Visite am 21. März 2017 im NDR-Fernsehen Legionellen: Gefährliche Keime im Trinkwasser Matetee: Gesund, aber oft belastet Diabetes: Blutzucker mit Bewegung senken Inkontinenz nach Prostata-OP: Was hilft? MRT-Kontrastmittel mit Nebenwirkungen Abenteuer Diagnose: Fieberkreis (TRAPS) Legionellen: Gefährliche Keime im Trinkwasser Legionellen im Trinkwasser können zu schweren Lungenentzündungen führen. Experten schätzen, dass sich in Deutschland jedes Jahr 30.000 Menschen mit den Bakterien infizieren. Immer wieder gibt es Todesfälle. Die Erreger gedeihen in warmem Süßwasser und werden über Wasserleitungen übertragen. Im Wasserdampf, zum Beispiel unter der Dusche, können sich Legionellen zu Hunderten tummeln und beim Einatmen gefährlich werden. Biofilm lässt Bakterien gedeihen In geringer Anzahl sind Legionellen natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser. Sie vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. Besonders in Wasserleitungen von Gebäuden finden die Erreger gute Wachstumsbedingungen. Denn in den Rohren können sich sogenannte Biofilme bilden, in denen sich die Bakterien besonders gut vermehren können. Gummi und Kunststoff in Leitungen und Armaturen fördert die Entstehung eines Biofilms. Bei Temperaturen von mehr als 60 Grad werden Legionellen abgetötet. In Zeiten hoher Heiz- und Wasserkosten reduzieren jedoch viele Verbraucher und öffentliche Einrichtungen die Wassertemperatur und den Wasserverbrauch. Dadurch entstehen oft optimale Lebensbedingungen für Legionellen. Übertragung per Wassertröpfchen Legionellen werden durch zerstäubtes oder vernebeltes Wasser übertragen, zum Beispiel aus Duschen, Luftbefeuchtern, Wasserhähnen und Klimaanlagen. Eine Infektion ist auch an Wasserfällen, Wasserrutschen, Whirlpools und Fontänen möglich. Die Tröpfchen mit den Erregern verbreiten sich in der Luft und werden eingeatmet. Bereits eine geringe Keimzahl reicht aus, um schwere Erkrankungen zu verursachen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, chronisch Kranke, ältere Menschen und Babys. Bei hoher Keimzahl können sich auch gesunde Menschen infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht beobachtet. Lungenentzündung, Fieber, Harnwegsinfekt Eine Infektion mit Legionellen kann unterschiedliche Erkrankungen auslösen: Die Legionärskrankheit ist eine schwere Form der Lungenentzündung. Sie entwickelt sich typischerweise sehr rasch mit Brust- und Kopfschmerzen, Husten, Schüttelfrost und hohem Fieber von mehr als 40 Grad. Dabei kann es zu schweren Verwirrtheitszuständen kommen. Gelegentlich treten Bauchschmerzen mit Durchfall und Erbrechen auf. Die Lungenentzündung verläuft häufig schwer und dauert rund vier Wochen. Bei etwa jedem zehnten Betroffenen verläuft sie tödlich. Das Pontiac-Fieber ist eine milde Verlaufsform der Legionelleninfektion. Es beginnt Beschwerden wie bei einer Grippe: Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, auch Brustschmerzen und Husten sind möglich. In der Regel heilt die Erkrankung von selbst innerhalb von zwei bis fünf Tagen aus. Spätfolgen und Todesfälle sind bisher nicht beschrieben. In einigen Fällen können Legionellen zu einem Harnwegsinfekt führen. Legionellen erkennen und behandeln Legionellen sind mit einem Urin-Test im Labor nachweisbar. Allerdings wird nur selten auf Legionellen getestet, sodass nur wenige Erkrankungen gefunden und gemeldet werden. Mithilfe eines entsprechenden Antibiotikums aus der Gruppe der Makrolidantibiotika (Clarithromcin oder Roxythromycin) lassen sich Legionelleninfektionen in der Regel gut behandeln. Infektion