die Meere an titans nordpol nasa stellt infrarote himmelskarte vor

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Blick in die Forschung: Nachrichten
Die Meere an Titans Nordpol
N
eben der Erde ist der größte Saturnmond Titan der einzige
Himmelskörper im Sonnensystem, auf dessen Oberfläche
sich beträchtliche Ansammlungen von Flüssigkeiten über längere Zeiträume hinweg halten können. Der US-Raumsonde Cassini
gelangen im Juli und September 2013 im infraroten Spektralbereich detaillierte Bilder der Nordpolarregion, in der sich der
größte Teil der Meere und Seen auf Titan befindet. Die Bilder erNASA / JPL / Caltech / SSI / JHUAPL / University of Arizona
lauben es erstmals, die gesamte Ausdehnung dieser »Gewässer«
zu erfassen. Auf Grund der niedrigen Oberflächentemperaturen
auf Titan von im Mittel minus 190 Grad Celsius bestehen diese
natürlich nicht aus flüssigem Wasser, sondern aus Kohlenwasserstoffen wie Methan und Ethan.
Dass die Meere erst jetzt, rund neun Jahre nach der Ankunft
von Cassini im Saturnsystem, vollständig abgebildet werden
konnten, liegt an den ausgeprägten Jahreszeiten von Titan. Auf
der Nordhalbkugel herrschte bei Ankunft Winter und sie lag im
Dunkel der Polarnacht. Außerdem befand sich in den letzten
neun Jahren über dem Titan-Nordpol eine zusätzliche Schicht aus
Wolken und Dunst, die auch im Infraroten undurchsichtig war.
Sie hat sich aufgelöst, als die Temperaturen im Norden anstiegen.
Überrascht waren die Forscher am Jet Propulsion Laboratory
der NASA, als sich um die Methanmeere herum helle Säume
Aus Aufnahmen der US-Raumsonde Cassini wurde diese globale
zeigten. Sie könnten darauf hindeuten, dass ihre Flüssigkeits-
Ansicht der nördlichen Hemisphäre des Saturnmonds Titan zusam-
spiegel nicht konstant sind, sondern gewissen Schwankungen
mengesetzt. Die dunklen Flecken nahe der Bildmitte sind Seen und
unterliegen. Ähnlich wie Salzseen auf der Erde trocknen manche
Meere aus flüssigem Methan und Ethan.
der Seen und Meere teilweise aus und lassen auf den trockengefallenen Seeböden ehemals in der Flüssigkeit gelöste Stoffe
zurück. Im Fall der Titan-Meere handelt es sich dabei aber nicht
Süddeutschland finden. Auf Titan besteht die Oberfläche aber
um Salze, sondern um organische Stoffe.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Nordpolarregion
nicht aus Kalkstein, sondern aus Wassereis, dass bei den tiefen
von Titan eine Karstlandschaft mit Höhlen und Einbruchstrich-
ches Szenario nun zutrifft, können erst weitere Beobachtungen
tern ist, wie sie sich zum Beispiel auf der Schwäbischen Alb in
klären.
Temperaturen auf dem Saturnmond so hart wie Fels ist. WelNASA, 24. 10. 2013
NASA stellt infrarote Himmelskarte vor
K
ürzlich veröffentlichte die
mit die Qualität der Himmels-
Jahr verstrich, haben sich nahe
solche Bewegungen heraus-
US-Raumfahrtbehörde
durchmusterung von WISE
Sterne oder Braune Zwerge
filtern und für Nachbeobach-
NASA die gesamten Bildda-
weiter gesteigert. So zeigen
durch ihre Eigenbewegungen
tungen vormerken. Vielleicht
ten des Infrarotsatelliten
sich erstmals lichtschwache
relativ zu Hintergrundobjekten
lernen wir auf diese Weise bald
»Wide-Field Infrared Survey
Objekte wie weit entfernte
etwas verschoben. Mittels Com-
weitere nahe Nachbarsterne
Explorer« WISE in Form des
Galaxien, die sonst im Bildrau-
puterprogrammen lassen sich
kennen.
