Die Differenz-Eingangsstufe Die Differenz-Eingangsstufe ist die wohl populärste Analogschaltung überhaupt. Mit fünf Transistoren wird erreicht, dass schon sehr kleine Eingangsdifferenzen zu großen Änderungen des Ausgangspotenzials führen. Man findet die Stufe in vielen Varianten und in großer Zahl in allen Operationsverstärkern, praktisch allen analogen integrierten Schaltungen und darüber hinaus in allen Speicherchips. Die Grundstruktur vereint so viele erstrebenswerte Eigenschaften in sich, dass man sie ohne Übertreibung als Geniestreich bezeichnen darf. Hier lernen Sie die Funktionsweise der Eingangsdifferenzstufe kennen. Das Verständnis ergibt sich aus der Analyse der Einzeltransistoren und ihrer Verbindungen. Der Transistor Nr. 1 legt den gesamten Querstrom durch die Schaltung fest. Der Wert dieses Stromes wird U REF durch bestimmt. Mit Hilfe des Basisanschlusses dieses ersten Transistors kann im Extremfall die gesamte Differenzstufe abgeschaltet werden. Bei Speicherbausteinen ist U REF mit dem „chip select“ Eingang verbunden. Die Emitter der Transistoren Nr. 2 und 3 sind gemeinsam mit dem Kollektor des Transistors Nr. 1 verbunden. Dies führt zu einer Strom-Gegenkopplung der Zweige: Mehr Strom durch den rechten Zweig kann entweder durch eine erhöhte Leitfähigkeit des Transistors Nr. 3 oder durch eine verminderte Leitfähigkeit des Transistors Nr. 2 erreicht werden. Der Transistor Nr. 3 ist der invertierende Eingang, denn eine Potenzialerhöhung an seiner Basis bewirkt einen größeren Strom im rechten Zweig, was einem geringeren Kollektor-Emitter Widerstand und damit einem tiefer liegenden Ausgangspotenzial U AUS entspricht. Der Transistor Nr. 2 ist der nicht invertierende Eingang. Da die Summe der Ströme durch beide Zweige fast konstant ist, bewirkt eine erhöhte Leitfähigkeit des Transistors Nr. 2 das Gleiche wie eine verringerte Leitfähigkeit des Transistors Nr. 3: U AUS steigt. Basis und Kollektor des PNP Transistors Nr. 4 sind miteinander und mit der Basis des Transistors Nr. 5 verbunden. Diese Anordnung nennt man Stromspiegel, da das erzwungener Maßen gleiche U BE auch gleiche Emitterströme und damit fast gleiche Ströme in beiden Zweigen verursacht. Der Strom durch den Transistor Nr. 5 ist als fast genau ein Spiegelbild des Stromes durch den Transistor Nr. 4. Für U +U - entsteht ein scheinbarer Widerspruch: Die Transistoren Nr. 4 und 5 verordnen beiden Zweigen gleich große Ströme und die Transistoren Nr. 2 und 3 sorgen gleichzeitig mit freundlicher Unterstützung durch Transistor Nr. 1 dafür, dass der Strom durch den linken Zweig viel größer ist als der durch den rechten Zweig. Warum ist dieser Widerspruch nur ein scheinbarer? Weil alle beteiligten Transistoren ein endliches r CE haben! Der Stromspiegel kann daher Stromunterschiede zulassen – allerdings nur, wenn die Kollektorpotenziale der Transistoren Nr. 4 und 5 hinreichend verschieden sind. Anders herum: der Stromspiegel sorgt dafür, dass schon kleine Stromdifferenzen in den Zweigen zu massiven Potenzialänderungen an U AUS führen. Und genau das war ja das Ziel. 1 Fachbereich Elektrotechnik in der Informatik Elektroniklabor Prof. Dr. Martin Poppe