mit Legionellen vorbeugen Überall dort, wo Wasserdampf entsteht, raten Experten zur Vorsicht: Wurde die Dusche längere Zeit nicht benutzt, einige Minuten mit heißem Wasser durchspülen. Dabei das Fenster öffnen und den Raum verlassen. Wer länger als drei Tage verreist war, sollte alle Leitungen im Haus durchspülen, bis Frischwasser aus dem Hahn kommt. Frisches Wasser ist deutlich kälter als abgestandenes Wasser. Wasserhähne regelmäßig reinigen und entkalken, um Legionellen den Nährboden zu entziehen. Der Temperaturregler bei der Trinkwassererwärmung sollte auf mindestens 60 Grad eingestellt werden. Die Temperatur in den Leitungen sollte nicht unter 55 Grad fallen. Allerdings muss auf Verbrühungsgefahr geachtet werden. Untersuchung auf Legionellen ist Pflicht Hausbesitzer mit mehr als drei Mietwohnungen sind gesetzlich verpflichtet, das Wasser mindestens alle drei Jahre von einer Fachfirma auf Legionellen untersuchen zu lassen. Bei Ferienwohnungen sogar jedes Jahr. Für öffentliche Gebäude besteht eine Pflicht zur jährlichen Untersuchung des Wassers. Bei Überschreitung des Grenzwertes von 100 Legionellen pro 100 Milliliter muss das Gesundheitsamt informiert werden. Interviewpartner im Beitrag: Dr. med. R. Noth Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin und Intensivmedizin Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Str. 3, 24105 Kiel Tel. (0431) 500 222 33 E-Mail: [email protected] Dr. Martin Hippelein Laborleiter Medizinaluntersuchungsamt und Hygiene Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Str. 3, 24105 Kiel Tel. (0431) 500 16 405 Internet: www.uksh.de/hygiene-kiel/ E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: Robert Koch Institut Internet: www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Legionellose.html Matetee: Gesund, aber oft belastet Schon die Ureinwohner Südamerikas wussten um die belebende Kraft der Matepflanze. Die koffeinhaltigen Blätter sind im engeren Sinne gar kein Tee, sondern ein Stechpalmengewächs. Der herbe Muntermacher gilt auch heute noch als südamerikanisches Nationalgetränk und wird auch in Deutschland immer beliebter. Viele vermutete Positiveffekte In den Blättern von Mate haben Wissenschaftler mehr als 200 Inhaltsstoffe nachgewiesen, insbesondere sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien, Mineralstoffe und die Vitamine C, B1 und B2. Matetee soll den Alterungsprozess hemmen, Blutfettwerte regulieren, Arteriosklerose und Bluthochdruck vorbeugen. Tierversuche haben gezeigt, dass die Inhaltsstoffe von Matetee Einfluss auf die Appetitregulation und den Fettstoffwechsel haben. Für abschließende Empfehlungen reichen die Erkenntnisse aber noch nicht aus. Krebs durch Matetee? Unklar ist, ob Matetee tatsächlich vor Darm- und Brustkrebs schützen kann. Einige Studienergebnisse aus Untersuchungen an Krebszellen weisen zwar darauf hin, andere Studien zeigen jedoch genau das Gegenteil - dass Matetee und Matetee-Extrakte möglicherweise Krebs auslösen können. Tatsächlich gibt es Studien, die zeigen, dass in Ländern, in denen viel Matetee getrunken wird, die Rate an Tumorerkrankungen erhöht ist. Giftstoffe in Matetee In vielen Matetee-Sorten wurden besorgniserregende Mengen an Pflanzenschutzmitteln und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen nachgewiesen: Schädliche Pflanzenschutzmittel wie Anthrachinon in Matetee sind in der Regel auf Umweltverschmutzung und schlechte Produktionsstandards zurückzuführen. Obwohl die Standards inzwischen in vielen Fällen verbessert wurden, sind in vielen Proben noch immer geringe