Information Astrium in Friedrichshafen Astrium ist in Europa der führende Anbieter für Erdbeobachtungssatelliten, Wissenschaftssatelliten und wissen-schaftliche Raumsonden. Viele der großen Satelliten die im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA für Erdbeobachtungs- aufgaben entwickelt wurden, sind unter der industriellen Führung von Astrium in Friedrichshafen entstanden. Ganz besonders auf dem Gebiet der Radartechnologie, die Erdbeobachtung unabhängig von Tageslicht und Wetterbedingungen ermöglicht, sind die Experten aus Friedrichshafen weltweit gefragt. Seine Reihe der erfolgreichen Erdbeobachtungssatelliten wird der Astrium Standort Friedrichshafen mit den Sentinel-Satelliten (Sentinel = Wächter) der ESA fortsetzen. So entwickelt und baut das Unternehmen das C-BandRadarinstrument des Sentinel-1. Für Sentinel-2, die optische Erdbeobachtungsmission der Wächter-Reihe, hat der Standort am Bodensee die industrielle Führung übernommen. Im April 2008 wurde der Auftrag für den Sentinel-2A nach Friedrichshafen vergeben. Im März 2010 folgte die Beauftragung für Sentinel-2B. Zusammen stellt das Sentinel-2 Programm ein Auftragvolumen von 323 Mio. Euro dar. Sentinel-2 liefert umfassend und nachhaltig Daten, die als Grundlage für operationelle Dienste in den Bereichen Landwirtschaft (Nutzung, Bedeckung, Versiegelung), Forstwirtschaft (Bestand, Schäden, Waldbrände), Katastrophenschutz (Management, Frühwarnung) und humanitäre Hilfseinsätze dienen. Sentinel-2 wird auch Naturkatastrophen wie Überflutungen, Vulkanausbrüche, Erdsenkungen und -rutsche beobachten können. Mindestens 7,25 Jahre lang soll Sentinel-2 die Landflächen aus dem Orbit erfassen. Die Satelliten-Ressourcen werden zusätzlich so ausgelegt, dass eine Verlängerung der Mission um fünf weitere Jahre möglich sein wird. Der rund 1,1 Tonnen schwere "A"-Satellit wird ab 2013 die Erde auf einer sonnen-synchronen, polaren Umlaufbahn in 786 Kilometern Höhe umrunden und kann dabei die globalen Landmassen in jeweils nur zehn Tagen komplett erfassen. Durch die Komplettierung mit einem "B"-Satelliten (2015) wird diese Zeit halbiert. Anfang 2011 soll die Integration von Sentinel-2 am Bodensee beginnen. Die Sentinel-2-Satelliten werden zusätzlich zur Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information ursprünglichen Instrumentierung auch jeweils ein Laser Communication Terminal tragen, mit dem schnelle, sichere, optische Datenübertragung zwischen den Satelliten möglich sind. Sowohl für das Radarinstrument eines Sentinel-1-B wie auch für den Sentinel-2-B-Satelliten sind die Verträge verhandelt, so dass Astrium mit einer Auftragserteilung noch in diesem Jahr rechnet. Von der Europäischen Weltraumorganisation ESA wurde Astrium Friedrichshafen im Mai 2008 mit Entwicklung und Bau des Erdbeobachtungssatelliten EarthCARE beauftragt. Im Visier von EarthCARE (Earth Clouds, Aerosols and Radiation Explorer) stehen Wolken, Kleinstpartikel in der Atmosphäre - Aerosole - sowie deren Einfluss auf die atmosphärische Strahlung. EarthCARE wird unter anderem vertikale Profile von natürlichen und anthropogenen Aerosolen erstellen, wird die Verteilung von Wasser und Eis und deren Transport in Wolken erfassen sowie die Zusammenhänge von Wolken und Niederschlägen und deren Auswirkungen auf die Strahlungsbilanz untersuchen. Durch die Kombination erfasster Aerosole und "Wolkenbestandteile" lassen sich Profile über