14. Dezember 2015 Pressemitteilung Die EU als weniger kohärenter Staatenbund könnte sich auf die Kreditqualität der einzelnen Staaten auswirken Medienkontakte Doris Keicher | Frankfurt | +49 69 33 999 225 | [email protected] Susanne Lehnert | Frankfurt | +49 69 33999 221 | [email protected] FRANKFURT (Standard & Poor’s Ratings Services) 14. Dezember 2015 --- Eine Umkehr des Trends hin zu einer weiteren wirtschaftlichen Integration in Europa könnte Nachteile für die Kreditqualität europäischer Staaten mit sich bringen. Wie künftige Krisen bewältigt werden können, hängt jedoch stark davon ab, wie kohärent die Reaktion der Staatengemeinschaft ausfällt. „Wir sehen wachsende Anzeichen für eine mögliche Umkehr der jüngsten Schritte hin zu mehr Integration in der EU“, erklärte Moritz Kraemer, Global Chief Ratings Officer für Staatenratings bei Standard & Poor’s Ratings Services auf einer Pressekonferenz heute in Frankfurt. Der dieses Jahr drohende Austritt Griechenlands aus dem Euro konnte zwar abgewendet werden, dies hatte jedoch seinen Preis sowohl in politischer als auch finanzieller Sicht. Auch rückte das bisherige Tabu eines Austritts aus der Eurozone oder gar der EU in den Bereich des Möglichen. Ganz konkret hat Großbritannien dieses Jahr erklärt, eine Volksabstimmung über den Verbleib in der Europäischen Union durchführen zu wollen. „Die Mitgliedschaft im Euro und auch in der EU gilt als nicht mehr irreversibel“, stellte Kraemer fest. „Das Referendum in Großbritannien wäre ein Präzedenzfall.“ Auch die im Schengener Abkommen vereinbarte Abschaffung der Grenzkontrollen innerhalb der EU erfährt derzeit in Teilen der EU eine zumindest temporäre Umkehr. Mehrere Staaten, darunter auch Deutschland und Frankreich, haben wieder Grenzkontrollen eingeführt. Diese Maßnahmen stehen einerseits im Kontext der Bewältigung der Krise durch den anhaltenden Flüchtlingsstrom vor allem aus Syrien nach Europa. Ein anderer Grund ist in der Zunahme terroristischer Angriffe in Europa zu sehen. Sollte diese Umkehr sich tatsächlich vollziehen, wäre sie aus Sicht von Standard & Poor’s zunächst moderat und würde sich auch nicht auf die Kreditqualität der Staatenratings in der EU auswirken. „Stärker betroffen dürften allerdings Staaten sein, die tatsächlich die Eurozone oder die EU verlassen, im Die EU als weniger kohärenter Staatenbund könnte sich auf die Kreditqualität der einzelnen Staaten auswirken Beispiel Griechenlands als „Grexit“ und im Beispiel Großbritanniens als „Brexit“ bezeichnet“, erklärte Kraemer. „ Aller Wahrscheinlichkeit nach würden durch solch drastischen Schritte die wirtschaftliche Stabilität geschwächt und die Wachstumsaussichten auf Jahre eingeschränkt.“ Aber auch andere Entwicklungen weisen auf die zunehmenden Zentrifugalkräfte hin, die innerhalb der EU wirken, wie es sich etwa anhand der Fllüchtlingskrise zeigt. Diese könnten sich nach und nach in den Ratings niederschlagen. „Die politische Antwort ist ausschlaggebend“, erklärte Kraemer. „Es ist vorstellbar, dass die kollektive Reaktion auf solche finanziellen Krisen künftig weniger vorhersagbar ist oder weniger zeitnah und weniger kohärent erfolgt, weil die jeweiligen Situationen unter den einzelnen Staaten kontroverser diskutiert und unterschiedlich bewertet werden. Dadurch könnten notwendige Lösungswege in Krisensituationen erschwert werden. Insgesamt könnten dadurch die Risiken für die Kreditwürdigkeit der Staaten steigen“, unterstrich Kraemer. „Ratings könnten auch unter Druck geraten, wenn aus dem Zulauf zu populistischen und euroskeptischen Parteien eine Veränderung der politischen Ziele folgt und den strukturellen wirtschaftlichen und haushaltspolitischen Reformen weniger Priorität eingeräumt wird“, fügte Kraemer hinzu. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Europa verwies Kraemer darauf, dass die jüngsten Indikatoren insgesamt eine Fortsetzung des leichten wirtschaftlichen Aufschwungs in Europa versprechen. Die stete Nachfrage innerhalb des Binnenmarkts puffert die nachlassende Nachfrage aus Asien zu einem gewissen Teil. Das Zinsniveau und der schwache Euro zusammen mit der durch das QE-Programm verfügbaren Liquidität stützen die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen. Dennoch ist Deutschland aufgrund seiner offenen Volkswirtschaft von der rückläufigen Entwicklung in den Entwicklungsländern am meisten betroffen. Andererseits sollte der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland die Inlandsnachfrage steigern. Dementsprechend erwartet Standard & Poor’s in der Eurozone ein Wirtschaftswachstums von 1,5% in diesem Jahr, von 1,8 Prozent im kommenden Jahr und von 1,7 Prozent 2017. Standard & Poor’s hat dazu heute zwei Berichte veröffentlicht, und zwar „The Risk Of A More Disjointed EU: What It Might Mean For Sovereign Ratings“ , und „What’s Ahead For European Sovereigns“. ________________________________________________________________________________________________________ Standard & Poor’s Ratings Services, ein Teil von McGraw Hill Financial (NYSE:MHFI), ist der weltweit führende Anbieter von unabhängigen Research und Benchmarks zu Kreditrisiken. Wir haben etwa 1,2 Mio. Kreditratings zu Staaten, Gebietskörperschaften, Unternehmen, Finanzinstituten und Emissionen im Markt. Mit über 1.400 Kreditanalysten in 26 Ländern sowie mehr als 150 Jahren Erfahrung in der Einschätzung von Kreditrisiken bieten wir eine besondere Kombination von globaler Abdeckung und lokalem Einblick. Unser Research und unsere Meinungen zum relativen Kreditrisiko bieten Marktteilnehmern Informationen und unabhängige Benchmarks, die zur Förderung transparenter und liquider Finanzmärkte weltweit beitragen. _____________________________________________________________________________________________ Nach den Ratingkriterien von Standard & Poor’s kann nur ein Ratingkomitee eine Entscheidung über eine Ratingmaßnahme (darunter eine Ratingänderung, -bestätigung oder das Zurückziehen eines Ratings, Ratingausblick-sänderungen oder CreditWatchMaßnahmen) treffen. Dieser Kommentar und sein Inhalt waren nicht Gegenstand einer Ratingkomitee-Maßnahme und sollten daher weder als Änderung noch als Bestätigung eines Ratings oder eines Ratingausblicks interpretiert werden. _____________________________________________________________________________________________ Die EU als weniger kohärenter Staatenbund könnte sich auf die Kreditqualität der einzelnen Staaten auswirken Kein Inhalt (einschließlich Ratings, kreditbezogene Analysen und Daten, Bewertungen, Modelle, Software oder andere Anwendungen oder Ergebnisse daraus) oder irgendein Teil davon (Inhalt) dürfen in irgendeiner Form oder durch irgendein Mittel verändert, weiterentwickelt, reproduziert oder weiterverbreitet werden noch in einer Datenbank oder einem Datenabfragesystem gespeichert werden, ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Standard & Poor’s Financial Services LLC oder ihrer Tochtergesellschaften (zusammen „S&P“). Der Inhalt darf nicht für rechtswidrige oder nicht genehmigte Zwecke verwendet werden. S&P und jegliche Drittanbieter, sowie ihre Direktoren, Führungskräfte, Anteilseigner, Mitarbeiter oder Vertreter (zusammen „S&P Parteien“) garantieren nicht die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität oder Verfügbarkeit des Inhalts. S&P Parteien übernehmen keinerlei Verantwortung für Fehler oder Auslassungen (fahrlässige oder andere), ungeachtet der Ursache für die Ergebnisse, die aus der Verwendung des Inhalts erzielt werden, oder für die Sicherheit oder Pflege der Daten durch den Anwender. Der Inhalt wird auf einer „as is“-Basis zur Verfügung gestellt. S&P PARTEIEN SCHLIESSEN JEGLICHE AUSDRÜCKLICHE ODER STILLSCHWEIGENDE GEWÄHRLEISTUNG AUS, EINSCHLIESSLICH, ABER NICHT DARAUF BESCHRÄNKT, JEGLICHER GEWÄHRLEISTUNGEN DER HANDELSÜBLICHKEIT ODER EIGNUNG FÜR EINEN BESTIMMTEN