde gerichtet oder genau entgegengesetzt. Sie
tragen zur Bildung der Fluten nicht
bei, weil sie sehr klein gegenüber den
Schwerkräften der Erde sind, die an
den betrachteten Punkten ja ebenfalls
wirken und immer auf das Zentrum der
Erde gerichtet sind. Die tangentialen
8
Komponenten der Gezeitenkräfte sind
zwar auch sehr klein, doch können sie
ungestört wirken. Sie setzen die Wasserteilchen der Weltmeere in Bewegung
und zwar in Richtung Mond, wenn
ihr Abstand zu ihm kleiner ist als die
Distanz Erdmittelpunkt-Mond, oder
in genau entgegengesetzter Richtung,
wenn ihr Abstand zum Mond größer
ist als jene Distanz. Auf diese Weise
entstehen die Flutberge. Dabei werden
gewaltige Wassermassen bewegt, so
dass Tidenhübe von rd. ± 35 cm auf
den freien Ozeanen und bis zu 15 m
in Küstenregionen erreicht werden.
An den Orten der Erdoberfläche, von
denen die Wasserteilchen weggetrieben
werden, entstehen Ebben.
Auch die Sonne wirkt an der Bildung
der Gezeiten mit. Ihre Wirkung ist
jedoch weniger als halb so groß wie
die durch den Mond. Dennoch ist ihr
Einfluss spürbar. Wenn Erde, Mond
und Sonne ungefähr auf einer Linie
liegen - das ist der Fall bei Voll- und
bei Neumond -, addieren sich die Wirkungen von Mond und Sonne und es
kommt zu Springfluten; bei Halbmond
subtrahieren sie sich und es kommt zu
Nippfluten.
Die Gezeitenkräfte wirken nicht nur auf
die Wasserflächen der Erde, sondern
auch auf die Erdkruste, die ja elastisch
verformbar ist. Die Tiden der Verformungen betragen bis zu ± 30 cm.
2/08
Andromeda
Langfristige Auswirkungen
Wir wollen uns zunächst ansehen,
welche Wirkungen das Abbremsen der
Eigendrehung der Erde auf den Mond
hat und betrachten dazu Bild 8, das im
oberen Bildteil das System Erde-Mond
darstellt und im unteren eine separate
Vergrößerung nur des Mondbereiches.
Wir schauen auf den Nordpol der Erde
und machen - wie schon im ersten Teil
des Artikels - zur Vereinfachung die
Annahme, dass die Mondbahn eine
Kreisbahn in der Äquatorialebene
sei. Die beiden Flutberge sind stark
übertrieben gezeichnet. Der rechte,
dem Mond zugewandte Flutberg liegt
nicht genau auf der Verbindungslinie
Erde-Mond und der linke, vom Mond
abgewandte Flutberg ebenfalls nicht.
Nun wird dargestellt, was das tägliche
Wandern der zwei Flutberge um die
Erde in sehr langen Zeiträumen bewirkt. Durch die Bewegung des Wassers entlang der Meeresböden, der
Küstenformationen der Kontinente und
durch die Verformungen der Erdkruste
kommt es zu Erwärmungen und Reibungswirkungen, die eine langsame,
ständige Abbremsung der Eigendrehung der Erde um sich selbst verursachen: die Erde verliert Drehimpuls und
die Tage werden somit länger.
Auch für das System Erde-Mond gilt
der Satz von der Erhaltung des Gesamtdrehimpulses. Das hat, wie wir
sehen werden, zur Folge, dass sich der
Mond von der Erde entfernt und seine
Umlaufzeit um die Erde zunimmt.
9
2/08
Andromeda
Beide sind etwas in Drehrichtung der
Erde verschoben, was durch die Reibungswirkungen verursacht wird. Man
kann auch sagen, dass die Flutberge
durch die Drehung der Erde etwas
mitgerissen werden.
Auf die Massen der beiden Flutberge
wirkt der Mond mit seiner Gravitation.
Man kann sich einen Schwerpunkt für
jeden der beiden Flutberge vorstellen,
an dem die Gravitationskräfte jeweils
angreifen, hier dargestellt durch F1 und
F2 . Da der Schwerpunkt des rechten
Flutberges näher zum Mond liegt als
derjenige des linken, ist F1 größer als
F2 . Diese beiden Kräfte tragen dazu
bei, dass die Eigendrehung der Erde
abgebremst wird.
Die Massen der Flutberge wirken nun
andererseits mit ihrer Gravitation auf
den Mond. Die zugeordneten Kräfte
sind genau so groß wie F1 und F2 , nur
entgegengesetzt gerichtet. Sie sind
deshalb mit -F1 und -F2 bezeichnet.
Nun lassen sich beide Kräfte aufteilen
in je eine Komponente auf der Verbindungslinie Erde-Mond und je eine
senkrecht dazu, hier mit -F1t und -F2t
bezeichnet. Die Komponenten auf der
Verbindungslinie Erde-Mond verstärken geringfügig die Gravitationskraft
zwischen Erde und Mond und sind
nicht von besonderer Bedeutung. Die
dazu senkrechten Komponenten -F1t
und -F2t sind zueinander entgegengesetzt gerichtet. Die resultierende Kraft
hat den Betrag F1t - F2t und ist stets
tangential zur Mondbahn in Richtung
der Bewegung des Mondes gerichtet.
Sie ist zwar klein, wirkt jedoch ständig
auf den Mond und seine Drehbewegung
auf seiner Bahn um die Erde. Das hat
zur Folge, dass der Bahndrehimpuls
des Mondes größer wird und somit der
Abstand Erde-Mond und die Umlaufzeit des Mondes zunehmen.
Die Kraft F1t - F2t kann man vergleichen mit der Kraft, die ein Raketenantrieb einer Raumsonde auf die Sonde
ausübt. Die Raumsonde soll sich auf
einer kreisförmigen Umlaufbahn um
die Erde befinden, der Antrieb sei abgeschaltet. Die Raumsonde wird sich
weiter auf dieser Umlaufbahn bewegen. Wenn nun der Kommandant den
Antrieb einschaltet, wirkt die Kraft des
Antriebs auf die Sonde, die dadurch auf
eine höhere Umlaufbahn gelangt. Der
Abstand Erde-Sonde wird größer. Da
auch hier das 3. Keplersche Gesetz (s. u.)
gilt, wird somit auch die Umlaufzeit
größer.
Nun wollen wir abschätzen, wie lange
es dauert, bis der Prozess des Entfernens des Mondes von der Erde beendet
ist. Dieser Zeitpunkt ist dann erreicht,
wenn durch die Abbremsung die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde um
sich selbst so weit abgenommen hat,
dass sie genau so groß ist wie diejenige des Systems Erde-Mond bei seiner
Drehung um den gemeinsamen Schwerpunkt. Man spricht in diesem Fall von
einer gebundenen Rotation. Die Erde
10
2/08
Andromeda
wendet dann dem Mond immer die
gleiche Seite zu - der Mond zeigt uns ja
schon seit langer Zeit immer die gleiche
Seite. Doch dann sehen wir den Mond
immer an der gleichen Stelle, wenn wir
auf der ihm zugewandten Seite der Erde
wohnen. Menschen, die auf der dem
Mond abgewandten Erdhälfte leben,
müssten dann eine große Reise auf die
andere Seite unternehmen, um einmal
den Mond zu sehen. Das Beobachten setzt natürlich voraus, dass es zu
diesem Zeitpunkt noch Menschen auf
der Erde gibt. Die Flutberge bewegen
sich dann nicht mehr um die Erde, sie
liegen immer auf der Verbindungslinie
Erde-Mond. Die Kraft F1t - F2t existiert
nicht mehr.
Wie viele Jahre werden bis zum Erreichen dieses Zeitpunktes verstrichen
sein? Wir wissen, dass die Erde für eine
Drehung um sich selbst in 100 Jahren
1,64 Millisekunden länger braucht als
heute; das sind in 100.000 Jahren 1,64
Sekunden. Bis der Zustand der gebundenen Rotation erreicht ist, werden also
sehr viele Jahre vergehen. In der Fachliteratur findet man folgende Angaben:
eine, zwei, drei oder gar zehn Milliarden Jahre. Die Unterschiede ergeben
sich aus den Modellen, die die Autoren
ihren Berechnungen jeweils zugrunde
gelegt haben. Wir entscheiden uns aus
praktischen Gründen bei unseren weiteren Überlegungen für einen Zeitraum
von drei Milliarden Jahren und begründen diese Entscheidung gleich.
