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Wer nichts zu sagen hat, sagt es auf Englisch
Hausmeister heißen "Facility Manager", Totengräber "Funeral Master": Sprachschützer nennen die Zunahme englischer
Wörter und Redewendungen schlicht "Imponiergehabe" - und nominierten ihre "Sprachpanscher "des Jahres.
Nominiert als "Sprachpanscher": Bundesbildungsministerin Bulmahn© Bernd Settnik / DPA
Hausmeister heißen "Facility Manager", Totengräber "Funeral Master": Sprachschützer vom "Verein Deutsche Sprache"
(VDS) haben die Zunahme englischer Wörter und Redewendungen in der Deutschen Sprache als "Imponiergehabe"
kritisiert. "Eine Reihe dieser modernen Imponier-Anglizismen bereichert die deutsche Sprache nicht, sondern soll
zeigen: 'Ätsch, ich kann Englisch'", sagte der Vorsitzende Walter Krämer in Münster. "Wer nichts zu sagen hat, sagt es
auf Englisch."
Deutsch nur noch für Oma und Opa
"Das Englische scheint eine Leit- und Obersprache zu sein", beklagte Krämer. "Deutsch ist nur noch für Oma und Opa."
Ein weiterer Grund für die Zunahme des so genannten "Denglisch" sei auch, unangenehme Dinge zu verschleiern.
Krämer nannte vor allem den vom Bundesverband Deutscher Bestatter verwendeten Begriff "Funeral Master" für
Totengräber oder "toilet cleaning set" für Klobürste. Viele Deutsche wollten zudem im Ausland nicht als Deutsche
erkannt werden.
Der Dortmunder Verein, der sich seit gut sechs Jahren gegen die Zunahme angloamerikanischer Wörter und
Redewendungen in der deutschen Sprache wehrt, hat sich in der Vergangenheit mit spektakulären Aktionen gegen das
"Denglisch" gewehrt. Im vergangenen Jahr beispielsweise versteigerten die Sprachschützer die deutsche Sprache
demonstrativ bei Ebay - binnen zwei Tagen lag das Höchstgebot bei mehr als 10 Millionen Euro und wurde nach den
Richtlinien der Internet-Auktionsbörse gestoppt. Mittlerweile zählt der Verein mehr als 19.000 Mitglieder.
"Sprachpanscher" des Jahres
Außerdem gab der Verein seine Kandidaten für den "Spachpanscher des Jahres 2004" bekannt.
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) wurde mit folgender Begründung für den zweifelhaften Preis
nominiert: "Wer mit einer Aktion namens 'Brain-up' für deutsche Spitzenuniversitäten wirbt, hat diese Nominierung
bestens verdient", so Krämer. Die Bundesdelegiertenversammlung des 1997 gegründeten Vereins nominierte außerdem
den Geschäftsführer des Fußballbundesligaclubs Herta BSC, Dieter Hoeneß. Hoeneß sehe wie auch DFB-Präsident
und "Sprachpanscher 2003", Gerhard Mayer-Vorfelder, das Heil des deutschen Fußballs im Anbiedern an die englische
Sprache und lasse seine Kicker in "Warm-up"-Anzügen antreten.
Bulmahn sei zwar mit jüngeren Projekten wie dem Ideenwettbewerb "Zeit für mehr - so stellen wir uns unsere Schule
vor" wieder zu gutem Deutsch zurückgekehrt, räumte Krämer ein. Aber "dieses peinliche 'Brain-up'" sei ein unerreichtes
Armutszeugnis für das ganze deutsche Bildungswesen.
ZDF - auf dem zweiten Auge blind?
Weiterer Anwärter auf den Titel des "Sprachpanschers 2004" sei Markus Schächter, Intendant des ZDF. Schächter sei
verantwortlich für Sendungen wie "Girl Friends", "Kinder-tivi", und "City Dreams": "Das ZDF - auf dem zweiten Auge
blind für Deutsch?", mokierte sich Krämer.
Bis zum 27. August können die gut 19.000 Mitglieder des Vereins den Preisträger per Brief wählen. Andere Preisträger
neben Mayer-Vorfelder sind etwa die Modeschöpferin Jil Sander (1997) sowie der frühere Bahnchef Johannes Ludewig
(1999). Seit 1997 kämpft der Dortmunder Verein Deutsche Sprache gegen die Vermischung der Deutschen Sprache mit
englischen Brocken - das so genannte "Denglisch". (dpa)
URL:
http://www.stern.de/kultur/buecher/sprachschuetzer-wer-nichts-zu-sagen-hat-sagt-es-aufenglisch-525001.html
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