Himmelsatlas Allwise. Der
schen untergingen. Von jeder
Satellit durchmusterte im Jahr
der vielen Millionen Punkt-
2010 den gesamten Himmel
quellen in den Himmelskar-
bei vier Wellenlängen im
ten liegen mehrere Dutzend
infraroten Spektralbereich.
Einzelmessungen vor, die über
In einem zweiten Durchgang
eine umfangreiche Datenbank
wurde der gesamte Himmel
erneut aufgenommen, dabei
zugänglich sind.
Eine weitere interessante
galt das Interesse der Forscher
Nutzung der Allwise-Karten
beweglichen Himmelskörpern
ist die Suche nach leucht-
wie Asteroiden und Kometen.
schwachen Sternen in unserer
Durch die Überlagerung der beiden Himmelsdurchmusterungen
unmittelbaren kosmischen
des Infrarotsatelliten WISE treten leuchtschwache Objekte wie eine
Bildsätze, so wird die Belich-
Umgebung. Da zwischen den
weit entfernte Galaxie erstmals aus dem Grundrauschen der Bilder
tungszeit verdoppelt und so-
Durchmusterungen ein halbes
hervor (linkes Teilbild).
Überlagert man die beiden
14
Januar 2014
NASA / JPL-Caltech / UCLA
Allwise
NASA, 14. November 2013
WISE
Sterne und Weltraum
N
icht einladend sind die Bedingungen
sie also nur rund eine Million Kilometer
auf dem annähernd erdgroßen Exo-
(die 2,6-fache Distanz von der Erde zum
planeten Kepler 78 b, der sein Zentralge-
Mond) von der Oberfläche ihres sonnen-
stirn in nur 8,5 Stunden umrundet: Seine
ähnlichen Sterns.
Oberfläche dürfte zwischen 2000 und
Kepler-78b
Nun konnten die beiden Forscherteams
3000 Grad Celsius heiß sein. Nun konnten
um Andrew W. Howard von der University
zwei Forscherteams die Masse und damit
of Hawaii und Francesco Pepe vom Ob-
die mittlere Dichte dieser heißen Erde
servatoire Astronomique de l‘Université
bestimmen. Kepler-78b wurde als Transit-
de Genève unabhängig voneinander
planet vom Weltraumteleskop Kepler der
die Masse von Kepler-78b mit Hilfe der
Nur rund eine Million Kilometer trennen
NASA aufgespürt. Er wandert von uns aus
Radialgeschwindigkeitsmethode bestim-
den Exoplaneten Kepler-78b von der Ober-
gesehen in regelmäßigen Abständen vor
men. Beide Teams kommen innerhalb der
fläche seines sonnenähnlichen Zentralge-
der Scheibe seines Zentralgestirns durch
Messfehler auf einen Wert zwischen 1,7
stirns.
und verringert dabei dessen Helligkeit
und 1,9 Erdmassen. Aus der bekannten
geringfügig.
Größe von Kepler-78b errechnete das
Mit einer Umlaufperiode von 8,5 Stun-
Team von Howard eine mittlere Dichte
metallischem Eisen gliedern. Durch die
den ist Kepler-78b der derzeitige Rekord-
von 5,3 Gramm pro Kubikzentimeter, die
extrem hohe Bestrahlung in der unmit-
halter für die kürzeste Jahreslänge. Aus
Forscher um Pepe 5,6 Gramm pro Kubik-
telbaren Nähe zum Stern ist die gesamte
den Daten von Kepler ging hervor, dass
zentimeter. Aus diesen Werten ergibt sich,
Oberfläche geschmolzen. Der ganze Pla-
diese Welt den 1,2-fachen Durchmesser
dass Kepler-78b ein Felsplanet aus Silikat-
net dürfte somit eine glühende Lavahölle
der Erde (15 000 Kilometer) aufweist und
gesteinen ähnlich wie die Erde sein muss.
sein und ist deswegen für Leben, wie wir
ihr Zentralgestirn in einem Abstand
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird
von anderthalb Millionen Kilometern
sich das Innere von Kepler-78b in einen
umrundet. Bei ihren Umläufen trennen
silikatischen Mantel und einen Kern aus
es kennen, denkbar ungeeignet.