Erwärmung / Abkühlung durch Wolken ableiten. EarthCARE wird zum besseren Verständnis unseres Klimas beitragen und wertvolle Daten für die Rechenmodelle von Klimaforschern und Meteorologen liefern. Der rund zwei Tonnen schwere Satellit soll im September 2013 ins All starten. Drei Jahre lang soll EarthCARE seine Messungen von einer polaren Umlaufbahn (97° Inklination) in rund 400 Kilometern Höhe vornehmen. Inzwischen sind die detaillierten Auslegungsarbeiten des Satelliten abgeschlossen, so dass nunmehr bis Mitte des nächsten Jahres die Unterverträge mit Zulieferern abgeschlossen werden können. Bereits 1991 startete der erste europäische Radarsatellit ERS-1, der "UrVater" der modernen satellitengestützten Erdbeobachtung in Europa, in seine Umlaufbahn. 1995 folgte ERS 2, der bis heute im Einsatz ist. Mehr als zehn Jahre lang haben die beiden Satelliten Informationen über die Erde geliefert, die vor allem für die Umwelt- und Klimaforschung sowie für die Hilfe bei Naturkatastrophen von unschätzbarem Wert waren. Auch am Bau des europäischen Umweltsatelliten Envisat war die Satellitenschmiede vom Bodensee maßgeblich beteiligt. Anfang März 2002 ist der größte Erdbeobachtungssatellit, der je in Europa gebaut worden ist, Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information mit einer Ariane 5 in seine Umlaufbahn gestartet. An der Spitze eines mehr als 100 Firmen umfassenden internationalen Industriekonsortiums hat Astrium als Hauptauftragnehmer die Envisat-Entwicklung geführt, sowie fünf der zehn Messinstrumente an Bord und das "Rückgrat" des Satelliten - die so genannte Polare Plattform - entwickelt und gebaut. Für kostengünstige Satellitenmissionen, beispielsweise für wissenschaftliche Anwendungen, hat die Friedrichshafener Satellitenschmiede ein flexibles Konzept entwickelt, das auch die Experten der Nasa überzeugen konnte. Astrium hat als Hauptauftragnehmer des Jet Propulsion Laboratory der Nasa die Grace-Satellitenzwillinge gebaut, die seit März 2002 als Nachfolger des ebenfalls aus Friedrichshafen stammenden Satelliten Champ das Gravitationsfeld der Erde vermessen. Die Reihe der Magnetfeldforscher werden die drei SWARM-Satelliten ab 2011 fortsetzen. Die ESA hat den Standort Friedrichshafen mit der industriellen Führung der Mini-Satellitenflotte beauftragt. Mittlerweile ist die Fertigung der SWARM-Satelliten angelaufen, am Standort wurde zudem ein Testumfeld etabliert und ein "Flatsat" (ein Laboraufbau des Satelliten) von SWARM eingerichtet. Die Anlieferung der dritten und letzten SWARM_Satellitenstruktur - vom Astrium-Standort Stevenage in Großbritannien - soll in diesen Tagen erfolgen. Im Laufe des Jahres 2010 sollen alle drei Flugmodelle integriert und auf ihre Weltraumtauglichkeit getestet werden. Der Standort Friedrichshafen war ebenfalls mit dem Bau der Satellitenplattform an der Schwerefeldmission GOCE beteiligt. Der Satellit startete am 17. März 2009 vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk erfolgreich ins All. Mittlerweile hat GOCE mit seiner Messkampagne begonnen. Mit bisher unerreichter Genauigkeit misst er seit Oktober die winzigen Unterschiede im Schwerefeld der Erde. Vor Beginn der Messperiode wurden alle Systeme kalibriert, um sicher zu stellen, dass der Satellit die erwartete Leistung erbringt. Diese Tests umfassten vor allem das Ionentriebwerk, das den Satelliten beschleunigungsfrei auf Kurs hält, indem es die