Von bekannten und weniger bekannten Käfern 56 Abb. 2.12: Maikäfer, Länge 20–30 mm Abb. 2.13: Maikäferlarve (Engerling) Der Maikäfer zählt zu den beliebtesten Insekten – obwohl Larve und Imago große Fraßschäden verursachen. Die im Boden lebenden, großen Larven (Engerlinge) fressen an Pflanzenwurzeln. Nach drei oder vier Jahren Entwicklungszeit verpuppen sich die Larven bis einen Meter tief im Boden. Nach vier bis sechs Wochen Puppenruhe schlüpfen – meist im Mai – die erwachsenen Käfer, die sich von Laubblättern ernähren. Bei Massenauftreten können sie ganze Wälder kahl fressen. Wegen der auffälligen, blattartigen Fühlerendglieder, die mit einer großen Zahl von Riechsinneszellen besetzt sind, wird der Maikäfer in die Familie der Blatthornkäfer gestellt. Abb. 2.14: Frühlingsmistkäfer, Länge 12–20 mm Abb. 2.15: Goldlaufkäfer, Länge bis 30 mm Der Frühlingsmistkäfer ist in fast ganz Europa häufig. Wie der Maikäfer zählt er zur Familie der Blatthornkäfer. Die Imago gräbt sich im zeitigen Frühjahr aus der bis 50 cm tief im Boden liegenden Puppenkammer. Bei der Nahrungssuche fliegt der Käfer relativ dicht über dem Boden, bis er den markanten „Duft“ von Kot oder Mist wahrnimmt. Dann lässt er sich zu Boden fallen und wandert entlang der Duftspur bis zur Geruchsquelle: Kot stellt die Hauptnahrung der Mistkäfer dar. Nach der Paarung graben sie in der Nähe von Kothaufen Röhren in die Erde. In Seitenstollen wird je ein Ei abgelegt, anschließend werden die Gänge mit Mist gefüllt, von dem sich die Larven ernähren. Mistkäfer erfüllen damit eine wichtige Rolle bei der Zersetzung organischen Materials. Die schillernd-grüngoldene Färbung des Goldlaufkäfers entsteht durch Lichtbrechung an feinsten Unebenheiten der Körperoberfläche. Seine Flügeldecken sind verklebt, die Flugfähigkeit hat er wie die meisten Arten aus der Familie der Laufkäfer verloren. Larven und Imagines leben räuberisch von Würmern, Schnecken und Insekten. Zu den Beutetieren zählen auch „Schädlinge“ wie z.B. manche Schmetterlingsraupen. Goldlaufkäfer sind sehr flink und packen ihre Beute mit den großen und kräftigen Oberkiefern. Sie bevorzugen warme Gegenden, wo man sie von April bis August auf Feldern und in Gärten finden kann. Wie alle großen Laufkäferarten stehen sie unter Naturschutz. Abb. 2.16: Kartoffelkäfer (Länge 10 mm) und Larve Abb. 2.18: Gefleckter Schmalbock, Länge 15–20 mm „Der Kartoffelkäfer hat in Frankreich und Belgien die deutsche Westgrenze nahezu erreicht. Bei nur einigermaßen günstiger Witterung ist mit seiner Einwanderung in deutsches Gebiet im Sommer 1936 mit Bestimmtheit zu rechnen.“ Mit dieser Meldung wurde 1935 die Öffentlichkeit vor einem der gefürchtetsten Pflanzenschädlinge gewarnt – zu Recht, wie sich in den folgenden Jahren zeigen sollte. Heute ist der ursprünglich aus Nordamerika stammende Käfer über weite Teile Europas verbreitet. Larven und geschlechtsreife Tiere sind auf die Kartoffel als Fraßpflanze spezialisiert. In Jahren mit hoher Vermehrungsrate können sie durch das Abfressen der Blätter beträchtliche Schäden auf Kartoffeläckern anrichten und stellenweise ganze Ernten vernichten. Von Mai bis August ist der Gefleckte Schmalbock auf Blüten zu beobachten: Er ernährt sich von Pollen und anderen Blütenteilen, die er mit seinen Oberkiefern abbeißt. Die auffällige schwarz-gelbe Färbung erinnert an Wespen und schützt ihn vor Fressfeinden. Typisch für Bockkäfer sind die langen, nach außen gebogenen Fühler. Die Larven vieler Bockkäfer sind gefürchtete Holzschädlinge; die des Schmalbocks ernähren sich allerdings ausschließlich von faulendem Holz und verursachen keine Schäden. Abb. 2.19: Hirschkäfer, Länge 35–80 mm Abb. 2.17: Gelbrandkäfer, Länge 27–35 mm Der Gelbrandkäfer bewohnt die Uferbereiche stehender Gewässer, wo er im dichten Pflanzenwuchs andere Wasserinsekten, Kaulquappen, Molche und kleine Fische jagt. Als Vertreter der Schwimmkäfer ist er gut an seinen Lebensraum angepasst: Kräftige Ruderbeine und ein stromlinienförmiger Körperbau ermöglichen ihm eine rasche Fortbewegung im Wasser. Den zur Atmung notwendigen Sauerstoff bezieht der Gelbrandkäfer aus einem Luftvorrat unter den Flügeldecken. Das „Geweih“ der Männchen ist das auffälligste Merkmal des Hirschkäfers. Es wird von den Oberkiefern gebildet und ausschließlich zum Kampf mit anderen Männchen benutzt. Als Nahrung dient den Käfern der „Saft“ von Bäumen, besonders der der Eiche. Er wird mit der Unterlippe aufgenommen. Hirschkäferlarven leben in morschem Holz und Stümpfen alter Eichen. Da diese jedoch immer seltener werden, nimmt auch die Zahl der Hirschkäfer ab, obwohl die Art unter Schutz gestellt wurde. Erwachsene Hirschkäfer lassen sich im Juni und Juli in einem Zeitraum von etwa vier Wochen vor allem in den Abendstunden beobachten. 57