Technical Bulletin Zeit- und Kosteneinsparungen bei der Reinigung von Wasserdampfkesseln Nummer: 2010/06 Einleitung Bei der niederländischen Flevo Power Lelystad werden die alten Gasgeneratoren von Electrabel durch neue Gasgeneratoren mit Abhitzekesseln ersetzt. In einem GuDKombikraftwerk wird die Gasturbine durch die Verbrennung von Erdgas angetrieben. Die Abhitze der Abgase wird wiedergewonnen und durch einen Wärmetauscher geleitet, um Dampf zu erzeugen. Der Dampf wird zur Dampfturbine geleitet, um Elektrizität zu erzeugen. Eines der Hauptprobleme ist die Dampfqualität. Dampfturbinenschaufeln sind sehr empfindlich gegenüber Auswirkungen von Unreinheiten, wie Partikel usw. Um die Dampfqualität zu optimieren, ist daher vor Inbetriebnahme eine Reinigung für den gesamten Dampf- und Wasserkreislauf des Kessels erforderlich. Alstom Power hat eine chemische Reinigungsmethode entwickelt, einschließlich anschließender Dampfabgabe. Dieses Verfahren reduziert den erforderlichen Zeit- und Energieaufwand für eine effektive Dampfabblassung. Die Methode hat sich bei mehreren Anlagen als effektiv und Zeit und kostensparend erwiesen. Vecom Industrial Services BV hat sich vertraglich das Recht gesichert, dieses innovative chemische Reinigungsverfahren verwenden zu dürfen. Der Zweck dieser chemischen Reinigung ist, eine saubere Stahloberfläche mit einer passivierenden Magnetitschicht zu erhalten. Diese Technik sollte die Dampfqualität schneller verbessern. Die saubere Oberfläche der neuen Installation eignet sich ideal für die weitere Neubildung einer natürlichen Magnetitschicht, die sich während des Betriebs bildet. Die chemische Reinigung wird gemäß VGBRichtlinien durchgeführt und umfasst eine Reihe aufeinander folgende Schritte: Foto 2: Aufbau der Reinigungsausrüstung (850 m3/h, dieselbetriebene Pumpe) Foto 1: Aggregat 4 des Flevo-Kraftwerks im Bau - Hochgeschwindigkeitsspülung, um lose Partikel zu entfernen. - Entfettung, um Schmiermittel/Öl zu entfernen - Eine Säurephase mit Flusssäure, um Eisenoxide und Silikate zu entfernen. - Zweite Spülung, um die Säure auszuspülen und Partikel aus der Säurephase zu entfernen. - Passivierung, um einen schützenden Eisenoxidfilm (Magnetit) zu bilden. Die Dampf- und Wasserkreisläufe umfassen die “standardmäßigen” Kesselteile und einen zusätzlichen Speisewasserbehälter. Dieser Kreislauf mit einem riesigen Volumen von 3 550 m ist ziemlich außergewöhnlich. Mangels Abwassergrube wurde das Abwasser in Kähnen gesammelt. Das Wasser der ersten Spülung eignete sich nach Filterung für die Entsorgung im lokalen Abwasserkanal. Doch alle anderen Abwässer wurden aufgefangen und gemäß der niederländischen Umweltgesetzgebung bei einer speziellen Abwasseraufbereitungsanlage entsorgt. Durchführung der chemischen Reinigung Das Ziel der chemischen Reinigung war: Eisenoxide (Rost), Silikate, losen Schmutz und Partikel sowie Kesselstein zu entfernen und eine Magnetitschicht auf der Stahloberfläche zu erzeugen. Was diesen Reinigungsvorgang so besonders macht, ist die säurebasierte Reinigung des Speisewassertanks mit einem 3 zusätzlichen Volumen von 140 m . Dies macht die Reinigung komplizierter. Daher konnte während der Säurereinigungsphase nur das gesamte System auf einmal durchgespült werden, d. h. das zu reinigende Gesamt3 volumen überstieg 550 m ! Um die Homogenität der Säurelösung nach der Dosierung der konzentrierten Säure beizubehalten, wurden an jedem Drucksystem und am Speisewassertank Kesselprobekontrollen installiert. Die chemische