auftretenden Verzögerungen kompensiert, und das Hauptmessinstrument, das hochempfindliche Gravitationsgradiometer, das den „Sog" der Erde misst. Die Kalibration des Satelliten erfolgte auf einer höheren Bahn als die nominalen Messungen. Dadurch konnte, der Satellit kalibriert werden ohne Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information zu riskieren, dass er zu tief sinkt und das Ionentriebwerk den Luftwiderstand nicht mehr hätte kompensieren können. GOCE wurde daher ganz allmählich bis zum 13. September auf seine derzeitige „Arbeitshöhe" von nur 259 Kilometern herunter gebracht. Gut für die Mission wirkt sich die gegenwärtige geringe Sonnenaktivität aus, die ein ruhigeres Umfeld für GOCE bedeutet. Die Arbeitsflughöhe konnte so um einige Kilometer niedriger als ursprünglich geplant gewählt werden dadurch werden die Messungen noch präziser. GOCE wird in zwei sechsmonatigen Messkampagnen das Schwerefeld der Erde vermessen und so ein einmalig genaues Modell des Geoids, der Oberfläche eines idealen globalen Ozeans im Ruhezustand ermitteln. Informationen - Rohstoff des 21. Jahrhunderts Informationen sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Das gilt nicht zuletzt auch für Geo-Informationen. Durch die bessere Verfügbarkeit von satellitengestützten Daten werden heute zunehmend Bilddaten und daraus generierte Informationsprodukte für verschiedenste privatwirtschaftliche Anwendungen genutzt. In dieses Feld innovativer Informationsdienstleistungen stößt die im Januar 2001 am Standort Friedrichshafen neu gegründete Astrium-Tochtergesellschaft Infoterra vor. Infoterra erhebt und verarbeitet Fernerkundungsdaten von Erdbeobachtungssatelliten und aus Befliegungen, um kundenspezifische Informationsprodukte herzustellen. Infoterra bietet Geo-Informationen und Softwarelösungen für viele Anwendungsfelder wie beispielsweise für Kartographie, Land- und Forstwirtschaft, Exploration von Rohstoffen und Infrastrukturplanung. Seit dem 15. Juni 2007 hat die Infoterra einen "eigenen" Satelliten. TerraSAR-X, der als Public/Private-Partnership mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR, Köln) entstanden ist startete erfolgreich vom Weltraumbahnhof Baikonur (Kasachstan). Seit Anfang 2008 läuft der reguläre kommerzielle Betrieb. Die Tochter Infoterra GmbH, Inhaber der kommerziellen Nutzungsrechte an den TerraSAR-X Daten, hat sich inzwischen erfolgreich am internationalen Markt für Erdbeobachtungsdaten und –dienste etabliert. Über 50 Infoterra-Partner in 33 Ländern vertreiben und nutzen die Daten. Mit TanDEM-X soll ein weiterer Radarsatellit gestartet werden, der zukünftig mit dem nahezu baugleichen TerraSAR-X als Satellitenkonstellation die Erde umrunden wird - im Formationsflug mit einem Abstand von zeitweise weniger Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information als 200 Metern. Dabei werden die "Zwillinge" im so genannten StripMapModus (3m Auflösung) synchron Daten akquirieren. Die einzigartige Konstellation wird über drei Jahre Hinweg die Datengrundlage für ein globales Höhenmodell liefern, dass in dieser Qualität und Abdeckung einzigartig sein wird. Bereits im Jahr 2013 soll dieses Höhenmodell flächendeckend für die gesamte Landmasse der Erde – immerhin 150 Mio Quadratkilometer – verfügbar sein. Dabei wird die vertikale Genauigkeit zwei Meter, das horizontale Raster 12x12 Meter betragen. Der Start von TanDEM-X mit einer