Unser ehemaliges Krankenhaus in Palermo (Italien) Frater Rudolf Knopp Vom 27. bis 30. Oktober 2010 machten Pater General Donatus und die Generalräte Rudolf und Elia einen brüderlichen Besuch im Krankenhaus des Ordens in Palermo (Italien). 1964 übernahmen die Brüder dort das 1919 von Dr. Buccheri gegründete Lungensanatorium. Sie bauten es Zug um Zug zu einem Allgemeinkrankenhaus um. Heute hat das Haus 280 Betten. Es ist das einzige konfessionelle Krankenhaus in Sizilien. Im Rahmen des Besuchsprogramms gab es Begegnungen mit dem Prior, dem Direktorium, den geistlichen Schwestern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bei der Hausbesichtigung gab es viele Begegnungen mit den Patienten. Ein Gottesdienst mit der Dienstgemeinschaft war ein besonderes Element des Besuches. Auch Pater Provinzial Pietro war eigens nach Palermo gekommen, um mit den Gästen an den diversen Begegnungen teilzunehmen. Dem Kunst- und Kulturreichtum Palermos konnte sich die Besuchergruppe nicht verschließen, jedoch bildete das ehemalige Krankenhaus des Ordens, das heute ein staatliches Gymnasium ist, einen besonderen Höhepunkt. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit soll die Geschichte wieder lebendig werden lassen. Beim Generalkapitel 1589 wurden die sieben Einrichtungen des Ordens in Sizilien zur Provinz Sizilien erhoben. Der Sitz des Provinzials war Palermo. Durch das Breve von Papst Clemens VIII., aus dem Jahre 1592, wurde die Provinz, zusammen mit der Spanischen und Römischen, wieder aufgehoben. In den darauf folgenden Jahren weiß man nichts Genaues von der weiteren Entwicklung der Provinz. Einige Belege lassen vermuten, dass sie mit der Provinz Neapel zusammengeschlossen wurde, andere legen nahe, dass sie als eigene Provinz weiterbestand. Sicher ist, dass 1616 eine eigene Provinz zum heiligen „Petrus bei den Ketten“ in Sizilien mit neun Einrichtungen gebildet wurde. In der Folgezeit kamen weiter sechs Gründungen hinzu, von den 15 Hospitälern hatten allerdings sieben nur zwischen fünf und sieben Betten. Das 1586 gegründete Haus in Palermo hatte 40 Betten. Das endgültige Aus für die Provinz kam 1866, nach der Eroberung Siziliens durch Giuseppe Garibaldi und der damit einhergehenden kirchenfeindlichen Gesetzgebung. Die Einrichtungen wurden enteignet, die Brüder konnten aber weiterhin die Kranken betreuen. In dieser für den Orden in Italien ungemein schwierigen Zeit schrieb der General Frater Giovanni M. Alfieri: „Haltet in solidarischer Treue an Euerem Kloster fest und an dem Posten, der euch vom Gehorsam zugewiesen wurde. Wenn Euch euer Hospital genommen wird, dann trachtet in der Nähe zu bleiben. Seid hilfreich gegen alle, besonders gegen eueren Gegnern und Verfolgern. Behaltet euer Kleid (Habit), schließt euch eng zusammen.“ (Strohmayer Frater Hermenegild, Der Hospitalorden, Regensburg 1978) Der Krankensaal des Krankenhauses in Palermo wurde von Pietro Novelli (1603 – 1647) ausgestaltet und ist heute noch erhalten und wird als Aula eines Gymnasiums genutzt. Von der Krankenhauskirche sind nur noch Reste der Apsis (Bild 1) erhalten. Der erstaunlich gut erhaltene Krankensaal zeigt, neben Szenen aus dem Leben des hl. Johannes von Gott (Bild 2), beeindruckende Illusionsmalerei (Bild) 3) an den Schmalseiten des Saales. Vom Altar des Krankensaales ist nur noch eine Altarfigur (Bild 4) gut erkenntlich, die des Johannes von Gott. Pietro Novelli (Bild 5) wird oft auch "Il Monrealese" genannt und war der wichtigste sizilianische Maler des 17. Jahrhunderts (en.wikipedia.org/wiki/Pietro_Novelli). Beeindruckend ist, mit welcher Sorgfalt, mit welcher Liebe zum Detail früher Krankenhäuser ausgestaltet wurden. Das Ambiente als „Genesungsfaktor“ wurde sehr hoch eingestuft. Und das, obwohl der Orden nie über ausreichende Mittel verfügte, sondern immer Schulden hatte. Stets waren die Brüder auf der Suche nach Spendern und Stiftern. Unsere heutige Funktionalität und Rationalität im Krankenhausbau und umbau ist dagegen erschreckend. Auch bei extrem kurzer Verweildauer der Patienten, sollten wir das Ambiente nicht aus den Augen verlieren. Bild Bild 2 1 Bild 3 Bild 4 Bild 5 Bilder Copyright © 2017 Fatebenefratelli