WISSEN AKTUELL Forum für medizinische Fortbildung in AIM Medikamente-Interaktionen können schwerwiegende Folgen haben In vier Tagen quer durch die Allgemeine Innere Medizin: An der Veranstaltung des Forums für medizinische Fortbildung (FOMF) präsentierten namhafte Referenten ein Update zu wichtigen internistischen Themen. A m dritten Tag der FOMF-Veranstaltung standen Updates in Pneumologie, Rheumatologie, Geriatrie und Pharmakologie auf dem Programm. Den Auftakt machte Oberarzt Dr. med. Patrick Brun von der Pneumologischen Universitätsklinik des Inselspitals in Bern mit einer Präsentation über die Diagnostik und Therapie von COPD und Asthma. Im Praxisalltag kommt eine COPD häufig bei (Ex-)Rauchern vor, die über 40 Jahre alt sind und über Auswurf, Husten und Atemnot klagen. Leitsymptome sind eine über Jahre progredient verlaufende Belastungsdyspnoe, chronischer Husten, Auswurf sowie gehäufte Infekte der Atemwege. Für die Basisdiagnostik sind Anamnese, klinische Symptome und Spirometrie mit einer nicht vollständig reversiblen Atemflusslimitierung (FEV1/FVC < 0.70) von Bedeutung. «Für das COPD-Assessment sind unter anderem die Exazerbationen wichtig», erklärte der Pneumologe weiter. Anzeichen für eine Verschlechterung der Krankheit sind zunehmende Atembeschwerden, die über die alltäglichen Schwankungen hinausgehen und eine Änderung der Medikation zur Folge haben. Exazerbationen führen zu vermehrten Spitalaufenthalten, gehen mit einer hohen Morbidität und hohen Kosten einher und sollten deshalb möglichst frühzeitig behandelt werden (kurzwirksame Bronchodilatatoren, Kortikosteroide, Sauerstoffgabe, ggf. Antibiotika). Eine Antibiotikatherapie ist bei mindestens 2 von 3 Anthonisen-Kriterien (1. Zunahme Dyspnoe 2. Zunahme Sputummenge 3. der informierte arzt _ 12 _ 2013 Sputumpurulenz) indiziert. Wie Dr. Brun ausführte, bestehen bei einer COPD oft auch Komorbiditäten, wie Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Infektionen, Lungenkarzinome und psychiatrische Störungen. Die therapeutischen Möglichkeiten einer COPD umfassen Rauchstopp, nicht medikamentöse Massnahmen wie pulmonale Rehabilitation, Impfungen, Langzeit- Sauerstofftherapie, endoskopische oder chirurgische Lungenvolumenreduktion sowie medikamentöse Behandlungen mit Bronchodilatatoren, inhalierbare Kortikosterioden, Phophodiesterase-4-Hemmer. Das Asthma zeigt sich mit charakteristischen (aber nicht spezifischen) Symptomen wie Husten, Atemnot und Wheezing sowie einer nachgewiesenen Atemflusslimitation (Spirometrie mit Nachweis einer Obstruktion oder Peak flow Messungen mit Nachweis einer Variabilität der Messwerte) beziehungsweise einer nachgewiesenen Hyperreagibilität der Atemwege (Methacholintest, Mannitolbronchoprovokationstest). «Auch episodische Symptome, eine positive Familienanamnese für Asthma und Atopien sowie Asthmasymptome als Kind oder bei bestimmter Exposition (z. B. Kälte) sprechen für ein Asthma», Dr. Brun. Ziele der Asthmabehandlung sind: minimale oder keine Symp­ tome, minimale Anzahl von Asthmaepisoden/-anfällen, keine Notfallkonsultationen, minimaler Bedarf an Beta-Agonisten, keine Einschränkung im Alltag und Sport, normale Lungenfunktion und keine Nebenwirkungen der Asthmatherapie. Um diese Ziele zu erreichen sind die bekannte Asthmaauslöser zu meiden, die Patienten zu schulen (Kenntnisse der Erkrankung und deren Behandlung) sowie Medikamente nach dem Grad der Asthmakontrolle (kontrolliert versus partiell kontrolliert oder unkontrolliert) einzusetzen. 