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IV. Das byzantinische Makedonien (324-1025)
Theodoros Korres
1. Makedonien vom 4. bis 6. Jh.
Obwohl die Mehrheit der jüngeren Historiker den Beginn der Geschichte des Oströmischen
Reiches, das später Byzantinisches Reich genannt wurde, ins Jahr 324 datiert, das Jahr, in
dem Konstantin der Große die Alleinherrschaft übernahm, müssen wir auf den Zeitraum der
Tetrarchie zurückgreifen, denn damals ereigneten sich bedeutende Ereignisse, die für die Zukunft Makedoniens bestimmend sein sollten.
Zu jener Zeit verlegte Kaiser Galerius seinen Verwaltungssitz von Sirmium in Pannonien nach Thessalonike, errichtete eine luxuriöse Palastanlage, die Rotonda und den
Triumphbogen, der seinen Namen trägt und machte Thessalonike im Wesentlichen zur Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Dieser kurze Rückblick auf die Jahre des Galerius drängt
sich auch noch aus einem weiteren, vielleicht noch bedeutenderen Grund auf. Damals kam es
nämlich zu den bekannten Christenverfolgungen, und einer der Märtyrer war im Jahr 305
auch der römische Offizier Demetrios. Und es ist bekannt, wie eng der Name und die Verehrung des Märtyrers Demetrios, der bereits ab dem 6. Jh. als Schutzpatron von Thessalonike
gilt, mit der Geschichte und vor allem mit den Bemühungen der Stadt verbunden ist, sich gegen eine Vielzahl sie bedrohender Feinde zu verteidigen1.
Die Verwaltungsreformen des Diokletian wurden von Konstantin dem Großen weitergeführt und die Verwaltung (Dioecesis) von Moesien (Moesia) wurde vermutlich noch vor 327
in die Verwaltungen (Dioecesis) Dakien (Dacia) und Makedonien aufgeteilt, wie dies in der
Notitia dignitatum, einer Quelle aus dem 5. Jh., bezeugt wird. In der neuen Verwaltungsform
ist Makedonien in Macedonia prima und Macedonia secunda aufgeteilt.
So reichten die Grenzen Makedoniens im 4. Jh. bis zum Fluss Nestos im Osten, bis zum
heutigen Velessa (Titov-Veles) im Norden, bis zum Alten Epeiros im Westen und im Süden
bis nach Thessalien. Es sei darauf hingewiesen, dass sich die Grenzen Makedoniens in den
folgenden Jahren noch mehrfach verändern sollten2.
Auch Konstantin der Große war sich der Bedeutung der Stadt Thessalonike als Verwaltungszentrum bewusst und machte sie zum Stützpunkt für seine militärischen Operationen der
Jahre 322-23. Dem Historiker Zosimos aus dem 5. Jh. zufolge ließ Konstantin der Große im
Südwesten der Stadt für die Schiffe seiner Flotte, mit welcher er sein Heer für die Auseinandersetzung mit Licinius nach Kleinasien verlegen wollte, einen künstlichen quadratischen
Hafen anlegen3. Dieser von Konstantin dem Großen „ausgehobene“ Hafen sollte für den
Handelsverkehr und die wirtschaftliche Entwicklung von Thessalonike zur Zeit von Byzanz
eine wichtige Rolle spielen, wie dies aus Quellen des 10. und 12. Jh. hervorgeht. Licinius
wurde übrigens nach seiner Niederlage ins Gefängnis von Thessalonike überführt, wo er bis
zu seiner Hinrichtung im Jahr 325 gefangen gehalten wurde.
Ein halbes Jahrhundert später wählte auch Theodosios der Große (379-395) Thessalonike zum Sitz für seine militärischen Operationen gegen die Feinde des Kaiserreichs, die
Goten, welche nach ihrem Sieg in Adrianopel (378), wo das römische Heer und auch Kaiser
Valens niedergemetzelt wurden, plündernd und zerstörend in den westlichen Teil der Balkanhalbinsel und den griechischen Raum vordrangen. Wenngleich es nur wenige und unklare
Quellenzeugnisse gibt, scheint es doch so, dass Theodosios eine allgemeine Mobilmachung in
der Region befohlen hatte und es ihm mit der Unterstützung gotischer Söldner gelang, die Go-
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ten und die mit ihnen verbündeten Alanen und Hunnen, die in Thrakien wüteten, im Sommer
379 zu besiegen und sie schließlich hinter den Haemus zurück zu drängen. Der Kaiser kehrte
nach Thessalonike zurück, wo er bis zum Sommer 380 blieb und sein Heer neu organisierte.
Zu jener Zeit verstärkte er auch die Stadtbefestigung, wie aus einer Inschrift an einem Turm
der Ostmauer ersichtlich wird: "Hormisdas baute um die Stadt nicht einstürzende Mauern"4.
Während dieses Aufenthalts ließ sich Theodosios vom Metropoliten von Thessalonike
zum Christen taufen. Mit dem Eifer des Neubekehrten erließ er von Thessalonike aus ein Dekret, mit dem er das Dogma des 1. Ökumenischen Konzils von Nicaia als einzig wahres
Dogma anerkannte, und ein Jahr später ernannte er den orthodoxen christlichen Glauben zur
offiziellen Staatsreligion und traf strenge Maßnahmen gegen Götzenverehrer wie auch gegen
nicht orthodoxe Christen.
Trotz der militärischen Erfolge von Theodosios belästigten die Goten die Provinzen auf
dem nördlichen Balkan weiterhin und der Kaiser versuchte, die Angelegenheit durch die Unterzeichnung eines Friedensvertrags zu lösen (382), aufgrund dessen es den Goten erlaubt
wurde, sich in den Regionen von Dakien und Thrakien niederzulassen und als Föderaten, d.h.
Verbündete, ins römische (= byzantinische) Heer aufgenommen zu werden. Diese Politik
Kaiser Theodosios‘ löste Reaktionen aus, die ihren Höhepunkt 390 in Thessalonike fanden,
als die Verhaftung eines beliebten Wagenlenkers am Vorabend der Wettkämpfe durch Buterich, den Kommandanten der gotischen Garde, der Anlass war, der die Stadtbewohner
aufbrachte und zur Ermordung Buterichs führte. Die Reaktion des Kaisers war unmittelbar
und brutal. Das Volk wurde im Hippodrom umzingelt, und siebentausend Thessaloniker wurden von den gotischen Söldnern niedergemetzelt. Später sah sich Theodosios unter dem
Druck des Bischofs von Mailand, Ambrosius, gezwungen, sich öffentlich für dieses Blutbad
zu entschuldigen. Das Hippodrom wurde ab da nie mehr benutzt und verfiel im Verlauf der
Jahre5.
Einige Jahre später (395) wandten sich die Wisigoten (Westgoten) unter ihrem Anführer
Alarich plündernd gegen Ostmakedonien. Es gelang ihnen jedoch nicht, die Mauern von
Thessalonike zu bezwingen.
Angriffen durch die Ostrogoten (Ostgoten) war Makedonien auch im Zeitraum von 473483 ausgesetzt. Die Städte Philippi und Thessalonike waren gefährdet und wurden erst gerettet, als Kaiser Zenon (476-491) selbst intervenierte. Weniger Glück war anderen Städten
Makedoniens beschieden, z.B. Pella, Edessa und Heraclea Lyngistis (in der Nähe von Monastir), welches komplett dem Erdboden gleichgemacht wurde. Endgültig Ruhe vor den Goten
bekam Makedonien erst, als Kaiser Zenon im Jahr 488 ihr Augenmerk auf Italien lenkte.
Doch auch diese Periode relativer Ruhe sollte für Makedonien nicht von langer Dauer sein.
2. Awarische und slawische Invasionen des 6. und 7. Jh.
Ein besonders schwieriges Jahrhundert für das byzantinische Kaiserreich, vor allem für seine
Provinzen auf dem Balkan, war bekanntlich das 6. Jh. Dies hing damit zusammen, dass die
Byzantiner – während sie im Osten gegen die Perser kämpften und im Westen die Reconquista zu erreichen versuchten – gleichzeitig auch die vielen Angriffe von Hunnen und
slawischen Volksstämmen unter Kontrolle bekommen mussten, welche Makedonien mit ihren
Raubzügen beutelten. Gegen Ende der Regentschaft von Justinian (527-565) spitzte sich mit
dem Auftauchen der kriegserfahrenen Awaren die Lage auf dem Balkan zu. Die Awaren waren ein asiatisches Volk, das sich auf den europäischen Raum zu bewegte und einen
mächtigen Staat gründete, der sich von der Donau bis hin zum Dnjepr und zum Baltikum erstreckte und das, unterstützt von von ihm unterworfenen slawischen Volksstämmen, die
nördlichen Provinzen des Kaiserreichs zu plündern begann.
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Zu jener Zeit war Kaiser Maurikios (582-602) an der Ostfront mit den Persern beschäftigt und nicht in der Lage, die Awaren und Slawen mit Waffengewalt in Schach zu halten,
weshalb er sich gezwungen sah, für die Sicherstellung des Friedens in der Region einen Jahrestribut zu bezahlen. Als Byzanz 591 jedoch mit den Persern einen Friedensvertrag
abschloss, verlegte Maurikios seine Streitkräfte auf den Balkan, und nachdem sie die Donau
überquert hatten, überraschten sie die Slawen und gewannen "den stolzen Sieg der Rhomäer".
Der Fall von Maurikios und die Stärkung von Phokas (602-610) wirkten sich jedoch auf die
Gleichgewichte im Kaiserreich und unter den Einwohnern der Region störend aus. Der byzantinisch-persische Krieg flammte erneut auf und Awaren und Slawen drangen ungehindert vor
und gelangten, nachdem sie Städte auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens und Serbiens erobert hatten, 597 bis an die Mauern der Stadt Thessalonike6.
Im Zusammenhang mit den Bemühungen der Thessaloniker, sich in jener Zeit gegen ihre Feinde zu verteidigen, entstand eine reiche Überlieferung, in deren Mittelpunkt "Demetrios
aus Thessalonike, der Myroblytes (aus dessen Grab Myrrhe floss), der ruhmreiche Sieger und
Vaterlandsfreund" steht, der Held, der eingreift und die Stadt vor den Invasoren rettet. Diese
Überlieferung ist auch heute noch im hagiologischen Text über die "Wunder des heiligen
Demetrios" erhalten, eine Sammlung von Festansprachen, die von Metropoliten in Thessalonike anlässlich der Feierlichkeiten zu Ehren des Namenstags des Stadtheiligen gehalten
wurden und die die einzige Quelle sind, welche die Belagerungen von Thessalonike durch
Awaren und Slawen aufführt. Hier ist darauf hinzuweisen, dass die Erzählungen über die
"Wunder des heiligen Demetrios" nicht auf die Registrierung der Ereignisse abzielten. Es
ging ihnen einzig darum zu betonen, dass "die Rettung der Stadt nur durch Gott allein möglich war". Wie schwierig das Auffinden der historischen Wahrheit in hagiologischen Texten
ist, ist ohnehin bekannt. Der Text über die "Wunder" stellt noch zusätzliche Schwierigkeiten
dar, da er Ereignisse aus dem 6. und 7. Jh. beschreibt, die in keiner der wenigen Quellen jener
Epoche aufgeführt sind7.
Im 6. und vor allem im 7. Jh. versuchten Awaren und Slawen fünf Mal, die Stadt des
heiligen Demetrios einzunehmen. Der erste Angriff erfolgte im September 597 und laut den
Berichten in den "Wundern" war es das erste Mal, dass die Thessaloniker Awaren und Slawen
aus der Nähe zu Gesicht bekamen, ein Zeugnis, welches die Hypothese widerlegt, dass die
Slawen sich vor Ende des 6. Jh. in der Region niedergelassen hatten. Trotz der in der Quelle
aufgeführten aufgeblähten Zahl von 100.000 verteidigte sich die Stadt erfolgreich und dank
des wundertätigen Eingreifens ihres Stadtheiligen, der "in der Gestalt eines Soldaten" erschien und "den ersten (der Barbaren), der die Leiter hochkletterte … durch einen
Lanzenstoß" herunter riss, zwang er den Herrscher der Awaren, Baian Khan, die siebentägige
Belagerung aufzuheben und zu seiner Basis jenseits der Donau zurück zu kehren.
