AUS SONDERDRUCK. HISTORISCHES J IM HRBU. CH ý DER, GURRES=GESELLSCHAFT AUFTRAGE VON HERAUSGEGEBEN SPÜRL' JOHANNES _, 77. JAHRGANG ;, ý;: 1958 VERLAd KARL MÜNCHEN=FREIBURG: ALBER a. - .o.... ..... .... Widmung ." Theologie aus dem Geist der Gesdidte. Ein Vorwort. Von Univ. -Prof. Dr. Johannes Spürl, Münden I"N HALT X[-XX . SAN GABE AUFSxTZß Aristoteles über Demokratie. Von Univ. -Prof. Dr. Hans Meyer, Würzburg Ciceros Tod. Von Univ: Prof. Dr. Karl Büchner, FreiburgfBreisgau . Das vierte Evangelium und die Johannesjünger. Von Univ.. Prof. Dr. Rudolf,. Schnadcenburg, Würzburg 21-38 Prophetische Erker ntnis und Verkündigung im I. Klemensbrief. Von Univ. Prof. Dr. Adolf Ziegler, München 39-49 Die Ethik des Ignatius von Antiodhien. Von Univ. -Prof. Dr. Peter Meinhold, Kiel 50-62 L'6tat du Christ Bans in mort d'aprbs Gregoire de Nysse. Von Univ. -Prof. Dr. Jean' Dani8lou, Paris 63-72 Pseudo-Ignatius und Eusebius von Emesa. Von Univ. -Prof. Dr. Othmar Perler, Freiburg/Schweiz 73-82 Doctrina eclesiol6gica de San Paciano de Barcelona. Von Prof. Dr. Ursicino Dominquez-del Val, El Escorial/Spanien 83-90 1-4 5-20 Profession-Second, Baptetne. Qua voulu dire saint Jerome? Von Prof. Dr. Eligius Dekkers, Steenbrugge . Orsiesii". Von Prof. Dr. Heinrich Badu, Sankt Georgen, Studien, zum Liber Frankfurt/Main Endzeitprognosen zwischen Lamntius Dr. 'Bernhard KStting, Münster i. W. 91-97 98-124 und Augustinus. Von Univ. -Prof. . 125-139 Ad Theodorum lapsum. Von, Univ: Prof. Dr. Georges Jouassard, Lyon 140-150 Der Neu-Chalkedonismus. Um die Berechtigung eines neuen Kapitels in der Dogmengeschichte. Von Prof. Dr. Aloys GriUmeier, Sankt Georgen, . Frankfurt/Main 151-166 Die Versiegelung des Baptisteriums nach Ddefons von Toledo. Von Univ. Prof. Dr. Johannes Quasten, Washington, U. S.A. .. Der ' theologische' Ausgangspunkt der mittelalterlichen liturgischen AuffasDr. Walter Univ. Düng, Dei. Von Vicarius Herrscher als -Prof. sung vom 174=187 Freiburg/Breisgau Menschendasein und Mensdhendeurung im früheren Mittelalter. Von Univ. , Prof. Dr: Wolfram von den Steinen,Basel 167-173 . I88-213 Die Zwölf Heiligen Nächte im französischen Eigenkirchenrecht. RechtsbrauchFlandern. Von in Univ. de France der Isle in Volksliturgie und turn und - Prof. 'Dr.' Dr. Georg Schreiber,Münster i. W. .. der lxGalWaabe Seite3 du Uisicb/aaes Foiuetxxx j - 214-220 Endzeitprognosen Augustinus Lactantius und zwischen Von BERNHARD K TTING Es sind nicht die schlechtesten christlichen Zeiten, in denen intendem Weltder Christi, Wiederkunft Ausschau wird nach siv gehalten leSpannung dem der Von Weltgericht. aus einer echten ende und bendigem Glauben erwachsenen eschatologischen Hoffnung bis zur kleingläubigen Besorgtheit um das gefürchtete Ende der hier geder Christenheit Nuancen innerhalb Existenz alle es gibt gründeten der Enderwartung. In gewisser Hinsicht kann man darum sagen, die Beschäftigung mit dem Ende der Welt sei theologischer und literarikräftiges der die doch Rufenden Lautstärke Toposl; ein zeigt scher An- und Abschwellen. Zu der Tatsache, daß gerade im 4. Jahrhundert - als Eckpfeiler sollen Lactantius und Augustinus gelten - zum früher der in Kirchengeschichte Mal anders als auf mehr und ersten das kommende Weltende geschaut wurde, dazu soll hier eine kurze Erklärung versucht werden. 1. Periodisierungssysteme und Berechnungen Der Versuch der Periodisierung der Weltgeschichte geht zurück bis zur grauen Vorzeit. Das früheste Prinzip ist auch das einfachste: das indidie daß Gesetze, Oberzeugung, die in der kund tut es sich kosmischen für den der EntAblauf bestimmen, Leben auch viduelle die So verschiedenen applizierte man sind. wicklung maßgeblich Lebensaltersstufen auf den Lauf der Geschichtet. Man gewöhnte sich daran, vom Greisenalter der Welt zu reden, und gebrauchte diesen Ausdruck auf heidnischer wie auf christlicher Seite; allerdings lag bei dieser Benennung bei den Heiden kein Hinweis auf den baldigen Untergang der Welt bzw. des Imperium Romanum vors. OrientaliChristliche Geschichtsapologetik in der Krisis des, römischen '1 J. Straub, Reiches: Historia 1 (1950) 57. _ (CSEL 19,633 Brandt-Laubmann). 2 Seneca bei Lactantius, Div. Inst. 7,15,14 S Der Gedanke der alternden \Vclt findet sich schon bei Horaz. E. P feil, Die (1929) 15f. Seneca fränkische und deutsche Romidee im frühen Mittelalter «' SEL 3/4 Demetr. bei O. Ad Lactantius Cyprian, Greisenalter a. a. spricht vom Stimmungen im untergehenden Weströmer3,1,302Hartel); vgl. J. Geffcken, die Heiden klass. (1920) 257. Die f. d. Altertum 23 Neue Jahrb. sahen reich: Augustin und' das anSenectus Imperii ohne jeden Pessimismus- F. G. Maier, tike Rom (1955), 4619. Ammianus Marcellinus, der selbst die Katastrophe von 126 Bernhard Köttinär Ursprungs ist das Einteilungsprinzip, das aus der Astrologie schen stammte und die großen Zeiträume nach den sieben Planeten einteilte. Auch mit dieser Schematisierung war das Dekadenzproblem von vornherein nicht angeschnitten. Diese östlichen' Vorstellungen 'sind auf dem Wege über den Neupythagoreismus in den Westen gedrungen'und bis in Vergils 4. Ekloge wirksam geworden-. Eine Assimilation erfolgte dadurch, daß man nun auch von sieben Lebensaltersstufen sprach, die den sieben kosmischen Epochen parallel liefen. Zunächst ist über die Dauer dieser einzelnen Zeiträume nichts ausgesagt. Aber es gibt astrologische Texte, die für den jeweiligen Jahre jeder dieser Zeiträume tausend annehmen; steht -Abschnitt dann unter der Herrschaft eines Planeten5. Im jüdisch-christlichen