Heimatkundliche Blätter Nr. 6/2016 Hauptlehrer Josef Pfisterhammer - Wirken und Aufzeichnungen des langjährigen Bad Gögginger Lehrers Teil II - Lehrkräfte und Unterrichtsbetrieb ab 1940 Kirche und Schulhaus mit Lehrerwohnung Im Sept. 1945 wieder Schulbeginn: In Bad Gögging leisteten Unterrichtsaushilfe: Sept. 45 bis Schuljahresschluss Febr. 1947 die Oberlehrerin Maximilian Ring (geb. 1893) Ab Febr. 1947 leistete der sudetendeutsche Lehrer Herbert Schramm Unterrichtsaushilfe in Bad Gögging Ab Sept 1947 wieder Normalunterricht in Bad Gögging. Pfisterhammer wurde ab Sept. 47 wieder als Lehrer (im Angestelltenverhältnis) in Bad Gögging übernommen. Im Mai 1947 wurde er in der Spruchkammerverhandlung in Abensberg auf Grund seines Widerstandes gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft (Bibelunterricht – Grenzaktion) in die Gruppe der Entlasteten eingereiht. Ab 1. Februar 1948 wurde Pfisterhammer wieder verbeamtet. Ab Sept. 1947 hat man Frl. Maria Ziegelmeier von Abensberg als 2. Lehrkraft nach Bad Gögging berufen. Pfisterhammer unterrichtete ab Sept. 47 das 4. - 8. Schuljahr. Frl. Ziegelmeier war Lehrerin der Unterabteilung 1. - 3. Schuljahr. So blieb es bis zum Schuljahr 1949 – 50. Ab Sept. 1949 bekam Bad Gögging eine 3. Lehrkraft. Ziegelmeier Maria unterrichtete nun 1. und 2. Schuljahr. Renate Wolf war Lehrerin des 3. und 4. Schuljahres. Pfisterhammer Josef war Lehrer für das 5. bis 8. Schuljahr. Ab 1.8. 1950 wurde Hauptlehrer Pfisterhammer zum bezahlten Hptl. ernannt. Ab 1. 9. 1950 erfolgte seine Versetzung auf die Rektorenstelle in Postmünster (Landkreis Pfarrkirchen) LEHRKRÄFTE Zu Beginn des 2. Weltkrieges waren an der Volksschule Bad Gögging als Lehrkräfte tätig: Josef Pfisterhammer Hauptlehrer und Schulleiter – seit 1.2.21 auf der Stelle. Grohmann Amelie, Lehrerin - seit 1. Mai 1938 auf der Stelle. Sie war eine österreichische Lehrerin von Lichtenegg bei Wiener – Neustadt. Kriegsjahr 1939 / 40 In Ulrain wurde der Lehrer Anton Burgmeyer zum Militär einberufen. Pfisterhammer unterrichtete 1939/40 4. bis 8. Schuljahr in Bad Gögging: Montag – Mittwoch – Freitag 1. bis 8. Schuljahr in Ulrain: Dienstag – Donnerstag – Samstag. Grohmann unterrichtete in Bad Gögging 39-40 das 1. bis 3. Schuljahr. Im kleinen Schulzimmer hatten nur 3 Klassen Platz. Kriegsjahr 1940 – 1945 Ulrain erhielt ab Schuljahr 1940 wieder eine eigene Lehrkraft. Pfisterhammer unterrichtete ab Schuljahr 1940 alle 8 Klassen in Bad Gögging. 5.- 8. Schuljahr vormittags (im gr. Schulraum) 1.- 4. Schuljahr nachmittags (im gr. Schulraum) Frl. Grohmann kam zur Aushilfe aus Berghausen bei Mainburg, später nach Sandharlanden Nach Ankunft der Amerikaner 1945 wurden sämtliche Lehrkräfte, die Parteimitglieder waren, aus dem Schuldienst entlassen. Auch Pfisterhammer und Grohmann traf dieses Los. Frl. Grohmann kehrte im Nov. 45 auf abenteuerlichen Wegen über Wegscheid – Gottsdorf in ihre österreichische Heimat zurück. . UNTERRICHTSBETRIEB IN BAD GÖGGING AB SEPT. 1940 Bis März 1944 konnte ich ungestört Unterricht erteilen. Pfisterhammer war alleine als