Der zweite Versuch erfolgte 604, zur Zeit der Regentschaft von Phokas (602-610), am
Vorabend des Namenstagsfestes zu Ehren des heiligen Demetrios. Dieses Mal waren es nur
wenige Awaren und Slawen (5.000), die sich unbeobachtet nähern konnten und hofften, die
Thessaloniker, die sich für die Feier des Stadtheiligen in der Kirche versammelt hatten, eventuell überraschen zu können. Doch der "Städteretter" Demetrios gab einem byzantinischen
Offizier den Gedanken ein, die Bürger bewaffnet zu den Mauern zu schicken, und so schlug
der Überraschungsangriff fehl. Als die Thessaloniker am nächsten Tag feststellten, wie wenige Eindringlinge es gab, verließen sie die Stadt und vertrieben sie.
Besser organisiert und gefährlicher war der dritte Versuch von 615, also zur Zeit von
Herakleios (610-641), als slawische Scharen, die sich in Makedonien und Thessalien niedergelassen hatten, Thessalonike mit ihren unzähligen Einbäumen vom Meer her belagerten,
während ihre Familien mit all ihren Habseligkeiten auf der benachbarten Ebene darauf warte-
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ten, sich nach der Eroberung der Stadt darin niederzulassen. Beim Morgengrauen des vierten
Tages nach ihrer Ankunft versuchten die Slawen, die Stadt in einem Sturmangriff einzunehmen. Doch während die Schlacht bei den zum Meer hin gelegenen Stadtmauern wütete,
tauchte der heilige Demetrios "in eine weiße Chlamys gekleidet" auf, ging auf den Mauern
und auf dem Meer und rief "einen äußeren Wind" an, der in der Bucht wehte und die Einbäume der Belagerer zerstörte und dadurch "das ganze Meer mit dem Blut der Barbaren" färbte.
So blieb Thessalonike also dank des Heroismus der Thessaloniker und des im entscheidenden
Augenblick aufkommenden Südwestwindes einmal mehr vor der Eroberung und der Zerstörung verschont8.
Im Sommer 618 unternahmen Awaren und Slawen einen erneuten Versuch, die sogenannte Nymphe des Thermäischen Golfes zu erobern. Ausgerüstet mit Belagerungsmaschinen
versuchten sie dreiunddreißig Tage lang, die Mauern zu zerstören. Schließlich wurde die Stadt
wieder durch den Heldenmut ihrer Bewohner und die Unerfahrenheit der Awaren und Slawen
im Einsatz von Belagerungsmaschinen gerettet. Sie wiederholten das Unterfangen zwar zwei
Jahre später, als Thessalonike durch ein schweres Erdbeben bereits stark beschädigt war.
Doch auch dieses Mal gelang es ihnen nicht, die Stadt einzunehmen. Dies war denn auch das
letzte Mal, dass Awaren und Slawen gemeinsam Thessalonike belagerten, denn nach ihrem
Misserfolg bei der Eroberung Konstantinopels 626 hörten sie auf, Byzanz weiter zu bedrohen.
Der letzte und möglicherweise gefährlichste Angriff gegen Thessalonike erfolgte 676678, als slawische Stämme, die sich in der weiteren Umgebung niedergelassen hatten, versuchten, die Stadt einzunehmen. Die Thessaloniker leisteten jedoch heftigen Widerstand,
unterstützt von ihrem Glauben an ihren Schutzpatron Demetrios, der "in der Gestalt eines
Soldaten" in den kritischen Stunden eingriff, um die Stadt zu retten. Und dieser Glaube, so
meine ich, muss es gewesen sein, der sie ihre Stadt vehement verteidigen ließ und sie vor der
Panik bewahrte, die zu Niederlage und Zerstörung geführt hätte. Kaiser Konstantin IV. (668685) konnte der Mit-Hauptstadt keine Hilfe zukommen lassen, da auch Konstantinopel selbst
zu jener Zeit belagert wurde, und zwar von den Arabern. Doch unmittelbar nach der Vernichtung der arabischen Streitkräfte wurde auch die Belagerung von Thessalonike aufgehoben, da
der Kaiser seine Aufmerksamkeit und seine Truppen diesem Gebiet zuwandte und den "aufständischen" Slawen dynamisch die Stirn bot 9.
Der byzantinische Staat war bekanntlich ein Vielvölkerstaat und begegnete fremden
Völkern nur dann mit Waffen, wenn sie als Eindringlinge ankamen. Sonst akzeptierte und begünstigte er oft gar die Niederlassung fremder Völker auf seinem Territorium, wenn sie um
die Erlaubnis des Kaisers ersuchten. Aus den unklaren Quellenangaben jener Zeit geht hervor,
dass wir es mit zwei Kategorien slawischer Niederlassungen zu tun haben:
$. An den nördlichen Grenzen des Kaiserreichs jenseits der Donau gab es eine relativ
kompakte Niederlassung von Slawen, deren Gruppen unabhängig und autonom waren und
dem Kaiser gegenüber keine Verpflichtungen hatten.
$$. Im Gegensatz dazu nutzten andere slawische Volksgruppen die durch ihre Einfälle
auf dem Balkan verursachte allgemeine Unruhe aus, drangen weiter gen Süden vor und gründeten kleine slawische Enklaven auf byzantinischem Boden, die so genannten "Sklawinien"
und bezahlten "pakta", waren also tributpflichtig10.
Man sollte nun jedoch nicht annehmen, dass den Kaisern in Konstantinopel Makedonien gleichgültig war und sie die Region und ihre Hauptstadt ihrem Schicksal überließen. Ganz
im Gegenteil, es gab in allen Städten Makedoniens, vor allem in Thessalonike, byzantinische
Festungen und es wurden auch Feldzüge gegen die Slawen unternommen. Im Jahr 658 war
Konstans II. "gegen die Sklawinien ins Feld gezogen und hatte viele gefangen genommen und
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unterworfen", im Jahr 688 Justinian II., welcher die Slawen besiegte und viele von ihnen ins
kleinasiatische Thema Opsicium umsiedelte, und schließlich entsandte auch die Kaiserin Irene (783) starke Truppen unter Stavrakios dem "logothetes tou dromou", d.h. dem
Verkehrsminister, der jedoch weiter reichende Kompetenzen hatte. Nachdem dieser die Bulgaren und Slawen in Thrakien besiegt hatte, "zog er nach Thessalonike und Griechenland,
unterwarf alle und machte sie dem Kaiserreich gegenüber steuerpflichtig"11.
Wie weiter oben erwähnt, waren bereits seit den Anfängen des 7. Jh. slawische Stämme
nach Makedonien und Thrakien vorgedrungen und hatten in Sumpf- und Hügelgebieten Siedlungen gegründet, die von den Byzantinern Sklawinien genannt wurden. Solche
Volksgruppen oder Scharen waren die Drougouvitai und Sagoudaten, welche zwischen
Berrhoia und Monastir lebten, die Velegesiten in der Region von Demetrias in Thessalien, die
Strymoniten in den Berggebieten im Einzugsgebiet des Strymon, die Renchinen in der Nähe
von Rentina und die Smoleanen im Rhodope-Gebirge. Diese Volksgruppen waren unabhängig, hatten ihre eigenen Honoratioren (reges), waren jedoch zur Bezahlung von
Steuerabgaben an den byzantinischen Staat verpflichtet, was oft ein Grund für Aufstände war.
Dann griffen byzantinische Truppen ein und stellten die Ordnung wieder her12.
Im Laufe der Jahre nahmen die Beziehungen der Slawen, die sich auf dem Territorium
des Kaiserreichs niedergelassen hatten, freundschaftliche Formen an. Die Neuankömmlinge
bauten langsam Handelsbeziehungen auf und akzeptierten allmählich die Lebensweise der
Byzantiner, die sie dann auch nachahmten. Ein typisches Beispiel ist der Fall des "rex" der
Renchinen, Perboundos, der sich wie die Byzantiner kleidete, griechisch sprach, mit wohlhabenden Thessalonikern Kontakt pflegte und vor allem, der es vorzog, in der Stadt am
Thermäischen Golf und nicht mit seinen eigenen Leuten zu leben. So können wir feststellen,
dass die überlegene byzantinische Kultur die Slawen mit der Zeit anzog. Sie traten schließlich
zum christlichen Glauben über, "indem sie sich christlich taufen ließen" und integrierten sich
in die byzantinische Gesellschaft13.
Die awarisch-slawischen Einfälle und die erfolgreiche Verteidigung, mit der sich ihnen
die makedonische Hauptstadt stellte, sind im 6. und 7. Jh. natürlich die wichtigsten Ereignisse
der Geschichte der Region. Doch ebenso bedeutend ist auch eine Tatsache, die besondere
Aufmerksamkeit verdient: dass nämlich mit der Rettung von Thessalonike auch die kulturelle
Tradition von Jahrhunderten gerettet und bewahrt wurde, eine Tradition, die sicher aus dem
Gleichgewicht geraten wäre, hätten die Slawen die Stadt des heiligen Demetrios erobert. Es
ist natürlich klar, dass die ständigen Kämpfe um das Überleben der Stadt in jener Zeit nicht
die günstigste Umgebung für geistige und kulturelle Aktivitäten boten. Doch die Schätze an
Wissen und Kultur, die sich nun bereits über Jahrhunderte in Thessalonike angesammelt hatten, reichten aus, dass die Stadt ihr Licht ausstrahlen und vor allem im 9. Jh. bei der
Zivilisierung und Christianisierung der innerhalb und außerhalb der Grenzen des Kaiserreichs
lebenden Slawen eine vorrangige Rolle spielen konnte. Auf dieses Thema soll jedoch später
eingegangen werden.
3. Organisation des Balkans in sogenannte Themen
Im 7. Jh. scheint sich die administrative Karte der Region einmal mehr zu verändern. Das byzantinische Kaiserreich wird in neue militärisch-administrative Einheiten unterteilt, die
"Themen", wie sie in den Quellen jener Zeit genannt werden. Dieses neue Verwaltungssystem
übertrug einem einzigen militärischen Würdenträger, dem General, sowohl die politische als
auch die militärische Verwaltung des "Themas" und ersetzte die Söldnerheere durch eine
Bauernmiliz aus einheimischen Soldaten (Stratioten). Jeder Stratiot war zum Waffendienst
verpflichtet; er erhielt einen mit der Dienstpflicht an die männlichen Nachkommen vererbba-
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ren Landbesitz, durch dessen Kultivierung die Mittel für Ausrüstung und Lebensunterhalt zu
erwirtschaften waren. Diese Parzellen konnten nicht enteignet werden.
Die neue Institution der "Themen" wurde auch auf dem Balkan angewendet. 680/81
wurde das ‚Thema Thrakien‘ und gegen Ende des 8. Jh. - höchstwahrscheinlich in den Jahren
der Alleinherrscherin Irene von Athen (797-802) - das ‚Thema Makedonien‘ gegründet, dessen Hauptstadt Adrianopel war. In den Anfängen des 9. Jh. wurden die Themen Strymon und
Thessalonike gegründet. Thessalonike, das früher Hauptstadt des Illyricums war, zeichnete
sich nunmehr als "Herrscherin der West-Themen"14 aus.
4. Gründung des bulgarischen Staates. Byzantinisch-bulgarische
Kriege (680-820)
Die Veränderungen am bestehenden Verwaltungssystem des byzantinischen Makedoniens
scheinen durch Bedingungen notwendig geworden zu sein, die durch die Ankunft und Niederlassung eines neuen Volkes, der Bulgaren, entstanden waren, das zum wichtigsten Feind der
Byzantiner wurde. Um die Mitte des 7. Jh. ließen sich bulgarische Volksstämme unter ihrem
Anführer Asparuch im nördlichen Teil des Donau-Deltas nieder und schreckten mit ihren
Raubzügen die angrenzenden byzantinischen Provinzen auf. Im Jahr 680 überquerte Konstantin IV. (668-685) mit einem starken Heer die Donau und versuchte, einen Zusammenstoß mit
den Bulgaren zu provozieren. Doch das sumpfige Gebiet erlaubte es den Byzantinern nicht,
ihre Stärke zu entfalten und einen schnellen Sieg zu erringen. Der Kaiser wurde krank und
sein Rückzug führte zum chaotischen Zurückweichen seines ganzen Heeres. Die Bulgaren
verfolgten sie, durchquerten die Donau und während die Byzantiner "obwohl keiner sie verfolgte" in Panik flohen, wie die Quellen anführen, ließen sie sich in der Region von Varna
nieder, nachdem sie die in dieser Gegend lebenden slawischen Volksstämme unterworfen hatten. Von ihrem neuen Stützpunkt aus unternahmen die Bulgaren nun Feldzüge in die Städte
und Festungen der Region. Der Kaiser versuchte vergebens, die neuen Feinde zurückzudrängen und war schließlich gezwungen, den Frieden, den er mit Waffengewalt nicht erreichen
konnte, zu erkaufen15.
