Metastasierter Brustkrebs

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Metastasierter Brustkrebs
Einleitung
Die Diagnose „metastasierter Brustkrebs“ ist für die meisten Frauen ein Schock und oft
beängstigender, als wenn Brustkrebs in einem früheren Stadium festgestellt wird. Doch auch wenn
sich Metastasen (Absiedlungen) gebildet haben, kann Brustkrebs behandelt werden. Mit einer
sorgfältig geplanten und gut angepassten Therapie ist es oft möglich, über Jahre mit der
Erkrankung zu leben und eine gute Lebensqualität zu erreichen. Besonders wichtig sind die
Organisation von Hilfe und Unterstützung im Alltag, aber auch beim Umgang mit Gefühlen wie
Angst und Trauer.
Bei Brustkrebs bildet sich von der Brustdrüse ausgehend neues, unkontrolliert wachsendes
Gewebe. Zuerst entsteht in der Brust ein Tumor; später können sich die Krebszellen in das
angrenzende Körpergewebe ausbreiten und in anderen Körperregionen Metastasen bilden.
Es gibt verschiedene Arten von Metastasen: lokale, regionäre und Fernmetastasen. Lokale
Metastasen befinden sich in der unmittelbaren Nähe des Tumors, regionäre Metastasen in den
Lymphknoten in der Nähe des Tumors. Von Fernmetastasen spricht man, wenn sich in anderen
Körperregionen Absiedlungen des Tumors gebildet haben. Bei Brustkrebs entstehen Metastasen
am häufigsten in den Lymphknoten, den Knochen, in der Lunge, der Haut, der Leber und im
Gehirn.
Symptome
Anzeichen für metastasierten Brustkrebs können zum Beispiel ein Knoten in der Brust oder im
Brustbereich, Schmerzen in den Knochen oder im Unterleib und eher unspezifische Beschwerden
wie Atemnot, anhaltendes Unwohlsein, Übelkeit und Erschöpfung sein. Viele Frauen bemerken
solche Veränderungen selbst, bei anderen werden sie bei einer ärztlichen Untersuchung
festgestellt.
Ursachen
Brustkrebs kann entstehen, wenn sich die genetischen Informationen von Zellen verändern. Wie es
zu solchen Veränderungen kommt und wie sich die Zellen dann entwickeln, hängt von vielen
Faktoren ab, die sich wechselseitig beeinflussen können – dazu gehören beispielsweise Alter,
Größe und Gewicht, Immunsystem, Hormone, Schwangerschaften und Stillzeiten. Brustkrebs ist
nicht ansteckend.
Manche Frauen sorgen sich, ob sie mit ihrer Lebensweise dazu beigetragen haben, dass sie an
Krebs erkrankt sind, der Tumor zurückgekommen ist oder Metastasen gebildet hat. Vielleicht fragen
sie sich, ob sie nicht gesund genug gelebt haben oder ob psychische Faktoren wie viel Stress und
Unruhe dazu beigetragen haben könnten, dass die Krankheit wieder aufgetreten ist. Zudem wird
immer wieder einmal über Theorien berichtet, nach denen bestimmte Persönlichkeitseigenschaften
eine Krebserkrankung begünstigen sollen. Solche Vermutungen wurden jedoch nie bewiesen und
gelten heute als überholt: Niemand ist schuld an einer solch schweren Erkrankung. Krebs kann
jeden treffen, unabhängig von Lebenswandel und Charaktereigenschaften.
Risikofaktoren
In manchen Familien tritt Brustkrebs gehäuft auf. Man schätzt, dass 5 bis 10 von 100
Brustkrebserkrankungen auf erbliche Faktoren zurückzuführen sind. Bekannt ist, dass Frauen, bei
denen die Gene BRCA1 und BRCA2 verändert sind, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an
Brustkrebs zu erkranken. Die Abkürzung „BRCA“ steht für „Breast Cancer“ (englisch für
Brustkrebs). 50 bis 80 von 100 Frauen mit dieser Genveränderung (Mutation) erkranken im Laufe
ihres Lebens an Brustkrebs. Frauen, die dieses Gen tragen, aber noch nicht an Brustkrebs erkrankt
sind, wird eine besondere Betreuung angeboten, die beispielsweise regelmäßige
Früherkennungsuntersuchungen umfassen kann. Doch auch wenn diese Genveränderung nicht
festgestellt wird, in der Familie aber häufiger Brustkrebs aufgetreten ist, kann das individuelle
Risiko erhöht sein.