Wir können auch einen Blick in die
Vergangenheit werfen, in der sich die
Erde schneller gedreht haben muss als
heute. Wenn wir mit dem genannten
Wert einer Tageslängenzunahme von
1,64 Millisekunden in 100 Jahren auf
die Zeit vor 400 Millionen Jahren extrapolieren, ergibt sich eine Tageslänge
von 22 Stunden und eine Jahreslänge
von 400 Tagen, da sich die Dauer des
Umlaufs der Erde um die Sonne nicht
ändert.
Nun haben die Paläontologen Wells
und Scrutton 1963 festgestellt, dass
Kalkgehäuse von Korallen, die in
Meeren mit starken Gezeiten leben,
feine Bänderstrukturen aufweisen, die
den Perioden des Jahres, des Monats
und des Tages entsprechen. Bei Untersuchungen von versteinerten Korallen
aus der Devonzeit, die also vor rd. 400
Millionen Jahren gelebt haben, wurden ebenfalls solche Bänderstrukturen
festgestellt, aus denen Tageslängen
von 22 Stunden und Jahre mit 400
Tagen ermittelt wurden. Durch diese
Untersuchungen wird unsere obige
Extrapolation also bestätigt.
Ob solche linearen Extrapolationen
auch für eine noch fernere Vergangenheit oder für geologische Zeiträume in
sehr ferner Zukunft angewandt werden
können, ist nicht sicher. Die Stärke der
Gezeitenreibung könnte sich in so langen Zeiträumen durch Strukturveränderungen der Meere und der Kontinente
erheblich ändern. Dennoch wollen wir
11
2/08
Andromeda
von einem linearen Prozess ausgehen.
Wir wollen jetzt den Abstand ErdeMond und die Umlaufzeit des Mondes
für den Zustand der gebundenen Rotation berechnen.
In der Mechanik gilt der Satz von der
Erhaltung des Gesamtdrehimpulses LGes ,
der sich in unserem Fall zusammensetzt
aus dem Eigendrehimpuls SE der Erde,
dem Bahndrehimpuls LEM des Systems
Erde-Mond bei seiner Bewegung
um den gemeinsamen Schwerpunkt
und dem Eigendrehimpuls S M des
Mondes.
Wir unterstellen, dass der Drehsinn
der Eigenrotationen und der Bahnbewegung gleich sein soll, oder anders
ausgedrückt, dass die Vektoren der
Eigendrehimpulse SE und SM von Erde
bzw. Mond und der Bahndrehimpuls
LEM des Systems Erde-Mond parallel
zueinander sind und die gleiche Richtung aufweisen. Als Bezugssystem
wählen wir den Fixsternhimmel. Für
den Zeitpunkt heute gilt der Index 1
und für den Zeitpunkt der gebundenen
Rotation der Index 2. Somit lautet der
Erhaltungssatz
wobei J E das Trägheitsmoment der
Erde und ω E1 ihre heutige Winkelgeschwindigkeit ist, die ja mit der heutigen Tageslänge TE1 von 23h 56m 4s
für eine volle Erdumdrehung über die
Beziehung ωE1 = 2π/TE1 verknüpft ist;
ME = 5,97 * 10 24 kg ist die Masse der
Erde und RE = 6380 km ihr Radius.
Nun ist die Erde aber keine homogene
Kugel. Die Dichte der oberen Erdkruste
beträgt 2,84 g/cm3, sie steigt in Richtung
Erdkern zum Teil sprunghaft an und
beträgt im Kern 12,5 g/cm3. Anstelle
des Faktors 2/5 = 0,4 im Trägheitsmoment (vgl. Gl. (8)) ist - laut Angabe des
Planetologischen Instituts der WWU
Münster - der Faktor 0,33 anzusetzen.
Nach Einsetzen der angegebenen Werte
für die Masse der Erde, ihrem Radius
und ihrer Tageslänge erhält man das
Resultat
SE1 = 5,85 * 10 33 kg m2 / s .
(9)
b.) Heutiger Bahndrehimpuls LEM1 des
Systems Erde-Mond: In der Mechanik
gilt für den Bahndrehimpuls L eines
binären Systems, wie etwa die in Bild
9 dargestellte asymmetrische Hantel
mit den beiden ungleichen Massen
LGes = SE1 + LEM1 + SM1
= SE2 + LEM2 + SM2 .
(7) M1 und M2, die sich um ihren gemeinsamen Schwerpunkt S mit der gleichen
Damit wir die einzelnen Drehimpulse
bewerten können, berechnen wir sie.
a.) Heutiger Eigendrehimpuls SE1 der
Erde: Unter der Annahme, dass die Erde
eine homogene Kugel ist, gilt:
,
(8)
12
2/08
Andromeda
Winkelgeschwindigkeit ω = 2π/T in c.) Heutiger Eigendrehimpuls SM1 des
Kreisbahnen bewegen, die Beziehung Mondes: Der Mond bewegt sich schon
seit langer Zeit in einer gebundenen
L = M1 l12 ω + M2 l22 ω .
(10)
Rotation mit dem System Erde-Mond,
Zudem gelten hinsichtlich der Lage des d. h. die Winkelgeschwindigkeit ωM1
der Eigenrotation des Mondes ist genau
Schwerpunkts S die Beziehungen
M1 l1 = M2 l2 und l1 + l2 = r . (11) so groß wie die Winkelgeschwindigkeit
wEM1 des Systems. Die Dichteverteilung
Hiermit lässt sich Gl. (10) umformen, innerhalb des Mondes kennen wir nicht.
was auf den Ausdruck
Wir unterstellen daher, dass sie gleich (12) mäßig ist, betrachten also den Mond
als homogene Kugel. und wenden Gl.
führt, wobei die so definierte Größe m (8) direkt an:
als reduzierte Masse bezeichnet wird.
,
(15)
Angewandt auf das System ErdeMond - sein Schwerpunkt S befindet wobei MM die Masse des Mondes (s.o.),
sich innerhalb der Erde in einer Tiefe RM = 1737 km sein Radius und ωEM1
von ca. 1600 km - können wir für den = ωM1 die heutige WinkelgeschwindigBahndrehimpuls LEM1 ganz analog zu keit des Systems Erde-Mond bzw. des
Mondes selbst ist; entsprechend gilt
Gl. (12) schreiben:
TEM1 = TM1 mit dem Wert von 27,32
Tagen (s.o.). Man erhält aus Gl. (15)
.
(13) SM1 = 23,59 * 10 28 kg m2 / s .
Setzt man hier die bekannten Werte
ein, also die Mondmasse MM = 7,35 *
10 22 kg , die Erdmasse ME (s.o.), den
heutigen mittleren Abstand Erde-Mond
rEM1 = 384.000 km und die heutige
Winkelgeschwindigkeit ωEM1 = 2π/TEM1 ,
wobei TEM1 = 27,32 Tage die heutige
Umlaufzeit des Systems Erde-Mond
um den gemeinsamen Schwerpunkt S
ist, erhält man
LEM1 = 28,48 * 10 33 kg m2 / s ,
(16)
Der Eigendrehimpuls SM1 des Mondes
ist also mehr als 5 Zehnerpotenzen
kleiner als der Bahndrehimpuls LEM1
(Gl. (14)) des Systems Erde-Mond und
der Eigendrehimpuls SE1 der Erde (Gl.
(9)). Er spielt somit im Gesamtdrehimpuls LGes keine Rolle. Wir können
deshalb SM1 in Gl. (7) vernachlässigen
und erhalten
LGes = SE1 + LEM1 = SE2 + LEM2 . (17)
(14) d.) Wir wollen jetzt den Bahndrehimalso etwa fünfmal größer als der Wert puls LEM2 des Systems Erde-Mond zum
Zeitpunkt 2 berechnen, wenn also das
für SE1 in Gl. (9).
13
2/08
Andromeda
System in den Zustand der gebundenen
Rotation übergegangen ist.
Im Verlauf der Zeit wird SE1 kleiner und
LEM1 im gleichen Maße größer, so dass
die Summe aus beiden gleich bleibt
(vgl. Gl. (17). Der Betrag, um den SE1
bis zum Erreichen des Zeitpunkts 2
kleiner wird, sei mit ∆E bezeichnet;
wir schreiben
∆E = SE1 - SE2 = JE ωE1 - JE ωE2 . (18)
Nun können wir abschätzen, dass sich
die Erde zur Zeit 2 viel langsamer drehen wird als zum heutigen Zeitpunkt 1;
also wird ωE2 sehr viel kleiner sein als
ωE1 , so dass wir den ωE2 - Term in Gl.
