„1945 … trotzdem Kind“

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„1945 … trotzdem Kind“
Schuljahr 1944/45
Stand des Lehrkörpers: Schulleiterin Maria Irsigler, Handarbeitslehrerin Friedericke Mandl
Stand der Schüler: 1.Klasse 37, 2.Klasse 41, insgesamt 78 Schüler
Oktober: Unser Gebiet wurde fast täglich von starken Bombengeschwadern überflogen. Der
Schulbetrieb litt sehr dadurch. Die Kinder waren nervös und horchten auf das leiseste
Motorengeräusch. Bei Herannahen der feindlichen Flieger mussten die Schüler
heimgeschickt werden.
Dezember 1944: Durch unsere Bastelarbeiten erhielten wir am 14. Dezember 1944
anlässlich der Ausstellung 430 RM* an Spenden. Die gebastelten Spielwaren wurden
hauptsächlich an die Kinder von Eingerückten abgegeben.
Februar 1945: Fast alle Schulen des Kreises erhielten Einquartierung. Die Hauptschüler von
Göstling und Lunz, die in Lackenhof wohnten, kamen als Gastschüler an unsere Schule. Der
Unterricht der beiden Klassen wurde zusammen- und auf die meist alarmfreien Stunden von
8 – 11 Uhr verlegt. Deutsch und Rechnen trat in den Vordergrund, Zeichen, Turnen und
Singen entfielen ganz.
2. April 1945: Die Russen waren in unsere Heimat eingebrochen. Große
Flüchtlingstransporte kamen täglich in unseren Kreis. Die leere Klasse wurde für Flüchtlinge
aus Wien und Wr. Neustadt abgegeben.
8. Mai 1945: Deutschland hatte die Waffen niedergelegt. Täglich zogen Dutzende von
Soldaten in beborgten Zivilkleidern durch unsere Wälder – Zeugen des verlorenen Krieges.
10. Mai 1945: Als letzte Schule des Kreises musste nun auch unsere Schule ihre Tore
schließen. Unser liebes, friedliches Dörfchen erwartete die Russen, die bereits Langau
besetzt hatten. Den großen Ansturm aus dem Osten hielt wohl unser guter Vater Ötscher ab.
Mit Bangen sahen wir in die Zukunft, mochte der Herrgott uns alle in seinen Schutz nehmen.
4. Juni 1945: Im Einvernehmen mit der Gemeinde Gaming wurde der Unterricht mit einem
Schulgottesdienst wieder aufgenommen.
Am vergangenen Sonntag weihte Herr Pfarrer Ruthammer unsere neuen Schulkreuze.
Heute Früh trugen wir sie in unsere Klassen und gaben ihnen wieder den Platz, der ihnen
gehört.
14. Juli 1945: Wir schlossen das so ereignisreiche Schuljahr mit einem Dankgottesdienst und
hofften, dass wir im nächsten Schuljahr ruhig und ungestört arbeiten werden können.
*Reichsmark
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„1945 … trotzdem Kind“
Schuljahr 1945/46
Stand des Lehrkörpers: Schulleiterin Maria Irsigler, Handarbeitslehrerin Friedericke Mandl
Stand der Schüler: 1. Klasse 55, 2. Klasse 42 = 97 Schüler.
10. September 1945: Wir begannen das Schuljahr mit einem Kindergottesdienst. Die zweite
Klasse hatte am Vormittag Unterricht, die erste am Nachmittag. Am 8. August 1945 wurde
auf Anordnung des Bezirksschulrates ein provisorischer Oberschulrat gebildet, der mit seiner
ersten Sitzung seine Rechte und Pflichten übernahm.
11. Dezember 1945: Wir bastelten in der Werkstunde und vor allem in der Freizeit Spielzeug
und veranstalteten heute eine Ausstellung. Die Spielsachen wurden an die Geschwister der
Schulkinder abgegeben. An freiwilligen Spenden kamen 244,36 ÖS* zusammen. Die Summe
wurde nach Abzug einiger kleinerer Spesen dem Oberschulrat übergeben. Es war mein
ausdrücklicher Wunsch, dass damit, wenn wieder Möglichkeit dafür bestand, Bücher für
unsere Schülerbibliothek angeschafft wurden. Nach einer Anordnung des Landesschulrates
mussten alle nationalsozialistischen Bücher ausgeschieden werden und es waren derzeit nur
ganz wenige Bücher in der Bibliothek der Schulkinder.
7. Jänner 1946: Unsere Schule war wieder zweiklassig! Die Lehramtsanwärterin Frl.
Waltraud Delle-Karth übernahm die 1. Klasse, der provisorische Lehrer Franz Pawlitschko
die 2. Klasse. Maria Irsigler führte die Schulleitung weiter.
20. April 1946: Frl. Delle-Karth wurde wegen ihrer Zugehörigkeit zur Partei (NSDAP**) aus
dem Schuldienst entlassen. Der Unterricht wurde bis zum Eintreffen des neuen Lehrers
einklassig geführt.
29. April 1946 Lehrer Karl Bäuerle war aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft
zurückgekehrt. Er ließ sich nach Lackenhof versetzen, da er durch die Kriegsereignisse
seine Wohnung in Wien verloren hatte. Er übernahm die Wohnung des noch nicht
zurückgekehrten und aus dem Schuldienst entlassenen Oberlehrer Karl Benesch. Lehrer
Wolfbeißer wurde nach Göstling versetzt. Seine Wohnung wurde Maria Irsigler zugewiesen.
Frau Benesch erhielt vorläufig vom Oberschulrat die dadurch frei gewordene
Klassenwohnung.
10. Mai 1946: Maria Irsigler übernahm wieder ihre Klasse. Lehrer Franz Pawlitschko wurde
nach Wieselburg versetzt.
16. Juni 1946: Um eine engere Verbindung zwischen Schule und Eltern zu schaffen,
veranstalteten wir nun alle drei Monate einen Elternnachmittag. Die erste Zusammenkunft
zeigte lebhafte Anteilnahme der Eltern an den Darbietungen der Kinder, nach verschiedenen
Wechselreden wurde einstimmig für das Schulgebet gestimmt. Programm der 1.
Elternversammlung liegt bei.
28. Juni 1945: Mit einem Schulgottesdienst und einer kleinen Klassenfeier schlossen wir das
Schuljahr.
*ÖsterreichischerSchilling
** Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
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