Diplomarbeit zur diplomierten Expertin Anästhesiepflege NDS HF zum Thema Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Von: Alessia Spreiter Universitätsspital Basel Nachdiplomstudiengang Anästhesiepflege HF Fachkurs 14 Mentorat: Isabelle Gisler Ries Ort/Datum: Basel, 06.04.2016 Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Danksagung Während der Datensammlung für meine Diplomarbeit fand ich mich mehrfach in Sackgassen und Bereichen, in den Daten nicht erhoben wurden oder nicht zugänglich sind, wieder. Deswegen möchte ich mich herzlich bei denjenigen Personen bedanken, die mir motiviert zur Seite standen. Danke an Herrn Dr. Stöckle, Kaderarzt und Leitung HIV-Sprechstunde am Universitätsspital Basel, und Frau PD Dr./Ph.D. Marzolini, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsspital Basel und The Liverpool HIVDrug-Interactions-Team bedanken, dass sie sich die Zeit genommen haben für ein persönliches Gespräch zum Thema meiner Diplomarbeit. Ebenfalls widme ich ein grosses Dankeschön an Herrn Gerber, eidgenössisch diplomierter Apotheker und Klinikbetreuer in der Spitalpharmazie des Universitätsspital Basel, dass er mir in kürzester Zeit die TOP 10 der ausgegebenen antiretroviralen Medikamente am Universitätsspital Basel erstellen konnte. Ausserdem möchte ich mich bei meiner Mentorin Isabelle Gisler Ries für ihre Unterstützung bedanken. Und zum Schluss selbstverständlich mein Dank an die Personen aus meinen privaten Umfeld, welche mich tatkräftig unterstützt und so zum Gelingen meiner Diplomarbeit beigetragen haben. Deklarierung zur Formulierung in der Diplomarbeit Mit der in der folgenden Arbeit verwendeten männlichen Form der Personenbezeichnung sind stets männliche Personen, wie auch weibliche Personen gemeint. Selbständigkeitserklärung Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig durchgeführt, keine anderen als die angegebenen Quellen, Hilfsmittel oder Hilfspersonen beigezogen und keine fremden Texte als eigene ausgegeben habe. Alle Textstellen in der Arbeit, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen entnommen wurden, habe ich als solche gekennzeichnet. Alessia Spreiter Basel 06.04.2016 Alessia Spreiter Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung............................................................................................................. 4 1.1. Themenwahl ................................................................................................... 4 1.2. Fragestellung .................................................................................................. 5 1.3. Ziel der Arbeit ................................................................................................. 5 1.4. Abgrenzung .................................................................................................... 6 1.5. Methodik ......................................................................................................... 6 2. Hauptteil .............................................................................................................. 8 2.1. HIV und AIDS ................................................................................................. 8 2.1.1. Geschichte von HIV und AIDS ................................................................ 8 2.1.2. Diagnose und Verlauf einer HIV-Infektion ............................................... 9 2.1.3. Übertragungswege ................................................................................ 11 2.2. Hochaktive antiretrovirale Therapie .............................................................. 11 2.3. Anästhesie und HAART bei HIV ................................................................... 14 2.3.1. Anästhesierelevante pathophysiologische Dysfunktionen .................... 15 2.3.2. Medikamenteninteraktionen .................................................................. 20 2.3.3. Fortführen der HAART .......................................................................... 29 2.3.4. Vorgehen bei einer Exposition, Infektrisiko und Postexpositionsprophylaxe ................................................................................ 29 3. Schlussteil ......................................................................................................... 34 3.1. Diskussion/Schlussfolgerung ........................................................................ 34 3.2. Beurteilung der Literatur ............................................................................... 39 3.3. Ausblick ........................................................................................................ 40 3.4. Reflexion ...................................................................................................... 40 4. Quellenverzeichnis ............................................................................................ 42 4.1. Literatur und Interviews ................................................................................ 42 4.2. Tabellenverzeichnis ...................................................................................... 43 4.3. Titelbild ......................................................................................................... 44 5. Anhang .............................................................................................................. 45 Alessia Spreiter Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 1. Einleitung 1.1. Themenwahl Meine Diplomarbeit möchte ich der Thematik des perioperativen Anästhesiemanagement von HIV-positiven Patienten, welche sich unter einer medikamentösen HIV-Therapie befinden, widmen. Im Klinikalltag betreuen wir im Fachbereich Anästhesie regelmässig HIV-positive Patienten, welche sich unter einer HIV-spezifischen medikamentösen Therapie befinden. Die sogenannte hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) bei HIV ist geprägt durch zahlreiche Nebenwirkungen und diverse Medikamenteninteraktionen. Zusätzlich können HIV-positive Patienten zahlreiche pathophysiologische Defizite, ausgelöst durch die HIVInfektion, opportunistische Erkrankungen oder Nebenwirkungen der HAART, mitbringen. Die Inspiration zu dieser Themenwahl erhielt ich während meines Praktikums im Aufwachraum, welches ich im Rahmen des Anästhesienachdiplomstudiums absolvierte. Ich übernahm die postoperative Betreuung und Überwachung einer 29-jährigen Patientin nach Condylomentfernung in Spinalanästhesie, kombiniert mit leichter Sedation mit Propofol (Disoprivan®). Zur Prämedikation erhielt die Patientin 7,5 mg Midazolam (Dormicum®) per os. Aus den Akten liess sich entnehmen, dass die Patientin sportlich und Normotonikerin sei. Anamnestisch konsumiere die Patientin regelmässig Nikotin und Cannabis und gelegentlich Alkohol. Seit der positiven HIV-Diagnose im Jahr 2013 befinde sich die Patientin unter einer medikamentösen HIV-Therapie mit Emtricitabine/Tenofovir Disoproxil Fumarate (Truvada®) 1x245/200mg und Lopinavir/Ritonavir (Kaletra®) 4x200/50mg. In der Vergangenheit hatte die Patientin mehrere opportunistische Infektionen, darunter rezidivierende enorale Soorinfekte, eine Pneumocystis-Pneumonie, eine generalisierte Herpes-Zoster-Infektion, eine latente Tuberkulose mit Isonidazidtherapie und Seborrhoische Dermatitis. Mir wurde rapportiert, dass die Patientin während der 90-minütigen Betreuung durch die Anästhesie zu jeder Zeit normokard, normoton und mit der Sauerstoffsättigung zwischen 98-100% stabil war. Bei Ankunft im Aufwachraum war die Patientin etwas müde, äusserte jedoch Wohlbefinden. Das Niveau der Spinalanästhesie wurde, zusammen mit der Patientin mittels Kältespray, auf Höhe thorakal 12 geprüft. Die Vitalzeichen waren, bei einem Blutdruck von 103/57 mmHg, einer Herzfrequenz von 62 und einer Sauerstoffsättigung von 100% mit 2 Liter Sauerstoff über Alessia Spreiter -4- Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie eine Nasensonde, weiterhin stabil. In den darauf folgenden 30 Minuten wurde die Patientin zunehmend schläfriger; zuerst konnte sie noch mit lautem Ansprechen und Schütteln an der Schulter geweckt werden, bis sie schliesslich auch durch intensives Schütteln nicht mehr zu wecken war. Die Vitalzeichen waren zu jedem Zeitpunkt unverändert. Der Anästhesieoberarzt, welcher die Patientin während der Operation betreute, und ich erhoben gemeinsam den neurologischen Status der Patientin und diskutierten die möglichen Ursachen der zunehmenden Somnolenz. Die Prüfung der möglichen Medikamenteninteraktionen brachte uns schlussendlich zu der Erkenntnis, dass der Proteaseinhibitor Kaletra® (Lopinavir/Ritonavir) zu einer erhöhten Plasmakonzentration von oral eingenommenem Midazolam (Dormicum®) führen kann. Innerhalb der darauf folgenden 75 Minuten wurden der Patientin zwei Mal Flumazenil (Anexate®) 0,2 mg verabreicht. Daraufhin blieb die Patientin wach und orientiert, und konnte nach 2 Stunden und 40 Minuten Aufenthaltszeit im Aufwachraum zurück auf die Bettenstation verlegt werden. Das oben geschilderte Fallbeispiel hat mich erkennen lassen, dass den Gefahren einer Anästhesie bei einer HIV-positiven Person unter hochaktiver antiretroviraler Therapie viel zu wenig Aufmerksamkeit beigemessen wird. 1.2. Fragestellung Wo liegen die perioperativen Herausforderungen in Bezug auf die Betreuung HIVpositiver Patienten unter HAART in der Anästhesie? 1.3. Ziel der Arbeit Mein Ziel ist es, mehr Bewusstsein und Verständnis für die Betreuung HIV-positiver Patienten unter HAART im Anästhesiealltag zu erlangen. Ich möchte aufzeigen, welche anästhesierelevanten pathophysiologischen Defizite bei HIV und unter HAART häufig vorkommen und welche Informationen präoperativ über einen HIV-Patienten vorliegen sollten, um die Medikamente für eine Narkose beziehungsweise das Anästhesieverfahren optimal zu wählen. Ebenfalls möchte ich die häufigsten Medikamenteninteraktionen zwischen den am häufigsten eingenommenen HAART-Medikamenten und Anästhesiemedikamenten zur Standard Anästhesie näher beleuchten, um die Relevanz dieser Thematik zu betonen. Alessia Spreiter -5- Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie In meiner Diplomarbeit sollen die Kerngebiete der Betreuung HIV-positiver Patienten unter HAART in der Anästhesie im OP-Alltag aufgezeigt werden. Somit beziehe ich mich auf die anästhesiologische präoperative Phase, die intraoperative Phase sowie die unmittelbar postoperative Phase im Aufwachraum. Dabei biete ich einen kurzen Überblick über eine HIV-Infektion, deren Behandlungsgrundsätze, die pathophysiologischen Hauptprobleme und wichtigsten Medikamenteninteraktionen, welche den Anästhesiealltag betreffen. 