Bereich taucht die Tausendjahrperiode zum ersten Mal auf im Buch der Jubiläen (1. oder 2. Jahrhundert v. Chr. ) 6 in folgender Gestalt: 70 Jahre fehlten (Adam) an tausend Jahren. Denn tausend' Jahre sind wie ein Tag im Zeugnisse der Himmel; und deswegen steht geschrieben von dem Baum der Erkenntnis: An dem Tage, da ihr davon esset, werdet ihr sterben! Deshalb hat er die Jahre dieses Tages nicht vollendet, sondern ist an ihm gestorben"7. Im Psalm 89 (90), 4, worauf hier Bezug genommen ist, will das Wort: Vor ihm sind tausend Jahre' wie ein Tag" nur "die Unvergleichbarkeit von Gottes Ewigkeit und menschlichem Zeitmaß Jubiläen der Im"Biich ausdrücken. und in vielen folgenden jüdischen Texteng ist das Psalmwort, das 2 Petr. 3,8 im Sinne des Psalmisten Adrianopel (378) noch erlebte; -kennt drei Altersstufen Roms und spricht von dem behaglichen Greisenalter; an einen baldigen Untergang denkt er nicht. Vgl. Geffcken 258f. s J. Danielou, La typologie millenariste de la semaine: Vigiliae Christianae 2 (1948) 5. Auch bis ins häretische Christentum drangen solche Vorstellungen; der Syrer Bardesanes (überliefert durch Georgios Arabs in Patrologia Syriaca I, 2 [1907] 611f. ) bestimmte aus den Revolutionen der Planeten 6000 Jahre als Dauer der Welt. 5 F. Cumont, La fin du monde selon les mages occidentaux: R. de. l'hist. des religions 103 (1931) 48f. Babylonisch an dieser Anschauung ist wohl die astrologische Konzeption, iranisch die Vorstellung des Ablaufes in 1000 Jahren, das eschatologische Element der kosmischen Erneuerung stammt aus dem Mazdaismus, und die namentlich in Kleinasien angesiedelten Magier sind im 1. Jahrhundert vor und nach Christus die Vermittler an den Okzident geworden. 6 4,30; B. Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigraphen des AT II (1900), 48. ' von Gen. 2,17 kennen Justinus, Dialogus 81,3 -7 Die gleiche Interpretation (PG 6,669 A) und Irenäus, Adv. haer. 5,23,2 (PG 7,1186 A). 8 A. Wikenhauser, Die Herkunft der Idee des Tausendjährigen Reiches in Rbm. Quartalschr. 45 (1937) 3/6. 'Flavius Josephus der Johannes-Apokalypse: schätzte auch die bisherige Weltdauer auf 5000 Jahre: Arch. Jud. 1,13 (I, 5 Naber); Contra Apionem 1,1 (VI, 187 Naher). ý Endzeitprognosen zwischen Luctantius und Augustinus 17-7 aufgenommen ist, zum ersten Mal im strengen Literalsinn als Zeitmaß verstanden worden. In Verbindung mit der Woche, die im Judentum wohl aus der Unterteilung des jüdischen Mondjahres entstanden ist, ließ sich nun leicht ein Periodisierungsschema gewinnen, wie es sich klar und deutlich in' Ps.-Barnabas als Erklärung von Gen. 2,2 findet9: ;, Was bedeutet das, in Tagen vollendete er sie'? ,6 Das heißt, daß in sechstausend Jahren der Herr. alles vollenden wird; denn der Tag bedeutet bei ihm tausend Jahre. Er selbst bezeugt mir das, wenn er sagt: Siehe, ein Tag des Herrn wird sein wie tausend Jahre'. Also, in sechs Tagen, das heißt in sechstausend Jahren, wird alles vollendet sein. Und am siebten Tage ruhte er. Das heißt, wenn sein Sohn kommt und der Zeit des Bösen ein Ende machen und die Gottlosen richten und die Sonne, den Mond und die Sterne umändern , wird, dann wird er ruhmvoll ruhen am siebten Tage. " Einen vergleichbaren und annähernd gleichzeitigen Text bietet das Henoch buchlo: Ich hab: den siebten Tag gesegnet, das ist der Sabbat, und ich habe ihm den achten angefügt. Wenn die sieben'Tage verflossen sein werden unter der Gestalt von tausend Jahren, dann wird das. achte Jahrtausend beginnen und seine Dauer wird ohne Grenzen sein." Diese Anschauung bleibt in der rabbinischen Tradition erin halten", ebenso wie die im Ps. Tage der zu getretene -Barnabas christlichen12. Das exegetische Prinzip, das dieser Periodisierung nach dem Schema der Weltwoche zugrunde liegt, hat Irenäus scharf formuliert13: Jahrtausende nämlich die Erschaffung der Wieviel Welt gedauert hat, in soviel Jahrtausenden wird sie auch vollendet werden. Deshalb heißt es in der Genesis: Vollendet wurden Himmel und Erde und all ihr Schmuck. Und es vollendete Gott am sechsten Tage alle seine Werke, die er gemacht hatte, und am siebten Tage ruhte er von all seinen \Verken, die er gemacht hatte'. Das ist eine des Geschehenen Erzählung des Zuund eine Prophetie künftigen. Wenn nämlich die Tage des Herrn wie tausend Jahre 9 15,4f. (F1 P 1,60f. Klauser). 10 Slawischer Henoch 32,2-33,2. G. N. Boliwets ch, Die Bücher der Geheim= , (1922). TU Obersetzung 44,2 The Henochs R. H. Charles, nisse nach apo= 3;, crypha and pscudcpigapha of the Old Testament II (1913) 429. \Vikenhauser Daniclou 3. 3/6 und ders., \Vcltwoche und Tausendjähriges Reich: 11 A. \Vikenhauser Tüb. Thcol. Quartalschr. 127 (1947) 400f.. 12 \Vikenhauser hat alle Texte gesammelt in seinen beiden Aufsätzen: 1) R. Qu. 45 (1937) 6/17; 2) Tüb. Theol. Qu. 127 (1947) 401/15. Vgl. auch Il. Grundmann, Studien über Joachim von Floris (1927) 77ff. 13 Adv. harr. 5,28,3 (PG 7,1200A). Vgl. Hippolyt, In Dan. 4,24 (GCS hipp. I, 244 Bonwctsch). 1. 