AAP Astro-News - Sternwarte Bieselsberg

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Ausgabe 4/2013
Was machen ISON und andere? Beobachter auf Kometenjagd
Sonde sichtet russischen Mars­Veteran
SN1987A — Legendäre Sternenglut beherbergt kosmische Leiche
Jets aus riesigen schwarzen Löchern
Im Porträt: George Ellery Hale
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Vereinsinterne Weihnachtsfeier am 13. Dezember
Jahresmitgliederversammlung am 17. Januar
2
Der Vorstand informiert
Der Vorstand informiert
Liebe Vereinskollegen,
kümmern wir uns um die Vorbereitung für den So­
ckelbau und eine Anfertigung für den endgültigen
Aufbau (Hebevorrichtung). Im Moment sind wir
also auf einem sehr guten Weg. Drücken wir die
Daumen, dass es so weiter geht!
Wenn wir diesen Meilenstein erfolgreich hinter
uns gebracht haben werden wir uns auch wieder
dem Neubau widmen können. Dann werden Helfer
gebraucht. Ich denke, dass wir dazu in der nächs­
ten Ausgabe mehr sagen können.
Die Kulinarische Wanderung war in diesem Jahr
wieder ein Erfolg. Obwohl wir nicht viel Führung
machen konnten gab es doch viel Interesse und die
Linsen waren schnell ausverkauft, da wir nicht mit
mehr Andrang als im Jahr zuvor gerechnet hatten.
Auch finanziell hat es sich gelohnt und es blieb ei­
niges für unsere Projekte hängen. Vielen Dank an
die zahlreichen Helfer!
Auch für nächstes Jahr haben wir wieder Beob­
achtungsnächte eingeplant in der Hoffnung, dass
wir dieses Jahr mehr Glück mit dem Wetter haben.
Wir werden dann wieder zeitnah über die Mailing­
liste informieren.
manchmal sind Dinge schneller veraltet als man
sie weitergeben kann. Das trifft zwar nicht ganz
zu, aber für die Veränderungen an der Sternwarte
in Bieselsberg wäre es fast so geworden. Aber wir
haben unsere Prioritäten nicht aus den Augen ver­
loren und so haben wir die Gelegenheit zur Verän­
derung wahrgenommen. Von was schreibe ich
wird sich mancher fragen, während der Besucher
der Vereinsabende schon informiert ist. Nun, nach
einigen Diskussionen sind wir zu dem Schluss ge­
kommen, dass wir mit einer gemeinsamen Kraft­
anstrengung unser Teleskopprojekt (welches ja
eigentlich immer unser Hauptziel war) in Kürze
umsetzen können. Armin erklärte sich nach eini­
gen „Verhandlunngen“ bereit, einige Zeit und Ar­
beit zu investieren und den Montierungsbau weiter
zu treiben und bis zum Frühjahr die Umsetzung zu
machen. Voraussetzung ist, dass ihm einige Helfer
zur Seite stehen wenn er sie braucht. Die waren
mit Bernd Weisheit, Werner Löffler, Christian
Sollner und mir schnell gefunden und es wurde
losgelegt. Nun befinden sich die Einzelteile zur
Fertigstellung bei Armin, der auch noch einige Bis zum nächsten Mal, Euer
fehlende Komponenten angefertigt hat. Parallel Martin Tischhäuser
Editorial
Liebe Leser,
le ist die Auflösung der Kameras so gut, dass man
sogar nach alten Landefähren suchen kann — ana­
in der letzten Ausgabe ist leider der alte Titel für log wie auf dem Mond die Suche nach den Apollo­
das Porträt hineingerutscht. Ich hoffe, dass es nicht Landefähren oder auch den Fußspuren. Wenn man
viel Verwirrung gestiftet hat, der Beitrag selbst war bedenkt, dass die Kameratechnik rasend schnell
ja richtig. Auch dieses Mal haben wir mit Hale ei­ voranschreitet ist noch mehr drin.
ne interessante Persönlichkeit vorzustellen.
Auch zur Supernove 1987A gibt es Neuigkeiten.
Die Kometenjagd nach ISON war ja jäh zuende, Sie sind wohl noch nicht ganz gesichert, aber in­
aber zumindest manche konnten einen Blick auf teressante Einblicke erhält man trotzdem. Auch
ihn erhaschen oder sogar fotografieren. Hier tat hier wird es in den nächsten Jahren noch viel zu
sich Thilo hervor, der sogar noch den zweiten hel­ entdecken geben.
leren Kometen des Herbsts ablichten konnte mit
ansehnlichem Schweif!
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
Auf dem Mars ist immer noch viel los. Mittlerwei­ Martin Tischhäuser
Titelbild: ISONs Verblassen während der Sonnenpassage aus SOHO­Sicht
(Foto: ESA/NASA)
Aus Wissenschaft und Forschung
3
Aus Wissenschaft und Forschung
Weltraum–Veteran — Sonde sichtet
russischen Marslander von 1971
14,5 Sekunden: So lange übertrug Mars 3 Daten.
Die russische Sonde war die erste, die auf der
Oberfläche des roten Planeten landete und es tat­
sächlich schaffte, Signale in Richtung Heimat zu
senden, wenn auch nicht besonders lange. Vermut­
lich beschädigte ein heftiger Sturm den Lander, der
am 2. Dezember 1971 auf der Mars–Oberfläche
aufgesetzt hatte.
Zwar war von Mars 3 seitdem nichts mehr zu hö­
ren, jetzt aber scheint man das historische Gefährt
zumindest wieder sehen zu können. Russische
Raumfahrtfans haben auf Bildern der Marsoberflä­
che Hinweise auf den Verbleib des kurzlebigen
Landers entdeckt.
Die Bilder stammen von der Sonde Mars Recon­
naissance Orbiter (MRO), die den Planeten in rund
300 Kilometern Höhe umkreist. Aufgenommen
wurden sie vom sogenannten High Resolution
Imaging Science Experiment (HiRISE). Der Lan­
der selbst, Hitzeschild, Fallschirm sowie die bei
der Landung eingesetzte Bremsrakete sollen auf ei­
nem rund fünf Jahre alten Bild zu sehen sein. Ein
Foto, das der Orbiter im vergangenen Monat
schoss, zeige dieselben Strukturen immer noch, be­
richtet die US–Weltraumbehörde NASA.