1.4. Abgrenzung Ich beziehe mich in meiner Diplomarbeit ausschliesslich auf Medikamenteninteraktionen der HAART-Medikamente mit Substanzen, welche im Anästhesiealltag standardmässig verwendet werden. Im Fokus liegen allgemeinchirurgische erwachsene Patienten im Anästhesiealltag. Die Thematik der Geburtshilfe und der Kinderanästhesie werden nicht weiter vertieft. In meiner Diplomarbeit beziehe ich mich auf die Betreuung HIV-positiver Patienten, welche von ihrer HIV-Infektion wissen und mittels HAART therapiert werden. Auf die Thematik des Selbstschutzes möchte ich nur am Rande eingehen und einige Fakten zu den Erstmassnahmen nach Exposition mit Blut und andern Körperflüssigkeiten im Rahmen der Betreuung eines HIV-positiven Patienten aufzeigen. Auf gängige und allgemeingültige Hygiene- und Schutzmassnahmen, wie zum Beispiel das Tragen von Handschuhen und das Desinfizieren der Hände, möchte ich in meiner Diplomarbeit nicht weiter eingehen. In der vorliegenden Arbeit werde ich die Grundsätze der hochaktiven antiretroviralen Therapie aufzeigen und Problemgebiete in Kombination zu einer Anästhesie aufzeigen. Auf detaillierte Therapiestrategien und das Auswahlverfahren der spezifischen Substanzen zur HAART zusammen mit dem betroffenen Patienten werde ich nicht eingehen. 1.5. Methodik Diese schriftliche Arbeit basiert auf der im Quellenverzeichnis angegebenen Literatur. Die Literaturrecherche erfolgte hauptsächlich über die Datenbank PubMed und Google, sowie Google Scholar. Alessia Spreiter -6- Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Meine Recherche brachte zahlreiche Treffer hervor. Die Herausforderung lag darin, mich für die besten Quellen zu entscheiden, um den Rahmenvorgaben dieser Diplomarbeit gerecht zu werden. Zusätzliche fachliche Beratungen erfolgten durch Herr Dr. Stöckle, Kaderarzt und Leitung HIV-Sprechstunde am Universitätsspital Basel, und Frau PD Dr./Ph.D. Marzolini, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsspital Basel und The Liverpool HIV DrugInteractions-Team (www.hiv-druginteractions.org), sowie Herr Gerber, eidgenössisch diplomierter Apotheker und Klinikbetreuer in der Spitalpharmazie des Universitätsspital Basel. Alessia Spreiter -7- Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 2. Hauptteil 2.1. HIV und AIDS 2.1.1. Geschichte von HIV und AIDS 1981 wurden die ersten Fälle von AIDS (erworbenes Immunschwächesyndrom) vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlicht (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). 1983 konnte das HI-Virus (humanes Immundefizienzvirus) als Erreger von AIDS identifiziert werden (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). 1986 wurde ein weiteres Immundefizienzvirus, HIV-2, entdeckt (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). 1987 stand Azidothymidin (AZT), ein Reverse-Transkriptase-Inhibitor, als erstes Medikament gegen Aids zur Verfügung (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Die Monotherapie mit AZT konnte die Symptome einer HIV-Infektion jedoch nur kurzzeitig verbessern und die Entwicklung von AIDS hinauszögern (Hoffmann & Rockstroh, 2014). Erst die spätere Entwicklung der Proteaseinhibitoren konnte dann die Prognose einer HIV-Infektion massgebend verbessern (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). 1997 erwies sich eine Dreifachkombination von Proteaseinhibitoren mit ReverseTranskriptase-Inhibitoren, die sogenannte hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART), als effektivste Therapie bei HIV (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Die HAART kann die Virusvermehrung unterdrücken und so ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern (Hoffmann & Rockstroh, 2014). Diese Entwicklung führte zum Rückgang der AIDSErkrankungen und den damit verbundenen Todesfällen in den westlichen Industriestaaten (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Langzeittoxizität und Resistenzbildung machten und machen die Suche weiterer Substanzen jedoch unerlässlich. Die Einnahmebedingungen und die Verträglichkeit werden stets verbessert. Bis 2014 gelang es mehrere HIV-Therapien mit nur 1-3 Tabletten täglich zu entwickeln (Hoffmann & Rockstroh, 2014). Alessia Spreiter -8- Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 2.1.2. Diagnose und Verlauf einer HIV-Infektion Eine HIV-Infektion wird durch das humane Immundefizitvirus Typ 1 oder Typ 2 ausgelöst. HIV Typ-1 ist der weltweit überwiegende Erreger, während HIV Typ-2 nur in einigen Gebieten Afrikas und Asiens vorkommt. Nach dem Eindringen des HI-Virus kommt es zu einer kontinuierlichen Abnahme der CD4+T-Lymphozyten (CD4-Zellen), was zu einem Immundefekt mit lebensbedrohlichen opportunistischen Infektionen und malignen Tumoren führt. Bei einer HIV-Infektion treten, ohne Behandlung mittels HAART, nach durchschnittlich 10 Jahren die ersten AIDS-definierenden Erkrankungen auf. Diese führen nach ungefähr weiteren 18 Monaten zum Tod (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Eine akute HIV-Infektion, auch Primoinfektion genannt, zeigt sich nach einigen Tagen bis Wochen Inkubationszeit. Die Leitsymptome sind Fieber (38-40 Grad) und ein Hautausschlag am Rumpf, der Halsregion und dem Gesicht. Zusätzliche Symptome wie orale Ulzerationen, Lymphadenopathie, Arthralgien, Pharyngitis, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, aseptische Meningitis und Myalgien können auftreten. Während der Primoinfektion findet eine ausserordentlich hohe Virusvermehrung statt, was zu einer sehr hohen Viruslast führt. Parallel dazu fällt die CD4-Zellzahl deutlich ab. Die CD4Zellzahl steigt in der Regel nach der Primoinfektion wieder an, erreicht jedoch ihren Ausgangswert üblicherweise nicht mehr. Auch die Viruslast reduziert sich in den folgenden Wochen wieder etwas (Hoffmann & Rockstroh, 2014). Alessia Spreiter -9- Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Die HIV-Diagnose wird in verschiedene Stadien, A1-C3, unterteilt. Die CD4-Zellzahl und klinische Kriterien sind für die Stadieneinteilung massgebend (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Gemäss Eichler, Eiden, & Kessler (2000) erfolgt die Stadieneinteilung einer HIV-Infektion wie unten aufgeführt: Tabelle 1 A1-3: Patienten haben ausser der akuten HIV-Krankheit und einer Lymphadenopathie keine weiteren HIV-bedingten Symptome. B1-3: Patienten leiden unter Erkrankungen und Symptomen, welche auf eine Störung der Immunabwehr hinweisen, jedoch nicht zu den AIDS-definierenden Krankheiten gehören. Beispielsweise leiden sie unter oropharygealen oder vulvovaginalen Candidainfektionen, Herpes-Zoster-Infektionen, Thrombozytopenie oder Diarrhoe. Die CD4-Zellzahl befindet sich in diesem Stadium meist zwischen 200 und 400 Zellen/µl. C1-3: Patienten leiden unter AIDS-definierenden Erkrankungen wie opportunistischen Infektionen und malignen Tumoren. Dazu gehören zum Beispiel Pneumocystis jirovecii Pneumonie (veraltet Pneumocystis carinii- Pneumonie), Candidiasis des Oesophagus oder der Atemwege, Tuberkulose, Toxoplasmose, ZytomegalievirusInfektionen, das Karposisarkom, Non-Hodgkin-Lymphome, Zervixkarzinome und Tumoren des zentralen Nervensystems. Abgesehen vom Karposisarkom treten die oben genannten Erkrankungen meist erst auf wenn die CD4-Zellzahl unter 200 Zellen/µl fällt. Alessia Spreiter - 10 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 2.1.3. Übertragungswege Das HI-Virus lässt sich in fast allen Körperflüssigkeiten nachweisen. Blut, Samenflüssigkeit und Vaginalsekret enthalten die höchste Konzentration. Niedrige Konzentrationen von HI-Viren sind in Speichel, Liquor, Urin und Stuhl zu finden. Das Vorhandensein einer geringen Konzentration des HI-Virus in der Muttermilch macht eine Übertragung durch Stillen möglich (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Der bedeutendste Übertragungsweg für den Anästhesiealltag ist sicherlich die Exposition gegenüber Blut. 2.2. Hochaktive antiretrovirale Therapie Die Kombination von drei bis vier antiretroviralen Substanzen nennt sich hochaktive antiretrovirale Therapie, in Englisch highly active anti-retroviral therapy (HAART). Für die HAART stehen mehrere Wirkstoffklassen zur Verfügung: 1) Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI), welche an einem HIVEnzym namens Reverse Transkriptase ansetzen, verhindern die Überschreibung des Genmaterials des HIV-Virus in der Wirtszelle des Menschen (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Diese Medikamentenklasse stellt das “Rückgrat“ der Kombinationstherapie dar; sie wird normalerweise in Form von Kombinationspräparaten eingesetzt (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015; Aidshilfe Schweiz, 2014). 2) Nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) setzen ebenfalls an der Reverse Transkriptase an, der Wirkmechanismus ist allerdings ein anderer als der der NRTI`s (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015; Aidshilfe Schweiz, 2014). 3) Proteaseinhibitoren (PI), welche ein weiteres HIV-Enzym namens Protease blockieren (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015; Aidshilfe Schweiz, 2014). Sie verhindern das Heranreifen infektiöser Viren, so können keine weiteren Zellen mehr infiziert werden (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Alessia Spreiter - 11 - Diplomarbeit 4) Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Entryinhibitoren hindern das HI-Virus daran, in die menschliche Zelle einzudringen (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015; Aidshilfe Schweiz, 2014). 