IHK und IHK legt Innovationsreport für den Niederrhein vor Schutzrechtsanalyse für die Jahre 1990–1996/98 Nach Anmeldungen liegt Kreis Wesel seit Jahren vorn Unter dem Titel „IHK-Innovationsreport“ hat die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve das regionale Schutzrechtsanmeldeverhalten der Unternehmen am Niederrhein seit 1990 untersuchen lassen. Der jetzt vorgelegte Innovationsreport zeigt: Der Kreis Wesel liegt nach der Zahl der Anmeldungen seit Jahren vorn, im Kreis Kleve erzeugen weniger Beschäftigte immer mehr schutzrechtsreife Produktideen, und im gesamten Kammerbezirk entfallen auf etwa 20 Spitzenanmelder zirka 30 Prozent aller Anmeldungen. Allerdings: Im Vergleich zu anderen Regionen sind die Anmeldezahlen am Niederrhein eher unterdurchschnittlich. IHK-Hauptgeschäftsführer HansJürgen Reitzig zum Hintergrund der Studie: „Die spezifische Innovationsfähigkeit der wirtschaftlich tätigen Akteure beeinflußt den Strukturwandel in Stärke und Richtung. Um den Strukturwandel im Kammerbezirk an der richtigen Stelle zu beschleunigen und Aktionen zur Beseitigung etwaiger Innovationshemmnisse in die richtige Richtung zu lenken, bedarf es objektiver regionaler Informationen. Die Anmeldestatistik von Schutzrechten wie Patenten, Offenlegungsschriften und Ge- brauchsmustern ist für einen Innovationsreport daher ein wesentlicher Untersuchungsgegenstand.“ Zu Patenten angemeldet werden insbesondere Produkte und Verfahren von besonderem wirtschaftlichen Interesse, die vor der Konkurrenz geschützt werden sollen. Es sind zumeist Entwicklungen, die einen längerfristigen Vorsprung vor Mitbewerbern sichern sollen. Mit der nun erstellten Schutzrechtsanalyse wird die anhaltende Innovationsaktivität der niederrheinischen Unternehmen dokumentiert. Die Jedes zweite Industrieunternehmen in der Europäischen Union trägt das Gütesiegel „innovativ“. Das geht aus einer Untersuchung des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) hervor. Als „innovativ“ bezeichnen die Statistiker all jene Unternehmen, die in den letzten drei Jahren entweder neue und/oder verbesserte Produkte auf den Markt gebracht oder neue Verfahren eingeführt haben. Am höchsten ist der Anteil der „innovativen“ Unternehmen in Irland (73 Prozent). Deutschland liegt mit 69 Prozent an zweiter, Österreich mit 67 Prozent an dritter Stelle in der EU. Schlußlichter sind Spanien mit 29 und Belgien mit 27 Prozent. Die Branchen mit den höchsten Anteilen „innovativer“ Unternehmen sind die chemische Industrie, der Maschinenbau und der Bereich Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräte und Elektrotechnik. 24 Analyse erfaßt die absoluten Anmeldezahlen und die Anmeldeintensitäten pro 100 000 Beschäftigte in den Kammerteilregionen ab 1990 und vergleicht diese unter anderem mit anderen Kammerbezirken. Es wurden außerdem „Hitlisten“ der Anmelder (Firmen) und Erfinder erstellt und die Zielländer der Anmeldungen analysiert. Darüber hinaus wurden die Technologiefelder der einzelnen Kammerregionen in bezug auf die Anmeldehäufigkeit untersucht und in Ranglisten dargestellt. Betrachtet man alle Schutzrechtsanmeldungen im Kammerbezirk von 1990 bis 1996 – die Jahre 1997 bis 1999 sind aufgrund der Regelungen über die 18monatige Geheimhaltung der Anmeldung unvollständig – führt eindeutig der Kreis Wesel. Nach absoluten Zahlen folgt dann die Stadt Duisburg. Zieht man jedoch den großen Anteil von zirka 35 Prozent, der allein auf die Thyssen Krupp Stahl AG entfällt, von den Duisburger Anmeldezahlen ab, steht der Kreis Kleve trotz seines ländlichen Charakters deutlich auf Platz 2. Hier zeigt sich, daß kleine und mittlere Unternehmen außerhalb der Ballungsgebiete stärker als große Unternehmen in Ballungsgebieten Innovationen hervorbringen und wirtschaftliche Vorteile durch die Anmeldung eines Schutzrechts absichern lassen. Seit 1992 werden in den drei Teilregionen des Kammerbezirks annähernd konstante Schutzrechtsanmeldezahlen verzeichnet. Auch Duisburg liegt seit einem Einbruch 1994 gleichbleibend auf niedrigerem Niveau. Der Kreis Kleve zeigt eine fast konstante, positive Entwicklung der Schutzrechtsanmeldezahlen seit 1990. Hier erzeugen weniger Beschäftigte immer mehr schutzrechtsreife Produktideen. Der Kreis Wesel liegt traditionell stark auf hohem Niveau gegenüber den anderen Regionen des Kammerbezirks. Weitere wichtige Ergebnisse aus dem „Innovationsreport“: Im Kammerbezirk stellen zirka 20 Spitzenanmelder rund 30 Prozent der Gesamtanmeldungen. Thema Wirtschaft 7-8/99 IHK und Schon ab Platz 8 finden sich Einzelpersonen mit erstaunlich vielen Anmeldungen. Die „Top 10“: 1. Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg 2. Gebrüder Trox GmbH, NeukirchenVluyn 3. Ipsen International GmbH, Kleve 4. Krohne Meßtechnik GmbH & Co. KG, Duisburg 5. Envicon Gesellschaft mbH, Dinslaken 6. Lemken GmbH & Co. KG, Alpen 7. Biotec Biologische Naturverpackungen GmbH, Emmerich 8. Helmut Schiwek, Duisburg 9. Alfred von Schuckmann, Kevelaer 10. Paul Lingen, Wachtendonk Betrachtet man ausschließlich die letzten beiden Anmeldejahre, ergibt sich eine Verschiebung in der Reihenfolge. Als Trendsetter legt die Firma Lemken erstaunlich zu, und die Firma GfT Gesellschaft für Feuerfest-Technik, Duisburg, rückt in den Spitzenreiterbereich vor. Insgesamt sind auch hier die führenden Positionen der Kreise Wesel und Kleve zu verzeichnen. Die Studie spiegelt auch eine starke Orientierung der Anmelder auf ausländische Sicherung der Innovation wider. 85 Prozent der ausländischen Anmeldungen betreffen Europa. Dagegen sind Staaten wie Japan und die USA völlig unterrepräsentiert. Das heißt, daß die niederrheinischen Unternehmen eher europaorientiert ausgerichtet sind. Thema Wirtschaft 7-8/99 Die Hauptinnovationsgebiete der Unternehmen am Niederrhein liegen in den Patentklassifikationen 1. Transportieren (Fahrzeuge, Eisenbahnen, Landfahrzeuge, Schiffe, Luftfahrzeuge, Fördern – Packen – Lagern, Heben, Handhaben von Flüssigkeiten und Polsterei) 2. Bauwesen 3. Instrumente (Messen, Optik, Steuern, EDV, Akustik usw.) Der Bereich „Transportieren“ liegt in allen drei Teilregionen vorn. Duisburg weist auf Platz 2 das Gebiet „Formgebung“ und auf Platz 3 „Instrumente“ auf. Im Kreis Kleve liegen der Baubereich auf Platz 2 und „Instrumente“ auf Platz 3, bereits auf Platz 4 jedoch der ansonsten eher untergeordnete Schwerpunkt „Persönlicher Bedarf/Haushalt“. Im Kreis Wesel ist der Baubereich besonders stark (Platz 2), und auf Platz 3 folgt „Beleuchtung/Heizung“. Die Studie zeigt aber auch ganz deutlich, daß im Vergleich zu anderen Regionen/Kammerbezirken die Patentaktivität am Niederrhein jedoch eher unterdurchschnittlich ausfällt. IHK-Hauptgeschäftsführer Reitzig: „Unser Fazit lautet daher, daß das Innovationsverhalten am Niederrhein verbessert werden muß. Hier setzen Aktivitäten der Kammer an, wie zum Beispiel die erfolgte Einrichtung eines Innovationsgesprächskreises zur Beseitigung von Innovationshemmnissen oder die Erarbeitung eines strategischen Innovationsmanagements durch einige Unternehmen des IHK-Ausschusses für Forschung und Entwicklung, das auch anderen Unternehmen der Region zugänglich gemacht wird. Daneben gilt es, den Technologietransfer insbesondere mit den Forschungseinrichtungen der Region und der Gerhard-Mercator-Universität nachhaltig zu unterstützen und voranzutreiben.“ IHK-Aktivitäten mit „Niederrheinischem Innovationstag“ Um Erfindern und Unternehmen Hilfestellung und Kontaktmöglichkeiten einzuräumen, wird die Niederrheinische IHK in Kürze weitere Aktivitäten starten. Geplant ist die Einrichtung eines IHK-Anwender-Clubs „Innovationen“, der eine Plattform für Erfinder, Unternehmen, Fördermittelgeber und Patentanwälte sein könnte, sowie die Ausrichtung eines „Niederrheinischen Innovationstages“, der voraussichtlich im Oktober stattfinden wird. Der „IHK-Innovationsreport“ ist bei der Kammer in Duisburg einzusehen. Wer sich für den IHK-Anwender-Club „Innovationen“ interessiert, kann sich an Dipl.-Phys. Ing. Rolf Berenz, IHK-Technologieberater, wenden (Telefon 02 03/ 28 21-2 69, Fax -3 62, E-Mail berenz@ duisburg.ihk.de). 25