Die Geometrie des Universums Max Camenzind APCOSMO TUDA @ SS2012 Das Universum Expandiert Der Raum wird gestreckt • Hubble: Das Universum der Galaxien expandiert ! • Das Universum ist jedoch ein Kontinuum aus Raum und Zeit Mike Turner 2009 Basics zur Kosmologie • Wie beschreibt man ein expandierendes Universum ? – nur über Einstein • Woraus besteht das Universum ? – DM, B, DE • Dynamik: Die 2 Friedmann-Gleichungen • Die Zustandsgleichung der Materie - w • Zeitliche Dichteentwicklung bis heute. • Modelle des Universums: de Sitter, LCDM, … • Alter des Universums • Leuchtkraftdistanz SN Ia vermessen das Universum. • Winkeldurchmesser im expandierenden Universum. • Die Fundamentalebene der Kosmologie. Grundlage ART 1915 zeigt Albert Einstein Die Geometrie der RaumZeit folgt aus Energie und Impuls Verteilung. Allgemeine Relativitätstheorie (ART) (ART) zur Beschreibung des RaumZeit Kontinuums. Albert Einstein Albert Einstein Deutsch Allgemeine Relativität (1915); Statisches, geschl. Universum (1917) W. de Sitter Holländer Vakuum-Energiegefülltes Universum “de Sitter” (1917) A. Friedmann Russe H.P. Robertson Amerikaner A.G. Walker Britisch Allgemeine Herleitung der Metrik eines isotropen und homogenen Universums in ART “Robertson-Walker Metrik” (1935-6) Die Begründer der Kosmologie G. LeMaitre Belgier Entwicklung eines homogenen, expandierenden Universums “Friedmann Modelle” (1922) „burst of fireworks“ 1927 hat den Big Bang erfunden Lemaître überzeugt Einstein 1932 Einstein gibt das statische Universum auf … treffen sich in Kalifornien Lemaître überzeugt Einstein ! Einstein-de-Sitter Einsteinsches Äquivalenzprinzip • Im freien Fall sieht ein Fundamental-Beobachter lokal die RaumZeit der Speziellen Relativität (Einsteinsches Äquivalenzprinzip): Minkowski RaumZeit = flach ds c d c dt dx dy dz 2 2 2 2 2 2 2 2 • Spezielle Relativität Minkowski-Raum: 4D • Alle Fundamental-Beobachter messen daher dieselben Zeitunterschiede dt. Kausale Struktur der RaumZeit Zeitartig Lichtartig, Null Raumartig 3-Raum In jedem Ereignis ist ein Lichtkegel definiert. Beobachtungen sind nur längs Lichtkegel möglich ! Messen mit Euklidischer Metrik dS z ds r sind dr dy rsin dx ds dz rd ds2 dx 2 dy 2 3-D ds2 dx 2 dy 2 dz 2 2-D ds2 dr 2 r 2d 2 3-D dr d y (dx2+dy2)1/2 2-D r d x dS Kugelkoordinaten ds 2 dr 2 r 2 d 2 r 2 sin 2 d 2 rd dr Messen auf der Kugelfläche S² Sphäre mit Radius r Winkel d(Rektaszension) rd Großkreise Winkel (Deklination) r sin() d Nach Pythagoras: ds² = r² d² + r²sin² d² ds² = g11d² + g22d² Metrische Funktionen: g11 = r² , g22 = r²sin² Einstein 1915: RaumZeit = Riemannsche Geometrie ds 2 n g dx dx i j ij i, j 0 • gij is der Metrische Tensor (symmetrischer Tensor 2. Stufe) : 10 Fun • Vorschrift, wie man den Abstand zwischen zwei Punkten berechnet • Aus metrischem Tensor werden Riemann und Ricci Tensoren berechnet. Der metrische Tensor bestimmt auch die Geodäten (Trajektorien der frei fallenden Körper) mittels Christoffel-Symbole. Technische Details, s. ART Vorlesung, oder Lehrbuch: Hobson, Efstathiou & Lasenby: GR, Introduction for Phys., CUP2006 Die Sphäre S² ist eine 2-dimensionale Riemann-Mannigfaltigkeit – sie kann durch 2-dimensionale Karten dargestellt. Krümmung der RaumZeit Rik 2 Rgik gik (8G / c )Tik 4 1 GEOMETRIE VAKUUM MATERIE Rik Ricci Tensor mit Spur R = Rmm: folgt aus Riemann Tensor Albert Einstein 1915: Jede Form der Materie erzeugt Krümmung R (auch Photonen, Vakuum-Energie, …) Bestätigung im Sonnensystem • Gravitative Rotverschiebung (30% bei NS). • Lichtablenkung an Sonne und Jupiter. • Periheldrehung der Planeten, insbesondere von Merkur: 43`` pro Jahrhundert. • Shapiro-Laufzeitverzögerung. • Diese Effekte treten verstärkt auch bei Binär-Pulsaren auf. • Binär-Pulsare zeigen, dass