Ausgabe 4/2013 Was machen ISON und andere? Beobachter auf Kometenjagd Sonde sichtet russischen Mars­Veteran SN1987A — Legendäre Sternenglut beherbergt kosmische Leiche Jets aus riesigen schwarzen Löchern Im Porträt: George Ellery Hale Die nächsten Veranstaltungen des AAP: Vereinsinterne Weihnachtsfeier am 13. Dezember Jahresmitgliederversammlung am 17. Januar 2 Der Vorstand informiert Der Vorstand informiert Liebe Vereinskollegen, kümmern wir uns um die Vorbereitung für den So­ ckelbau und eine Anfertigung für den endgültigen Aufbau (Hebevorrichtung). Im Moment sind wir also auf einem sehr guten Weg. Drücken wir die Daumen, dass es so weiter geht! Wenn wir diesen Meilenstein erfolgreich hinter uns gebracht haben werden wir uns auch wieder dem Neubau widmen können. Dann werden Helfer gebraucht. Ich denke, dass wir dazu in der nächs­ ten Ausgabe mehr sagen können. Die Kulinarische Wanderung war in diesem Jahr wieder ein Erfolg. Obwohl wir nicht viel Führung machen konnten gab es doch viel Interesse und die Linsen waren schnell ausverkauft, da wir nicht mit mehr Andrang als im Jahr zuvor gerechnet hatten. Auch finanziell hat es sich gelohnt und es blieb ei­ niges für unsere Projekte hängen. Vielen Dank an die zahlreichen Helfer! Auch für nächstes Jahr haben wir wieder Beob­ achtungsnächte eingeplant in der Hoffnung, dass wir dieses Jahr mehr Glück mit dem Wetter haben. Wir werden dann wieder zeitnah über die Mailing­ liste informieren. manchmal sind Dinge schneller veraltet als man sie weitergeben kann. Das trifft zwar nicht ganz zu, aber für die Veränderungen an der Sternwarte in Bieselsberg wäre es fast so geworden. Aber wir haben unsere Prioritäten nicht aus den Augen ver­ loren und so haben wir die Gelegenheit zur Verän­ derung wahrgenommen. Von was schreibe ich wird sich mancher fragen, während der Besucher der Vereinsabende schon informiert ist. Nun, nach einigen Diskussionen sind wir zu dem Schluss ge­ kommen, dass wir mit einer gemeinsamen Kraft­ anstrengung unser Teleskopprojekt (welches ja eigentlich immer unser Hauptziel war) in Kürze umsetzen können. Armin erklärte sich nach eini­ gen „Verhandlunngen“ bereit, einige Zeit und Ar­ beit zu investieren und den Montierungsbau weiter zu treiben und bis zum Frühjahr die Umsetzung zu machen. Voraussetzung ist, dass ihm einige Helfer zur Seite stehen wenn er sie braucht. Die waren mit Bernd Weisheit, Werner Löffler, Christian Sollner und mir schnell gefunden und es wurde losgelegt. Nun befinden sich die Einzelteile zur Fertigstellung bei Armin, der auch noch einige Bis zum nächsten Mal, Euer fehlende Komponenten angefertigt hat. Parallel Martin Tischhäuser Editorial Liebe Leser, le ist die Auflösung der Kameras so gut, dass man sogar nach alten Landefähren suchen kann — ana­ in der letzten Ausgabe ist leider der alte Titel für log wie auf dem Mond die Suche nach den Apollo­ das Porträt hineingerutscht. Ich hoffe, dass es nicht Landefähren oder auch den Fußspuren. Wenn man viel Verwirrung gestiftet hat, der Beitrag selbst war bedenkt, dass die Kameratechnik rasend schnell ja richtig. Auch dieses Mal haben wir mit Hale ei­ voranschreitet ist noch mehr drin. ne interessante Persönlichkeit vorzustellen. Auch zur Supernove 1987A gibt es Neuigkeiten. Die Kometenjagd nach ISON war ja jäh zuende, Sie sind wohl noch nicht ganz gesichert, aber in­ aber zumindest manche konnten einen Blick auf teressante Einblicke erhält man trotzdem. Auch ihn erhaschen oder sogar fotografieren. Hier tat hier wird es in den nächsten Jahren noch viel zu sich Thilo hervor, der sogar noch den zweiten hel­ entdecken geben. leren Kometen des Herbsts ablichten konnte mit ansehnlichem Schweif! Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe, Auf dem Mars ist immer noch viel los. Mittlerwei­ Martin Tischhäuser Titelbild: ISONs Verblassen während der Sonnenpassage aus SOHO­Sicht (Foto: ESA/NASA) Aus Wissenschaft und Forschung 3 Aus Wissenschaft und Forschung Weltraum–Veteran — Sonde sichtet russischen Marslander von 1971 14,5 Sekunden: So lange übertrug Mars 3 Daten. Die russische Sonde war die erste, die auf der Oberfläche des roten Planeten landete und es tat­ sächlich schaffte, Signale in Richtung Heimat zu senden, wenn auch nicht besonders lange. Vermut­ lich beschädigte ein heftiger Sturm den Lander, der am 2. Dezember 1971 auf der Mars–Oberfläche aufgesetzt hatte. Zwar war von Mars 3 seitdem nichts mehr zu hö­ ren, jetzt aber scheint man das historische Gefährt zumindest wieder sehen zu können. Russische Raumfahrtfans haben auf Bildern der Marsoberflä­ che Hinweise auf den Verbleib des kurzlebigen Landers entdeckt. Die Bilder stammen von der Sonde Mars Recon­ naissance Orbiter (MRO), die den Planeten in rund 300 Kilometern Höhe umkreist. Aufgenommen wurden sie vom sogenannten High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE). Der Lan­ der selbst, Hitzeschild, Fallschirm sowie die bei der Landung eingesetzte Bremsrakete sollen auf ei­ nem rund fünf Jahre alten Bild zu sehen sein. Ein Foto, das