Blick in die Forschung: Nachrichten Die Meere an Titans Nordpol N eben der Erde ist der größte Saturnmond Titan der einzige Himmelskörper im Sonnensystem, auf dessen Oberfläche sich beträchtliche Ansammlungen von Flüssigkeiten über längere Zeiträume hinweg halten können. Der US-Raumsonde Cassini gelangen im Juli und September 2013 im infraroten Spektralbereich detaillierte Bilder der Nordpolarregion, in der sich der größte Teil der Meere und Seen auf Titan befindet. Die Bilder erNASA / JPL / Caltech / SSI / JHUAPL / University of Arizona lauben es erstmals, die gesamte Ausdehnung dieser »Gewässer« zu erfassen. Auf Grund der niedrigen Oberflächentemperaturen auf Titan von im Mittel minus 190 Grad Celsius bestehen diese natürlich nicht aus flüssigem Wasser, sondern aus Kohlenwasserstoffen wie Methan und Ethan. Dass die Meere erst jetzt, rund neun Jahre nach der Ankunft von Cassini im Saturnsystem, vollständig abgebildet werden konnten, liegt an den ausgeprägten Jahreszeiten von Titan. Auf der Nordhalbkugel herrschte bei Ankunft Winter und sie lag im Dunkel der Polarnacht. Außerdem befand sich in den letzten neun Jahren über dem Titan-Nordpol eine zusätzliche Schicht aus Wolken und Dunst, die auch im Infraroten undurchsichtig war. Sie hat sich aufgelöst, als die Temperaturen im Norden anstiegen. Überrascht waren die Forscher am Jet Propulsion Laboratory der NASA, als sich um die Methanmeere herum helle Säume Aus Aufnahmen der US-Raumsonde Cassini wurde diese globale zeigten. Sie könnten darauf hindeuten, dass ihre Flüssigkeits- Ansicht der nördlichen Hemisphäre des Saturnmonds Titan zusam- spiegel nicht konstant sind, sondern gewissen Schwankungen mengesetzt. Die dunklen Flecken nahe der Bildmitte sind Seen und unterliegen. Ähnlich wie Salzseen auf der Erde trocknen manche Meere aus flüssigem Methan und Ethan. der Seen und Meere teilweise aus und lassen auf den trockengefallenen Seeböden ehemals in der Flüssigkeit gelöste Stoffe zurück. Im Fall der Titan-Meere handelt es sich dabei aber nicht Süddeutschland finden. Auf Titan besteht die Oberfläche aber um Salze, sondern um organische Stoffe. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Nordpolarregion nicht aus Kalkstein, sondern aus Wassereis, dass bei den tiefen von Titan eine Karstlandschaft mit Höhlen und Einbruchstrich- ches Szenario nun zutrifft, können erst weitere Beobachtungen tern ist, wie sie sich zum Beispiel auf der Schwäbischen Alb in klären. Temperaturen auf dem Saturnmond so hart wie Fels ist. WelNASA, 24. 10. 2013 NASA stellt infrarote Himmelskarte vor K ürzlich veröffentlichte die mit die Qualität der Himmels- Jahr verstrich, haben sich nahe solche Bewegungen heraus- US-Raumfahrtbehörde durchmusterung von WISE Sterne oder Braune Zwerge filtern und für Nachbeobach- NASA die gesamten Bildda- weiter gesteigert. So zeigen durch ihre Eigenbewegungen tungen vormerken. Vielleicht ten des Infrarotsatelliten sich erstmals lichtschwache relativ zu Hintergrundobjekten lernen wir auf diese Weise bald »Wide-Field Infrared Survey Objekte wie weit entfernte etwas verschoben. Mittels Com- weitere nahe Nachbarsterne Explorer« WISE in Form des Galaxien, die sonst im Bildrau- puterprogrammen lassen sich kennen. Himmelsatlas Allwise. Der schen untergingen. Von jeder Satellit durchmusterte im Jahr der vielen Millionen Punkt- 2010 den