128 Bernhard Rotting sind, die Schöpfung aber in sechsTagen vollzogen ist, dann ist offenbar auch ihre Vollendung das Jahr sechstausend"14. Solche Exegese gewann eine enorme Aktualität, wenn man sich aus dem Bereich der theoretischen Systematik auf den Boden der historischen Fixierung begab. Julius Afrikanus, der erste christliche Chronograph, teilte die Weltgeschichte in sechs Chiliaden ein; in der Mitte der letzten ist Christus gekommenl5. Um der Rekapitulation willen mußte nach Irenäus der Herr am gleichen Tag sterben, an dem Adam sündigte, das heißt am sechsten Schöpfungstag bzw. im sechsten Jahrtausendl°. Warum man die Geburt Christi gerade in die Mitte der sechsten Chiliade gesetzt hat, können wir nicht mehr genau angeben. Hippolyt nimmt in seinem Danielkommentar17 eine Stelle aus der Apokalypse (17,10) zur Begründung für die Meinung, daß man noch in der sechsten Chiliade stehe. Er drückt sich 'dann präziser aus18.mit einer Bezugnahme auf die Maße der Lade (nach Moses in der Wüste hinsichtlich der Lade gesagt Ex. 25,10f. ) : Was der hat, ist nur Abbild geistigen Mysterien, damit man nach dem Eintritt der vollen Wahrheit am Ende der Zeiten ihren vollen Sinn bezeichnet fünfdie 51/, Die Lade Ellen Das maß erkenne ... ... tausendfünfhundert Jahre bis zu seiner Ankunft. Von seiner Geburt an müssen noch fünfhundert Jahre verfließen bis zur Vollendung der " das dann Ende Jahre, und sein. Mit solcher sechstausend wird Methode ließ sich der Weltuntergang genau berechnen, exakten` , denn Christus mußte in dieser Welt erscheinen, indem er die un, verwesliche Lade, sein Fleisch, trug, als die sechste Periode halb beendet war, denn Johannes belehrt uns: Es war um die sechste Stunde', also die Mitte des Tages. Nun sind die Tage des Herrn tausend Jahre, die'Hälfte des Tages, ist fünfhundert. Fünfhundert Jahre bleiben also noch für die Verkündigung des Evangeliums auf der Erde"19. Dieses Berechnungssystem wurde in der christlichen Lite14 Irenaeus ist Millenarist; das bedeutet für unsere Fragestellung nichts, weil es für die Enderwartung ohne Belang ist, ob vor dem letzten Gericht noch ein Tausendjähriges Reich eingeschoben wird. Mit der zweiten Ankunft Christi ändert sich die irdische Situation unter allen Umständen. Weitere Texte des Irenaeus bei in R. Qu. 45 (1937) 8f. Dani6lou 10f. und Wikcnhauser 15 H. Gelzer, Sextus Julius Afrikanus und die byzantinische Chronographic 1 (1898)24 1G'Adv. haer. 5,23,2 (PG 7,1185 C). . , 17 Hippolyt, In Dan. 4,23 (GCS Hipp. I, 244-Bonwetsch). 18 Ebd. 4,24 (GCS Hipp. I, 244/6 B). 19 In der Ansetzung des Geburtsjahres Christi auf das Weltjahr 5500 folgten dem Hippolyt und Afrikanus viele spätere Chronographen wie. [Eustathios v. Ant. ], In hexai: meron (PG 18,757 CD); es hat allerdings auch einige gegeben, die das Geburtsjahr Christi in das Jahr 6000 setzten; vgl. E. v. Dobschütz, CoisliniaDie Entstehung des christl. Dognus 296 = Byz. Z. 12 (1903) 553/5.. M. Werner, mas (1941) 83/8. Endzeitprognosen zwischen Lactantius und Augustinus I j29. Zeugen heranHier übernommen2(). zwei sollen nur ratur weithin diese Berechnung Neue die 400 aufs um werden, gezogen' -gerade der Chronik 403'herausgab Severus, Sulpicius und seine publizierten. der Weltder Bearbeitung in Vorgänger chronologischen wie seine Köbabylonische. (ägyptische heidnische griechische) geschichte -: bebiblischen den Angaben suchte, zu synchronisieren nigslisten mit ErAddition durch Vergleich auf experimentellem und mühte, sich, der der Übereinstimmung die aus systematischen, mit rechnungsweg hat Er Exegese stammenden Periodisierung addiert und zu erweisen. hat keine Gesamtsumme Samson mehr angege-' er seit addiert, aber ben21; um das Mißverhältnis zwischen der Summe und der an den Zahl von sechstausend Jahren nicht allzu deutlich Anfang-gestellten in die Augen springen zu lassen22. Er kam bis zum Konsulat des Stilicho (403) auf 5901" Jahre; es fehlten also ungefähr hundert Jahre. für ist die Stimmung das Trotzdem, um eben charakteristisch und" daß fest damit, Severus Sulpicius diese Jahrhundertwende, rechnete heiliger, der Welt das Ende sein großer erleben werde; er noch Bischof von Tours (t 397), hatte Freund Martinus, der einflußreiche ihn in dieser Hinsicht kräftig bestärkt23. Einige Jahre vorher (397) hatte in Nordafrika der. Bischof Quinder dem Prinzip Hilarianus24, Julius von tus ebenfalls ausgehend des Neuen des Alten den Ereignissen Parallelität und zwischen vollen bis der Welt der Erschaffung Bundes, behauptet, zum von daß Tode Christi 5530 Jahre verflossen seien, daß also bis zum Ende der Welt nach dem Tode Christi noch 470 Jahre blieben", und das kommt nach seiner Meinung deswegen genau hin, weil es 'im AT 470 Jahre gedauert hat, bis Gott das Versprechen, das er Abraham ins Gelobte Land, der Israeliten durch die hat, Einführung gegeben Leidaß darum ist auch vom und richtig, nur geziemend es einlöste; den Christi, der uns die Auferstehung versprochen hat, bis zur Einlösung dieses Versprechens bei unserer ersten Auferstehung (er ist Chiliast! ) 470 Jahre hingehen25. Da nun im Jahre 397 bereits 369 Jahre seit dem Tode Christi vergangen sind, bleibt den Menschen =° So etwa Hieronymus, Ep. 140,8 (CSEL 56,278 Hilberg). Weitere Texte, die Qu. 45 in R. fixierbar bei Wikenhauser liegen sind, oder zeitlich nicht abseits (1937) 19f. Gelzer II, 119. Sulpicius Scvcrus, Chron. II, 23,3 (CSEL 1; 87 HaIm). == E. Ch. Babut, Saint Martin de Tours: R. d'hist. et de litterature rcligieuse 1 (1910) 531f. 23 Sulpicius Severus, Chron. 2,33,3/4 (CSEL 1,87 Halm); er weiß von mehreTages des Jüngsten damit Vorboten Propheten die ausgeben: als und sich als ren, Vita 1Mlartini 24 (CSEL 1,133 Halm). Martinus glaubte auch an das baldige Ende: Sulpicius Severus, Dial. I, 14 (CSEL 1,197 Halm). =+ Vgl. dazu Gelzer 2 (1885) 121/9; PW 10,614 Nr. 274. 25 Hilarianus, De cursu temporum = Chronica minora I, 170/2 Frick. 