Auffälligstes Merkmal: Dies könnte der Fallschirm
sein, der sich damals über Mars 3 entfaltete.
ten? MRO liefert extrem viele Daten vom Mars.
Die Aufnahme des Ptolemaeus–Kraters, der ver­
muteten Landestelle von Mars 3, enthält beispiels­
weise 1,8 Milliarden Pixel. Um es in voller
Auflösung anzusehen, bräuchte man etwa 2500
PC–Monitore, rechnet die NASA vor.
Mars 3 aufzuspüren war also keine leichte Aufga­
be. Eine russische Internet–Community zu
Mars–Rover Curiosity hat sie über Crowdsourcing
gelöst. Zuerst erstellte Witali Egorow, der die
Fallschirm, Bremsrakete, Landeeinheit und Hitzeschild: Russische Raumfahrtfans haben auf einer
Aufnahme
der Marsoberfläche
die überreste
von Modellbilder;
Mars 3 entdeckt.
Warum es so
lange dauerte,
die Strukturenmöglicherweise
zu sich­ Community
betreut,
diese zeigen,
4
Aus Wissenschaft und Forschung
wie die Mars 3–Teile auf HiRISE–Aufnahmen aus­
sehen sollten. Anschließend durchforsteten Frei­
willige die Bilder nach den entsprechenden
Strukturen. Er wollte zeigen, dass praktisch jeder
bei der Mars–Erkundung mitmischen könne, sagt
Egorow. Und die Russen konnten so einen Teil ih­
rer Raumfahrtgeschichte wiederentdecken.
Wenn alles gutläuft, müssen sie in ein paar Jahren
nicht mehr in die Vergangenheit schweifen, um ei­
ne russische Marsmission zu bestaunen: Die Euro­
päische Weltraumorganisation ESA und die
russische Raumfahrtagentur Roskosmos planen für
die Jahre 2016 und 2018 zwei gemeinsame Missio­
nen zum roten Planeten.
(ms)
Nummer 14 — Neuer Neptun­Mond
Die NASA hat einen neuen Mond des Planeten
Neptun entdeckt. Der Mini–Trabant hat nur rund
19 Kilometer Durchmesser und war selbst der
Raumsonde Voyager 2 bei ihrem Besuch des Nep­
tun 1989 entgangen, teilte die US–Raumfahrtbe­
hörde in Washington mit.
Die Astronomen hatten zunächst auf etwa 150 Fo­
tos des Weltraumteleskops Hubble einen rätselhaf­
ten weißen Punkt ausgemacht, daher forschten sie
weiter. Und siehe da: Es war ein Mond.
Der Kleine ist nun der 14. bekannte Begleiter des
Neptun,
Schematisches Modell von Mars 2 und Mars 3: Je
ein Orbiter und eine Landeeinheit sollten den Mars
erkunden — die Missionen starteten 1971 im
Abstand weniger Wochen. Die Orbiter waren beide
für einige Zeit aktiv. Das Landemodul von Mars 2
überstand den Abstieg zum Planeten nicht.
er bekam die Kennung S/2004 N1. Seine Leucht­
kraft ist rund hundert Millionen mal schwächer als
die eines lichtschwachen Sterns, den man gerade
noch mit bloßem Auge am Nachthimmel sehen
kann.
S/2004 N1 umrundet den Neptun nach den Be­
rechnungen etwa im Rhythmus von 23 Stunden. Er
kreist in rund 105.000 Kilometern Entfernung um
den Planeten, seine Bahn liegt damit zwischen de­
nen der Monde Larissa und Proteus.
Die Entdeckerleistung geht auf das Konto von
Mark Showalter vom Institut Seti in Mountain
View im US–Bundesstaat Kalifornien.
(ms)
Neptun und sein neuer Mond S/2004 N1: Hubble entdeckte den Mini–Trabanten
5
Aus Wissenschaft und Forschung
Goldrausch — Kollidierende
Neutronensterne schleudern
Unmengen Gold ins All
Dass die Alchemisten früherer Jahrhunderte sämt­
lich daran scheiterten, Gold herzustellen, hat schon
seinen Grund. Das Edelmetall entsteht nicht einmal
im Inneren der Sonne und anderer Sterne. Es ist
deshalb, wie auch manch anderes schwere Ele­
ment, im Universum ausgesprochen selten.
Zum Erschaffen von Gold sind besonders extreme
Bedingungen nötig. Von solch einem Ereignis be­
richten Astronomen nun: Sie vermuten, Spuren der
Kollision zweier Neutronensterne gesichtet zu ha­
ben. Bei diesem kosmischen Crash entstand unter
anderem Gold, und zwar in rauen Mengen. Bis zu
zehn Mondmassen könnten es sein, sagt Edo Ber­
ger vom Harvard–Smithonian Center for Astro­
phyics in Cambridge (Massachusetts). Das
entspricht rund 735 Trilliarden oder 7.35*1023 Ki­
logramm. Oder, wie es Berger flapsig formulierte:
Eine ziemliche Menge Schmuck!
Neutronensterne sind die überreste von Sternen,
die bereits als Supernova verglüht sind. Ihre Mate­
rie ist extrem dicht gepackt, die Masse von andert­
halb bis zwei Sonnen, konzentriert in einem Ball,
der nur rund 20 Kilometer Durchmesser hat. Kolli­
dieren zwei Neutronensterne, so die Theorie, ent­
steht ein kurzer Gammablitz. In solch einem
Strahlenausbruch kann in weniger als zwei Sekun­
den mehr Energie freigesetzt werden, als unsere
Sonne in ihrer gesamten Lebensspanne von Milli­
arden Jahren abgibt.