gesamten Himmel quellen in den Himmelskar- bei vier Wellenlängen im ten liegen mehrere Dutzend infraroten Spektralbereich. Einzelmessungen vor, die über In einem zweiten Durchgang eine umfangreiche Datenbank wurde der gesamte Himmel erneut aufgenommen, dabei zugänglich sind. Eine weitere interessante galt das Interesse der Forscher Nutzung der Allwise-Karten beweglichen Himmelskörpern ist die Suche nach leucht- wie Asteroiden und Kometen. schwachen Sternen in unserer Durch die Überlagerung der beiden Himmelsdurchmusterungen unmittelbaren kosmischen des Infrarotsatelliten WISE treten leuchtschwache Objekte wie eine Bildsätze, so wird die Belich- Umgebung. Da zwischen den weit entfernte Galaxie erstmals aus dem Grundrauschen der Bilder tungszeit verdoppelt und so- Durchmusterungen ein halbes hervor (linkes Teilbild). Überlagert man die beiden 14 Januar 2014 NASA / JPL-Caltech / UCLA Allwise NASA, 14. November 2013 WISE Sterne und Weltraum N icht einladend sind die Bedingungen sie also nur rund eine Million Kilometer auf dem annähernd erdgroßen Exo- (die 2,6-fache Distanz von der Erde zum planeten Kepler 78 b, der sein Zentralge- Mond) von der Oberfläche ihres sonnen- stirn in nur 8,5 Stunden umrundet: Seine ähnlichen Sterns. Oberfläche dürfte zwischen 2000 und Kepler-78b Nun konnten die beiden Forscherteams 3000 Grad Celsius heiß sein. Nun konnten um Andrew W. Howard von der University zwei Forscherteams die Masse und damit of Hawaii und Francesco Pepe vom Ob- die mittlere Dichte dieser heißen Erde servatoire Astronomique de l‘Université bestimmen. Kepler-78b wurde als Transit- de Genève unabhängig voneinander planet vom Weltraumteleskop Kepler der die Masse von Kepler-78b mit Hilfe der Nur rund eine Million Kilometer trennen NASA aufgespürt. Er wandert von uns aus Radialgeschwindigkeitsmethode bestim- den Exoplaneten Kepler-78b von der Ober- gesehen in regelmäßigen Abständen vor men. Beide Teams kommen innerhalb der fläche seines sonnenähnlichen Zentralge- der Scheibe seines Zentralgestirns durch Messfehler auf einen Wert zwischen 1,7 stirns. und verringert dabei dessen Helligkeit und 1,9 Erdmassen. Aus der bekannten geringfügig. Größe von Kepler-78b errechnete das Mit einer Umlaufperiode von 8,5 Stun- Team von Howard eine mittlere Dichte metallischem Eisen gliedern. Durch die den ist Kepler-78b der derzeitige Rekord- von 5,3 Gramm pro Kubikzentimeter, die extrem hohe Bestrahlung in der unmit- halter für die kürzeste Jahreslänge. Aus Forscher um Pepe 5,6 Gramm pro Kubik- telbaren Nähe zum Stern ist die gesamte den Daten von Kepler ging hervor, dass zentimeter. Aus diesen Werten ergibt sich, Oberfläche geschmolzen. Der ganze Pla- diese Welt den 1,2-fachen Durchmesser dass Kepler-78b ein Felsplanet aus Silikat- net dürfte somit eine glühende Lavahölle der Erde (15 000 Kilometer) aufweist und gesteinen ähnlich wie die Erde sein muss. sein und ist deswegen für Leben, wie wir ihr Zentralgestirn in einem Abstand Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird von anderthalb Millionen Kilometern sich das Innere von Kepler-78b in einen umrundet. Bei ihren Umläufen trennen silikatischen Mantel und einen Kern aus es kennen, denkbar ungeeignet. Nature, DOI: 10.1038/nature12767 und Nature, DOI: 10.1038/nature12768 Zwei Raumsonden fliegen zum Mars I m November 2013 wurden gleich zwei