Die EU als weniger kohärenter Staatenbund könnte

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14. Dezember 2015
Pressemitteilung
Die EU als weniger kohärenter Staatenbund könnte
sich auf die Kreditqualität der einzelnen Staaten
auswirken
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FRANKFURT (Standard & Poor’s Ratings Services) 14. Dezember 2015 --- Eine Umkehr des Trends hin zu
einer weiteren wirtschaftlichen Integration in Europa könnte Nachteile für die Kreditqualität europäischer
Staaten mit sich bringen. Wie künftige Krisen bewältigt werden können, hängt jedoch stark davon ab, wie
kohärent die Reaktion der Staatengemeinschaft ausfällt.
„Wir sehen wachsende Anzeichen für eine mögliche Umkehr der jüngsten Schritte hin zu mehr Integration in
der EU“, erklärte Moritz Kraemer, Global Chief Ratings Officer für Staatenratings bei Standard & Poor’s
Ratings Services auf einer Pressekonferenz heute in Frankfurt.
Der dieses Jahr drohende Austritt Griechenlands aus dem Euro konnte zwar abgewendet werden, dies hatte
jedoch seinen Preis sowohl in politischer als auch finanzieller Sicht. Auch rückte das bisherige Tabu eines
Austritts aus der Eurozone oder gar der EU in den Bereich des Möglichen. Ganz konkret hat Großbritannien
dieses Jahr erklärt, eine Volksabstimmung über den Verbleib in der Europäischen Union durchführen zu
wollen.
„Die Mitgliedschaft im Euro und auch in der EU gilt als nicht mehr irreversibel“, stellte Kraemer fest. „Das
Referendum in Großbritannien wäre ein Präzedenzfall.“
Auch die im Schengener Abkommen vereinbarte Abschaffung der Grenzkontrollen innerhalb der EU erfährt
derzeit in Teilen der EU eine zumindest temporäre Umkehr. Mehrere Staaten, darunter auch Deutschland und
Frankreich, haben wieder Grenzkontrollen eingeführt. Diese Maßnahmen stehen einerseits im Kontext der
Bewältigung der Krise durch den anhaltenden Flüchtlingsstrom vor allem aus Syrien nach Europa. Ein anderer
Grund ist in der Zunahme terroristischer Angriffe in Europa zu sehen.
Sollte diese Umkehr sich tatsächlich vollziehen, wäre sie aus Sicht von Standard & Poor’s zunächst moderat
und würde sich auch nicht auf die Kreditqualität der Staatenratings in der EU auswirken.
„Stärker betroffen dürften allerdings Staaten sein, die tatsächlich die Eurozone oder die EU verlassen, im
Die EU als weniger kohärenter Staatenbund könnte sich auf die Kreditqualität der einzelnen Staaten auswirken
Beispiel Griechenlands als „Grexit“ und im Beispiel Großbritanniens als „Brexit“ bezeichnet“, erklärte
Kraemer. „ Aller Wahrscheinlichkeit nach würden durch solch drastischen Schritte die wirtschaftliche Stabilität
geschwächt und die Wachstumsaussichten auf Jahre eingeschränkt.“
Aber auch andere Entwicklungen weisen auf die zunehmenden Zentrifugalkräfte hin, die innerhalb der EU
wirken, wie es sich etwa anhand der Fllüchtlingskrise zeigt. Diese könnten sich nach und nach in den Ratings
niederschlagen.
„Die politische Antwort ist ausschlaggebend“, erklärte Kraemer. „Es ist vorstellbar, dass die kollektive
Reaktion auf solche finanziellen Krisen künftig weniger vorhersagbar ist oder weniger zeitnah und weniger
kohärent erfolgt, weil die jeweiligen Situationen unter den einzelnen Staaten kontroverser diskutiert und
unterschiedlich bewertet werden. Dadurch könnten notwendige Lösungswege in Krisensituationen erschwert
werden. Insgesamt könnten dadurch die Risiken für die Kreditwürdigkeit der Staaten steigen“, unterstrich
Kraemer.
„Ratings könnten auch unter Druck geraten, wenn aus dem Zulauf zu populistischen und euroskeptischen
Parteien eine Veränderung der politischen Ziele folgt und den strukturellen wirtschaftlichen und
haushaltspolitischen Reformen weniger Priorität eingeräumt wird“, fügte Kraemer hinzu.
Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Europa verwies Kraemer darauf, dass die jüngsten Indikatoren
insgesamt eine Fortsetzung des leichten wirtschaftlichen Aufschwungs in Europa versprechen. Die stete
Nachfrage innerhalb des Binnenmarkts puffert die nachlassende Nachfrage aus Asien zu einem gewissen Teil.
Das Zinsniveau und der schwache Euro zusammen mit der durch das QE-Programm verfügbaren Liquidität
stützen die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen. Dennoch ist Deutschland aufgrund seiner
offenen Volkswirtschaft von der rückläufigen Entwicklung in den Entwicklungsländern am meisten betroffen.
Andererseits sollte der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland die Inlandsnachfrage steigern.
Dementsprechend erwartet Standard & Poor’s in der Eurozone ein Wirtschaftswachstums von 1,5% in diesem
Jahr, von 1,8 Prozent im kommenden Jahr und von 1,7 Prozent 2017.
Standard & Poor’s hat dazu heute zwei Berichte veröffentlicht, und zwar „The Risk Of A More Disjointed EU:
What It Might Mean For Sovereign Ratings“ , und „What’s Ahead For European Sovereigns“.
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