61 WISSEN AKTUELL · KONGRESS Dyspnoe schrittweise abklären PD Dr. med. Christophe von Garnier von der Universitätsklinik für Pneumologie in Bern vertiefte das häufige Krankheitsbild der Dyspnoe. «Sie ist chronisch, wenn sie länger als drei Wochen besteht und hat zu 27% bis 33% multiple Ursachen», erklärte der Leitende Arzt. Hinter einer Dyspnoe verbergen sich etwa kardiale (Herzinsuffizienz, KHK, Arrhythmien, Perikarderkrankungen, valvuläre Probleme) oder pulmonale Gründe (COPD, Asthma, Interstitielle Lungenerkrankungen, pulmonale Hypertonie, Pleuraerguss, Neoplasie, Bronchiektasen). Sie kann zudem durch Dekonditionierung, Adipositas, Anämie, Reflux, metabolische Gründen, Leberzirrhose, Schilddrüsenerkrankungen neuromuskuläre Ursachen, Thoraxdeformitäten oder eine Obstruktion der oberen Atemwege ausgelöst werden, aber auch als Ausschlussdiagnose psychogen bedingt sein. Dr. von Garnier empfiehlt, Dyspnoe-Patienten schrittweise und pragmatisch abzuklären. Ein Grossteil der Tests, wie Basislabor, Röntgenthorax, EKG und Spirometrie kann bereits vom Hausarzt durchgeführt werden. Um die Ursache zu finden, sind Anamnese und die Befunde sehr wichtig. So hat der Arzt abzuklären, was die Dyspnoe auslöst, verstärkt und lindert sowie wann und wie sie auftritt. Weitere Hinweise geben die Atmung, der Habitus und der emotionale Status des Patienten. Wann Fieber Rheuma ist Wenn Patienten über Fieber und wandernde Arthralgien klagen, muss die Ursache nicht gleich eine Erkrankung des rheumatischen Formenkreises sein. «Hinter den Symptomen könnte sich auch etwa eine Infektion, ein Malignom/Lymphom oder eine Autoimmunerkrankung verbergen», erklärte die Rheumatologin, Dr. med. Petra Otto vom Kantonsspital St. Gallen. Die Diagnose basiert unter anderem auf einer Anamnese, einer körperlichen Untersuchung, auf Laboranalysen und Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren. Für ein immunologisches Screening sind die ANA-, SS-A-, SS-B- und RF-Werte wichtig. «Eine teure ANCAAnalyse ist hingegen nur bei einem klinischen Verdacht auf eine Vaskulitis indiziert», so Dr. Otto. Eine Autoimmunerkrankung liegt vor, wenn Infektionen und Malignome ausgeschlossen wurden und wenn Anamnese, Klinik, Labor die Diagnose wahrscheinlich oder sicher machen. Hilfreich für die Diagnose ist oft ein Steroidversuch. Allerdings können dabei auch Lymphome primär ansprechen. «Bei immunsupprimierten Patienten kann sich hinter Fieber auch eine Infektion, eine Aktivitätssteigerung der Grunderkrankung oder ein Lymphom verbergen», so die Rheumatologin weiter. Zu beachten ist, dass immunsupprimierte Patienten bei einer In- Tab. 1 Differentialdiagnosen COPD / Asthma Charakteristika COPD Auftreten Lebensmitte Symptome langsam progredient Tageszeitliche Abhängigkeit Vorgeschichte Familienanamnese Rauchexposition fektion eine atypische Klinik zeigen können, kein Fieber und keine oder nur wenige Entzündungsparameter haben müssen. «Persistierendes Fieber unter Antibiose ist suspekt und sollte ohne Rücksicht auf den Aufwand genauer abgeklärt werden», betonte Dr. Otto. Typische Symptome bei einer rheumatoiden Arthritis sind Morgensteifigkeit, meist symmetrische Arthritiden und eine Allgemeinsymptomatik. Nach den neuen Diagnosekriterien von 2010 wird ein Punktescore vergeben für: Art und Anzahl der betroffenen Gelenke, Höhe von Entzündungsparametern, Höhe und Art der Antikörper (Rheumafaktoren, CCP-AK) und Dauer der Symptomatik. Werden mindestens 6 Punkte erreicht, gilt das Vorliegen einer RA als wahrscheinlich. Demenzabklärungen in der Grundversorgung Dr. Med. Markus Anliker, Allgemeinmediziner und Geriater aus Zug thematisierte die Demenz. Als Vorstadium einer Demenz lässt sich, je nach dem wann die Diagnostik betrieben wird, eine milde