Dnjepr-Rakete von Baikonur ist für 2010 vorgesehen. Auch Europas Meteorologen vertrauen auf Technologie aus Friedrichshafen. Astrium ist am Bau der zweiten Generation europäischer Wettersatelliten beteiligt. Die Satelliten des Typs MSG (Meteosat Second Generation) liefern seit Sommer 2002 an aus einer geostationären Umlaufbahn Daten für die Wettervorhersage. Die Friedrichshafener Satellitenbauer waren für die Untersysteme Energieversorgung, Antriebe sowie Bahn- und Lageregelung verantwortlich. Das System europäischer Wettersatelliten ist seit dem 19. Oktober 2006 durch Metop ergänzt worden. Metop-A, der erste von drei Metop-Satelliten, beobachtet die Erde nicht von einer geostationären Position aus, sondern umrundet sie auf einer erdnahen polaren Umlaufbahn. Metop soll vor allem Daten für mittel- und langfristige Prognosen liefern. Astrium ist Hauptauftragnehmer für diesen Satelliten. Der Standort Friedrichshafen zeichnet für das gesamte Nutzlastmodul und zwei der wichtigsten Messinstrumente verantwortlich. Nach einer längeren, geplanten "Einlagerungsphase" hat das Metop-Team von Astrium die Arbeiten an den B- und C-Modellen wieder aufgenommen. Das Nutzlastmodul von Metop-B wird bis März 2010 komplettiert und dann zur Umwelttestkampagne ins ESATechnikzentrum nach Noordwijk verschickt werden. Dort wird es rund drei Monate lang intensiv getestet. Danach werden in Friedrichshafen die Antennen montiert, bevor Metop-B im November 2010 nach Toulouse geht. Von dort soll der Satellit dann im Januar 2012 nach Baikonur geschickt werden. Der Start von Metop-B ist für den 2. April 2012 vorgesehen. Ein weiterer Satellit zur Erforschung der Erde ist Cryosat-2. Mit seiner Hilfe soll ab 2010 die Dicke von Meer- und Landeis bestimmt werden. Der Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information Standort Friedrichshafen hat die industrielle Führung bei diesem ESAVorhaben. Anfang September 2008 wurde Cryosat-2 zur IABG nach München transportiert, um dort seine Umwelttests zu durchlaufen. Diese sind erfolgreiche abgeschlossen und der Satellit hat seinen Flight-AcceptanceReview erfolgreich absolviert und wartet nunmehr auf seinen Abtransport nach Kasachstan. Der Start von Baikonur mit einer Dnjepr-Rakete ist für den 8. April 2010 geplant. Auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Satelliten und Sonden ist Astrium ebenfalls der führende Anbieter in Europa. Die wissenschaftliche Weltraumforschung stellt höchste Anforderungen an die zu entwickelnden Systeme: Sie müssen kompakt, leicht und robust zugleich sein, extrem niedrigen Energieverbrauch aufweisen, riesige Datenmengen aufzeichnen und diese innerhalb kurzer Zeit zu Bodenstationen auf der Erde übertragen können. Auch autonom müssen diese Systeme mit höchster Zuverlässigkeit funktionieren; über lange Zeiträume und riesige Distanzen. Dass sie diese Herausforderung bestehen und die Grenzen des Machbaren immer wieder ein bisschen hinausschieben können, haben die Satellitenexperten in der Vergangenheit schon oft bewiesen. So hatte die damalige Dornier Satellitensysteme und heutige Astrium die industrielle Führung bei mehreren ESA-Großprojekten, unter anderem beim Bau des europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton (seit dem 10. Dezember 1999 im Dienst) und der vier Cluster-II-Satelliten, die seit Sommer 2000 das Magnetfeld der Erde erkunden. Am 2. März 2004 machte sich die von Astrium