(18) vernachlässigen können. Durch
diese Vorgehensweise ersparen wir uns
viel komplizierte Rechenarbeit. Nach
Abschluss unserer Rechnung können
wir durch einen iterativen Schritt den
Fehler, den wir hier ggf. in Kauf nehmen, korrigieren. Wir schreiben also
∆E = SE1 = JE ωE1 (19)
anstelle von Gl. (18). Um diesen Betrag
wird LEM1 auf LEM2 bis zum Erreichen
des Zeitpunktes 2 anwachsen, während
SE1 auf SE2 abnimmt. Der Rotationsbewegung der Erde um ihre eigene Achse
wird also Drehimpuls entzogen und auf
die Rotationsbewegung des Systems
Erde-Mond um die Drehachse durch
den Schwerpunkt S übertragen.
Es ergibt sich somit für den Bahndrehimpuls LEM2 des Systems ErdeMond zum Zeitpunkt 2 der gebundenen
Rotation, wenn man die Werte Gl. (9)
und (14) benutzt und Gl. (19) berücksichtigt:
LEM2 = ∆E + LEM1 = SE1 + LEM1
= 34,33 * 10 33 kg m2/s .
(20)
Andererseits gilt zu diesem Zeitpunkt
aber auch
LEM2 = µ rEM22 wEM2 ,
(21)
wobei rEM2 die Entfernung des Mondes
zur Erde ist und ωEM2 = 2π/TEM2 (vgl.
Gl. (13) für den Zeitpunkt 1).
Um nun aus Gl. (20) und (21) den Abstand rEM2 des Mondes zur Erde und die
Umlaufzeit TEM2 von Erde und Mond
um ihren gemeinsamen Schwerpunkt
S im Zustand der gebundenen Rotation
bestimmen zu können, ziehen wir noch
das 3. Keplersche Gesetz heran. In unserem Fall besagt es, dass der Quotient
aus der 3. Potenz des Abstands ErdeMond und dem Quadrat der Umlaufzeit
des Mondes um die Erde konstant ist,
also:
(rEM1)3/(TEM1)2 = (rEM2)3/(TEM2)2 . (22)
Dann bilden wir aus Gl. (21) und (13)
das Verhältnis
und quadrieren es, um das Keplersche
Gesetz Gl. (22) zu verwenden und erhalten so das Resultat
rEM2 = (LEM2/LEM1)2 rEM1 .
(23)
Wir können also den Abstand rEM2 zwischen Erde und Mond im Zustand der
gebundenen Rotation des Erde-Mond-
14
2/08
Andromeda
Systems leicht angeben: mit den Werten km; Umlaufzeit des Systems Erdefür die Bahndrehimpulse LEM2 und LEM1 Mond TEM2 = 47,5 Tage; Umlaufzeit
in Gl. (20) und (14) ist
der Eigendrehung der Erde TE2 = 47,5
Tage.
r = (34,33 : 28,48)2 * 384.000 km
EM2
= 558.000 km ,
(24) Als Bezugskoordinatensystem hatten
also eine Zunahme der Mondentfernung wir den Sternenhimmel gewählt. Die
zur Erde von 174.000 km .
ermittelten Winkelgeschwindigkeiten
Da nun alle relevanten Größen vor- und Umlaufzeiten beziehen sich also
liegen, lässt sich aus Gl. (20), (21) und auf die Sterne. Wir möchten auch gerne
(24) nun auch die Umlaufzeit TEM2 des wissen, wie lang ein Sonnentag zum
Systems Erde und Mond um ihren ge- Zeitpunkt der gebundenen Rotation
meinsamen Schwerpunkt S im Zustand ist. Wenn sich das System Erde-Mond
der gebundenen Rotation beider Körper gegenüber den Sternen einmal um sich
berechnen:
selbst gedreht hat, sind 47,5 heutige
Tage vergangen. In dieser Zeit ist das
TEM2 = µ rEM22 2π/LEM2
System bei seiner Bewegung um die
= 47,8 Tage .
(25)
Sonne ein gutes Bahnstück weiter
Die Erde und der Mond benötigen also gewandert. In 365,25 Tagen legt das
47,8 heutige Tage, um sich in einer System einen Bogen von 360° zurück
gebundenen Rotation um den gemein- und in 47,5 Tagen einen Bogen von
samen innerhalb der Erde befindlichen 46,8°. Um diesen Winkel muss sich
Schwerpunkt S und zugleich um sich das System Erde-Mond weiter um
selbst zu drehen.
sich selbst drehen, damit es genau eine
Wir können unsere Werte noch etwas Umdrehung relativ zur Sonne vollzogen
korrigieren, wenn wir in einem itera- hat. Für die Rotation von 360° um sich
tiven Schritt den Wert für wEM2 in Gl. selbst benötigt das System Erde-Mond
(18) anstelle von wE2 einsetzen und die 47,5 Tage und für 360° plus 46,8° rund
gesamte Rechnung noch einmal durch- 53,6 Tage. Im Zustand der gebundenen
führen. Damit gleichen wir einen Fehler Rotation ist ein Sonnentag also 53,6
aus, den wir ggf. bei der Vereinfachung heutige Tage lang.
der Gl. (18) gemacht haben, wobei eine
einmalige Iteration ausreichend ist. Wir Diskussion der Ergebnisse
ersparen uns die Darstellung dieser Der Abstand Erde-Mond wächst in dem
zweiten Berechnung und geben nur die betrachteten Zeitraum um 171.000 km.
Wir hatten für den gesamten Prozess
leicht veränderten Ergebnisse an:
Abstand Erde-Mond rEM2 = 555.000 km, des Übergangs in den Zustand der
d. h. ein Abstandszuwachs von 171.000 gebundenen Rotation eine Zeitspanne
15
2/08
Andromeda
von 3 Milliarden Jahren angesetzt. Pro
Jahr würde somit der Abstand um 5,7
cm wachsen. Seit einigen Jahren kann
man die Entfernung zwischen Erde und
Mond durch den Einsatz von Lasertechnik direkt messen. Aus den Messdaten
ist - über mehrere Jahre gemittelt - ein
jährlicher Entfernungszuwachs von rd.
4 cm festgestellt worden. Dass der von
uns ermittelte Wert mit dem gemessenen ganz gut übereinstimmt, liegt vor
allem daran, dass wir ganz bewusst von
den in der Fachliteratur angegebenen
unterschiedlichen Prozesszeiträumen
die Zeitspanne von 3 Milliarden Jahre
ausgewählt haben.
Des weiteren haben wir unterstellt, dass
der Prozess linear verläuft, was nicht
unbedingt richtig sein muss. Wie an anderer Stelle schon ausgeführt, haben wir
mögliche Veränderungen der Gezeitenreibung durch Strukturveränderungen
der Meere und der Kontinente und auch
mögliche Einwirkungen anderer Planeten nicht berücksichtigen können.
In etwa 500 Millionen Jahren hat sich
der Mond so weit von der Erde entfernt,
dass seine von der Erde aus sichtbare
Scheibe deutlich kleiner geworden
ist und die Sonnenscheibe nicht mehr
vollständig bedecken kann. Totale
Sonnenfinsternisse wird es dann nicht
mehr geben.
Im Stadium der gebundenen Rotation
ist der Mond - wie bereits ausgeführt von der Erde aus immer an der gleichen
Stelle zu sehen. Die Flutberge verharren
immer auf der Verbindungslinie ErdeMond, sie laufen nicht mehr um. Die
Erde wird sich durch die Gezeitenkräfte
an den beiden Stellen aufwölben, es
wird ein leicht eiförmiger Erdkörper
entstehen. Gezeitenreibungen gibt es
nicht mehr.
Sehr wahrscheinlich wird es aber zum
Zeitpunkt der gebundenen Rotation
keine Beobachter auf der Erde mehr
geben, die das alles feststellen könnten.
In 1 Milliarde Jahren wird die Sonne
größer als heute und ihre Leuchtkraft
um 10 % stärker sein. Die Temperatur
auf der Erde wird so hoch sein, dass die
Verdunstungsrate der Meere ansteigen
und es zu einer erhöhten Wolkenbildung kommen wird. Der Treibhauseffekt wird dann so stark angestiegen
sein, dass Leben in der heutigen Form
stark beeinträchtigt sein dürfte. In 3,5
Milliarden Jahren hat die Leuchtkraft
der Sonne um 40 % zugenommen und
die Temperatur auf der Erde wird 100 °C
erreichen und sogar übersteigen. Die
Ozeane werden verdampfen, ein Leben auf der Erde ist dann nicht mehr
möglich.
In 7 bis 8 Milliarden Jahren wird die
Sonne ein roter Riese und ein Überriese werden. Merkur und Venus werden
dann von der Sonne geschluckt. Es kann
sein, dass die Erde das gleiche Schicksal erleiden muss, weil der Sonnenradius etwa den Erdbahnradius erreichen
wird. Es ist auch möglich, dass die Erde
weiter außen einen neuen Bahnradius
16
2/08
Andromeda
von etwa 1,7 AE einnehmen kann, weil
die Sonne im Stadium des roten Riesen
durch den starken Sonnenwind Masse
verliert und damit auch Gravitationskraft einbüßt, der Bahndrehimpuls der
Erde aber erhalten bleibt.