Im Jahr 685, nach dem Tod Konstantins IV., bestieg den Thron des byzantinischen Kaiserreichs dessen Sohn Justinian II. (685-695), der als junger, unerfahrener und ehrgeiziger
Herrscher die Bezahlung eines jährlichen Tributs an die Bulgaren nicht tolerieren wollte. So
zog er 688 gegen die Bulgaren und Slawen in Thrakien, südlich des Haemus, besiegte sie und
wandte sich dann nach Südwesten in Richtung Thessalonike, wobei er alle aufständischen
Slawen besiegte und unterwarf. Auf seinem Rückweg zur Kaiserstadt, vermutlich in der
Schlucht bei Philippoupolis oder bei Rupel, fiel er in einen Hinterhalt der Bulgaren "und nur
mit Müh‘ und Not und unter großen Verlusten an Männern und mit vielen Verletzten es gelang ihm, die Schlucht zu durchqueren". Ebenso unglückselig für Byzanz war auch der
nächste Feldzug Justinians II. gegen die Bulgaren in die Nähe von Anchialos im Jahr 708,
während seiner zweiten Regierungsperiode (705-711)16.
Als kompromisslose Feinde von Byzanz versuchten die Bulgaren auf jede Weise, dem
Kaiserreich Schaden zuzufügen. So machten sie also, als 719 eine Bewegung des nach Thessalonike verbannten ehemaligen Kaisers Artemios bzw. Anastasios gegen Leon III. (717741) aufkam, gemeinsame Sache mit dem Rädelsführer. Ihre Erwartungen hinsichtlich des
Ausbruchs eines Bürgerkrieges zwischen den Byzantinern erfüllten sich natürlich nicht, da
Leon III. die Bewegung bereits in ihrem Anfangsstadium unterdrückte.
Die byzantinisch-bulgarische Kontroverse ging auch in den Jahren des Thronfolger Leons III., Konstantins V. (741-775), weiter. 746 brach eine schreckliche Seuche aus, welche
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sich von Sizilien her kommend vor allem in Griechenland und auf den Inseln ausbreitete und
im Jahr 747 schließlich auch Konstantinopel erreichte. Die Regionen Thrakiens und das Einzugsgebiet der Reichshauptstadt wurden von dieser Seuche schrecklich heimgesucht und
vereinsamten. Aus diesem Grund sah sich der Kaiser später gezwungen, diese Regionen neu
zu besiedeln, indem er Einwohner aus Syrien, Armenien, sowie auch "von den Inseln und
Griechenland" umsiedelte, um den Expandierungsabsichten der Bulgaren zuvor zu kommen.
Doch diese reagierten unmittelbar, brachen in Thrakien ein und drangen gar bis zu den Vororten Konstantinopels vor17. Bevor sich der Kaiser gegen die Bulgaren wandte, unternahm er
758 einen Feldzug gegen das Thema Makedonien und unterwarf alle widerständischen Sklawinien der Region. 759 gelang es Konstantin V. nach zögerlichen Operationen, in einem
Gefecht in der Nähe der Festung von Markellai die Bulgaren zu schlagen und sie zu zwingen,
um Frieden zu bitten, der allerdings nicht lange anhielt.
Drei Jahre später (762) wiederholte der neue Anführer der Bulgaren, Teletzes, die Angriffe gegen das Kaiserreich und Konstantin V. zog erneut gegen sie ins Feld. Die beiden
Heere trafen im Sommer 763 in der Nähe von Anchialos aufeinander und die Bulgaren erlitten eine vernichtende Niederlage, was Konstantin V. im Hippodrom von Konstantinopel
triumphierend feierte. Trotz der erlittenen Niederlagen waren die Bulgaren weiterhin der bedeutendste Feind des Kaiserreichs auf dem Balkan, vor allem in Makedonien, und wie wir
später sehen werden, werden sie die viel geprüften nördlichen Provinzen von Byzanz bis ins
11. Jh. bedrohen18.
Der nächste Zyklus byzantinisch-bulgarischer Kriege ging 809 vom nördlichen Strymon-Gebiet aus, als die Bulgaren die byzantinischen Truppen anlässlich der Entrichtung des
Tributes unvermittelt angriffen und - nachdem sie Offiziere und Soldaten niedergemetzelt hatten - flohen und auch die Kasse mit 1.100 litres (ca. 352 kg) Gold mitnahmen. Im gleichen
Jahr eroberten die Bulgaren unter Krum durch Verrat Serdika (das heutige Sofia) und zwangen Kaiser Nikephoros I. (802-811), gegen sie vorzugehen, sobald es die Umstände erlaubten.
In der Tat überquerte der Kaiser im Sommer 811 als Vorsteher der Themen-Heere den Haemus und drang in Bulgarien ein. Trotz ihrer anfänglichen Erfolge konnten die Byzantiner von
Krum schließlich in eine Falle gelockt werden und mussten eine schreckliche Niederlage mit
großen Verlusten hinnehmen. Unter den Gefallenen war auch der Kaiser Nikephoros I. selbst.
Der Krieg ging auch unter den Nachfolgern Nikephoros‘ in den Ebenen Ostthrakiens, jedoch
auch mit Einfällen und Plünderungen von Städten im Thema Makedonien weiter bis zum
Herbst 813, als es Leon V. (813-820) gelang, das bulgarische Heer in der Nähe von Mesembria zu überraschen. Wenige Monate später starb der fähige Fürst der Bulgaren, Krum, und
Byzanz hatte für kurze Zeit etwas Ruhe vor seinen gefährlichen nördlichen Nachbarn19.
5. Die Städte Makedoniens (6.-9. Jh.)
Im Zeitraum vom 6. bis 9. Jh. war das makedonische Hinterland durch die awarischslawischen Einfälle schrecklichen Leiden ausgesetzt und seine schwer geprüfte Bevölkerung
suchte Sicherheit innerhalb der Mauern der Städte in ihrer Umgebung. Den makedonischen
Städten gelang es zu überleben und weiterhin Zentren für Handel und Kultur zu bleiben. Und
wenn sie außerdem Küstenstädte waren und über einen Hafen verfügten, dann gewannen sie
wie im Falle von Thessalonike zusätzlich an Bedeutung.
Thessalonike war eine würdige Hauptstadt Makedoniens und zweitgrößte sowie zweitwichtigste Stadt nach Konstantinopel (erste nach der ersten). Dank seiner privilegierten Lage
und seiner Funktion als Militär- und Handelszentrum spielte Thessalonike in jener Zeit eine
wichtige Rolle, denn auf ihre Meeres- und Landmauern prallten die Angriffe der Feinde Makedoniens. Deren Beharrlichkeit bei ihrem Versuch, Thessalonike zu erobern, bestätigen
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übrigens Quellenaussagen, laut denen Thessalonike die wohlhabendste und wichtigste Stadt
der Region war.
Die Informationen, die uns über die anderen Städte Makedoniens zur Verfügung stehen,
sind spärlich und stammen vor allem aus Bischofslisten und Synode-Protokollen. Die wichtigsten waren Stoboi, Kaisareia (südwestlich von Kozani), Vargala, das befestigte Berrhoia,
ein Zentrum mit einer bedeutenden kulturellen Tradition, Serbia, eine ebenfalls befestigte
Stadt in der Nähe des Aliakmon, Edessa, Serrhai, das im 9. Jh. als Hauptstadt des Themas
Strymon und Bischofssitz vermerkt wurde, Christoupolis (Kavala) mit dem zweitgrößten Hafen Makedoniens nach Thessalonike und ein starker militärischer Stützpunkt, Amphipolis
sowie Philippi20.
6. Christianisierung der Slawen
Ihren Ruf als erste Stadt Makedoniens gewann Thessalonike nicht nur, weil sie Jahrhunderte
lang eine uneinnehmbare Festung und Bollwerk Makedoniens war, sondern weil sie dadurch
das kulturelle Erbe von Jahrhunderten bewahrte und - wie bereits erwähnt - im 9. Jh. ihr Licht
auch auf die slawische Welt außerhalb der Grenzen des Kaiserreichs ausstrahlen konnte.
In Thessalonike kamen auch die Brüder Methodios und Konstantin-Kyrillos auf die
Welt, erwarben hier ihr erstes Wissen und verkündeten das Christentum in Morawien, übersetzten liturgische Texte ins Slawonische und schufen ein Alphabet, das die Laute dieser
Sprache wiedergeben konnte. Sie waren die Söhne eines Droungarios (Flottenadmirals) im
Thema Thessalonike, und Methodios, der ums Jahr 815 geboren wurde, studierte in Thessalonike und wurde später zum Verwalter der strymonischen Sklawenia. Der jüngere, Konstantin,
wurde 825 oder 827 geboren und nach seinen umfassenden Studien begab er sich 843 nach
Konstantinopel, wo er von Photios und von Leon dem Mathematiker unterwiesen wurde. Seine Entwicklung verlief sehr schnell. Er wurde Schriftführer des Patriarchen Photios und
Rhetorik-Lehrer an der Hochschule von Magnaura. Als im Jahr 863 der Fürst von GroßMoldawien, Ratislav, bei Kaiser Michael III. (842-867) um Missionare ersuchte, die den
Staatsbürgern das Christentum nahe bringen sollten, übertrugen der Patriarch Photios und der
„Nebenherrscher“ Bardas den Brüdern Methodios und Konstantin diesen Auftrag, da sie über
diplomatische Erfahrung verfügten und vor allem des Slawonischen mächtig waren. Ihre Mission hatte gewiss auch politische Auswirkungen, denn außer der Verbreitung des
Christentums hatten sie auch die Gelegenheit, die byzantinische Kultur zu konsolidieren und
den Einfluss des Kaiserreichs auf Mitteleuropa auszudehnen. Die Thessaloniker Brüder waren
bei ihrem Auftrag sehr erfolgreich. Sie brachten den Neubekehrten nicht nur das von ihnen
entwickelte Alphabet mit, sondern schufen – und dies ist hier das Wichtigste - durch die
Übersetzung der Bibel und der liturgischen Texte ins Altslawische auch die ersten Werke
slawischer Philologie. Methodios und Konstantin-Kyrillos werden also zu Recht als Apostel
der Slawen geehrt und es ist nur logisch, dass sich Thessalonike rühmt, die beiden Apostel
des byzantinischen bzw. des griechisch-christlichen Kulturerbes für die slawische Welt in seiner kulturellen Umgebung hervorgebracht zu haben21.
Dank des Friedens, der nach der Christianisierung der innerhalb der Grenzen des Kaiserreichs ansässigen Slawen herrschte, erfreute sich Makedonien und vor allem Thessalonike
einer Zeit wirtschaftlicher Blüte. Als kosmopolitisches Zentrum und internationaler Handelsmarkt, Kreuzweg des Straßennetzes, das Konstantinopel mit Italien verband und an der Straße
liegend, die von den Ägäis-Küsten zu den Donauländern führte, erreichte Thessalonike bald
eine bewundernswerte Position.
Ioannes Kameniates, der einige der tragischsten Stunden der Nymphe des Thermäischen
Golfes beschreiben sollte, spricht vom "Überfluss der Landwirtschaft" und den "Geschenken
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des Handels", über "Seidenstoffe" und "riesige Schätze an Edelsteinen", die sich im Besitze
der Stadtbewohner befanden und ihren Markt überschwemmten, einen Markt voll mit "vielerlei Leuten … sowohl Einheimischen als auch anderen, die aus der Fremde kamen". Doch
genau dieser Reichtum und dieser Ruf scheinen der Grund für das Unheil gewesen zu sein,
das unerwartet über sie herein brach 22.
7. Belagerung und Eroberung von Thessalonike durch arabische
Piraten (904)
Wir stehen nun am Beginn des 10. Jh. und auf dem byzantinischen Thron sitzt Leon VI. (886912). Die Feinde, welche zu jener Zeit das Kaiserreich bedrohten, waren die Araber an den
Fronten Kleinasiens und die Bulgaren auf dem Balkan. Doch außer ihnen bestand vor allem
für die Küstengebiete noch die ständige Bedrohung durch sarazenische Piraten, deren Stützund Ausgangspunkte Häfen auf Kreta und in Syrien waren, von wo aus sie zu Raubzügen zu
den Ägäisinseln und –küsten aufbrachen. 902-903 plünderten sie Attika und zerstörten Demetrias und Lemnos, wo "viele Menschen gefangen genommen wurden". Kreta war im Jahr 824
von den Arabern erobert worden und befand sich trotz der Bemühungen von Byzanz damals
in arabischen Händen. Zwar patrouillierten byzantinische Themen-Flotten auf der Ägäis, doch
die Piraten handelten so schnell und mutig, dass die byzantinischen Schiffe erst nach den Ereignissen eintrafen und bloß noch das Ausmaß der von den Piraten angerichteten Schäden
feststellen konnten23.
