3/09 Andromeda Innen sind PVC Bodenbeläge verlegt. Die Stahlblechaußentür ist doppelwandig ausgelegt. Die Kunsstofffenster sind mit Rolladen und Außengitter versehen. Es gibt ferner eine Trennwand zwischen dem Arbeits- und Beobachtungsraum. Der Boden im Beobachtungsraum ist ca. 60 cm erhöht. Eine zusätzliche Festverglasung in der Trennwand zwischen Beobachtungs- und Aufenthaltsraum (PC und Schreibtischplatz) und eine fest eingebaute Treppe mit Schiebetüre zwischen Arbeitsraum und Beobachtungsraum vervollständigen das Ambiente. Die verschiebbare Dachkonstruktion von ca. 300x300 cm lässt sich einfach per Hand zur Seite bewegen. Die Elektroinstallation ist über einen angebauten Cee Stecker zum Anschluß an 230 Volt ausgelegt. Sicherungskasten mit Automaten, 2 Leuchtstoffröhren sowie 10 Steckdosen sind im Astrocontainer untergebracht. Die ganze Containerkonstruktion ist mit 4 Kranösen an allen 4 Oberseiten versehen und kann mit einem LKW mit Hebekran transportiert werden. Mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel Jochen Borgert Ewalds Anfrage per E-Mail, doch bitte in der Andromeda mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel zu beschreiben, kostete mich viele Gedanken. Welches war eigentlich mein Lieblingsobjekt am Himmel? Waren es die Jupitermonde, die hell mit ihren pechschwarzen Schatten über die streifige Jupiteroberfläche zogen? War es die Mondoberfläche, die bei binokularer Beobachtung ein atemberaubendes Wechselspiel von Licht und Schatten bietet? Oder war es eines der sogenannten „Deep-Sky-Objekte“? Der große und lichtschwache Nordamerikanebel, der in manchen Beobachtungsberichten geradezu mystisch verklärt wird? Oder M42, der Orionnebel, ein Highlight in jedem Teleskop. Ein Blick in meine Beobachtungsbücher, in denen ich alle meine Beobachtungen sammle, brachte Aufklärung. Klarer Favorit war der Cirrusnebel. Gefunden wurde dieser Nebel bzw. seine beiden Hauptteile an den Abenden des 5. und 7. Septembers des Jahres 1784 von Wilhelm Herschel in einem Teleskop von etwa 18“ Öffnung. Weitere Teile des Nebelkomplexes wurden bis ins Jahr 1904 teilweise fotografisch aufgenommen. Der Entdeckungszeitraum 35 3/09 Andromeda von 120 Jahren mag einen Eindruck vom Umfang und Strukturreichtum dieses mit einer Ausdehnung von 230‘ x 160‘ sehr großen Nebelkomplexes im Schwan vermitteln. Auf Fotos des Nebels findet man, grob überschlagen, 5 Hauptteile. Der östliche Teil, NGC 6992, ist ein sichelförmiger Nebelkomplex mit einer Ausdehnung von ca. 60‘x8‘, an dessen südlichem Ende NGC 6995 mit einem Durchmesser von etwa 12‘ liegt. Der westliche Teil, NGC 6960, der sogenannte Sturmvogel, ist ein ca. 70‘ x 6‘ großer Nebelkomplex, der, mit dem Stern 4. Größe 52 Cyg als Kopf, durchaus an die zeichnerische Darstellung einer fliegende Möwe erinnert. Allerdings ist der helle Stern, der die Beobachtung und Fotografie besonders reizvoll macht, nur ein Vordergrundstern. Der Cirrusnebel befindet sich in einer geschätzten Entfernung von etwa 1500 bis 2500 Lichtjahren, während 52 Cyg, quasi in unserer Nachbarschaft, etwa 200 Lichtjahre entfernt liegt. Zwischen den beiden dominierenden Nebelteilen befindet sich NGC 6979, der Pickering‘s Triangular