Gravitationswellen existieren (gibt es in Newtonscher Physik nicht). Materie des heutigen Universums 22 % 73 % Sichtbare Materie des Universums trägt unwesentlich bei Dunkle Materie im Coma-Haufen Fritz Zwicky 1933 Haufen nicht gebunden Dunkle Materie im Coma-Haufen Bindet Haufengas gravitativ Optisch dominiert 2 Ellipsen Röntgenstrahlung Van Waerbeke & Heymans Galaxienhaufen bilden sich in DM Halos Dunkle Materie in Galaxien Vera Rubin Rotationskurven Halo Scheibe 100 kpc Galaxie eingebettet in Halo Dunkler Materie Mike Turner Michael S Turner Weder Erde noch Sonne im Zentrum des Universums ! Kosmologisches Prinzip (Milne 1933) 1. Wir befinden uns an keiner ausgezeichneten Position des Universums ( kein Zentrum). 2. Das Universum ist isotrop. Erst von 1990 - 2008 nachgewiesen! Isotropie der CMB-Strahlung 2000 – 2008 SDSS DR7 Isotropie der Galaxienverteilung auf Sphären 600 Mpc 420 Mpc Jeder Punkt ist eine Galaxie Big Bang Wir sind scheinbar im Zentrum des Universums r=0 Jede KugelSchale: r = const Kugelschalen expandieren mit der Zeit r a(t) r Kosmische Sphären Photosphäre Universum 3000 K 2,725 K GalaxienSphäre Strahlungs-Sphäre Modernes Universum Kosmische Sphären Photosphäre Universum CMB 1965 r=0 ? je tiefer umso jünger 381000 a Alter des Universums in Mrd. Jahren 0 Geometrien des 3-Raumes • Wie sieht der Raum aus ds32 ? • Aus Kosmologischen Prinzip (Homogenität + Isotropie) räumliche Krümmung überall konstant. • Nur 3 Möglichkeiten: • 3-Sphäre – positive Krümmung K > 0 • 3-Sattel – negative Krümmung K < 0 • Flacher E3 – keine Krümmung K = 0 FLRW RaumZeit des Universums Räumliche Krümmung (+1,0,-1) r,, sind co-moving Koordinaten (“Labels” für Objekte). t: ausgezeichnete kosmologische Zeit (gemessen von Atomuhren im Zentrum von Galaxienhaufen). dx = a(t) dr : Distanzen gestreckt (isotrope Expansion). a(t) ist eine Funktion der Zeit und r bleibt konstant. a(t) ist als Skalenfaktor des Universums bekannt und mißt die universelle Expansionsrate des Universums. a(t0) = 1 normiert, wobei t0 die heutige Zeit (Alter d. Univ.). FLRW Geometrie des Universums Das Friedmann-Universum erklärt • Dieses Friedmann-Modell des expandierenden Universums erklärt folgendes: • 1. wie Photonen im Universum propagieren Lichtkegelstruktur; • 2. die kosmologische Rotverschiebung; • 3. das Hubble-Gesetz und seine nichtlineare Erweiterung für z > 0,1; • 4. Distanzen im Universum als Func(z); • 5. Winkeldurchmesser als Func(z). • 6. Alter des Universums als Func(z). 1. Lichtausbreitung: längs Null-Geodäten • Wie propagieren Photonen im expandierenden Universum ? • Betrachte Photon emittiert bei (re) längs einer Linie mit konst Länge und Breite (d= 0 = d). • Die Trajektorie ist eine Null-Geodäte (Eigenzeit = 0): c d c dt R (t )dr 0 2 2 2 2 2 2 k=0 Lichtausbreitung unter Expansion • Bewegungsgleichung eines Photons (a = R): c dt R (t )dr 2 2 2 r (t ) t 0 2 cdt R(t ) “Comoving distance” = mitbewegte Distanz nimmt ab. 2. Kosmologische Rotverschiebung Da rechte Seiten identisch X X Der erste Term hebt sich gegen letzten weg Wellenlängen werden durch die Expansion gestreckt ! 3. Das Hubble-Gesetz Expansion Intrinsische Leuchtkraft und beobachter Strahlungsstrom: Die Berechnung der intrinsischen Leuchtkraft einer Galaxie bei Rotversch. z mittels beobachtetem Strom beruht auf der Struktur der Null-Geodäten ds 2 0 Robertson-Walker Metrik: ds 2 2 dr 2 2 2 2 2 cdt R (t) r sin d d 2 1 kr 2 2 dr 0 ds 2 cdt 2 R(t) 2 1 kr 2 = Hubble-Gesetz & Bedeutung H0 Hubble-Gesetz mit Supernovae • H0 ist die “Hubble Konstante”, • H0 = 63 +/- 6 km/s/Mpc Calán/Tololo Daten 1989 - 1995 Fazit: Expansion • in jedem expandierenden Universum tritt die kosmische Rotverschiebung auf 1+z = 1/a Maß für die Schrumpfung; • Wellenlängen