juragarten weissenstein

Werbung
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Allgemeines
Seit 1957 besteht auf der Südseite der
Kurhausterrasse ein botanischer Garten, der auf
kleinstem Raum eine grosse Anzahl von Pflanzen
aus dem Solothurner-Jura und den angrenzenden
Gebieten zeigt. Wir versuchen, die typischen
Pflanzengesellschaften der Juralandschaft, Wald,
Weide, Trockenwiese, Fels- und Geröllflur
darzustellen. In den Monaten Juni bis September
sind rund 200 Pflanzen mit Etiketten bezeichnet.
Die Anlage wird von freiwilligen und ehrenamtlichen
Helfern aus dem Kreis der Mitglieder des Vereins
PRO WEISSENSTEIN und der SAC SEKTION
WEISSENSTEIN unterhalten.
Trägerschaft ist der Verein PRO WEISSENSTEIN. Finanzielle Unterstützung leisten die
Bürgergemeinde Solothurn, die Seilbahn Weissenstein AG, sowie der Regionalverkehr
Mittelland AG (RM).
Besuchen Sie den Juragarten !
Der Besuch ist kostenlos. Wenn die Anlage Ihnen gefallen hat, können Sie etwas zum
Unterhalt beitragen, indem Sie Mitglied des Vereins PRO WEISSENSTEIN werden.
Verlangen Sie die Anmeldekarte beim Office des Hotels.
St
a ti
on
BO
W
Führungen durch den Garten und Exkursionen in der Umgebung sind bei frühzeitiger
Anmeldung möglich. Nehmen Sie Kontakt auf mit dem Betreuer:
Willy Bichsel, Areggerstrasse 21, 4500 Solothurn,  032 623 13 37
E-mail: [email protected]
Hotel Kurhaus Weissenstein
Kiosk
Promenade
Terrasse
Kinderspielplatz
Juragarten
0m
Infoblatt Allgemeines
Willy Bichsel
25 m
50 m
05.08.2011
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Was blüht im Frühling? (Februar, März, April, Mai)
Hier eine kleine Auswahl aus dem Wald, der Weide und der Fels- und Geröllflur:
Immergrünes Felsenblümchen
Draba aizoides L.
Das Felsenblümchen ist ein Vertreter der Felsflurgesellschaft des Juras und der Alpen. Es gedeiht auf
kalkhaltigen Böden und ist sehr anspruchslos. In unserer Gegend finden wir das unscheinbare Blümchen in
den Felsen und im Feingeröll der Oberdörferchlus, der
Balmfluh, der Röti und der Hasenmatt. Es blüht sehr
früh, manchmal schon im Januar. Sobald die Felsen
an den sonnigen Stellen frei vom Schnee sind, öffnet
es die kleinen vierzähligen Blüten, oft schon bevor die
ersten Insekten fliegen. Es hat eine eigene Überlebensstrategie entwickelt, es befruchtet sich selbst.
Stinkende Nieswurz
Helleborus foetidus L.
Die Nieswurz ist eine Vertreterin der Waldgesellschaft
des Juras und ist sehr stark giftig. Sie gedeiht nur auf
kalkhaltigen Böden und liebt die südexponierten, trockenen, lichten Buchenwälder. Wir finden sie in unserer Gegend recht häufig. Sie blüht oft schon im Februar. Die hellgrünen Blütenblätter sind rot berandet.
Wer einmal ihre Blätter zwischen den Fingern zerrieben hat, vergisst das Beiwort „stinkende“ nie mehr.
Die Nieswurz zeigt uns beispielhaft die Metamorphose
der Blattform. Sie entwickelt die Form von den fingerig
geteilten Stengelblättern über die Hochblätter und die
Blütenblätter bis zu den einfachen linealen Fruchtblättern.
Eine nahe Verwandte ist die Christrose, Helleborus
niger L., die im Südtessin vorkommt und in unserer
Gegend in den Gärten gezogen wird.
Infoblatt Frühling
Willy Bichsel
1
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Gemeiner Seidelbast
Daphne mezereum L.
Wenn wir im frühen Frühling durch den Jura streifen, müssen
wir die Augen schon sehr gut offen halten, damit wir im lockeren Gebüsch, oder im Felsschutt die rosa bis violett blühende Pflanze erkennen. Die Blüten riechen auffallend süsslich. Im Sommer verschwindet der Strauch mit seinen schmalen, lanzettlichen, dunkelgrünen Blättern im Gewirr der anderen Pflanzen. Manchmal entdecken wir ihn wegen der leuchtend roten Beeren, die sich eng angeschmiegt an den rutenförmigen Ästen gebildet haben.