Dies war der Stand der Dinge in der Ägäis, als im Sommer 904 eine große Seemacht sarazenischer Piraten, bestehend aus 54 großen Kriegsschiffen, "in denen es viele verzweifelte,
blutrünstige und wilden Tieren ähnliche Menschen gab ", im Hafen von Tarsos ablegte. Ihr
Kommandant war der für seine Errungenschaften und seine Härte berühmt-berüchtigte abtrünnige Leon, genannt Tripolites. Was sich in der Folge abspielte, wissen wir dank des
Werkes des Priesters Ioannes Kameniates aus Thessalonike, der die Belagerung und Eroberung von Thessalonike miterlebt, in Gefangenschaft geraten und schließlich in seine Stadt
zurückgekehrt war, nachdem ihn die Piraten gegen Araber ausgetauscht hatten, die von den
Byzantinern festgenommen worden waren.
Als die Nachricht vom Auslaufen der Flotte des Leon Tripolites Konstantinopel erreichte, schickte Leon VI. die kaiserliche Flotte aus, um die Piraten zu vertreiben. Doch die
Streitkräfte der Byzantiner reichten nicht aus und die Flotte kehrte unverrichteter Dinge an
ihren Ausgangspunkt zurück. Nachdem die Piraten zuerst bis zum Marmara-Meer gesegelt
waren, wollten sie ihre Macht zur Schau stellen und wandten sich aus der Meerenge kommend der Stadt des heiligen Demetrios zu. Die Thessaloniker erfuhren die schlechten
Neuigkeiten und versuchten, alles in ihren Kräften Stehende zu tun, um die Verteidigung ihrer
Stadt zu stärken. Es blieb jedoch keine Zeit mehr und so konnten sie die halb zerstörten Teile
der Stadtmauern am Meer nur provisorisch reparieren und darauf einige Holztürme errichten.
Sie schlossen auch die Einfahrt zum großen Hafen Konstantins mit einer Eisenkette. Hier ist
darauf hinzuweisen, dass Thessalonikes Wache für seine Verteidigung nur unbedeutend und
seine Einwohner kriegsunerfahren waren und viele nicht einmal über Waffen verfügten. Außerdem gab es in jener kritischen Stunde im Hafen der Stadt auch nicht einmal eine kleine
Flotte von Kriegsschiffen24.
Im Morgengrauen des 29. Juli 904 tauchte die Flotte der Sarazenen an der Einfahrt zum
Thermäischen Golf auf und ging vor den Befestigungsmauern im kleinen Hafen Kellarion vor
Anker. Es waren 54 große Schiffe voller Piraten, Araber, Syrier, Ägypter, Äthiopier u.a., rund
10.000 Mann. Am ersten Tag der Belagerung suchten die Piraten die empfindlichen Stellen
der am Meer gelegenen Teile der Befestigungsmauer und versuchten, diese einzunehmen.
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Dazu brachten sie Holzleitern heran, mit denen sie auf die Mauern gelangen wollten. Doch
die Verteidiger kämpften mutig und unterstützt von sklawenischen Bogenschützen, die ihren
Thessaloniker Nachbarn zu Hilfe geeilt waren. So gelang es ihnen, die Piraten abzuwehren.
Am nächsten Tag wandten die Piraten ihre Aufmerksamkeit dem südlichen Abschnitt
der Ostmauern zu und stellten ihre Steinschleudern auf, unter deren Deckung sie versuchten,
die Mauer einzunehmen. Doch auch dieses Mal konnten die Thessaloniker sie abwehren. Darauf hin versuchten die Piraten wutentbrannt, in die Stadt einzudringen, indem sie das
Römische und das Kassandreotische Tor in Brand steckten. Doch wieder erfolglos. Enttäuscht
wandte sich Leon wieder den Mauern am Meer zu, und in der folgenden Nacht versuchten es
die Sarazenen mit einem anderen Trick. Sie ketteten je zwei Schiffe aneinander und befestigten zwischen den Masten hölzerne Türme, die höher reichten als die Stadtmauern.
Am dritten und schicksalhaften Tag, am 31. Juli, näherten sich die paarweise verbundenen Schiffe bei Tagesanbruch so gut sie konnten den Mauern an jenen Stellen, wo es ihnen
die Meerestiefe erlaubte. Von ihren Holztürmen herab brüllten die Piraten wie Dämonen und
bedrohten die Verteidiger, die verdattert von den Zinnen schauten. Irgendwann verließ eine
Gruppe Verteidiger der Mut und die Männer verließen einer nach dem anderen ihre Positionen, um in höher gelegenen Bereichen der Stadt Zuflucht zu finden. Genau da näherte sich
jedoch eines der verbundenen Schiffspaare der Sarazenen. Mit einem wahren Pfeilregen und
Steinen beschossen die Piraten von ihren Türmen aus die wenigen Verteidiger, die in Panik
gerieten und ihre Posten verließen.
Sie schossen jedoch nicht nur mit Pfeilen und Steinen. Kameniates zufolge schleuderten
die Sarazenen gegen die Belagerten auch "durch Siphone abgefeuertes flüssiges Feuer sowie
irgendwelche andere, mit flüssigem Feuer gefüllte Töpfe über die Mauern und lösten dadurch
unter jenen, welche die Zinnen bewachten, eine solche Verwirrung und Panik aus, dass diese
in Angst und Schrecken ihre Positionen verließen, flohen und die Bollwerke ungeschützt zurück ließen". Wie aus der zusammenfassenden Beschreibung hervor geht, scheinen
Thessalonikes Verteidiger davon überrascht worden zu sein, dass die Piraten Feuerwaffen
ähnlich ihrem „flüssigen Feuer“ benutzten und bekamen Angst, als sie sahen, wie sie von
Flammen umzingelt wurden, die die hölzernen Teile der von ihnen nach reiflicher Überlegung
errichteten Mauer am Meer verbrannten. Diese Verbindung von Überraschung und Angst vor
dem Feuer verbreitete die Panik, die dazu führte, dass sie ihre Posten auf den Zinnen verließen25.
"Da war es bereits neun Uhr morgens", schreibt I. Kameniates, "die Sarazenen stürzten,
halbnackt wie sie waren, wie ein Sturzbach in die Straßen der Stadt, schwenkten ihre Schwerter und verfolgten ihre Opfer, die wie völlig verängstigte Schafe nicht wussten, in welche
Richtung sie fliehen sollten. Männer, Frauen mit Kleinkindern im Arm, Eltern, Kinder, Verwandte, Freunde fielen einander in die Arme in einem verzweifelten Versuch, sich zu
schützen und dem Verderben zu entrinnen. Andere wiederum standen hilflos da, als ob sie
den Verstand verloren hätten und beobachteten den Horror, der sie umgab und sie bedrohte
wie apathische Zuschauer. Viele liefen weg, um sich in ihren Häusern zu verstecken, andere
suchten Zuflucht in den Kirchen, wieder andere rannten auf die Tore und Stadtmauern zu. Das
Durcheinander und die Verwirrung der Bewohner war so groß", betont Kameniates, "dass
Worte zu wenig sagen, um sie zu beschreiben. Wohin auch immer sie sich wandten, es folgte
ihnen der Tod"26.
Die Sarazenen verteilten sich in der Stadt und metzelten barbarisch und erbarmungslos
einen jeden ohne Unterschied nieder. Es gab viele Opfer, vor allem an den Westtoren, denn
das Gedränge vor diesen Toren war groß, weil viele die Stadt zu verlassen suchten. Doch nur
wenigen gelang es zu entkommen und diesen, indem sie von den westlichen Meeresmauern
THEODOROS KORRES
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sprangen. Tausende wurden gefangen genommen, unter ihnen auch Kameniates und seine
Familie, denen es gelang, ihre Haut zu retten, indem sie ihr Leben mit Geld und Schmuck erkauften, doch auch die Generäle Niketas und Chatzilakios, welche auf wüsteste Weise zum
Hafen abgeführt wurden. Mit ihnen auch die blühende Jugend von Thessalonike. Sie wurden
auf die Schiffe geführt und buchstäblich wie Tiere in die Schiffsräume verfrachtet, wo sie außer allen anderen Qualen auch noch Hunger und Durst leiden mussten.
Zehn Tage lang blieben die Sarazenen plündernd in der Stadt und suchten nach verborgenen Schätzen. Es fehlte nur wenig, dass sie Thessalonike in Brand gesteckt hätten, doch im
letzten Moment wurden sie vom asekretis Symeon, dem Schriftführer des Kaisers, umgestimmt, der durch die Bezahlung vieler kentenaria (byzant. Gewichtseinheit) Gold, das
ursprünglich für die Bulgaren vorgesehen war, die Brandstiftung verhindern konnte. Ein anderer kaiserlicher Gesandter, Rodophyles, der sich zufällig auf seinem Weg nach Westen in
Thessalonike aufhielt und ebenfalls eine große Menge Gold für die Bezahlung der in Sizilien
gegen die Araber kämpfenden byzantinischen Truppen mit sich trug, weigerte sich jedoch,
den Sarazenen das Gold auszuhändigen und bezahlte seine Kaisertreue mit seinem Leben.
Bevor er zu seiner Rückkehr aufbrach, verkaufte Leon Tripolites viele Gefangene an ihre Verwandten, die sich vor der Stadt versammelt hatten und übergab dem Vertreter des
Kaisers, dem asekretis Symeon, zweihundert Kriegsgefangene, nachdem er die schriftliche
Zusage erhalten hatte, dass die Byzantiner im Gegenzug 200 arabische Kriegsgefangene frei
lassen würden.
Am zehnten Tag hissten sie ihre Segel und brachen auf. Die Lage für die Gefangenen in
den Kielräumen der Schiffe war tragisch. Einer lag buchstäblich auf dem anderen und sie
konnten kaum atmen. Diesbezüglich führt Kameniates an, dass sich allein auf dem Schiff, in
dem er verschleppt wurde, 800 Gefangene und 200 Piraten befanden. Und die Reise nahm
und nahm kein Ende (Kassandra, Euboia, Andros, Patmos, Naxos), denn die Angst vor der
byzantinischen Flotte brachte die Piraten dazu, auf dem Meer herum zu treiben und sich zwischen den unzähligen kargen Inseln der Ägäis versteckt zu halten. Nach einer 16-tägigen
Reise erreichten sie am 26. August schließlich Kreta.
Die tragischen Umstände der Reise hatten den Tod vieler Gefangener zur Folge. Dennoch waren bei der Ankunft auf Kreta den Informationen von Kameniates zufolge noch
22.000 Gefangene am Leben. Viele von ihnen wurden auf den Sklavenmärkten zum Kauf
feilgeboten, während die meisten in die Heimat Leons, die syrische Stadt Tripolis, geschafft
wurden, von wo aus sie über die ganze islamische Welt verstreut wurden. Nur eine kleine Anzahl Thessaloniker (1200), unter ihnen auch Kameniates, erreichten Tarsus in Kilikien, wo sie
gegen sarazenische Kriegsgefangene ausgetauscht wurden. Die Nachricht von der Eroberung
der "ersten nach der ersten" Stadt des Kaiserreichs löste in der Reichshauptstadt große Bestürzung aus. Der Kaiser selbst war Mitverfasser eines Werkes über die Eroberung von
Thessalonike, in dem er indirekt die Verantwortung eingestand, die der Zentralgewalt bezüglich der Vorfälle in der Stadt zufiel27.
Die Eroberung und Plünderung von Thessalonike erschütterte auch den gelehrten Patriarchen Nikolaos Mystikos, der in einer Rede von der Kanzel der Haghia Sophia die Tragödie
bedauerte, welche die Stadt des heiligen Demetrios getroffen hatte und dem heiligen Demetrios die rhetorische Frage stellte: "Märtyrer Demetrie, was ist aus deinem unschlagbaren
Bündnis mit Thessalonike geworden? Wie hast du es ausgehalten zuzusehen, wie deine Stadt
erobert wird? Wie hast du es zugelassen, obwohl du ihr Stadtbeschützer warst, dass Thessalonike, das - seit es das Licht der Sonne zum ersten Mal gesehen hat - uneinnehmbar war, von
den Feinden erobert werden konnte und diese deinen heiligen Schutz missachteten? Wie hast
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DAS BYZANTINISCHE MAKEDONIEN (324-1025)
du dies alles zugelassen und ausgehalten?". Um zur einzigen Erklärung zu kommen, die Geist
und Seele des gläubigen Byzantiners akzeptieren konnten: "durch unsere Sünden"28.