Wisp genannte, dreiecksförmige Nebel und NGC 6974. Dieser Mittelteil des Cirrusnebels ist schwächer als die beiden anderen Teile. Die äußere Erscheinung, genauer gesagt die beiden mit etwa 50 km/s sich ausdehnenden Halbschalen (etwa 6“ pro Jahrhundert), geben einen deutlichen Hinweis auf die Herkunft des Cirrusnebels als Überrest einer Supernovaexplosion. Bei einem solchen Ereignis „sterben“ sehr massereiche Sterne, also Sterne, die eine über 8fache Sonnenmasse haben, am Ende ihres „Lebens“ in einer gewaltigen Explosion. Als sehr prominentes Beispiel für ein solch gewalttätiges Ende kann z. B. der Krebsnebel (M1) im Sternbild Stier herangezogen werden. Im Jahr 1054 beobachteten chinesische Astronomen folgendes: “Im ersten Jahr der Schi-Ho-Periode, während des fünften Mondes, während des Tages Tschi Tschu, erschien ein Stern wie ein Leuchtturm, in der Nähe des Sterns Tien Kuan.“ Dieser neue Stern war über drei Wochen lang mit dem bloßem Auge sichtbar. Im Jahr 1928 konnte Edwin Hubble dann fotografisch den Beginn der Expansion des Krebsnebels auf etwa das Jahr 1000 festlegen, womit gezeigt war, dass der Krebsnebel der Überrest der beobachteten Supernova ist. Ein ebensolcher Überrest, nur viel älter, ist der Cirrusnebel. Die oben angegebene Ausbreitungsgeschwindigkeit vorausgesetzt, liegt die „Geburtssupernova“ des Cirrusnebels etwa 30.000 bis 50.000 Jahre zurück. Bei der Explosion des auslösenden Sterns wurde ein Teil seiner Gashülle nach außen abgestoßen. Dieser Gashülle geht eine Stoßwelle voraus, welche mit der den Ursprungsstern umgebenden, interstel- 36 3/09 Andromeda laren Materie kollidiert. Dabei wird das interstellare Medium aufgeheizt und Strahlung freigesetzt. Betrachtet man Fotos der beiden Hauptteile des Cirrusnebels, NGC 6992 und NGC 6960, können einige Merkmale dieser Entstehung wiedererkannt werden. Wie bereits geschrieben, deutet natürlich die halbschalige Form der beiden sich voneinander entfernenden Hauptteile auf den explosiven Ursprung hin. Aber sogar auf Amateuraufnahmen können noch weitere Hinweise auf den Ursprung gefunden werden. Sehen Sie sich z. B. im Internet eine gute Amateuraufnahme der Halbschale NGC 6960 an. Können Sie erkennen, dass in Ausbreitungsrichtung, also quasi vor der Halbschale, deutlich weniger Sterne als hinter der Halbschale zu sehen sind? Die Stoßwelle, die dem Gas vorhergeht, putzt sozusagen die störende, weil Licht absorbierende interstellare Materie, Staub und Gas, weg und gibt den Blick auf die dahinter liegenden Sterne frei. Betrachten Sie nun mal meine Aufnahme von NGC 6992 auf der Rückseite dieser Ausgabe der Andromeda. Auf der Außenseite sehen Sie bläulich leuchtende Filamente, die Sie auf der Innenseite nicht erkennen werden. Diese Filamente markieren die Front, an der das Gas des explodierten Sterns bzw. die Stoßfront der Supernovaexplosion und das Gas des interstellaren Mediums kollidieren. Durch die Reibung wird dabei Gas zum bläulichen Leuchten angeregt. Hinter dieser Front folgen rötlich leuchtenden Wolken von ionisiertem Wasserstoff und Stickstoff. Insgesamt ist der Grund für das Leuchten des Cirrusnebels aber noch umstritten. Beispielsweise ist noch kein Stern eindeutig identifiziert, welcher