Mengen der schädlichen Stoffe nachweisbar. Krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen beim Trocknen der Blätter und beim Rösten über dem Feuer. Die Giftstoffe sind nur schwer wasserlöslich. Daher sollte man Matetee nicht mehrfach aufgießen. Selbst wenn das Blattmaterial kontaminiert ist, sind im ersten Teeaufguss in der Regel keine Giftstoffe nachweisbar. Am wenigsten PAK enthält ungerösteter, grüner Matetee. Matetee heiß und kalt genießen Traditionell wird Matetee heiß getrunken, bei etwa 80 Grad. Nach einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte die Trinktemperatur von heißen Getränken nicht über 65 Grad betragen, weil sonst Veränderungen an der Schleimhaut auftreten können. Matetee schmeckt auch kalt: Dazu den Tee aufbrühen und abkühlen lassen, danach mit frischem Saft aus Orangen oder Grapefruits zu einem gesunden Erfrischungsgetränkt vermischen. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. med. Torsten Kucharzik Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie Klinikum Lüneburg, Medizinisches Zentrum Internet: www.klinikum-lueneburg.de/medizinisches-zentrum/ E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Sibylle Adam, Professorin für Ernährungswissenschaften Fakultät Life Sciences Department Ökotrophologie Ulmenliet 20, 21033 Hamburg Tel. (040) 428 75 6117 Internet: www.haw-hamburg.de, E-Mail: [email protected] Diabetes: Blutzucker mit Bewegung senken Fast zehn Millionen Diabetiker leben in Deutschland, pro Jahr werden hierzulande 300.000 Patienten erstmals mit der Diagnose "Zuckerkrankheit" konfrontiert. Fortan müssen sie nicht nur ihre Ernährung anpassen, sondern meist früher oder später auch Insulin spritzen und ständig ihren Blutzuckerwert kontrollieren - eine enorme Belastung im Alltag. Doch auch körperliche Bewegung kann den Blutzuckerspiegel senken. Bewegung ist kostenlos und nahezu frei von Nebenwirkungen Patienten mit dem sogenannten Altersdiabetes, dem Diabetes mellitus Typ 2, werden in der Regel lange mit Tabletten behandelt, bis auch sie irgendwann auf Insulinspritzen angewiesen sind. Dabei wird eine besonders wirksame Therapiemöglichkeit allzu oft übersehen: körperliche Bewegung. Sie gilt zu Recht als stärkste Naturmedizin, ist kostenlos und nahezu frei von Nebenwirkungen. Und bei Diabetes mellitus Typ 2 ist sie besonders effektiv, zumal Bewegungsmangel und Übergewicht als Hauptursachen für die Entwicklung des Altersdiabetes gelten. Bewegungsmangel führt zu einer Insulinresistenz Körperliche Bewegung verbessert die Empfindlichkeit der Körpergewebe für das Stoffwechselhormon Insulin, das die Aufnahme von Zucker in die Zellen und damit deren Energieversorgung steuert. Chronischer Bewegungsmangel führt dazu, dass die Zellen immer schlechter auf das Insulin ansprechen - eine Insulinresistenz entsteht. Das bedeutet, dass die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produzieren muss, um die Energieversorgung der Zellen sicherzustellen. Aber das funktioniert nicht auf Dauer. Insulinresistenz: Höheres Körpergewicht und Ablagerungen Irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, den steigenden Insulinbedarf zu decken, der Patient wird zum Diabetiker, obwohl er sogar mehr Insulin im Blut hat als Gesunde. Der erhöhte Insulinspiegel wirkt sich auch an anderer Stelle aus: Der Körper lagert mehr Fett ein, das Körpergewicht steigt und in den Gefäßen bilden sich gefährliche Ablagerungen. Was früher, als Menschen immer wieder Hungersnöte durchstehen mussten, ein Vorteil war, wird in der heutigen bewegungsarmen Zeit mit allzeit