Arbeitsmarkt in der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa

Werbung
40
5. Arbeitsmarkt in der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa
Der Arbeitsmarkt ist durch das Angebot der Arbeitsgelegenheiten in verschiedener Struktur auf der einen Seite und
der Nachfrage nach der Arbeitskraft auf der anderen bestimmt. Die Arbeitslosigkeit ist für unsere Gesellschaft eine
ganz neue Geschichte, die man nur durch Vereinigung aller Kräfte und Möglichkeiten des Staates, der Region, der
Organisationen der staatlichen Verwaltung, der Firmen und aller Bürger steuern kann. Ihre Definition basiert auf der
Einteilung der Bevölkerung auf die ökonomisch Tätigen (Berufstätige, Arbeitslose) und die ökonomisch Untätigen.
Arbeitslosigkeit kann entweder freiwillig oder unfreiwillig sein. Zu den Grundarten der Arbeitslosigkeit gehören: Friktionsarbeitslosigkeit (entstanden durch mangelhafte Erkundigung über unbesetzte Stellen oder unzureichende Anpassungsfähigkeit der Arbeiter beim natürlichen Arbeitswechsel), strukturale Arbeitslosigkeit (entstanden durch technischen Fortschritt und Änderungen in der Struktur der Volkswirtschaft), zyklische Arbeitslosigkeit (zusammenhängend
mit der zyklischen Entwicklung der Ökonomie) und letztendlich auch Saisonarbeitslosigkeit (verbunden mit dem Saisoncharakter von einigen Jobs, vorwiegend in der Landwirtschaft).
Methodische Erläuterungen
Im deutschen Teil sind Erwerbstätige Personen, die als Arbeitnehmer in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis
stehen, als Selbstständige ein Gewerbe bzw. eine Landwirtschaft betreiben, einen freien Beruf ausüben oder als
mithelfende Familienangehörige tätig sind. Die Zuordnung erfolgt unabhängig von der Bedeutung des Ertrags dieser
Tätigkeit für ihren Lebensunterhalt und ohne Rücksicht auf die von ihnen tatsächlich geleistete oder vertragsmäßig
zu leistende Arbeitszeit. Erwerbstätige Personen, die gleichzeitig mehrere Tätigkeiten ausüben, werden nur einmal
gezählt. Sowohl für die Zuordnung nach der Stellung im Beruf (Selbstständige und mithelfende Familienangehörige,
Arbeitnehmer) als auch für die Zuordnung auf Wirtschaftsbereiche wird die zeitlich überwiegende Tätigkeit zu Grunde
gelegt.
Im tschechischen Teil werden ökonomisch Tätige als Personen definiert, die bei der Volkszählung 2001 zu folgenden Gruppen zusammengefasst wurden: abhängig Beschäftigte, Arbeitgeber, Selbständige (unabhängig vom Umfang der Arbeitszeit, dem Charakter der Arbeit oder der Art des Beschäftigungsverhältnisses, der Vereinbarung oder
des Vertrags), arbeitstätige Rentner, arbeitstätige Studenten und Lehrlinge, Frauen im Mutterschaftsurlaub mit einer
Dauer von 28 bzw. 37 Wochen, Personen im Grund-, Ersatz- oder Zivildienst, Personen in Haft und Strafvollzug und
Arbeitslose. Erwerbstätige sind nach Wirtschaftsbereichen und Arbeitslose nach dem Wirtschaftsbereich ihrer letzten
Tätigkeit erfasst.
Im polnischen Teil sind Erwerbstätige Personen, die eine Arbeit zum Zwecke des Erwerbs oder des Einkommens
ausführen. Dazu gehören folgende Gruppen: Personen im Beschäftigungsverhältnis, Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
die selbständig ein Gewerbe betreiben, Agenten, Personen, die die Arbeit eines Verfrachters ausüben, und Mitglieder
von landwirtschaftlichen Genossenschaften. Die aufgeführten Daten berücksichtigen u. a. keine Einzelbauern, Geistliche und Mitarbeiter der Streitkräfte. Diese Angabe wird regelmäßig festgestellt, jedoch nur im Rahmen von Betrieben mittlerer Größe (9 und mehr Arbeitnehmer) und ohne private Landwirte. Die Abschätzung für kleine Betriebe bis
9 Arbeitnehmer und für private Landwirte wird vom Statistischen Amt in Polen vorgenommen (NUTS 2).
Arbeitslose sind Personen, die:
-
vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen oder
nur eine geringfügige bzw. kurzzeitige Beschäftigung ausüben (§ 8 SGB IV),
nicht Schüler, Studenten oder Teilnehmer an beruflichen Bildungsmaßnahmen sind,
der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen,
das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
nicht arbeitsunfähig erkrankt sind,
sich persönlich bei der zuständigen Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet haben,
ein Arbeits- oder Heimarbeitsverhältnis von mehr als sieben Kalendertagen als Arbeitnehmer eingehen wollen.
Sie sind arbeitsfähig und bereit, eine zumutbare, mindestens 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung
aufzunehmen.
Langzeitarbeitslose sind Arbeitslose, die seit der letzten Arbeitslosmeldung ein Jahr und länger ohne Unterbrechung arbeitslos sind (§ 18 SGB III). Als Dauer der Arbeitslosigkeit gilt der zusammenhängende Zeitraum seit der
letzten Arbeitslosmeldung bzw. Rückkehr in die Arbeitslosigkeit z. B. aus Weiterbildungs- oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.
Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an den abhängigen zivilen Erwerbspersonen in Prozent. Die
Zahl der abhängigen zivilen Erwerbspersonen wird auf der Basis der sozialversicherungspflichtig und geringfügig
Beschäftigten, Beamten und Arbeitslosen vom 30. Juni des Vorjahres festgesetzt.
© Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Statistisches Jahrbuch der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa 2003
41
Ergebnisdarstellung
Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Teil der Euroregion hat sich von 1995 bis 2002 nur um 3,1 Prozent verringert. Im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei hat sich diese im Laufe der letzten Jahre um
29,2 Prozent verringert, im Industriesektor um 10,1 Prozent und im Bauwesen um 36,2 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich ist von 1995 bis 2002 um 12,7 Prozent gestiegen.
Im Laufe dieser Jahre wurde auch im polnischen Teil der Euroregion die Zahl der Beschäftigten immer kleiner. 2003
betrug ihre Zahl 106 355 Personen, das bedeutete im Vergleich zu 1995 einen Rückgang um 34 900 Personen
(24,7 Prozent). Der größte Rückgang der Erwerbstätigen (49,8 Prozent) wurde im Bereich der Landwirtschaft registriert. Zu einem Rückgang kam es auch im Industriesektor (einschließlich des Bauwesens) um 32,3 Prozent und im
Dienstleistungsbereich um 15,9 Prozent. In der Struktur der Beschäftigung im Jahre 2003 überwog auch im polnischen Teil mit einem Anteil von 54,9 Prozent der Dienstleistungsbereich, mit 43,4 Prozent folgte der Industriesektor
einschließlich des Bauwesens und lediglich 1,7 Prozent der Erwerbstätigen waren aktiv in der Landwirtschaft.
Im tschechischen Teil der Euroregion ist zwischen den Zählungen von 1991 und 2001 die Zahl der Erwerbstätigen
von 231 936 auf 225 154 Personen gefallen (um 2,9 Prozent). In der Struktur der Erwerbstätigen überwogen mit
43,5 Prozent die Personen, die im Dienstleistungsbereich tätig waren, mit 38,1 Prozent folgte der Industriesektor,
mit 8,1 Prozent das Bauwesen und mit 2,8 Prozent die Land- und Forstwirtschaft und die Fischerei. Während des
letzten Jahrzehnts hat sich der Anteil der ökonomisch Tätigen in Land- und Forstwirtschaft und in der Fischerei sehr
deutlich verringert – von 22 061 tätigen Personen 1991 auf 6 215 Personen 2001. Zu einem Rückgang kam es auch
im Industriesektor (um 21 662 Personen).
Von 1996 bis 2003 erhöhte sich der Anteil der Arbeitslosen im deutschen Teil der Euroregion um 24,8 Prozent. Zu
einem bedeutenden Anstieg der Arbeitslosenzahl kam es auch im polnischen Teil der Euroregion. Von 1999 bis 2003
ist die Zahl derjenigen Personen, die sich um eine Arbeit bewerben, um 17,0 Prozent gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen wird im tschechischen Teil der Euroregion in zuständigen Arbeitsämtern registriert und erhöhte sich in den
letzten Jahren ständig. Von 1995 bis 2003 hat sich diese Zahl fast vervierfacht. Noch im Jahre 1995 wurden 5 510
Arbeitslose registriert, bis 2003 ist ihre Zahl auf 21 065 Personen gestiegen.
Die Arbeitslosenquote im deutschen Teil ist von 1996 bis 2003 von 17,3 Prozent auf 21,6 Prozent gestiegen. Im
polnischen Teil der Euroregion ist die Arbeitslosenquote deutlich höher als im tschechischen Teil. Die höchste Arbeitslosenquote wurde 2003 im Kreis Lwówecki (35,7 Prozent) registriert, die niedrigste in der Stadt Jelenia Góra
(17,3 Prozent). Die Arbeitslosenquote im tschechischen Teil der Euroregion ist von 1995 bis 2003 nach den Unterlagen der Arbeitsämter um 7,0 Prozentpunkte gestiegen, von 2,5 Prozent auf 9,5 Prozent.
Im deutschen Teil erhöhte sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen von 26,1 Prozent im Jahr 1996 auf 50,4 Prozent
im Jahr 2003. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist im polnischen Teil der Euroregion von 39,0 Prozent im Jahr
1999 auf 47,7 Prozent im Jahr 2003 gestiegen. Hier kam es seit 2000 zu einem Rückgang des Anteils von Arbeitslosen im Alter bis 25 Jahre und zu einem Anstieg des Anteils von Arbeitssuchenden in anderen Altersklassen. Noch im
Jahre 1995 machten die Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsämtern des tschechischen Teils 17,5 Prozent aus, bis
2003 ist ihr Anteil auf 35,3 Prozent gestiegen. Im Zusammenhang mit der Heraufsetzung des Rentenalters hat sich
im tschechischen Teil die Struktur der Arbeitslosen nach ihrem Alter geändert. 1995 betrug der Anteil der Arbeitslosen im Alter über 55 Jahre 3,7 Prozent, im Jahr 2003 bereits 7,7 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosen bis 25 Jahre ist
in der gleichen Zeitspanne von 28,0 Prozent auf 24,1 Prozent zurückgegangen.
© Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Statistisches Jahrbuch der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa 2003
Herunterladen