Zahnwale (Odontoceti)

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Factsheet
Zahnwale
(Odontoceti)
Pottwale (Physeter macrocephalus), Hal Whitehead / WWF-Canon
Ordnung
Wale
Cetacea
Unterordnung
Zahnwale
Odontoceti
Familien
Chinesischer Flussdelfin, Südasiatischer Flussdelfin,
Amazonasdelfin, La-Plata-Delfin, Eigentliche Delfine,
Sschweinswale, Pottwal, Zwergpottwale, Schnabelwale,
Gründelwale
Factsheet Zahnwale (Odontoceti)
Zahnwale
Systematik
Zahnwale werden in zehn Familien untergliedert: Chinesischer Flussdelfin (Lipotidae) mit einer Art,
Südasiatischer Flussdelfin (Platanistidae) mit einer
Art, Amazonasdelfine (Iniidae) mit zwei Arten, LaPlata-Delfin (Pontoporiidae) mit einer Art, Eigentliche Delfine (Delphinidae) mit 38 Arten, Schweinswale (Phoconeidae) mit sieben Arten, Pottwal (Physeteridae) mit einer Art, Zwergpottwale (Kogiidae)
mit zwei Arten, Schnabelwale (Hyperoodontidae)
mit 22 Arten und Gründelwale (Monodontidae) mit
zwei Arten. Der Chinesische Flussdelfin ist vermutlich ausgestorben.
Merkmale
Alle Zahnwale atmen durch ein Blasloch, das (vom
Wal aus gesehen) nach links versetzt oben auf dem
Schädel sitzt. In ihren grossen Lungen können sie genug Luft sammeln, um mehrere Minuten lang unter
Wasser zu bleiben und dabei sogar bis zu 2‘000 Meter tief zu tauchen (Pottwal). Unter Wasser orientieren sie sich kaum mit ihren Augen, sondern weitgehend über ihr sehr gutes Gehör. Alle Zahnwale
besitzen die Fähigkeit zur Echoortung. Dabei stossen
sie aus den Nasengängen Laute im hochfrequenten
Bereich – meist im Ultraschallbereich zwischen 20
bis 220 kHz - aus, die von Hindernissen bzw. der
Beute als Schallwellen zurückgeworfen werden.
Schall hat im Wasser eine weitaus höhere Reichweite
als Licht. Diese Schallwellen werden in den ölgefüllten Aushöhlungen des unteren Kieferknochens empfangen und durch den Knochen sowie darüber liegendem Fettgewebe zum Ohr und Gehirn weitergeleitet, wo die Informationen ausgewertet werden.
Die sogenannte Melone, ein fettreiches, linsenförmiges Gebilde im Stirnbereich der Wale, bündelt dabei
die reflektierten Schallwellen zum kaum sichtbaren
Ohr.
Bei vielen Zahnwalarten, darunter auch den meisten
Delfinen, formt das Maul einen deutlichen Schnabel.
Tümmler dagegen besitzen stumpfe Köpfe. Die
Zähne können auf die unterschiedlichste Weise ausgebildet sein. Delfine z.B. besitzen kegelförmige
Zähne, während diese beim Tümmler (Schweinswal)
spatenförmig sind. Der Narwal hat dagegen nur einen langen Stosszahn. Charakteristisch bei den Delfinen ist ihre recht grosse, sichelförmige Rückenfinne.
Zahnwale sind ausser dem Pottwal im Allgemeinen
klein bis mittelgross. Zu den Delfinen gehört die
kleinste Walart, der Hector-Delfin mit einer Länge
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von bis zu 1,5 Metern. Der Pottwal dagegen wird bis
zu 18 Meter lang.
Sozialverhalten und Fortpflanzung
Zahnwale leben meistens in sogenannten Walschulen, d.h. in Gruppen von zwei bis 12 Tieren. Während
Schnabelwale und Zwergpottwale auch einzeln oder
in Kleingruppen anzutreffen sind, schwimmen einige
Delfinarten in Schulen von mehreren Hundert Tieren, der Glattdelfin sogar in Gruppen von über tausend Individuen.
Zahnwale bringen in der Regel nach einer Tragzeit
von durchschnittlich einem Jahr (9 – 16 Monate) ein
Junges zur Welt.
Die meist gesellig lebenden Zahnwalen kommunizieren durch zahlreiche Pfeifflaute. An individuellen
Pfeiftönen kann man auch einzelne Tiere unterscheiden.
Die meisten Zahnwale, deren Lebensdauer bekannt
ist, werden nicht über 25 Jahre alt. Grosse Tümmler
können bis zu 40 Jahre alt werden.
Geographische Verbreitung und Lebensraum
Zahnwale kommen in allen Weltmeeren vor, von den
Polen bis zum Äquator. Daneben bewohnen manche
Arten auch Flüsse oder salzhaltige Seen, wie die
Flussdelfine in Südamerika und Südostasien oder der
Jangtse-Glattschweinswal in China.