9 Hiss.Jabuds, Sd. 77 Bernhard Kötting 130 noch der mäßige Zeitraum von 101 Jahren; dann wird das Ende anbrechen. Andere legten ihren Berechnungen Apk. 11,3 zugrunde und der Tode Christi Lebensdauer Kirche 350 Jahre an, vom als nahmen daß die des Welt unterEnde 4. Jahrhunderts gegen an gerechnet, so gehen sollte26. Solche und ähnliche Chronographen und Rechenkünstler wird Augustinus im Auge gehabt haben mit seiner Bemerkung, es gebe heutigentages viele, die meinten, man könne die Zeit des Weltendes voraussagen27. Ja, er weiß noch von anderen Berechnungen, die wohl übleren Ursprunges waren; in ihnen hat sich, so scheint es, heidnische Ressentiment-Apologetik mit christlicher Apokalyptik verschmolzen. Man berief sich auf ein griechisches Orakel, in dem von der Dauer des Christentums die Rede war; dem Wirken des Petrus der daß Name Christi 365 Jahre verehrt werden zuzuschreiben, es sei würde; danach werde sofort das Ende sein28. Augustinus kann sich natürlich im Jahre 425 leicht darüber lustig machen, weil nach dieser Voraussage im Jahre 395 das Ende der Welt hätte eintreffen müssen. Die vielen Worte der Widerlegung, die er diesem Orakel widim Zujedoch, lehren UmlaufsErregungskraft welche und met28, sammeenhangmit den Zeitverhältnissen solche Parolen damals gehabt haben. 2. Folgerungen aus der Exegese von Daniel und 2 Thessalonicher In Persien und Griechenland kannte man die Einteilung der Geschichte in vier Perioden, und ein Avestatext sprach von einem ersten Alter aus Gold, einem zweiten aus Silber, einem dritten aus Erz und einem vierten gemischt aus Eisen30. Nach einer Erzählung des Buches Daniel schaut Nabuchodonosor im Traume ein Bild, dessen Kopf war von gutem Gold, Brust und Arme waren von Silber, Bauch und Lenden waren von-Erz, die Schenkel waren von Eisen, die Füße waren teils von, Eisen, teils von Ton. Ohne Zutun löste sich ein Stein vom Berge, traf das Bild an seinen Füßen von Eisen und Ton und zermalmte das Bild, der Stein aber, der das Bild getroffen hatte, wurde 'zum 'großen Berg und füllte' alles Land" 31. In der messianisch-eschatologischen Deutung des Traumes werden bei Daniel unter den vier Reichen das Babylonische, das Medische, das Persische 26 Ticonius, Liber regularum 5 (PL 18,50). 27 Augustinus, Ep. 197,2 (CSEL 57,232 Goldbacher). 28,Augustinus, De civ. Dci 18,53 (CSEL 40,2,358 Hoffmann). 29 Augustinus, De civ. Dei 18,54 (CSEL 40,2,359/62 Hoffmann). so Cumont, Fin du monde 50, s. Anm. S. 31 Daniel 2,32/5. i Endzeitprognosen zwischen Lactantius und Augustinus 131 und das Griechische verstanden, dem das messianische Endreich folgen wird. Die christliche Exegese hat den eschatologischen Charakter dieser Weissagung weiterhin betont, war aber dadurch genötigt, eine andere Zählung der Weltreiche vorzunehmen. Das persisch-medische wurde zum zweiten zusammengefaßt und unter dem vierten aus Ton und Eisen wurde das römische verstanden. In der authentischen Erklärung Daniels heißt es von diesem vierten Reich: du die Füße Daß bestehen sahst, beund Zehen teils aus Eisen, teils aus Töpferton deutet: das Reich wird geteilt sein, wird aber etwas von der Festigkeit des Eisens an sich haben, daß die Zehen der Füße teils aus ... Eisen, teils aus Ton waren, bedeutet: von dem Reich wird ein Teil stark und ein Teil gebrechlich sein. Daß du das Eisen mit Tonerde gemischt sahst, bedeutet: sie werden sich durch Heiraten verbinden, aber sie werden doch nicht miteinander zusammenhalten, so wie eben Eisen sich mit Ton nicht verbindet"32. 'Hatte man nach der Ausdeutung auf das griechische Reich bei den Heiraten an die politischen Verbindungen zwischen den Ptolemäern und Seleukiden`gedacht33, so mußte man bei der Anwendung auf das römische Imperium zuin Kauf nehnächst eine weniger ins einzelne gehende Interpretation men. Schon im vierten Buch Esra34 und bei Josephus35 wird die Deutung auf das römische Reich ausgesprochen, die wohl auch der Nenim Habakuk-Kommentar nung der Kittäer" vom Toten Meer zuist in der christlichen grunde liegt3e. Diese Interpretation Exegese der Davorherrschend geworden37, wie etwa die Kommentierung Reich, womit augennielstelle durch Hieronymus beweist: vierte Das scheinlich das römische gemeint- ist, ist von Eisen; es bedroht und überwältigt allesS8. Aber die Füße und die Finger sind zum Teil aus Eisen, zum Teil aus Ton. Das findet in unserer Zeit offensichtlich seine Bestätigung. Wie es nämlich im Anfang nichts, Stärkeres und Härteres gab als das römische Imperium, so'am Ende der Dinge nichts Schwächeres, da wir in Bürgerkriegen und bei auswärtigen Kriegen der Hilfe fremder Barbarenvölker bedürfen"39. Da nach, 32 Daniel 2,41/3. ' 33 F. Nötscher, Daniel (1945) 14. A. Berntzen, Daniel = Hb z. AT' 19 (1952) 31. St 4 Esra 12,10/12 (E. Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigraphen des AT II (1900) 393. ss J. A. Montgomery, The book of Daniel (1950) 62.96 Berntzen 33. S? Montgomery 185/92. Hippolyt, In Dan. 2,2,12(GCS Hipp. I, 67f. ) hat sie Vom römischen Endreich der mittelalterlichen Bibelerklärung schon; J. Adamek, (1938). 38 Hieronymus denkt an den Symbolwert der Metalle, was bei Daniel sicher bestimmten Planeten zugeordnicht beabsichtigt ist. Im Orient waren die Metalle . net; vgl. Cumont 46/54. 39 Hieronymus, Comm. in Dan. 2,38/40 (PL 25,503 f. ). . 