Die Quelle des Ausbruchs liegt rund 3,9 Milliarden
Lichtjahre entfernt von der Erde. Das ist für einen
Gammablitz–Ursprung recht nahe. Auf den im Juni
gemessenen Blitz GRB 130603B, der in weniger
als zwei Zehntelsekunden vorbei war, folgte ein
Tage anhaltendes Nachglühen, das vor allem im
Infrarotbereich messbar war. Dieses Glühen stam­
me von exotischen radioaktiven Elementen, die
zerfallen, berichten die Forscher um Berger, die
ihre Arbeit beim Astrophysical Journal eingereicht
haben. Astronomen hatten schon vermutet, dass bei
der Kollision von Neutronensternen radioaktive
Elemente entstehen, die jüngste Beobachtung
stützt diese These.
Das Gold macht den Berechnungen der Forscher
zufolge nur einen kleinen Anteil der Materie aus,
die von den zusammenrasenden Sternenleichen
ausgestoßen wurde. Insgesamt hätten sie etwa ein
Prozent der Sonnenmasse beim Gammastrahlen­
ausbruch ins All geblasen, was 1.9*1028 Kilo­
gramm entspricht. Da fallen zehn Mondmassen gar
nicht mehr so stark ins Gewicht.
Möglicherweise ist sämtliches Gold im Kosmos
bei solchen kurzen Gammastrahlenausbrüchen
entstanden, mutmaßen die Astronomen. Um es frei
nach Carl Sagan zu sagen: Wir seien alle Sternen­
staub, und unser Schmuck sei Sternencrash–Staub,
sagt Berger.
(ms)
SN1987A — Legendäre Sternenglut
beherbergt kosmische Leiche
SN1987A ist eine der berühmtesten astronomi­
schen Erscheinungen. Die Sternexplosion war
1987 als hellste Supernova seit Erfindung des
Fernrohrs vor 400 Jahren am irdischen Firmament
aufgeflammt. Jahrelang lieferte sie Stoff für faszi­
nierende Geschichten. Nun haben Astronomen den
Lichtfleck mit einem Radioteleskop genauer unter­
sucht.
Das Ergebnis liefert die nächste überraschung des
legendären Gebildes: Im Zentrum der Explosions­
wolke liege wahrscheinlich eine kompakte Stern­
leiche, berichten Astronomen um Giovanna
Zanardo vom International Centre for Radio Astro­
nomy Research (ICRAR) im Fachblatt The Astro­
physical Journal.
44GHz: Australia Telescope Compact Array
(ATCA) Radioaufnahme von SN1987A.
6
Aus Wissenschaft und Forschung
Hubble–Bild des Supernova–überrests im opti­
schen Licht.
Mit einer Supernova beenden Riesensterne ihre
Existenz. SN1987A fand in der Großen Magellan­
schen Wolke statt, einer Satellitengalaxie unserer
Milchstraße. Mit dem Australia Telescope Com­
pact Array (ATCA) haben die Wissenschaftler nun
eine der bislang detailliertesten Aufnahmen des
Supernova–überrests im Bereich der Radiowellen
gewonnen.
Supernova–überreste seien wie natürliche Teil­
chenbeschleuniger, erläutert ICRAR–Vizedirektor
Lister Staveley­Smith, ein Autor der Studie. Die
Radiostrahlung, die sie beobachteten, stamme von
Elektronen, die entlang der magnetischen Feldlini­
en kreisten und in jeder Kurve ein Photon aussen­
deten. Photonen sind Lichtteilchen.
Bei vielen Supernova–Explosionen wird der Stern
vollständig zerrissen. Doch bei 1987A vermuten
Schwarzes Loch zerreißt Stern
Rein zufällig stießen Forscher um Davide Donate
vom Goddard Space Flight Center der NASA auf
ein Ausbruchsereignis im Bereich des Galaxien­
clusters Abell 1795. Bei der Auswertung von Da­
ten des Satelliten EUVE (Extreme Ultraviolet
Explorer) und des Röntgensatelliten Chandra fan­
den sie einen Ausbruch, der zuerst in den Daten
von EUVE am 27. März 1998 zu sehen war und
bei Chandra im Rüntgenbereich noch bis zum
18. Januar 2004 nachgewiesen werden konnte. Da­
bei wurde das Signal immer schwächer bis es un­
terhalb der Nachweisgrenze lag.
Nachbeobachtungen mit mehreren Großteleskopen
wie dem Large Binocular Telescope, dem VLT,
dem Nordic Optic Telescope und anderen zeigen
Überlagerung von Radio­ (braun–gelb) und opti­
scher (blau–weiß) Aufnahme.
die Wissenschaftler einen schnell rotierenden Neu­
tronenstern, einen sogenannten Pulsar, im Zentrum
der Explosionswolke.
Die hochaufgelösten Aufnahmen mit dem Austra­
lia Telescope Compact Array zeigen den Forschern
die detaillierte Form der Explosionswolke, die sich
demnach ungleichmäßig ausdehnt: Die Westhälfte
der Wolke rast mit knapp 7 Millionen Kilometern
pro Stunde durchs All, die Osthälfte sogar mit fast
22 Millionen Kilometern pro Stunde. Die Forscher
wollen nun versuchen, noch tiefer ins Herz des
Explosionsrests zu spähen, um die Überbleibsel
genauer zu identifizieren.
(ms)
an dieser Stelle eine elliptische Galaxie. Deren
Zentrum steht in guter Übereinstimmung mit der
Position des Ausbruchs.
Aus dem Verlauf des Ausbruchs schließen die For­
scher darauf, dass hier ein Stern von den Gezeiten­
kräften eines schwarzen Lochs zerrissen wurde.