Raumsonden auf wirkungen mit dem Sonnenwind. Sie soll vor allem die Frage den Weg zum Roten Planeten geschickt. Den Auftakt mach- klären, ob und wie der Mars im Lauf der rund 4,6 Milliarden te die indische Sonde Mangal­yaan (Hindi = Marsfahrzeug) Jahre seit seiner Entstehung den Großteil seiner Gashülle oder »Mars Orbiter Mission«. Sie hob am 5. November 2013 verlor. Dazu bestimmt MAVEN den Abfluss geladener Partikel vom indischen Startzentrum Sriharikota ab und befand sich aus der Atmosphäre und analysiert die chemische Zusam- zum Redaktionsschluss noch auf einer weiten Parkbahn um mensetzung ihrer obersten Schichten. ISRO / NASA, November 2013 die Erde. Sie sollte am 30. November mittels eines Schubmanövers in die Transferbahn zum Mars eintreten. Die zweite Sonde, MAVEN von der US-Raumfahrtbehörde NASA, wurde dagegen auf den direkten Weg zum Mars gebracht. Nur rund 50 Minuten nach dem Abheben von Cape Canaveral in Florida am 18. November 2013 befand sich die »Mars Atmosphere and Volatile Evolution Mission« schon auf der Transferbahn. Beide Raumfahrzeuge sollen um den 22. September 2014 in Umlaufbahnen um den Roten Planeten eintreten. Die indische Sonde Mangal­yaan dient vor allem der ErNASA-JPL / Corby Waste probung von Technologien für den Flug durch den interplanetaren Raum, sie ist aber auch mit fünf wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstet. Sie sollen Daten und Bilder der Marsoberfläche aufnehmen und die Atmosphäre untersuchen. Sollte die Mission gelingen, so wäre Indien dann Mitglied in einem exklusiven Klub, denn bislang konnten nur die USA, Russland und Europa erfolgreich Sonden zum Roten Planeten entsenden. Die US-Sonde MAVEN widmet sich ausschließlich der Erkundung der dünnen Marsatmosphäre und ihrer Wechsel- www.sterne-und-weltraum.de Ab September 2014 soll die US-Raumsonde MAVEN die dünne Marsatmosphäre und ihre Wechselwirkungen mit dem Sonnenwind erkunden. Januar 2014 15 David A. Aguilar, Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) Welt der Extreme: Kepler-78b KURZ & Bündig Ein kompaktes Planetensystem um KOI 351 Der Start des Astrometriesatelliten Gaia ist nun für den 19. Dezember 2013 um 10:12 Uhr MEZ geplant, nachdem defekte Bauteile ersetzt wurden. Zu Gaia stehen umfangreiche didaktische Materialien bereit, siehe S. 112. GOCE verglüht Der im März 2009 gestartete ESA-Satellit GOCE »Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer« zur Erkundung des Erdschwerefelds verglühte am 11. November 2013 in der Nähe der Falkland-Inseln. Der Satellit führte doppelt so lange wie geplant seine Messungen durch. Ein Transneptun mit extrem geringer Dichte Das Kuipergürtelobjekt 2002 UX25 weist eine Dichte von nur 0,8 Gramm pro Kubikzentimeter auf, weniger als die Dichte von Wassereis. Dies ist umso erstaunlicher, da der Himmelskörper rund 650 Kilometer groß ist und somit eine höhere Dichte haben müsste. Ein Schwarm erforscht das Erdmagnetfeld Mit einer Rockot-Trägerrakete starteten am 22. November 2013 die drei Satelliten des Swarm-Programms der ESA. Sie werden in den nächsten vier Jahren das Erdmagnetfeld mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung erkunden. P/2013 P5 – ein Asteroid mit sechs Schweifen Der rund 480 Meter große Himmelskörper P/2013 P5 rotiert so schnell, dass er dabei Materie verliert. Dadurch bildet er mehrere lang gestreckte