9" 132 I Bernhard Kötting Daniel das vierte Reich vom messianischen Endreich abgelöst wird, liegen auch für Hieronymus Untergang des Imperium Romanum und Weltende dicht beieinander. Er schrieb diese Sätze im Jahre 40740, Vier Jahre vorher hatte Sulpicius Severus41 mit noch größerer exegetischer Kühnheit die Ausdeutung versucht: Die eisernen Schenkel sind das vierte Reich, darunter ist das römische zu verstehen, im Vergleich mit allen früheren das stärkste. Die Füße jedoch, teils römische bedeuten,, daß das Reich so geteilt ist; tönern, teils eisern, daß es nie wieder zur-Einheit zusammenkommt. Und das ist genau doch der römische Staat nicht mehr von einem eingetroffen; wird Kaiser regiert, sondern sogar von mehreren, die sich dazu noch streiten, sowohl mit Waffen wie in der Politik. Endlich, wie die Tondaß das Eisen ohne werden, untereinander vermischt scherben und der Stoff sich verbindet, so wird dadurch die fortschreitende Ver, mischung des Menschengeschlechtes bei gegenseitiger Befehdung angedeutet. Es ist doch offensichtlich, daß der römische Boden von fremden Stämmen besetzt ist, entweder von solchen, die sich unter dem Schein des Friedens ergeben haben, oder von solchen, die ihn doch, in Erhebung sehen eroberten; wir wie unseren Heeren, nach Städten und Provinzen die verschiedensten Barbarenvölker, vorab die Goten42, unter uns leben und. sich doch nicht unseren Sitten anpassen. Das wird von den Propheten als das Zeichen der Endzeit vorausverkündet. " Die von Konstantin aus politischem Realismus vollzogene Trennung des Reiches, die von seinem Vorgänger Diokletian inauguriert und von ihm durch die Gründung Konstantinopels besiegelt wurde, wird hier bei Sulpicius Severus zum Vorzeichen für das Weltende. Bei Daniel war ferner von Heiraten die Rede, die durch die Verbindung von Ton und Eisen in der Vision bezeichnet werden sollten. Als nun des regierenden Kaisers Honorius Schwester Galla Placidia 415 den Gotenkönig Athaulf heiratete, da mußten die letzten Zweifel schwinden, daß die Weissagung Daniels ihre exakte Erfüllung gefunden babe. Exegese Verdächtigungen und seiner erwuchsen aus -Hieronymus Denunziationen43 am Hofe, deren schlimme Auswirkungen für ihn 4o Vallarsi nimmt dieses Jahr an in der .Praefatio zu seiner Ausgabe: PL 25, 13/4. 41 Chron. 2,3,5/6 (CSEL 1,58 f. Halm). das gibt keinen Sinn, denn ihre Stellung 42 Im Text steht zwar aber Juden", im Imperium hatte sich nicht wesentlich geändert. J. Bernays, Gesammelte Abhandlungen II. (1885), 12845 schlägt diese Emendation vor. 23 Comm. in XI Isaiam; Praef. (PL 24,377f. ): Neque cnim sic adulandum est principibus, ut sanctarum Scripturarum veritas negligatur, ncc generalis disputatio unius personae iniuria est. Quae cum benigno mcorum studio caveretur, Dci iudicio repente sublata est. Endzeitprognosen zwischen Lactintius und Augustinus 133 verhindert durch den Sturz Stilichos wurden44. Der gewohl nur lehrte Schriftsteller fand in der Erklärung von 2 Thessalonischer 2,8 eine weitere Stütze für seine Prognosen. Es hat bis auf den heutigen Tag alle Erklärer beschäftigt, wen oder was Paulus mit der Person im Augenblick die das des Antichrists Kommen Dvlacht oder , meint, ist das Zweifel ImpeHieronymus hintanhält45. Für es ohne noch (ö (Paulus) dem, der hintanhält Romanum: xatmeint mit rium Er eywv)`, das römische Reich. Bevor nicht dieses zerstört- und' hinwegwird der der Antiist, Weissagung Daniels, entsprechend genommen christ-16nicht kommen. Wenn er (Paulus) sich deutlicher ausgedrückt hätte, würde er törichterweise Verfolgungen gegen die Christen und Wutausbrüche gegen die junge Kirche hervorgerufen haben" 47. Es desder Macht" damals gerade neu, unter nicht war hemmenden Thessalonicherbriefes das römische Reich zu verstehen. Tertullianus hatte schon den gleichen Gedanken vorgetragen48; Lactantius ist derselben Meinung49; Johannes Chrysostomus denkt wie Hieronydes die Apostels, niemanden gefährden zu wollen50. Vorsicht mus an Als weitere Zeitgenossen, die derselben Meinung huldigen, seien nur Ambrosiaster51 52 und Pelagius53 genannt. Auch in diesem Punkte die Augustinus Dinge zurechtrücken, und er sah sich vermußte anlaßt, sein Erstaunen auszudrücken über diese Art von Exegese 54. 3. Die apokalyptischen Torleichen Zu allen Zeiten hat man Ausschau gehalten nach den Anzeichen, die auf den nahenden Weltuntergang schließen lassen. In den Unruhen der Bürgerkriege zur Zeit Ciceros hatten die Haruspices auf zahlreiche portenta und prodigia hingewiesen, die den bevorstehenden Untergang der Stadt und des Staates andeuten sollten55. Auch 41 Vallarsi vgl. Anm. 40. 45 J. Schmid, Der Antichrist und die hemmende Macht: Tiib. Theol. Quartalschrift 129 (1949) 323/43, bes. 336f. Art. Antichrist = 16 Vgl. H. Preuss, Der Antichrist (1909); E. Lohmeyer, Reallex. f. Antike und Christentum 1,454; 456. {, Hieronymus, Comm. in Jer. 25,26 (PL 24,839). is Tertullianus, Apol. 32,1 (CC 1,142f. Dekkers); Ad Scap. 2,6 (CC 1,1128 Dekkers); De res. mort. 24,18 (CC 1,952 Borleffs). 49 Lactantius, Div. Inst. 7,25,6/8 (CSEL 19,664f. Brandt-Laubmann). so Johannes Chrys., In cp. ad Thess. 11,2,6 (PG 62,485). Comm. in II Thess. 2,1/4 (PL 17,481 D). 51 Ambrosius , Comm. in 53 Ambrosius), ep. II ad Thess. 2,5/6 (PL 17,482B). 53 Pelagius, Expos. in II Thess. 2,7 f. (Texts and Studies 9,2,444 f. Souter). Hoffmann): sed multum 5' Augustinus, Dc civ. Dci 20,19 (CSEL 40,2,472f. mihi miry cst haec opinantium tanta pracsumtio. 55 Cicero, In Catilinam 3,8,19. 