Nature, DOI: 10.1038/nature12767
und Nature, DOI: 10.1038/nature12768
Zwei Raumsonden fliegen zum Mars
I
m November 2013 wurden gleich zwei Raumsonden auf
wirkungen mit dem Sonnenwind. Sie soll vor allem die Frage
den Weg zum Roten Planeten geschickt. Den Auftakt mach-
klären, ob und wie der Mars im Lauf der rund 4,6 Milliarden
te die indische Sonde Mangal­yaan (Hindi = Marsfahrzeug)
Jahre seit seiner Entstehung den Großteil seiner Gashülle
oder »Mars Orbiter Mission«. Sie hob am 5. November 2013
verlor. Dazu bestimmt MAVEN den Abfluss geladener Partikel
vom indischen Startzentrum Sriharikota ab und befand sich
aus der Atmosphäre und analysiert die chemische Zusam-
zum Redaktionsschluss noch auf einer weiten Parkbahn um
mensetzung ihrer obersten Schichten.
ISRO / NASA, November 2013
die Erde. Sie sollte am 30. November mittels eines Schubmanövers in die Transferbahn zum Mars eintreten.
Die zweite Sonde, MAVEN von der US-Raumfahrtbehörde
NASA, wurde dagegen auf den direkten Weg zum Mars gebracht.
Nur rund 50 Minuten nach dem Abheben von Cape Canaveral in
Florida am 18. November 2013 befand sich die »Mars Atmosphere and Volatile Evolution Mission« schon auf der Transferbahn.
Beide Raumfahrzeuge sollen um den 22. September 2014 in
Umlaufbahnen um den Roten Planeten eintreten.
Die indische Sonde Mangal­yaan dient vor allem der ErNASA-JPL / Corby Waste
probung von Technologien für den Flug durch den interplanetaren Raum, sie ist aber auch mit fünf wissenschaftlichen
Instrumenten ausgerüstet. Sie sollen Daten und Bilder der
Marsoberfläche aufnehmen und die Atmosphäre untersuchen. Sollte die Mission gelingen, so wäre Indien dann
Mitglied in einem exklusiven Klub, denn bislang konnten nur
die USA, Russland und Europa erfolgreich Sonden zum Roten
Planeten entsenden.
Die US-Sonde MAVEN widmet sich ausschließlich der
Erkundung der dünnen Marsatmosphäre und ihrer Wechsel-
www.sterne-und-weltraum.de
Ab September 2014 soll die US-Raumsonde MAVEN die dünne
Marsatmosphäre und ihre Wechselwirkungen mit dem Sonnenwind erkunden.
Januar 2014
15
David A. Aguilar, Harvard-Smithsonian
Center for Astrophysics (CfA)
Welt der Extreme: Kepler-78b
KURZ & Bündig
Ein kompaktes Planetensystem um KOI 351
Der Start des Astrometriesatelliten
Gaia ist nun für den 19. Dezember 2013
um 10:12 Uhr MEZ geplant, nachdem
defekte Bauteile ersetzt wurden. Zu
Gaia stehen umfangreiche didaktische
Materialien bereit, siehe S. 112.
GOCE verglüht
Der im März 2009 gestartete ESA-Satellit
GOCE »Gravity field and steady-state
Ocean Circulation Explorer« zur Erkundung des Erdschwerefelds verglühte
am 11. November 2013 in der Nähe der
Falkland-Inseln. Der Satellit führte doppelt so lange wie geplant seine Messungen durch.
Ein Transneptun mit
extrem geringer Dichte
Das Kuipergürtelobjekt 2002 UX25
weist eine Dichte von nur 0,8 Gramm
pro Kubikzentimeter auf, weniger als
die Dichte von Wassereis. Dies ist umso
erstaunlicher, da der Himmelskörper
rund 650 Kilometer groß ist und somit
eine höhere Dichte haben müsste.
Ein Schwarm erforscht
das Erdmagnetfeld
Mit einer Rockot-Trägerrakete starteten am 22. November 2013 die drei
Satelliten des Swarm-Programms der
ESA. Sie werden in den nächsten vier
Jahren das Erdmagnetfeld mit hoher
räumlicher und zeitlicher Auflösung
erkunden.