Staubschweife aus, die von ihm in gerader Richtung fortstreben. Der Himmelskörper ist eine Spielart der »aktiven Asteroiden«. Weitere aktuelle Meldungen aus Astronomie und Raumfahrt finden Sie auf www.sterne-und-weltraum.de und www.twitter.com/Sterne_Weltraum E ine internationale Forschergruppe auf vier weitere Objekte im Umlauf um um Juan Cabrera vom Institut für diesen Stern. trums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in ten erinnert deutlich an unser Sonnen- Berlin-Adlershof stieß in den Messdaten system: Die beiden äußersten Planeten des Weltraumteleskops Kepler auf bis zu sind Gasriesen und umrunden ihren sieben Planetenkandidaten, die den Stern sonnenähnlichen Stern in 331 bezie- KOI 351 umrunden. Sollte sich dieser hungsweise 211 Tagen. Ihre Durchmesser Fund mittels nachfolgender Untersu- betragen das 11,3- und 8,1-fache des Erd- chungen bestätigen lassen, so wäre KOI durchmessers, damit ähneln sie Jupiter 351 derjenige Stern, der von den meisten und Saturn. Da alle sieben Planetenkan- Planeten umrundet wird, die einen Tran- didaten mit der Transitmethode aufge- sit ausführen. spürt wurden, gibt es keine Informatio- Planetenforschung des Deutschen Zen- Die Anordnung der Planetenkandida- Zudem ware es ein überaus kompaktes System, denn alle sieben möglichen Pla- nen über ihre Massen. Ihnen folgen nach innen drei weitere neten umkreisen ihren Stern innerhalb Objekte, die 125, 92 und 60 Tage für ihre eines Erdbahnradius. Derzeit muss bei jeweiligen Umläufe benötigen. Sie sind allen sieben Planeten noch von Kandi- alle ungefähr gleich groß und erreichen daten gesprochen werden. Bislang war den 2,8-fachen Durchmesser der Erde. es den Astronomen nicht möglich, ihre Bei ihnen kann es sich entweder um so Existenz mittels anderer Messverfahren genannte Super-Erden oder Mini-Neptune zu bestätigen. Für ihre Untersuchungen verwende- handeln, weitergehende Aussagen sind derzeit nicht möglich. ten die Astronomen um Cabrera öffent- Den Abschluss nach innen bilden lich zugängliche Messdaten des Kepler- zwei Planeten mit etwa der 1,2-fachen Teleskops. Sie werteten diese mit einer Größe der Erde, die ihren Stern in 8,7 eigenen neu geschaffenen Software aus. beziehungsweise 7 Tagen umlaufen. Bei Bei KOI 351 waren die Astronomen des ihnen dürfte es sich um felsige Körper Kepler-Teams der NASA bereits auf drei ähnlich der Erde handeln. Allerdings sind mögliche Planeten gestoßen. Sie wurden sie durch ihre große Nähe zum Zentralge- vom Team um Cabrera nicht nur bestä- stirn für Leben viel zu heiß. tigt, sondern es fanden sich Hinweise h g f e d Cabrera, J. et al., Astrophysical Journal, eingereicht, 2013 b c KOI 351 Merkur Venus Erde Mars DLR / SuW-Grafik Neuer Starttermin für Gaia Im Vergleich zu unserem Sonnensystem sind die bis zu sieben Planetenkandidaten von KOI 351 sehr dicht innerhalb eines Erdbahnradius um ihren sonnenähnlichen Stern angeordnet. Ihre Bahnen sind rot wiedergegeben, die Bahnen von Mars, Erde, Venus und Merkur in Hellblau. 