Schweinswal (Phocoena phocoena), Naturepl.com / Florian
Graner / WWF
Nahrung
Zahnwale sind Carnivoren und fressen in erster Linie
Fische und Kopffüssler wie Tintenfische und Kraken
sowie auch Krebstiere. Einige Arten wie der Orca
(grosser Schwertwal) machen auch Jagd auf andere
Meeressäuger wie Pinguine und Robben.
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Bestandsgrösse und Gefährdungsstatus
Das Verhältnis der Menschen zu Walen und Delfinen
ist durch Gegensätze gekennzeichnet: Es reicht von
Verehrung, Zuneigung und kultureller Bedeutung bis
hin zu einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Ausbeutung wild lebender Arten. Nur
wenige Tierarten auf dem Land oder im Meer erwecken so viel Ehrfurcht wie die Wale, und kaum andere Arten wurden so massiv durch den Menschen
bedroht. Über die Bestände der meisten Zahnwalarten gibt es keine sicheren Angaben. Da einige saisonal wandern, lange Zeit tauchen und oft in Gruppen
beobachtet werden, ist es mit heutigen Methoden
nicht möglich, genaue Informationen über ihre Bestandsgrösse zu erhalten. Während die Zahl der Pottwale auf mehrere hunderttausend Individuen geschätzt wird, gibt es vom Maui-Delfin gemäss der
Weltnaturschutzunion IUCN wahrscheinlich nur
noch rund 55 adulte Exemplare.
In der Roten Liste von IUCN werden von den 76 bekannten Arten fünf Arten, bzw. Unterarten als „vom
Aussterben bedroht“ eingestuft: Kalifornischer
Schweinswal (Phocoena sinus) mit knapp 100 Individuen, Schweinswal-Unterart in der Ostsee (Phocoena
p. phocoena) mit rund 450 Individuen, Maui-Delfin
(Cephalorhynchus hectori maui), eine Unterart des
Hector-Delfins (55 Individuen), Jangtse-Glattschweinswal-Unterart (Neophocaena a. asiaeorientalis) in China mit etwa 1‘000 Individuen und Chinesischer Flussdelfin (Lipotes vexillifer). Dieser wurde
2002 das letzte Mal gesichtet und ist wahrscheinlich
ausgestorben. Als „stark gefährdet“ eingestuft sind
zwei Arten: Südasiatischer Flussdelfin (Platanista
gengetica) und Hector Delfin (Cephalorhynchus hectori).
Gangesdelfin (Platanista gangetica), François Xavier
Pelletier / WWF
Bedrohung
Beifang
Heute geht die grösste Gefahr für die meisten Zahnwale von der kommerziellen Fischerei aus. Wissenschaftler schätzen, dass jährlich über 300‘000 Wale,
Delfine und Tümmler in Schleppnetzen und anderen
Fanggeräten sterben. Besonders der kleine Maui-Delfin vor der Küste Neuseelands ist durch Stellnetze
bzw. abgetriebene Stellnetze bedroht, da das Echolot
der Delfine die feinen Nylonnetze nicht wahrnehmen
kann. Auf die gleiche Weise bedroht sind der Kalifornische Schweinswal, dessen Zahl auf nur noch etwa
100 Individuen gesunken ist, und der Schweinswal in
der Ostsee, dessen Zahl auf knapp 450 geschätzt
wird.
Weitere Bedrohungen
Auch der Klimawandel kann Wanderung, Fortpflanzung und Ernährungsgrundlage einiger Walarten
empfindlich stören, besonders in den Polarregionen.
Betroffen sind vor allem die Weiss- und Narwale. Das
Futterplankton reagiert sehr empfindlich auf Wärmeunterschiede: je wärmer das Gewässer, desto weniger Plankton ist vorhanden.
Weniger Niederschlag und mehr Wasserentnahme
aus den Flüssen für die Landwirtschaft können für
Flussdelfine bedrohlich werden. Aber noch gravierender für Flussdelfine sind Flussfragmentierung
durch den Bau von Staudämmen und Staustufen.
Diese verhindern den genetischen Austausch der Populationen. In Brasilien beispielsweise bedrohen
zahlreiche Ausbaupläne der Wasserkraft die Lebensräume der Flussdelfine. Flussdelfine leiden auch unter der Überbelastung der Süsswasserökosysteme.
Das Quecksilber zum Gewinnen des Goldes im Kleinbergbau zum Beispiel schadet ihrer Gesundheit. Besonders in Asien ist verschmutztes Flusswasser ein
Problem. Abwasser gelangen ungeklärt in die Flüsse
und der Regen schwemmt zusätzlich Schadstoffe von
den Äckern in die Flüsse. Ebenso verringert die
Überfischung die Lebensgrundlage der Flussdelfine.