Die Eigenschaften von Tumoren, die mit BRCA-Genen zusammenhängen, unterscheiden sich von
denen anderer Tumore. Wenn solche Tumor-Eigenschaften bei Untersuchungen auffallen, wird die
Ärztin oder der Arzt dies wahrscheinlich ansprechen. Denn dann kann es sinnvoll sein, über die
Krankengeschichte der betroffenen Familienmitglieder zu reden. Zudem wird bei Verdacht auf
genetische Veränderungen vielleicht ein Gentest in einem darauf spezialisierten Zentrum
angeboten. Ein solcher Gentest ist mit einer besonderen Beratung verbunden. Die Behandlung
einer durch erbliche Faktoren beeinflussten Krebserkrankung unterscheidet sich ansonsten nicht
von einer anderen Brustkrebsbehandlung.
Häufigkeit
Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Sie wird meist in einem
höheren Alter entdeckt: 60 von 100 Frauen mit Brustkrebs sind älter als 60 Jahre, wenn die
Erkrankung festgestellt wird. Von Brustkrebs sind fast immer Frauen betroffen, dennoch können
sehr selten auch Männer an Brustkrebs erkranken.
Metastasen können rasch nach der Erstdiagnose und -behandlung auftreten, oft bilden sie sich
aber erst viele Jahre danach. Manchmal wird ein Brustkrebs erst erkannt, wenn er schon
Absiedlungen gebildet hat: Bei etwa 4 von 100 Frauen mit Brustkrebs werden bei der Erstdiagnose
Fernmetastasen festgestellt.
Verlauf
Wenn Fernmetastasen festgestellt werden, ist eine vollständige Heilung nur in Ausnahmefällen zu
erwarten. Eine Behandlung ist dennoch möglich – sie kann das Tumorwachstum begrenzen, das
weitere Fortschreiten der Erkrankung mitunter für viele Jahre hinauszögern und Beschwerden
lindern. Die Behandlungsmöglichkeiten und der wahrscheinliche Verlauf hängen unter anderem
davon ab, in welcher Körperregion Metastasen auftreten und wie zahlreich sie sind. Welche
Therapie infrage kommt und wie sie anschlägt, wird auch von den biologischen Merkmalen des
Tumors beeinflusst, zum Beispiel davon, ob das Wachstum des Tumors durch Hormone
beeinflusst wird. Weitere Faktoren sind das Alter und die allgemeine körperliche Verfassung.
Wie die Krankheit verlaufen wird, lässt sich nicht genau vorhersagen. Prognosen über
Heilungschancen, die Dauer stabiler Krankheitsphasen oder über die verbleibende Lebenszeit
sind immer mit Unsicherheit behaftet. Trotz der belastenden Diagnose bleibt eine berechtigte
Hoffnung auf eine möglichst lange Zeit mit guter Lebensqualität. Laut dem Münchener
Krebsregister leben beispielsweise nach fünf Jahren noch etwa 26 von 100 und nach zehn Jahren
noch etwa 13 von 100 Frauen, nachdem Brustkrebs mit Metastasen festgestellt wurde.
Diagnose
Die Ärztin oder der Arzt ist der erste Ansprechpartner beim Verdacht auf eine BrustkrebsErkrankung, ein Fortschreiten oder eine Rückkehr (Rezidiv) des Krebses. Möglicherweise ist für
weitergehende Untersuchungen eine Überweisung nötig, beispielsweise an ein Krankenhaus oder
zertifiziertes Brustzentrum. Nach einem ausführlichen Gespräch über die Krankengeschichte findet
eine körperliche Untersuchung statt. Zu den Untersuchungen können beispielsweise eine
Tastuntersuchung der Brust oder der Operationsnarbe, eine Ultraschalluntersuchung der Brust und
die Entnahme einer Gewebeprobe gehören.
Nicht immer werden alle theoretisch möglichen Untersuchungen auch gemacht. Welche sinnvoll
und am besten geeignet sind, lässt sich im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt klären. Dabei hat
jede Patientin und jeder Patient immer das Recht, eine Untersuchung abzulehnen.