16 Januar 2014 Sterne und Weltraum Die neue EQ8 ! Technische Daten zur EQ8 HIGH PRECISION EQ MOUNT: Sehr tragfähiges Säulenstativ, schwarz eloxiert - 31 kg Stromversorgung: DC 12V EQ 8 Montierungskopf, schwarz eloxiert - 28,5 kg Gegengewicht mit 31,5 mm Bohrung - 10 kg SynScan Handsteuerung mit 42.000 Objekten Tragekapazität: 50 kg R.A.Schneckenrad (Aluminium) D=219,5mm, 435 Zähne Dec.Schneckenrad (Aluminium) D=219,5mm, 435 Zähne R.A.Achse (Aluminium) D=55 mm Dec.Achse (Aluminium) D=55 mm Gegengewichtsstange D=31,5 mm Polhöhen(fein-)einstellung zwischen 15º - 65º Horizontale Ausrichtung: ±10 º Polare (Fein-)einstellung: via Software oder externer Polsucher Optik optische Encoder für RA und DEC integriert PEC-Steuerung im parallaktischen Modus DC12V Schrittmotoren Nachführgeschwindigkeiten: Siderisch, Solar, Lunar, “PEC + Siderisch” Nachführmodi: RA (äquatorial) und dual (z.B. Satellitentracking) 1 EQ8 PRO Montierungskopf & Synscan Handbox ohne Säulenstativ (Art.: 20292) UVP: € 3295,2 EQ8 PRO Montierung & Säulenstativ (Art.: 20292 & 20293) UVP: € 4290,3 Säulenstativ für EQ8 (Art.: 20293) UVP: € 995,4 Optionaler Polsucher für EQ8 (Art.: 20295) UVP: € 119,Optical Vision Ltd. - UK Vertretungsbüro & Warenlager Duracher Str. 11 D - 87437 Kempten www.sterne-und-weltraum.de Tel: +49 (0)831-697 28 82 - 10 Fax: +49 (0)831-697 28 82 - 20 eMail: [email protected] www.optical-vision.de Januar 2014 17 IceCube findet mehr Neutrinos V iele Monate waren »Ernie« und »Bert« alleine: Zwei enorm energiereiche Neutrinos, die vermutlich von außerhalb des Sonnensystems den Weg zur Erde fanden. Seit der Supernova SN 1987A vor mehr als 25 Jahren waren sie die einzigen extrasolaren Geisterteilchen, von denen Forscher mit einiger Sicherheit sagen konnten, dass sie nicht aus der Sonne oder aus Prozessen in der Atmosphäre stammten. Die jetzt analysierten Daten wurden mit dem Detektor IceCube im antarktischen Eis gesammelt. Die Wissenschaftler der IceCubeSven Lidstrom / IceCube / NSF Kollaboration entdeckten darin gleich 26 weitere Signale, die jeweils von einem Neutrino von außerhalb des Sonnensystems stammen könnten. Als bei der ersten Auswertung der Daten im Frühjahr nur »Ernie« und »Bert« aufgetaucht waren, waren die Forscher erstaunt, dass aus dem tiefen Weltraum nur so wenige Neutrinos zur Erde dringen. Eigentlich müssten sie in der Milchstraße in großer Anzahl erzeugt werden – beispielsweise in den Stoßfronten von Supernova-Explosionen, die für viele Jahre Mitten im antarktischen Eis sucht der Detektor IceCube nach durch den interstellaren Raum rasen und dabei viele Teilchen rätselhaften Teilchen aus dem All. auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigen. Anders als Atomkerne und Elektronen werden Gammastrahlen und Neutrinos nicht von magnetischen Feldern Neutrinos mit einer geringeren Energie aufspüren als jene in der Milchstraße abgelenkt: Sie deuten direkt zum Ort rund 1000 Billionen Elektronvolt, die den beiden Star-Neutri­ ihrer Entstehung und verraten Forschern daher, was rund nos zugeordnet werden. 26 weitere Signale in den Detektoren um ausgebrannte Sterne vor sich geht. IceCube soll unter gehen vermutlich auf andere extrasolare Neutrinos zurück. anderem solche Neutrinos auffangen. Der Detektor besteht Bei etwa zehn von ihnen handelt es sich vermutlich um eine aus 5160 Photomultiplier-Röhren, die zwischen 1450 und falsche Fährte: Sie könnten aus der Erdatmosphäre stammen, 2450 Meter tief im Boden der Antarktis vergraben sind. Trifft von so genannten Myonen, die in den Detektor fallen, oder ein Neutrino mit einer Energie von mehr als 30 Billionen von Neutrinos, die in Kernreaktionen zwischen kosmischer Elektronvolt auf