werden durch die Expansion gestreckt: lBeob = lem(1+z); • kosmische Rotverschiebung ist kein Dopplereffekt (Lemaître 1927); • in jedem expandierenden Universum ist Hubble-Relation cz = H0d erfüllt, z<0,1 Von Einsteins Feld-Gleichungen zu Friedmann-Gleichungen 1922 Gmn = Rmn – 1/2 mn R = 8G/c4 Tmn Einsteins Feld Glg i,k = 1,2,3 G00 = 3/a2 (å2 + kc²)/c² Gki = 1/a2 (2aä + å2 + kc²)/c² ki Tmn= diag[(t)c², –p(t), –p(t), –p(t)] = Energie-Impuls-Tensor 3 (å2 + kc²) /a2 = 8 G (t) (2a ä + å2 + kc²) /a2 = -8 G p(t)/c² FriedmannGleichungen Gegeben Zustandsgleichung p(), zu lösen a(t)… Lemaître 1927 c² Friedmann 1922 & 1924 1. Hauptsatz der Thermodynamik Beschleunigung 2 Terme Materie bremst c² Lemaître 1927 Energieerhaltung (1. Hauptsatz) • Aus den Friedmann-Gleichungen (c=1): 3 (å2 + k) /a2 = 8 G (t) (2a ä + å2 + k) /a2 = -8 G p(t) • folgt – d/dt(a3) = -p d/dt(a3) dU = -p dV , dS = 0 • Für Zustandsgleichung p = w gilt dann • a3 d = -(w+1) 3 a2 da • Falls w=constant ~ a-3(w+1) Die Kosmische Zustandsgleichung w • Definiert über die Gleichung: p = w c² • als “Zustandsgleichung (EoS)” bezeichnet • Spezielle Werte: – w=0 p=0 zB. Dunkle Materie, Baryonen; – gut erfüllt für nicht-relativistische Baryonen! – w=1/3 Strahlung, masselose Neutrinos – w=-1 Vakuumenergie, sieht wie kosmologische Konstante aus. Die Entwicklung der Dichte ~ a-3(w+1) • • • • Materie dominiert (w=0): ~ a-3 Strahlung dominiert (w=1/3): ~ a-4 Kosmologische Konstante (w=-1): = const Dunkle Energie mit w<-1, zB w=-2: ~ a3 – Energiedichte würde dann zunehmen! – würde dann sogar Materie dominieren, die aus normalen Elementen besteht! (sog. “Big Rip”) – w < -1 ist unwahrscheinlich. – -1 < w < -1/3 jedoch möglich. Dichte-Entwicklung im expandierenden Universum Dichte-Entwicklung ; 1+z = 1/a Dunkle Energie aeq Totale Dichte-Entwicklung • tot = r + m + DE • r = r 0 a-4 , da ~ a-4 und a = 1 heute – r0 ≡ heutige Strahlungsenergiedichte – r0 ≡ r0 / crit nach Definition – Index 0 wird häufig weggelassen r0 • Deshalb gilt r = crit r a-4 – und ähnlich für m, DE • Daher finden wir für Dichte in Friedman-Glg tot = crit [ r a-4 + m a-3 + DE a-3(1+w)] falls w für DE constant Omega-Parameter des Universums 8G M M 2 3H 0 Hubble-Radius RH = c/H0 = 4200 Mpc 2 kc k 2 2 R H0 c 2 3H 0 2 M k Da das Universum flach erscheint: k = - 0,006 k = +1 R0 > 10 RH Fundamentalebene der Kosmologie Die 1. Friedmann Gleichung (å/a)2 = 8 G (t) /3 – kc²/a² (t) = crit [ r a-4 + m a-3 + DE a-3(1+w)] 1+z = 1/a DE: w = const • Einsetzen in Friedmann-Glgl., H0 ≡ (å/a)0: H2 (z) = H02 [ r (1+z)4 + m (1+z)3 +k (1+z)2 + DE (1+z)3(1+w) ] Die Hubble-Funktion • Einsetzen in Friedmann-Glgl., 1+z = 1/a • beschreibt Expansionsrate bei Rotverschiebung z. H(z) = H0 [ r (1+z)4 + m (1+z)3 1/2 2 3(1+w) +k (1+z) + DE (1+z) ] Dichte-Entwicklung ; 1+z = 1/a Drei Phasen in Dichte-Entwicklung DE dominiert Materie dominiert Strahlung dominiert Die Parameter des Universums • (i) Hubble-Konstante H0; • (ii) Dichteparameter der nichtrelativistischen Materie: m = DM + B. • (iii) Dichteparameter der relativistischen Materie: rad = g + n • (iv) Krümmungsparameter k = -k RH²/R0². Dabei gilt heute R0 >> RH CDM-Modell • (v) Parameter der Dunklen Energie DE= • (vi) Zustandsgleichung der Dunklen Energie w ~ -1, w´ = 0 („Vakuum Energie“). Zusammenfassung • Nur ein Relativistisches Modell kann das expandierende Universum erklären FLRW • Das Kosmologische Prinzip Geometrie. • Friedmann-Gleichungen bestimmen die Expansion des Universums. • Materie besteht aus verschiedenen Komponenten: Baryonen, Photonen, Neutrinos, DM und Dunkle Energie. • Die Omega-Parameter des Universums. • Die einzelnen Anteile bestimmen die Expansion – heutiges Universum offenbar durch Dunkle Energie dominiert und flach, da R0 > 10 RH.