5) Integraseinhibitoren verhindern das Integrieren der Virus-Erbsubstanz in die DNA der menschlichen Zelle (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015; Aidshilfe Schweiz, 2014). Zusammengefasst kann man sagen, dass die zur HAART verwendeten Medikamente die HI-Viren-Anzahl (Viruslast) im Körper senken und auf diesem Weg das Voranschreiten der Immunschwäche verhindern oder zumindest verzögern (Aidshilfe Schweiz, 2014). Üblicherweise werden für die HAART zwei nukleosidische Reverse-TranskriptaseInhibitoren mit einem Proteaseinhibitor, einem nicht-nukleosidischen Reverse- Transkriptase-Inhibitor oder einem Integraseinhibitor kombiniert (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). In manchen Fällen kann durch die HAART die Plasmaviruskonzentration an HI-Viren sogar unter die Nachweisgrenze gesenkt werden. Eine komplette Vernichtung der HIViren ist mit den heutigen Medikamenten jedoch leider nicht möglich, da im zentralen Nervensystem, in Samenzellen und in Lymphknoten dennoch eine gewisse Anzahl an HI-Viren überleben kann. Dadurch führt das Beenden der HAART auch nach langjähriger Therapie zu einem Rebound der Viruslast (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Das Unterbrechen der HAART kann ausserdem zu Resistenzbildung führen. Die HAART ist deshalb eine lebenslängliche Therapie (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Alessia Spreiter - 12 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Eine Übersicht über die verschiedenen Substanzen zur antiretroviralen Therapie, geordnet nach Wirkstoffklassen, bietet die folgende Tabelle (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015): Tabelle 2 Gemäss Gerber (2015), waren die Top-Fünf der im Jahr 2013 am häufigsten abgegebenen antiretroviralen Medikamente der Spitalpharmazie Basel: Platz 1 Truvada®: ein Kombinationspräparat zweier nukleosidischer Reverse- Transkriptase-Inhibitoren mit den Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin (FTC) (Aidshilfe Schweiz, 2014). Platz 2 Norvir®: ein Proteaseinhibitor mit dem Wirkstoff Ritonavir (Aidshilfe Schweiz, 2014). Platz 3 Prezista®: ein Proteaseinhibitor mit dem Wirkstoff Darunavir (Aidshilfe Schweiz, 2014). Alessia Spreiter - 13 - Diplomarbeit Platz 4 Kivexa®: Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie ein Kombinationspräparat zweier nukleosidischer Reverse- Transkriptase-Inhibitoren mit den Wirkstoffen Lamivudin (3TC) und Abacavir (Aidshilfe Schweiz, 2014). Platz 5 Atripla®: ein Kombinationspräparat zweier nukleosidischer Reverse- Transkriptase-Inhibitoren mit den Wirkstoffen Emtricitabin (FTC) und Tenofovir und einem nicht-nukleosidischen Reverse- Transkriptase-Inhibitor mit dem Wirkstoff Efavirenz (Aidshilfe Schweiz, 2014). Nach dieser Auflistung zu urteilen, wird eine grosse Anzahl der HIV-positiven Patienten mit nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren und Proteaseinhibitoren behandelt. Dies wiederum ist für die geeignete Medikamentenwahl im Anästhesiealltag von grosser Bedeutung (Siehe Kapitel 2.3.2). 2.3. Anästhesie und HAART bei HIV Die Anzahl von AIDS-Erkrankungen geht seit der Etablierung der HAART zunehmend zurück (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Die Anzahl von HIV-Neuinfektionen jedoch nur in geringem Masse. Im Jahr 2014 wurden in der Schweiz 519 positive HIV-Diagnosen gestellt und 89 Fälle von AIDS wurden gemeldet (Bundesamt für Gesundheit Schweiz; 2015). Durch den Rückgang HIV-bedingter Todesfälle muss mit einer steigenden Anzahl behandlungsbedürftiger HIV-positiver Patienten gerechnet werden. Gemäss Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi (2011) bzw. Eichler, Eiden, & Kessler (2000) müssen sich ungefähr bis zu 25% der HIV-positiven Patienten (jeder vierte bis fünfte HIV-Infizierte), im Laufe ihres Lebens einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Eine HIV-Infektion und die dadurch entstandene Immunschwäche können sämtliche Organsysteme beeinflussen. Deshalb empfiehlt es sich im Vorfeld einer Anästhesie bei einem HIV-positiven Patienten, ein gründliches präoperatives Assessment durchzuführen. Das präoperative Assessment eines HIV-positiven Patienten sollte den Immunologischen Status des Patienten, sprich die CD4-Zellzahl und die Viruslast, umfassen. Das Vorhandensein von opportunistischen Infektionen und Erkrankungen sowie weiteren Nebendiagnosen sollte abgeklärt werden. Des Weiteren gehört es zum präoperativen Assessment eines HIV-positiven Patienten, dass die potenziellen Alessia Spreiter - 14 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Auswirkungen der persönlichen HAART-Medikation auf die zur Anästhesie verwendeten Medikamente und umgekehrt erörtert werden. Zur Vervollständigung des präoperativen Assessments sollten ein komplettes Blutbild und eine Gerinnungsanalyse erstellt sowie die Elektrolyten, die Glucosewerte, die Leber- und Nierenfunktion mittels einer Laboranalyse überprüft werden. Ein Thorax-Röntgen empfiehlt sich vor allem bei HIVPatienten mit vorangegangenen respiratorischen Problemen. Mittels Thorax-Röntgen können mögliche opportunistische Infektionen erkannt werden. Ein EKG ist unverzichtbar um Hinweise für kardiale Erkrankungen und koronare Ischämien zu erhalten. Entsprechend der Resultate sollten wenn nötig weitere Untersuchungen wie Lungenfunktionstests, Echokardiographie, Kardialer Stresstest, Myokardperfusionszintigraphie oder Koronarangiographie erwogen werden (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). 2.3.1. Anästhesierelevante pathophysiologische Dysfunktionen Im folgenden Abschnitt möchte ich die wichtigsten Störungen von Organfunktionen und deren möglichen Auswirkungen auf die Anästhesie bei HIV-positiven Patienten aufzeigen. 1) Kardiovaskuläre Probleme: Gemäss der Fachliteratur kommt es circa bei 28-73% der HIV-positiven Patienten zu einer Beteiligung des kardiovaskulären Systems. Die kardiovaskuläre Beteiligung tritt im Rahmen der HIV-Infektion früh auf und betrifft teilweise auch asymptomatische Patienten (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Es kann zu Perikardergüssen (25-40% aller AIDS-Patienten), Myokarditiden, Endokarditiden, Kardiomyopathien, pulmonalen Hypertonien, Tumoren, koronaren Herzerkrankungen sowie zerebrovaskulären Ereignissen kommen. Die Ursachen sind multifaktoriell, neben den gängigen Risikofaktoren wie Rauchen und Stoffwechselerkrankungen kommen direkte zytotoxische Eigenschaften des HI-Virus hinzu. Die Erreger opportunistischer Infektionen, maligne Tumoren und die toxischen Nebenwirkungen der HAART üben zusätzlichen Einfluss auf das kardiovaskuläre System aus (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Eine gründliche präoperative Diagnostik ist deshalb unverzichtbar. Im Anästhesiealltag sollte darauf geachtet werden, dass die hämodynamische Situation stabil bleibt, HyperAlessia Spreiter - 15 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie und Hypotonie sollten vermieden werden. Die Anästhesie eines HIV-positiven Patienten sollte unter möglichst stressfreien Bedingungen erfolgen. Dazu gehören eine ausreichende Prämedikation (Siehe Kapitel 2.3.2), eine adäquate Schmerztherapie (Siehe Kapitel 2.3.2) und eine ausreichende Narkosetiefe. Gute Oxygenation ist essenziell (Larsen, 2013). Bei nachgewiesenen kardialen Erkrankungen sollte der Ausbau des Patientenmonitorings, z.B. eine arterielle Blutdruckmessung, in Betracht gezogen werden (Larsen, 2013). 2) Respiratorische Erkrankungen: Opportunistische und andere Infektionen des respiratorischen Systems sind bei fortgeschrittener HIV-Infektion weit verbreitet. Ungefähr 80% der HIV-Infizierten leiden im Verlauf an opportunistischen Infektionen oder Tumoren der Lunge (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Präoperativ sollten bei elektiven Eingriffen das Vorhandensein akuter respiratorischer Infektionen mittels Thorax-Röntgen und Laborkontrolle ausgeschlossen werden (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Entsprechend der Ergebnisse sollte vor der Operation eine Therapie eingeleitet werden oder der Patient allenfalls zum Schutz anderer Patienten isoliert werden. Hohe Relevanz für eine Anästhesie hat das Vorhandensein von Tumoren in der Lunge und den oberen Atemwegen, da diese zu Atemwegsobstruktionen, mit entsprechend erschwerter Intubation, und massiven Blutungen führen können. So kann das Vorhandensein ergänzender Intubationshilfsmittel, wie zum Beispiel die Fiberoptik, von Bedeutung sein (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Auch das Verwenden eines Videolaryngoskops (Glidescope) zur Intubation sollte erwogen werden (Larsen, 2013). 3) Hepatobiliäre und gastrointestinale Erkrankungen: Erhöhte Leberenzyme und subklinische Lebererkrankungen sind verbreitete Probleme im Rahmen einer HIV-Infektion. Die Ursachen können opportunistische Infektionen, virale Hepatitis-Koinfektionen, Alkohol, sowie toxische Medikamenten- und Drogenwirkungen sein (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Eine präoperative Laborkontrolle zur Überprüfung der Leberfunktion ist in diesem Zusammenhang unverzichtbar (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Alessia Spreiter - 16 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Besteht eine Einschränkung der Leberfunktion, muss die Wahl der Medikamente zur Anästhesie und zur postoperativen Behandlung entsprechend angepasst werden. Im Rahmen der HIV-Infektion können Candidosen und Ulzerationen, verursacht durch das Herpes-Simplex- oder Zytomegalie-Virus bzw. Aphten, den kompletten Gastrointestinaltrakt beeinträchtigen. Das Kaposisarkom könnte zu Blutungen während der Intubation führen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Um Blutungen und Verletzungen zu vermeiden, sollten Manipulationen wie das Legen von Magen- und Temperatursonden im Gastrointestinaltrakt nach Möglichkeit vermieden oder mit nötiger Vorsicht durchgeführt werden. Die Intubation könnte mittels Fiberoptik oder Videolaryngoskop unter Sicht durchgeführt werden. Laut Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, (2011) komme mit dem Fortschreiten der HIV-Infektion oesophagaler Reflux vermehrt vor, was zu einem erhöhten Aspirationsrisiko während der Anästhesie führen kann. Bei vorhandener Refluxproblematik sollte zur Intubation eine Rapid Sequence Induction (RSI) durchgeführt werden (Larsen, 2013). Die Mehrheit (50-90%) der HIV-Patienten leiden unter Diarrhoe, Erbrechen, Inappetenz und damit verbundenem