kognitive Schwäche (MCI) diagnostizieren. Innerhalb eines Jahres konvertieren zirka 10% der MCI-Patienten in ein manifestes Krankheitsstadium einer Demenz. Bei der MCI hat das kognitive Defizit im Gegensatz zur Demenz keine Auswirkungen im Alltag. Depressionen und das Alter fördern die Entstehung einer MCI und Demenz. Dr. Anliker appellierte, bei einer Demenz nicht einfach wegzuschauen, sondern diese abzuklären und andere Krankheiten wie Mangelzustände, Hormonstörungen, Raumforderungen mit einer MRI-Untersuchung oder einen Hydrokephalus auszuschliessen. «Eine Demenzabklärung sollte nicht ohne Informationen von direkten Bezugspersonen durchgeführt werden», betonte der ­Geriater. Zur Einschätzung einer Demenz ist es hilfreich zu prüfen, wie gut sich der Patient an Personen und Ereignissen erinnern kann, ob er getroffene Abmachungen einhalten, sich zeitlich orientieren und Neues lernen kann, wie häufig er Gegenstände verlegt und ob er noch mit den Finanzen umgehen kann. «Ein Minimalstatus-Test (MMS) eignet sich nicht für eine Demenzabklärung, ein MMS ist nur ein Screeningtest», betonte Dr. Anliker. Die Testresultate sollten ausserdem immer im Kontext gewichtet werden. «Und der wesentliche Teil der Demenzbehandlung ist nicht-medikamentös», so der Geriater weiter. Neue Medikamente für den niedergelassenen Internisten Jedes Jahr werden ungefähr 150 neue Medikamente in der Schweiz zugelassen. «Bei den meisten dieser Präparate handelt es sich um Generika, geänderte Dosierungen, Präparate mit neuer Galenik oder neuen Applikationsformen», sagte PD Dr. Alexander Jetter, Oberarzt an der Klinik für klinische Pharmakologie und Toxikologie im Universitätsspital Zürich. 23 Präparate, die letztes Jahr neu auf den Markt kamen, bestanden aus einem neuen Asthma Wirkstoff, darunter sechs mit einem neuen therapeutischen Wirkprinzip. früh, oft in der Kindheit Mit den neuen Medikamenten hat sich tägliche Schwankungen in den letzten Jahren die Behandlung vieler Krankheiten verbessert. «Neue WirkstofVerschlechterung nachts / frühmorgens fe bergen aber immer auch Risiken», betonte Allergie, Rhinitis, Ekzem der Pharmakologe. Immer wieder müssen neue Präparate wegen Toxizität vom Markt genomAsthma men werden. «Wichtig ist, dass niedergelasse- _ 2013 _ der informierte arzt 6212 WISSEN AKTUELL · KONGRESS ne Internisten wie alle anderen medizinischen Fachpersonen einen Verdacht über eine unerwünschte Arzneimittelwirkung an ein regionales Pharmakovigilanz-Zentrum melden, damit der Verdacht weiter untersucht und allenfalls durch die Behörde weitere Massnahmen eingeleitet werden können», betonte Dr. Jetter. Prof. Dr. med. Gerd Kullak-Ublick von der Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsspital Zürich ging auf die Gefahr von Arzneimittel-Interaktionen ein. Sie führen zu 10% zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW), verursachen etwa 7% aller Hospitalisationen und 30% der medikamentenbedingten Todesfälle. Risikofaktoren für Medikamenten-Interaktionen sind unter anderem Polypharmazie, neue Arzneistoffe, mehrere Ärzte und OTC-Präparate. Statistiken zu Folge nimmt die Zahl der UAW mit der Anzahl der eingenommenen Präparate zu und führt zum Beispiel bei jedem zweiten Patienten, der 16 bis 20 Medikamente einnimmt, zu UAW. Prof. Kullak rät, vor allem bei komplexen Therapien ein genaues schriftliches Therapieschema anzufertigen und laufend zu überprüfen, ob jede der verabreichten Substanzen wirklich notwendig ist oder nicht abgebrochen werden könnte. Wichtig ist auch, eingenommene, nicht verschriebene Medikamente aufzulisten. Bei älteren Patienten sollten die Präparate in einer