verfügbarer Nahrung zum Problem. Blutzuckerwerte durch Bewegung verbessern Doch mit regelmäßiger Bewegung lässt sich die verhängnisvolle Entwicklung aufhalten: Jede körperliche Aktivität bringt Zucker in die Körperzellen, denn sobald die Muskeln arbeiten, benötigen sie als "Treibstoff" Glukose (Traubenzucker), die sie zunächst aus ihren eigenen Zucker- und Stärkedepots in den Zellen beziehen. Sind diese leer, besorgen sich die Zellen den nötigen Nachschub aus dem Blut und der Blutzuckerspiegel sinkt. Dieser Effekt hält noch bis zu zwei Tage nach einem anstrengenden Training an. So lange benötigen die Muskelzellen, um ihre leeren Energiespeicher mit Zucker aus dem Blut wieder aufzufüllen. Mit regelmäßiger Bewegung können Diabetiker ihre Blutzuckerwerte sogar oft so weit verbessern, dass sie weniger oder gar keine Medikamente mehr benötigen. Die Insulinresistenz wird verringert, das Immunsystem gestärkt und Fettgewebe abgebaut. Und wer noch keine Zuckerkrankheit hat, kann mit Bewegung ihrer Entstehung wirksam vorbeugen. Ideal: Vier Mal pro Woche 30 Minuten Sport Als ideales Maß gelten vier Mal mindestens 30 Minuten Sport oder zumindest bewusste Bewegung pro Woche. Doch nicht jeder Sportart ist gleichermaßen geeignet: Gut ist alles, was die Ausdauer trainiert, zum Beispiel Laufen, Rad fahren oder Schwimmen. Wer an Bluthochdruck leidet, sollte kraftbetonte Sportarten wie Klettern oder Gewichtheben meiden, denn Halteübungen lassen den Blutdruck stark steigen. Wer sich zum Sport nicht aufraffen kann, sollte sich einfach im Alltag bewusst mehr bewegen, zum Beispiel die Treppe nutzen, statt mit dem Aufzug zu fahren. Kleine Besorgungen lassen sich mit dem Fahrrad genauso gut erledigen wie mit dem Auto. Wer mit Bus oder Bahn fährt, kann eine Haltestelle vor dem Ziel aussteigen und die restliche Strecke laufen. Mit dem Auto parkt man einfach ein paar Straßen entfernt. Fitness-Apps können motivieren Schrittzähler oder Fitness-Apps auf dem Smartphone können die Motivation zu regelmäßiger Bewegung fördern. Stärker als jeder innere Schweinehund und vor allem für Ältere ein idealer Fitnesscoach ist übrigens ein Hund: Der will und muss mehrmals täglich Gassi gehen - bei jedem Wetter, ob Herrchen oder Frauchen Lust haben oder nicht. Und ganz nebenbei schützt er damit seinen Menschen vor Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen, Herzkreislaufkrankheiten und anderen Zivilisationsleiden. Richtige Ernährung bei Diabetes Etwa die Hälfte der Diabetiker (Typ 2) könnten die Krankheit durch Bewegung und eine bewusste Ernährung zurückdrängen. Vor allem bei übergewichtigen Diabetikern kann bereits eine moderate Gewichtsabnahme helfen. Vor allem das Bauchfett muss reduziert werden, da es entzündungsfördernde Signalstoffe produziert und die Insulinresistenz fördert. Was zu beachten ist: Regelmäßige Mahlzeiten einnehmen und zwischen den Mahlzeiten mehrstündige Esspausen einlegen. Denn nur in diesen kleinen Fastenintervallen kann der Körper Fett verbrennen. Die Hauptmahlzeiten sollten aus einer sättigenden, ballaststoffreichen Kost mit einem hohen Eiweißanteil (Hülsenfrüchte, Fisch, Fleisch, Milchprodukte) und viel Gemüse bestehen. Zwischenmahlzeiten und Snacks vermeiden. Kohlenhydrate sollten in der komplexen Variante, also als Vollkornprodukte, bevorzugt werden. Weißmehl und Zucker lassen den Blutzucker steil steigen. Fast Food und Fertigprodukte vermeiden. Sie enthalten oft große Mengen an versteckten Zuckern und ungesunden Fetten. Auch Alkohol ist eine große Kalorienfalle, zudem hemmt er auch noch die Fettverbrennung. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Annemargreth Dabelstein Internistin, Diabetologin DDG Diabetes-Schwerpunktpraxis Feldstraße 111, 24105 Kiel Tel. (0431) 806 806, Fax: (0431) 805 489 Internet: www.diabetespraxis-kiel.de Dr. Matthias Riedl Internist, Diabetologe, Ernährungsmediziner Diabetes Zentrum Berliner Tor Medicum Hamburg GbR Beim Strohhause 2, 20097 Hamburg Tel. (040) 807 97 90, Fax (040) 807 97 93 00 Internet: www.medicum-hamburg.de Email: [email protected] Niels Schulz-Ruhtenberg, Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungs- und Sportmedizin Am Kaiserkai 46, 20457 Hamburg Tel. (040) 64 66 17 60 Internet: www.ernaehrungsmediziner.de E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) e. V. Albrechtstraße 9, 10117 Berlin Internet: www.menschen-mit-diabetes.de Arztsuche und viele weitere Informationen Deutscher Diabetiker Bund e.V. Käthe-Niederkirchner-Straße 16, 10407 Berlin Internet: www.diabetikerbund.de Selbsthilfe-Organisation Deutsche Diabetes Gesellschaft Albrechtstraße 9, 10117 Berlin Internet: www.deutsche-diabetesgesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/EBL_Bewegun g_2008.pdf Leitlinie zum Thema "Körperliche Aktivität und Diabetes mellitus" im Internet Online-Portal Diabetes Deutschland Internet: www.diabetes-deutschland.de Sehr viele Informationen von Diabetes-Experten mit Selbsttest zur Früherkennung Inkontinenz nach Prostata-OP: Was hilft? Den Urin nicht mehr halten können - das Problem kennen viele Menschen. Vor allem Frauen haben mit zunehmendem Alter immer häufiger mit Blasenschwäche zu kämpfen. Bei Männern ist Inkontinenz eine gefürchtete Nebenwirkung nach einer radikalen Entfernung der Vorsteherdrüse (Prostata). Die Inkontinenzrate variiert je nach OP-Methode und Erfahrung des Operateurs. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Urologie ist direkt nach der OP jeder zweite Patient von einer Harninkontinenz betroffen. Inkontinenz reduziert Lebensqualität Nach einer Prostata-Operation kann das Ausmaß der Inkontinenz unterschiedlich stark ausgeprägt sein - von einigen Tropfen Harnverlust bei körperlicher Anstrengung bis hin zu permanentem Harnverlust. In jedem Fall ist die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Einige Betroffene meiden Aktivitäten und verlieren soziale Kontakte. Behandlungsmethoden bei Inkontinenz In vielen Fällen lassen sich die Beschwerden mit Hilfe von Beckenbodentraining oder Medikamenten lindern. Bei etwa zehn Prozent der Betroffen bleibt die Inkontinenz bestehen. Dann können andere Methoden zum Einsatz kommen: in schweren Fällen die Implantation eines künstlichen Schließmuskels in leichten bis mittelschweren Fällen Silikonballons, Bänder und Kissen Implantation eines künstlichen Schließmuskels Ist der Schließmuskel der Harnröhre völlig außer Funktion, ist der einzige Weg, die Kontinenz wieder herzustellen, die Implantation eines künstlichen Schließmuskels. Dieser besteht aus einer winzigen Pumpe, einem Flüssigkeitsreservoir und einer Manschette. Die Manschette wird um die Harnröhre gewickelt und mit einer Flüssigkeit befüllt. Dadurch dehnt sie sich aus und verschließt die Harnröhre. Die Manschette ist mit einer Pumpe verbunden, die im Hodensack implantiert wird. Im Bauchraum neben der Blase wird außerdem ein Flüssigkeitsreservoir eingesetzt. Soll die Blase geleert werden, muss der Patient den Pumpenschalter im Hoden drücken. Dann entweicht die Flüssigkeit aus der Manschette und fließt in das Reservoir. Die Blockierung ist aufgehoben und der Urin kann abfließen. Ist die Blase leer, fließt