Im Verlauf der Zeit, in der sich die Sonne zu einem roten Riesen entwickelt,
wird die Erde ihren Mond verlieren.
Der Zustand der gebundenen Rotation
des Systems Erde-Mond ist nicht von
Dauer. Die Sonne entzieht durch Gezeitenwirkung dem System Drehimpuls
mit der Folge, dass der Abstand ErdeMond wieder abnimmt. Dabei wird der
Mond der Erde so nahe kommen, dass
er von den Gezeitenkräften zerrissen
wird und die Bruchstücke sich in einem
Ring um die Erde legen werden, ähnlich
dem Saturnring.
Anmerkung:
Während der Überarbeitung von Norberts Artikeln habe ich mich intensiv
mit seinen Gedanken und Ideen befasst,
was mir sehr viel Freude bereitet hat.
Ich hoffe, dass seine Begeisterung
für dieses Thema viele Interessenten
erreicht.
An manchen Stellen hätte ich allerdings
seine Hilfe dringend benötigt.
Sollten beim Lesen der Artikel Unklarheiten auftreten, müssten diese mit mir
besprochen werden.
Dr. Wolfgang Domberger
Bildnachweise:
S. 6 S. 9 S. 12
S. 21 S. 22 S. 23 S. 24
S. 25 S. 26
S. 27 S. 29 S. 30
S. 31 S. 32 Portrait Gerd Neumann GN
Grafik Erde - Mond System I NB
Grafik Erde - Mond System II NB
Fotokuppel MD
l. o. Auf dem Telegraphenberg MD
r. o. Kuppeln auf d. Telegrapfenberg MD
r. u. Anlage Telegraphenberg 1898 MD
u. l. Großer Refraktor 2007 MD
o. r. Großer Refraktor 1998 MD
l. o. Spektrograph von 1898 MD
l. u. Kuppel Telegraphenberg MD
l- Zeiss Kleinplanetarium
HP
o. r. Sonnenphysikalisches Kabinett HP
u. r. Sonnenbeobachtung live JS
o. l. Spiegelteleskop JS
u. l. Refraktor KK
o. r. Ilonas Blick JS
Doppelrefraktor HP
Die Sonne HS
Wir malen den Saturn HS
Auf Schalke, bearbeitet GE/HS
l. u. Mars HS
l. o. Jupiter auf d. Bildungszentrum HS
r. u. Planetenweg aufgehängt HS
NB - Norbert Bertels, GE - Google Earth,
MD - Michael Dütting, KK - Klaus Kumbrink,
GN - Gerd Neumann, HP - Hans-Georg Pellengahr, HS - Hermann Soester, JS - Jürgen
Stockel,
17
2/08
Andromeda
Öffentliche Beobachtung:
Mt. Tam Star Party
Patrick Seelheim.
Am 10. Mai fand im Mt. Tam(alpais)
State Park die erste öffentliche Beobachtung der San Francisco Amateur
Astronomers in der Session 2008 statt.
Da ich zu dieser Zeit in San Francisco
war, schaute ich natürlich bei den amerikanischen Sternfreunden vorbei.
Obwohl sich der Mt. Tam nur etwas
mehr als 30 km nördlich von San
Francisco befindet, benötigte ich doch
gute 45 Minuten, um den Beobachtungsplatz über die kurvenreiche, sehr
schöne Straße zu erreichen. Allerdings
sah das Wetter bei der Abfahrt ganz
und gar nicht gut aus: Die Stadt lag in
den dichtesten Nebel gehüllt, den ich
je erlebt habe. Bei unter zehn Meter
Sicht waren die Nebelschlussleuchten
der vorausfahrenden Fahrzeuge und
die strahlenden Ampeln das Einzige,
was man vom dichten Abendverkehr
sehen konnte. Auf der Golden Gate
Bridge war es praktisch unmöglich
die Fahrbahnmarkierung zu erkennen,
sodass man der Spur nur blind über die
“Markierungshubbel” auf der Straße
folgen konnte. Doch laut Wetterbericht
und Telefonauskunft der Astronomen
sollte es oberhalb der Nebeldecke wundervoll klar sein. Und tatsächlich, auf
einmal durchbrach der Wagen die undurchdringlich scheinende Nebelwand
und ich fuhr die letzten Kilometer unter
klarem Abendhimmel.
Direkt nach Ankunft und freundlicher
Begrüßung fiel mein Blick auch schon
auf ein gewaltiges 20”-Zoll Dobson
Teleskop, das neben einem bunten
Reigen kleinerer und größerer Fernrohre auf das Ende der Dämmerung
wartete. Doch die Sonne war gerade
erst untergegangen und an eine Beobachtung des Nachthimmels noch
nicht zu denken. Stattdessen begann
der Abend mit einem öffentlichen
Vortrag über den Klimawandel und
seine Folgen. Der Klimaforscher Dr.
Philip Duffy von der UCM sprach
unter freiem Himmel in einem urigen
Amphitheater über Ursache, Existenz
und Wirkung des Treibhauseffekts und
präsentierte Prognosen, wie sich die
globale Erwärmung auf die USA und
besonders Kalifornien auswirken werden. Datenmaterial und Klimamodelle
für die Zeit von vor dreihundert Jahren
bis 2100 zeigen sowohl eine globale
Erwärmung durch natürliche Ursachen als auch einen Temperaturanstieg
durch anthropogenen Treibhauseffekt,
wobei letztere den größeren Anteil
ausmacht. Modellrechnungen für die
nächsten Jahrzehnte prognostizieren
für Kalifornien einen weiterhin stetig
zunehmenden Temperaturanstieg, geben allerdings keine verlässliche Auskunft über die Niederschlagsmengen.
Je nach Simulationsparametern wird
der Niederschlag ganz ausbleiben oder
18
2/08
Andromeda
deutlich ansteigen. Die Auswirkungen
der Temperaturerhöhung sind jedoch
bereits sichtbar: In den letzten Jahren
hat sich der Beginn der Schneeschmelze in Kalifornien durchschnittlich
um etwa zwei Wochen nach vorne
verschoben. Dadurch wird die ohnehin kritische Trinkwasserversorgung
während der trockenen Sommermonate
weiter erschwert. Immerhin scheint
sich aber auch in der Politik langsam
die Erkenntnis durchzusetzen, dass
unsere Zivilisation einen messbaren
Einfluss auf das globale Klima hat,
dessen Auswirkungen wir zur Zeit nicht
abschätzen können. Fakt ist aber, dass
dieser Einfluss existiert. Den Treibhauseffekt und die globale Erwärmung
bei der aktuellen Datenbasis leugnen
zu wollen, wäre vergleichbar mit der
Behauptung, die hiesige Materie wäre
nicht aus Atomen aufgebaut…
Nach Duffys fundiertem und erfreulich
tiefgehenden Vortrag war es bereits
dunkel geworden. In der Ferne schimmerten unter uns das nebelverklärte
San Francisco im diffusen, orangegelben Licht der Natriumdampflampen
und über uns der Nachthimmel mit
dem Mond im ersten Viertel, Mars,
Saturn und den Frühlingssternbildern.
Schnellen Schrittes ging es nun einige
hundert Meter vom Vortragsort zum Beobachtungsplatz. Was die Beleuchtung
angeht, können die amerikanischen
Sterngucker übrigens einiges von den
Sternfreunden Münster lernen. Zur
Markierung des Weges kamen nämlich
keine astrotauglichen roten Grablichter
sondern grüne LED-Leuchten zum
Einsatz, sodass jedwede Dunkeladaption auf dem Weg zu den Teleskopen
effektiv zerstört wurde.
Die Beobachtung selbst war “typisch
amerikanisch” und damit ein wenig ernüchternd. Ich will hier keine Vorurteile
nähren, aber man merkte, dass viele der
anwesenden Teleskopbesitzer doch ein
wenig (selbst)verliebt in ihre Geräte
waren. Die meisten hatten gar ein
absolutes Berührungsverbot über ihre
Teleskope verhängt, sodass man nicht
einmal selbst scharfstellen durfte, worunter das Beobachtungserlebnis doch
sehr litt. An diesen Verboten und Regeln änderte sich auch nichts, nachdem
man sich mit den Besitzern über die
eigene astronomische Erfahrung vom
Spiegelschleifen bis zum Beobachten
ausgetauscht hat — schade eigentlich.
Natürlich kann ich verstehen, dass man
eine gewisse Sorge um sein Teleskop
hegt, wenn man den 20”-Hauptspiegel
selbst geschliffen und das Teleskop
selbst konstruiert und gebaut hat, aber
es deswegen gleich in Watte einpacken?