P/2013 P5 – ein Asteroid
mit sechs Schweifen
Der rund 480 Meter große Himmelskörper P/2013 P5 rotiert so schnell,
dass er dabei Materie verliert. Dadurch
bildet er mehrere lang gestreckte
Staubschweife aus, die von ihm in
gerader Richtung fortstreben. Der
Himmelskörper ist eine Spielart der
»aktiven Asteroiden«.
Weitere aktuelle Meldungen
aus Astronomie und Raumfahrt
finden Sie auf
www.sterne-und-weltraum.de und
www.twitter.com/Sterne_Weltraum
E
ine internationale Forschergruppe
auf vier weitere Objekte im Umlauf um
um Juan Cabrera vom Institut für
diesen Stern.
trums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
ten erinnert deutlich an unser Sonnen-
Berlin-Adlershof stieß in den Messdaten
system: Die beiden äußersten Planeten
des Weltraumteleskops Kepler auf bis zu
sind Gasriesen und umrunden ihren
sieben Planetenkandidaten, die den Stern
sonnenähnlichen Stern in 331 bezie-
KOI 351 umrunden. Sollte sich dieser
hungsweise 211 Tagen. Ihre Durchmesser
Fund mittels nachfolgender Untersu-
betragen das 11,3- und 8,1-fache des Erd-
chungen bestätigen lassen, so wäre KOI
durchmessers, damit ähneln sie Jupiter
351 derjenige Stern, der von den meisten
und Saturn. Da alle sieben Planetenkan-
Planeten umrundet wird, die einen Tran-
didaten mit der Transitmethode aufge-
sit ausführen.
spürt wurden, gibt es keine Informatio-
Planetenforschung des Deutschen Zen-
Die Anordnung der Planetenkandida-
Zudem ware es ein überaus kompaktes
System, denn alle sieben möglichen Pla-
nen über ihre Massen.
Ihnen folgen nach innen drei weitere
neten umkreisen ihren Stern innerhalb
Objekte, die 125, 92 und 60 Tage für ihre
eines Erdbahnradius. Derzeit muss bei
jeweiligen Umläufe benötigen. Sie sind
allen sieben Planeten noch von Kandi-
alle ungefähr gleich groß und erreichen
daten gesprochen werden. Bislang war
den 2,8-fachen Durchmesser der Erde.
es den Astronomen nicht möglich, ihre
Bei ihnen kann es sich entweder um so
Existenz mittels anderer Messverfahren
genannte Super-Erden oder Mini-Neptune
zu bestätigen.
Für ihre Untersuchungen verwende-
handeln, weitergehende Aussagen sind
derzeit nicht möglich.
ten die Astronomen um Cabrera öffent-
Den Abschluss nach innen bilden
lich zugängliche Messdaten des Kepler-
zwei Planeten mit etwa der 1,2-fachen
Teleskops. Sie werteten diese mit einer
Größe der Erde, die ihren Stern in 8,7
eigenen neu geschaffenen Software aus.
beziehungsweise 7 Tagen umlaufen. Bei
Bei KOI 351 waren die Astronomen des
ihnen dürfte es sich um felsige Körper
Kepler-Teams der NASA bereits auf drei
ähnlich der Erde handeln. Allerdings sind
mögliche Planeten gestoßen. Sie wurden
sie durch ihre große Nähe zum Zentralge-
vom Team um Cabrera nicht nur bestä-
stirn für Leben viel zu heiß.
tigt, sondern es fanden sich Hinweise
h
g
f
e d
Cabrera, J. et al., Astrophysical Journal, eingereicht, 2013
b
c
KOI 351
Merkur
Venus
Erde
Mars
DLR / SuW-Grafik
Neuer Starttermin
für Gaia
Im Vergleich zu unserem Sonnensystem sind die bis zu sieben Planetenkandidaten von KOI 351 sehr dicht innerhalb eines Erdbahnradius um ihren
sonnenähnlichen Stern angeordnet. Ihre Bahnen sind rot wiedergegeben, die
Bahnen von Mars, Erde, Venus und Merkur in Hellblau.