Alle Teile sind sehr giftig beim Einnehmen, können aber auch
Hautreizungen hervorrufen.
Flühblümchen,
Primula auricula L.
Die Aurikel ist eine Vertreterin der recht grossen Familie der Primelgewächse. Sie erblüht in einem leuchtenden Gelb. Auffallend sind die fleischigen, oft wie von
einer weissen Puderschicht bedeckten Blätter. Die
dicken Blätter verhindern das Austrocknen der Pflanze. Der Puder ist reines Kalzium, das sie durch Drüsen
bei ausscheidet.
Wir finden die „Flueblueme“ im Gebiet vor allem in den
südlich bis östlich exponierten Kalkfelsen der Balmfluh,
des Dilitschchöpflis, der Hasenmatt und der Stallfluh,
manchmal sogar im Felsschutt unter den Wänden.
Sie verkörpert im nördlichen Jura so etwas wie das
Edelweiss in den Alpen. Sie ist deshalb geschützt!
Infoblatt Frühling
Willy Bichsel
2
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Die beiden Schlüsselblumen finden wir in den Frühlingsmonaten recht häufig im ganzen Gebiet. Sie
kommen aber nie am gleichen Standort vor.
Wald-Schlüsselblume
Primula elatior L.
Frühlings-Schlüsselblume
Primula veris L. S.L
Feuchte Wiesen, Gebüsche und Wälder, Krone hellgelb.
Trockene Wiesen und Weiden, meist auf Kalk,
mit goldgelber Krone, wohlriechend, Teepflanze.
Infoblatt Frühling
Willy Bichsel
3
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Gebräuchlicher Löwenzahn
Taraxacum officinalis s. str.
Die typische, allgemein bekannte Frühlingspflanze.
Sie kommt vor allem auf Fettwiesen, Wegrändern und
Äcker vor, also überall wo viel Nährstoffe vorhanden
sind und regelmässig gedüngt wird.
Ihre Blüte zeigt uns den Beginn des Botanischen
Frühlings an. Im Juragarten setzte der Frühling in den
letzten zehn Jahren zwischen dem 1. und dem 21.
Mai ein.
Bärlauch
Allium ursinum L.
Ein Vertreter der Liliengewächse, der in den feuchten
Laubwäldern des Juras und in den Auen und Hecken
des Mittellandes häufig und in der Regel in ausgedehnten Kolonien lebt. Auffallend ist der scharfe Geschmack nach Knoblauch. Wir können ihn als Beilage
zu den Frühlingssalaten servieren. Auch hier zeichnet
die Beschränkung den Meister aus, denn: „Allzuviel ist
ungesund!“
An einem warmen Tag im Mai finden wir Tausende
von Insekten beim Besuch der reinweissen Blüten.
Infoblatt Frühling
Willy Bichsel
4
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Männliches Knabenkraut
Orchis mascula L.
Die auffallende, bis 40 cm hohe Orchis finden wir heute nur noch in ungedüngten, trockenen Rasen und
Weiden. Ursprünglich war sie auch im Mittelland häufig, wurde aber durch die intensive Bewirtschaftung in
Rückzugsgebiete mit extensiver Bewirtschaftung verdrängt.
Sie ist in der gesamten Schweiz geschützt.
Im Garten finden wir sie in einem einzigen Exemplar.
Infoblatt Frühling
Willy Bichsel
5
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Was blüht im Sommer (Juni, Juli, August) im Garten?
Hier eine kleine Auswahl aus der Felsflurgesellschaft : Balmfluh, Röti, Dilitschchöpfli, Hasenmatt,
Stallfluh.
Stein-Leinkraut
Linaria alpina ssp. petraea (Jord.) Rouy
In den Schutthalden auf der Westseite der Hasenmatt
finden wir das nur im Jura vorkommende violett bis lila
blühende Leinkraut, das sich ganz den Gegebenheiten
seiner Umgebung angepasst hat. Es ist fast unglaublich, dass dieses feine, verletzliche Pflänzchen sich im
sich dauernd bewegenden Schutt behaupten kann.
Seine Chance ist die Bildung eines überaus langen
und verzweigten Wurzelgeflechtes, aus dem die oberflächlichen Triebe immer wieder spriessen.
Die Hasenmatt ist der nördlichste Fundort in der
Schweiz.
Leberbalsam
Erinus alpinus L.
In Felsspalten, im Felsschutt und nur auf Kalk, finden
wir das unscheinbare Pflänzchen.
