Stadt Gera Fachdienst Umwelt Untere Naturschutzbehörde Amthorstraße 11 07545 Gera Informationsblatt Umwelt 02/2012 Europäische Lärche (Larix decidua) - Baum des Jahres 2012 Der Baum des Jahres wird alljährlich vom Kuratorium „Baum des Jahres“ (KBJ) vom gleichnamigen Förderverein gewählt. Die Europäische Lärche gehört in die Familie der Kieferngewächse und stellt eine eigene Gattung Lärchen (Larix) dar. Vorkommen Sie ist in Europa heimisch und überdauerte die letzte Eiszeit vermutlich in den Karpaten. Durch den Menschen hat die Lärche eine beträchtliche Erweiterung ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes erfahren. Bereits seit dem 16. Jh. wurde sie als Forstbaum bis ins Flachland gepflanzt. Der Baum des Jahres 2012 gehört zu den so genannten Pionierbaumarten, zu denen auch Hänge-Birke (Betula pendula), Wald-Kiefer (Pinus sylvestris), Eberesche (Sorbus aucuparia) und Espe (Populus tremula) gehören. Er besiedelt Freiflächen, also kahl geschlagene Lichtungen, Brandflächen und ähnliche karge Orte, lange bevor andere Baumarten dieses Areal für sich entdecken. In der kreisfreien Stadt Gera wächst die Lärche auf etwa 6 % des gesamten Kommunalwaldes. Das sind ca. 44 ha der gesamten stadteigenen Waldbodenfläche. Hinzu kommen alle weiteren Lärchenbestände, die z.B. von privaten Waldeigentümern gepflanzt und unterhalten werden. Nicht zu vergessen sind die Lärchen, die in den Parks und privaten Gärten gepflanzt wurden und von denen man teilweise sehr imposante Exemplare entdecken kann. Lärche nach Nadelabwurf (Foto: Uwe Conrad) Beschreibung Anders als die übrigen Nadelbäume ist die Lärche sommergrün, das heißt, sie wirft wie ein Laubbaum im Herbst ihre nadelförmigen Blätter ab und kann dann bis zum Frühjahr keine Photosynthese betreiben. Warum das so ist, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich kommt der Baum so besser mit den Temperaturen im Gebirge klar. Aber durch diesen Nadelabwurf zeigt die Lärche eine spektakuläre Herbstfärbung, die den Begriff "goldener Herbst" geprägt hat. Ein erfrischendes Bild bietet die Lärche im Frühjahr, wenn sie noch vor den Laubbäumen ihr neues Kleid anlegt. Mit ihrem hellen Grün zeigt sie an, dass die kühle und trostlose Jahreszeit nun endgültig vorbei ist. Die Borke der Lärche ist in jungen Jahren glatt, grün- bis graubraun und wird relativ bald zu einer bis zu 10- cm dicken, tiefgefurchten, unregelmäßig schuppigen Borke mit rotbraunen Furchen. Die Nadeln stehen in Büscheln an Kurztrieben sowie einzeln an Langtrieben. Sie sind zwischen 10 und 30 mm lang und 0,5 bis 1 mm breit. Sie besitzen eine schmale, meist abgeflachte Form und sind vorn stumpf oder nur wenig zugespitzt, sehr biegsam und weich. Zum Zeitpunkt des Austriebs sind sie hellgrün und dunkeln später nach. Im Herbst färben sie sich goldgelb und fallen ab. Die Geschlechtsreife erreichen Lärchen zwischen dem 15. und 60. Lebensjahr, im Freistand aber sehr viel früher als im geschlossenen Bestand. Die Lärche ist einhäusig getrenntgeschlechtig, d. h. es kommen sowohl männliche als auch weibliche Blüten an einem Baum vor. Sie werden noch vor den Nadeln gebildet. Die männlichen Blüten sind eiförmig, schwefelgelb und befinden sich an unbenadelten Kurztrieben. Die weiblichen Blüten, die an den Kurztrieben aufrecht stehen, sind rosabis dunkelrot oder purpurfarben gefärbt. Beginn der Fruchtkörperbildung (Foto: Ursula Perlet) Die Befruchtung erfolgt durch den Wind, der die männlichen Pollen zu den weiblichen Blüten trägt. Die aufrecht stehenden Zapfen