Wie sie weiter in der Fachzeitschrift Astrophysical
Journal berichten können sie aus den Daten auch
auf die ungefähre Masse des schwarzen Lochs
schließen. Seine Masse sollte so 100.000 bis
1 Million Sonnenmassen betragen.
Damit ist es allerdings ein eher bescheidener Ver­
treter seiner Klasse. In großen Galaxien findet man
eher schwarze Löcher mit mehreren Millionen bis
Milliarden Sonnenmassen. Allerdings steckt gera­
de darin ein großer Vorteil. Es gehört somit zu der
Gruppe von mittelschweren schwarzen Löchern,
Aus Wissenschaft und Forschung
von denen man gar nicht so viele kennt. Vielleicht
helfen solche Ereignisse also, unser Verständnis
dieser Klasse zu verbessern. Die Forscher jeden­
falls unterstreichen im Fachblatt wie wichtig es ist,
die Galaxiencluster im Röntgenbereich zu überwa­
7
chen um mehr dieser Ereignisse zu entdecken. Ge­
nauere Daten vor dem ersten Auftreten bei EUVE
hätten es ihnen ermöglicht, noch bessere Aussagen
über das Ereignis treffen zu können.
(mt)
Ausschnitt aus den Chandra­Daten (0,3­8 keV), zentriert auf den Ausbruch. Deutlich ist die hohe
Intensität zu Beginn zu sehen während in 2004 nur noch wenig davon übrig ist. Interessanterweise ist sie
am 14. Januar sogar kaum zu sehen während sie zwei bzw. vier Tage später wieder zu erkennen ist.
Jets aus riesigen schwarzen Löchern
Zwei internationale Astronomenteams mit deut­
scher Beteiligung haben dank der Leistungsfähig­
keit des Atacama Large Millimeter/submillimeter
Array (ALMA) sogenannte Jets — Ausströmungen
aus gigantischen Schwarzen Löchern in den Zen­
tren von Galaxien — untersuchen können und be­
obachtet, wie sie ihre Umgebung beeinflussen. Sie
haben jeweils den am besten sichtbaren Jet aus
molekularem Gas um ein nahes, ruhiges Schwarzes
Loch untersucht und dabei einen unerwarteten
Blick auf die Austrittsfläche eines starken Jets in
der Nähe eines entfernten Schwarzen Lochs er­ Weitwinkelaufnahme der Umgebung von Galaxie
hascht.
NGC 1433, aus Einzelaufnahmen des Digitized Sky
Im Herzen von fast allen Galaxien des Univer­ Survey 2 erstellt. Der rote Stern links ist HD 23719,
sums, einschließlich unserer eigenen Galaxie, der
gerade hell genug, dass man ihn in einer klaren
Milchstraße, gibt es supermassereiche Schwarze
Nacht mit dem bloßen Auge sehen kann.
8
Sternwarten
mens PKS 1830­211.
„ALMA hat eine überraschende Spi­
ralstruktur im molekularen Gas nahe
des Zentrums von NGC 1433 sichtbar
gemacht”, erläutert Françoise Combes
vom Observatoire de Paris in Frank­
reich, Ersttautorin des ersten Facharti­
kels. „Dies erklärt, wie das Material in
das Schwarze Loch fließt und es an­
treibt. Mit Hilfe der neuen, besonders
scharfen ALMA­Beobachtungen ha­
ben wir einen Materiejet entdeckt, der
vom Schwarzen Loch wegströmt und
sich über 150 Lichtjahre erstreckt.
Dabei handelt es sich um die kleinste
derartige Ausströmung, die jemals in
einer anderen Galaxie beobachtet
wurde.”
Die Entdeckung dieser Ausströmung,
die vom Jet aus dem zentralen
Schwarzen Loch mitgezogen wird,
zeigt wie solche Jets Sternentstehung
Diese detaillierte Aufnahme zeigt die zentralen Teile der
und das Wachstum der zentralen Ver­
nahegelegenen aktiven Galaxie NGC 1433. Das bläuliche
dickung von Galaxien, des sogenann­
Hintergrundbild, das die zentralen Staubbanden der Galaxie ten Bulges, anhalten können.
zeigt, stammt vom NASA/ESA Hubble Space Telescope. Die
In PKS 1830­211 haben Ivan Martí­
farbigen Strukturen nahe des Zentrums stammen von neuen
Vidal von der Chalmers University of
ALMA­Beobachtungen und machen nicht nur eine Spiralform, Technology bzw. dem Onsala Space
sondern erstmals auch eine unerwartete Ausströmung sichtbar. Observatory in Schweden und sein
(Foto: ALMA/NASA/ESA)
Team ebenfalls ein supermassereiches
Löcher mit bis zu einigen Milliarden Sonnenmas­ Schwarzes Loch mit einem Jet beobachtet, das je­
sen. In ferner Vergangenheit waren diese Objekte doch im frühen Universum deutlich heller und ak­
sehr aktiv und haben enorme Mengen an Materie tiver war. Dieses Objekt ist insofern ungewöhnlich,
aus ihrer Umgebung verschlungen, wodurch sie als dass sein Licht auf dem Weg zur Erde eine
blendend hell aufleuchteten. Gleichzeitig haben sie weitere massereiche Galaxie durchquert und durch
einen kleinen Teil der Materie durch extrem starke den Gravitationslinseneffekt in zwei Abbildungen
Jets wieder hinausgeschleudert. Im gegenwärtigen geteilt wird.
Universum sind die meisten supermassereichen Von Zeit zu Zeit verschlucken supermassereiche
Schwarzen Löcher viel weniger aktiv als sie in ih­ Schwarze Löcher eine riesige Menge an Materie,
rer Jugend waren. Jedoch bestimmt das Zusam­ die den Jet verstärkt und die Strahlung bis hin zu
menspiel zwischen Jets und ihrer Umgebung den höchsten Energien treibt. Nun hat ALMA per
immer noch die Entwicklung von Galaxien.
Zufall eines dieser Ereignisse in PKS 1830­211
Zwei neue Untersuchungen, die beide heute in der einfangen können.
Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics veröf­ „Die ALMA­Beobachtung dieser 'Verdauungsstö­
fentlicht wurden, haben sich mit Hilfe von ALMA rung' eines Schwarzen Lochs war ein absoluter
mit den Jets von Schwarzen Löchern auf ganz un­ Glücksfall. Wir haben PKS 1830­211 aus einem
terschiedlichen Skalen beschäftigt: Zum einen bei ganz anderen Grund beobachtet und haben dabei
einem nahen und relativ ruhigen Schwarzen Loch leichte Veränderungen in Farbe und Intensität zwi­
in der Galaxie NGC 1433 und zum anderen bei ei­ schen den beiden Abbildungen der Gravitations­
nem sehr weit entfernten und aktiven Objekt na­ linse bemerkt. Ein sehr genauer Blick auf dieses
Sternwarten
unerwartete Verhalten hat uns zu dem Schluss ge­
führt, dass wir durch einen sehr glücklichen Zufall
unsere Beobachtungen genau zu dem Zeitpunkt
durchgeführt haben, als frische Materie in den Jet­
Austritt am Schwarzen Loch eingetreten ist”, er­
klärt Sebastien Muller, einer der Koautoren des
zweiten Fachartikels.
Das Team hat auch überprüft, ob dieses gewaltige
Ereignis von anderen Teleskopen registriert wurde
und war überrascht zu erfahren, dass ein sehr kla­
res Signal im Gammastrahlenbereich mit dem
LAT­Instrument auf dem Fermi­Satelliten regis­
triert wurde. Der Prozess, der den Strahlungsan­
stieg in dem von ALMA beobachteten
langwelligen Spektralbereich verursacht hat, war
auch für den drastischen Anstieg der Strahlungsin­
tensität im Jet bis in den Bereich der höchsten
Strahlungsenergien im Universum verantwortlich.
„Dies ist das erste Mal, dass man eine derart klare
Verbindung zwischen Gammastrahlen und Submil­
limeterwellen hergestellen kann: Offenbar stam­
men sie vom Grund des Jets eines Schwarzen
9
Lochs”, fügt Muller hinzu.
Die zwei neuen Beobachtungen sind nur der An­
fang von ALMA­Untersuchungen der Vorgänge in
solchen Jets nah und fern. Die Gruppe von Com­
bes untersucht bereits weitere nahe aktive Galaxien
mit ALMA. Man kann davon ausgehen, dass das
einzigartige Objekt PKS 1830­211 in Zukunft im
Fokus vieler wissenschaftlicher Untersuchungen
mit ALMA und anderen Teleskopen sein wird.
„Es gibt noch viel darüber zu lernen, wie Schwarze
Löcher diese riesigen energiereichen Materie­ und
Strahlungsjets ausbilden können”, schließt Martí­
Vidal. „Unsere Ergebnisse, die noch aus einer Zeit
stammen als ALMA noch gar nicht fertiggestellt
war, zeigen, dass es ein einzigartig leistungsstarkes
Werkzeug für die Untersuchungen dieser Jets ist –
und die Entdeckungen fangen gerade erst an!”
(ESO­News)
Sternwarte Bieselsberg
des Planetenwegs Lägern.
Mitte November konnten wir auch eine sehr gut
Im Oktober besuchte uns eine Gruppe Schweizer besuchte Führung abhalten. Über 25 Besucher wa­
Gemeinderäte während ihres jährlichen Auflugs in ren trotz frostiger Temperaturen gekommen und
benachbarte Regionen. Wie auf Bestellung spielte genossen die abendlichen Himmelsanblicke, die
auch ausnahmsweise das Wetter mit und erlaubte auch ein paar Wölkchen nicht übermäßig trüben
uns zumindest den größten Teil der Führung live konnten.
zu machen und mit ein paar Impressionen in Bil­ Im Dezember und im neuen Jahr werden wir viele
dern zu ergänzen. Das alles gestaltete sich sehr Objekte im und um das Wintersechseck präsentie­
kurzweilig und das Interesse war groß, denn die ren. Sternhaufen, Gasnebel gibt es dort genügend
meisten von ihnen hatten noch keine Sternwarte zur Auswahl. Eine weitere Attraktion bildet dann
von innen gesehen. Auch im abschließenden ge­ auch Jupiter. Im Januar haben wir dazu noch die
mütlichen Beisammensein gab es noch viel Ge­ Gelegenheit den großen roten Fleck während der
sprächsstoff. Zum Abschluß bekamen wir noch Führung zeigen zu können.
einen sehr schönen Bildband mit der Bauchronik
(mt)
Führungen
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
Auch für das Kepler gilt natürlich am 8. Januar,
dass wir nicht nur die Monde des Jupiter und seine
Im Januar werden wir wegen des Feiertags von un­ Wolkenbänder zeigen können sondern auch den
serem normalen Rhythmus abweichen und erst am großen roten Fleck, einen gigantischen Wirbel­
2. Mittwoch des Monats (8. Januar) die Führung sturm.
machen. Wie auch in Bieselsberg steht der Win­
(mt)
tersternenhimmel im Mittelpunkt der Führung.
10
Beobachtergruppe
Beobachtergruppe
Kometen im Blickpunkt
Eigentlich hätte er das Zeug zu einem großen
Spektakel gehabt: Komet C/2012 S1 (ISON), oft
nur kurz ISON genannt. Im Vorfeld seiner Annähe­
rung an die Sonne ließ es sich zunächst auch ganz
ordentlich an. Er „stotterte“ zwar mal kurz in der
Helligkeit, aber entwickelte sich doch ganz ordent­
lich.
Viele Beobachter machten schon weit vor seiner
größten Annäherung an die Sonne (Ende Novem­
ber) Bilder von ihm als er nur fotogratisch zu be­
merken war. Anfang November war er schon recht
hell, aber durch das hiesige Wetter fast unerreich­
bar. Aber Thilo Kranz gelang es von Griechenland
aus den Schweifstern auf Bild zu bannen.