Lehrer. Er unterrichtete: Vormittag 5. - 8. Schuljahr Nachmittag 1. - 4. Schuljahr Nachdem nur mehr im großen Schulzimmer Unterricht erteilt wurde, konnten die unteren 4 Schuljahre zusammengenommen werden. Im März 1944 kam der 1. Flüchtlingstransport aus Schlesien: Es war ein Sonntag und beide Schulzimmer mussten für die Flüchtlinge geräumt werden. Die Schulbänke kamen auf den Dachboden, in beiden Schulzimmern wurde Stroh aufgeschüttet. Mit der Unterrichtsverteilung wich ich auf das Gastzimmer beim „Alten Wirt“ aus. Über eine Woche verging, bis alle Flüchtlinge verteilt und untergebracht waren. Schwierig war die Unterbringung der Familien Hentschel und Tiesler mit je 7 Kindern. Für die Nacht stellten wir diesen kinderreichen Familien unser Wohnzimmer und die Küche zur Verfügung. Sobald das große Schulzimmer wieder leer war - im kleinen Schulzimmer konnten die restlichen Flüchtlinge, die noch nicht untergebracht waren, weiterhausen - räumte ich es wieder ein. Die Schulbänke vom kleinen Schulzimmer ließ ich auf dem Dachboden stehen, da ich diese für den Unterricht nicht mehr brauchte. Aber nicht lange konnte ich in einem Schulzimmer bleiben. Im Mai 1944 kam der 2. Flüchtlingstransport aus Schlesien. Wieder ging der „Tanz“ los: Verbringen der Schulbänke auf den Dachboden und Unterrichtserteilung im Gastzimmer. Bei diesem Transport war die Familie Bläsing mit 5 Kindern, so wie eine Frau mit einem 6 Wochen alten Kleinkind dabei. Auch diese beiden Frauen mit Kleinkindern beherbergten wir nachts in unserem Wohnzimmer und in der Küche. Mühlenbesitzer Necker lies jedes Mal bei Ankunft eines Flüchtlingstransportes alle seine Kühe melken und brachte die Milch den vom langen Transport ausgehungerten Kindern. Auch stellte er Mehl zur Verfügung. Bäckermeister Schmid lieferte unentgeltlich markenfreies Brot für die Flüchtlinge. - Necker war damals Bürgermeister von Bad Gögging. Auch diesmal verging mehr als eine Woche bis ich wieder mein großes Schulzimmer einräumen und Unterricht erteilen konnte. Nur Feb. 1945 dauerte diese „Herrlichkeit“. dann war endgültig Schluss. Es war die „Ruhe vor dem Sturm“ Ab Feb. 1945 wurden beide Schulzimmer Lazarett. Römer- und Trajansbad waren als Lazarett überfüllt. Schreiner Zollner fertigte Etagengestelle für die Liegestatt der Soldaten. In beiden Schulzimmern wurden damals 60 Soldaten untergebracht. Von da an konnte ich nur mehr im Gastzimmer beim Alten Wirt Unterricht halten. Und selbst hier wurde ich mehrmals aus dem Gastzimmer verbannt, wenn durchziehende Gruppenteile beim Alten Wirt nächtigten und erst im Laufe des nächsten Tages wieder abzogen. Franz Stadler aus Sittling im Lazarett Römerbad. Den Onkel besuchen Fanny und Josef Kronauer 1944 am Haupteingang des Tranjansbades Dann unterrichtete ich in der Lourdesgrotte, während die still beschäftigten Kinder auf den Grabeinfassungen saßen und schrieben. Dem Einquartieren von durchziehenden Truppen wurde ein Ende gesetzt, als Bad Gögging zum Lazarettdorf erklärt wurde und aus den beiden Bädern (Römer- und Trajansbad) und dem Schulhaus auch beide