sind hellbraun, eiförmig und bis zu 4 cm lang. Der im Zapfen gereifte Samen wird durch Wind aber auch durch Vögel und Wasser verbreitet. Lärchen sind sehr hitze- aber auch kältebeständig. Ihre Widerstandsfähigkeit verdanken sie den starken und bis zu zwei Meter tiefgehenden Herzwurzeln sowie ihren geringen Ansprüchen an den Nährstoffgehalt und die Wasserversorgung des Bodens. Gegenüber Wurzelverletzungen antwortet die Lärche sofort mit Harzfluss. Die Lärche kommt als sogenannter „Lichtbaum“ besonders gut mit einem ungeschützten, auch alpinen Freistand zurecht. Sie wächst kegelförmig mit einem kräftigen Stamm bis 50 Meter hoch und kann über 600 Jahre alt werden. Wäre sie nicht so rauchgasempfindlich, hätte sie eine besondere Eignung zur innerstädtischen Bepflanzung. Kronenoder Astausbrüche sind bei dieser Baumart selten. Anders als bei den verwandten Vertretern der Lärche, wie z. B. Kiefer oder Fichte, bilden die einjährigen Nadeln schon nach kurzer Zeit verwertbaren Humus unter den Bäumen. Zapfen und Nadel-Büschel (Foto: Ursula Perlet) Auch für den Pilzfreund kann die Lärche im Herbst interessant sein, da einige Pilzarten nur in Symbiose mit ihr wachsen. Vor allem der essbare und schmackhafte Goldröhrling ist es, der nur in Gemeinschaft mit Lärchen wächst. Als Wurzelpilze treten z. B. der Lärchenröhrling und der Fliegenpilz auf. Eine eng verwandte Art der Europäischen Lärche ist die Japanische Lärche, die man häufig in Parks und Gärten antreffen kann. Der Unterschied zwischen den Arten ist besonders deutlich am Fruchtstand zu erkennen. Kultur Unter Lärchen sollen sich der Sage nach Berg- und Waldfeen tummeln, die die Menschen reich beschenken. Früher wurden Rindenstücke von den Kindern um den Hals getragen. In verschiedenen Gegenden Deutschlands hängt man am 30. April einen „Hexenrüttel“ (= Lärchenzweig) an Türen und Fenster, der vor bösen Geistern und Blitzschlag schützen soll. Von den Römern wird seit der Zeit des Kaisers Augustus die europäische Lärche als Larix – einem Wort der gallischen Alpenbevölkerung – bezeichnet. Die Ortschaften Laret und Latsch führen einen von der lateinischen Bezeichnung Larix abgeleiteten Namen. Wirtschaftliche Verwendung des Baumes Das schwere, feste Holz war und ist im Möbelbau, als Trägerholz und sogar im Wasserbau unentbehrlich. Die Lärche besitzt, ähnlich wie die Kiefer und die Douglasie einen ausgeprägten Unterschied zwischen Kernholz und Splintholz. Letzteres ist hellgelb bis rötlich, das Kernholz deutlich dunkler leuchtend rot bis rotbraun. Zur Nutzung wird der Stamm ausgekernt, das bedeutet, dass das Kernholz vom Splintholz getrennt wird. In seiner Festigkeit wird das Holz der Lärche nur noch von der Eibe übertroffen. Aus den Harzen der Europäischen Lärche wird durch Wasserdestillation ein besonders wertvolles Terpentinöl gewonnen. Krankheiten und Schädlinge Der Lärchenkrebs ist die wichtigste Krankheit der Europäischen Lärche. Die Wucherungen können sehr groß werden und zur vollständigen Entwertung der Stämme führen. Ausgelöst wird der Lärchenkrebs durch einen Pilz, der auf der abgestorbenen Rinde kleine, tellerförmige, orangerote Fruchtkörper bildet. Als weitere Krankheiten können Triebwelken, hervorgerufen durch Frost- oder Streusalzeinwirkung, Verbräunung von Nadelspitzen, deren Ursache der Befall der Lärchenminiermotte ist oder Saugschäden durch Fichtengallenläuse auftreten. Stadtverwaltung Gera Dezernat Bau und Umwelt Untere Naturschutzbehörde Amthorstr. 11 07545 Gera 0365 838-4240 E-Mail: [email protected]