Kurz bevor er sich vom Morgenhimmel verab­
schiedete weil er der Sonne immer näher kam war
er schon ein Objekt fürs bloße Auge, auch wenn er
nur kurz in der Dämmerung zu sehen war. Aber
schon da, war sein Schweif gut zu sehen. Leider
gab es da in unserer Gegend nicht viel Gelegenheit
dazu weil das Wetter immer noch nicht richtig mit­
spielte. Lediglich eineinhalb Wochen vor seiner
Sonnenpassage konnte ich ihn morgens von Bie­
selsberg aus sehen. Während bei mir zuhause der
Nebel sein Unwesen trieb war die Sicht von Bie­
selsberg aus weitgehend gut. Also baute ich meine
Kleinausrüstung auf und richtete soweit alles ein.
Als ich aber kurz vor der Beginn der Dämmerung
mit fotografieren beginnen wollte hatte meine Lap­
top leider etwas dagegen. Ich mag ja blau, aber
nicht auf dem Bildschirm mit diesen kryptischen
Texten dazu (für Kenner: BSOD) und dem Vor­
schlag neu zu starten. So ging es eine ganze Weile
(und das wo doch Zeit kostbar ist wenn die Däm­
merung so schnell fortschreitet), bis ich dann in
den manuellen Belichtungsmodus wechselte um
wenigstens ein paar kurze Aufnahmen zu machen,
die natürlich bei weitem nicht an die von Thilo
heranreichen konnten. Wenigstens hab ich ihn auch
direkt gesehen!
Kurz nach seiner Sonnenpassage sollte er dann
eventuell auch am Taghimmel zu erspähen sein,
aber da hatte die Sonne etwas dagegen. Nachdem
sogar kurz nach dem Perihel erste Meldungen kur­
sierten, dass er vollständig aufgelöst sein sollte
kam ein paar Stunden später Teilentwarnung: er
war „nur“ kurzzeitig entblößt worden durch seine
nahe Passage und deutlich schwächer als davor.
Etwas später entwickelte er zwar wieder eine Ko­
ma und einen Schweif, die aber weit hinter dem
zurückblieben, was vorher zu sehen war. So wird
er uns nun leider keinen tollen Anblick am Himmel
mehr bieten. Aktuell ist er weit unterhalb von 12m.
Das Titelbild zeigt ein Komposit aus mehreren
Aufnahmen des Sonnensatelliten SOHO. Unter­
halb der Sonne ist der Augenblick direkt vor seiner
Passage wo man ihn noch sehr hell sieht. Nach
seiner Passage in der oberen Hälfte ist er deutlich
schwächer zu sehen. Die Sonne ist im SOHO­Bild
immer durch die zentrale Blende verdeckt.
Aber es gibt ja noch andere Kometen, die sich zur
Zeit am Himmel tummeln. Einer von ihnen ist
C/2013 R1 (Lovejoy). Er bewegt sich von Anfang
Dezember im Bootes Richtung nördliche Krone
und Herkules, wo er auch Ende Dezember noch zu
Komet C/2013 R1 (Lovejoy) am 3. Dezember.
Aufnahme 5x2min bei 400mm/f5.6, ISO3200
(Foto: Thilo Kranz)
11
Kulinarische Wanderung, Vorträge
finden ist. Dabei wird er aber über ei­
ne Größenklasse an Helligkeit verlie­
ren. Thilo gelang auch hier ein
schönes Bild am 3. Dezember, bei
dem ein herrlich langer Schweif zu
sehen ist.
Fazit: Wir hatten zwar keinen Jahr­
hundertkomet (den wir auf Grund des
Wetters wohl sowieso nicht oder zu­
mindest nicht einfach zu Gesicht be­
kommen hätten), dafür springen aber
andere in die Bresche, auch wenn sie
nicht ganz so hell werden wie ISON
angekündigt war. Es bleibt also wie
immer spannend!
(mt)
Komet C/2012 S1 (ISON) am 7.11. von Griechenland aus, der
Stern unten ist Beta Vir. (Foto: Thilo Kranz)
Kulinarische Wanderung
Nachbetrachtung
So waren die Linsen erstaunlich schnell ausver­
Im Vorfeld der kulinarischen Wanderung kamen kauft und wir konnten ab ca. 14 Uhr nur noch
schon Befürchtungen auf, das Wetter würde den Spätzle oder letzte Würstchen anbieten. Auch fi­
Vereinen die Laune verderben. Aber zum Glück nanziell kam für uns dabei wieder einiges heraus.
kam es dann doch anders und es war wunderbares In der Nachbesprechung der Vereine wurde mehr­
Wanderwetter.
heitlich beschlossen, dass die Wanderung auch im
So lief es dann auch für uns hervorragend. Dank nächsten Jahr wieder statt findet.
der dann doch vielen Helfer war auch der Ablauf An dieser Stelle wie immer mein Dank an alle
gut und es gab nur ab und zu mal eine Besteck­ Helfer für die investierte Zeit für den Verein!
knappheit zu beklagen, die wir aber mit dem noch
(mt)
vorhandenen Plastikbesteck überbrücken konnten.
Vorträge
6. Dezember: Hyperstar — Fotografie
mit großem Instrument und viel Licht
Wenn man lichtschwache, flächenhafte Objekte
wie Gasnebel oder Galaxien fotografieren möchte
braucht man viel Zeit oder eine große Lichtstärke.
5. März: Zeitrafferaufnahmen am
Nachthimmel
Der Umbau eines Schmidt­Cassegrain Teleskops
mit dem Hyperstar ermöglicht letzteres und man
bekommt fotografisch ein Instrument mit Blende 2
(f/2). Über seine Erfahrungen mit diesem System
wird uns Martin Tischhäuser berichten und seine
besten Aufnahmen präsentieren.
schaft im funkelnden Sternenlicht und sind seit
Bernd Pröscholds Filmbeitrag bei Quarks und Co.
auch einem breiteren Publikum bekannt. Martin
In den letzten Jahren haben sich einige Amateura­ Tischhäuser wird uns in dieses Genre einführen
stronomen einem äußerst stimmungsvollen Betäti­ und zeigen, wie sie gemacht werden. Auch wird er
gungsfeld zugewandt. Zeitrafferaufnahmen des einige schöne Filmchen mit im Gepäck haben!