ZWECK ODER VERWENDUNG, FREIHEIT VON TECHNISCHEN FEHLERN, SOFTWARE-FEHLERN ODER –MÄNGELN, DASS DER INHALT UNUNTERBROCHEN FUNKTIONIERT ODER DASS DER INHALT MIT JEDER SOFTWAREODER HARDWAREKONFIGURATION BETRIEBEN WERDEN KANN. In keinem Fall übernehmen S&P Parteien die Haftung gegenüber irgendeiner Partei für jegliche direkte, indirekte, zufällige, exemplarische, kompensatorische, punitive, spezielle oder resultierende Schäden, Kosten, Ausgaben, Rechtskosten oder Verluste (einschließlich, aber ohne Beschränkung auf durch Fahrlässigkeit verursachte entgangene Einnahmen oder entgangene Gewinne und Opportunitätskosten oder Verluste) in Verbindung mit jeglicher Verwendung des Inhalts, auch wenn auf die Möglichkeit solcher Schäden hingewiesen worden ist. Kreditbezogene und andere Analysen, einschließlich Ratings und Stellungnahmen in dem Inhalt sind Meinungsäußerungen zum Zeitpunkt, in dem sie gemacht werden, und keine Tatsachenaufstellungen. Die Meinungen, Analysen und Rating-AnerkennungsEntscheidungen von S&P (nachfolgend dargelegt) sind keine Empfehlungen, irgendwelche Wertpapiere zu kaufen, zu halten oder zu verkaufen oder irgendwelche Investitionsentscheidungen zu treffen, und sie gehen nicht auf die Geeignetheit irgendeines Wertpapiers ein. S&P übernimmt keinerlei Verpflichtung, den Inhalt nach der Veröffentlichung in irgendeiner Form oder irgendeinem Format zu aktualisieren. Auf den Inhalt soll nicht vertraut werden, er ersetzt nicht die Kompetenz, Urteilsfähigkeit und Erfahrung des Anwenders, seines Managements, seiner Angestellten, Berater und/oder Kunden, wenn sie Investitions- und andere Geschäftsentscheidungen treffen. S&P handelt nicht als Treuhänder oder Anlageberater. Obwohl S&P ihre Informationen über Quellen bezogen hat, die sie für vertrauenswürdig hält, führt S&P kein Audit durch und übernimmt keine Verpflichtung zur Bewertung oder unabhängigen Überprüfung von irgendwelchen Informationen, die sie erhält. Sofern Aufsichtsbehörden einer Ratingagentur genehmigen, ein Rating in einer Jurisdiktion zu bestätigen, das in einer anderen Jurisdiktion für bestimmte regulatorische Zwecke abgegeben worden ist, behält S&P sich das Recht vor, eine solche Bestätigung jederzeit nach eigenem Ermessen zu übertragen, zurückzuziehen oder auszusetzen. Die S&P Parteien lehnen jegliche Verpflichtung ab, die aus der Übertragung, Zurückziehung oder Aussetzung einer Bestätigung entstehen könnte sowie jegliche Haftung für jegliche tatsächliche oder vermeintliche Schäden, die dadurch erlitten worden sind. S&P hält bestimmte Tätigkeiten ihrer Geschäftsbereiche voneinander getrennt, um die Unabhängigkeit und Objektivität der entsprechenden Tätigkeiten zu wahren. Daher kann es vorkommen, dass bestimmte Geschäftsbereiche von S&P über Informationen verfügen, die anderen Geschäftsbereichen von S&P nicht zugänglich sind. S&P hat Richtlinien und Verfahren entwickelt, um die Vertraulichkeit von bestimmten nicht-öffentlichen Informationen zu wahren, die sie in Verbindung mit jedem Analyseverfahren erhalten hat. S&P kann für ihre Ratings und bestimmte Analysen eine Vergütung erhalten, üblicherweise von Emittenten oder Zeichnern von Wertpapieren oder von Schuldnern. S&P behält sich das Recht vor, ihre Gutachten und Analysen zu verbreiten. Die öffentlichen Ratings und Analysen von S&P werden auf ihren Web-Seiten www.standardandpoors.com (kostenlos) und www.ratingsdirect.com und www.globalcreditportal.com (Abonnement) zur Verfügung gestellt und können durch andere Mittel verbreitet werden, einschließlich via S&P Veröffentlichungen und dritte Vertriebshändler. Zusätzliche Informationen über unsere Rating-Gebühren sind auf www.standardandpoors.com/usratingfees zu finden. Copyright © 2015 by Standard & Poor’s Financial Services LLC. All rights reserved. STANDARD & POOR’S, S&P, GLOBAL CREDIT PORTAL und RATINGSDIRECT sind eingetragene Handelsmarken von Standard & Poor’s Financial Services LLC.