Ich hätte gedacht, dass sich Sternfreunde, die beim großen John Dobson
höchstpersönlich ihr Handwerk erlernt
haben, eher an Frauenhofers Motto
halten: “Teleskope sind zum Durchschauen, nicht zum Anschauen da.”
19
2/08
Andromeda
Leider verliefen auch die Mehrzahl der
Gespräche mit den Anwesenden so wie
hier allgemein üblich: nett aber oberflächlich und ohne Nachwirkung. Es ist
leider wahr, dass die meisten Amerikaner allgemein gerne reden und man sehr
leicht mit ihnen ins Gespräch kommt,
es diesen Gesprächen aber meist an
Tiefgang und Nachhaltigkeit fehlt. An
mehr als belanglosem small talk haben
die meisten Gesprächspartner kein
Interesse. Ich bin ziemlich überzeugt,
dass sich niemand, mit dem ich bei der
Beobachtung gesprochen habe, an den
“deutschen Gast” erinnern wird — und
das liegt mit Sicherheit nicht an mir.
Insgesamt war der Abend von wissenschaftlicher, landschaftlicher und
kultureller Seite äußerst interessant,
astronomisch aber leider ernüchternd.
Das helle Mondlicht verhinderte eine
weitergehende deep sky-Beobachtung
mit dem 20-Zöller und bereits nach
etwa einer Stunde schloss der verantwortliche Ranger den Park, sodass alle
Gäste den Beobachtungsplatz verlassen
mussten.
Einladung zum 9. Astroseminar der Kernphysik
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch in diesem Jahr führen wir am
Institut für Kernphysik der Universität Münster wieder ein Astroseminar
durch. Dieses Seminar existiert seit
dem Jahre 2000. Im Rahmen dieser
Veranstaltung halten Professoren und
Studenten aus dem noch jungen Gebiet
Astroteilchenphysik Vorträge über ihr
Fachgebiet. Das Seminar wird unter der
Schirmherrschaft des Instituts für Kernphysik von Studenten organisiert.
Das Seminar richtet sich an Schüler, Studenten aller Fachrichtungen,
sowie interessierte Erwachsene. Im
vergangenen Jahr konnten wir etwa
100 Teilnehmer in unserem Institut
begrüßen. Unsere Gäste hatten dabei
die einmalige Gelegenheit, aus erster
Hand von neuen Forschungsergebnissen zu erfahren und mit Experten zu
diskutieren.
Dieses Jahr werden sich unsere Teilnehmer neben den Vorträgen von Münsteraner Professoren auch die Vorträge
der beiden Gastredner Prof. Claus Rolfs
und Prof. Peter Biermann anhören
können. Beide können auf mehrere
Jahrzehnte international anerkannter
Forschung zurückblicken.
Zum Abschluss möchten wir das Seminar zusammen mit unseren Gästen
am Institut für Kernphysik in einer
Grillparty ausklingen lassen. Während
des Seminars werden Ihre Schüler die
einmalige Möglichkeit haben, mit Forschern zu diskutieren, und sich auch bei
den organisierenden Studenten über das
Physikstudium zu informieren.
www.uni-muenster.de/Astroseminar
Matthias Prall
Siehe auch Plakat auf der vorletzten
Seite!
Anmerkung der Redaktion
20
2/08
Andromeda
Berlin-Exkursion der
Sternfreunde Münster
12.-14. Oktober 2007 III
Wiederentdeckung auf dem
Telegrafenberg
Michael Dütting
Der Besuch des „Wissenschaftspark
Albert Einstein“ auf dem Telegrafenberg in Potsdam war für die meisten
Teilnehmer sicherlich der Höhepunkt
der Berlin-Exkursion. Wohl an kaum
einem anderen Ort in Deutschland
begegnet man einer so großen Zahl an
historischen Sternwartenkuppeln und
astronomischen Geräten, mit denen
zum Teil Wissenschaftsgeschichte geschrieben wurde.
Für mich war es ein Wiedersehen der
besonderen Art, denn ich hatte bereits
1998 die Gelegenheit genutzt, um das
„deutsche Astronomie-Mekka“ des
19. und frühen 20. Jahrhunderts zu
erkunden. Zu diesem Zeitpunkt waren
das Gelände und die Einrichtungen in
einem gelinde gesagt bedauerlichen
Zustand, die das DDR-Flair der 50er
Jahre verströmten. Die Kuppeln der
Sternwarten waren verrostet, die Dächer einiger Nebengebäude eingefallen
und die Wege zum Teil zugewachsen;
im Gestrüpp sah ich einige offensichtlich sehr alte Gegenstände aus dem
Inventar der Kuppeln.
Wie kam ich darauf ausgerechnet
diesen Ort aufzusuchen? In dem Werk
„Newcomb / Engelmann Populäre Astronomie“ von 1921, das ich günstig auf
dem münsterischen Flohmarkt erstand,
befindet sich ein längeres Kapitel über
die damals modernsten Forschungseinrichtungen. Zahlreiche Stahlstiche
und Fotografien dokumentieren unter
anderem auch das Astrophysikalische
Observatorium Potsdam, darunter den
21
2/08
Andromeda
großen Doppelrefraktor und ein foto- den anderen Gebäuden nicht restauriert
grafisches Instrument in einer kleineren wurde und ein Blick hinein war nicht
Kuppel.
mehr möglich.
In der Abbildung des kleineren Gerätes
erkennt man unten rechts eine fahrbare
Beobachterliege, links neben der Säule
ein Gegengewicht und eine Vorrichtung, die offenbar Teil der mechanischen Nachführung war.
Bei meinem ersten Besuch begegnete
ich auf dem Weg zum Institutsgebäude
mit seinen drei Kuppeln dieser kleinen
etwas abseits gelegenen Sternwarte
und zu diesem Zeitpunkt war ein Blick
durch das Fenster in das Innere möglich.
Neben allerlei Gerümpel entdeckte ich
Überreste der Liege, das Gegengewicht
sowie die an der Nachführung angebrachte Kurbel. Von Teleskop und Säule
war nichts mehr geblieben, trotzdem
war es ein aufregendes Gefühl, diese
Gegenstände, die ich ja nur aus dem
Buch kannte, nun vor mir – sozusagen
auf dem Müllhaufen der Geschichte –
zu sehen.
Während der Sternfreunde-Exkursion
im Herbst 2007 kamen wir auch an dieser Kuppel vorbei, die im Gegensatz zu
Die anderen Bereiche des „Wissenschaftsparks“ präsentieren sich mittlerweile in einem frisch renovierten Outfit,
keine Spur mehr von dem oben erwähnten morbiden Flair. Das gegenüber
der Kuppel des großen Doppelrefraktors gelegene ehemalige Institutsgebäude beherbergt heute das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Dieses
sogenannte „Michelsonhaus“ wurde
1879 als erstes astrophysikalisches
Observatorium der Welt eröffnet. Hier
fand der berühmte Michelsonversuch
zum Nachweis des Äthers statt und Karl
Schwarzschild (1873-1916) berechnete
22
2/08
Andromeda
in diesem Gebäude die Lösung zu den
Feldgleichungen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. Von den drei
Kuppeln wird heute nur noch eine für
gelegentliche Himmelsbeobachtungen
genutzt.
Der Blick vom Michelsonhaus auf die
Kuppel des großen Refraktors (siehe
Titelbild) ist grandios und lässt bereits
ahnen, welche Dimensionen dieses
1899 eingeweihte Teleskop besitzt.
Durch das Treppenhaus geht es hoch
in das zweite Stockwerk und wenn
man die alte zweiflügelige Tür öffnet,
stockt einem der Atem angesichts der
schieren Größe: In der 21 m-Kuppel
befindet sich auf einer hohen Säule eine
parallaktische Montierung, die zwei 80
cm, bzw. 50 cm Linsenteleskope trägt,
die beide eine Länge von mehr als 12 sah nicht so aus, als würde sie auch nur
jemals wieder einen Millimeter bewegt
Metern aufweisen.
werden können und die Innenseite der
Kuppel sah ebenso desolat aus.
Auf einem improvisierten Podest waren
ohne jeglichen Schutz die originalen
Messinstrumente für die Okularauszüge der beiden Teleskope ausgestellt.
Darunter ein Mikrometer, Kameras
und ein Spektroskop, dass ich aus dem
schon erwähnten Buch bereits kannte.
Mit diesen Geräten haben so berühmte
Wissenschaftler wie Hermann Carl Vogel (dessen Grab sich direkt neben der
Kuppel befindet), Ejnar Hertzsprung
und Walter Grotrian die Massen und
Bei meinem nun zehn Jahre zurücklie- Bahnen von Doppelsternen bestimmt,
genden Besuch war die gesamte Anlage die Physik der Novae untersucht sowie
von Rost überzogen, die Montierung die interstellare Materie entdeckt.