der Orbiter im vergangenen Monat schoss, zeige dieselben Strukturen immer noch, be­ richtet die US–Weltraumbehörde NASA. Auffälligstes Merkmal: Dies könnte der Fallschirm sein, der sich damals über Mars 3 entfaltete. ten? MRO liefert extrem viele Daten vom Mars. Die Aufnahme des Ptolemaeus–Kraters, der ver­ muteten Landestelle von Mars 3, enthält beispiels­ weise 1,8 Milliarden Pixel. Um es in voller Auflösung anzusehen, bräuchte man etwa 2500 PC–Monitore, rechnet die NASA vor. Mars 3 aufzuspüren war also keine leichte Aufga­ be. Eine russische Internet–Community zu Mars–Rover Curiosity hat sie über Crowdsourcing gelöst. Zuerst erstellte Witali Egorow, der die Fallschirm, Bremsrakete, Landeeinheit und Hitzeschild: Russische Raumfahrtfans haben auf einer Aufnahme der Marsoberfläche die überreste von Modellbilder; Mars 3 entdeckt. Warum es so lange dauerte, die Strukturenmöglicherweise zu sich­ Community betreut, diese zeigen, 4 Aus Wissenschaft und Forschung wie die Mars 3–Teile auf HiRISE–Aufnahmen aus­ sehen sollten. Anschließend durchforsteten Frei­ willige die Bilder nach den entsprechenden Strukturen. Er wollte zeigen, dass praktisch jeder bei der Mars–Erkundung mitmischen könne, sagt Egorow. Und die Russen konnten so einen Teil ih­ rer Raumfahrtgeschichte wiederentdecken. Wenn alles gutläuft, müssen sie in ein paar Jahren nicht mehr in die Vergangenheit schweifen, um ei­ ne russische Marsmission zu bestaunen: Die Euro­ päische Weltraumorganisation ESA und die russische Raumfahrtagentur Roskosmos planen für die Jahre 2016 und 2018 zwei gemeinsame Missio­ nen zum roten Planeten. (ms) Nummer 14 — Neuer Neptun­Mond Die NASA hat einen neuen Mond des Planeten Neptun entdeckt. Der Mini–Trabant hat nur rund 19 Kilometer Durchmesser und war selbst der Raumsonde Voyager 2 bei ihrem Besuch des Nep­ tun 1989 entgangen, teilte die US–Raumfahrtbe­ hörde in Washington mit. Die Astronomen hatten zunächst auf etwa 150 Fo­ tos des Weltraumteleskops Hubble einen rätselhaf­ ten weißen Punkt ausgemacht, daher forschten sie weiter. Und siehe da: Es war ein Mond. Der Kleine ist nun der 14. bekannte Begleiter des Neptun, Schematisches Modell von Mars 2 und Mars 3: Je ein Orbiter und eine Landeeinheit sollten den Mars erkunden — die Missionen starteten 1971 im Abstand weniger Wochen. Die Orbiter waren beide für einige Zeit aktiv. Das Landemodul von Mars 2 überstand den Abstieg zum Planeten nicht. er bekam die Kennung S/2004 N1. Seine Leucht­ kraft ist rund hundert Millionen mal schwächer als die eines lichtschwachen Sterns, den man gerade noch mit bloßem Auge am Nachthimmel sehen kann. S/2004 N1 umrundet den Neptun nach den Be­ rechnungen etwa im Rhythmus von 23 Stunden. Er kreist in rund 105.000 Kilometern Entfernung um den Planeten, seine Bahn liegt damit zwischen de­ nen der Monde Larissa und Proteus. Die Entdeckerleistung geht auf das Konto von Mark Showalter vom Institut Seti in Mountain View im US–Bundesstaat Kalifornien. (ms) Neptun und sein neuer Mond S/2004 N1: Hubble entdeckte den Mini–Trabanten 5 Aus Wissenschaft und Forschung Goldrausch — Kollidierende Neutronensterne schleudern Unmengen Gold ins All Dass die Alchemisten früherer Jahrhunderte sämt­ lich daran scheiterten, Gold herzustellen, hat schon seinen Grund. Das Edelmetall entsteht nicht einmal im Inneren der Sonne und anderer Sterne. Es ist deshalb, wie auch manch anderes schwere Ele­ ment, im Universum ausgesprochen selten. Zum Erschaffen von Gold sind besonders extreme Bedingungen nötig. Von solch einem Ereignis be­ richten Astronomen nun: Sie vermuten, Spuren der Kollision zweier Neutronensterne gesichtet zu ha­ ben. Bei diesem kosmischen Crash entstand unter anderem Gold, und zwar in rauen Mengen. Bis zu zehn Mondmassen könnten es sein, sagt Edo Ber­ ger vom Harvard–Smithonian Center for Astro­ phyics in Cambridge (Massachusetts). Das entspricht rund 735 Trilliarden oder 7.35*1023 Ki­ logramm. Oder, wie es Berger flapsig formulierte: Eine ziemliche Menge Schmuck! Neutronensterne sind die überreste von Sternen, die bereits als Supernova verglüht sind. Ihre Mate­ rie ist extrem dicht gepackt, die Masse von andert­ halb bis zwei Sonnen, konzentriert in einem Ball, der nur rund 20 Kilometer Durchmesser hat. Kolli­ dieren zwei Neutronensterne, so die Theorie, ent­ steht ein kurzer Gammablitz. In solch einem Strahlenausbruch kann in weniger als zwei Sekun­ den mehr Energie freigesetzt werden, als unsere Sonne in ihrer gesamten Lebensspanne von Milli­ arden Jahren abgibt. Die Quelle des Ausbruchs liegt rund 3,9 Milliarden Lichtjahre entfernt von der Erde. Das ist für einen Gammablitz–Ursprung recht nahe. Auf den im Juni gemessenen Blitz GRB 130603B, der in weniger als zwei Zehntelsekunden vorbei war, folgte ein Tage anhaltendes Nachglühen, das vor allem im Infrarotbereich messbar war. Dieses Glühen stam­ me von exotischen radioaktiven Elementen, die zerfallen, berichten die Forscher um Berger, die ihre Arbeit beim Astrophysical Journal eingereicht haben. Astronomen hatten