als Hauptauftragnehmer gebaute Raumsonde Rosetta sich auf die Reise zum Kometen ChuryumovGerasimenko, um weit draußen in unserem Sonnensystem die Materie in ihrem nahezu ursprünglichen Zustand zu erkunden. Am 5. September 2008 erreichte Rosetta ihr erstes nominelles wissenschaftliches Zielobjekt in rund 360 Millionen Kilometern Entfernung und flog an dem Asteroiden Steins, einem kleinen Mitglied des Asteroiden-Hauptgürtels, vorbei und sammelte wertvolle Informationen über diesen seltenen Typus kleiner Himmelskörper des Sonnensystems. Dabei näherte sich die ESA-Sonde Rosetta dem Asteroiden 2867 Steins auf eine Entfernung von nur 800 km. Steins ist ein kleiner, unregelmäßig geformter Asteroid mit einem Durchmesser von nur 4,6 Kilometern, der zu einer seltenen Kategorie zählt, die bis dahin noch nie direkt von einem interplanetaren Raumfahrzeug beobachtet worden war. Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information Am 13. November 2009 stattete die Raumsonde der Erde letztmalig einen Besuch ab, um in ihrem vierten Swing-by Manöver weitere Geschwindigkeit von rund 48.000 km/h auf rund 61.000 km/h - aufzunehmen. Nächstes Ziel: der Asteroid Lutetia, der im Juli 2010 passiert werden soll. Im Jahr 2014 wird Rosetta nach ihrer fast zehnjährigen, mehr als fünf Milliarden Kilometer langen Reise den Kometen erreichen - in rund 675 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde. Dann soll der Lander Philae auf dem Kometen abgesetzt werden. Bei dieser ersten Landung auf einem Kometen überhaupt, wird sich an Bord des Landemoduls Philae ebenfalls Weltraumtechnologie vom Bodensee befinden. Für die Weltraumsonde Mars Express bauten Friedrichshafener Ingenieure die hochauflösende stereoskopische Kamera HRSC (High Resolution Stereo Camera), die seit Anfang 2004 neue Bilder vom Roten Planeten liefert und das in 3D. Einen Bilderbuchstart legte am 14. Mai 2009 eineAriane-5-Trägerrakete hin. Sie brachte die Wissenschaftssatelliten Herschel und Planck ins Weltall. Herschel, das größte jemals ins All gebrachte Spiegelteleskop, wird das unsichtbare Infrarotlicht ferner Galaxien aufspüren und die Geburt von Sternen und Planeten verfolgen. Der Satellit Planck blickt bis zu den äußeren Grenzen des Weltalls und erforscht die kosmische Hintergrundstrahlung. Beide Missionen sind Meilensteine der modernen Astronomie und Europas wichtigster Beitrag zum Jahr der Astronomie 2009. An beiden Vorhaben der europäischen Weltraumorganisation ESA ist der Raumfahrtkonzern Astrium entscheidend beteiligt. Herschel - Supercooles Teleskop sucht nach der Sternenentstehung Als Teil eines internationalen Industriekonsortiums war der Astrium-Standort Friedrichshafen für das Nutzlastmodul des Herschel-Satelliten verantwortlich, das aus dem Kryostaten (eine Art „Superkühlung"), der optischen Einheit mit den Instrumenten, dem Solargenerator mit Sonnenschutzschild (AstriumTochtergesellschaft Dutch Space) besteht. Außerdem war Astrium (Friedrichshafen) zuständig für Satellitenintegration und Test. Der bei Astrium und Boostec in Toulouse entstandene, sehr leichte, nur 350 Kilogramm wiegende Herschel-Spiegel aus Siliziumkarbid (SiC) mit seinen 3,50 Metern Durchmesser war eine der technischen Herausforderungen bei der Realisierung von Herschel. Herschel ist derzeit das größte abbildende Weltraumteleskop im All. Im Vergleich dazu: das im sichtbaren Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information