Wirtshäuser (Holzapfel und Reith) Lazarette geworden sind. Alle 5 Gebäude (2 Bäder – Schulhaus – 2 Gasthäuser) erhielten die Rotkreuzflagge aufs Dach gesetzt. Von da an war ich zur Unterrichtserteilung mehrmals auf die Lourdesgrotte angewiesen mit dem Friedhof. (ab Mitte März 1945) Trotzdem wir Lazarettdorf waren, versuchten immer wieder durchziehende Truppenteile in Bad Gögging halt zu machen, ja sogar zu nächtigen. Aber der energische Stabsarzt Erhardt (der Chefarzt Navorath hatte keinen Mut) blieb hartnäckig und hielt sich unnachgiebig an die Weisung, dass ein Lazarettdorf nicht zugleich Unterkunftsort für Truppen sein kann und darf. Einmal kam eine SS-Truppe nach Bad Gögging. Ihr Führer, ein über 2m langer rothaariger SS-Offizier, wollte um allen Preis sich in Bad Gögging einquartieren. Aber Stabsarzt Erhardt blieb hart und wies furchtlos das Ansinnen des SS-Offiziers ab, obwohl ihm dieser sogar mit dem Kriegsgericht drohte. Aber einmal wäre ein bei Tage durchziehender Trupp Soldaten mit einer „Gulaschkanone“ dem Dorf Bad Gögging bald zum Verhängnis geworden. Feindliche Tiefflieger überflogen gerade Bad Gögging, als diese den kleinen Soldatentrupp beim Regneranwesen vor der Abensbrücke bemerkten. Blitzschnell reagierten Soldatentrupp und feindliche Flieger. Die Soldaten trieben das Pferdegespann der Gulaschkanone an und suchten Heil und Rettung im gegenüberliegenden Stadel von Mesner Dollinger. Aber die Flieger hatten ebenso schnell kehrt gemacht und feuerten im Tiefflug auf das im Dollinger Stadel entfliehende Gefährt und die Soldaten; aber sie trafen nicht. Die Geschosse gingen viel mehr durch das Stadeldach in das hinter dem Stadel stehende Anwesen vom Zinner (Schmailzl). Durch ein Brandgeschoss ging dieses in Flammen auf. Eine dort im ersten Stock wohnende kranke Flüchtlingsfrau konnte sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster retten. Dicker schwarzer Qualm umgab das brennende Haus. Die Frau hatte sich beim Sprung beide Beine verletzt und trug eine Rauchvergiftung davon. Die Lage spitzt sich zu Es hatte keinen Sinn mehr zu versuchen im Gastzimmer Unterricht zu halten. Je näher die Amerikaner kamen, desto mehr kommen auf dem Rückzug befindliche Soldaten, die krank waren, ins Dorf. Diese hielten sich meist zuerst im Gastzimmer der beiden Wirtshäuser auf, bis sie in einem der 5 Lazarette untergebracht werden konnten. Die sogenannte „Absetzbewegung trat immer mehr zu Tage. Die Lazarettärzte hier waren sehr vernünftig und wiesen keinen Soldaten ab und fanden schon bei jedem an der Aufnahme stehenden Soldaten irgendeine Krankheit. Bis 10. April ging mein Unterricht - wenn man ihn so noch nennen darf - in der Lourdesgrotte und Friedhof weiter. Dann musste ich endgültig Schluss machen. Die Ereignisse überschlugen sich immer mehr, je näher die feindlichen Truppen kamen. Die übrigen Tage verliefen zwischen Bangen und Hoffen. Das Bangen, wie dies wohl verlaufen wird. Dem Hoffen, dass es bald – je eher, desto lieber, vor sich gehen möchte um endlich von der Angst erlöst zu werden. Fortsetzung Teil III