Der Schlag war für Thessalonike zwar schrecklich, aber nicht tödlich. Denn trotz der
negativen Auswirkungen, die das Ereignis eine Weile lang auf das Wirtschaftsleben der Stadt
hatte, hatte es keine gravierenden Auswirkungen auf ihre spätere Entwicklung. Bereits ab dem
10. Jh. wurde die Nymphe des Thermäischen Golfes zur "Herrscherin der westlichen Themen" und zum Sitz des "Heerführers des Westens". Und dies, weil die Zerstörung von
Thessalonike im Jahr 904 – wie Frau H. Ahrweiler zu Recht bemerkt – die Entwicklung der
Stadt zwar für kurze Zeit etwas unterbrach, jedoch vielleicht auch den Entschluss Konstantinopels beschleunigte, ein ernstzunehmendes militärisches und politisches Zentrum in der von
den Slawen besetzten, von den Bulgaren beanspruchten und von den arabischen Piraten in
ihren Aktivitätsbereich aufgenommenen Gebieten aufzubauen29.
8. Christianisierung der Bulgaren
An diesem Punkt kehren wir noch einmal in die zweite Hälfte des 9. Jh. zurück, um uns den
Ereignissen auf dem Balkan zuzuwenden. Die Beziehung des christianisierten Morawiens mit
dem Kaiser hatte – wie übrigens von Byzanz angestrebt – auch politische Auswirkungen. So
wie also die Verhandlungen zwischen Franken und Bulgaren den Fürsten Ratislaw von GroßMorawien gezwungen hatten, sich Byzanz zuzuwenden, so fühlte sich auch der bulgarische
Fürst Boris nach der Christianisierung Morawiens bedroht. Die Unsicherheit der Bulgaren
verstärkte auch die Bewegungen des byzantinischen Heeres, das in Richtung bulgarische
Grenzen vorstieß und der byzantinischen Flotte, die vor den bulgarischen Küsten und auf der
Donau herum fuhr. Da ihm kein anderer Ausweg blieb, akzeptierte Boris gezwungenermaßen,
dass sein Volk und auch er selbst von Byzanz christianisiert wurden. 864 wurde er getauft,
bekam den Namen des byzantinischen Kaisers Michael und schloss mit Byzanz Frieden. Natürlich war die Beziehung der neubekehrten Bulgaren mit Konstantinopel nicht völlig
harmonisch und Boris-Michael versuchte, die Franken mit einzubeziehen (866/867), um die
Selbstständigkeit der bulgarischen Kirche zu erreichen, was ihm von Konstantinopel nur ungern gewährt wurde. Beide Seiten machten Zugeständnisse und so waren die Beziehungen
zwischen den beiden Staaten während der nächsten zwanzig Jahre friedlich30.
9. Neuer byzantinisch-bulgarischer Krieg in Makedonien. Der Zar
Symeon
Die Dinge änderten sich, als Boris-Michael abdankte (889) und sein Sohn Symeon seine
Nachfolge antrat. Obwohl in Konstantinopel ausgebildet, hegte der junge Zar für Byzanz keine freundschaftlichen Gefühle. Im Gegenteil, nachdem er die Schwächen des byzantinischen
Staates aus der Nähe kennen gelernt hatte, verflüchtigte sich sein Respekt vor ihm, und er unternahm sein Leben lang alles in seinen Möglichkeiten Stehende, um ihn aufzulösen.
Laut den byzantinischen Quellen jener Zeit suchte Symeon ab dem Zeitpunkt seiner
Thronbesteigung nach einem Anlass, um den seit 864 herrschenden Frieden zu verletzen. Diesen Anlass bot ihm die Verlegung des Zollamtes für bulgarische Güter von Konstantinopel
nach Thessalonike (894) und die Auferlegung höherer Handelszölle (kommerkia) für die bulgarischen Kaufleute. Aik. Christophilopoulou vertritt die Ansicht, dass die Verlegung der
Zollstation eine strengere Kontrolle des Personen- und Güterverkehrs aus Bulgarien und die
Gründung eines festen Transitzentrums in Thessalonike bezweckte, wobei das Fernziel die
Konsolidierung Thessalonikes als Wirtschaftszentrum der Region war. Symeons Beschwerden dagegen führten zu keinem Ergebnis und daraufhin erklärte er den Krieg, wie er es ja
auch beabsichtigt hatte. Beim folgenden Zusammenstoß auf makedonischem Boden erlitten
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die Byzantiner eine vernichtende Niederlage und Symeon machte viele Kriegsgefangene, darunter auch Männer der kaiserlichen Garde, denen er die Nasen abschneiden ließ und "zur
Schande der Rhomäer"31 in die Hauptstadt schickte.
Trotz ihrer Niederlage hätten die Byzantiner auch aus den bevölkerungsreichen kleinasiatischen Themen neue Truppen auf die Beine stellen und sich mit der bulgarischen
Bedrohung auseinandersetzen können. Doch einmal mehr erlaubte ihnen der Krieg mit den
Arabern kein Bloßlegen der Ostfront. So nahm der Kaiser also Zuflucht zur bekannten Alternativlösung, der Kombination von Waffen und Diplomatie. Byzantinische Botschafter
bewogen die Ungarn mit Geschenken und Versprechungen, die Bulgaren von Norden her anzugreifen, während der neue Oberfeldherr (domestikos) Nikephoros Phokas von Süden her
angreifen würde. Der koordinierte Angriff war erfolgreich und Symeon sah sich gezwungen,
bei Leon VI. um Frieden zu ersuchen. Der Kaiser nahm das Angebot an, doch der bulgarische
Fürst nutzte den Waffenstillstand, um sein Heer neu zu organisieren und seinerseits Verbündete zu suchen, wobei er offensichtlich das zur Anwendung brachte, was er während seines
Aufenthalts am Hof von Konstantinopel gelernt hatte. Mit seinen Verbündeten, den Petschenegen, besiegte er die Ungaren und wandte sich darauf hin gegen die Byzantiner.
Um sich ihm zu stellen, stellte der Kaiser durch die Verlegung asiatischer Truppen nach
Makedonien eine große Armee zusammen. Wie sich später zeigte, war die Wahl des neuen
domestikos Leon Katakalon, dem er diese Operation übertrug, jedoch ein Fehler. Der Zusammenprall erfolgte in Bulgarophygon (896) in der Nähe von Adrianopel und führte zur
niederschmetternden Niederlage des byzantinischen Heeres.
Nach seinem Sieg wandte sich Symeon gegen die Region des Themas Thessalonike und
des Themas Dyrrhachion und eroberte viele byzantinische Festungen. Er ließ jedoch sein eigenes Land ungeschützt und die Byzantiner drangen als Revanche in Bulgarien ein und
zwangen Symeon, den Frieden anzunehmen (899-900). Doch trotz des Friedensvertrags zog
der bulgarische Fürst weiterhin gegen Makedonien, beschäftigte die byzantinischen Truppen
und verunmöglichte es dem Kaiser, Verstärkung nach Thessalonike zu schicken, auf welches
die sarazenischen Piraten des Leon von Tripolis ein Auge geworfen hatten, es belagerten und
schließlich 904 eroberten. Durch die Vermittlung des erfahrenen Diplomaten Leon Choirosphaktes wurde Symeon schließlich umgestimmt und unterzeichnete zum dritten Mal einen
Friedensvertrag mit Byzanz, der – wie es scheint – bis zum Tode Leons VI. im Jahr 912 andauerte 32.
Der neue Kaiser Alexander (912-913) war nicht so vernünftig wie sein Vorgänger und
weigerte sich, den Bulgaren den mit dem Vertrag von 896 vereinbarten Jahrestribut zu leisten.
Die Entrichtung dieser Steuer an die "Barbaren" war ohnehin besonders niederdrückend und
beleidigend für Byzanz und nur eine Notlösung. Deshalb versuchten sie, kaum fanden sie,
dass sie ihre Vormacht mit Waffengewalt durchzusetzen vermochten, dies auch zu tun. Wie
zu erwarten war, ließ die Reaktion der Bulgaren nicht auf sich warten und sie versammelten
ihre Truppen, als der überraschende Tod Alexanders dazu beitrug, dass Symeon die Operation
aussetzte und die Entwicklungen in Konstantinopel abwartete.
Und die Entwicklungen waren für Byzanz alles andere als positiv. Die internen Auseinandersetzungen, das Ränkeschmieden und das Durcheinander, das andauerte, bis die vom
Patriarchen Nikolaos Mystikos angeführte Gruppe, die den achtjährigen Konstantin VII. unterstützte, die Oberhand gewann, boten Symeon die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er
drang erneut in Thrakien ein und gelangte dieses Mal bis nach Konstantinopel, welches er mit
seinem Heer von den Blachernen bis zum Goldenen Tor umzingelte in der Hoffnung, es leicht
einnehmen zu können. Als er jedoch vor dem uneinnehmbaren Befestigungssystem der
Hauptstadt stand, änderte er seine Meinung und ersuchte um Verhandlungen, was Byzanz
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DAS BYZANTINISCHE MAKEDONIEN (324-1025)
gerne akzeptierte. Die Verhandlungen führten zu einer Vereinbarung und Symeon verließ
Konstantinopel reich beschenkt, nachdem er außerhalb der Mauern den Patriarchen Nikolaos
Mystikos getroffen hatte, welcher ihn sogar segnete, indem er sein Haupt mit seiner eigenen,
speziellen Kopfbedeckung (dem so genannten epirhiptarion) bedeckte33.
Doch Symeon brach die Vereinbarung ein weiteres Mal und machte sich die internen
Zwiste in Byzanz im Zusammenhang mit der Frage der Vormundschaft des minderjährigen
Konstantin zu Nutzen, fiel in Thrakien ein und eroberte dank eines Verrats im September 914
Adrianopel. Die Byzantiner eroberten ihre Stadt jedoch fast sofort zurück und stellten unter
der Leitung des domestikos ton scholon bzw. des Heerführers Leon Phokas eine starke Armee
gegen Symeon zusammen. Die entscheidende Schlacht fand im August 917 statt. Aus ihr gingen die Bulgaren als Sieger hervor, die die byzantinischen Truppen niedermetzelten. Ihr
Erfolg wurde den militärischen Fähigkeiten Symeons zugeschrieben.
Symeon war zweifellos der Protagonist der Ereignisse jener Epoche und er scheint nicht
nur über militärische, sondern auch über politische Fähigkeiten verfügt zu haben. Natürlich
hatten seine Erfolge auch mit dem zu tun, was in der Hauptstadt vor sich ging. Das politische
Ränkeschmieden und die Auseinandersetzungen, die auch auf die Schlachtfelder übertragen
worden zu sein scheinen, nahmen kein Ende, denn der junge und unerfahrene Konstantin VII.
hatte die Situation nicht unter Kontrolle, und so musste sich Symeon mit einem gespaltenen
Feind ohne starke und entschiedene Führung auseinander setzen. Die Bürgerkriege hörten
auch mit der Thronbesteigung von Romanos I. Lakapenos nicht auf (920-944). Symeon setzte
seine Raubzüge fort und gelangte 924 plündernd und zerstörend bis zu den Vororten Konstantinopels. In den folgenden Jahren strapazierte der böse Dämon von Byzanz die byzantinischen
Provinzen in Thrakien und Makedonien weiterhin, und erst sein Tod im Jahr 927 befreite das
Kaiserreich schließlich von einem äußerst fähigen und besonders gefährlichen Feind34.
Symeons Tod und die Nachfolgezwiste schwächten die Bulgaren, die – nachdem sie erneut in Makedonien eingefallen waren – eiligst Verhandlungen mit Byzanz aufnahmen. Der
Friede wurde schließlich durch die Heirat von Symeons Sohn und Nachfolger, Peter, mit der
byzantinischen Prinzessin Maria, einer Enkelin des regierenden Kaisers Romanos, besiegelt.
So kam der Jahre lange byzantinisch-bulgarische Krieg, der den beiden Gegnern so viel Leid
und Zerstörung verursacht hatte, für eine Weile zum Erliegen. Obwohl diese Streitigkeiten
nicht immer in Makedonien ausgetragen wurden, hielten wir es für zweckmäßig, sie hier kurz
darzustellen, da sie die Möglichkeiten von Byzanz, das weitere Gebiet vor den vielen und unterschiedlichen Feinden, die ein Auge darauf geworfen hatten, zu beschützen, z.B.