die rötlichen Filamente ionisiert und zum Leuchten anregt. Das soll uns an dieser Stelle nicht weiter stören. Betrachten wir, wie sich der Cirrusnebel dem visuellen Beobachter darbietet. Kurz gesagt: Toll. Das Wunderbare an diesem Objekt ist, dass es „gnädig“ ist gegenüber kleinen Teleskopen. Auch mit wenig Öffnung kann ein Beobachter, guten Himmel vorausgesetzt, fantastische Beobachtungen machen. Ich habe lange Jahre sehr gerne mit einem 4“-Refraktor mit 1000mm Brennweite beobachtet. Ausgerüstet mit einem 2“ 40mm Weitwinkelokular bot mir der Cirrusnebel, dank seines Strukturreichtums und seiner Größe, unvergessliche Übersichtsbeobachtungen bei nur 25facher Vergrößerung. Hierbei war allerdings immer ein UHC-Filter maßgeblich beteiligt. Ein solches Filter lässt wichtige Wellenlängen, in denen astronomische Objekte strahlen, passieren und blockt störende Wellenlängen, z. B. von Straßenlaternen ab. Da der Cirrusnebel zum großen Teil aus ionisiertem Wasserstoff besteht, der bei 656 Nanometer rötlich leuchtet, spricht er ganz vorzüglich auf ein solches Filter an. Als Beleg für die Steigerung der Beobachtungsqualität durch Filtereinsatz mögen die im folgenden zitierten 37 3/09 Andromeda Einträge aus meinen Beobachtungsbü- dieses Objekt visuell zu beobachten. Steigert man die Öffnung des Telechern dienen: skops, was in Zeiten billiger Dobsons Teleskop: 102/1000mm Refraktor. relativ einfach ist, eröffnet sich dem Beobachter eine unglaubliche Vielfalt Ohne UHC-Filter. „NGC 6960 ist nur indirekt zu erken- an Einzelheiten. Betrachten Sie die nen. NGC 6992 ist eine Pracht im beigelegte Zeichnung, die ich in der 40mm Weitwinkelokular und im 16mm Nacht vom 03.08. auf den 04.08.2005 an meinem 10“ Newton bei 60facher Weitwinkelokular.“ Vergrößerung mit UHC-Filter angefertigt habe. Ich war über eine Stunde 11.09.1999 Teleskop: 102/1000mm Refraktor. Mit konzentriert beschäftigt, alle sichtbaren Details in die Zeichnung einzutragen. UHC-Filter. „Cirrus-Nebel: Mir fehlen die Worte. Ein Vergleich mit der Aufnahme von Phantastisch. Im 40mm Okular hell, NGC 6992 zeigt natürlich die deutreich an Strukturen, schön. Leicht ein liche Überlegenheit der fotografischen drittes Filament richtig identifiziert. Bilderfassung, er zeigt aber auch, dass viele in der Fotografie sichtbare StrukHighlight des Abends.“ turen in der Zeichnung wiederzufinden Hierbei sei besonders auf den vor- sind. Sollten Sie keine Lust verspüren letzten Satz hingewiesen. Pickering‘s sich der Astrofotografie zu widmen, Triangular Wisp wurde erst 1904 von durchaus verständlich angesichts der Williamina Fleming fotografisch ent- technischen und finanziellen Schwiedeckt. Heutzutage ist es sogar in kleinen rigkeiten, versuchen Sie das Gesehene Teleskopen dank Filtereinsatz möglich, zeichnerisch festzuhalten. Durch dieses bewusste, im Sinne der Zeichnung zweckgebundene Beobachten, dieses ständige Entscheiden und Festlegen wie und ob sie etwas gesehen haben, wird die Qualität und Tiefe Ihrer Beobachtung deutlich verbessert werden. Sie werden sich wundern, wieviel Sie plötzlich sehen. Fangen Sie dazu mit dem Cirrusnebel an, denn wie gesagt, der verspricht für fast jedes Teleskop eine Menge Spaß. 38