schon vermutet, dass bei der Kollision von Neutronensternen radioaktive Elemente entstehen, die jüngste Beobachtung stützt diese These. Das Gold macht den Berechnungen der Forscher zufolge nur einen kleinen Anteil der Materie aus, die von den zusammenrasenden Sternenleichen ausgestoßen wurde. Insgesamt hätten sie etwa ein Prozent der Sonnenmasse beim Gammastrahlen­ ausbruch ins All geblasen, was 1.9*1028 Kilo­ gramm entspricht. Da fallen zehn Mondmassen gar nicht mehr so stark ins Gewicht. Möglicherweise ist sämtliches Gold im Kosmos bei solchen kurzen Gammastrahlenausbrüchen entstanden, mutmaßen die Astronomen. Um es frei nach Carl Sagan zu sagen: Wir seien alle Sternen­ staub, und unser Schmuck sei Sternencrash–Staub, sagt Berger. (ms) SN1987A — Legendäre Sternenglut beherbergt kosmische Leiche SN1987A ist eine der berühmtesten astronomi­ schen Erscheinungen. Die Sternexplosion war 1987 als hellste Supernova seit Erfindung des Fernrohrs vor 400 Jahren am irdischen Firmament aufgeflammt. Jahrelang lieferte sie Stoff für faszi­ nierende Geschichten. Nun haben Astronomen den Lichtfleck mit einem Radioteleskop genauer unter­ sucht. Das Ergebnis liefert die nächste überraschung des legendären Gebildes: Im Zentrum der Explosions­ wolke liege wahrscheinlich eine kompakte Stern­ leiche, berichten Astronomen um Giovanna Zanardo vom International Centre for Radio Astro­ nomy Research (ICRAR) im Fachblatt The Astro­ physical Journal. 44GHz: Australia Telescope Compact Array (ATCA) Radioaufnahme von SN1987A. 6 Aus Wissenschaft und Forschung Hubble–Bild des Supernova–überrests im opti­ schen Licht. Mit einer Supernova beenden Riesensterne ihre Existenz. SN1987A fand in der Großen Magellan­ schen Wolke statt, einer Satellitengalaxie unserer Milchstraße. Mit dem Australia Telescope Com­ pact Array (ATCA) haben die Wissenschaftler nun eine der bislang detailliertesten Aufnahmen des Supernova–überrests im Bereich der Radiowellen gewonnen. Supernova–überreste seien wie natürliche Teil­ chenbeschleuniger, erläutert ICRAR–Vizedirektor Lister Staveley­Smith, ein Autor der Studie. Die Radiostrahlung, die sie beobachteten, stamme von Elektronen, die entlang der magnetischen Feldlini­ en kreisten und in jeder Kurve ein Photon aussen­ deten. Photonen sind Lichtteilchen. Bei vielen Supernova–Explosionen wird der Stern vollständig zerrissen. Doch bei 1987A vermuten Schwarzes Loch zerreißt Stern Rein zufällig stießen Forscher um Davide Donate vom Goddard Space Flight Center der NASA auf ein Ausbruchsereignis im Bereich des Galaxien­ clusters Abell 1795. Bei der Auswertung von Da­ ten des Satelliten EUVE (Extreme Ultraviolet Explorer) und des Röntgensatelliten Chandra fan­ den sie einen Ausbruch, der zuerst in den Daten von EUVE am 27. März 1998 zu sehen war und bei Chandra im Rüntgenbereich noch bis zum 18. Januar 2004 nachgewiesen werden konnte. Da­ bei wurde das Signal immer schwächer bis es un­ terhalb der Nachweisgrenze lag. Nachbeobachtungen mit mehreren Großteleskopen wie dem Large Binocular Telescope, dem VLT, dem Nordic Optic Telescope und anderen zeigen Überlagerung von Radio­ (braun–gelb) und opti­ scher (blau–weiß) Aufnahme. die Wissenschaftler einen schnell rotierenden Neu­ tronenstern, einen sogenannten Pulsar, im Zentrum der Explosionswolke. Die hochaufgelösten Aufnahmen mit dem Austra­ lia Telescope Compact Array zeigen den Forschern die detaillierte Form der Explosionswolke, die sich demnach ungleichmäßig ausdehnt: Die Westhälfte der Wolke rast mit knapp 7 Millionen Kilometern pro Stunde durchs All, die Osthälfte sogar mit fast 22 Millionen Kilometern pro Stunde. Die Forscher wollen nun versuchen, noch tiefer ins Herz des Explosionsrests zu spähen, um die Überbleibsel genauer zu identifizieren. (ms) an dieser Stelle eine elliptische Galaxie. Deren Zentrum steht in guter Übereinstimmung mit der Position des Ausbruchs. Aus dem Verlauf des Ausbruchs schließen die For­ scher darauf, dass hier ein Stern von den Gezeiten­ kräften eines schwarzen Lochs zerrissen wurde. Wie sie weiter in der Fachzeitschrift Astrophysical Journal berichten können sie aus den Daten auch auf die ungefähre Masse des schwarzen Lochs schließen. Seine Masse sollte so 100.000 bis 1 Million Sonnenmassen betragen. Damit ist es allerdings ein eher bescheidener Ver­ treter seiner Klasse. In großen Galaxien findet man eher schwarze Löcher mit mehreren Millionen bis Milliarden Sonnenmassen. Allerdings steckt gera­ de darin ein großer Vorteil. Es gehört somit zu der Gruppe von mittelschweren schwarzen Löchern, Aus Wissenschaft und Forschung von denen man gar nicht so viele kennt. Vielleicht helfen solche Ereignisse also, unser Verständnis dieser Klasse zu verbessern. Die Forscher jeden­ falls unterstreichen im Fachblatt wie wichtig es ist, die Galaxiencluster im Röntgenbereich zu überwa­ 7 chen um mehr dieser Ereignisse zu entdecken. Ge­ nauere Daten vor dem ersten Auftreten bei EUVE hätten es ihnen ermöglicht, noch bessere Aussagen über das Ereignis treffen zu können. (mt) Ausschnitt