Staunen November 2016

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Laubwerfende Gehölze im Winter
Schönfrucht
Callicarpa bodinieri var. giraldii
Standort: Weg Alpinenhaus - Pergola
Pontische Eiche
Pontische Eiche
Quercus pontica
Standort: Farngarten
Die meisten der über 500 bekannten EichenArten wachsen zu mächtigen Bäumen heran. Nicht so die Pontische Eiche, die in der
Regel strauchförmig wächst und selten Höhen von über sechs Metern erreicht, wie es
im Botanischen Garten der Fall ist. Ihre Wildstandorte befinden sich im Umfeld des
Schwarzen Meeres, dem Mare Ponticum, an
feuchten Berghängen. Obwohl eine der
kleinsten Eichen, gehören ihre Blätter mit bis
30 cm Länge und 15 cm Breite zu den grössten innerhalb der nordhemisphärischen
Gattung. Diese Art der Belaubung zeigt klar
die gute Wasserversorgung. Im Gegensatz
dazu bildet die mediterrane Kermes-Eiche
(Quercus coccifera) als Bewohnerin von Trockengebieten rund zehnmal kleinere Blätter.
Grosse Blätter bedingen auch grosse Knospen. In der Tat sind die End-Knospen an den
Zweigen der Pontischen Eiche grössenmässig rekordverdächtig. Auch mit der weder
gelappten noch gebuchteten Blattform geht
die Pontische Eiche eigene Wege. Weit eher
erinnern die Blätter an Edelkastanien.
Schwarzährige Weide
Salix melanostachys
Standort: Steingarten
Der Vergleich mit der Eiche zeigt gleich zwei
wesentliche Unterschiede: Während die Eiche die Zweige mit einer markanten Knospe
abschliesst, die von zahlreichen Schuppen
Schönfrucht
Die Gattung Callicarpa umfasst rund 140
Arten und ist vorwiegend in den Subtropen
und Tropen Amerikas verbreitet. Es verwundert daher nicht, dass die Knospen in
diesen milden Gebieten schützende Schuppen erübrigen können. Als eine der wenigen ihrer Gattung ist Callicarpa bodinieri
auch im klimatisch raueren West- und Mittelchina verbreitet. Den Mangel an Knospenschuppen macht sie mit einem dichten
Filz sternförmiger Haare an den eng eingerollten jungen Blättern wett. Dennoch
kommt es vor, dass Teile des nacktknospigen Strauches in harten Wintern erfrieren.Die besonderen Knospen stehen momentan im Schatten der leuchtend lilafarbenen
Beeren. Diese Farbe ist bei den einheimischen Beerensträuchern völlig unüblich.
Das mag der Grund dafür sein, dass sie
trotz ihrer Pracht von den einheimischen
Vögeln erst gefressen werden, wenn andere Sträucher leergeräumt sind.
Thunbergs Berberitze
Berberis thunbergii
Standort: Berberitzenrabatte
Schwarzährige
Weide
Thunbergs
Berberitze
Im Winterzustand fallen bei dieser kleinwüchsigen japanischen Art in erster Linie
die roten Beeren und die Dornen auf. Welches nun die Winterknospen sind, ist nicht
auf den ersten Blick klar. Tatsächlich sind
die knospenähnlichen Gebilde in den Achseln der Dornen keine Knospen, sondern
Kurztriebe, bei denen die Laubblätter abgefallen sind. Wären es Knospen, wüchsen
aus deren Spitzen auch keine der gestielten
Früchte. Und die Dornen? Dabei handelt es
sich um umgewandelte Blätter, deren Achselknospen bereits im ersten Jahr zu einem
beblätterten Kurztrieb auswachsen. Dies ist
zwingend nötig, weil die verdornten Blätter
nicht mehr zur Fotosynthese fähig sind.
IM NOVEMBER 2016
68 einheimische Arten unserer Umgebung umfasst die Ausstellung „Bäume
und Sträucher im Winter“ vor dem Tropenhaus. Ebenso viele Arten beschreibt
auch der dazugehörende Ausstellungskatalog. Die meisten dieser Arten sind im
Botanischen Garten vertreten. Daneben
ist in verschiedenen Abteilungen ein
Mehrfaches dieser Arten an exotischen
Gehölzen anzutreffen. Vier davon werden
hier vorgestellt.
Winterknospen sind wahre Wunderwerke, werden wegen ihrer Alltäglichkeit
aber kaum als solche erkannt. Eine genaue Betrachtung zeigt, dass es sich um
jugendliche Sprosse im Ruhezustand
handelt, in denen die wesentlichen Teile
wie Blätter, Sprossachse oder gar Blüten
bereits angelegt sind. Im Frühling brau-chen sie sich nur noch auszudehnen. Der
Vergleich mit einer Teleskopantenne veranschaulicht dies treffend. In der Regel
sorgen spezialisierte Laubblätter, die
Knospenschuppen, für den Schutz der
unverzichtbaren Organe.
bedeckt ist, finden wir bei der Weide keine
Endknospe und die Knospen sind mit einer
einzigen Knospenschuppe bedeckt. Diese
Unterschiede lassen Rückschlüsse auf die
Herkunft der beiden Gattungen zu. Die Wieden dürften sich in tropischen Gebieten
entwickelt und sich später an raue Klimazonen angepasst haben. Die Eichen dagegen entstanden in kühlen Gebieten und
konnten nach und nach auch in temperierten Gebieten (Mittelmeergebiet, tropische
Gebirge) Fuss fassen.- Die Schwarzährige
Weide mit ihren schwarzen Kätzchen im
Frühling stammt aus Japan. Da nur männliche Pflanzen bekannt sind, ist sie wohl
kaum eine eigenständige Art.
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