möglichst niedrigen Initialdosierung verabreicht und ein spezielles Augenmerk auf die Verträglichkeit gerichtet werden. Im Internet gibt es für die niedergelassenen Ärzte Tools, mit denen sie einfach per Mausklick sich über mögliche Interaktionen zwischen Medikamenten und allfällige Alternativpräparate informieren können (www.epha.ch, www.mediq.ch). wwClaudia Benetti Quelle: Update Allgemeine Innere Medizin: Forum für medizinische Fortbildung FOMF, 12. – 15. Juni 2013, Technopark Zürich Swiss City Marathon Lucerne Lokale Verantwortung und laufen für einen guten Zweck MSD unterstützte diesen Herbst den Swiss City Marathon Lucerne zum vierten Mal. Über 180 Mitarbeitende und Gäste des Unternehmens nahmen teil und setzten sich gleichzeitig für einen guten Zweck ein. Für jeden gerannten Kilometer spendete MSD einen Betrag zu Gunsten zweier gemeinnütziger Organisationen. Ein Kinderheim in Kenia und die Weihnachtsaktion der Luzerner Zeitung erhielten einen Check im Wert von 20 000 respektive 10 000 Franken. Mit 9640 klassierten Läuferinnen und Läufern verzeichnete der Swiss City Marathon Lucerne 2013 einen neuen Teilnehmerrekord. Als Besonderheit dieser siebten Austragung führte die Strecke zum ersten Mal durch die Luzerner Altstadt. Unter den Teilnehmenden waren über 180 Mitarbeitende, Partner und Kunden von MSD. Das Gesundheitsunternehmen hat einen grossen Teil seiner Schweizer Präsenz in Luzern. Es engagiert sich seit 2010 am Marathon. Von Luzern bis Kenia: jeder Kilometer zählt Das MSD-Team war zum Wohl der eigenen Gesundheit und für einen guten Zweck unterwegs. MSD spendet im Namen der Läuferinnen und Läufer für jeden gerannten Kilometer einen Betrag zu Gunsten zweier gemeinnütziger Organisationen. So können 10 000 Franken an die Stiftung der LZ Weihnachtsaktion ausgesprochen werden. Die Stiftung steht Einzelpersonen und Familien bei, denen die staatliche Fürsorge aus verschiedenen Gründen nicht helfen kann. 20 000 Franken gehen an das Nyumbani Children’s Home in Nairobi, Kenia. Es bietet rund 120 HIV-infizierten Waisen oder von ihren Eltern verlassenen Kindern ein Zuhause, ein geregeltes Leben, medizinische und psychologische Betreuung sowie den Zugang zu Bildung. Lokal integriert, global engagiert Vier von fünf in der Schweiz niedergelassenen Einheiten des Unternehmens befinden sich im Kanton Luzern. Hier arbeiten und wohnen viele Mitarbeitende. Das Engagement am Standort Luzern, für den Marathon und für gemeinnützige Organisationen in der Zent- der informierte arzt _ 12 _ 2013 Wie jedes Jahr ergeben die vom MSD-Läuferteam am Swiss City Marathon Lucerne gerannten Kilometer eine Spendensumme von insgesamt 30000 Franken. Dieses Jahr geht eine Spende an das Nyumbani Home in Nairobi für HIV-infizierte Waisenkinder und an die Stiftung LZ Weihnachtsaktion.(v.l.n.r.) Antonia Lang, Regional Communications Director MSD, Adriaan Ruijs, Managing Director MSD Schweiz, und Erwin Bachmann, Verwaltungsratspräsident LZ Medien und Stiftungspräsident der LZ-Weihnachtsaktion ralschweiz ist für MSD Teil seiner lokalen Verantwortung. MSD enga­ giert sich ausserdem analog seiner weltweiten Ausrichtung mit verschiedenen Projekten für die Verbesserung der Gesundheitskompetenz und unterstützt in der Schweiz zudem klinische Forschung. Mehr zu MSD, zur weltweiten Verantwortung und zum Swiss City Marathon Lucerne: MSD: www.msd.ch / www.msdformothers.com www.merckresponsibility.com Nyumbani Children’s Home: www.nyumbani.org/nyumbani-childrens-home LZ Weihnachtsaktion: www.luzernerzeitung.ch/weihnachtsaktion Swiss City Marathon Lucerne: www.lucernemarathon.ch Quelle: Medienmitteilung MSD 63