aus den Chandra­Daten (0,3­8 keV), zentriert auf den Ausbruch. Deutlich ist die hohe Intensität zu Beginn zu sehen während in 2004 nur noch wenig davon übrig ist. Interessanterweise ist sie am 14. Januar sogar kaum zu sehen während sie zwei bzw. vier Tage später wieder zu erkennen ist. Jets aus riesigen schwarzen Löchern Zwei internationale Astronomenteams mit deut­ scher Beteiligung haben dank der Leistungsfähig­ keit des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) sogenannte Jets — Ausströmungen aus gigantischen Schwarzen Löchern in den Zen­ tren von Galaxien — untersuchen können und be­ obachtet, wie sie ihre Umgebung beeinflussen. Sie haben jeweils den am besten sichtbaren Jet aus molekularem Gas um ein nahes, ruhiges Schwarzes Loch untersucht und dabei einen unerwarteten Blick auf die Austrittsfläche eines starken Jets in der Nähe eines entfernten Schwarzen Lochs er­ Weitwinkelaufnahme der Umgebung von Galaxie hascht. NGC 1433, aus Einzelaufnahmen des Digitized Sky Im Herzen von fast allen Galaxien des Univer­ Survey 2 erstellt. Der rote Stern links ist HD 23719, sums, einschließlich unserer eigenen Galaxie, der gerade hell genug, dass man ihn in einer klaren Milchstraße, gibt es supermassereiche Schwarze Nacht mit dem bloßen Auge sehen kann. 8 Sternwarten mens PKS 1830­211. „ALMA hat eine überraschende Spi­ ralstruktur im molekularen Gas nahe des Zentrums von NGC 1433 sichtbar gemacht”, erläutert Françoise Combes vom Observatoire de Paris in Frank­ reich, Ersttautorin des ersten Facharti­ kels. „Dies erklärt, wie das Material in das Schwarze Loch fließt und es an­ treibt. Mit Hilfe der neuen, besonders scharfen ALMA­Beobachtungen ha­ ben wir einen Materiejet entdeckt, der vom Schwarzen Loch wegströmt und sich über 150 Lichtjahre erstreckt. Dabei handelt es sich um die kleinste derartige Ausströmung, die jemals in einer anderen Galaxie beobachtet wurde.” Die Entdeckung dieser Ausströmung, die vom Jet aus dem zentralen Schwarzen Loch mitgezogen wird, zeigt wie solche Jets Sternentstehung Diese detaillierte Aufnahme zeigt die zentralen Teile der und das Wachstum der zentralen Ver­ nahegelegenen aktiven Galaxie NGC 1433. Das bläuliche dickung von Galaxien, des sogenann­ Hintergrundbild, das die zentralen Staubbanden der Galaxie ten Bulges, anhalten können. zeigt, stammt vom NASA/ESA Hubble Space Telescope. Die In PKS 1830­211 haben Ivan Martí­ farbigen Strukturen nahe des Zentrums stammen von neuen Vidal von der Chalmers University of ALMA­Beobachtungen und machen nicht nur eine Spiralform, Technology bzw. dem Onsala Space sondern erstmals auch eine unerwartete Ausströmung sichtbar. Observatory in Schweden und sein (Foto: ALMA/NASA/ESA) Team ebenfalls ein supermassereiches Löcher mit bis zu einigen Milliarden Sonnenmas­ Schwarzes Loch mit einem Jet beobachtet, das je­ sen. In ferner Vergangenheit waren diese Objekte doch im frühen Universum deutlich heller und ak­ sehr aktiv und haben enorme Mengen an Materie tiver war. Dieses Objekt ist insofern ungewöhnlich, aus ihrer Umgebung verschlungen, wodurch sie als dass sein Licht auf dem Weg zur Erde eine blendend hell aufleuchteten. Gleichzeitig haben sie weitere massereiche Galaxie durchquert und durch einen kleinen Teil der Materie durch extrem starke den Gravitationslinseneffekt in zwei Abbildungen Jets wieder hinausgeschleudert. Im gegenwärtigen geteilt wird. Universum sind die meisten supermassereichen Von Zeit zu Zeit verschlucken supermassereiche Schwarzen Löcher viel weniger aktiv als sie in ih­ Schwarze Löcher eine riesige Menge an Materie, rer Jugend waren. Jedoch bestimmt das Zusam­ die den Jet verstärkt und die Strahlung bis hin zu menspiel zwischen Jets und ihrer Umgebung den höchsten Energien treibt. Nun hat ALMA per immer noch die Entwicklung von Galaxien. Zufall eines dieser Ereignisse in PKS 1830­211 Zwei neue Untersuchungen, die beide heute in der einfangen können. Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics veröf­ „Die ALMA­Beobachtung dieser 'Verdauungsstö­ fentlicht wurden, haben sich mit Hilfe von ALMA rung' eines Schwarzen Lochs war ein absoluter mit den Jets von Schwarzen Löchern auf ganz un­ Glücksfall. Wir haben PKS 1830­211 aus einem terschiedlichen Skalen beschäftigt: Zum einen bei ganz anderen Grund beobachtet und haben dabei einem nahen und relativ ruhigen Schwarzen Loch leichte Veränderungen in Farbe und Intensität zwi­ in der Galaxie NGC 1433 und zum anderen bei ei­ schen den beiden Abbildungen der Gravitations­ nem sehr weit entfernten und aktiven Objekt na­ linse bemerkt. Ein sehr genauer Blick auf dieses Sternwarten unerwartete Verhalten hat uns zu dem Schluss ge­ führt, dass wir durch einen sehr glücklichen Zufall unsere Beobachtungen genau zu dem Zeitpunkt durchgeführt haben, als frische Materie in den Jet­ Austritt am Schwarzen Loch eingetreten ist”, er­ klärt Sebastien Muller, einer der Koautoren des zweiten Fachartikels. Das Team hat auch überprüft, ob dieses gewaltige Ereignis von anderen Teleskopen