16
Januar 2014
Sterne und Weltraum
Die neue EQ8 !
Technische Daten zur
EQ8 HIGH PRECISION EQ MOUNT:
Sehr tragfähiges Säulenstativ, schwarz eloxiert - 31 kg
Stromversorgung: DC 12V
EQ 8 Montierungskopf, schwarz eloxiert - 28,5 kg
Gegengewicht mit 31,5 mm Bohrung - 10 kg
SynScan Handsteuerung mit 42.000 Objekten
Tragekapazität: 50 kg
R.A.Schneckenrad (Aluminium) D=219,5mm,
435 Zähne
Dec.Schneckenrad (Aluminium) D=219,5mm,
435 Zähne
R.A.Achse (Aluminium) D=55 mm
Dec.Achse (Aluminium) D=55 mm
Gegengewichtsstange D=31,5 mm
Polhöhen(fein-)einstellung zwischen 15º - 65º
Horizontale Ausrichtung: ±10 º
Polare (Fein-)einstellung: via Software oder
externer Polsucher Optik
optische Encoder für RA und DEC integriert
PEC-Steuerung im parallaktischen Modus
DC12V Schrittmotoren
Nachführgeschwindigkeiten: Siderisch, Solar, Lunar, “PEC + Siderisch”
Nachführmodi: RA (äquatorial) und dual (z.B. Satellitentracking)
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Januar 2014
17
IceCube findet mehr Neutrinos
V
iele Monate waren »Ernie« und »Bert« alleine: Zwei
enorm energiereiche Neutrinos, die vermutlich von
außerhalb des Sonnensystems den Weg zur Erde fanden. Seit
der Supernova SN 1987A vor mehr als 25 Jahren waren sie die
einzigen extrasolaren Geisterteilchen, von denen Forscher mit
einiger Sicherheit sagen konnten, dass sie nicht aus der Sonne
oder aus Prozessen in der Atmosphäre stammten. Die jetzt
analysierten Daten wurden mit dem Detektor IceCube im antarktischen Eis gesammelt. Die Wissenschaftler der IceCubeSven Lidstrom / IceCube / NSF
Kollaboration entdeckten darin gleich 26 weitere Signale, die
jeweils von einem Neutrino von außerhalb des Sonnensystems stammen könnten.
Als bei der ersten Auswertung der Daten im Frühjahr nur
»Ernie« und »Bert« aufgetaucht waren, waren die Forscher erstaunt, dass aus dem tiefen Weltraum nur so wenige Neutrinos zur Erde dringen. Eigentlich müssten sie in der Milchstraße in großer Anzahl erzeugt werden – beispielsweise in den
Stoßfronten von Supernova-Explosionen, die für viele Jahre
Mitten im antarktischen Eis sucht der Detektor IceCube nach
durch den interstellaren Raum rasen und dabei viele Teilchen
rätselhaften Teilchen aus dem All.
auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigen.
Anders als Atomkerne und Elektronen werden Gammastrahlen und Neutrinos nicht von magnetischen Feldern
Neutrinos mit einer geringeren Energie aufspüren als jene
in der Milchstraße abgelenkt: Sie deuten direkt zum Ort
rund 1000 Billionen Elektronvolt, die den beiden Star-Neutri­
ihrer Entstehung und verraten Forschern daher, was rund
nos zugeordnet werden. 26 weitere Signale in den Detektoren
um ausgebrannte Sterne vor sich geht. IceCube soll unter
gehen vermutlich auf andere extrasolare Neutrinos zurück.
anderem solche Neutrinos auffangen. Der Detektor besteht
Bei etwa zehn von ihnen handelt es sich vermutlich um eine
aus 5160 Photomultiplier-Röhren, die zwischen 1450 und
falsche Fährte: Sie könnten aus der Erdatmosphäre stammen,
2450 Meter tief im Boden der Antarktis vergraben sind. Trifft
von so genannten Myonen, die in den Detektor fallen, oder
ein Neutrino mit einer Energie von mehr als 30 Billionen
von Neutrinos, die in Kernreaktionen zwischen kosmischer
Elektronvolt auf das Eis zwischen den Röhren, werden dabei
Strahlung und Luftmolekülen entstanden sind. Mehr als die
andere Elementarteilchen erzeugt, die von den im Eis vergra-
Hälfte der 26 Neutrinos stammt aber mit hoher Wahrschein-
benen Detektoren nachgewiesen werden können.
lichkeit von außerhalb unseres Sonnensystems – woher
Die Forscher werteten die Daten von 662 Messtagen aus.