Gewichtsverlust. Dies kann zu Dehydratation mit massiven Störungen des Flüssigkeitshaushalts und der Elektrolyte führen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Präoperativ kann eine Laboranalyse Aufschluss über Störungen des Elektrolythaushalts bieten. So sollten die Blutwerte für Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium kontrolliert und entsprechend korrigiert werden (Larsen, 2013). Eine Kontrolle ist auch bei intraoperativ grösseren Volumenverlusten angezeigt. Es ist wichtig, präoperativ Zeichen einer vorbeständigen Dehydratation, wie trockene Schleimhäute, zerfurchte Zunge, Tachykardie, Oligurie, Hypotonie und kollabierte Venen, zu erkennen und mit Volumensubstitution entgegenzuwirken. Bei vorbestehender Dehydratation muss damit gerechnet werden, dass der Patient bei der Nakoseeinleitung oder aufgrund geringer intraoperativer Blutverluste kreislaufinstabil werden könnte (Larsen, 2013). Alessia Spreiter - 17 - Diplomarbeit 4) Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Nierenerkrankungen: Dehydratation, Hypotension, reduzierter renaler Blutfluss sowie die Einnahme nephrotixischer Substanzen führt unter HIV-positiven Patienten vermehrt zu akutem Nierenversagen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Auch chronische Nierenerkrankungen kommen gemäss Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi (2011) bei etwa 15 bis 18% der HIV-positiven Patienten vor. Damit assoziierte Faktoren seien das Immundefizit, fortgeschrittenes Alter, Diabetes mellitus sowie kardiovaskuläre und urogenitale Erkrankungen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Präoperativ kann eine Laboranalyse Aufschluss über die Nierenfunktion eines Patienten geben. Ist die Nierenfunktion eingeschränkt, sollte die Medikamentenwahl zur Anästhesie und postoperativen Medikation entsprechend angepasst werden (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Generell sollte perioperativ auf eine ausreichende Diurese geachtet und nach Möglichkeit auf nephrotoxische Substanzen, wie zum Beispiel nichtsteroidale-Antirheumatika, verzichtet werden (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). 5) Neurologische Erkrankungen: Bis zu 90% aller AIDS-Patienten haben Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Eine der bedeutendsten Erkrankungen des Nervensystems bei HIV-positiven Patienten ist die HIV-assoziierte Enzephalopathie, welche teilweise mit einer erhöhten Sensibilität auf Benzodiazepine, Opiate und Neuroleptika einhergeht (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000) (Siehe Kapitel 2.3.2.). Durch Infektionen des zentralen Nervensystems oder zerebralen Metastasen und Lymphomen kann es zur Erhöhung des intrakraniellen Drucks kommen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Anästhesiologisch unterscheidet sich die Behandlung des erhöhten Hirndrucks bei HIV nicht von der Behandlung eines erhöhten Hirndrucks anderer Ursache (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Als Störungen des peripheren Nervensystems können Muskelparesen, Myopathien und Polyneuropathien auftreten (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Nach Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi (2011) sollte in diesem Fall auf die Gabe von Succinylcholin zur Alessia Spreiter - 18 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Muskelrelaxation verzichtet werden, um eine Hyperkaliämie zu vermeiden. Das Vorhandensein entsprechender Störungen des peripheren Nervensystems sollte auch berücksichtigt werden, falls das Durchführen eines Regionalanästhesieverfahrens in Betracht gezogen wird (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). 6) Hämatologische Probleme: Das Spektrum an hämatologischen Funktionsstörungen bei HIV-positiven Patienten ist gross. Dem liegen Faktoren wie die Ernährung, Knochenmarksinfiltrationen durch opportunistische Infektionen und Tumoren sowie die Toxizität der HAART-Medikamente und der Medikamente zur Behandlung der opportunistischen Infektionen zu Grunde. So können Panzytopenien, isolierte Leukopenien oder Thrombozytopenien auftreten (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Mittels präoperativer Laborkontrolle kann ein entsprechendes Ungleichgewicht erkannt und möglicherweise der hämatologische Status vor einem elektiven Eingriff optimiert werden (Larsen, 2013). So könnten zum Beispiel eine Anämie oder Gerinnungsstörungen eventuell korrigiert werden. Ausserdem fand man heraus, dass das Risiko einer venösen Thrombose bei HIVpositiven Patienten 2-10 Mal höher liegt als bei der Bevölkerung ohne HIV. Dies betrifft vor allem Patienten mit einer CD4-Zellzahl unter 200 Zellen/ µl bzw. einer AIDS-Diagnose (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Perioperativ sollte auf gute Thromboseprophylaxe geachtet werden. Das Einsetzen von pneumatischen Antithrombosestrümpfen könnte erwogen werden. 7) Endokrinologische und metabolische Dysfunktionen: Patienten unter HAART haben ein erhöhtes Risiko für Dyslipidämie, Hyperglykämie und Insulinresistenz, was wiederum zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko beiträgt (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Präoperative Abklärungen und Laborkontrollen können Störungen der metabolischen und endokrinologischen Funktionen aufzeigen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Alessia Spreiter - 19 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 2.3.2. Medikamenteninteraktionen Die im oberen Teil beschrieben antiretroviralen Medikamente können alle relevante Veränderungen in der Pharmakodynamik und Pharmakokinetik verursachen sowie direkte Interaktionen mit andern Medikamenten herbeiführen (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Generell werden nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren und Proteaseinhibitoren über die Leber metabolisiert. Sie können das Zytochrom-P450System hemmen oder andere hepatische Enzyme antreiben (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Aus diesem Grund werden zahlreiche Medikamente durch die HIV-Medikamente beeinflusst oder können umgekehrt die HIVMedikamente beeinflussen. Dies führt je nachdem zu erhöhter Toxizität oder zu heruntergesetzter Wirkung der Medikamente (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). So muss zum Beispiel bei allen Medikamenten, welche über das Zytochrom-P450System abgebaut werden, prinzipiell mit einer Plasmaspiegelerhöhung gerechnet werden. Dies wiederum führt zu verstärkter und/oder verlängerter Wirkung der entsprechenden Medikamente (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Als klinisch relevante Beispiele sind hier die Interaktionen zwischen Benzodiazepinen, Antihistaminika und Antiarrhythmika mit den HIV-Medikamenten zu nennen (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Zum Beispiel Ritonavir, aus der Gruppe der Proteaseinhibitoren, ist einer der potentesten Hemmer des Zytochrom-P450-Systems, was zu einem reduzierten Metabolismus von Midazolam und Fentanyl führt. Dies resultiert in erhöhter Sedation und Toxizität beider Medikamente (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). So war es auch bei der Patientin aus meinem Fallbeispiel. Sie nahm auf Grund ihrer HIVInfektion unter anderem das Medikament Kaletra® ein, welches sich aus den beiden Proteaseinhibitoren Lopinavir und Ritonavir zusammensetzt, und erhielt zur Prämedikation Dormicum®, also Midazolam in Tablettenform. Als Ergebnis zeigte sich eine ausgeprägte Sedation mit Verlust der Weckbarkeit. In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass sich unter der Einnahme des Proteaseinhibitor Saquinavir die Plasmakonzentration von Midazolam per os verdoppelt. Dies führte zu deutlich gesteigerten Sedierungsgraden. Eine intravenöse Applikation von Midazolam führe zu einer stark verlängerten Eliminationszeit. Für den Anästhesiealltag ist deshalb eine orale Medikation mit Midazolam kontraindiziert. Eine um mindestens die Alessia Spreiter - 20 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Hälfte reduzierte intravenöse Applikation von Midazolam kann unter Umständen in Betracht gezogen werden (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Auch Diazepam (Valium®) und Bromazepam (Lexotanil®) sind mit erhöhten Medikamentenspiegeln und entsprechend verstärkter Sedierung assoziiert (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). Will präoperativ auf eine Prämedikation zur Anxiolyse nicht verzichtet werden, kann Lorazepam (Temesta®) gemäss www.hiv-druginteractions.org ohne zu erwartende Interaktionen verabreicht werden (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). Auch die Patientin aus dem Fallbeispiel wäre mit einer Prämedikation mit Lorazepam anstelle mit Midazolam besser bedient gewesen. Auf diese Weise hätte die massive Sedation durch die Erhöhung des Midazolamspiegels vermieden und die Patienten dadurch früher auf die Bettenstation verlegt werden können. Auch Opiate werden über das Zytochrom-P450-System abgebaut. Eine weitere Studie zeigte, dass sich die Eliminationszeit von Fentanyl unter Medikation mit dem Proteaseinhibitor Ritonavir ebenfalls deutlich verlängert (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Gemäss der Internetseite www.hiv-druginteractions.org wurden keine Studien gemacht, welche sich mit der Kombination von Morphin mit Proteaseinhibitoren befassen. Analysen der Pharmakokinetik ergeben: Sequinavir und Ritonavir treiben die Metabolisierung in der Leber voran und könnten so bewirken, dass die Morphinkonzentration vermindert ist, gleichzeitig begünstigen sie jedoch die Entstehung von Substraten von Morphin. Dies wiederum könnte zu verstärkter ZNS-Wirkung und frühzeitiger Opiatintoxikation führen. Für die Praxis werden eine Dosisreduktion von Morphin und die Überwachung des Patienten empfohlen. Fentanyl sollte bis zum gewünschten klinischen Effekt eintitriert werden (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). Mit Remifentanil steht ein Opiat zu Verfügung, welches bei der Anästhesie eines HIV-positiven Patienten unter HAART problemlos verwendet werden kann (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Remifentanil wird über unspezifische Esterasen organunabhängig