Thessalonike im Jahr 904 vor Leon von Tripolis, weitgehend beeinflussten, jedoch auch, weil
all das, was Makedonien in den anschließenden Jahren durch die Bulgaren noch erleiden sollte, sich bereits abzeichnete.
10. Byzantinisch-bulgarische Zusammenstöße zur Zeit von
Nikephoros Phokas und Ioannes Tzimiskes
Der vierzig-jährige Friede zwischen Byzanz und Bulgarien wurde im Winter 966/7 unterbrochen, als bulgarische Botschafter in Konstantinopel ankamen, um die Steuern einzuziehen,
welche Byzanz anscheinend die ganzen Jahre hindurch bezahlt hatte. Den Thron hatte damals
Kaiser Nikephoros Phokas (963-969) inne, der glänzende Feldherr, der Kreta von den Arabern zurück erobert (961) und Romanos II. abgelöst hatte. Der Kaiser, der so oft gegen die
Araber gesiegt hatte und nichts von den Schwierigkeiten eines byzantinisch-bulgarischen
Krieges wusste, vertrieb die Botschafter auf schrecklichste Weise mit den Worten: "der ehrwürdige Kaiser der Rhomäer wird einer mausarmen und verelendeten Nation gegenüber
nicht tributpflichtig"35. Anschließend zog er 967 gegen die Bulgaren ins Feld, doch als erfah-
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rener Feldherr drang er nicht zu weit auf feindlichem Boden vor, denn offensichtlich erinnerte
er sich an die Zerschlagung der byzantinischen Truppen von 811. Anstatt sich also selbst einzumischen, überzeugte er mit Hilfe von fünfzehn kentenaria Gold (ca. 480kg) den russischen
Fürsten Svjatoslav, in Bulgarien einzufallen (968). Die Bulgaren mussten eine vernichtende
Niederlage einstecken, große Gebiete des Landes wurden geplündert und zerstört, und die
Russen zogen sich mit reicher Beute zurück. Das Ausmaß der Zerstörung war so groß, dass
der bulgarische König Peter krank wurde und 969 starb. Doch die Bedrohung durch die
Russen war noch nicht vorbei. Sechs Monate später fielen sie erneut in Bulgarien ein, lösten
alles, was vom bulgarischen Staat noch übrig war, auf, nahmen den Zaren Boris, der seinen
Vater Peter auf dem Thron abgelöst hatte, gefangen und unterwarfen das Land. Vergeblich
versuchte Nikephoros, sie zur Einhaltung der Vereinbarungen und zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen. Es war offensichtlich, dass das Problem, welches Byzanz unbeabsichtigt
verursacht hatte, nur mit Waffengewalt zu lösen war.
Es war jedoch nicht Nikephoros, der das schwierige Unterfangen der Vertreibung der
Russen aus Bulgarien übernehmen sollte, sondern Ioannes I. Tzimiskes, der diesen 969 auf
dem byzantinischen Thron ablöste. Der Versuch des neuen Kaisers, die Russen zu einem
friedlichen Abzug zu bewegen, stieß auf die arrogante Weigerung und die Drohungen von
Svjatoslav, gegen Konstantinopel zu marschieren. Diese Drohungen machte der russische
Fürst wenige Monate später wahr, als er als Anführer einer großen Armee aus Russen, Petschenegen, Ungarn und Bulgaren, die sich seinen Streitkräften bereits angeschlossen hatten,
in die Themen Makedonien und Thrakien einfiel. Angesichts der überlegenen feindlichen
Truppen wichen die Byzantiner zurück, und das Heer des Svjatoslav gelangte plündernd und
zerstörend bis Arkadiopolis, dessen Verteidigung dem erfahrenen Feldherrn Bardas Skleros
oblag. Skleros gelang es, die Russen in eine Schlacht zu verwickeln, in der er dank seines
strategischen Geschicks trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit die Oberhand gewann, und
die Invasoren wurden besiegt, viele wurden niedergemetzelt und sie waren gezwungen, sich
aus den Regionen der Themen Makedonien und Thrakien zurück zu ziehen36. Der von Tzimiskes gegen Russen und Bulgaren geplante Feldzug verzögerte sich vorübergehend wegen
der Revolte des Bardas Phokas in Kleinasien, als die Feinde mit Raubzügen in den Regionen
des Themas Makedonien die Ruhe störten. Schließlich gelangte Tzimiskes jedoch im Frühjahr
971 mit einem großen Heer nach Adrianopel, während byzantinische Flottenmächte bei der
Donaumündung patrouillierten, um die Truppen der Russen zu umzingeln. Als Leiter dieser
ausgewählten Streitmacht durchquerte der Kaiser unerwartet die unbewachten Furten des
Haemus und erschien vor Groß-Preslav. Die Überraschung gelang, und Tzimiskes eroberte
die Stadt nach kurzen, heftigen Gefechten und nahm den bulgarischen König Boris und seine
Familie gefangen. Dieser Erfolg brachte die Bulgaren gegen die Russen auf und Svjatoslav,
eingeschlossen in der Donaufestung Dorystolon und verzweifelt kämpfend, sah sich gezwungen zu kapitulieren und das bulgarische Territorium zu verlassen.
Die Auswirkungen des byzantinischen Sieges trafen die Bulgaren hart. Tzimiskes
zwang Boris zum Verzicht auf den Thron und gab ihm den Titel des magistros. Bulgarien
wurde dem Kaiserreich angeschlossen und existierte nicht mehr als unabhängiger Staat. Dadurch dehnten sich die byzantinischen Grenzen bis zur Donau hin aus. Und schließlich wurde
auch das bulgarische Patriarchat aufgehoben und nicht mehr anerkannt. Auf diese Art meinte
Tzimiskes, das Bulgarien-Problem lösen und den Frieden im Balkanraum sicher stellen zu
können. Doch wie I. Karagiannopoulos bereits festgestellt hat, "sind die Waffen kein Fundament für eine feste und gesunde Lösung", und in der Unterjochung und der Auflösung des
bulgarischen Reiches durch Tzimiskes liegen die Ursachen für all das, was sich auf dem Bal37
kan unter der Regentschaft Basileios II. abspielen sollte .
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DAS BYZANTINISCHE MAKEDONIEN (324-1025)
11. Erste Phase eines neuen byzantinisch-bulgarischen Krieges.
Basileios II. - Samuel
Der Tod von Kaiser Ioannes I. Tzimiskes (976) war der Anfang wichtiger Entwicklungen, die
Makedonien in den nächsten vierzig Jahren schwer zu schaffen geben sollten. Wie bereits erwähnt, wandte sich die Invasion des Tzimiskes in Bulgarien in erster Linie gegen die
russischen Eindringlinge, die er auch aus dem Land vertrieb. Obwohl das bulgarische Volk
heftige Schläge erlitt, gab es nicht klein bei, sondern suchte in einer anderen Person die
Führung, die ihm Tzimiskes durch die Gefangennahme von Boris genommen hatte. Die von
ihnen gesuchte Führung fanden sie in dem jungen, aktiven Samuel, einem Sohn des komes
Nikolaos, der unmittelbar nach dem Tode von Tzimiskes zum Oberhaupt Westbulgariens ernannt worden war und revoltierte. Die Byzantiner versuchten, die Lage unter Kontrolle zu
behalten, indem sie Boris nach Bulgarien zurück schickten. Boris jedoch wurde getötet, und
die Führung der aufständischen Bulgaren verblieb in den Händen Samuels, der die Neuorganisation des bulgarischen Staates zu planen schien. Zu seinen ehrgeizigen Plänen gehörte
auch die Expansion seines Staates auf Thessalonike, Zentral- und Südgriechenland hin. So
nutzte er die Schwierigkeiten, die der junge Kaiser Basileios II. (976-1025) während der ersten Jahre seiner Regentschaft in Kleinasien hatte, konkret den Aufstand von Bardas Skleros,
und unternahm Feldzüge gegen die Themen Thrakien, Makedonien und Thessalonike, jedoch
auch gegen die Themen Griechenlands und der Peloponnes.
Die Folgen von Samuels Expansionspolitik hatten die Festungen Thessaliens zu tragen
und schließlich auch Larissa, welches er eroberte und dessen Bewohner er ins bulgarische
Hinterland verschleppte, um sie dort anzusiedeln, während er die Offiziere zwang, in seinem
Heer zu dienen. Schließlich brachte er auch die Reliquien des Stadtheiligen von Larissa, des
heiligen Achilleios, nach Prespa, wo er seinen Palast gebaut hatte. Darauf hin zog er plündernd und alles zerstörend weiter nach Südgriechenland, während die Feldherren der Themen
Thessalonike und Griechenland verzweifelt um die Rettung der großen städtischen Zentren
kämpften. Aber obwohl alles darauf hinwies, dass er sich auf eine Invasion auf die Peloponnes vorbereitete, wandte er sich plötzlich nach Norden und zog sich zurück, möglicherweise
aus Angst vor einem byzantinischen Gegenschlag38.
Die ersten Handlungen des bulgarischen Fürsten zeigten, dass Samuel im Gegensatz zu
Symeon, der von der Eroberung der byzantinischen Kaiserkrone träumte, die Neuorganisation
des bulgarischen Staates und die Integration aller Regionen des griechischen Raumes in diesen Staat anstrebte.
Inzwischen kämpfte der junge Basileios II. weiterhin um seinen Verbleib auf dem
Thron, sah sich jedoch mit Reaktionen auch von innerhalb des Palastes konfrontiert. Nachdem
es ihm gelungen war, die Revolte von Bardas Skleros zu unterdrücken und den parakoimomenos (Leibwächter und Kammerdiener) Basileios zu verbannen (985), richtete er seine
Aufmerksamkeit auf das Bulgarienproblem und begann seine Vorbereitungen für einen Feldzug gegen den gefährlichen Feind. Im Sommer 986 drang er mit starken Truppen in Bulgarien
ein mit dem Ziel, Serdika (das heutige Sofia) zu erobern. Die Belagerung von Serdika brachte
nicht das gewünschte Ergebnis, denn die Belagerten wehrten sich vehement und die Generäle
des Basileios schienen unfähig. Unter diesen Bedingungen befahl der Kaiser den Rückzug.
Doch Samuel wartete auf eine bessere Gelegenheit und als die Byzantiner versuchten, das
‚Eiserne Tor‘ zu durchqueren, griff er sie an und es gelang ihm, sie in eine überstürzte Flucht
zu treiben, was zu großen Verlusten an Männern und Ausstattung führte39.
Samuels erneuter Erfolg fügte dem Ansehen des Kaisers ernsthaften Schaden zu und initiierte einen neuen Zyklus an Aufständen gegen ihn. Im August 987 riefen die Streitkräfte
des Ostens Bardas Phokas zum Kaiser aus und gleichzeitig flüchtete der verbannte aufständi-
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sche General Bardas Skleros und wurde in Melitine ebenfalls zum Kaiser ausgerufen. Von
den beiden Thronanwärtern erwies sich Bardas Phokas als der fähigere. Es gelang ihm, Skleros gefangen zu nehmen und dann gegen Konstantinopel ins Feld zu ziehen.
12. Christianisierung der Russen
Bei den anschließenden Gefechten gelang es Basileios II. mit Hilfe russischer Krieger, Phokas, der während der Schlacht fiel, zu besiegen. Eine bestimmende Rolle bei seinem Kampf
gegen Phokas spielte die russische Unterstützung, welche jedoch durch die Heirat der Schwester des Kaisers, Anna, mit dem russischen Fürsten Wladimir gewährleistet wurde. Die
Hochzeit erfolgte unter der Bedingung, dass sowohl Wladimir selbst als auch sein Volk den
christlichen Glauben annehmen würden. Wladimir, von der byzantinischen Prinzessin und der
Aussicht darauf, mit dem byzantinischen Kaiser verwandt zu werden, geblendet, hielt sein
Versprechen. Im Oktober 989 brach Anna mit einer großen Gefolgschaft aus Metropoliten,
Bischöfen und Mönchen zur Reise in ihre neue Heimat auf. Die Christianisierung der Russen
stellte diese nicht nur unter die geistige Vormundschaft des Patriarchats von Konstantinopel,
sondern auch in den Einflussbereich byzantinischer Politik und Kultur. Aus diesen Gründen
war die Christianisierung der Russen tatsächlich ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung40.