Wellenlängenbereich arbeitende Hubble-Teleskop ist mit einem nur 2,40Meter-Spiegel ausgerüstet, der rund eine Tonne wiegt. Mit dem Weltraumteleskop Herschel wollen die Wissenschaftler Milliarden von Lichtjahren zurück ins Weltall schauen und damit in die Kinderstube der Sterne blicken. Herschel soll entstehende Sterne und Galaxien im Infraroten mit bis dahin unerreichter Auflösung beobachten. Herschel wird auch noch schwächste Wärmestrahlung von kosmischem Staub detektieren können, wenn er beginnt, sich zu Sternen und Galaxien zu formen. Damit die empfindlichen Instrumente nicht durch die Wärmestrahlung, die beim Betrieb des Satelliten entsteht, geblendet werden, müssen sie im Innern des Kryostaten, eines Kühlbehälters, bis auf minus 271,5 Grad Celsius (weniger als zwei Grad über dem absoluten Nullpunkt) gekühlt werden. Die niedrige Temperatur erreicht man mit 2.300 Litern flüssigem Helium, das für mehr als vier Jahre Betrieb im Weltraum ausreicht. Planck - dem Licht des Urknalls auf der Spur Mit dem Forschungssatelliten Planck wollen die Wissenschaftler eine Art Zeitreise 13,8 Milliarden Jahre zurück zu den Anfängen des Alls unternehmen und das "erste Licht" des Universums aufspüren. Eine Schlüsselrolle beim Einfangen der so genannten kosmischen Hintergrundstrahlung kommt den beiden Teleskopspiegeln des Satelliten zu, die bei Astrium in Friedrichshafen entwickelt und in einer KohlefaserSandwichbauweise realisiert wurden. Ankommende Mikrowellenstrahlung wird über die beiden Planck-Spiegel auf zwei hochempfindliche Instrumente fokussiert. Die kosmische Hintergrundstrahlung ist ein Relikt aus der Frühzeit unseres Universums, nur wenige hunderttausend Jahre nach dem Urknall entstanden, als das Universum noch einige Tausend Grad heiß war. Zu dieser Zeit verbanden sich freie Protonen und Elektronen, die die Richtung der Strahlung abgelenkt hatten, zu neutralen Wasserstoffatomen und das Universum wurde durchsichtig. Das Weltraumteleskop Planck soll diese Strahlung bis zu zweieinhalb Jahre lang an seinem Standort in der Nähe des zweiten Lagrange-Punkts mit einem Hoch- und einem Niederfrequenz-Instrument und in insgesamt neun verschiedenen Frequenzbändern vermessen. Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information Inzwischen haben Herschel und Planck mit ersten wissenschaftlichen Arbeiten begonnen. Das James-Webb--Weltraumteleskop (JWST) bedeutet für Wissenschaftler auf der Suche nach den Ursprüngen unseres Universums einen Quantensprung, denn es kann viel tiefer ins Weltall hinein blicken als das Vorgängerteleskop Hubble. Weil das Licht aus diesen entfernten Regionen des Alls mehrere Milliarden Jahre braucht, um zur Erde zu gelangen, bedeutet dieser Blick in die Tiefe des Alls immer auch einen Blick in längst vergangene Zeiten. Hubbles Blick reicht zurück bis in eine Zeit von rund einer Milliarde Jahren nach dem Urknall. Mit dem JWST (Start 2014) werden Forscher noch weiter zurückblicken können und sehen, was bereits rund 300 Millionen Jahre nach dem Urknall geschehen ist. Möglich wird dies zum einen durch den wesentlich größeren Primärspiegel des neuen Teleskops. Dieser Spiegel wird aus 18 sechseckigen Einzelsegmenten bestehen, die sich erst im All entfalten. Zum anderen sind die Instrumente an Bord des JWST wesentlich empfindlicher als die des Hubble-Teleskops. Eines der wissenschaftlichen Instrumente wird von Astrium