Seit 2002 wird die Anzahl der Flussdelfine in Brasilien auch direkt reduziert wegen der illegalen Tötung
durch Fischer. Diese halten die Delfine einerseits für
„Fischräuber“ und andererseits verwenden sie ihre
Kadaver als Köder für kommerzielle Fische wie den
Silberantennenwels (genannt Piracatinga).
Weitere Gefahren gehen von der Meeresverschmutzung durch giftige Substanzen wie DDT und PCBs
aus, die Immunsystem und Fortpflanzungsfähigkeit
der Tiere schädigen. Öl- und Gasförderung in ihren
Nahrungsgründen sowie zunehmende Lärmbelastung (Störung ihres Sonarsystems zur Orientierung)
und Zusammenstösse mit Schiffen bedrohen ebenfalls viele Walarten.
Auch direkte Jagd für kommerzielle Zwecke oder
zum Eigenbedarf stellt gemäss dem Wissenschaftlichen Komitee des IWC (Internationale WalfangKommission) für manche Kleinwalarten eine Gefahr
dar. Beispiele sind die nicht nachhaltige Jagd japanischer Fischer auf Dall-Hafenschweinswale
(Phocoenoides dalli) und Streifendelfine (Stenella
coeruleoalba) oder in den vergangenen Jahren die
unbeschränkte Jagd auf Weiss- und Narwale durch
die Inuit vor Grönland. Gerade Narwale sind auch für
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kommerzielle Zwecke interessant wegen des bis zu
drei Meter langen Stosszahnes der Männchen
WWF-Engagement
© 1986 Panda Symbol WWF ® «WWF» ist eine vom WWF eingetragene Marke
Seit seiner Gründung setzt sich der WWF weltweit
dafür ein, die Bedrohungen der Wale zu verringern
So unterstützt der WWF beispielsweise die Einrichtung von Meeresschutzgebieten für Wale und andere
Arten und arbeitet an nationalen und internationalen
Konventionen und Vereinbarungen zum besseren
Schutz der Wale mit. Mit seinem Action Plan 20122020 setzt sich der WWF das Ziel dazu beizutragen
bis 2020 den Beifang in der modernen Fischerei zu
reduzieren bzw. zu eliminieren (zur Zielgruppe gehören Schweinswale in der Ostsee, Kalifornischer
Schweinswal und La Plata Delfin an der Atlantikküste Südamerikas), Schiffskollisionen zu verringern,
Wale vor Umweltgiften zu schützen, den Lärm in den
Ozeanen (verursacht durch Schiffe, Abbau von Bodenschätzen und militärische Aktivitäten) zu reduzieren, die Auswirkungen des Klimawandels auf die
Wale so gering wie möglich zu halten und die Lebensweise der Wale weiter zu erforschen. Für im
Süsswasser lebende Wale und Delfine setzt sich der
WWF das Ziel dazu beizutragen, dass stark bedrohte
Populationen bis 2020 geschützt sind und auf eine
gesunde Anzahl gewachsen sind. Das bedeutet die
Eliminierung bzw. Reduzierung des Beifangs und direkten Fangs dieser Süsswasserarten u.a. mithilfe
entsprechender Gesetze, die Förderung von nachhaltigem Fischfang sowie alternativer Einkommensquellen für die Bevölkerung, die Vermeidung der Zerstörung der Lebensräume (z.B. Staudämme) durch
wirksame Gesetze und die Senkung bzw. Eliminierung chemischer und akustischer Bedrohung durch
Anpassungen der Industrie. Gleichzeitig sollen Populationstrend, Gesundheit und Bedrohung der Süsswasserarten weiter wissenschaftlich untersucht werden.
Der WWF unterstützt auch nachhaltiges und kontrolliertes «Whale Watching». Diese sanfte «Nutzung»
der Wale ist wirtschaftlich gesehen viel einträglicher
als der kommerzielle Walfang.
Ausserdem fördert der WWF die Entwicklung von
Wal-, Delfin- und Meeresschildkröten-freundlichen
Fanggeräten.
Gleichzeitig sensibilisiert der WWF die Bevölkerung
und versucht zum Beispiel mit einer öffentlichen
Kampagne die neuseeländische Bevölkerung auf den
vom Aussterben bedrohten Maui-Delfin aufmerksam
zu machen.
Vereinzelt kommen sogar Umsiedlungen in Frage: So
werden in China seit 1990 mit Unterstützung des
WWF einzelne Jangtse-Glattschweinswale vom stark
verschmutzten Jangtse in Altarm-Reservate umgesiedelt, um sie vom Aussterben zu bewahren. Sein Bestand schrumpft im Jangtse jährlich um etwa 13,7
Prozent. Da aber solche Umsiedlungen nicht ausreichen, arbeitet der WWF entlang des Jangtse-Flusses
auch mit Bauern und Fischern, hilft Industrieparks
ihre Wassereffizienz zu verbessern und die Gewässerverschmutzung zu reduzieren.
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