23
2/08
Andromeda
In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgte den, das für öffentliche Beobachtungen
eine komplette denkmalgerechte Re- genutzt wird. Weitere detailliertere
Informationen zur Historie, den Forschungen und den Restaurierungsmaßnahmen mit einer ausführlichen
Bildergalerie sind auf der Webseite
des „Förderverein Großer Refraktor
Potsdam e.V.“ zu finden: http://www.
aip.de/groups/soe/refraktor/
Archenhold-Sternwarte Fortsetzung
Hans-Georg Pellengahr
Im ersten Teil unseres Exkursionsberichts hatte ich über den Großen Refraktor der Archenhold-Sternwarte, das mit
21 m noch heute längste Linsenfernrohr
staurierung, so dass wir im Herbst 2007 der Welt, berichtet.
in einer vollständig getäfelten Kuppel
einem funktionierenden Teleskop (mit Kurz angerissen hatte ich auch bereits
Computer-Steuerung) gegenüber stan- die Nachkriegsentwicklung der Archenhold-Sternwarte im Ostberliner Stadtteil Treptow und ihre stetig wachsende
Bedeutung als Volkssternwarte.
Der Sputnik-Start im Oktober 1957, der
erste Raumflug des Russen Juri Gagarins am 12. April 1961 und sicher auch
der amerikanisch-sowjetische Wettlauf
um die Eroberung des Mondes erhöhten
den Stellenwert des Schulfaches „Astronomie“ in der DDR und belebten
auch die Amateurastronomie.
So wurde u. a. ein erstes Lehrheft
für den Astronomie-Unterricht von
24
2/08
Andromeda
dem damaligen Leiter der Treptower
Volkssternwarte Diedrich Wattenberg
verfasst. Das Instrumentarium der
Archenhold-Sternwarte erfuhr zur Förderung der Amateurastronomie, aber
auch zum Zwecke der allgemeinen astronomischen Volksbildung vielfältige
Erweiterungen.
Coelostaten mit einem festmontierten
Objektiv (200 mm Öffnung / f = 3.000
mm), das ein 80 cm Sonnenbild in einen
kleinen Hörsaal projiziert. Darin steht
auch ein Spektrograph zur Darstellung
und Projektion des Sonnenspektrums
mit den Fraunhofer-Linien zur Verfügung.
So wurde 1959 unter einer 6 m-Kuppel
das Zeiss-Kleinplanetarium ZKP 1
eingerichtet. Dieses wurde 1982 durch
das „Zeiss-Kleinplanetarium“ ZKP 2
abgelöst.
Der Leiter der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft an der ArchenholdSternwarte, Herr Konrad Guhl, führte
uns dieses noch weitgehend manuell zu
steuernde, dennoch sehr eindrucksvolle
künstliche Himmelszelt vor.
1962 wurden darüber hinaus zwei Kuppelbauten mit 3 bzw. 5 m Durchmesser
Auch ließ er es sich nicht nehmen, errichtet. Darin fanden ein Zeiss-Couuns die anderen Einrichtungen der dé-Refraktor (150 mm Öffnung / f =
Volkssternwarte zu präsentieren, so als 2.250 mm) und ein Zeiss-Cassegrainbesonderes Highlight das Sonnenphy- Spiegelteleskop (500 mm Öffnung / f
sikalische Kabinett mit seinem Jensch- = 7.500 mm) Aufnahme.
25
2/08
Andromeda
die Montierung zu einem ortsfesten Fokus leiten. Der Okularauszug befindet
sich demzufolge unabhängig von der
Blickrichtung des Teleskops immer an
derselben Stelle. Diese Technik ist für
den Beobachter außerordentlich bequem. Sie erspart ihm die Benutzung
Beim Coudé-Refraktor wird der Strah- einer Beobachtungsleiter oder sonstiger
lengang durch zwei Planspiegel oder Hilfsmittel.
Prismen gefaltet, die das Licht durch Das Wort „Coudé“ ist das französische
Wort für „Ellenbogen“ und wird für
diesen Gerätetyp verwendet, weil die
um 90° abgewinkelten Hohlachsen der
Montierung an einen angewinkelten
Arm erinnern.
Ursprünglich ersonnen wurde dieses
System, damit die Beobachter in
einem beheizten Raum nicht der Kälte
ausgesetzt waren. Mittlerweile ist es
in verschiedenen Varianten auch an
großen Spiegelteleskopen umgesetzt.
Lange war es die einzige Möglichkeit,
tonnenschwere und unbewegliche
Spektrografen zu betreiben. Heute
ist insbesondere die astronomische
Interferometrie ein Einsatzgebiet für
Coudé-Strahlengänge.
26
2/08
Andromeda
Unserem Führer durch die ArchenholdSternwarte, Herrn Guhl, sei an dieser
Stelle nochmals herzlich gedankt für
seine eindrucksvolle und informative
Führung und seine Literaturtipps, derer
ich mich gerne bedient habe.
heute sind wir alle sprachlos ob der
Leistungen, die bereits vor über 100
Jahren vollbracht wurden, um die unbändige Neugier des Menschen nach
neuen astronomischen Erkenntnissen
auch hier in Berlin und Potsdam zu
stillen. Es war eine äußerst gelungene
Bleibt vielleicht am Ende noch anzu- Exkursion mit Eindrücken, die keiner
merken, dass die im Westteil Berlins von uns jemals vergessen wird.
1963 nach dem Mauerbau auf dem
Insulaner Trümmerberg errichtete Wil- Literatur:
helm-Förster-Sternwarte als Pendant
zu der für die Westberliner nicht mehr Blick in das Weltall, Die Geschichte der
erreichbaren Archenhold-Sternwarte Archenhold-Sternwarte, von Dieter B.
im Ostberliner Treptow entstanden Herrmann, paetec Verlag für Bildung
ist. Heute ist Berlin in der glücklichen und Technik, Berlin, 1994
Lage, über zwei große Volkssternwarten zu verfügen.
Beobachtungen am Großen Refraktor,
von Konrad Guhl, Nr. 6 der Veröffentlichungen des Fördervereins der
Fazit
Archenhold-Sternwarte, Berlin - TrepJürgen Stockel
tow, 2004
Die Geschichte der Astronomie in
Berlin, Hrsg.: Dieter B. Herrmann u.
Karl-Friedrich Hoffmann, zu beziehen
durch Archenhold-Sternwarte, Alt Treptow 1, 12435 Berlin, und WilhelmFörster-Sternwarte, Münsterdamm 90,
12169 Berlin
Es war zwar nur eine kleine Delegation
der Sternfreunde Münster in Berlin
unterwegs. Dennoch wurden wir überall mit offenen Armen empfangen.
Uns wurden sehr viele Informationen
und Demonstrationen geboten. Noch
27
2/08
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Ein virtueller Planetenweg „AufSchalke“
Hermann Soester
Fußball hat, wie andere Sportarten auch,
einen Vierjahresrhythmus: Alle vier
Jahre ist Weltmeisterschaft oder wie
in diesem Jahr Europameisterschaft.
Dann schlagen die Herzen der Fans
höher. Als Grundschullehrer unterliege
auch ich einem Vierjahresrhythmus:
Auch mein Herz schlägt alle vier Jahre
höher, denn gegen Ende des ersten
Halbjahres steht in den vierten Klassen
das Thema „Sonne, Mond und Sterne“
auf dem Bildungsplan „meiner“ Schule,
der Friedrich-Grillo-Schule mitten im
eben durch den Fußball so berühmten
Stadtteil Gelsenkirchens.
Nach einer schriftlichen Abfrage (Was
ich schon weiß / was ich noch wissen
möchte) wurde bald klar, dass das
größte Interesse der meisten Kinder
den Planeten galt. Ein Termin bei der
Volkssternwarte in Recklinghausen war
rechtzeitig gebucht und stellte einen
gelungenen Einstieg in das Thema dar.
Das Planetarium dort ist, verglichen
mit „unserem“ schon fast antiquarisch,
aber mir gefällt sehr gut, dass dort ein
Moderator „live“ kommentiert und auf
Fragen und Zwischenrufe der Kinder
eingeht. Es folgte eine Filmvorführung
im Seminarraum über die ISS („Alltag
im Weltall“) mit lustigen Dingen, die
man bei Schwerelosigkeit tun kann. Ich
fand‘s nicht so ganz passend, aber die
lieben Kleinen hatten ihren Spaß. Der
Himmel war leider mal wieder verhangen, sodass die Sonnenbeobachtung in
der Kuppel der Sternwarte durch das
Betrachten des Bochumer Fernsehturms durch‘s hauseigene C 14 ersetzt
werden musste.