13. Zweite Phase des Krieges. Niederlage der Bulgaren und
Auflösung des bulgarischen Staates
Samuel und sein Heer warteten weiterhin auf eine gute Gelegenheit, und Basileios brach im
Sommer 990 zu einem neuen Feldzug gegen sie auf. Er durchquerte mit seinem Heer Thrakien und Makedonien und gelangte nach Thessalonike, wo er die Verstärkung des
Verteidigungssystems der Stadt veranlasste. Der Kaiser verblieb über einen längeren Zeitraum in dieser Region, nahm sich der vom Expansionismus des Samuel bedrohten Regionen
an und ging gegen die Feinde vor. Doch schon wieder zwangen dringende Probleme an den
östlichen Reichsfronten den Kaiser, schnellstens nach Syrien aufzubrechen (994). Als Anführer seiner Truppen in Makedonien ließ er den General des Themas Thessalonike, Gregorios
Taronites, zurück, den er mit dem Schutz und der Bewachung der Region betraute.
Die Abreise des Kaisers und seine langjährige Abwesenheit aus Makedonien boten Samuel die Gelegenheit, in byzantinisches Territorium einzufallen und Richtung Thessalonike
zu marschieren. Im anschließenden Gefecht wurde Gregorios Taronites getötet und sein Sohn
Asotios gefangen genommen. Trotz seines Sieges wagte es Samuel nicht, Thessalonike zu
belagern, da ihn deren starke Befestigungsmauern von einem solchen Unterfangen abhielten,
und so zog er weiter durch das Tempe-Tal und fiel plündernd in Thessalien, Boiotia und Attika ein. Durch die Abwesenheit des byzantinischen Heeres ermutigt, überfiel er auch die
Peloponnes und setzte seine Plünderungszüge und seine Verwüstungen dort fort41.
Gegen Samuel schickte der Kaiser den General Nikephoros Ouranos aus, der – vorbei
an Thessalonike, das damals zu einem Stabszentrum für die Verteidigung der Region geworden war - nach dem schwer geprüften Larissa weiterzog, dann die Ebene von Pharsala
durchquerte und an dem wegen starker Regenfälle über die Ufer getretenen Spercheios sein
Lager aufschlug. Am anderen Ufer lagerte das bulgarische Heer auf seinem Rückweg nach
Bulgarien, schwer beladen mit Beute und mit vielen Gefangenen, die es bei seinen Plünderungszügen mitgenommen hatte. Wegen der riesigen Wassermassen, die der Spercheios mit
sich führte, wähnte sich Samuel in Sicherheit, denn er ging davon aus, dass die Byzantiner
den Fluss nicht überqueren konnten und lockerte deshalb die Bewachung seines Lagers. Doch
dieses Mal entschieden Ausdauer und Mut des Feldherrn Nikephoros Ouranos über den Aus-
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DAS BYZANTINISCHE MAKEDONIEN (324-1025)
gang der Dinge. Angeführt von Einheimischen gelang es ihm, nachts mit seinem Heer den
Fluss zu überqueren und die unbeschwert schlafenden Bulgaren anzugreifen. Die Überraschung war gelungen, und Samuels Truppen wurden von den Byzantinern nieder gemetzelt.
Der bulgarische Fürst selbst konnte zwar verwundet mit seinem Sohn Romanos fliehen und
indem sie sich nur nachts fortbewegten, gelang es ihnen, über das Pindos-Gebirge zu entkommen und Bulgarien zu erreichen. Nach seinem glänzenden Sieg und nachdem er alle
Gefangenen befreit hatte, kehrte Nikephoros Ouranos nach Thessalonike zurück (997)42.
Die Niederlage am Spercheios war schrecklich und warf die Pläne Samuels in Bezug
auf die Eroberung und Annektierung des griechischen Raumes an den bulgarischen Staat über
den Haufen. Ohne ausreichende Streitkräfte für die Weiterführung seiner Aggressionspolitik
gegen Byzanz nahm Samuel zu politischem Ränkeschmieden Zuflucht und wandte seine
Aufmerksamkeit und seine Aktivitäten Richtung Nordwesten. Im Versuch, die Kontrolle über
die Region von Dyrrhachion zu behalten, verheiratete er den byzantinischen Kriegsgefangenen Asotios Taronites, den er bei der Schlacht von Thessalonike gefangen genommen hatte,
mit seiner Tochter und ausgehend davon, dass er dessen Hingabe sicher gestellt hatte, machte
er ihn zum Kommandanten von Dyrrhachion. Doch Asotios hielt dem Kaiser die Treue, lief
mit seiner Frau zum Feind über und überzeugte die Bewohner, die Stadt den Byzantinern zu
übergeben.
Im Wissen darum, dass Samuel nunmehr keine Truppen mehr hatte, um die byzantinischen Provinzen zu bedrohen, begann Basileios II. schrittweise mit der Rückeroberung der
noch immer unter der Herrschaft der Bulgaren stehenden Festungen in Makedonien. Das befestigte Berrhoia wurde Byzanz von seinem bulgarischen Statthalter zurück gegeben, es
folgten auch die Befestigungen Serbia und Bodena (das heutige Edessa). Von Serbia aus zog
der Kaiser weiter nach Thessalien, eroberte alle Festungen, die sich noch in bulgarischen
Händen befanden und ihre Wachen verlegte er nach Bolero in der Nähe der Nestos-Mündung.
Nach dem Ende seiner Operationen kehrte Basileios II. nach Thessalonike zurück, wo er den
Winter verbringen wollte (1003)43.
Im folgenden Jahr zog er auf den nördlichen Balkan und belagerte die Donaustadt Vidin, die er nach Monate langer Belagerung - trotz des von Samuel unternommen
Ablenkungsversuches gegen Adrianopel - am 15. August 1004 eroberte. Auf seiner Rückkehr
kam er zum Axios-Fluss in der Nähe von Skopje, wo er auf Samuel und sein "sorglos lagerndes" Heer traf. Der Axios war über die Ufer getreten und Samuel wiederholte den fatalen
Fehler zu glauben, dass ihn der Fluss schütze. Doch wieder durchquerten die Byzantiner den
Hochwasser führenden Fluss und überraschten die Bulgaren. Es folgte ein wüstes Gemetzel
und Samuel konnte sich nur mit Müh und Not retten. Skopje wurde Basileios von seinem
Statthalter Romanos übergeben und der Kaiser kehrte als Sieger und mit Trophäen geschmückt in die Hauptstadt zurück (1005)44.
Über die Ereignisse an der Balkanfront im nächsten Jahrzehnt findet man in den Quellen jener Zeit nur sehr wenige Angaben. Der kurze Bericht von Ioannes Skylitzes lässt den
Schluss zu, dass Byzanz den Zermürbungskrieg gegen die Bulgaren weiter führte und der Basileios "es nicht unterließ, jedes Jahr in Bulgarien einzufallen und alles zu zerstören"45.
Diese Taktik von Byzanz muss erfolgreich gewesen sein, denn sie führte Samuel zur
Überlegung, dass er die Bergpässe nach Bulgarien befestigen und ummauern müsste, um die
alljährlichen Invasionen in sein Land verhindern zu können. Der wichtigste dieser Übergänge
war jener, der durch das Tal des Flusses Strymon bis zur Stelle führte, wo Strymon und Strumitsa zusammenflossen und durch das Strumitsa-Tal zwischen Skopje und Ochrid weiter ins
Herzen von Samuels Bulgarien. Die engste Stelle des Strumitsa-Tales, Kleidi, befestigten die
Bulgaren mit Dämmen und Gräben. Dann warteten sie auf den Durchmarsch der Byzantiner.
THEODOROS KORRES
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In der Tat erreichte Basileios II. im Sommer 1014 die Talenge und versuchte, den Widerstand
der Bulgaren zu brechen. Doch vergeblich, denn sie kämpften ausdauernd und so befestigt,
wie sie waren, machten sie Byzanz sein Ansinnen schwer. Vor der sich abzeichnenden Niederlage rettete das byzantinische Heer nur das gewagte Ablenkungsmanöver des Generals von
Philippoupolis, Nikephoros Xiphias, dem es gelang, indem er seine Männer über schwer zugängliche Pfade führte, die Feinde zu umzingeln und "die Bulgaren plötzlich unter Gebrüll
und schrecklichem Lärm hinterrücks anzugreifen". Diese waren überrumpelt, gerieten in Panik und versuchten zu entkommen. Es folgte eine wilde Schlacht und ein Gemetzel, in dessen
Verlauf sehr viele Bulgaren getötet und noch viele mehr gefangen genommen wurden. Samuel selbst gelang es nur knapp zu entkommen und Prilep zu erreichen. Nach Verhandlungen
ergab sich Basileios auch die uneinnehmbare Festung Melenikon46.
Den glorreichen Sieg von Byzanz überschattete eine Handlung von einmaliger Brutalität, eine einmalige Handlung, die in krassem Gegensatz steht zu dem, was uns über das
Verhalten der Byzantiner besiegten Feinden gegenüber allgemein und des Basileios II. im
Speziellen bekannt ist. Eine Handlung, die – wie bereits I. Karagiannopoulos bemerkte –
nichts Anderes ausdrückt als "das Ausmaß der Brutalität, zu der ihr Geist aufgrund jenes langen und grausamen Krieges gelangt war". Auf Befehl des Kaisers blendeten die Byzantiner
eine große Anzahl bulgarischer Kriegsgefangener bis auf jeden Hundertsten, dem sie ein Auge unversehrt ließen und dem der Auftrag erteilt wurde, einen Zug von je 99 Blinden nach
Bulgarien zu führen. Aik. Christophilopoulou weist darauf hin, dass die Bulgaren in diesem
Fall als Meuterer und nicht als fremde Kriegsgefangene behandelt wurden, und als Meuterer
wurden sie laut der byzantinischen Gesetzgebung bestraft47. Als jene traurige Kolonne der
blinden Kämpfer Bulgarien erreichte, war der Schmerz, den sie hervorrief so groß, dass Samuel, der kaltblütige bulgarische Anführer, einen Herzinfarkt erlitt und zwei Tage später, am
6. Oktober 1014 starb. Er wurde von seinem Sohn Gabriel abgelöst, "der ihm an Körperkraft
zwar überlegen war, dem jedoch die Vernunft und Intelligenz seines Vaters fehlte", wie byzantinische Quellen bezeichnenderweise aufführen.
Nach Samuels Tod kämpften die Bulgaren zwar weiter, doch die Art und Weise der militärischen Operationen wurde anders. Nun gab es keine großen Schlachten mehr, sondern die
Byzantiner versuchten, die von den Bulgaren besetzten Festungen zu erobern, während jene
sich verzweifelt zur Wehr setzten. Es war mittlerweile klar geworden, dass der Krieg zu Ende
ging, doch dieses Ende sollte nicht so schnell kommen, wie sich Byzanz dies wünschte.
Im Frühjahr 1015 rebellierte Bodena (Edessa) und der Kaiser zog von Thessalonike aus
los und eroberte die Stadt, die kapitulierte, kaum war sie von den byzantinischen Truppen
umzingelt. Ihre Einwohner wurden nach Boleron umgesiedelt. Nächstes Ziel von Basileios
war die Festung von Moglena (Almopia), welche nach harten Gefechten eingenommen und
von den Byzantinern zerstört wurde.
Diese Siege Basileios‘ verwirrten die Bulgaren und ließen Dynastie-Zwiste wieder aufleben, die in der Ermordung Gabriels durch den Neffen Samuels, Ioannes Vladislav, gipfelten,
der bei seiner Machtübernahme versprochen hatte, "dem Kaiser gegenüber den erforderlichen
Gehorsam und Unterwerfung zu zeigen". Trotz der Versprechungen und der DynastieZwistigkeiten ging der Krieg weiter und Basileios sah sich zu einem Feldzug zur Eroberung
der Stadt Ochrid gezwungen48.
Die Operationen wurden auch in den folgenden Jahren (1016-1018) mit Einfällen der
Byzantiner und mal erfolgreichen, mal erfolglosen Versuchen weitergeführt, befestigte Städte
und Festungen einzunehmen, als im Frühjahr 1018 der Tod von Ioannes Vladislav in einem
Gefecht gegen Dyrrhachion das Ende dieses schrecklichen byzantinisch-bulgarischen Krieges, der ungefähr vierzig Jahre gedauert hatte, einläutete. Denn mit dem Bekanntwerden von
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DAS BYZANTINISCHE MAKEDONIEN (324-1025)
Ioannes‘ Tod verloren die Bulgaren nicht nur ihren Anführer, sondern mit ihm jede Hoffung
und jede Lust, ihren Kampf gegen das Kaiserreich fortzusetzen. So erklärten fast alle Honoratioren der Bulgaren ihre Unterwerfung unter den Kaiser, der bereits in Serrhai angekommen
war. Nach Serrhai begaben sich auch die bulgarischen Kommandanten der wichtigsten Festungen, die sich ergeben hatten sowie der tapfere Verteidiger der Festung Pernikon, Krakras.
