Graues Langohr (Plecotus austriacus)

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Graues Langohr
(Plecotus austriacus)
Beschreibung: Mittelgroße Art. Lange Ohren.
Etwas größer als das Braune Langohr und mit
längerer, dunkel pigmentierter Schnauze.
Gesichtsfeld rund, um die Augen mit dunkler
Maske. Langes, graubraunes Rückenfell und
hellgraues Bauchfell. Ober- und Unterseitenfärbung deutlich getrennt. Nase wirkt schmaler
als beim Braunen Langohr (nicht aufgetrieben).
Kleine, kurze Füße.
Kopf-Rumpflänge: 45-53 mm, Unterarmlänge:
37-43 mm, Flügel dünnhäutig, durchscheinend
braungrau. Flügelspannweite: um 25 cm.
Daumenlänge < 6 mm, Daumenkralle < 2 mm.,
Gewicht: 6-12 g. Zahnformel: 2123/3133
(= 36 Zähne). Lebenserwartung: 5 bis 9 Jahre.
Nachgewiesenes Höchstalter: knapp 26 Jahre.
Abb. 188: Graues Langohr
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Verbreitung: In Mittel- und Südeuropa weit
verbreitet. Im Norden bis Südengland (53.
Breitengrad). Fehlt in Norddeutschland.
Verbreitungsschwerpunkt in Mittel- und
Süddeutschland. Quartiernachweise vor allem in
Nordwestbayern (Odenwald, Spessart, Südrhön,
Fränkische Alb, Mainfränkische Platten) in Höhen
bis 700 m ü.NN.
Status: Mit über 500 Fundorten ab 1985-2004
deutlich weniger Nachweise als beim Braunen
Langohr. Durch die schwierige Unterscheidung
von Braunem- und Grauem Langohr sind genaue
Aussagen nicht möglich. Von 1985 bis 2002 sind
folgende Fundorte und Nachweistypen bekannt:
68 Wochenstuben, 108 Sommerquartiere,
77 Einzelnachweise im Sommer,
253 Winterquartiere (eins im Lkr. WUN),
41 Einzelnachweise im Winter.
Abb. 189: Sommerverbreitung Graues Langohr
Abb. 190: Winterverbreitung Graues Langohr
Ökologie, Lebensraum und Lebensweise:
Anspruchsvolle und Wärme liebende Art. Ist in
den Winterquartieren aber kälteresistenter als
die meisten anderen Fledermausarten.
Nachweise bisher fast nur in Dorfnähe
(Dorffledermaus) aber auch in Städten.
Wochenstuben und Sommerquartiere bevorzugt
in Dachstühlen und hinter Fensterläden.
Winterquartiere vor allem in Kellern. Dort oft mit
der ebenfalls kälteresistenten Mopsfledermaus
anzutreffen.
zwei Jahren ein Junges Ende Juli (SCHOBER &
GRIMMBERGER 1998). Weiteres Verhalten ähnlich
dem Braunen Langohr. Gilt als sehr standorttreu.
Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartier unter 70 Kilometern.
Wochenstuben: Fast ausnahmslos in Dachstühlen. In Spalten des Dachgebälks. Im Mittelmeerraum auch in Höhlen. Nur selten mehr als
20 adulte Weibchen. Sie nutzen verschiedene
Hangplätze im Dachboden
Populationsbiologie und Verhalten:
Die Weibchen gebären erstmals im Alter von
162
Gefährdung: In Bayern stark gefährdet. Wegen
der starken Bindung an Gebäudequartiere stellen
Renovierungen und Holzschutzmittel eine
besondere Gefahr dar. Kellerquartiere sind durch
Störungen, Verfall oder Verlust an Versteckmöglichkeiten bedroht. Rote Liste IUCN 2006:
LC (ungefährdet), FFH-Anhang: IV, Rote Liste
BRD: 2 (stark gefährdet), Rote Liste Bayern:
2 (stark gefährdet), Berner Konvention: II,
Bonner Konvention: II.
Verkehrsopfer: Die Zahl der Verkehrsopfer ist
sehr gering. Katzenopfer sind nicht bekannt.
FFH-Monitoring: FFH-Anhang IV. Erfasst werden
in Bayern die Wochenstuben (alle zwei Jahre)
durch Ausflugszählungen oder Quartierzählungen
an heißen Sommertagen (18 Stichproben),
ebenfalls alle zwei Jahre. Ein Bestand in den
Wochenstuben mit mehr als 20 Tieren gilt als
hervorragend, mit 15 bis 20 als gut und mit
weniger als 15 als mittel bis schlecht.
