Die Französische Revolutionen – kurze Zusammenfassung Frankreich vor der Krise Ludwig XVI., König von 27 Millionen Franzosen, führt das prunkvolle Leben eines absolutistischen Herrschers. Der Großteil seines Volkes aber, Bauern, Handwerker und Tagelöhner, fristet ein Dasein in Armut. Immer wieder stachelt der Hunger sie zu Aufständen an. Auch im Jahre 1775, als die Getreidepreise infolge von Missernten rasant steigen. Den folgenden „Mehlkrieg“ gewinnen 25.000 Soldaten für den König. Aber die Unzufriedenheit in der völlig verarmten Bevölkerung gärt weiter. Die Gesellschaft des „Ancien Régime“ unterteilt sich in drei durch Herkunft und Stellung voneinander getrennte Stände: Geistlichkeit, Adel sowie Bauern und Bürger. Steuern zahlt nur der Dritte Stand. Zunehmend wird diese als gottgegeben geltende Ordnung jedoch hinterfragt. Die Revolution bricht aus Um die ruinierten Staatsfinanzen zu konsolidieren, beruft Ludwig XVI. nach 175 Jahren erstmals wieder die Versammlung der Generalstände ein, mit dem Ziel, neue Steuern zu erheben. Doch der Dritte Stand strebt nach Veränderungen und erstreitet sich selbstbewusst bereits im Vorfeld der Versammlung eine Verdopplung seiner Abgeordnetenzahl. Der Dritte Stand hat nun ebenso viele Sitze wie die ersten beiden Stände zusammen. Danach verlangt er den Modus der Abstimmung zu verändern: Statt getrennt nach Ständen soll nach Köpfen abgestimmt werden. Die Ablehnung dieser Forderung durch den König setzt eine Dynamik in Gang, in deren Folge die absolute Monarchie in ein konstitutionelles Königtum umgewandelt wird. Eine neue Gesellschaftsordnung Die Ständegesellschaft wird abgeschafft, die Menschen- und Bürgerrechte werden deklariert und einer auf Teilung der Gewalten basierenden Verfassung vorangestellt. Damit ist die Grundlage der auf Freiheit und Gleichheit beruhenden „modernen“ bürgerlichen Gesellschaft geschaffen. Die Revolution ist aber mit diesen Errungenschaften nicht beendet. Sie wird das Land einstweilig zur Republik und anschließend zur Diktatur wandeln. Die mitunter chaotisch anmutenden Ereignisse des Revolutionsjahrzehnts erschweren eine Beurteilung der Ergebnisse der Französischen Revolution. So steht die Verkündigung der Menschen- und Bürgerrechte in klarem Widerspruch zum Terror unter Robespierre. Trotz offenkundiger Wirren besteht kein Zweifel am bahnbrechenden Charakter der Revolution. Sie brach mit der mittelalterlich geprägten Königsherrschaft und setzte Maßstäbe für verfassungsmäßige politische Ordnungen, in welchen der Freiheits- und Gleichheitsgedanke sowie die Gewaltenteilung verankert sind. Wichtige Terminologie, Grundlage für die Klausur Absolutismus Staatsform, in der ein König oder Kaiser die uneingeschränkte Macht ausübt. Ancien Régime Französisch für „alte Regierungsform“. Gemeint ist das Herrschafts- und Gesellschaftssystem des absolutistischen Frankreichs vor der Revolution von 1789. Direktorium Oberste Regierungsbehörde in Frankreich zwischen 1795 und 1799. Generalstände Versammlung gewählter Vertreter aller drei Stände, die bis zur Durchsetzung des Absolutismus vor allem das Steuerbewilligungsrecht besaß. Guillotine Enthauptungsapparat zur Vollstreckung der Todesstrafe, benannt nach ihrem Erfinder Joseph-Ignace Guillotin. Sie wurde zum Wahrzeichen der grausamen Seite der Französischen Revolution. Konstitutionelle Monarchie Regierungsform, in der die Herrschaft des Monarchen durch eine Verfassung (lateinisch „constitutio“) eingeschränkt ist. Menschenrechte Grundlegende Rechte, die jedem Einzelnen zustehen. In Europa wurden sie seit der Aufklärung als naturgegebene Rechte angesehen. Zu ihnen zählen z. B. das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz oder das Recht auf Meinungsfreiheit. Nationalkonvent Bezeichnung für das Parlament während der Französischen Revolution im Zeitraum von 20. September 1792 bis 26. Oktober 1795. Der Konvent wurde nach allgemeinem und gleichem Wahlrecht gewählt. Nationalversammlung Bezeichnung für die Versammlung gewählter Volksvertreter. Diesen Namen gaben sich die Vertreter des Dritten Standes im Jahr 1789, als sie sich aus den Generalständen lösten. Privilegien Sonderrechte, die einzelnen Personen oder Personengruppen gewährt werden. So mussten in Frankreich bis zur Revolution von 1789 weder Adel noch Geistlichkeit Steuern bezahlen. Republik Staatsform, in der eine oder mehrere Personen für eine bestimmte Zeit vom Volk gewählt werden und damit Träger der Staatsgewalt sind. Revolution Grundlegende, oft plötzliche und gewaltsame Veränderung der Staats- und Gesellschaftsordnung. Staatsstreich Versuch einer Gruppierung, auf gewaltsame Weise die Regierung zu stürzen und die Macht im Staat zu übernehmen. Ständeordnung Gesellschaftsordnung des Absolutismus, die Klerus (1. Stand), Adel (2. Stand) sowie Bürger und Bauern (3. Stand) voneinander unterschied und ihnen unterschiedliche Rechte und Pflichten zuwies. Terreur Die Schreckensherrschaft. Blutige Phase der Revolution zwischen Juni 1793 und Juli 1794. Unter seinem Anführer Robespierre unterdrückte der Wohlfahrtsausschuss auf brutale Weise alle Menschen, die verdächtigt wurden, nicht mit der Revolution einverstanden zu sein. Verfassung Schreibt die Grundsätze eines Staates fest. Diese bestimmen die Form (z. B. konstitutionelle Monarchie) und den Aufbau (zentralistisch oder föderalistisch) eines Staates und legen fest, welche Staatsorgane es gibt (z. B. Parlament). Außerdem bestimmt eine Verfassung, wer das Bürgerrecht erhält und wer gewählt werden kann bzw. wählen darf. Wohlfahrtsausschuss Wichtigster Ausschuss des Nationalkonvents, der in der Zeit der Schreckensherrschaft mit diktatorischen Vollmachten regierte.