134 Bernhard Kotting vom Osten her waren damals im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Kometen, der die Geburt des Mithridates und seinen Regierungsantritt bezeichnen sollte, unheilschwangere Prophezeiungen in Umlauf gesetzt worden56; die im Senat erfolgte Weissagung, dominum terrarum orbi natum" 57,ist vielleicht nur eine absichtliche Antwort auf solche Prophezeiungen, um das politische Ethos zu festigen. Von Zeit zu Zeit kommen solche Voraussagungen wieder in hohen Kurs; genährt wurden sie immer wieder durch die aus dem Orient stammenden Ankündigungen vom Ende Roms und vom Strafgericht über diese Stadt und ihre Bewohner. Besonders in der jüdischapokalyptischen Literatur wurde ihr das in der Bibel über Babylon und Edom geweissagte Unheil angedroht58. irae" sein WeltNicht erst Thomas von Celano hat in seinem Dies untergangsgemälde teste David cum Sibylla" entworfen; just zur Zeit Konstantins, als für Staat und Christentum eine neue lebensvolle Ära aufzublühen schien, hat Lactantius aus der Heiligen Schrift und der profanen Literatur alles an apokalyptischen Weissagungen zusammengetragen, um seine Ansage des baldigen Weltunterganges zu stützen. Die Sibyllen, so argumentiert er, haben schon längst den Untergang Roms und das folgende Gericht Gottes vorausgesagt59, in ihren -Chor mischt sich das Orakel Königs der Meder uralten des Hystaspes" 60,der das Verschwinden des römischen Reiches und Namens voraussagte, längst bevor Rom gegründet wurde 61. Die Weltherrschaft wird nach Asien verlegt und Rom muß alles dreifach zurückgeben62. Frauen, wie die Sibyllen, und Kinder sind, das entspricht der Vermutung ihrer Nähe zu geheimnisvollem Wissen, die Mittler dieser unheilsvollen Prophezeiungen. Bei Hystaspes hat Lacdaß ihm das Orakel vom Untergang Roms aus dem tantius gelesen, , Munde eines Kindes gegeben worden sei6s. Neben diesen von uns greifbaren profanen Quellen schlachtet Lactantius die apokalyptische christliche Literatur weidlich aus. In beiden- Hauptquellen, aus denen der" Chiliast Lactantius schöpft, wird die sittliche Dekadenz des Zeitalters als Vorzeichen für das baldige a6 H. Windisch, Die Orakel des Hystaspes (1929) 55. 57 Die Weissagung wird von Sueton berichtet. Windisch 57. Vgl. zum ganzen Komplex des Romhasses H. Fuchs, Der geistige Widerstand gcgen Rom (1938). 58 Windisch 49. 69 Oracula Sibyllina 8,9/159; 165; 171/3 (GCS 8,142/50 Gcffcken). Geschichte des jüdischen Volkes 1114 (1909), 592/5; F. Cu60 B. Schürer, mont, La fin du monde selon les mages occidentaux: R. de 1'hist. des religions 103 (1931) 64/93. 6i Lactantius, Div. Inst. 7,15,18f. (CSEL 19,634 Brandt-Laubmann). 62 Oracula Sibyllina 3,350/5 (GCS 8,66 Geffken); Fuchs 7 f.; 29/36. 6s Lactantius, Div. Inst. 7,15,19 (CSEL 19,634 Brandt-Laubmann). Endzeitprognosen zwischen Lactantius und Augustinus 135 Ende gewertet. Im Orient hatte die unter dem Bilde der Metalle verkeine Quabreitete Weltzeitalterlehre, ethische wie oben erwähnte, lität. Im Okzident sah man die Dinge anders. Mit dem reinen Leben des die sittliche Verwilderung kontrastierte im goldenen Zeitalter letzten, während der senectus mundi. Seneca und die hermetischen Anschauungen im Asclepiüs des Ps. -Apuleius65 bestärken Lactantius in der Bewertung der Zustände seiner Zeit. Daß Hystaspes geweisder der Frommen Tage Bitten Ende hat, Zeus alle auf werde am sagt das für ist den Christen Bösewichter außerwiederum vertilgen, bald daß Christus die für Wahrheit, Echo volle christliche, schiefe kommen und die Herrschaft des Bösen brechen wird : Haec ita futura instinctu dei turn ex etiam vates spiritu esse cum prophetae omnes ex daemonum cecineruntss. 'In der großen Gerichtsrede Christi bei Matthäus und Lukas wird der Aufruhr der Elemente als Begleiterscheinung des kommenden Endes beschrieben; in der Johannes-Apokalypse und den parallelen Krieg ihnen Schwert, Hunger Texten Pest, und werden apokryphen Testadaß Alte das dem bekannten Axiom, Aus die Seite gestellt. an die Erfüllung das Testament Neue Vorbild, Schatten und ment bringe, erhält die Ausschau nach dem Eintreten dieser Vorzeichen die Hebräer in Ägypten zu bei Lactantius folgende Form61: Als hart in der Knechtschaft Volke geworden waren und einem großen bedrückt wurden, schlug Gott Ägypten mit Plagen und befreite sein Volk; der Ägypter ging im Meere elend zugrunde. Diese Tat Gottes ist nur Vorzeichen und Figura der größeren Taten, die Gott am Ende dem in Gottes Volk damals das der Zeiten tun wird eine weil ... heute Ägypten Ägypten weil getroffen, einen wohnte, so wurde allein beihnen Völkern das Gottes Volk wohnt und von unter allen aber drängt wird, müssen alle Völker auf dem ganzen Erdenrund mit PlaWie befreit Gottes damit das Volk werde. gen gezüchtigt werden, damals durch Vorzeichen den Ägyptern die kommende Vernichtung Prostaunenswerte Zeit letzten in der angezeigt wurde, so werden digien bei allen Elementen sich ereignen ... wie es jetzt in unserer Zeit geschieht..., denn die ganze Welt ist in Aufruhr, überall hört bekämpfen` in Waffen Völker sich Kriegen, und stehen alle man von die Zeit" Wenn hält Ernte. das Schwert schlimme gegenseitig und betrachtet des 4. Jahrhunderts Beginn werso schon verhältnisse zu 61 Siehe oben 65 Lactantius, pius 26 (Corpus G6Lactantius, symptome boten 67 Lactantius, S. 130, Anm. 30. AscleDiv. Inst. 7,18,3 f. (CSEL 19,640/2 Brandt-Laubmann); hermeticum 2,329/31 Nock). DekadenzDiv. Inst. 7,18,1 (CSEL 19,640 Brandt-Laubmann). die Zeit des Lactantius und die folgenden Jahrzehnte -genug. Div. Inst. 7,15,1/7 (CSEL 19,631 Brandt-Laubmann). 