Dank eines neuen Analyseverfahrens konnten sie nun auch
genau, können die Forscher jedoch nicht sagen. Science 10.1126/science.1242856, 2013
»Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel
M
it etwas Glück können Sie ein Exemplar
der DVD mit der interessanten Doku-
mentation des Discovery Channels »Stephen
Senden Sie die Ziffern der Fragen und den
jeweils zugehörigen Buchstaben der richtigen
Lösung bis zum 8. Januar 2014 per E-Mail mit der
Hawkings Großer Entwurf« aus dem Hause
Betreffzeile »Neptun« an:
Polyband gewinnen.
[email protected]
Frage 1: Den äußersten Plane-
Frage 2: Der größte Neptun-
ten Neptun umkreisen:
mond heißt:
deckte man im Jahr:
a) 18 Monde
a) Ganymed
a) 1984
b) 16 Monde
b) Titan
b) 1986
c) 14 Monde
c) Triton
c) 1989
Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 8. Januar 2014 die
richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil.
Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs.
Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft
18
Januar 2014
Frage 3: Die Neptunringe ent-
Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch
der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an.
Sterne und Weltraum
Lichtechos vom galaktischen Zentrum
Vor 50 Jahren
it dem Röntgenstrahlen-
M
so heiß ist, dass sie auch Rönt-
teleskop Chandra konn-
genstrahlung freisetzt. Die
te ein Forscherteam um Maica
Forscher um Clavel vermuten,
Die explodierende Galaxie M 82
Clavel von der Université Paris
dass Sagittarius A* während
»Das berechtigte Interesse für die
Diderot nachweisen, dass vom
der Ausbrüche im Röntgen-
Galaxie M 82 (oder NGC 3034)
Schwarzen Loch im Zentrum
licht rund eine Million mal
gipfelte kürzlich in sensationell
unseres Milchstraßensystems
heller leuchtete als derzeit
aufgemachten Zeitungsmeldungen.
in den letzten Jahrhunderten
beobachtet.
mindestens zwei helle Aus-
… Bekanntlich werden die Galaxien
Auf den Bildern von Chan­
… in drei Hauptgruppen unterteilt, in irreguläre, elliptische
brüche ausgingen. Um diesen
dra, die im Zeitraum von
und Spiral-Systeme. … Die sogenannten Irr-II-Systeme zeichnen
auf die Spur zu kommen,
1999 bis 2011 entstanden,
sich durch Dunkelwolken aus ... Zu dieser Klasse wurde M 82
beobachteten die Astronomen
zeigen sich zwei verschiedene
gerechnet … Die chaotische Struktur von M 82 wird hauptsäch-
Röntgen-Lichtechos, die an
Lichtechos, die unterschied-
lich von Filamenten gebildet, die sich bis zu 10 000 Lichtjahren
Wolken aus Gas und Staub im
liche Helligkeitsverläufe
… in der kleinen Achse des Systems ausdehnen. … Die Filamente
Bereich des galaktischen Zen­
aufweisen. Ein Lichtecho
im nördlichen Teil scheinen relativ zum Kern bis zu 100 km/
trums reflektiert wurden (sie-
verblasst innerhalb von zwei
sec schneller von uns fortzueilen, ... [so] daß es sich daher um
he Bild unten). Sie erreichen
Jahren, während sich ein
eine E x p l o s i o n handelt. … [Wegen der Neigung der] kleinen
uns daher erst auf Umwegen,
weiteres rund zehn Jahre lang
Halbachse ... ergibt sich eine wahre Expansionsgeschwindigkeit
lange nachdem uns die Rönt-
verfolgen lässt. Die Lichtechos
genstrahlung der eigentlichen
bieten somit eine Möglichkeit,
des Gases von bis zu 1000 km/sec … [Für] die Explosion ... ergibt
sich der ungeheure Energiebetrag von ... 1056 erg, das ist die
Ausbrüche passiert hat. Die
das Verhalten des zentralen
Energie von einer Million Supernovae!«(SuW, Januar 1964, S. 9)
reflektierenden Wolken sind
Schwarzen Lochs in unserer
etwa 30 bis 100 Lichtjahre vom
Galaxis auch in der Vergan-
zentralen Schwarzen Loch
genheit zu untersuchen. Die
entfernt, das als Sagittarius A*
Ergebnisse zeigen, dass sich
bezeichnet wird.