In den folgenden Sachunterrichtsstunden brachten die Kinder allerlei Material, Bücher, Bilder aus dem Internet
usw. mit. Ich steuerte eine Medienkiste
aus der Kinderbibliothek Gelsenkirchen
und einen Arm voller Bücher aus der
Stadtbücherei Münster und aus eigenem
Bestand bei. Ein Themenheft und ein
weiteres Werk namens „Weltraumwerkstatt“ (warum um Himmels Willen heißt
in der Grundschule mindestens jedes 2.
Vorhaben „Werkstatt“?) ermöglichten
einen richtliniengemäßen Anteil an
eigenständiger Arbeit der Kinder und
bald hing auch eine hübsche Bildersammlung aus unserem Sonnensystem
an der Wandtafel. Bei dessen Anblick
kam aber bei mir ein gewisses Unbehagen auf und ich fragte daraufhin die
Klasse, ob dem einen oder anderen
etwas auffiele. Jan meldete sich prompt:
„Der Merkur ist ja größer als die Sonne, das kann doch wohl nicht sein!“
(Schade, dass ich sein typisches, etwas
glucksiges Lachen dabei nicht herüberbringen kann). Von da an war klar:
Eine Darstellung des Sonnensystems
unter Berücksichtigung der wahren
Größenverhältnisse musste her! Für den
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Umgang mit großen Zahlen bietet unser
Mathematikbuch auf seinen letzten
Seiten das Projekt „Sonne, Erde, Mond,
Planeten“ an, im Lehrerhandbuch lautet
dabei unter anderem das „Lernziel“
1:1000000 (!) verkleinern, die Sonne
soll aber als Scheibe einen Durchmesser von 1,40 m haben und die Erde als
Kügelchen rund 150 m von ihr entfernt
sein. Diese Zahlen kennen wir von unserem Planetenweg, aber wie war das
noch mal mit dem Maßstab?
Die Idee, einen wie auch immer gearteten Planetenweg zu erstellen, war
jetzt aber reif. Kügelchen, wie im
Mathewerk vorgeschlagen, können
von Viertklässlern noch nicht in einer
bestimmten Größe hergestellt werden,
und im richtigen Abstand außerhalb
der Schule platziert hätten sie bestimmt
keine lange Lebensdauer, schon gar
nicht zeitlich maßstabgetreu. Und wenn
die Sonne schon zweidimensional dargestellt werden soll, warum nicht auch
die Planeten?
Außerdem wäre das ein sinnvoller
Anlass, den Umgang mit dem Zirkel
zu üben, was sowieso demnächst angestanden hätte. Die Milliarde steht
zwar nicht unbedingt im Lehrplan
des 4. Schuljahrs (daher vielleicht der
Fehler im Lehrerhandbuch?), aber ein
kleiner „didaktischer Vorgriff“ ist nicht
unbedingt verkehrt. Die Erfahrung, dass
im Dezimalsystem alles im Prinzip
gleich funktioniert, egal wie groß die
Zahlen sind, wird hier auch wieder
schön deutlich.
Als erstes sollte der Durchmesser der
Sonne ausgerechnet werden. Einige
Schlauköpfe kamen auch schnell darauf, dass man, wenn die Milliarde 9
Nullen hat, einfach hinten neun Stellen
wegstreicht, um auf den gewünschten
Maßstab zu kommen und wenn die
Sonne 1.400.000 km groß ist, kommen
noch drei Nullen dahinter um in Meter
umzurechnen. Wenn dann neun Stellen
von hinten gestrichen werden stehen die
1,4 m. Die nächsten Frage lautete: „Wie
muss ich den Zirkel einstellen, wenn
der Durchmesser 1,4 m sein soll?“
Und schon wurde der Zusammenhang
zwischen Radius und Durchmesser
geklärt. Die Sonne passte natürlich bei
einer Tafelhöhe von einem Meter oben
und unten nicht an die Tafel, aber die
Vorstellung einer gewissen Größe kam
schon mal auf. Um unser Zentralgestirn
nun wirklich darstellen zu können, musste ich zunächst drei Blätter Tonpapier
(in H-alpha-rot) zusammenkleben. Im
Stuhlkreis durften dann einige Kinder
die Sonnenscheibe mit Hilfe des Tafelzirkels aufzeichnen, ausschneiden
und auf dem Flur aufhängen. Dort hing
29
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Andromeda
sie erst einmal ein Paar Tage einsam
herum, denn die Planeten mussten ja
erst einmal entstehen, im Modell wie
in der Wirklichkeit. Zunächst durften
die Kinder erste eigene Erfahrungen
mit dem Zirkel sammeln und frei
draufloslegen. Als nächstes sollten
Kreise mit vorgegebenen Durchmessern gezeichnet werden. Danach erst
wurden die Planetenzeichnungen auf
ein vorbereitetes Blatt, auf das neben
den Zeichnungen auch Angaben über
Durchmesser und Abstand zur Sonne
aufgeschrieben wurden (Modell / Wirklichkeit) angefertigt. Sicherheitshalber
bekamen die Kinder Tabellen für die
Daten der Planeten zur Übertragung
ausgehändigt. Das geht zwar stark in
Richtung der vielgeschmähten Lehrerzentriertheit und ich bin auch froh,
einen Andromeda-Artikel schreiben zu
dürfen und keinen Unterrichtsentwurf.
Die Zeichner der inneren Planeten
bekamen arge Schwierigkeiten bei der
Zirkeleinstellung. Radien von 6 bis 7
mm wie bei Erde und Venus sind für
Anfänger natürlich schwierig zu handhaben, von Mars, Mond, Pluto und Cha-
ron mal ganz abgesehen. Die durften
freihändig vorgezeichnet, ausgemessen
und schließlich ins Reine gezeichnet
werden. Die Zeichner der Gasriesen
hatten eine attraktivere Aufgabe. So ein
Planetenblatt wurde zu zweit erstellt,
sodass mit den acht Planeten plus Erdenmond plus Zwergplanet Pluto mit
Charon zwanzig Kinder beschäftigt
waren. Das einundzwanzigste gestaltet
die „Überschrift“ für die Wand im Flur
vor der Klassentür, wo die maßstabsgetreuen Planetendarstellungen ihren Platz
finden sollten. Nun fehlten nur noch die
maßstabsgetreuen Entfernungen, für
die der Schulflur natürlich viel zu klein
ist. Man denke nur an den Planetenweg
am Naturkundemuseum, selbst dort ist
nur für die inneren Planeten Platz, die
möglichen Standpunkte der anderen
Planeten werden bei Führungen einfach
mitgeteilt, sind sozusagen virtuell.
Das brachte mich auf die Idee, die
möglichen Standorte anhand von Fotos
zu dokumentieren. Doch wie bekommt
man diese heraus ohne mit dem Fahrrad
nebst Tachometer (inzwischen etwas
hochtrabend „Fahrradcomputer“ genannt) durch die Gegend zu gurken
und auf möglichst prägnante Punkte zu
hoffen? Da gibt es einen einfacheren
Weg und der heißt „Google Earth“. Dort
gibt es eine sogenannte Linealfunktion,
mit dessen Hilfe von einem beliebigen Standpunkt aus Entfernungen
in Luftlinie ermittelt werden können.
So konnte ich bequem (und furchtbar
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lehrerzentriert) am Schreibtisch sitzend
alle Planeten auf Schalke und auf die
weniger berühmten Nachbarstadtteile
Gelsenkirchens verteilen. Merkur steht
im Eingang zur Turnhalle, also sogar
noch auf dem Schulgelände. Venus,
Erde und Mars haben auf dem Grünen Weg (der seinen Namen übrigens
durchaus zu Recht trägt) Platz. Angren-
zende Reihenhausblöcke ermöglichen
eine ziemlich genaue Positionierung.
Mars steht vor einem Gebäudeteil
der benachbarten Lessing-Realschule
und weist so symbolisch auch auf den
schulischen Werdegang zumindest einiger Schüler hin. Dieser Weg hat für
die Kinder eine besondere Bedeutung,
wir benutzen ihn regelmäßig für den
Besuch der Kinderbibliothek im Bildungszentrum. Und genau auf deren
Dach befindet sich Jupiter! Als die
Planetenblätter fertig waren, machten
wir uns gemeinsam auf den Weg, die
Kinder mit ihren Zeichnungen, ich mit
der Kamera. Das erste Foto entstand in
der Turnhalle, genau in der Eingangstür.