Nachthimmels zeugen von der Ästhetik der Land­
12
Verschiedenes
Verschiedenes
George Ellery Hale
den Selbstbau von Mikroskopen und Teleskopen,
weshalb ihm sein Vater alsbald eine eigene Werk­
statt zur Verfügung stellte.
Bereits während der Schulzeit wandte sich der ju­
gendliche Hale dem erst wenige Jahre zuvor ent­
standenen Wissenschaftszweig der Astrophysik zu.
Inzwischen hatte ihm sein Vater unweit des elterli­
chen Wohnsitzes eine Privatsternwarte eingerich­
tet, die als Hauptinstrument ein 12­Zoll­Teleskop
beherbergte.
Bereits als 21­jähriger entwickelte er als Student
am Massachusetts Institute of Technology (MIT)
um 1890 (gleichzeitig mit Henri­Alexandre Des­
landres) den Spektroheliografen. Dieses Instru­
ment wurde bald weltweit zur Untersuchung der
Sonne in engen Spektralbereichen eingesetzt.
Er studierte am MIT, war 1889/90 am Observato­
rium des Harvard College und 1893/94 in Berlin.
1890 leitete er sein eigenes Observatorium (Ken­
wood Astrophysical Observatory) auf dem Famili­
ensitz im Chicagoer Stadtteil Kenwood. 1891 bis
1893 war er Professor für Astrophysik am Beloit
College in Beloit (Wisconsin).
Hale wurde 1892 an die Universität Chicago beru­
fen, wo er bis 1897 Associate Professor und da­
nach bis 1905 Professor war. Da er im selben Jahr
von einem neuen 40­Zoll­Objektiv hörte, bedingte
George Ellery Hale (* 29.6.1868 in Chicago, Illi­ er sich den Bau einer großen Sternwarte aus. Es
nois; † 21.2.1938 in Pasadena) war ein US­ameri­
kanischer Astronom. Mit ihm verbindet man die
Ära der großen Spiegelteleskope, wesentliche Fort­
schritte in der Sonnenforschung und bei Modellen
der Sternentwicklung. Er arbeitete eng mit dem Te­
leskopbauer George Willis Ritchey zusammen.
In den Jahren nach dem amerikanischen Bürger­
krieg, der nach blutigen Auseinandersetzungen
1865 mit dem Sieg der Nordstaaten über den kon­
föderierten Süden endete, nahm neben der wirt­
schaftlichen Erholung des Landes auch das
Interesse an Wissenschaft und Kunst erfreulicher­
weise wieder zu. Insbesondere auf den Gebieten
Technik, Medizin und Astronomie wurden Fort­
schritte erzielt, die teilweise sogar zu einem be­
achtlichen Vorsprung vor Europa führten.
Am 29. Juni 1868 erblickte George Ellery Hale als
Sohn eines offenbar sehr vermögenden Vaters in
Chicago im US­Bundesstaat Illinois das Licht der
Welt. Schon sehr frühzeitig interessierte er sich für
13
Verschiedenes
gelang Hale, dafür einen reichen Sponsor aus Chi­
cago zu finden: Charles Yerkes. So wurde der riesi­
ge Refraktor mit 102cm Öffnung 1897 am neuen
Yerkes­Observatorium das damals größte Teleskop
der Welt. Es ist noch heute das größte jemals ge­
baute Linsenfernrohr.
Hale war ein äußerst energiegeladener Mann, der
für seine Forschungen noch weitere Sternwarten
gründete, die mit immer größeren Teleskopen und
der neuesten Ausrüstung ausgestattet waren. Etwa
ab 1902 bemühte sich Hale, Geldmittel für ein
noch gigantischeres Projekt aufzutreiben, der Er­
richtung eines eigenständigen Sonnenobservatori­
ums ohne den dazugehörigen Universitätsbetrieb,
und fand schließlich in der Carnegie­Stiftung einen
großzügigen Mäzen. So entstand das Mt. Wilson­
Observatory nahe der Stadt Pasadena in Kaliforni­
en, dessen erster Direktor er bis 1923 war. In den
Gründerjahren dieses neuen Observatoriums fiel
auch Hales wissenschaftlich produktivste Phase,
denn ab 1910 behinderte ihn eine Nervenkrankheit,
an der er zunehmend litt, bei der Arbeit. Hale hatte
psychische Probleme (Schübe von Schizophrenie),
die ihn auch dazu zwangen, seinen Direktorposten
am Mount Wilson aufzugeben.
Für den Bau eines riesigen Teleskop­Spiegels be­
Mount Palomar (Foto: Matthew Hunt)
ry Hale starb am 21. Februar 1938 in Pasadena. In
den USA herrschte gerade eine tiefe wirtschaftli­
che Depression und Massenarbeitslosigkeit und in
Europa wurde mit dem Einmarsch deutscher Trup­
pen in Teile der Tschechoslowakei das dunkelste
Kapitel der Geschichte der Alten Welt eingeleitet.
Die beiden Hale­Observatorien auf dem Mount
Wilson und dem Mount Palomar wurden 1970 zu
seinen Ehren nach ihm benannt. Der Mondkrater
Hale und seit 1973 auch der Marskrater Hale, so­
wie der Asteroid (1024 Hale) ist nach ihm benannt.
Auszeichnungen
1894: Janssen Medaille der Pariser Akademie der
Wissenschaften
1902: Rumford Preis der American Academy of
Arts and Sciences
1904: Henry Draper Medal der National Academy
of Sciences
1904: Goldmedaille der Royal Astronomical So­
ciety
1911: Auswärtiges Mitglied der Accademia Na­
zionale dei Lincei in Rom
1916: Catherine Wolfe Bruce Gold Medal der
Astronomical Society of the Pacific
Mount Wilson im Winter (Foto: Zach Behrens)
1917: Jules­Janssen­Preis
gann Hale ab dem Jahr 1927 zu werben. 1928 1920: Galileo Medaille der Universität Florenz
konnte er den Präsidenten der Rockefeller­Stiftung 1921: Actonian Prize der Royal Institution in
von dieser gewaltigen Investition in die Wissen­
London
schaft überzeugen. Das Spiegelteleskop auf dem 1926: Elliott Cresson Medal des Franklin Institute
Mount Palomar wurde 1947 fertiggestellt. Mit ei­ 1926: Arthur Noble Medal der Stadt Pasadena
nem Hauptspiegel von 200 Zoll (5 Meter) war es 1927: Franklin Medal des Franklin Institute
bis 1975 das größte Teleskop der Welt. Noch heute 1932: Copley Medal der Royal Society
ist es das größte Teleskop mit äquatorialer Montie­ 1935: Frederic Ives Medal der Optical Society of
rung.