136. Bernhard Kötting den konnten, so vermochte sich hundert Jahre später kaum jemand des-Eindruckes zu erwehren, daß die durch das Anschwellen der Völkerwanderung geschaffene Situation mit der grausigen apokalyptischen Endphase identisch sei. Dazu kam noch, daß man die arianischen Streitigkeiten, als den für die Endzeit geweissagten Abfall und Bruderzwist anzusehen geneigt war. Ambrosius machte kein Hehl daraus, daß er die Vorzeichen des Weltendes für gekommen hielt68. MenschenBeim Propheten Ezechiel (38,14) heißt es: Weissage, sohn, und sprich zu Gog: Fürwahr, zu jener Zeit, da mein Volk Israel in Sicherheit wohnt, wirst du aufbrechen und von deinem Wohnsitz aus dem. äußersten Norden herkommen, du und viele Völker mit dir, " hoch Aufgebot Roß, Heer. zu ein großes zahlreiches alle und ein Ambrosius69 versteht darunter die Göten. Ähnlich wie der Mailänder Bischof lassen sich Hieronymus und der Verfasser der Consul-' tationes Zacchaei Christian etApollonii philosophi70 vernehmen, um nur einige Stimmen aus dem Ende des 4. Jahrhunderts zu nennen71. Die Historiker und Chronographen hielten sich nicht frei von diesen Anschauungen. Von Sulpicius Severus war oben schon die Rede. Bei dem in Konstantinopel lebenden Philostorgios, der seine Kirchengeschichte zwischen 425 und 433 schrieb, liest man: Eine solche gbopx ävöpwrwvhat es bis heute noch nicht gegeben, und das hat der ,Komet angezeigt. Nicht nur in einem Teil der Erde wütet der Krieg, sondern er hat ganze Völker vernichtet, ganz Europa, einen großen 68 Ambrosius, Expositio evang. Lucae 10,10 (CSEL "32,4,458 f. Schenkl). An' vielen Stellen bemerkt Ambrosius, daß die apokalyptischen Vorzeichen eingetreten seien. 69 Ambrosius, De fide ad Gratianum 2,16 (PL 16,611/4):... Gog iste Gothus est ...; De excessu fratris sui Satyri 1,30 (PL 16,1356). Der Goteneinfall wird d. h. wegen von Ambrosius als Zuchtgericht Gottes gesehen wegen der perfidia", der Zuneigung des Kaisers Valens zum Arianismus. Belege aus der rabbinischen Literatur, daß der Ansturm Gogs und Magogs der letzte sein wird, s. bei A. Wikenhauser, Das Problem des tausendjährigen Reiches in der Johannesapokalypse = RQ 40 (1932) 22f. Als Endzeitkünder werden die Goten auch angesehen Dombart). Zum Unheilvon Commodian, Carmen apol. 805/22 (CSEL 15, könig aus dem Norden vgl. Fuchs 32f. 70 Vom Eintreten der apokalyptischen Zeichen spricht Hieronymus, Comm. in Ez. 5,17 (PL 25,57C); 14,12 (PL25,25,121CD); Consultatiönes Zacchaei christiani et Apollonii philosophi 3,8 (PL 20,1161/3). Auch wenn mit Morin diese Schrift dem Firmicus Maternus zuzuweisen wärt, würde dieses Kapitel für die baldige Enderwartung im 4. Jahrhundert ein Beleg sein, aber es paßt besser in den Anfang des 5. Jahrhunderts, weil so eindringlich betont wird, daß es kein Land der Erde mehr gebe, dem das Evangelium noch nicht verkündet worden ist. 71 Daß das Anwachsen der aszetischen, weltfliehenden Neigung um die Jahrhundertwende, worüber ups besonders die Schriften des Hieronymus Auskunft geben, durch die allgemeine Erwartung des baldigen Weltendes begünstigt wurde, ist sicher; es lehrt uns aber auch den Widerstand national gesinnter Kreise in Rom gegen diese aszetische Bewegung besser verstehen. Endzeitprognosen zwischen Lactantiüs und Augustinus 137 Teil Asiens und das römische Afrika. Das Schwert der Barbaren, Hunger, Pest und wilde Tiere haben sich verbündet, Erdbeben haben Städte und Häuser vernichtet, Erdspalte haben Bewohner verschlungen, Regengüsse und Hitzewellen und Blitze wüten, Hagel, dicker als Kieselsteine, Schnee und Kälte über die Maßen; alle diese Zeichen des göttlichen Unwillens übersteigen weit das menschliche Aushaltevermögen"72. Gewiß berührt sich diese Schilderung aufs engste mit einer Apokalypse, die uns als Vorsatzstück zum sogenannten Testamentum Domini nostri Iesu Christi überliefert ist? s, aber diese ist selbst nur kurze Zeit vorher verfaßt und kann darum beanspruchen, hier als Zeugnis zeitgenössischer Vorgänge gewertet zu werden. - In der Gotengeschichte Isidors74 und in der Chronik des Hydatius75 zum Jahre 410 heißt es: »Es wüten Schwert, Hunger, Pest und wilde Tiere auf dem ganzen Erdkreis, und die Weissagungen des Herrn. gehen in Erfüllung. " Ein kurzer Blick in die Chronik des Comes Marcellinus76 findet für die Jahre um die Jahrhundertwende folgendes Verzeichnis von Naturereignissen: 389: 2 Tage Hagel; Komet im Norden sichtbar. " 390: Feuersäule am Himmel, 30 Tage lang. 393: Sonnenfinsternis. 394: Von September bis November Erdbeben, 396: Häufiges Erdbeben und Feuerzeichen am Himmel. 402: Erdbeben in Konstantinopel. 404: Gewaltige Feuersbrunst in Konstantinopel. 407: Gewaltige Unwetterschäden. 408: In Rom auf dem Forum pacis 7 Tage lang mugitus terrae. Un. wetter. 409: Hungersnot und Aufstand in Konstantinopel. 417: Erdbeben und Finsternis. 419: Erscheinung Christi auf dem Ölberg. ' Er zeigte -sich in einer Wolke. Viele benachbarte heidnische Stämme, die das sahen, divinitatisließen Angst teufen; wurden aus gläubig und sich Philostorgios, Hist. eccl. 11,7 (GCS21,137 Bidez). ist nur kurze Zeit vorher 73 Die Apokalypse verfaßt und kann darum als hier als Zeugnis Vorgänge beanspruchen, Pseudoprophetie zeitgenössischer geTestamentum Jesu Christi J. E. Rahmani, Domini nostri zu werden. wertet Text auch bei J. P. Arendzen, A new Syriac text of (1899) 2/19. Vollständiger Theol. Lord: Journal Studies 2 testament the the the apocalyptic of of of part Hist. cccl. 11,7 f. hat Arend(1901) 401/16. Die Ähnlichkeiten mit Philostorgios, zu seiner Ausgabe ergänzt hat ihn J. Bidez in der Einleitung zen 414f. dargelegt, GCS CXVI/CXIX. 21, des Philostorgios der Kirchengeschichte = r{ Isidor, Hist. Goth. 72 (MGH Chron. min. II, 295f. Mommsen). ss Hydatius, Continuatio Chron. Hieron. 48 (MGH Chron. min. II 17 f. Mommsen). i6 Marcellinus Comes, Chronicon (MGH. Chron. min. II, 62/74 _Mommsen). 