das Eis zwischen den Röhren, werden dabei Strahlung und Luftmolekülen entstanden sind. Mehr als die andere Elementarteilchen erzeugt, die von den im Eis vergra- Hälfte der 26 Neutrinos stammt aber mit hoher Wahrschein- benen Detektoren nachgewiesen werden können. lichkeit von außerhalb unseres Sonnensystems – woher Die Forscher werteten die Daten von 662 Messtagen aus. Dank eines neuen Analyseverfahrens konnten sie nun auch genau, können die Forscher jedoch nicht sagen. Science 10.1126/science.1242856, 2013 »Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel M it etwas Glück können Sie ein Exemplar der DVD mit der interessanten Doku- mentation des Discovery Channels »Stephen Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils zugehörigen Buchstaben der richtigen Lösung bis zum 8. Januar 2014 per E-Mail mit der Hawkings Großer Entwurf« aus dem Hause Betreffzeile »Neptun« an: Polyband gewinnen. [email protected] Frage 1: Den äußersten Plane- Frage 2: Der größte Neptun- ten Neptun umkreisen: mond heißt: deckte man im Jahr: a) 18 Monde a) Ganymed a) 1984 b) 16 Monde b) Titan b) 1986 c) 14 Monde c) Triton c) 1989 Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 8. Januar 2014 die richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft 18 Januar 2014 Frage 3: Die Neptunringe ent- Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an. Sterne und Weltraum Lichtechos vom galaktischen Zentrum Vor 50 Jahren it dem Röntgenstrahlen- M so heiß ist, dass sie auch Rönt- teleskop Chandra konn- genstrahlung freisetzt. Die te ein Forscherteam um Maica Forscher um Clavel vermuten, Die explodierende Galaxie M 82 Clavel von der Université Paris dass Sagittarius A* während »Das berechtigte Interesse für die Diderot nachweisen, dass vom der Ausbrüche im Röntgen- Galaxie M 82 (oder NGC 3034) Schwarzen Loch im Zentrum licht rund eine Million mal gipfelte kürzlich in sensationell unseres Milchstraßensystems heller leuchtete als derzeit aufgemachten Zeitungsmeldungen. in den letzten Jahrhunderten beobachtet. mindestens zwei helle Aus- … Bekanntlich werden die Galaxien Auf den Bildern von Chan­ … in drei Hauptgruppen unterteilt, in irreguläre, elliptische brüche ausgingen. Um diesen dra, die im Zeitraum von und Spiral-Systeme. … Die sogenannten Irr-II-Systeme zeichnen auf die Spur zu kommen, 1999 bis 2011 entstanden, sich durch Dunkelwolken aus ... Zu dieser Klasse wurde M 82 beobachteten die Astronomen zeigen sich zwei verschiedene gerechnet … Die chaotische Struktur von M 82 wird hauptsäch- Röntgen-Lichtechos, die an Lichtechos, die unterschied- lich von Filamenten gebildet, die sich bis zu 10 000 Lichtjahren Wolken aus Gas und Staub im liche Helligkeitsverläufe … in der kleinen Achse des Systems ausdehnen. … Die Filamente Bereich des galaktischen Zen­ aufweisen. Ein Lichtecho im nördlichen Teil scheinen relativ zum Kern bis zu 100 km/ trums reflektiert wurden (sie- verblasst innerhalb von zwei sec schneller von uns fortzueilen, ... [so] daß es sich daher um he Bild unten). Sie erreichen Jahren, während sich ein eine E x p l o s i o n handelt. … [Wegen der Neigung der] kleinen uns daher erst auf Umwegen, weiteres rund zehn Jahre lang Halbachse ... ergibt sich eine wahre Expansionsgeschwindigkeit lange nachdem uns die Rönt- verfolgen lässt. Die Lichtechos genstrahlung der eigentlichen bieten somit eine Möglichkeit, des Gases von bis zu 1000 km/sec … [Für] die Explosion ... ergibt sich der ungeheure Energiebetrag von ... 