im Auftrag der europäischen Weltraumorganisation ESA in Deutschland entwickelt und gebaut. Die Astrium-Raumfahrtingenieure in Ottobrunn und Friedrichshafen verantworten das Infrarot-Spektrometer NIRSpec. NIRSpec ist ein 200 Kilogramm schwerer Spektrograph, der auch schwächste Infrarotstrahlung erkennen kann. Er kann Spektren von bis zu hundert Objekten gleichzeitig registrieren. Damit wird die Beobachtungszeit für die Wissenschaftler 100-fach verlängert. Am 14. Oktober 2009 konnte der NASA die so genannte Engineering Test Unit (ETU) übergeben werden. Mit ihr soll das Zusammenspiel mit anderen Komponenten des JWST überprüft werden. Im Mai 2006 konnte die Astrium den Hauptauftrag für den optischen Astronomiesatelliten Gaia gewinnen. Der Satellit soll 2012 vom Weltraumbahnhof in Kourou gestartet werden und wird eine hochpräzise dreidimensionale Karte unserer Galaxie erzeugen und dazu innerhalb von fünf Jahren die Positionen von mehr als einer Milliarde Sterne vermessen. Die Gaia-Mission wird zum Verständnis des Aufbaus, der Struktur und der Entwicklung unserer Galaxie beitragen. Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information Astrium, Friedrichshafen, ist für das Mechanik- und Thermalsystem sowie die Lieferung von wesentlichen Subsystemen des Gaia-Satelliten verantwortlich. Dieses Paket umfasst neben der Satellitenstruktur auch das Thermal- und das Antriebssystem des Satelliten. Zum Thermalsystem gehört unter anderem ein rund 100 Quadratmeter großer entfaltbares Sonnenschutzschild, das so in Europa noch nie gebaut worden ist. Das Schild sorgt dafür, dass die Temperatur auf der hochsensiblen Optik um weniger als ein Hunderttausendstel Grad schwankt. Einmalig in der europäischen Raumfahrt ist auch der Antrieb für die Lageregelung von Gaia. Der Satellit wird über ein hochpräzises Mikro-Antriebssystem verfügen, das ihn sehr fein und gleichmäßig so dreht, dass der gesamte Himmel nach Sternen abgescannt wird, ohne dabei die Aufnahmen zu verwackeln. Die Qualifikationsprogramme für das entfaltbare Sonnenschutzschild und das Mikro-Antriebssystem werden noch dieses Jahr abgeschlossen. Nach der Lieferung der Struktur für das Service-Modul wurde im Juli 2009 am AstriumStandort Stevenage mit der Systemintegration des Service-Moduls begonnen. Langzeitreise ins innere Sonnensystem: Ziel ist der heiße Merkur Ganz neuen technischen Herausforderungen müssen sich die Friedrichshafener Ingenieure bei der Planetenmission BepiColombo stellen, die sie im Auftrag der ESA entwickeln und bauen. Die sechsjährige Reise (Start 2014) führt zum innersten Planeten unseres Sonnensystems: Merkur. Die dazu erforderliche hohe Bahnbeschleunigung erreicht BepiColombo durch die Kombination von mehren Flyby-Manövern an Erde und Venus in Kombination mit einem solar-elektrischen Ionenantrieb. BepiColombo wird aus drei Modulen bestehen: je einem europäischen und japanischen Orbiter sowie einem Antriebsmodul, das die beiden Sonden zum Merkur transportiert und vor dem Einschwenken in den Merkurorbit separiert wird. Die gesamte Einheit wird etwa fünf Meter hoch sein und rund vier Tonnen wiegen. Rund ein Drittel davon ist Treibstoff. Im Vergleich zur Erde ist der Merkur einer zehnfach höheren Sonnenintensität ausgesetzt. Daraus leiten sich die besonderen technologischen Herausforderungen dieser Mission für Elemente wie Antennen, Isolierung und Solarzellen ab, die unvermeidbar der