registriert wurde und war überrascht zu erfahren, dass ein sehr kla­ res Signal im Gammastrahlenbereich mit dem LAT­Instrument auf dem Fermi­Satelliten regis­ triert wurde. Der Prozess, der den Strahlungsan­ stieg in dem von ALMA beobachteten langwelligen Spektralbereich verursacht hat, war auch für den drastischen Anstieg der Strahlungsin­ tensität im Jet bis in den Bereich der höchsten Strahlungsenergien im Universum verantwortlich. „Dies ist das erste Mal, dass man eine derart klare Verbindung zwischen Gammastrahlen und Submil­ limeterwellen hergestellen kann: Offenbar stam­ men sie vom Grund des Jets eines Schwarzen 9 Lochs”, fügt Muller hinzu. Die zwei neuen Beobachtungen sind nur der An­ fang von ALMA­Untersuchungen der Vorgänge in solchen Jets nah und fern. Die Gruppe von Com­ bes untersucht bereits weitere nahe aktive Galaxien mit ALMA. Man kann davon ausgehen, dass das einzigartige Objekt PKS 1830­211 in Zukunft im Fokus vieler wissenschaftlicher Untersuchungen mit ALMA und anderen Teleskopen sein wird. „Es gibt noch viel darüber zu lernen, wie Schwarze Löcher diese riesigen energiereichen Materie­ und Strahlungsjets ausbilden können”, schließt Martí­ Vidal. „Unsere Ergebnisse, die noch aus einer Zeit stammen als ALMA noch gar nicht fertiggestellt war, zeigen, dass es ein einzigartig leistungsstarkes Werkzeug für die Untersuchungen dieser Jets ist – und die Entdeckungen fangen gerade erst an!” (ESO­News) Sternwarte Bieselsberg des Planetenwegs Lägern. Mitte November konnten wir auch eine sehr gut Im Oktober besuchte uns eine Gruppe Schweizer besuchte Führung abhalten. Über 25 Besucher wa­ Gemeinderäte während ihres jährlichen Auflugs in ren trotz frostiger Temperaturen gekommen und benachbarte Regionen. Wie auf Bestellung spielte genossen die abendlichen Himmelsanblicke, die auch ausnahmsweise das Wetter mit und erlaubte auch ein paar Wölkchen nicht übermäßig trüben uns zumindest den größten Teil der Führung live konnten. zu machen und mit ein paar Impressionen in Bil­ Im Dezember und im neuen Jahr werden wir viele dern zu ergänzen. Das alles gestaltete sich sehr Objekte im und um das Wintersechseck präsentie­ kurzweilig und das Interesse war groß, denn die ren. Sternhaufen, Gasnebel gibt es dort genügend meisten von ihnen hatten noch keine Sternwarte zur Auswahl. Eine weitere Attraktion bildet dann von innen gesehen. Auch im abschließenden ge­ auch Jupiter. Im Januar haben wir dazu noch die mütlichen Beisammensein gab es noch viel Ge­ Gelegenheit den großen roten Fleck während der sprächsstoff. Zum Abschluß bekamen wir noch Führung zeigen zu können. einen sehr schönen Bildband mit der Bauchronik (mt) Führungen Sternwarte Keplergymnasium Führungen Auch für das Kepler gilt natürlich am 8. Januar, dass wir nicht nur die Monde des Jupiter und seine Im Januar werden wir wegen des Feiertags von un­ Wolkenbänder zeigen können sondern auch den serem normalen Rhythmus abweichen und erst am großen roten Fleck, einen gigantischen Wirbel­ 2. Mittwoch des Monats (8. Januar) die Führung sturm. machen. Wie auch in Bieselsberg steht der Win­ (mt) tersternenhimmel im Mittelpunkt der Führung. 10 Beobachtergruppe Beobachtergruppe Kometen im Blickpunkt Eigentlich hätte er das Zeug zu einem großen Spektakel gehabt: Komet C/2012 S1 (ISON), oft nur kurz ISON genannt. Im Vorfeld seiner Annähe­ rung an die Sonne ließ es sich zunächst auch ganz ordentlich an. Er „stotterte“ zwar mal kurz in der Helligkeit, aber entwickelte sich doch ganz ordent­ lich. Viele Beobachter machten schon weit vor seiner größten Annäherung an die Sonne (Ende Novem­ ber) Bilder von ihm als er nur fotogratisch zu be­ merken war. Anfang November war er schon recht hell, aber durch das hiesige Wetter fast unerreich­ bar. Aber Thilo Kranz gelang es von Griechenland aus den Schweifstern auf Bild zu bannen. Kurz bevor er sich vom Morgenhimmel verab­ schiedete weil er der Sonne immer näher kam war er schon ein Objekt fürs bloße Auge, auch wenn er nur kurz in der Dämmerung zu sehen war. Aber schon da, war sein Schweif gut zu sehen. Leider gab es da in unserer Gegend nicht viel Gelegenheit dazu weil das Wetter immer noch nicht richtig mit­ spielte. Lediglich eineinhalb Wochen vor seiner Sonnenpassage konnte ich ihn morgens von Bie­ selsberg aus sehen. Während bei mir zuhause der Nebel sein Unwesen trieb war die Sicht von Bie­ selsberg aus weitgehend gut. Also baute ich meine Kleinausrüstung auf und richtete soweit alles ein. Als ich aber kurz vor der Beginn der Dämmerung mit fotografieren beginnen wollte hatte meine Lap­ top leider etwas dagegen. Ich mag ja blau, aber nicht auf dem Bildschirm mit diesen kryptischen Texten dazu (für Kenner: BSOD) und dem Vor­ schlag neu zu starten. So ging es eine ganze Weile (und das wo doch Zeit kostbar ist wenn die Däm­ merung so schnell fortschreitet), bis ich dann in den manuellen Belichtungsmodus wechselte um wenigstens ein paar kurze Aufnahmen zu machen, die natürlich bei weitem nicht an die von Thilo heranreichen konnten. Wenigstens hab