1056 erg, das ist die Ausbrüche passiert hat. Die das Verhalten des zentralen Energie von einer Million Supernovae!«(SuW, Januar 1964, S. 9) reflektierenden Wolken sind Schwarzen Lochs in unserer etwa 30 bis 100 Lichtjahre vom Galaxis auch in der Vergan- zentralen Schwarzen Loch genheit zu untersuchen. Die entfernt, das als Sagittarius A* Ergebnisse zeigen, dass sich bezeichnet wird. Sagittarius A* nicht immer so vom Mount-Palomar-Observatorium hingewiesen. Es schien friedlich präsentiert, wie es sich um ein Ereignis zu handeln, welches der Entstehung des große Mengen an Materie ver- derzeit der Fall ist. Zwar beob- Krebsnebels durch eine Supernova-Explosion ähnelte, nur in schlingt, zum Beispiel einen achteten andere Astronomen tausendfach größerem Maßstab. Sandage selbst stellte dies Stern, der ihm zu nahe gekom- in den letzten Monaten eine 1972 allerdings durch umfangreiche Polarisationsmessungen men ist, so strömt die Materie Gaswolke, die sich Sagittarius wieder in Frage: Offenbar wird in den Filamenten einfach die nicht direkt ins Schwarze A* dicht annähert, aber bislang Strahlung aus den Zentralbereichen von M 82 durch Staub- Loch. Wegen der Erhaltung des zeigt sich im Röntgenlicht teilchen reflektiert; Geschwindigkeiten von über 100 km/s Drehimpulses bildet sich eine keine besondere Aktivität. kamen in dieser genaueren Erklärung nicht mehr vor. Wenn Sagittarius A* Scheibe aus Gas und Staub um das Loch herum aus, die A uf diese »gigantische kosmische Katastrophe«, die der Clavel, M. et al., Astronomy& Astrophysics, akzeptiert, 2013 junge Basler Astronom Gustav Tammann hier in SuW beschrieb, hatten im Mai 1963 C. R. Lynds und A. R. Sandage Die Galaxie M 82 blieb dennoch etwas Besonderes. Was immer im Jahrzehnt um 1980 bei Galaxien an neuen Merkmalen gefunden wurde, schien auf sie zuzutreffen. Ihre Infrarotstrahlung übertrifft die Ausstrahlung im Sichtbaren bei Weitem und macht damit M 82 zur typischen Infrarotgalaxie. Diese Infrarotstrahlung entsteht in Sternentste- NASA / CXC / APC / Université Paris Diderot / Maica Clavel hungsgebieten im Zentralgebiet von M 82, wo derzeit ein wahrer Ausbruch von Sternentstehung (englisch: starburst) stattfindet. Die Sternentstehung hier übertrifft jene unserer + Sgr A* gesamten Milchstraße um das Zehnfache. Der Verursacher dieses Feuerwerks war schnell gefunden: M 81, die große Spiralgalaxie, zu deren Gruppe M 82 gehört, steht am Himmel nur 0,6 Grad entfernt. Vor etwa 300 Millionen Jahren müssen sich die beiden Galaxien mit einer Relativgeschwindigkeit von etwa 300 km/s in nahem Vorbeiflug begegnet sein. Bei den gegenseitigen Wechselwirkungen haben Gezeitenkräfte in M 82 jene Bewegungen von Sternen und Gas ausgelöst, die noch heute die massive Sternentstehung antreiben. Das neue Bild von M 82 als wechselwirkender, in einem Ausbruch von Sternentstehung befindlicher Infrarotgalaxie Das zentrale Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxis durchlief ist vielschichtiger, aber nicht weniger faszinierend als die in den letzten Jahrhunderten mindestens zwei Ausbrüche, von ursprüngliche Vorstellung. Christoph Leinert denen uns jetzt Lichtechos im Röntgenbereich erreichen. www.sterne-und-weltraum.de Januar 2014 19