die Flüssigkeit aus dem Behälter automatisch zurück in die Manschette und diese blockiert dann erneut die Harnröhre. Die Patienten können auf diese Weise wieder die volle Kontrolle über ihre Blasenfunktion erlangen. Da der Vorgang manuell eingeleitet werden muss, ist eine entsprechende Geschicklichkeit eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Aktuellen Studien zufolge lassen sich mit dem künstlichen Schließmuskel Kontinenzraten von mehr als 90 Prozent erzielen. Methoden bei leichter bis mittelschwerer Inkontinenz Bei leichter bis mittelschwerer Inkontinenz können weniger invasive Methoden helfen. Voraussetzung ist eine Restfunktion des Schließmuskels. Um die Blase zu entleeren, genügt der normale Blasendruck. Die sogenannte ProAct-Methode ist ein einfaches minimal-invasives Verfahren mit einem System aus zwei kleinen Silikonballons, die neben der Harnröhre platziert und von außen mit Flüssigkeit befüllt werden. Durch deren Widerstand wird die Harnröhre zusammengedrückt und es kommt zu keinem oder wenig unwillkürlichem Harnverlust. Lässt der Druck der Ballons nach, können sie leicht nachbefüllt werden. Um die Blase zu entleeren, genügt der normale Blasendruck. Die Methode wird in letzter Zeit seltener angewendet, da die Ballons platzen oder rissig werden können. Beim kombinierten Band-Kissen-System (ATOMs) wird die Harnröhre, die nach einer Prostata-Entfernung häufig verrutscht, mit einem Band wieder in die richtige Position gebracht. Ein zusätzlich eingesetztes Kissen stützt sie ab und übt gleichzeitig Druck aus. Das Kissen lässt sich nachfüllen, sodass der Druck auf die Harnröhre auch nachträglich verändert werden kann. Die Methode mit Bändern arbeitet mit weniger Druck. Die Harnröhre wird allein durch ein Band aufgerichtet und in die ursprüngliche Position gebracht. Bei nächtlicher Inkontinenz reicht dies jedoch häufig nicht aus. Außerdem kann die Operation, anders als bei den Silikonballons und dem kombinierten Band-KissensSystem, bei ausbleibendem Erfolg nur sehr schwer rückgängig gemacht werden. Interviewpartner im Studio und im Beitrag: Prof. Dr. Axel S. Merseburger Direktor der Klinik für Urologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160 , 23538 Lübeck Tel. (0451) 500 43 600 Internet: www.urologie.uni-luebeck.de, E-Mail: [email protected] Interviewpartner im Beitrag: Priv.-Doz. Dr. Raschid Hoda Oberarzt der Klinik für Urologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160 , 23538 Lübeck Tel. (0451) 500 43 617 Internet: www.urologie.uni-luebeck.de E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Peter Braun, Facharzt für Urologie Urologiezentrum am Alten Markt Alter Markt 11, 24103 Kiel Tel. (0431) 990 29 590 Weitere Informationen: Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. Thomas-Mann-Straße 40, 53111 Bonn Tel. (0228) 338 89-500, Fax (0228) 338 89-510 Beratungshotline 0800-70 80 123 Internet: www.prostatakrebs-bps.de Deutsche Krebshilfe e. V. Buschstraße 32, 53113 Bonn Tel. (0228) 729 90 0, Fax (0228) 729 90 11 Infonetz Krebs: (0800) 80 70 88 77 Internet: www.krebshilfe.de Krebsinformationsdienst (KID) Deutsches Krebsforschungszentrum Tel. (0800) 420 30 40 (8-20 Uhr, kostenlos aus dem deutschen Festnetz) Internet: www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/psa-testfrueherkennung.php MRT-Kontrastmittel mit Nebenwirkungen Bei vielen bildgebenden Verfahren in der Medizin werden Kontrastmittel benötigt, um schwer sichtbare Organstrukturen und verschiedene Körpergewebe optisch zu trennen und sichtbar zu machen. So wird auch bei der Magnetresonanztomografie (MRT) seit Jahren ein millionenfach eingesetztes Kontrastmittel in die Vene des Patienten gespritzt. Es enthält das magnetische Element Gadolinium und ist besonders gut geeignet, um versteckte Entzündungsherde, zum Beispiel bei Multipler Sklerose, und Hirntumore über die Magnetröhre aufzuspüren. Ablagerungen im Gehirn nach vier MRT-Untersuchungen Doch nach Erkenntnissen der US-amerikanischen Arzneibehörde soll sich Kontrastmittel bereits nach vier MRT-Untersuchungen im Gehirn der Patienten ablagern können. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erwägt deshalb, die Zulassung für vier Kontrastmittel aufzuheben, obwohl die Ablagerungen bisher keine negativen Symptome oder Beschwerden verursachen. Betroffen wären die Kontrastmittel Gadobensäure, Gadodiamid, Gadopentetat und Gadoversetamid. Kliniken nutzen zum Teil Alternativen Manche Kliniken sind als Vorsichtsmaßnahme bereits auf Kontrastmittel ohne das magnetische Element Gadolinium umgestiegen. Andere wiederum nutzen eine alternative Version, bei der das Gadolinium stärker gebunden wird und sich daher nicht so leicht im Gehirn ablagern kann. Manche Ärzte empfehlen Patienten mit Multipler Sklerose eine andere MRT-Technik zu nutzen, mit der man ganz ohne Kontrastmittel nach Entzündungen suchen kann. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Olav Jansen, Neuroradiologe, Klinikdirektor Klinik für Radiologie und Neuroradiologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Arnold-Heller-Straße 3, 24105 Kiel Tel. (0431) 597 48 08, Fax. (0431) 597 49 13 E-Mail: [email protected] Internet: www.uksh.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Karlheinz Hauenstein Universitätsmedizin Rostock Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Ernst-Heydemann-Straße 6 / Schillingallee 35, 18057 Rostock Tel. (0381) 494 92 01, Fax. (0381) 494 92 02 Internet: www.med.uni-rostock.de Prof. Dr. Uwe Zettl, Neuroimmunologe Zentrum für Nervenheilkunde, Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsmedizin Rostock Gehlsheimer Straße 20, 18147 Rostock Internet: neurologie.med.uni-rostock.de Prof. Dr. Thorsten Feldkamp Stellvertretender Direktor der Klinik für Innere Medizin IV Nieren- und Hochdruckkrankheiten Universitätsklinikum Schleswig Holstein Rosalind-Franklin-Str. 12, 24105 Kiel Tel. (0431) 500 23001, Fax (0431) 500 23004 E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Michael Synowitz Direktor der Klinik für Neurochirurgie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 3, Haus 41, Neurozentrum, 24105 Kiel Tel. (0431) 500 23 602, Fax (0431) 500 23 604 E-Mail: [email protected] Abenteuer Diagnose: Fieberkreis (TRAPS) Michael H. hat eine mehr als 30 Jahre lange Krankengeschichte, als er in der Rheumatologie der Uniklinik Jena landet. Alles begann im Alter von sechs Jahren mit starken Schmerzen im Knöchel, dazu einer Hautrötung und Fieber. Die Diagnose damals: rheumatisches Fieber. Er bekommt außerdem starke Bauchkrämpfe. Das Fieber und die extremen Magenkrämpfe quälen ihn nicht ständig, sondern anfallartig. Während der Entzündungsschübe kommt es zu ungewöhnlichen wandernden Schwellungen, zum Beispiel vom Oberarm ausgehend über den Ellenbogen bis in die Hände, oder vom Oberschenkel über das Knie bis in den Fuß. Doch alle Untersuchungen bleiben ergebnislos. Mit 16 Jahren hat Michael H. es geschafft, sich mit seinen Anfällen zu arrangieren. Aber trotz unzähliger Arztbesuche weiß er noch immer nicht, was er hat. Eines Tages trifft ihn eine besonders heftige Attacke: stechende Schmerzen und eine Schwellung, die langsam über den Bauch wandert und bis in den Nebenhoden zieht. Besorgt geht Michael H. zum Urologen und der schickt ihn gleich weiter in die Klinik. Denn nicht nur sein Hoden, auch seine Lymphknoten sind stark geschwollen. Der Arzt hat einen schlimmen Verdacht: Die verdickten Lymphknoten könnten auf Krebs hindeuten. Michael H. soll sofort operiert werden. Doch die Schwellung stellt sich als Entzündung heraus – und verschwindet kurz darauf von allein. 