Wenn allgemeine Beschwerden auftreten oder wenn (erneut) Brustkrebs festgestellt wurde, prüft
die Ärztin oder der Arzt, ob sich der Tumor auch anderswo im Körper ausgebreitet hat. Dies kann
unter anderem mithilfe der folgenden bildgebenden Untersuchungsverfahren geschehen:
Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thorax)
Knochenszintigrafie
Ultraschall der Leber
Behandlung
Bei fortgeschrittenen Tumoren, die auf die Brust oder angrenzendes Gewebe begrenzt sind, wird in
der Regel zunächst versucht, die Krebsgeschwulst durch eine Operation vollständig zu entfernen.
Wenn sich über den Brustbereich hinaus an anderen Stellen des Körpers Metastasen gebildet
haben, ist eine vollständige Entfernung des Krebsgewebes meistens nicht mehr möglich. Dann ist
es das Ziel der Therapie, das Leben zu verlängern, aber auch den Gesundheitszustand zu
stabilisieren und eine gute Lebensqualität zu erhalten. Dazu gehört, das Tumorwachstum
möglichst zum Stillstand zu bringen oder zu verlangsamen.
Bei einem Brustkrebs mit Fernmetastasen wird in der Regel der ganze Körper medikamentös
behandelt (systemische Therapie). Diese Behandlung kann eine Hormonbehandlung und / oder
eine Chemotherapie sein und hat das Ziel, das Tumorwachstum einzudämmen. Bestimmte
Brustkrebsarten lassen sich auch mit sogenannten zielgerichteten Therapien behandeln.
Wie Metastasen behandelt werden, hängt davon ab, wo sie auftreten. Knochenmetastasen können
bestrahlt werden, um Schmerzen zu lindern und Knochenbrüchen vorzubeugen. Metastasen in
inneren Organen und der Haut können unter bestimmten Voraussetzungen operativ entfernt
werden. Manche Metastasen können bestrahlt oder operiert werden. Meist kommt auch eine
medikamentöse Behandlung infrage.
Neben der Beeinflussung der Krebszellen ist das Ziel der Behandlung, die durch den Krebs
entstehenden Beschwerden wie Schmerzen sowie mögliche Nebenwirkungen der Therapie zu
lindern. Therapien zur Tumorbehandlung können schwere Nebenwirkungen haben, manchmal
führen sie auch zu Folgeerkrankungen. Eine häufige Nebenwirkung ist die sogenannte Fatigue
(französisch für „Müdigkeit“), eine lähmende körperliche und geistige Erschöpfung. Schmerzen
lassen sich durch eine gut abgestimmte Schmerztherapie lindern – auch wenn sie stark sind. Eine
rein lindernde und unterstützende Behandlung wird auch „Palliativtherapie“ (vom lateinischen
„pallium“, Mantel) genannt.
Für die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs kommen beispielsweise zertifizierte
Brustzentren (Brustkrebszentren), Tumorzentren und onkologische Schwerpunktpraxen infrage.
Hier arbeiten spezialisierte Fachkräfte aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen.
Metastasierter Brustkrebs kann auch in Krankenhäusern oder Praxen ohne spezielle Zertifizierung
behandelt werden.
Rehabilitation
Eine Anschlussheilbehandlung (AHB) oder Anschlussrehabilitation (ARH) kann direkt oder bis
spätestens 14 Tage nach Entlassung aus dem Krankenhaus in Anspruch genommen werden. In
besonderen Situationen, wenn nach Entlassung aus der stationären Behandlung beispielsweise
noch eine ambulante Chemotherapie oder Bestrahlung abgeschlossen werden muss, beginnt die
Frist erst dann. Eine Rehabilitation oder Kur ist auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich.
Rehabilitationsmaßnahmen werden sowohl ambulant als auch stationär angeboten. Ihr Ziel ist, den
Behandlungserfolg zu sichern, den körperlichen und seelischen Zustand zu verbessern und den
Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern. Meist beinhaltet eine Rehabilitation Sport- und
Physiotherapie sowie psychosoziale Unterstützungsangebote. Darüber hinaus werden oft auch
Informationsveranstaltungen, Gruppendiskussionen, Sexualberatung, sozialrechtliche Beratungen,
Hilfe bei der Versorgung nach der Rehabilitation und Unterstützung bei einer Rückkehr in das
Berufsleben angeboten.