Ein Kind hielt sich das Planetenblatt vor
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verwaltung) zu Hause. Zwergplanet
Pluto landet mit Charon schließlich
kurz hinter dem Berger See. An diesen
beiden Punkten kommen wir gelegentlich mit der Straßenbahn vorbei,
wenn wir das Kunstmuseum in Buer
besuchen. Die Fotocollagen hängten die
Kinder unter die Planetenblätter im Flur
und unser virtueller Planetenweg war
die Brust, sein Partner stellte sich jeweils daneben mit aufgehaltener Hand.
In die fügte ich dann später per Digitaltechnik ein Foto des Merkur. Genauso
ging es weiter bis zum Mars. Und genau
wie in Münster endet auch hier der Planetenweg vorläufig. Jupiters Standort
habe ich schon erwähnt, er hat Schalkes
Grenze knapp überschritten. Saturn war
auch relativ einfach unterzubringen, er
landete mitten auf der Bahnhofstraße,
dem Einkaufzentrum der Stadt, ca. 30m
von seinem kommerziellen Namensvetter entfernt. Uranus bereitete zunächst
etwas Schwierigkeiten, wenn ich die
einmal eingeschlagene südliche Richtung beibehielt. Doch dann entdeckte
ich, dass er im Osten vor dem Eingang
des ehemaligen Ruhrzoos (heute nach
Modernisierungsmaßnahmen irrsinnig originell „ZOOM-Erlebniswelt“
genannt) seinen Platz finden könnte.
Einen ganz besonderen Ort fand ich im
Norden für Neptun: Er ist nun genau
zwischen dem alten Parkstadion und
der neuen Arena Auf Schalke (zur Zeit
namentlich unter Sauerländer Brauerei-
vollendet. Noch immer bleiben viele
Kinder auch anderer Klassen davor
stehen und staunen über die riesigen
Dimensionen und unterschiedlichen
Proportionen unseres Sonnensystems.
Besonders beeindruckt die Größe der
Sonne im Vergleich zu unserer bescheidenen Erde. Als ich mit meiner Klasse
neulich zur Kinderbücherei gegangen
bin, wussten die Kinder noch ganz
genau, wo sich Venus, Erde und Mars
befänden. Und am Ziel angekommen
rief Mertcan: „Wer hat den Jupiter vom
Dach geklaut?“ Die schönste Rückmeldung lieferte allerdings Nick. Obwohl
ich angesichts der denkbar ungünstigen
Zeit und wegen der schlechten Wetterlage nichts angekündigt hatte, sprach er
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mich an einem ganz bestimmten Donnerstagmorgen im Februar gleich zu
Beginn an: “Ich hab‘ mich extra wecken
lassen für die Mondfinsternis, war aber
nix zu sehen!“ Dabei interessiert der sich
als echter Schalker Junge eigentlich in
erster Linie für Fußball.
die Gasplaneten unseres Sonnensystems
auf dem Beobachtungsprogramm. Mit
Ausnahme Saturns liegen Jupiter, Uranus und Neptun am Herbsthimmel in
Reichweite der Teleskope. Vorplatz des
Naturkundemuseums, Eintritt frei.
7. November, 19:30 Uhr
Den Nachbarn im Visier
Öffentliche Termine der
Öffentliche Himmelsbeobachtung: An
Sternfreunde
diesem Abend nehmen die Sternfreunde
alle Besucher mit auf eine Reise zu
23. August
den Kraterlandschaften des Mondes.
Astronomie in der Nacht am Aasee
Vorplatz des Naturkundemuseums,
Während der „Langen Nacht am Aasee“ Eintritt frei.
bieten die Sternfreunde Münster allen
Besuchern Live-Beobachtungen am 8. November, 14 Uhr bis 18 Uhr und
Sternenhimmel, Planetenweg-Führungen 9. November, 9 Uhr bis 18 Uhr
(um 18:45, 19:45 und 20:45 Uhr), einen Ausstellung der Sternfreunde Münster
Büchertisch, eine Teleskopausstellung Die Sternfreunde bieten an diesem
sowie Computer-Simulationen (ab 18 Wochenende einen ausführlichen EinUhr) an.
blick in das Hobby „Astronomie“. Ein
Büchertisch informiert über interessante
6. September, 17:00 Uhr - 0:00 Uhr und aktuelle Literatur; eine TeleskopausBundesweiter Astronomietag 2008
stellung zeigt das Instrumentarium der
Während des sechsten bundesweiten As- Sterngucker. Astronomische Aufnahtronomietages bieten die Sternfreunde men unserer Mitglieder demonstrieren
Münster allen Besuchern Himmelsbeob- die Möglichkeiten der Fotografie und
achtungen mit den Teleskopen des Ver- digitalen Bildbearbeitung. Foyer des
eins an: Der zunehmende Mond, Jupiter Naturkundemuseums, Eintritt frei.
und spektakuläre Deep-Sky-Objekte der
Sommermilchstraße sorgen für viele
Highlights am Himmel. Treffen: Vor- 5. Dezember, 19:30 Uhr bis 0:00 Uhr
Vom Andromeda- zum Orionnebel
platz des Naturkundemuseums.
Öffentliche Himmelsbeobachtung: Auf
dem Programm stehen die schönsten
10. Oktober, 19:30 Uhr
Objekte des Herbst- und WinterhimEin Blick auf die Gasriesen
Öffentliche Himmelsbeobachtung: Ne- mels. Vorplatz des Naturkundemuseben dem Mond stehen an diesem Abend ums, Eintritt frei.
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Was? Wann? Wo?
Andromeda
Astronomie - Unser Hobby:
Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe •
Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf •
öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung
Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen
möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu
kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen.
Öffentliche Veranstaltungen
Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem
2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum für
Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“.
www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!
Vortragsthemen
(A): Anfänger
12. Aug.: Weiße Zwerge- ganz besondere Sterne (A)
Dr. Voss
Manche Sterne sind ganz anders als alle anderen: Die
Weißen Zwerge. Sie sind nur etwa so groß wie unsere
Erde, winzig für einen Stern und bestehen aus einer ganz
besonderen Art von Materie. Trotzdem gibt es viele von
ihnen: Sie sind die zweithäufigste Art aller Sterne. Das
Interessanteste ist jedoch: Auch aus unserer Sonne wird
einmal ein Weißer Zwerg! Der Vortrag berichtet über
die Entdeckung der Weißen Zwerge und über neueste
Forschungsergebnisse.
9. Sept.: Die Welt des Jupiter im Jahre 1609 (A)
Hans-Georg Pellengahr
In der Astronomiegeschichte wird die Entdeckung der
4 größten Jupitermonde allgemein dem großen Galileo
Galilei zugeschrieben, weshalb sie auch als die „Galileischen Monde“ zusammengefasst werden. Kaum bekannt
ist hingegen, dass der Franke Simon Marius zumindest 3
der Jupitertrabanten bereits einige Wochen vor Galilei im
Visier seines Fernrohrs hatte. Tauchen Sie mit dem Referenten gemeinsam ein in die Geschichte dieser bedeutenden
astronomischen Entdeckung.
13. Okt.: Mond- und Planetenaufnahmen aus der Stadt
(A) Gerd Neumann
Hochauflösende Mond- & Planetenaufnahmen aus Münster, geht das? In seinem Vortrag stellt Gerd Neumann dar,
(F): Fortgeschrittene
wie man auch vom Balkon eines Mietshauses aus hochauflösende Aufnahmen erstellen kann. Aufnahmen vom Mond
und den großen Gasplaneten werden mit vielen Bildern aus
der Marsopposition des letzten Winters ergänzt. Neben
den Bildern wird auch die Technik der Instrumente und
der Bildverarbeitung nicht zu kurz kommen.
11. Nov.: Das unstete Leben der massereichen Sterne
(A) Dr. Kerstin Weis
Sehr massereiche Sterne (oberhalb etwa der 50fachen
Sonnenmasse) durchlaufen eine unstete Phase, in der
man die Sterne „Leuchtkräftige Blaue Veränderliche“
nennt. In dieser Phase sind die Sterne besonders hell,
blau - d. h. heiße Sterne - und verändern unregelmäßig
ihre Helligkeit. Zurückzuführen ist dieses Verhalten auf
einen instabilen Zustand des Sterns, bei dem er Material
verliert und es zu eruptionsartigen Ausbrüchen kommen
kann. Der Vortrag soll einen Überblick über unser Wissen
bzgl. dieses unsteten Lebens der massereichsten Sterne
unseres Universums liefern.
9 Dez.: Astronomische Ereignisse des Jahres 2009 (A)
In diesem Vortrag bieten die Sternfreunde eine Vorschau auf die interessanten Ereignisse am Sternenhimmel des kommenden Jahres. Die Veranstaltung findet
im Kuppelsaal des Planetariums im LWL Museum für
Naturkunde statt; der Eintritt ist frei.
Ort und Zeit: Seminarraum des Westfälischen Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr
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