2004 wird Michael H.s ganzes Leben von Anfällen bestimmt. Eines Tages zwingt ihn eine extreme Attacke in die Knie: Fieber und vernichtende Magenkrämpfe. Es geht ihm so schlecht wie schon lange nicht mehr. Da erinnert er sich an ein altes Rheumamedikament im Kühlschrank: Aus purer Verzweiflung schluckt Michael H. die Tabletten. Eine halbe Stunde später sind die Schmerzen verschwunden. Er nimmt Kontakt zu den Rheumaspezialisten der Uniklinik Jena auf: Mysteriöse Schwellungen, die von selbst verschwinden, Fieber und Gelenkschmerzen – die Ärzte in Jena können das auch 30 Jahre später nicht erklären. Sie stehen vor einem Rätsel. Auch wenn sie Rheuma schnell ausschließen, wird die Suche immer verzwickter. Nachdem sie alle anderen üblichen Verdächtigen abgehakt haben, bleiben nur noch extrem seltene Krankheiten übrig. Die Mediziner haben einen Verdacht, für den der Patient einer genetischen Untersuchung zustimmen muss. Ein paar Tage später das Ergebnis. Es ist eine medizinische Sensation. Denn was die Ärzte in den Genen von Michael H. gefunden haben, ist extrem selten. Im europäischen Register für chronisch periodische Fiebersyndrome sind aktuell 200 Patienten mit einem TRAPS registriert. TRAPS steht für TNS-Rezeptor Assoziiertes Periodisches Syndrom – eine genetische Veränderung eines Rezeptors, der für die Vermittlung von Entzündungssignalen verantwortlich ist. Überall im Körper warten schlummernde Abwehrzellen auf ihren Einsatzbefehl. Befinden sich fremde Eindringlinge im Organismus, bildet der massenhaft Alarmstoffe. Diese Signalmoleküle heften sich an die Schalter auf den ruhenden Abwehrzellen und wecken sie auf. So werden Tausende Immunzellen aktiviert, um den Feind zu eliminieren. Die Immunzellen suchen nach den Fremdlingen und beseitigen sie. Normalerweise ist ihre Mission danach erfüllt und sie schlafen wieder ein. Anders bei Michael H.: Man vermutet, dass bei TRAPS dieser Schalter nicht genügend inaktiviert wird. Wenn Micheal H. einen Anfall hat, laufen die Abwehrzellen daher Amok. Sie bleiben viel zu lange aktiv und fallen auch über körpereigenes Gewebe her. Auslöser dieser Fehlregulation können Infektionen, Verletzungen oder Stress sein. Die Ärzte wollen Michael H. mit Kortison behandeln, doch um die Krankheit dauerhaft zu unterdrücken wären so hohe Dosen notwendig, dass mit erheblichen Nebenwirkungen zu rechnen ist. Zum Glück gibt es eine neue Therapie - ein sogenanntes Biologikum. Drei Jahre musst Michael H. mit der Krankenkasse um die Erstattung des Mittels kämpfen. Zwar kann er von seiner Krankheit nicht geheilt werden, doch durch die Behandlung geht es ihm heute so gut wie nie zuvor in seinem Leben. Interviewpartner im Beitrag: PD Dr. Thomas Neumann Klinik für Rheumatologie Kantonsspital St. Gallen Rorschacher Strasse 95 CH-9007 St. Gallen Internet: www.rheumatologie.kssg.ch Dr. Thorsten Eidner Klinik für Innere Medizin III Funktionsbereich Rheumatologie & Osteologie Universitätsklinikum Jena Am Klinikum 1 07747 Jena Internet: www.kim3.uniklinikum-jena.de (Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 4156-0 Fax (040) 4156-7459