ich ihn auch direkt gesehen! Kurz nach seiner Sonnenpassage sollte er dann eventuell auch am Taghimmel zu erspähen sein, aber da hatte die Sonne etwas dagegen. Nachdem sogar kurz nach dem Perihel erste Meldungen kur­ sierten, dass er vollständig aufgelöst sein sollte kam ein paar Stunden später Teilentwarnung: er war „nur“ kurzzeitig entblößt worden durch seine nahe Passage und deutlich schwächer als davor. Etwas später entwickelte er zwar wieder eine Ko­ ma und einen Schweif, die aber weit hinter dem zurückblieben, was vorher zu sehen war. So wird er uns nun leider keinen tollen Anblick am Himmel mehr bieten. Aktuell ist er weit unterhalb von 12m. Das Titelbild zeigt ein Komposit aus mehreren Aufnahmen des Sonnensatelliten SOHO. Unter­ halb der Sonne ist der Augenblick direkt vor seiner Passage wo man ihn noch sehr hell sieht. Nach seiner Passage in der oberen Hälfte ist er deutlich schwächer zu sehen. Die Sonne ist im SOHO­Bild immer durch die zentrale Blende verdeckt. Aber es gibt ja noch andere Kometen, die sich zur Zeit am Himmel tummeln. Einer von ihnen ist C/2013 R1 (Lovejoy). Er bewegt sich von Anfang Dezember im Bootes Richtung nördliche Krone und Herkules, wo er auch Ende Dezember noch zu Komet C/2013 R1 (Lovejoy) am 3. Dezember. Aufnahme 5x2min bei 400mm/f5.6, ISO3200 (Foto: Thilo Kranz) 11 Kulinarische Wanderung, Vorträge finden ist. Dabei wird er aber über ei­ ne Größenklasse an Helligkeit verlie­ ren. Thilo gelang auch hier ein schönes Bild am 3. Dezember, bei dem ein herrlich langer Schweif zu sehen ist. Fazit: Wir hatten zwar keinen Jahr­ hundertkomet (den wir auf Grund des Wetters wohl sowieso nicht oder zu­ mindest nicht einfach zu Gesicht be­ kommen hätten), dafür springen aber andere in die Bresche, auch wenn sie nicht ganz so hell werden wie ISON angekündigt war. Es bleibt also wie immer spannend! (mt) Komet C/2012 S1 (ISON) am 7.11. von Griechenland aus, der Stern unten ist Beta Vir. (Foto: Thilo Kranz) Kulinarische Wanderung Nachbetrachtung So waren die Linsen erstaunlich schnell ausver­ Im Vorfeld der kulinarischen Wanderung kamen kauft und wir konnten ab ca. 14 Uhr nur noch schon Befürchtungen auf, das Wetter würde den Spätzle oder letzte Würstchen anbieten. Auch fi­ Vereinen die Laune verderben. Aber zum Glück nanziell kam für uns dabei wieder einiges heraus. kam es dann doch anders und es war wunderbares In der Nachbesprechung der Vereine wurde mehr­ Wanderwetter. heitlich beschlossen, dass die Wanderung auch im So lief es dann auch für uns hervorragend. Dank nächsten Jahr wieder statt findet. der dann doch vielen Helfer war auch der Ablauf An dieser Stelle wie immer mein Dank an alle gut und es gab nur ab und zu mal eine Besteck­ Helfer für die investierte Zeit für den Verein! knappheit zu beklagen, die wir aber mit dem noch (mt) vorhandenen Plastikbesteck überbrücken konnten. Vorträge 6. Dezember: Hyperstar — Fotografie mit großem Instrument und viel Licht Wenn man lichtschwache, flächenhafte Objekte wie Gasnebel oder Galaxien fotografieren möchte braucht man viel Zeit oder eine große Lichtstärke. 5. März: Zeitrafferaufnahmen am Nachthimmel Der Umbau eines Schmidt­Cassegrain Teleskops mit dem Hyperstar ermöglicht letzteres und man bekommt fotografisch ein Instrument mit Blende 2 (f/2). Über seine Erfahrungen mit diesem System wird uns Martin Tischhäuser berichten und seine besten Aufnahmen präsentieren. schaft im funkelnden Sternenlicht und sind seit Bernd Pröscholds Filmbeitrag bei Quarks und Co. auch einem breiteren Publikum bekannt. Martin In den letzten Jahren haben sich einige Amateura­ Tischhäuser wird uns in dieses Genre einführen stronomen einem äußerst stimmungsvollen Betäti­ und zeigen, wie sie gemacht werden. Auch wird er gungsfeld zugewandt. Zeitrafferaufnahmen des einige schöne Filmchen mit im Gepäck haben! Nachthimmels zeugen von der Ästhetik der Land­ 12 Verschiedenes Verschiedenes George Ellery Hale den Selbstbau von Mikroskopen und Teleskopen, weshalb ihm sein Vater alsbald eine eigene Werk­ statt zur Verfügung stellte. Bereits während der Schulzeit wandte sich der ju­ gendliche Hale dem erst wenige Jahre zuvor ent­ standenen Wissenschaftszweig der Astrophysik zu. Inzwischen hatte ihm sein Vater unweit des elterli­ chen Wohnsitzes eine Privatsternwarte eingerich­ tet, die als Hauptinstrument ein 12­Zoll­Teleskop beherbergte. Bereits als 21­jähriger entwickelte er als Student am Massachusetts Institute of Technology (MIT) um 1890 (gleichzeitig mit Henri­Alexandre Des­ landres) den Spektroheliografen. Dieses Instru­ ment wurde bald weltweit zur Untersuchung der Sonne in engen Spektralbereichen eingesetzt. Er studierte am MIT, war 1889/90 am Observato­ rium des Harvard College und 1893/94 in Berlin. 1890 leitete er sein eigenes Observatorium (Ken­ wood Astrophysical Observatory) auf dem Famili­ ensitz im Chicagoer Stadtteil Kenwood. 