Sagittarius A* nicht immer so
vom Mount-Palomar-Observatorium hingewiesen. Es schien
friedlich präsentiert, wie es
sich um ein Ereignis zu handeln, welches der Entstehung des
große Mengen an Materie ver-
derzeit der Fall ist. Zwar beob-
Krebsnebels durch eine Supernova-Explosion ähnelte, nur in
schlingt, zum Beispiel einen
achteten andere Astronomen
tausendfach größerem Maßstab. Sandage selbst stellte dies
Stern, der ihm zu nahe gekom-
in den letzten Monaten eine
1972 allerdings durch umfangreiche Polarisationsmessungen
men ist, so strömt die Materie
Gaswolke, die sich Sagittarius
wieder in Frage: Offenbar wird in den Filamenten einfach die
nicht direkt ins Schwarze
A* dicht annähert, aber bislang
Strahlung aus den Zentralbereichen von M 82 durch Staub-
Loch. Wegen der Erhaltung des
zeigt sich im Röntgenlicht
teilchen reflektiert; Geschwindigkeiten von über 100 km/s
Drehimpulses bildet sich eine
keine besondere Aktivität.
kamen in dieser genaueren Erklärung nicht mehr vor.
Wenn Sagittarius A*
Scheibe aus Gas und Staub
um das Loch herum aus, die
A
uf diese »gigantische kosmische Katastrophe«, die der
Clavel, M. et al., Astronomy& Astrophysics,
akzeptiert, 2013
junge Basler Astronom Gustav Tammann hier in SuW
beschrieb, hatten im Mai 1963 C. R. Lynds und A. R. Sandage
Die Galaxie M 82 blieb dennoch etwas Besonderes.
Was immer im Jahrzehnt um 1980 bei Galaxien an neuen
Merkmalen gefunden wurde, schien auf sie zuzutreffen. Ihre
Infrarotstrahlung übertrifft die Ausstrahlung im Sichtbaren
bei Weitem und macht damit M 82 zur typischen Infrarotgalaxie. Diese Infrarotstrahlung entsteht in Sternentste-
NASA / CXC / APC / Université Paris Diderot / Maica Clavel
hungsgebieten im Zentralgebiet von M 82, wo derzeit ein
wahrer Ausbruch von Sternentstehung (englisch: starburst)
stattfindet. Die Sternentstehung hier übertrifft jene unserer
+
Sgr A*
gesamten Milchstraße um das Zehnfache. Der Verursacher
dieses Feuerwerks war schnell gefunden: M 81, die große Spiralgalaxie, zu deren Gruppe M 82 gehört, steht am Himmel
nur 0,6 Grad entfernt. Vor etwa 300 Millionen Jahren müssen
sich die beiden Galaxien mit einer Relativgeschwindigkeit
von etwa 300 km/s in nahem Vorbeiflug begegnet sein. Bei
den gegenseitigen Wechselwirkungen haben Gezeitenkräfte
in M 82 jene Bewegungen von Sternen und Gas ausgelöst, die
noch heute die massive Sternentstehung antreiben.
Das neue Bild von M 82 als wechselwirkender, in einem
Ausbruch von Sternentstehung befindlicher Infrarotgalaxie
Das zentrale Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxis durchlief
ist vielschichtiger, aber nicht weniger faszinierend als die
in den letzten Jahrhunderten mindestens zwei Ausbrüche, von
ursprüngliche Vorstellung.
Christoph Leinert
denen uns jetzt Lichtechos im Röntgenbereich erreichen.
www.sterne-und-weltraum.de
Januar 2014
19
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