Sonne ausgesetzt sind. Der Entwicklungsstand der verfügbaren Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information Hochtemperaturmaterialien war in der Anfangsphase des Projekts zu optimistisch eingeschätzt worden und führte zu einer Erhöhung der Startmasse. Deshalb wird nun die Mission von einem Sojus- auf einen Ariane-5-Start umdefiniert. Dadurch erfolgt der Start um ein Jahr verzögert in 2014. Inzwischen ist das Preliminary Design Review für die Mission erfolgreich absolviert worden. Die Tests für die Solarzellen laufen auf Hochtouren, so dass der Auswahlprozess der Zellen in Kürze abgeschlossen werden kann. Die europäische Sonde, der „Mercury Planetary Orbiter“ (MPO), wird mit elf wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet sein. Aus einer polaren Umlaufbahn soll der Orbiter den Merkur mindestens ein Jahr lang erforschen und dabei unter anderem die Planetenoberfläche fotografieren, Höhenprofile des Planeten erstellen, sowie die Zusammensetzung des Merkurs und seiner Atmosphäre erforschen. Der japanische „Mercury Magnetospheric Orbiter“ (MMO) erkundet mit seinen fünf Instrumenten das Magnetfeld des Planeten Friedrichshafen an Bord der Raumstation ISS Die Entwicklung von Lebenserhaltungs-Systemen für Weltraumlabore ist ein weiterer Schwerpunkt der Friedrichshafener Raumfahrtexperten. Astrium entwickelte das Lebenserhaltungs-System für das Europäische Weltraumlabor Columbus und ist dort seit Anfang 2008 als Teil der ISS im Einsatz. Aus dieser Kompetenz heraus entwickelte sich eine Reihe von Spinoff Projekten mit Entwicklungen für Systeme zur Lebenserhaltung in Schutzräumen und U-Booten. Eines der Highlights in 2009 war der erfolgreiche Start des US-Space Shuttles Discovery am 29. August. Mit dem Flug STS-128 wurden zwei anlagen aus Friedrichshafen zur Raumstation gebracht: Der Weltraumkühlschrank Melfi und das materialwissenschaftliche Labor MSL. Beide Experimentier-Einrichtungen sind mittlerweile erfolgreich in Betrieb gegangen. Am 5. April 2010 soll erneut die Discovery (STS-131) Experimentieranlagen von Astrium Friedrichshafen zur ISS bringen; darunter eine dritte Einheit von Melfi und ein weiterer Schmelzofen (SQF) für das MSL. Als Kompetenzzentrum für die Entwicklung von Experimentieranlagen zur Forschung unter Schwerelosigkeit ist Friedrichshafen seit Jahren weltweit führend auf dem Markt. Für die Internationale Raumstation ISS entwickelt Astrium in Friedrichshafen einen großen Teil der Experimentieranlagen, die Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected] Information im Europäischen Columbus-Labor sowie im japanischen Teil der Station eingesetzt werden. amerikanischen und Den Wissenschaftlern wird damit die Möglichkeit geboten, Untersuchungen in allen Disziplinen dieses Forschungsgebietes durchzuführen. Insgesamt befinden sich derzeit sechs "Multi-User Anlagen" von Astrium auf der ISS, die zur Nutzung von verschiedenen Wissenschaftlergruppen bereit stehen. Bisher wurden bereits eine ganze Reihe von Experimenten diesen Anlagen durchgeführt so z.B. aus dem Bereich der Protein-Kristallisation, der Materialwissenschaften und Fluidphysik sowie der Biologie. Weitere Experimente und Anlagen befinden sich bei Astrium in der Vorbereitung für einen späteren Einsatz auf der ISS. Medienkontakt: Mathias Pikelj, Telefon: 07545 8 9123 März 2010 Astrium GmbH, Media Relations, 88039 Friedrichshafen, e-mail: [email protected]