Ref.: RE.02.G.04 pax christi fordert Abschiebestopp für Flüchtlinge aus dem Kosovo Presseerklärung des Geschäftsführenden Vorstands der deutschen Sektion Angesichts der massiven Übergriffe gegen Serben, Roma und Ashkali - Minderheiten im mehrheitlich albanisch besiedelten Kosovo - fordert pax christi von den deutschen Behörden einen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus dem Kosovo. Es ist nicht zu verantworten, diese Menschen zurück zu schicken, da ihre Sicherheit dort derzeit nicht gewährleistet ist, sondern Gefahr für Leib und Leben besteht. Im Kosovo sind Angehörige der Minderheiten seit Ende letzter Woche auf der Flucht. 17.000 KFOR-Soldaten sowie Polizeikräfte waren nur unzulänglich in der Lage, orthodoxe Kirchen und Klöster sowie die Wohnhäuser der genannten Minderheiten vor Zerstörung zu schützen. KFOR evakuierte viele Angehörige der Minderheiten und brachte sie in Kasernen oder abriegelbare Dörfer. Es ist völlig offen, wie die prekäre Situation dieser Menschen gelöst werden kann. Eine Rückkehr in die Heimatorte ist in vielen Fällen nicht mehr möglich. Bereits jetzt leben Zehntausende von Flüchtlingen aus dem Kosovo in Serbien – weitere Flüchtlinge verschärfen dort menschliches Leid und die politische Situation in der gesamten Region. Die Pogrome gegen die Minderheiten waren von radikalen Albanern offenbar gut vorbereitet, die den bedauerlichen Tod dreier albanischer Kinder als Anlass missbrauchten. Es stellt sich die Frage, warum die UNO-Verwaltung die Eskalation nicht rechtzeitig bemerkt und die Unruhen nicht verhindert hat. UNO, NATO und die EU sind im Kosovo in den vergangenen Jahren entschieden für eine multiethnische Gesellschaft eingetreten. In letzter Zeit gab es einige Fortschritte. Minderheitenvertreter wurden in Regierungsstrukturen eingebunden, erste Serben kehrten zurück. Die Pogrome sind ein herber Rückschlag, auch für die gemäßigten Albaner. pax christi fördert schon seit 1995 Dialogprogramme zwischen Albanern und den Minderheiten und ist seit über zwei Jahren mit einem Projekt des Zivilen Friedensdienstes in Prizren aktiv, um Angehörigen der Minderheiten eine freiwillige Rückkehr zu ermöglichen. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen und die friedenswilligen Kräfte im Kosovo und auf dem Balkan stärken. pax christi fordert die internationale Staatengemeinschaft auf, die im Kosovo verbliebenen Angehörigen von Minderheiten besser zu schützen. UN und EU müssen mit den gemäßigten Kräften in der Region umgehend umfassende politische Lösungen aushandeln. Einmal mehr wird deutlich: Das Kosovo ist der Schlüssel zu Frieden und Stabilität auf dem Balkan. Bad Vilbel, 24. März 2004