1891 bis 1893 war er Professor für Astrophysik am Beloit College in Beloit (Wisconsin). Hale wurde 1892 an die Universität Chicago beru­ fen, wo er bis 1897 Associate Professor und da­ nach bis 1905 Professor war. Da er im selben Jahr von einem neuen 40­Zoll­Objektiv hörte, bedingte George Ellery Hale (* 29.6.1868 in Chicago, Illi­ er sich den Bau einer großen Sternwarte aus. Es nois; † 21.2.1938 in Pasadena) war ein US­ameri­ kanischer Astronom. Mit ihm verbindet man die Ära der großen Spiegelteleskope, wesentliche Fort­ schritte in der Sonnenforschung und bei Modellen der Sternentwicklung. Er arbeitete eng mit dem Te­ leskopbauer George Willis Ritchey zusammen. In den Jahren nach dem amerikanischen Bürger­ krieg, der nach blutigen Auseinandersetzungen 1865 mit dem Sieg der Nordstaaten über den kon­ föderierten Süden endete, nahm neben der wirt­ schaftlichen Erholung des Landes auch das Interesse an Wissenschaft und Kunst erfreulicher­ weise wieder zu. Insbesondere auf den Gebieten Technik, Medizin und Astronomie wurden Fort­ schritte erzielt, die teilweise sogar zu einem be­ achtlichen Vorsprung vor Europa führten. Am 29. Juni 1868 erblickte George Ellery Hale als Sohn eines offenbar sehr vermögenden Vaters in Chicago im US­Bundesstaat Illinois das Licht der Welt. Schon sehr frühzeitig interessierte er sich für 13 Verschiedenes gelang Hale, dafür einen reichen Sponsor aus Chi­ cago zu finden: Charles Yerkes. So wurde der riesi­ ge Refraktor mit 102cm Öffnung 1897 am neuen Yerkes­Observatorium das damals größte Teleskop der Welt. Es ist noch heute das größte jemals ge­ baute Linsenfernrohr. Hale war ein äußerst energiegeladener Mann, der für seine Forschungen noch weitere Sternwarten gründete, die mit immer größeren Teleskopen und der neuesten Ausrüstung ausgestattet waren. Etwa ab 1902 bemühte sich Hale, Geldmittel für ein noch gigantischeres Projekt aufzutreiben, der Er­ richtung eines eigenständigen Sonnenobservatori­ ums ohne den dazugehörigen Universitätsbetrieb, und fand schließlich in der Carnegie­Stiftung einen großzügigen Mäzen. So entstand das Mt. Wilson­ Observatory nahe der Stadt Pasadena in Kaliforni­ en, dessen erster Direktor er bis 1923 war. In den Gründerjahren dieses neuen Observatoriums fiel auch Hales wissenschaftlich produktivste Phase, denn ab 1910 behinderte ihn eine Nervenkrankheit, an der er zunehmend litt, bei der Arbeit. Hale hatte psychische Probleme (Schübe von Schizophrenie), die ihn auch dazu zwangen, seinen Direktorposten am Mount Wilson aufzugeben. Für den Bau eines riesigen Teleskop­Spiegels be­ Mount Palomar (Foto: Matthew Hunt) ry Hale starb am 21. Februar 1938 in Pasadena. In den USA herrschte gerade eine tiefe wirtschaftli­ che Depression und Massenarbeitslosigkeit und in Europa wurde mit dem Einmarsch deutscher Trup­ pen in Teile der Tschechoslowakei das dunkelste Kapitel der Geschichte der Alten Welt eingeleitet. Die beiden Hale­Observatorien auf dem Mount Wilson und dem Mount Palomar wurden 1970 zu seinen Ehren nach ihm benannt. Der Mondkrater Hale und seit 1973 auch der Marskrater Hale, so­ wie der Asteroid (1024 Hale) ist nach ihm benannt. Auszeichnungen 1894: Janssen Medaille der Pariser Akademie der Wissenschaften 1902: Rumford Preis der American Academy of Arts and Sciences 1904: Henry Draper Medal der National Academy of Sciences 1904: Goldmedaille der Royal Astronomical So­ ciety 1911: Auswärtiges Mitglied der Accademia Na­ zionale dei Lincei in Rom 1916: Catherine Wolfe Bruce Gold Medal der Astronomical Society of the Pacific Mount Wilson im Winter (Foto: Zach Behrens) 1917: Jules­Janssen­Preis gann Hale ab dem Jahr 1927 zu werben. 1928 1920: Galileo Medaille der Universität Florenz konnte er den Präsidenten der Rockefeller­Stiftung 1921: Actonian Prize der Royal Institution in von dieser gewaltigen Investition in die Wissen­ London schaft überzeugen. Das Spiegelteleskop auf dem 1926: Elliott Cresson Medal des Franklin Institute Mount Palomar wurde 1947 fertiggestellt. Mit ei­ 1926: Arthur Noble Medal der Stadt Pasadena nem Hauptspiegel von 200 Zoll (5 Meter) war es 1927: Franklin Medal des Franklin Institute bis 1975 das größte Teleskop der Welt. Noch heute 1932: Copley Medal der Royal Society ist es das größte Teleskop mit äquatorialer Montie­ 1935: Frederic Ives Medal der Optical Society of rung. America Die Eröffnung dieses Observatoriums konnte er al­ lerdings nicht mehr miterleben, denn George Elle­ (ws) 14 Beobachtungsobjekte Beobachtungsobjekte Himmelsanblick am 1.Januar 2014 um 21 Uhr MESZ Beobachtungsobjekte im Winter Der Jupiter begleitet uns den ganzen Winter hin­ durch da er kurz nach der Jahreswende in Opposi­ tion kommt. Sein größter Durchmesser beträgt 47" und selbst Ende Februar ist er noch über 42" groß und bietet einen großartigen Anblick am Abend­ himmel. Der große rote Fleck befindet sich im Mo­ ment bei 200°‒210° Länge im System II. In Jahresprogrammen oder dem Internet kann man so leicht ermitteln, wann er sichtbar ist. Bei den Füh­ rungen am 8. Januar ist er somit mittig auf Jupiter zu sehen und zwei Wochen später ist er gegen En­ de der Führung weit genug vom Rand entfernt. Es lohnt sich also, im