abgebaut. Auch Propofol wird beinahe vollständig hepatisch eliminiert; 27-47% davon über das Zytochrom-P450-System. Trotzdem konnten bis anhin in klinischen Studien keine nennenswerten Interaktionen zwischen den HAART-Medikamenten und Propofol gefunden werden (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Gemäss einiger in-vivo-Daten kam Alessia Spreiter - 21 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie man zum Schluss, dass der Proteasehemmer Ritonavir die Propofolkonzentration möglicherweise heruntersetzen kann. Deswegen wird empfohlen, den klinischen Effekt von Propofol zu kontrollieren (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). Im Falle einer totalintravenösen Anästhesie mit Propofol sollte entsprechend ein Bispectral Index Monitoring (BIS) zur Überwachung der Narkosetiefe und Verbesserten Medikamentendosierung eingesetzt werden (Larsen, 2013). Eine Sedation mittels Propofol, wie sie bei der Patientin aus dem Fallbeispiel erfolgte, ist demzufolge unproblematisch. Die Propofoldosis sollte bis zum gewünschten Effekt angepasst werden. Bei Patienten mit HIV und Aids kann es auch zu Veränderungen der Wirkung von Muskelrelaxanzien, wie zum Beispiel verzögerte Anschlagszeit und Wirkungsverlängerung, kommen (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Um eine Hyperkaliämie zu vermeiden, sollte vor allem bei Patienten mit Niereninsuffizienz und Myopathien nach Möglichkeit auf Suxamethonium (Succinylcholin) verzichtet werden (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011). Nach Angaben auf www.hivdruginteractions.org könnte die Eliminationszeit von Rocuronium in der Leber verlängert sein, wenn ein HIV-Patient mit nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren und Proteaseinhibitoren therapiert wird (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). Mit Atracurium und Cisatracurium stehen Muskelrelaxanzien zur Verfügung, welche von den HAART-Medikamenten nicht beeinflusst werden. Alessia Spreiter - 22 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Die folgende Tabelle bietet einen Überblick der wichtigsten Anästhetika, welche durch das Zytochrom-P450 metabolisiert und entsprechend durch Proteaseinhibitoren beeinflusst werden (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000): Tabelle 3 Alessia Spreiter - 23 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi (2011) und Eichler, Eiden, & Kessler (2000) sind sich einig, dass eine Allgemeinanästhesie bei einem HIV-positiven Patienten unter HAART sicher durchgeführt werden kann, wenn dafür Medikamente verwendet werden, welche nicht über das Zytochrom-P450-System metabolisiert werden. Dementsprechend können zum Beispiel Etomitate, Atracurium, Cisatracurium, Remifentanil und Desfluran problemlos verwendet werden. Entsprechend der HIV-Therapie eines Patienten und der entsprechenden Interaktionen mit den Anästhesiemedikamenten müssen die Medikamente zur Prämedikation, Anästhesie und Analgesie gezielt gewählt werden. Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht, welche Medikamente zur Standardanästhesie mit PONV-Prophylaxe und postoperativer Analgesie in Kombination zu den Substanzen der Top 5 der HAART-Medikamente (Kapitel 2.2.) geeignet sind, und auf welche besser verzichtet werden sollte (Liverpool HIV Pharmacology Group, 2015). Auf der Internetseite www.hiv-druginteractions.org (oder der entsprechenden Anwendung für Smartphones) können ähnliche Tabellen frei zusammengestellt werden. Es ist möglich, eine persönliche Auswahl an Medikamenten auszusuchen und deren Interaktionspotenzial mit den entsprechenden HAART-Medikamenten eines HIV-positiven Patienten abzugleichen. Alessia Spreiter - 24 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Legende zur Tabelle 4 Keine zu erwartenden relevanten Interaktionen. Mögliche Interaktion. Erfordert engmaschige Überwachung und evtl. eine Dosisanpassung. Kontraindikation. Diese Substanzen sollten nicht zusammen verabreicht werden. Anaesthetika und Muskelrelaxanzien Darunavir Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Cisatracurium Desfluran Der Spiegel beider Der Spiegel beider Medikamente Medikamente könnnte könnnte möglicherweise möglicherweise erhöht sein. erhöht sein. Effektkontrolle Effektkontrolle und Kontrolle der und Kontrolle der Nierenfunktion Nierenfunktion empfohlen. empfohlen. Ephedrin Ketamin Möglicherweise erhöhte Ketaminwirkung. Dosis sollte angepasst werden. Möglicherweise Möglicherweise erhöhte ernierdigte Ketaminwirkung. Ketaminwirkung. Dosis sollte Eintitrieren unter angepasst Beobachtung des werden. klinischen Effekts. Propofol Möglicherweise heruntergesetzte Propofolkonzentration. Klinische Effektkontrolle empfohlen. Möglicherweise heruntergesetzte Propofolkonzentration. Klinische Effektkontrolle empfohlen. Möglicherweise heruntergesetzte Propofolkonzentration. Klinische Effektkontrolle empfohlen. Mögliche Mögliche verlängerte verlängerte Eliminationszeit in Eliminationszeit in der Leber. Evtl. der Leber. Evtl. DosierungsDosierungsanpassung. anpassung. Beide Medikamente werden über die Leber eliminiert. Gegenseiteige Beeinflussung kann nicht ausgeschlossen werden. Rocuronium Vorsicht: beide Substanzen können QTVerlängerungen verursachen. Sevofluran Suxamethonium (Succinylcholin) Thiopental Antiemetika Darunavir Ritonavir Möglicherweise erhöhte Ondansetronwirkung mit Wirkungsverlängerung. Mutassliche Dosisreduktion nötig. Möglicherweise erhöhte Ondansetronwirkung mit Wirkungsverlängerung. Mutassliche Dosisreduktion nötig. Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Metoclopramid Ondansetron Alessia Spreiter - 25 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Antiarrhythmika Darunavir Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Möglicherweise erhöhte Möglicherweise Möglicherwiese Lidocainkonzentra erhöhte heruntergesetzte Lidocain (Lignocaine) tion. In Europa Lidocainkonzentra Lidocainkonzentra Kombination tion. tion. kontraindiziert. Antibiotika Darunavir Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Amoxicillin Anxiolytika / Hypnotika / Sedativa Darunavir Bromazepam= Lexotanil Möglicherweise Möglicherweise erhöhte erhöhte Möglicherweise Bromazepamkonz Bromazepamkonz reduzierte entration mit leicht entration mit leicht Bromazepamkonz verlängerter verlängerter entration.Mutmass Wirkung.Mutmassl Wirkung.Mutmassl liche iche iche Dosisanpassung Dosisreduktion Dosisreduktion nötig. nötig. nötig. Lorazepam= Temesta Midazolam (oral) Erhöhte Erhöhte MidazolamMidazolamKontraindiziert, da konzentration. konzentration. mögliche Ausgeprägte Ausgeprägte Hemmung des Sedierung bis und Sedierung bis und Midazolammit mit metabolismus Atemdepression. Atemdepression. Erhöhte Erhöhte MidazolamMidazolamkonzentration. konzentration. Ausgeprägte Ausgeprägte Kontraindiziert, da Sedierung bis und Sedierung bis und mögliche mit mit Hemmung des Midazolam (parenteral) Atemdepression. Atemdepression. Midazolammetabo Unter Unter lismus Monitorisierung Monitorisierung mögliche mögliche Einmaldosis. Einmaldosis. Analgetika Darunavir Ritonavir Efavirenz Alfentanil Mögliche Möglicherweise Möglicherweise Beschleunigung erhöhte erhöhte des Metabolismus Alfentanilspiegel. Alfentanilspiegel. von Alfentanil. Evtl. Evtl. Klinische Dosisanpassung. Dosisanpassung. Effektkontrolle empfohlen. Fentanyl Mögliche Kann zu erhöhten Kann zu erhöhten reduzierte Fentanylspiegel Fentanylspiegel Fentanylwikrung. führen. führen. Klinische Dosisreduktion Dosisreduktion Effektkontrolle empfohlen. empfohlen. empfohlen. Ibuprofen Evtl. verzögerte Metabolisierung. Tiefe und möglichst kurzezeitige Dosierung empfohlen. Morphin Die Elimination von Tenofovir könnte verzögert werden. Möglicherweise möglicherweise möglicherweise erhöhte erhöhte ZNSerhöhte ZNSMorphinspiegel. Wirkung. Klinische Wirkung. Klinische Klinische Überwachung der Überwachung der Überwachung des Patienten Patienten Patienten empfohlen. empfohlen. empfohlen. Paracetamol (Acetaminophen) Alessia Spreiter - 26 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Antihypertensiva Darunavir Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Darunavir Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Darunavir Ritonavir Efavirenz Abacavir Emtricitabine (FTC) Lamivudine (3TC) Tenofovir-DF Clonidine Andere Atropin Neostigmin Steroide Dexamethasone Möglicherweise Möglicherweise erhöhte erhöhte DexamethasonDexamethasonwirkung. Patient wirkung. Patient muss auf Cushing- muss auf CushingSyndrom Syndrom Beidseitige beobachtet beobachtet Reduktiondes werden. werden. MedikamentenEvtl.reduzierter Evtl.reduzierter spiegel möglich. Darunavirspiegel, Ritonavirspiegel, mit Gefahr auf mit Gefahr auf Resistenzbildung Resistenzbildung und und Wirkungsverlust. Wirkungsverlust. Tabelle 4 Gemäss der Anwendung Interaktionscheck im Schweizer Arzneimittel-Kompendium unter https://compendium.ch gibt es zwischen den Top 5 HAART-Medikamenten und Phenylephrin bzw. Metamizol (Novalgin®) und Hydromorphon (Palladon®) keine Interaktionen. Auch gibt es keine Hinweise, dass Hydromorphon über das Cytochrom P450 metabolisiert würde (Arzneimittel-Kompendium, 2016). Nach Angaben von Marzolini (2015) kann die Wirksamkeit von Metamizol (Novalgin®) in Kombination zu dem Proteaseinhibitor Ritonavir vermindert sein. Phenylephrin würde mit keinen HAARTMedikamenten interagieren. Der Tabelle 4 und den Angaben aus dem Arzneimittel-Kompendium (2016) bzw. Marzolini (2015) zu Folge könnte eine möglichst sichere Standardanästhesie bei einem HIV-positiven Patienten unter HAART wie folgt aussehen: Prämedikation: - Evtl. Verzicht - Lorazepam (Temesta®) Induktion: - Thiopental (falls vorhanden) - Propofol bis zur gewünschten Wirkung eintitrieren. CAVE: Injektionsschmerz, Lidocain bei Darunavir kontraindiziert! Alessia Spreiter - 27 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie - Etomitate - Fentanyl, in reduzierter Dosis - Atracurium - bei RSI: Succinylcholin CAVE: Patienten mit Myopathien und Niereninsuffizienz Erhalt: - Desfluran - Propofol Target Controlled Infusion (TCI) mit BIS - Remifentanil TCI - Titrieren von Fentanyl bis zum gewünschten klinischen Effekt Vasoaktiva: - Ephedrin - Phenylephrin PONV-Prophylaxe: - Einmalig