America
Die Eröffnung dieses Observatoriums konnte er al­
lerdings nicht mehr miterleben, denn George Elle­
(ws)
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Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsanblick am 1.Januar 2014 um 21 Uhr MESZ
Beobachtungsobjekte im Winter
Der Jupiter begleitet uns den ganzen Winter hin­
durch da er kurz nach der Jahreswende in Opposi­
tion kommt. Sein größter Durchmesser beträgt 47"
und selbst Ende Februar ist er noch über 42" groß
und bietet einen großartigen Anblick am Abend­
himmel. Der große rote Fleck befindet sich im Mo­
ment bei 200°‒210° Länge im System II. In
Jahresprogrammen oder dem Internet kann man so
leicht ermitteln, wann er sichtbar ist. Bei den Füh­
rungen am 8. Januar ist er somit mittig auf Jupiter
zu sehen und zwei Wochen später ist er gegen En­
de der Führung weit genug vom Rand entfernt. Es
lohnt sich also, im Januar mal auf dem Kepler oder
in Bieselsberg vorbeizuschauen!
Hoch im Westen lassen sich immer noch die An­
dromedagalaxie und M33 (Dreieck) mit dem Feld­
stecher bestaunen. Für M33 braucht man aber
schon guten, dunklen Himmel. Bei weniger guten
Bedingungen lohnt ein Blick Richtung Fuhrmann
mit seinen Sternhaufen und auch Plejaden und
Hyaden sind jetzt am besten zu beobachten.
Im Fernrohr lohnt sich ebenfalls der Blick auf den
Fuhrmann. In der Nähe findet man auch noch M1
im Stier, einen Supernovaüberrest. Von dort
schwenkt man am besten weiter in die Zwillinge.
Über M35 am südwestlichen Ende kann man auf
der anderen Fußseite „Hubbles Veränderlicher Ne­
bel“ (NGC2261) besuchen und dann nach Nord­
westen zum Eskimonebel weiterhüpfen oder noch
etwas südlicher vorher den Rosettennebel mit dem
eingebetteten Sternhaufen ins Blickfeld holen.
Wer noch nicht genug hat wechselt in den Orion
und schaut sich direkt beim linken Gürtelstern
(delta Ori) den Flammennebel an. Fotografisch
lässt sich etwas unterhalb der Pferdekopfnebel ab­
lichten. Visuell geht man aber besser nördlich zu
M78.
(mt)
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Termine
Termine
Astronomische Vorschau
1. Dezember
Dezember
Mond bedeckt Zuben Elgenubi (2,8m), Eintritt an heller Seite (5.33 MEZ–5.56 MEZ)
11. Dezember Mond bedeckt Eps Psc (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (23.32 MEZ–0.26 MEZ)
12. Dezember Mond: Goldener Henkel sichtbar in der Nacht (Juraberge beleuchtet)
16. Dezember Mond bedeckt 104 Tau (4,9m), Eintritt an dunkler Seite (17.25 MEZ–17.56 MEZ)
17. Dezember Mond bedeckt 119 Tau (4,3m), Eintritt an heller Seite (7.33 MEZ–)
18. Dezember Uranus stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
21. Dezember Wintersonnenwende (18.11 MEZ)
1. Januar
Januar
Spätester Sonnenaufgang des Jahres (8.18 MEZ)
5. Januar
Jupiter in Opposition (Entfernung 4,2 AE, Helligkeit ­2,7m)
11. Januar
Mond: Goldener Henkel abends sichtbar (Juraberge beleuchtet)
16. Januar
"Mini–Vollmond", nur 29.4" groß
9. Februr
Februar
Mond bedeckt 119 Tau (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (17.30 MEZ–)
11. Februar
Mond: Goldener Henkel am frühen Morgen sichtbar (Juraberge beleuchtet)
1. März
März
Mars stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
2. März
Saturn stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
6. März
Jupiter stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife)
7. März
Mond bedeckt Delta3 Tau (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (18.21 MEZ–19.44 MEZ)
11. März
Mond: Goldener Henkel abends sichtbar (Juraberge beleuchtet)
14. März
Merkur in maximaler westlicher Elongation (Morgensichtbarkeit)
20. März
Frühlingsbeginn (17.57 MEZ)
22. März
Venus in maximaler westlicher Elongation (Morgensichtbarkeit)
Veranstaltungen und Treffen
Dezember
4. Dezember
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
6. Dezember
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Hyperstar – Fotografie mit großem Instrument und viel Licht" (20 Uhr)
von Dr. Martin Tischhäuser
11. Dezember Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
13. Dezember Vereinsinterne Weihnachtsfeier des AAP, Sternwarte Nordschwarzwald (20 Uhr)
18. Dezember Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
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Termine, Impressum
Januar
8. Januar
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
8. Januar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
15. Januar
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
17. Januar
Jahreshauptversammlung des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (20 Uhr)
22. Januar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
Februar
5. Februar
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
7. Februar
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "" (20 Uhr) von
12. Februar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
19. Februar
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
26. Februar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
März
5. März
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
7. März
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "" (20 Uhr) von
12. März
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
19. März
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
26. März
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Sylja Sollner
Silcherstraße 7
Rotestraße 22
72218 Wildberg
75334 Straubenhardt
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms),
Wolfgang Schatz (ws)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 15. Februar 2014
Der AAP im Internet:
http://www.aap­pforzheim.de
http://www.sternwarte­bieselsberg.de
http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de
© 2013 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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