Januar mal auf dem Kepler oder in Bieselsberg vorbeizuschauen! Hoch im Westen lassen sich immer noch die An­ dromedagalaxie und M33 (Dreieck) mit dem Feld­ stecher bestaunen. Für M33 braucht man aber schon guten, dunklen Himmel. Bei weniger guten Bedingungen lohnt ein Blick Richtung Fuhrmann mit seinen Sternhaufen und auch Plejaden und Hyaden sind jetzt am besten zu beobachten. Im Fernrohr lohnt sich ebenfalls der Blick auf den Fuhrmann. In der Nähe findet man auch noch M1 im Stier, einen Supernovaüberrest. Von dort schwenkt man am besten weiter in die Zwillinge. Über M35 am südwestlichen Ende kann man auf der anderen Fußseite „Hubbles Veränderlicher Ne­ bel“ (NGC2261) besuchen und dann nach Nord­ westen zum Eskimonebel weiterhüpfen oder noch etwas südlicher vorher den Rosettennebel mit dem eingebetteten Sternhaufen ins Blickfeld holen. Wer noch nicht genug hat wechselt in den Orion und schaut sich direkt beim linken Gürtelstern (delta Ori) den Flammennebel an. Fotografisch lässt sich etwas unterhalb der Pferdekopfnebel ab­ lichten. Visuell geht man aber besser nördlich zu M78. (mt) 15 Termine Termine Astronomische Vorschau 1. Dezember Dezember Mond bedeckt Zuben Elgenubi (2,8m), Eintritt an heller Seite (5.33 MEZ–5.56 MEZ) 11. Dezember Mond bedeckt Eps Psc (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (23.32 MEZ–0.26 MEZ) 12. Dezember Mond: Goldener Henkel sichtbar in der Nacht (Juraberge beleuchtet) 16. Dezember Mond bedeckt 104 Tau (4,9m), Eintritt an dunkler Seite (17.25 MEZ–17.56 MEZ) 17. Dezember Mond bedeckt 119 Tau (4,3m), Eintritt an heller Seite (7.33 MEZ–) 18. Dezember Uranus stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife) 21. Dezember Wintersonnenwende (18.11 MEZ) 1. Januar Januar Spätester Sonnenaufgang des Jahres (8.18 MEZ) 5. Januar Jupiter in Opposition (Entfernung 4,2 AE, Helligkeit ­2,7m) 11. Januar Mond: Goldener Henkel abends sichtbar (Juraberge beleuchtet) 16. Januar "Mini–Vollmond", nur 29.4" groß 9. Februr Februar Mond bedeckt 119 Tau (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (17.30 MEZ–) 11. Februar Mond: Goldener Henkel am frühen Morgen sichtbar (Juraberge beleuchtet) 1. März März Mars stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) 2. März Saturn stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) 6. März Jupiter stationär, wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife) 7. März Mond bedeckt Delta3 Tau (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (18.21 MEZ–19.44 MEZ) 11. März Mond: Goldener Henkel abends sichtbar (Juraberge beleuchtet) 14. März Merkur in maximaler westlicher Elongation (Morgensichtbarkeit) 20. März Frühlingsbeginn (17.57 MEZ) 22. März Venus in maximaler westlicher Elongation (Morgensichtbarkeit) Veranstaltungen und Treffen Dezember 4. Dezember Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) 6. Dezember Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "Hyperstar – Fotografie mit großem Instrument und viel Licht" (20 Uhr) von Dr. Martin Tischhäuser 11. Dezember Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) 13. Dezember Vereinsinterne Weihnachtsfeier des AAP, Sternwarte Nordschwarzwald (20 Uhr) 18. Dezember Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 16 Termine, Impressum Januar 8. Januar Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) 8. Januar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) 15. Januar Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 17. Januar Jahreshauptversammlung des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (20 Uhr) 22. Januar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) Februar 5. Februar Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) 7. Februar Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "" (20 Uhr) von 12. Februar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) 19. Februar Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 26. Februar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) März 5. März Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) 7. März Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "" (20 Uhr) von 12. März Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) 19. März Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 26. März Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) Impressum Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim 1982 e. V. (AAP) Vereinsanschrift: Redaktion: Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V. Martin Tischhäuser z.Hd. Sylja Sollner Silcherstraße 7 Rotestraße 22 72218 Wildberg 75334 Straubenhardt Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85) Redakteure: Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms), Wolfgang Schatz (ws) Auflage: 150 Exemplare Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 15. Februar 2014 Der AAP im Internet: http://www.aap­pforzheim.de http://www.sternwarte­bieselsberg.de http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de © 2013 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.