138 Bernhard Kötting nutu' trugen alle Getauften auf ihren Gewändern das Kreuz des Erlösers. Den Kommentar zu dieser Chroniknotiz kann man bei Augustinus lesen77; nur hat er gehört, daß diese Wirkung der plötzlichen 7000 Taufen in Jerusalem, unter ihnen auch vieler Juden, von einem gewaltigen Erdbeben hervorgerufen sei. In Nordafrika gab es ähnliche Fälle von Angstbekehrungen. ' In Konstantinopel hatte ein Offizier ein Traumgesicht, in dem er Feuer sah, das die Stadt binnen kurzem vernichten sollte. Er machte dem Bischof Mitteilung, und die Öffentlichkeit wurde informiert. Es zeigte sich eine feurige Wolke über der Stadt. In der entstehenden Panik wurde in allen Kirchen, auf den Straßen und Plätzen getauft. Dann verbreitete sich das Gerücht, am nächsten Samstag werde die Stadt vertilgt; und (wie weiland die Möntanisten in Pepuza) zog die Bevölkerung mit Kaiser und Patriarch an der Spitze aus der Stadt heraus. Am Samstag sah man dann einen leichten Rauch über der verlassenen Stadt aufsteigen. Es erhob sich ein panisches Geschrei; dann war der Bann gebrochen. Ausgesandte Kundschafter stellten fest, daß nichts geschehen sei, und alle kehrten in die Stadt zurück78. Die Eroberung Roms durch Alarich im August 410, obschon sie nicht über Nacht kam, sondern seit Jahren vorauszusehen war, wirkte wie die Schürzung des Knotens in einem Drama. Heiden und Christen waren in gleicher Weise perplex. Hieronymus hat mit gemessener Rhetorik seine Lamentationen über Rom, mater et sepulcrum` der Bewohner, angestimmt/9. Die Flüchtigen suchten zum Teil an den Gestaden Afrikas'utid des Orientes Fuß zu fassen, schufen sich bald wieder die alten Lebensgewohnheiten und vergaßen, daß ihnen das Ereignis Anlaß zu sittlicher Umkehr hätte sein sollen. Manchen bedurfte Welt Es zusammen80. schon der geieine stürzte wirklich stigen Weite eines Augustinus und auch des räumlichen Abstandes, um einigermaßen ruhig Blut zu bewahren. Jedenfalls hat die zweite 77 Augustinus, Scrmo 19,6 (PL 38,136 f. ); Ep. 228,8 (CSEL 57,490 f. Goldbacher). Vgl. F. van der Meer, Augustinus der Seelsorger (1951) 185f. 78 Augustinus, Sermo de urbis eacidio 6,7 (PL 40,732). Vgl. 0. Seeck, Geschichte des Unterganges der antiken Welt 5,305f.; 563. 79' Hieronymus, Comm. in Ez. III. Praefatio (PL 25,75 f. ); Ep. 126,2 (PL 22, Augustin und der 1086); Ep. 127,12 (PL 22,1094). Vgl. H. v. Campenhausen, Augustin und das Fall von Rom: Lebendige Wissenschaft 1_(1947); F. G. Maier, antike Rom (1955), 43/68. 80 Dem Einsiedler Arsenius in der sketischen Wüste, einem ehemals vornehmen Römer, liefen jedesmal die Tränen aus d: n Augen, wenn er vom Fall Roms sprach. A. Vasiliev, Medieval ideas of the end of the world: Byzantion 16 (1942/3) 463. Endzeitprognosen zwischen Lactantius und Augustinus 139 Eroberung Roms durch Geiserich 45 Jahre später u. W. die Bewohner des Imperiums nicht in gleicher Weise beeindruckt. Die Endzeitprognosen sind keineswegs in dem Augenblick verstummt, als man sich vom Schrecken erholt hatte und spürte, daß das Leben weiterging 81"Während der ganzenV ölkerwanderungszeit und darüber hinaus82hält die apokalyptische Stimmung an, aber die gewaltige Erregung der Jahrhundertwende läßt nach. Die späteren byzantinischen Chronographen vermerken, daß nach den in der Bibel begründeten Berechnungen das Ende der Welt hätte eintreten müssen, aber dann führen sie die Chronik seelenruhig wveiter83. Die Heiden sahen den Grund für das Elend im Abfall vom Götterglauben und behaupteten, daß selbst Christen schwankend würdensl. Mit dieser Auffassung hat sich Augustinus in Dei" auseinandercivitate De gesetzt. In seinem Gefolge hat sein Schüler Orosius in seinem Geschichtswerk nicht so geist-, aber ebenso wirkungsvoll den Eindruck der Ereignisse abzuschwächen versucht und betont, daß es früher noch bösere Zeiten und schlimmere Dinge gegeben habe. Beide versichern häufig, daß jeder aus der Bibel abzulesenden Endzeitberechnung das Wort entgegenstehe: Ihr kennt weder den Tag noch die Stunde. Auch von seiten der Regierung war man nicht untätig. Die sibyllinischen Bücher wurden verbotenS3. Man konnte noch immer auf Grund der Gesetze gegen das apokalyptische Schrifttum einschreiten. Aber es wird so wenig genützt haben, wie zur Zeit des Justinus, der erwähnt, daß die Lektüre der Weissagungen des Hystaspes zwar verboten sei, daß aber viele das Buch läsen86. Hieronymus brachte sich durch seine Anschauungen in Gefahr; auch die Kirche hat sich von diesen Anschauungen offiziell distanziert. Einige Schriften wie die des Lactantius wurden im Indes des [Gelasius] als apokryph abgelehnts7. I 8l Das sieht man etwa an Philostorgios, der den Fall Roms von 410 in ähnlichen Farben zeichnet wie Hieronymus, aber etwa 15 Jahre später die oben erwähnte Schilderung der Endereignisse niedergeschrieben hat. 62 J. Fischer, Die Völkerwanderung im Urteil der zeitgenössischen kirchlichen Schriftsteller Galliens unter Einbeziehung des heiligen Augustinus (1948), 114/8.1' 1 63 H. Gelzer, Scztus Julius Afrikanus und die byzantinische Chronographic I' (1898), 26. 84 Zosimus, Hist. 5,41'(Bonner Corpus 305 Bekker): während der Belagerung, Roms durch Alarich hätten Etrusker in Rom die alten Opfer wieder dargebracht; Papst Innozenz I. habe zugestimmt. 65 Seeck, Geschichte des Unterganges 5,383. s6 Justinus, Apologia 1,44 (FiP 2,78 Rauschen). Auch die Lektüre der Sibyllen waren verboten. Tiberius bestimmte die Todesstrafe für alle, die Unheils87 Mansi, 8,151. sagungcn über das Herrscherhaus verbreiteten.