Spezielle berufliche Rehabilitationsmaßnahmen können zudem Fortbildungsmaßnahmen sowie
Vorbereitungen für einen Berufswechsel beinhalten.
Meist dauert eine Reha-Maßnahme drei Wochen. Sie muss ärztlich verschrieben und vom
Kostenträger genehmigt werden. Der Kliniksozialdienst kann beim Antrag auf eine
Anschlussrehabilitation unterstützen.
Reha-Servicestellen bieten Beratung zu den Reha-Maßnahmen verschiedener Träger an.
Adressen gibt es bei der Krankenkasse oder Rentenversicherung.
Leben und Alltag
Die Diagnose „metastasierter Brustkrebs“ zu verarbeiten, sich mit Zukunftsängsten und
existenziellen Fragen des Lebens und Sterbens auseinanderzusetzen, ist alles andere als einfach.
Auch die Krebsbehandlung selbst kann körperlich und emotional sehr belastend sein. Für Frauen
mit metastasiertem Brustkrebs ist es deshalb sehr wichtig, auf das eigene Wohlbefinden zu achten.
Viele Frauen berichten, dass ihnen die aktive Auseinandersetzung mit der Erkrankung sehr
geholfen und sie persönlich verändert hat. Nach einer anfänglichen Zeit der Niedergeschlagenheit
orientieren sie sich allmählich neu, bewerten vieles anders und erleben sich selbst oft reifer und
bewusster als zuvor. Sie versuchen, möglichst in der Gegenwart zu leben, jeden Tag zu nutzen
und zu genießen. Manche Frauen verändern ihren Alltag und verfolgen neue Interessen. Andere
finden Halt, indem sie so normal wie möglich weiterleben und versuchen, das Beste aus jedem
Tag zu machen.
So wie die Erkrankung und ihre Behandlung immer wieder neue Herausforderungen mit sich
bringen, wird sich auch der Umgang mit der Erkrankung immer wieder verändern. Es gibt kein
Patentrezept, wie dies gelingen kann: Jeder betroffene Mensch geht anders mit einer solchen
Erkrankung um und muss seinen ganz persönlichen Weg finden.
Weitere Informationen
Viele Krankenhäuser und Beratungsstellen bieten Möglichkeiten der psychosozialen und
psychoonkologischen Unterstützung. Im Krankenhaus übernehmen vor allem Ärztinnen und Ärzte
sowie Pflegekräfte die psychoonkologische Begleitung. Dies kann in Zusammenarbeit mit
psychoonkologischen Diensten geschehen. Wer (wieder) zu Hause ist, kann ambulante
psychoonkologische Angebote in Anspruch nehmen, etwa von onkologischen Schwerpunktpraxen
oder psychosozialen Krebsberatungsstellen.
Entspannungskurse und Schmerzbewältigungs-Therapien werden häufig in Rehakliniken, aber
auch in ärztlichen oder psychotherapeutischen Praxen angeboten. Wenn sie ärztlich verschrieben
werden, übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
In Selbsthilfegruppen können Kontakte zu anderen Frauen geknüpft werden, die die mit der
Erkrankung verbundenen Gefühle und praktischen Probleme aus eigener Erfahrung kennen. Dort
ist es möglich, Themen anzusprechen, die mit nicht krebskranken Menschen oft schwierig zu
erörtern sind. Das kann eine große Entlastung sein: Viele Frauen berichten, dass ihnen die
Solidarität und Hilfsbereitschaft in einer Gruppe Kraft gibt. Selbsthilfegruppen bieten oft auch
weitere Angebote, etwa Sportgruppen oder Hilfe in sozialrechtlichen Fragen.
Auch im Alltag besteht der Anspruch auf vielfältige Hilfen und finanzielle Leistungen – dazu
gehören zum Beispiel das Krankengeld sowie Hilfen bei der Pflege, aber auch im Haushalt und bei
der Kinderbetreuung. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen, die dazu beraten und bei einer
Antragstellung helfen können.
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