Sanierungen im Quartierbereich: Das Graue
Langohr bevorzugt Dachböden mit Temperaturen
zwischen 20-30°C. Die besonders kritischen
Zeiten liegen im April bis Oktober. Wichtig ist bei
Arbeiten am Dachstuhl ein Abhängen der von
Fledermäusen bewohnten Bereiche.
Das Eindecken der bewohnten Bereiche sollten
abschnittsweise und nach Auflösung der Wochenstube durchgeführt werden. Eine Aufhellung und
Veränderung der Temperatur (z. B. durch Einbau
von Fenstern und Lüftungsziegeln) kann zum
Verlust des Fledermausbestandes führen (REITER &
ZAHN 2006).
Jagdgebiete: Bevorzugt werden gehölzreiches
Grünland, Gärten und Streuobstwiesen, Brachen
und teilweise Laubwälder. Die Größe der Jagdgebiete beträgt i. d. R. zwischen 5 und 20 ha.
Die Entfernung zwischen Quartier und Jagdgebiet
beträgt zwischen 4 und 6 Kilometer.
Jagdstrategie und Nahrung: Erbeutet Insekten
aus der Luft in Höhen unter 5 m, liest Beutetiere
aber auch von Blättern ab. Hauptnahrung stellen
Nachtfalter (Eulenfalter), Zweiflügler, Käfer und
Wanzen dar.
Ortungslaute: Frequenzmoduliert. Die erste
Harmonische fällt von 35 auf 20 kHz, die zweite
von 70 auf 37 kHz ab. Es liegt meist keine
Überlappung zwischen den beiden Harmonischen
vor. Die beiden heimischen Langohrarten können
anhand ihrer Ortungsrufe bisher nicht sicher
unterschieden werden, jedoch weist Skiba (2009)
darauf hin, dass die Rufe des Grauen Langohrs im
Detektor deutlich lauter sind, als die des Braunen
Langohrs.
Verbreitung im Landkreis Wunsiedel im
Fichtelgebirge: Vermutlich sehr seltene Art.
Wochenstuben oder Sommerquartiere sind nicht
bekannt. Es konnten in den vergangenen Jahren
nur 5 Einzeltiere gefunden werden. Zwei Graue
Langohren wurden mittels Netzfang bei der
Reutlasmühle gefangen, Morgenroth (1992).
Ein Tier wurde in einem Keller der Kellergasse in
Wunsiedel 1995 und ein Tier 2008 in einem Keller
bei Ruppertsgrün (Endl) entdeckt. Ein totes Tier
wurde 2009 in Oberthölau bei Marktredwitz in
einer Scheune gefunden. Dieser seltene Fund
kann hier nur deshalb dokumentiert werden, weil
das Tier bei der Unteren Naturschutzbehörde
abgegeben wurde.
Aussichten: Eine Nachsuche in den Scheunen bei
Oberthölau ist für das Jahr 2010 vorgesehen.
Verbreitungssituation in Oberfranken:
Nur im westlichen Oberfranken in den
Naturräumen Itz-Baunach-Hügelland und Teilen
des Mittelfränkischen Beckens ist eine weitere
Verbreitung anzunehmen. Regelmäßige Funde im
Sommer liegen aus dem Obermaintal und aus
dem Stadtgebiet von Bamberg vor (STRÄTZ 2008).
Im Winter ist die Art selten in Kellern überwinternd anzutreffen. Fast völlig scheint die Art
im Bereich der Nördlichen Frankenalb und des
Frankenwaldes zu fehlen, meidet also sommerkühle Gebiete. In den Wärmegebieten
Oberfrankens ist die Art relativ anspruchslos,
was ihre Habitatwahl angeht. In Bamberg kann
sie sogar im Innenstadtbereich und über intensiv
genutztem Gärtnerland jagend angetroffen
werden.
Verbreitung in Deutschland: Das Graue Langohr
ist deutschlandweit vor allem in wärmebegünstigten Lagen anzutreffen, fehlt aber
weitgehend im nordwestdeutschen Tiefland.
Insgesamt ist die Art als selten einzustufen.
Gesicherte Aussagen zur Bestandsentwicklung
sind dabei nicht möglich.
Abb. 191: Jagdbebiet Oberthölau
163
Abb. 192: Graues Langohr in einem Keller
in Weiherhöfen
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Abb. 193: Verbreitungskarte des Grauen Langohrs im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge, Stand: März 2010
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