Basileios zog weiter bis Strumitsa, wo er den Erzbischof Bulgariens David traf, der ihm Briefe der Zarin Maria im Zusammenhang mit ihrer Absicht und den Bedingungen ihrer Ergebung
überbrachte. Anschließend reiste er nach Ochrid, wo er die Ergebung der königlichen Familie
und weiterer bulgarischer Adligen annahm und die Schätze, die er im Königspalast fand, unter seinen Soldaten verteilte.
Der Krieg, der die beiden gegnerischen Seiten so sehr mitgenommen hatte, war zu Ende
und Basileios zog, nachdem er auf den Schlachtfeldern Makedoniens und Mittelgriechenlands
herum gezogen war, nach Athen, wo er in der Kirche der Gottesmutter auf der Akropolis
großartige Feste und Messen feierte und damit seinem Dank an die Allmächtige Heerführerin
Ausdruck gab. Gegen Ende des Jahres 1018 kehrte er nach Konstantinopel zurück, wo er seinen gerecht verdienten großartigen Triumph feierte.
Die bulgarische Unterwerfung wirkte katalytisch. Die Feinde des Kaiserreichs in der
Region begannen einer nach dem anderen, die byzantinische Vorherrschaft zu anerkennen
(Kroaten, Bosnier, Serben). Nur der Statthalter von Sirmium versuchte, sich dagegen zu wehren, wurde jedoch besiegt und vom byzantinischen General der Region getötet49.
14. Verwaltungsorganisation des eroberten Bulgariens
Ebenso fähig erwies sich Basileios auch in der Konsolidierung und Erhaltung des Friedens.
Mit politischem Weitblick verteilte er Ämter unter den Würdenträgern der Bulgaren und stellte dadurch ihre Toleranz gegenüber den von ihm in die Wege geleiteten administrativen
Veränderungen sicher. Das eroberte Bulgarien wurde in zwei große Verwaltungsregionen
(sogenannte Themen) unterteilt: Das ‚Thema Bulgarien‘ und das ‚Donau- bzw. ParistrionThema‘. Zum ‚Thema Bulgarien‘ gehörten die Regionen des alten bulgarischen Staates (Serdika, Naïssos und Eutzapolis), und sein Sitz befand sich in Skopje. Das ‚Donau-Thema‘
bildeten die nordöstlichen Regionen, und ihr Verwaltungszentrum war Silistria (Dorystolon).
Das bulgarische Territorium zwischen dem Haemus und dem Rhodope-Gebirge wurde in die
Themen Thrakien, Makedonien, Strymon und Bulgarien aufgeteilt50.
In Bezug auf die interne Verwaltung des eroberten bulgarischen Volkes verordnete der
Kaiser keine Veränderung, vor allem änderte er auch das geltende Steuersystem nicht und erlaubte die Weiterführung der Steuerabgaben in Gütern, wodurch es ihm gelang, potentielle
Gründe zu minimieren, die bei den eroberten Bulgaren Missfallen hätten erregen können.
Ebenso effizient waren auch die Maßnahmen, die Basileios traf, um die bulgarische
Kirche auf einer neuen Grundlage zu organisieren. Er schränkte ihre Macht und ihre Autorität
ein, ohne jedoch ihre Eigenständigkeit in Bezug auf das Patriarchat von Konstantinopel zu
berühren. Obwohl wir die Details der entsprechenden Urkunde nicht genau kennen, scheint
das bulgarische Patriarchat aufgehoben und durch ein autokephales Erzbistum Bulgarien mit
Sitz in Ochrid ersetzt worden zu sein. Zum neuen Erzbischof Bulgariens wurde der Mönch
Ioannes ernannt. Mit einer Reihe an Dekreten setzte Basileios die Zahl der Geistlichen in den
Bistümern der neuen bulgarischen Kirche fest und unterstellte der Gerichtsbarkeit des Erzbischofs von Ochrid Bistümer, die dem alten bulgarischen Staat von Peter und Samuel angehört
hatten, sowie auch die Bistümer von Serbia, Berrhoia und Stagoi. Hier soll darauf hingewiesen werden, dass herausragende Gelehrte wie Theophylaktos, Demetrios Chomatenos und
THEODOROS KORRES
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Ioannes Kamateros das Erzbistum Bulgarien mit ihrer Anwesenheit beehrten und Ochrid zum
Zentrum der griechischen kulturellen Ausstrahlung machten51.
Im Dezember 1025 starb Basileios II., einer der fähigsten Kaiser jener Periode (5651025), und mit seinem Tod "ging eine der glorreichsten Regentschaften von Byzanz zu Ende.
Seine Regentschaft war in der Tat der Höhepunkt der äußeren und inneren Blüte, die die Jahre
der makedonischen Dynastie charakterisierte. Dennoch hatten sich die Samen des Niedergangs bereits abgezeichnet und sollten unter seinen Nachfolgern deutlich und gefährlich
sichtbar werden"52, wie I. Karagiannopoulos ganz treffend bemerkte.
Anmerkungen
1. '.,. Vakalopoulos, Istoria tis Thessalonikes, 316 p.Ch.-1983 [Geschichte Thessalonikes,
316 v.Chr.-1983], Thessalonike 1983, S. 59 ff.
2. G. Theocharides, Istoria tis Makedonias kata tous mesous chronous 285-1354 [Geschichte
Makedoniens während des Mittelalters 285-1354], Thessalonike 1980, S. 45 ff., Aik.
Christophilopoulou, „I byzantini Makedonia apo ton 6. ston 9. aiona“ [Das byzantinische
Makedonien von 6. bis zum 9. Jh.], Nea Estia, 1571 (1992), 224-225.
3. Zosimos, $$.22 (S. 78.17 ff.). Ch. Bakirtzes, „I thalassia ochyrose tis Thessalonikes“ [Die
Befestigungsanlage von Thessalonike], Byzantina, 7 (1975), 289 ff.
4. Vakalopoulos, op. cit., S. 75 ff.
5. I. Karayiannopoulos, Istoria tou Byzantinou Kratous [Geschichte des byzantinischen Staates], Bd. 1, 5. Nachdruck, Thessalonike 1993, S. 184 ff. E. Chrysos, I sfagi ton
Thessalonikeon to 390 [Das Gemetzel an den Thessalonichern im Jahr 390], Christianike
Thessalonike. Praktika tou B) Symposiou ton 23. Demetrion [Christliches Thessalonike.
Protokolle des 2. Symposiums der 23. Demetria], Thessalonike 1990, S. 93-105.
6. Theophylaktos Simokates, 220.18 ff. Karayiannopoulos, op. cit., Bd. 2, S. 47 ff.
7. P. Lemerle, Les miracles de Saint Démétrius, Bd.1, Paris 1979, S.133 ff.
8. Lemerle, op. cit., S.177 ff. Th. Korres, “Some remarks on the First Two Major Attempts
of the Avaroslavs to Capture Thessaloniki (597-614)”, Byzantina, 19 (1998), 171 ff.
9. Lemerle, op. cit., S. 211 ff. Th. Korres, „Paratereseis schetikes me tin pempte poliorkia tis
Thessalonikes apo tous Slavous (676-678)“ [Bemerkungen über die fünfte Belagerung
Thessalonikes von den Slaven (676-678)], Byzantiaka, 19 (1999), 153 ff. Theocharides,
op. cit., S. 161 ff.
10. Christophilopoulou, op. cit., 144 ff.
11. !. Grigoriou-Ioannidou, „I ekstrateia tou Ioustinianou II. kata ton Voulgaron kai Slavon
(688)“ [Der Feldzug Justinians II. gegen die Bulgaren und Slaven (688)], Byzantiaka, 2
(1982), 111 ff.
12. A. Stavridou-Zafraka, “Slav Invasions and the Theme Organization in Balkan Peninsula”,
Byzantiaka, 12 (1992), 168 ff.
13. V. Papoulia, „To provlema tis eirenikes dieisdyseos ton Slavon stin Ellada (324-1430)“
[Das Problem des friedlichen Eindringens der Slaven in Griechenland (324-1430)],
Diethnes Symposio, Byzantine Makedonia (324-1430) [Internationales Symposium, Byzantinisches Makedonien (324-1430)], Thessalonike 1995, S. 255 ff. !. NystazopoulouPelekidou, Slavikes engatastaseis sti Mesaionike Ellada [Slawische Niederlassungen im
mittelalterlichen Griechenland], Athen 1993, S. 28 ff. Korres, „Die fünfte Belagerung“,
140 ff.
14. Christophilopoulou, op. cit., 150 ff. '. Stavridou-Zafraka, „Thessalonike ,proti polis Thettalias’“ [Thessalonike, „erste Stadt Thessaliens“], Christianike Thessalonike. Praktika tou
G) Symposiou ton 24. Demetrion [Christliches Thessalonike. Protokolle des 3. Symposiums der 24. Demetria], Thessalonike 1991, S. 65-77. Ds., „Thema Strymonos“ [Das
Strymon-Thema], S. 307 ff.
15. Theophanes, 357.27 ff.
16. Ibid., 364.15-18. Karayiannopoulos, op. cit., Bd. 2, S. 97-98 und 108. GrigoriouIoannidou, op. cit., 111 ff.
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DAS BYZANTINISCHE MAKEDONIEN (324-1025)
17. Theophanes, 429.23-24.
18. Karayiannopoulos, op. cit., Bd. 2, S. 142 ff.
19. Th. Korres, „I byzantinovoulgarike antiparathese stis arches tou 9. ai. kai i sfage ton stratevmaton tou Nikeforou I. sti Voulgaria“ [Der byzantinisch-bulgarische Gegensatz am
Anfang des 9. Jh. und das Gemetzel an den Soldaten des Nikephorus I. in Bulgarien], Byzantina, 18 (1995-1996), 167 ff. Ds., Leon E) o Armenios kai i epoche tou [Leon V. der
Armenier und seine Epoche], Thessalonike 1996, S. 87 ff.
20. Christophilopoulou, op. cit., 261
21. $. Karayiannopoulos, To istorikon plaision tou ergou ton apostolon ton Slavon, Kyril. und
Method], Festschrift, Bd. 1, Thessalonike 1996, S. 141 ff.
22. $. Kameniates, 10.9 ff.
23. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2., S. 326 ff.
24. Zu den Ereignissen der Belagerung vgl. $. Kameniates, 16.35 ff. G. Tsaras, Alosi Thessalonikes [Die Einnahme von Thessalonike], S. 53 ff.
25. $. Kameniates, 32.43 ff. Vgl. Th. Korres, „Hygron pyr“ [Griechisches Feuer], 100 ff.
26. $. Kameniates, 33.68 ff.
27. Ibid., 56.47 ff. Tsaras, op. cit., S. 113 ff.
28. Nikolaos Mystikos, 10 ff.
29. H. Ahrweiler, Byzantine Makedonia [Byzantinisches Makedonien], S. 278.
30. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 279 ff.
31. $o. Skylitzes, 176.83. Christophilopoulou, Istoria [Geschichte], Bd. 2b, S. 60.
32. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 317 ff.
33. '. Stavridou-Zafraka, I synantese Symeon kai Nikolaou Mystikou sta plaisia tou Byzantinovoulgarikou antagonismou [Das Treffen zwischen Symeon und Nikolaos Mystikos im
Rahmen des byzantinisch-bulgarischen Gegensatzes], Thessalonike 1972, S. 143 ff.
34. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 348 ff.
35. Leon Diakonos, 61.23 ff.
36. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 417 ff.
37. Ibid., S. 423-425.
38. Christophilopoulou, Geschichte, Bd. 2b, S. 160 ff.
39. Ibid., S. 162-163.
40. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 440-443.
41. Christophilopoulou, Geschichte, Bd. 2b, S. 163-164.
42. Ibid., S. 165.
43. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 452 ff.
44. Christophilopoulou, Geschichte, Bd. 2b, S. 167.
45. Io. Skylitzes, 348.9 ff.
46. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 459-460.
47. Ibid., S. 460. Vgl. Christophilopoulou, Geschiche, Bd. 2b, S. 162.
48. Theocharides, op. cit., S. 268-269.
49. Christophilopoulou, Geschiche, Bd. 2b, S. 171-172.
50. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 469 ff.
51. Theocharides, op. cit., S. 275-276.
52. Karayiannopoulos, Geschichte, Bd. 2, S. 460-463.
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