Reinigung des Dampfund Wasserkreislaufs eines Kessels erfolgt normalerweise mit Flusssäure. Seit vielen Jahren richten sich Kesselhersteller standardmäßig nach der “VGB-Richtlinie R513” für die chemische Reinigung. Durch die Foto 3: Vorübergehende Leitungen für die chemische Reinigung (DN 250) Hochgeschwindigkeitsspülung gewährleistet diese Methode die Entfernung loser Partikel vor der eigentlichen chemischen Reinigung. Vor der Säurereinigung erfolgt eine Entfettungsphase, um atmosphärischen Kesselstein, Schmiermittel und Öl zu entfernen. Diese Arten von Verunreinigungen behindern den Säurereinigungsprozess. Die Reinigung mit Säure erfolgt mittels einer heißen Flusssäurelösung mit Inhibitoren. Obwohl konzentrierte Flusssäure stark toxisch und korrosiv ist, ist es als chemisches Reinigungsmittel sehr verbreitet. Im Vergleich zu anderen Chemikalien bietet es mehrere Vorteile. Eines der Hauptmerkmale ist die Fähigkeit, Silikate (Sand usw.) aufzulösen. Außerdem ist die Aufbereitung des Abwassers relativ einfach und günstiger im Vergleich zu allen anderen alternativen chemischen Lösungen. Um das Grundmaterial zu schützen, d. h. die Stahloberfläche, wird der Säurelösung ein Inhibitor beigegeben. Die Säurephase wird durch die Analyse verschiedener Parameter überwacht; Flusssäurekonzentration und aufgelöstes Eisen. Wenn sich die Eisenkonzentration stabilisiert, sind alle Eisenoxide aufgelöst. Dadurch wird die Säurephase abgeschlossen. Weil der Speisewasserbehälter im Dampf- und Wasserkreislauf gereinigt werden muss, war es nicht möglich, die Säure durch Hochgeschwindigkeitsspülung auszuspülen. Daher wurde die Säure mit Stickstoff ausgeleitet. Stickstoff verhindert die Bildung von Flugrost auf Stahloberflächen. Eine zweite Hochgeschwindigkeitsspülung erfolgt, um vor der Passivierung verbliebene Fluoride zu entfernen. Im letzten Schritt ist eine kalte Passivierung mit alkalischem pH-Wert erforderlich, um eine Magnetitschicht auf der Stahloberfläche zu bilden. Abwasser Aus technischen Gründen konnten die Abwässer des Reinigungsprozesses nicht vor Ort aufbereitet werden. Außerdem stand auch nicht genug Platz zur Verfügung, da das Kraftwerk auf einer Insel steht. Daher wurde das Abwasser in Kähnen gesammelt, jeder mit einer Kapazität von 2000 t, und zu einer geeigneten Aufbereitungsanlage in den Niederlanden gebracht. Schwierige Umstände Neben den Schwierigkeiten bei der Säurereinigung des Speisewassertanks und des Vorwärmers, waren die Wetterbedingungen während dieses Projekts ziemlich extrem. Aufgrund des schweren Winters (mit Schnee und Minustemperaturen) von 2009/2010 waren spezielle Vorsichtsmaßnahmen für die Durchführung der chemischen Reinigung bei Temperaturen unter Null nötig. Wenn Wasser gefriert, dehnt es sich aus. Dadurch können Stahlrohre jeder Wandstärke leicht brechen. Um zu verhindern, dass die Leitungen und der Kessel einfrieren, wurden der Kessel und die vorübergehenden Leitungen isoliert. Heizgeräte und Warmluftgebläse wurden an allen Seiten platziert, um die Temperatur des Systems über Null zu halten. Dank dieser Maßnahmen konnte der Reinigungsprozess unter extremen Wetterbedingungen erfolgreich durchgeführt werden. Schließlich waren beide Systeme gemäß des Verfahrens chemisch gereinigt. Der Endkunde führte Kontrollen durch und war mit dem Endergebnis der chemischen Reinigung zufrieden. Foto 4: Eis entfernt von Demiwasserleitung Autor: F. van der Kolk & T. van Os Reaktions und/oder Fragen? E-Mail: [email protected] www.vecom-group.com