Ondansetron( Zofran®) - Metroclopramid (Paspertin®) Postoperative Analgesie: - Paracetamol - Metamizol (Novalgin®) - Hydromorphon (Palladon®) Weiteres postoperatives Prozedere: - Die Nierenfunktion sollte postoperativ weiter beobachtet werden. - Die Medikamentenspiegel der HAART-Medikamente sollten in der postoperativen Phase unbedingt durch einen HIV-Spezialarzt nachkontrolliert werden, um sicher zu stellen, dass es durch Medikamentenspiegelveränderungen nicht zu Resistenzbildungen oder Krankheitsprogressionen kommt. Alessia Spreiter - 28 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 2.3.3. Fortführen der HAART Unterbrechungen der hochaktiven antiretroviralen Therapie können zu Resistenzbildung und andern negativen klinischen Effekten führen, wie zum Beispiel ein Rebound der Viruslast (Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi, 2011; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Im perioperativen Setting ist es deshalb wichtig, darauf zu achten, dass die HAARTTherapie nach Möglichkeit fortgesetzt, beziehungsweise möglichst nicht unterbrochen wird. Im Falle einer mehrstündigen Operation könnte sich entsprechend die Frage der intraoperativen und unmittelbar postoperativen Weiterführung der HAART stellen. Die meisten antiretroviralen Medikamente können auch nüchtern eingenommen werden und sollten perioperativ weitergeführt werden (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Gewisse HAART-Medikamente jedoch werden korrekterweise zu den Mahlzeiten eingenommen. Im Zusammenhang mit der präoperativen Nahrungskarenz sollten solche Besonderheiten berücksichtigt werden. Gemäss Stöckle (2015), sollten jedoch auch diese HAART-Medikamente trotz Auslassen der Mahlzeit eingenommen werden. Es bestehe höchstens die Gefahr einer verminderten Resorption. 2.3.4. Vorgehen bei einer Exposition, Infektrisiko und Postexpositionsprophylaxe Das Anästhesiepersonal ist auf Grund seines Tätigkeitsspektrums dem Kontakt mit Blut und/oder einer anderen potenziell infektiösen Körperflüssigkeit ausgesetzt. Solch eine Exposition gegenüber fremdem Blut oder andern biologischen Flüssigkeiten geht mit einem Infektrisiko gegenüber HI- und Hepatitisviren einher (Zysset, et al., 2007). Um ein Beispiel aus dem Berufsalltag des Anästhesiepersonals zu nennen, gilt es zu erwähnen, dass gemäss Eichler, Eiden, & Kessler (2000) die Häufigkeit des Blutkontakts bei der Anlage eines peripheren Venenkatheters bei 69-87% liegt. Das Tragen von Schutzhandschuhen könne mehr als 95% der Blutkontakte bei der Epiduralpunktion, der Anlage eines Venenkatheters oder dem Beginnen/Beenden einer Bluttransfusion verhindern. Diese Tatsache macht den Einsatz von Schutzhandschuhen bei diesen Verrichtungen unverzichtbar. Aus diesen Gründen ist es für Pflegepersonal, Ärzte und andere Berufsgruppen mit Kontakt zu potenziell HIV-infizierten Menschen unumgänglich die Standard- hygienemassnahmen zur Infektprävention zu kennen (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Alessia Spreiter - 29 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Als solche gelten das Verwenden stichfester Behälter zur Entsorgung von spitzigen Objekten, das Verbot des Recappens, das Tragen von Handschuhen, Schutzbrillen und Masken. Sie sind die effektivste Massnahme zur Vermeidung von Kontakt mit Blut und andern Körperflüssigkeiten während der beruflichen Tätigkeit (Zysset, et al., 2007). Trotz all der Präventionsmassnahmen kann es im Berufsalltag zu kutaner, perkutaner und mukosaler Expositionen gegenüber fremdem Blut oder andern biologischen Flüssigkeiten kommen. Zysset, et al. (2007) schreiben, dass Blut, aufgrund der hohen Viruskonzentration, die Körperflüssigkeit mit dem höchsten Infektionsrisiko sei. Liquor, Pleura- und Peritoneal- sowie Perikardflüssigkeiten gelten ebenfalls als potenziell infektiös. Hingegen Stuhl, Urin, Nasensekret, Sputum, Speichel, Schweiss und Tränen gelten im Sinne einer HIV-Übertragung als nicht infektiös, solange sie nicht mit Blut vermischt sind. Bei kutaner Exposition ist nur ein Kontakt mit lädierter Haut als Risiko zu betrachten. Intakte Haut stellt eine wirksame Barriere gegenüber dem Eindringen von Hepatitis- und HI-Viren dar. Eine perkutane Exposition gegenüber Blut wird laut Zysset, et al. (2007) mit dem höchsten Übertragungsrisiko assoziiert. Das Infektionsrisiko nach einer perkutanen Nadelstichverletzung mit HIV-infiziertem Material liegt insgesamt bei 0,3% (Hoffmann & Rockstroh, 2014; Zysset, et al., 2007; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Bei Kontakt von Schleimhaut oder entzündlich veränderter Haut mit Blut eines HIV-positiven Patienten besteht ein durchschnittliches Infektionsrisiko von 0,03 - 0,1% (Zysset, et al., 2007; Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Die Infektionswahrscheinlichkeit ist abhängig von mehreren Faktoren, wie der Art des infektiösen Materials (Blut, Samenflüssigkeit, Vaginalsekret, Muttermilch usw.), der Viruskonzentration (am höchsten kurz nach Neuinfektion und in fortgeschrittenem AIDSStadium) und der Art und der Dauer der Exposition (Eichler, Eiden, & Kessler, 2000). Im Falle einer Exposition ist es wichtig, sofortige Behandlungsmassnahmen zu ergreifen. Falls der verletzende Gegenstand sich noch in der Wunde befindet, muss dieser entfernt werden. Die verletzte Körperstelle muss umgehend ohne Druckausübung mit Wasser und Seife gewaschen und anschliessend desinfiziert werden. Exponierte Schleimhäute sollten für 5 Minuten unter laufendem Wasser gespült werden (Zysset, et al., 2007). Für das weitere Prozedere muss beim Indexpatienten, also dem möglicherweise HIVpositiven Patienten, mit dessen Blut oder anderen Körperflüssigkeiten die Exposition stattfand, nach seiner Einwilligung (bei nicht ansprechbaren Patienten ohne Einwilligung) Blut für ein HIV- und Hepatitisscreening abgenommen werden. Bei unklarem HIV-Status Alessia Spreiter - 30 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie eines Patienten sollte eine Risikoanamnese bezüglich Sexualverhalten, intravenösem Drogenkonsum und anderen Expositionen gegenüber Blut erhoben werden. Die Analyse der Risikoanamnese, der Art und Weise der Exposition (perkutan, mukosal, lädierte Haut, Biss), das involvierte Material (Nadel, Skalpell), des Schweregrads der Exposition (Tiefe der Verletzung, vorgängiger intravaskulärer Einsatz des Objekts) und der Art der biologischen Flüssigkeit bilden die Grundlage für die Beurteilung des Übertragungsrisikos und die Indikationsstellung einer medikamentösen Postexpositionsprophylaxe (Zysset, et al., 2007). Rechtfertigen die Expositionsumstände die Indikationsstellung einer Postexpositionsprophylaxe, sollte diese so schnell wie möglich begonnen werden. Eine Spezialsituation ist die Exposition gegenüber Blut eines HIV-positiven Patienten unter antiretroviraler Therapie, dessen Viruslast sich unter der Nachweisgrenze befindet. In diesem Fall muss zur Indikationsstellung ein Experte beigezogen werden (Zysset, et al., 2007). Für die Praxis empfiehlt sich ein Vorgehen gemäss des hausinternen Standards zum Vorgehen bei einer Exposition gegenüber Blut oder anderen biologischen Flüssigkeiten. Ein Beispiel as dem Universitätspital Basel findet sich im Anhang „ Anhang I.“. Alessia Spreiter - 31 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Die folgende Tabelle, von Zysset, et al., (2007), bietet eine Übersicht bezüglich der Vorgehensweise und dem Beginnen einer Postexpositionsprophylaxe nach einer Exposition gegenüber Blut und andern biologischen Flüssigkeiten. Tabelle 5 Alessia Spreiter - 32 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Je mehr Zeit verstreicht, bevor mit der medikamentösen Postexpositionsprophylaxe begonnen wird, umso mehr reduziert sich deren Wirksamkeit. Dauert das Intervall nach der Exposition ohne Postexpositionsprophylaxe länger als 72 Stunden, muss davon ausgegangen werden, dass deren potenzieller Nutzen derart gering ist, dass der Beginn nicht mehr gerechtfertigt ist (Zysset, et al., 2007). Das Schweizer Schema zur medikamentösen Postexpositionsprophylaxe empfiehlt nach Angaben von Zysset, et al. (2007) die Verwendung zweier nukleosidischer ReverseTranskriptase-Inhibitoren und einem Proteaseinhibitor für vier Wochen. Auch die Postexpositionsprophylaxe ist analog zur HAART mit hohem Interaktionspotenzial und zahlreichen Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Diarrhoe, assoziiert (Zysset, et al., 2007). Nimmt man eine medikamentöse Postexpositionsprophylaxe ein, sollte man sich unbedingt über mögliche Interaktionen mit anderen Substanzen informieren. Alessia Spreiter - 33 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 3. Schlussteil 3.1. Diskussion/Schlussfolgerung Bei der Betreuung der Patientin, aus dem oben geschilderten Fallbeispiel, wurde mir bewusst, dass ich viel zu wenig Wissen habe, was die Betreuung HIV-positiver Patienten im Anästhesiealltag anbelangt. Während meiner beruflichen Tätigkeit als Pflegefachfrau und auch während meines bisherigen Anästhesienachdiplomstudiums hörte ich von erfahreneren Kollegen oder Vorgesetzten immer nur „ Pass auf, Schütze dich gut!“, wenn es darum ging, einen HIV-positiven Patienten zu betreuen. Durch diese Patientensituation aus dem Fallbeispiel wurde mir schlagartig bewusst, dass das Betreuen HIV-positiver Patienten noch einiges mehr als nur Selbstschutz beinhaltet. In der darauf folgenden Zeit fragte ich bei einigen Anästhesieärzten nach, worauf sie beim Prämedikationsgespräch und der Narkoseplanung mit einem HIV-positiven Patienten achten beziehungsweise welche Standards vorhanden sind. Die Antworten waren mehrheitlich ernüchternd. So lauteten diese zum Beispiel, dass im Vorfeld einer Operation eines HIV-positiven Patienten üblicherweise keine Absprachen zwischen den Anästhesieärzten und den betreuenden HIV-Spezialärzten stattfinden würden oder dass sich viele der Befragten nicht bewusst sind, dass von den HAART-Medikamenten ein hohes Interaktionspotenzial ausgeht. Standards gäbe es auch keine. Diese Situation bestärkte mein Interesse, mehr darüber in Erfahrung zu bringen und auf diesem Weg dieser Thematik Aufmerksamkeit zu schenken. Aus diesem Grund wählte ich für meine Diplomarbeit das Thema „Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie“. Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung HIV-positiver Menschen wird der Anteil dieser Patienten im Anästhesiealltag weiter ansteigen. Diese Entwicklung macht HIVpositive Menschen zu einer relevanten Patientenpopulation, welche es perioperativ optimal zu betreuen gilt. Worin liegt nun die perioperative Herausforderung in Bezug auf die Betreuung HIVpositiver Patienten unter HAART in der Anästhesie? Eine wichtige Komponente der Betreuung HIV-positiver Patienten in der Anästhesie ist der Selbstschutz zur Vermeidung einer Exposition gegenüber Blut oder anderen biologischen Flüssigkeiten. Hierzu gehört meiner Ansicht nach vor allem das Alessia Spreiter - 34 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie konsequente Tragen von Handschuhen und Schutzbrillen bei Tätigkeiten am Patienten, welche mit dem Austritt von Körperflüssigkeiten einhergehen können. Ausserdem sollten spitzige und kontaminierte Gegenstände umgehend nach deren Gebrauch in stichfeste geschlossene Abwurfbehälter entsorgt werden. Sollte es trotz dieser Massnahmen zu einer Exposition gegenüber Blut oder anderen biologischen Flüssigkeiten kommen, ist es wichtig, umgehend die Sofortmassnahmen wie Spülen und Desinfizieren der Wunde beziehungsweise Spülen der Schleimhäute für 5 Minuten zu ergreifen und anschliessend gemäss hausinternem Standard, zum Vorgehen bei einer Exposition gegenüber Blut oder anderen biologischen Flüssigkeiten, vorzugehen. Bei der Kontaktierung des Personalarztes sollte keine Zeit verloren werden, damit im Falle einer Indikation zur Postexpositionsprophylaxe keine Verzögerung bis zum Beginn dieser entsteht. Das Zeitfenster bis zum Beginn einer wirkungsvollen Postexpositionsprophylaxe beträgt lediglich 72 h. Falls eine medikamentöse Postexpositionsprophylaxe eingenommen wird, sollte man sich unbedingt über mögliche Interaktionen mit anderen Substanzen informieren. Die Postexpositionsprophylaxe wird mit denselben Medikamenten, die auch zur HAART verwendet werden, durchgeführt und ist somit mit zahlreichen Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten und Substanzen behaftet. Ein Grossteil der Herausforderung bei der Betreuung HIV-positiver Patienten in der Anästhesie liegt meiner Meinung nach in der Vielfältigkeit des Erscheinungsbilds einer HIV-Infektion. HIV-positive Patienten können eine Vielzahl pathophysiologischer Defizite mitbringen, welche von asymptomatischen Organbeeinträchtigungen bis hin zu ausgeprägten Insuffizienzen reichen können. Als Anästhesiefachperson muss man sich bewusst sein, dass HIV sämtliche Organsysteme beeinflussen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich die Relevanz einer gründlichen präoperativen Anamnese und Abklärung, mittels Thorax-Röntgen, EKG, und Laboranalyse, nochmals betonen. Entsprechend der Resultate sollten weitere diagnostische Massnahmen erwogen werden. HIV-positive Patienten unter HAART leiden oftmals unter Diarrhoe, Übelkeit und kardiovaskulären Erkrankungen. Unter Umständen kann dies schneller zu intraoperativen Komplikationen wie Dehydratation, Elektrolytentgleisung und kardiovaskulären Zwischenfällen führen. Alessia Spreiter - 35 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Betreut man einen HIV-positiven Patienten im Anästhesiealltag, sollte man folgende Grundsätze zur Anästhesieführung in Erinnerung behalten: - Stressreduktion: gute Prämedikation, Analgesie, adäquate Narkosetiefe. - Stabile Hämodynamik: Hypo- und Hypertonie sowie ausgeprägte Tachy- und Bradykardie vermeiden. - Gute Oxygenation sicherstellen. - Evtl. Erweiterung des Patientenmonitorings z.B. mit einer arteriellen Blutdruckmessung. - Das Verwenden einer Intubationshilfe wie Fiberoptik oder Videolaryngoskop erwägen, um Blutungen und Verletzungen bei der Intubation zu vermeiden und einer möglicherweise schwierigen Intubation entgegen zu wirken. - Bei Reflux RSI erwägen. - Dehydratation und Elektrolytstörungen vermeiden und behandeln. - Patient auf Anämie und Gerinnungsstörungen beobachten und wenn nötig intervenieren. - Bei erhöhtem intrazerebralem Druck Massnahmen zur Senkung vornehmen. - Bei Neuropathien und Muskelparesen kein Succinylcholin verwenden und Regionalanästhesieverfahren gut abwägen. - Gute Thromboseprophylaxe evtl. pneumatische Antithrombosestrümpfe einsetzen. - Überlegte Medikamentenwahl. Zusätzliche Herausforderung liegt in der enormen Anzahl antiretroviraler Substanzen, welche auf dem Markt sind und zur HAART eingesetzt werden. Durch die stetige Entwicklung neuer Substanzen und Therapien ist dieser Bereich der HIV-Therapie stetigem Wandel ausgesetzt. Wichtig zu wissen ist, dass alle diese Medikamente mit zahlreichen unerwünschten Nebenwirkungen und Interaktionspotenzialen mit andern Medikamenten behaftet sind. Die Substanzengruppe der Proteaseinhibitoren ist in diesem Kontext speziell zu nennen, da diese durch die Hemmung des Zytochrom-P450System ein sehr hohes Interaktionspotenzial mit einer Vielzahl von Medikamenten aufweisen. So kommt es zum Beispiel zu Wirkungsverlängerungen und Potenzierungen von Anästhetika, Opiaten und Benzodiazepinen. Auch Antiarrhythmika und Antihistaminika können in Kombination zu HAART-Medikamenten kontraindiziert sein. Alessia Spreiter - 36 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Speziell zu nennen ist in diesem Zusammenhang die absoltute Kontraindikation einer oralen Prämedikation mit Midazolam in Kombination zu einem Proteasehemmer zur HAART. Durch die massive Erhöhung des Midazolamspiegels und die verminderte Elimination führt diese Kombination zu ausgeprägter Sedation und schnellerer Toxizität. Diese ungünstige Medikamentenkombination entpuppte sich auch bei der Patientin aus dem Fallbeispiel als Ursache ihrer ausgeprägten Schläfrigkeit. Auf Grund ihrer HIVInfektion nahm sie unter anderem das Medikament Kaletra® ein, welches sich aus den beiden Proteaseinhibitoren Lopinavir und Ritonavir zusammensetzt, und erhielt zur Prämedikation Dormicum ®, also Midazolam in Tablettenform. Klinisch zeigte sich eine tiefe Sedation mit Verlust der Weckbarkeit. Diese konnte mittels zwei Dosen Flumazenil (Anexate®) à 0,2 mg behoben werden. Für Anästhesiefachpersonen ist es auf Grund des Umfangs an antiretroviralen Substanzen kaum möglich, alle potenziellen Wechselwirkungen zu kennen. Umso wichtiger ist es, sich gut in die Akten eines HIV-positiven Patienten einzulesen, um allfällige Medikamenteninteraktionen verwendenden Medikamenten zur seiner HAART-Medikation Anästhesie abzuklären. mit den zu Entsprechend der Interaktionen muss die Wahl der Medikamente zur Anästhesie und Analgesie angepasst werden. Über die Anwendung “Drug Interaction Charts“ der von Universität Liverpool unter www.hiv-druginteractions.org (oder derselben Smartphoneanwendung) lassen sich Interaktionen schnell und individuell abklären. Auf das Fallbeispiel bezogen hätte dadurch eine ungeeignete Medikation mit Midazolam vermieden und mit Hilfe der Anwendung auf www.hiv-druginteractions.org hätte eine besser geeignete alternative Substanz, wie zum Beispiel Lorazepam (Temesta®), zur Prämedikation der Patientin gefunden werden können. Allgemein lässt sich festhalten, dass Etomitate, Atracurium, Cisatracurium, Remifentanil und Desfluran problemlos verwendet werden können, da diese Medikamente nicht durch das Zytochrom–P450-System metabolisiert werden. Alessia Spreiter - 37 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Gemäss Top 5 der abgegeben HAART-Medikamente kann eine möglichst sichere Allgemeinanästhesie bei einem HIV-positiven Patienten mit folgenden Medikamenten durchgeführt werden: - Thiopental (falls vorhanden) - Propofol bis zur gewünschten Wirkung eintitrieren. Als TCI mit BIS verwenden. CAVE: Injektionsschmerz, Lidocain bei Darunavir kontraindiziert! - Etomitate - Fentanyl, in reduzierter Dosis und eintitriert bis zum gewünschten klinischen Effekt - Atracurium - bei RSI: Succinylcholin CAVE: Patienten mit Myopathien und Niereninsuffizienz - Desflurane - Remifentanil TCI - Ephedrin - Phenylephrin - Einmalig Ondansetron( Zofran®) zur PONV-Prophylaxe - Metroclopramid (Paspertin®) zur PONV-Behandlung Zur postoperativen Analgesie kann Paracetamol, Metamizol (Novalgin®) und Hydromorphon (Palladon®) verwendet werden. In Zusammenhang mit der perioperativen Betreuung ist es wichtig, darauf zu achten, den Unterbruch der HAART möglichst zu vermeiden oder gering zu halten. Denn Unterbrüche der HAART können zu Resistenzbildung und Rebound-Effekt führen. Dementsprechend sollten präoperativ alle Medikamente zur HAART unbedingt eingenommen werden, auch wenn diese üblicherweise zu Mahlzeiten eingenommen werden. Ebenso verhält sich die Situation unmittelbar postoperativ. Ich bin der Ansicht, dass bei HIV-positiven Patienten, welche sich einer Operation unterziehen müssen, eine Kontaktaufnahme zu einem HIV-Spezialisten beziehungsweise zum behandelnden Arzt des HIV-positiven Patienten sinnvoll wäre. In diesem Rahmen könnten das optimale perioperative Prozedere und unter Umständen anfallende Nachkontrollen und Umstellungen der HAART-Medikation besprochen werden. Alessia Spreiter - 38 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 3.2. Beurteilung der Literatur Meine 3 Hauptquellen sind „ AIDS und Anästhesie“ von Eichler, Eiden, & Kessler, „Trends in Aneasthesia and Critical Care“ von Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi und die Internetseite ww.hiv-druginteractions.org. Der Artikel „ AIDS und Anästhesie“ von Eichler, Eiden, & Kessler aus dem Jahr 2000 ist schon etwas älter, der Artikel „Trends in Aneasthesia and Critical Care“ von Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi aus dem Jahr 2011 ist somit etwas aktueller. Vergleicht man die beiden Artikel miteinander, ist erstaunlich, wie wenig sich der Inhalt unterscheidet. In Bezug auf Medikamentengruppen mit hohem interaktionspotenzial mit den HAARTMedikamenten sind sich beide einig. Ebenso welche Medikamente zur Anästhesie problemlos verwendet werden können. Beide Autorengruppen zeigen mögliche pathophysiologische Defizite auf, unter welchen Patienten mit HIV leiden könnten. Auch in diesem Belang sind beide Autorengruppen sich mehrheitlich einig. Mit Ausnahme der Niereninsuffizienz. Eichler, Eiden, & Kessler (2000) schreiben, dass Nierenerkrankungen selten auftreten würden. Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi hingegen gehen davon aus, dass 15-18% der HIV-positiven Patienten an einer chronischen Nierenerkrankung leiden und akutes Nierenversagen gehäuft vorkomme. Ich könnte mir die Diskrepanz allenfalls durch die zunehmend bessere Lebenserwartung HIV-positiver Menschen erklären. Die Patienten werden älter und nehmen über längere Zeit nephrotoxische Substanzen ein. Für meine Diplomarbeit habe ich mich an die Angaben von Shrosbree, Post, Keays, & Vizcaychipi (2011) gehalten, da die Informationen jünger sind und sicherlich kein Fehler begangen wird, wenn die Nierenfunktion eines Patienten gründlich überprüft wird. Beide Autoren lassen mehrheitlich offen inwiefern sich die genannten pathologischen Dysfunktionen auf die Praxis der Anästhesie auswirken. Der Leser muss die Brücken zur entsprechenden anästhesiologischen Konsequenz selber schlagen. Zur fachlichen Untermauerung dieser von mir geschlagenen Brücken eignete sich das Buch „ Anästhesie“ von Larsen gut. Die Internetseite ww.hiv-druginteractions.org erwies sich als die wertvollste Quelle in Bezug auf die Indikation und Kontraindikation einzelner Substanzen mit der HAART. Auf ihrer Basis konnte ich einen konkreten Vorschlag für das Vorgehen in einer Allgemeinanästhesie bei einem HIV-positiven Patienten ausarbeiten. Alessia Spreiter - 39 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 3.3. Ausblick Durch das Verfassen dieser Diplomarbeit habe ich ein umfassenderes Verständnis dafür gewonnen, welche pathophysiologischen Folgen eine HIV-Infektion haben und wie deren Therapie aussehen kann. Ich weiss über Medikamentengruppen zur HAART und deren Hauptproblematiken Bescheid. Für meine Zukunft im Anästhesiealltag nehme ich vor allem mit, dass es wichtig ist, die Medikamente auf Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten zu prüfen. Die Internetseite www.hiv-druginteractions.org eignet sich als einfach und patientenspezifisch anwendbares Medium hierfür sehr gut. Für die Zukunft der Anästhesie würde ich mir eine engere Zusammenarbeit zwischen den Anästhesiefachpersonen und den HIV-Spezialärzten wünschen. So könnten Patienten präoperativ, intraoperativ und postoperativ ganzheitlicher betreut werden. Ein regelmässiger Austausch zwischen diesen beiden Fachbereichen könnte auch zu erhöhter Sensibilität in Bezug auf die Betreuung HIV-positiver Patienten im Anästhesiealltag führen. 3.4. Reflexion Das Finden von Fachliteratur zu der Thematik fiel mir leicht. Aktuelle Zahlen und Statistiken aus dem Universitätsspital Basel konnte ich jedoch kaum in Erfahrung bringen. So wird anscheinend nicht erfasst, wie viele HIV-positive Patienten jährlich im Universitätsspital Basel operiert werden oder welche Medikamente am häufigsten zur HAART verschrieben werden. Solche Zahlen hätte ich gerne in meine Arbeit aufgenommen. Meiner Meinung nach konnte ich mit der von mir gewählten Literatur die Fragestellung meiner Diplomarbeit beantworten und nützliche Schlüsse für den Anästhesiealltag ziehen. Während des Verfassens meiner Diplomarbeit musste ich mir eingestehen, dass meine Fragestellung für die Rahmenbedingungen dieser Arbeit etwas zu weit umfassend formuliert war. Würde ich diese Arbeit erneut schreiben, hätte ich mich für eine der beiden Thematiken entschieden, pathophysiologische Dysfunktionen bei HIV oder Medikamenteninteraktionen. Für mich lag die Schwierigkeit darin, die auf den Anästhesiealltag bezogenen, relevanten Informationen herauszufiltern und in meine Arbeit aufzunehmen, und damit die anderen, Alessia Spreiter - 40 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie durchaus ebenfalls interessanten, aber weniger relevanten, Informationen aussen vor zu lassen. Alessia Spreiter - 41 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 4. Quellenverzeichnis 4.1. Literatur und Interviews Aidshilfe Schweiz. (2014). Von HIV Medikamente. Was ich über die Therapie wissen sollte.: Von https://shop.aids.ch/shop-uploads/1130_01_hiv_medikamente.pdf abgerufen Arzneimittel-Kompendium. (2016). (HCI Solutions, Herausgeber) Abgerufen am 20.03.2016 von Arzneimittel-Kompendium: https://compendium.ch Bundesamt für Gesundheit Schweiz;. (19.05.2015). Factsheet: Eckdaten zu der HIV/AIDS-Epidemie in der Schweiz per Ende 2014. Von www.bag.admin.ch/hiv_aids/ abgerufen Eichler, A., Eiden, U., & Kessler, P. (2000). Aids und Anästhesie. Anaesthesist(49),S. 1006-1017. Gerber, A. (2015). SAP-Auswertung für das Jahr 2013 (1.1.-31.12.2013), alle Bezüger USB. Universitätsspital Basel. Abgerufen am 25. 09 2015 Hoffmann, C.& Rockstroh, J. K. (2014). HIV4014/15.www.hivbuch.de. S. 2-13;54-61;6467;68-120,(Hoffmann und Rockstroh, Hrsg.) Medizin Fokus Verlag. Larsen, R. (2013). Anästhesie (Bd.10.). S.312-315;488-490;529;680-682;713;746755;762-763;1268-1270, München: Elsevier GmbH München, Urban & Fischer Verlag. Liverpool HIV Pharmacology Group. (25.09.2015). (The University of Liverpool, Herausgeber) Abgerufen am 24.01.2016 von hiv-druginteractions: www.hiv- druginteractions.org Marzolini, C. (16.09.2015). Dr./Ph.D. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsspital Basel und The Liverpool HIV-Drug-Interactions-Team. (A.Spreiter, Interviewer) Alessia Spreiter - 42 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Shrosbree, J., Post, F. A., Keays, R., & Vizcaychipi, M. P. (2011). Anaesthesia and intensive care in patients with HIV. In Trends in Anaesthesia and Critical Care(1), S. 153161. Von Elsevier Ltd. Stöckle, M. (16.09.2015). Dr. Kaderarzt und Leitung HIV-Sprechstunde am Universitätsspital Basel. (A.Spreiter, Interviewer) Zysset, F., Kammerlander, R., Francioli, P., Ruef, C., Vernazza, P., Cavassini, M. in Zusammenarbeit mit der Fachkommission Klinik/Therapie HIV/ AIDS und der Schweizerischen Expertengruppe für virale Hepatitis (30.07.2007). Vorgehen nach Exposition gegenüber Blut oder anderen biologischen Flüssigkeiten (EBF) von Personal im Gesundheitswesen- aktualisierte Empfehlung 2007. (Bundesamt für Gesundheit Schweiz, Hrsg.) Bulletin 31, S. 543-555. 4.2. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Eichler, A., Eiden, U., & Kessler, P. (2000). Aids und Anästhesie. Anaesthesist(49), 1006-1017. Tabelle 2: Liverpool HIV Pharmacology Group. (25.09.2015). (The University of Liverpool, Herausgeber) Abgerufen am 24. 01 2016 von hiv-druginteractions: www.hivdruginteractions.org Tabelle 3: Eichler, A., Eiden, U., & Kessler, P. (2000). Aids und Anästhesie. Anaesthesist(49), 1006-1017. Tabelle 4: Liverpool HIV Pharmacology Group. (25.09.2015). (The University of Liverpool, Herausgeber) Abgerufen am 24. 01 2016 von hiv-druginteractions: www.hivdruginteractions.org Tabelle 5: Zysset, F., Kammerlander, R., Francioli, P., Ruef, C., Vernazza, P., Cavassini, M. in Zusammenarbeit mit der Fachkommission Klinik/Therapie HIV/ AIDS und der Schweizerischen Expertengruppe für virale Hepatitis (30.07.2007). Vorgehen nach Exposition gegenüber Blut oder anderen biologischen Flüssigkeiten (EBF) von Personal Alessia Spreiter - 43 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie im Gesundheitswesen- aktualisierte Empfehlung 2007. (Bundesamt für Gesundheit Schweiz, Hrsg.) Bulletin 31, S. 543-555. 4.3. Titelbild NAM und aidsmap (2014). Antiretroviral Drug Chart. Vom Oktober 2014, publiziert auf http://www.aidsmap.com. am 26.01.2016 von http://www.aidsmap.com/v635494203890000000/file/1187469/drug_chart_october_201 4_web.pdf abgerufen Alessia Spreiter - 44 - Diplomarbeit Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie 5. Anhang I. Merkblatt „Vorgehen bei Exposition gegenüber Blut und anderen biologischen Flüssigkeiten (EBF)“ vom Personalarztdienst des Universitätsspital Basel vom 15.03.2012 Alessia Spreiter Diplomarbeit II. Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Faktenblatt „HIV“ von www. Lovelife.ch des Bundesamtes für Gesundheit, der Aids-Hilfe Schweiz und SEXUELLE GESUNDHEIT Schweiz Alessia Spreiter Diplomarbeit III. Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Quelle Gerber A. SAP-Auswertung für das Jahr 2013 (1.1.-31.12.2013), alle Bezüger im USB Rang Spezialität Truvada 1 30 Tbl (=Monatspackung) Norvir 2 30 Tbl (unterschiedliche Dosierungen je nach Kombination) Prezista 60 Tbl à 400mg (=Monatspackung) 3 60 Tbl à 600mg (=Monatspackung) 30 Tbl à 800mg (=Monatspackung) total Kivexa 4 30 Tbl (=Monatspackung) Atripla 5 30 Tbl (=Monatspackung) Reyataz 60 Tbl à 150mg (=Monatspackung) 6 60 Tbl à 200mg (=2-Monatspackung?!) 30 Tbl à 300mg (=Monatspackung) total Viramune 30 Tbl à 400mg (=Monatspackung) 7 14 Tbl à 200mg (Starterset für 2 Wochen) total Intelence 8 60 Tbl à 200mg (=Monatspackung) Isentress 9 60 Tbl à 400mg (=Monatspackung) Kaletra 120 Tbl. à 200/50mg (=Monatspackung) 10 Sirup à 60ml (reicht für 6 Tage) total Anzahl Packungen 2538 2457 789 287 211 1287 1227 1141 7 39 774 820 685 40 725 534 526 454 11 465 Wo keine Angaben zur Stärke stehen (Truvada, Norvir, Kivexa), gibt es jeweils nur eine. Als zusätzliche Information nachfolgend die Liste der abgeklärten Medikamente. Ich habe nur die Zahlen von denjenigen Medikamenten rausgeschrieben, die im Jahr 2013 in einer relevanten Menge bestellt wurden. Sollten Ihnen Präparate auf der Liste fehlen, können Sie bei mir gerne spezifisch noch einmal nachfragen. Autor: Gerber A., eidgenössisch diplomierter Apotheker und Klinikbetreuer in der Spitalpharmazie des Universitätsspitals Basel. Zugestellt: Am 25.09.2015 Alessia Spreiter Diplomarbeit IV. Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Interactionchart Antiretrovirale Medikamente und Analgetika Alessia Spreiter Diplomarbeit V. Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Interactionchart Antiretrovirale Medikamente und Anxiolytika/Hypnotika Alessia Spreiter Diplomarbeit VI. Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Interactionchart Antiretrovirale Medikamente und Antihypertensiva Alessia Spreiter Diplomarbeit VII. Anästhesie bei HIV-positiven Patienten unter hochaktiver antiretroviraler Therapie Antiretroviral Drug Chart Alessia Spreiter