Museion präsentiert Nanni Balestrini: Oltre la poesia Eröffnung: Donnerstag, 13. November 2014, 19 Uhr. Der Künstler ist anwesend. Ausstellungsdauer: 14/11/2014 – 22/02/2015 Kuratiert von Andreas Hapkemeyer „Indem ich Sätze oder Wörter zerlege und sie auf scheinbar beliebige Weise nebeneinander stelle, möchte ich eine tiefere, irrationale Bedeutung freisetzen, die auf eine mentale Emotion hinausläuft, ganz so wie Musik und Malerei. Es geht dabei nicht um Denkprozesse oder Botschaften...“ Nanni Balestrini Dichter, Künstler und Schriftsteller: Nanni Balestrini hat die italienische Kunst und Literatur in den vergangenen fünfzig Jahren entscheidend mitgestaltet. Als aufmerksamer Beobachter des Zeitgeschehens hat er sich in mehreren Romanen intensiv mit den politischen Bewegungen der sechziger Jahre und der darauf folgenden Radikalisierung der politischen Auseinandersetzung in Italien beschäftigt. Dieser bedeutenden Figur der italienischen Kulturlandschaft der Nachkriegszeit widmet das Museion mit „Nanni Balestrini: Oltre la Poesia” jetzt eine eigene Ausstellung. In der Studiosammlung im zweiten Stock dokumentieren die Exponate die wichtigsten Etappen, die Balestrini in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat. Die Ausstellung im Museion umfasst mehr als 100 Arbeiten. Im Zentrum dieser Präsentation stehen nicht die literarischen Texte Balestrinis sondern dessen visuelle Werke. Eine erste Werkgruppe mit zirka 60 Arbeiten visueller Poesie aus den sechziger und siebziger Jahren stammt aus der Sammlung Museion (Archivio di Nuova Scrittura). Dazu kommen Papierarbeiten, Künstlerbücher und ein Film aus dem Atelier des Künstlers. Diese Auswahl belegt die Radikalität der von Balestrini vertretenen Positionen und seine Aufgeschlossenheit gegenüber medialer Innovation – er war einer der ersten Autoren, die in den sechziger Jahren beim Schreiben von Poesie mit der damals verfügbaren Computertechnik experimentierten. Nanni Balestrini arbeitet genreübergreifend und diese Entgrenzung ist typisch für die Avantgarde-Strömungen des 20. Jahrhunderts. Ausgangspunkt der Ausstellung sind Balestrinis Pagine (1962) aus der Sammlung Museion. Der Künstler kombiniert hier Zeitungsspalten, Buchstaben und Titelfragmente vor einem schwarzen Hintergrund und erzeugt dadurch pointierte Sinnzusammenhänge, die das politische und kulturelle Klima einer ganzen Epoche widerspiegeln. Diese Arbeiten sind aber nicht nur ein bedeutendes Beispiel visueller Poesie, sondern setzen auch eine zentrale Technik ein, die Nanni Balestrinis Werk prägt: die Collage oder die Arbeit mit fragmentarischem Material. Mehrere WerkSerien variieren den vielfältigen Umgang mit der Collage wie etwa Combustioni, Journal: Barcelona, Berlin, Paris (2006). Von der Poesie zur Kunst, ohne diese beiden Bereiche jedoch streng voneinander zu trennen: Balestrinis gesamtes Werk folgt der Überzeugung, dass Grenzlinien zwischen künstlerischen Genres nicht möglich sind. In diesem Sinn spielen die um 1990 entstandenen und unter dem Titel Plis zusammengefassten Serien eine wichtige Rolle. Denn bei Plis handelt es sich für Balestrini nicht mehr um visuelle Poesie, sondern um Kunstwerke, in denen er gewöhnliche Einkaufsbeutel aus Plastik in Ready-mades verarbeitet. Einen bisher letzten Höhepunkt stellt der 2012 auf der dOCUMENTA13 in Kassel gezeigte „unendliche“ Film Tristanoil dar. Mit einer Länge von 2.400 Stunden ist Tristanoil der längste Film aller Zeiten. Diese Arbeit überlagert Bilder aus Film und Fernsehen mit einem an einen Ölfilm erinnernden Filter. Das umfangreiche digitalisierte Material wird dabei automatisch zu unzähligen neuen Varianten kombiniert. Damit überträgt Balestrini das Konzept der zufälligen Komposition fragmentarischen Materials aus der Collage auf den Film. Aber hier handelt es sich nicht nur um ein formales Experiment. Das Thema der globalen ökologischen Herausforderung verschmilzt hier mit der Kritik an der endlosen Produktion medialer Bilder und an Fehlentwicklungen innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. „Mein Wunsch wäre es, dass er uns durch die von ihm hervorgerufenen Emotionen dazu bewegt, Antworten zu suchen, zu handeln und uns zu engagieren“, sagt Nanni Balestrini über seinen Film. Anlässlich der Ausstellung verlegt das Museion einen dreisprachigen Katalog (italienisch, deutsch, englisch). Die Publikation enthält neben einem Text von Achille Bonito Oliva ein Gespräch zwischen Andreas Hapkemeyer und Nanni Balestrini. Nanni Balestrini (* Mailand 1935) gehört zu den innovativsten Autoren und Künstlern im Italien der Nachkriegszeit. In den sechziger Jahren ist er eine der führenden Figuren der Neoavanguardia. Er ist Mitglied der Dichtergruppen Novissimi und Gruppo 63. 1961 schreibt er als erster Gedichte mit dem Computer. Balestrini ist Verfasser von Gedichten und Romanen, in deren Mittelpunkt die politischen Auseinandersetzungen der siebziger Jahre in Italien stehen. Balestrinis intensive Recherchen in den Bereichen Bild und Sprache sind in der Monografie Con gli occhi del linguaggio dokumentiert. Zahlreiche Ausstellungen in Italien und im Ausland (Auswahl: Louvre, Paris; Palazzo Reale, Mailand; Centro per l’arte contemporanea Luigi Pecci, Prato, Palazzo Grassi, Venedig, MART, Rovereto). 1993 ist er auf der Biennale von Venedig vertreten. Mit seinem Film Tristanoil nimmt Balestrini 2012 an der dOCUMENTA13 in Kassel teil. INFO Nanni Balestrini: Oltre la poesia Eröffnung: Donnerstag, 13. November 2014, 19 Uhr. Der Künstler ist anwesend. Ausstellungsdauer: 14/11/2014 – 22/02/2015 Kuratiert von Andreas Hapkemeyer Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 – 18 Uhr. Donnerstag :10 – 22 Uhr, freier Eintritt ab 18 Uhr. Ruhetag Montag Eintritt: Vollpreis € 6, ermäßigt € 3,50 SAVE THE DATE: Donnerstags um 19 Uhr Gratisführung durch die Ausstellung in deutscher und italienischer Sprache. Freier Eintritt ab 18 Uhr. Das Haus bleibt bis 22 Uhr geöffnet. Samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr Kunstgespräche: Unsere Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittler stehen für Fragen zu den ausgestellten Arbeiten oder zur zeitgenössischen Kunst zur Verfügung. Dieses Angebot ist kostenfrei. Museion, Dantestr. 6, Bozen www.museion.it Kontakt Pressestelle Museion Caterina Longo [email protected] t. +39 0471 223428 Follow us on twitter Mitglied der Vereinigung italienischer Museen für zeitgenössische Kunst AMACI Bozen, 07/011/14