Auch für den Leberbalsam ist der Weissensteins das
nördlichste Verbreitungsgebiet. Heimisch ist er neben
dem südwestlichen Jura auch am Alpennordhang.
Infoblatt Sommer Fels
Willy Bichsel
1
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Grenobler Nelke
Dianthus gratianopolitanus Vill.
Warum diese Nelke am verschwinden ist, ist noch nicht
geklärt. Sie kommt im Jura und vereinzelt noch im Mittelland vor. Sie liebt die trockenen, warmen Felsen.
Im Juragarten scheint es ihr zu gefallen. Sie breitet
sich jedes Jahr ein wenig aus. An einem warmen Juniabend verströmt sie ihren typischen süsslichen Geruch
weit herum.
Sie steht in der ganzen Schweiz unter Schutz!
Scheiden-Kronwicke
Coronilla vaginalis Lam.
Aus der grossen Familie der Schmetterlingsblütler finden wir, unter anderen, die Scheiden-Kronwicke auf
steinigen, kalkreichen Böden weit verbreitet im Jura
und in den Alpen.
Ihr nahe verwandt ist die Strauchwicke, die in den
Spalten von südexponierten Felswänden wächst.
Infoblatt Sommer Fels
Willy Bichsel
2
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Silberwurz
Dryas octopetala L
Diese Pionierpflanze, ein Zwergstrauch, finden wir im
Jura nur selten.
Als Pionier festigt sie durch das starke und weit verbreitete Wurzelgeflecht Geröllhalden und rutschige
Schutthänge. Die verwesenden Blätter bilden eine
erste dünne Humusschicht, auf der sich dann rasch
andere Pflanzen ansiedeln. Zum Dank wird die Silberwurz dann durch diese verdrängt. Aber Lawinen und
Steinschläge sorgen dafür, dass immer wieder offene
Stellen entstehen, wo aus den Flugsamen wieder eine
neue Mutterpflanze entstehen kann.
Der östlichste Fundort im Jura ist am Balmfluh-Ostgrat.
In den Alpen ist sie häufig zu finden.
Infoblatt Sommer Fels
Willy Bichsel
3
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Was blüht im Sommer? (Juni, Juli, August)
Hier eine kleine Auswahl aus der Waldgesellschaft :
Fingerblättrige Zahnwurz
Cardamine pentaphyllos (L.) Crantz
Zu Beginn des Sommers finden wir die hellviolett blühende Zahnwurz in schattigen Lagen der Buchenmischwälder des Juras, der Alpennordseite und, eher
seltener, im Mittelland.
Fiederblättrige Zahnwurz
Cardamine heptaphylla (vill.) Schulz
Als stellvertretende Zahnwurzart kommt diese meist
weissblühende Art in eher trockenen, sonnigen Buchenmischwäldern im ganzen Jura, im westlichen Wallis und im Südtessin vor.
Sie gilt als Leitpflanze für den Zahnwurz-Buchenwald,
eine Waldgesellschaft, die auf der trockenen Südseite
des Weissensteins recht häufig vorkommt.
Infoblatt Sommer Wald
Willy Bichsel
1
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Alpen-Hagrose
Rosa pendulina
Wir finden die Hagrose sowohl an felsigen Hängen, in
lichten Bergwäldern, wie auch in den Weidemauern
und Hecken. Nicht mehr genutzte Weiden und Matten
überwuchert sie in kurzer Zeit und prägt, bis der Wald
überhand nimmt, die Landschaft.
Im Winter leuchten die roten, süss schmeckenden Hagebutten aus den mit Raureif behangenen Ästen des
Strauches.
Blutroter Storchschnabel
Geranium sanguineum L.
Diese Art ist wohl der auffallendste Vertreter der einheimischen Geraniumgewächse. Sie zieht die trockenen, felsigen Standorte der Eichen-Föhrenwälder vor
und überdeckt dort grosse Areale.
Im Herbst bilden die rostroten Blätter einen wohltuenden Kontrast zum Grün der Föhren und zu den hellen
Kalkfelsen.
Infoblatt Sommer Wald
Willy Bichsel
2
05.08.11
JURAGARTEN WEISSENSTEIN
Türkenbund
Lilium martagon L.
Durch die intensive Bewirtschaftung wurde diese
prächtige Lilie aus dem Mittelland verdrängt. Sie kam
noch Anfangs des letzten Jahrhunderts an der Aare
vor.
In den Rückzugsgebieten des Juras und der Alpen ist
sie sie dank dem gesamtschweizerischen Schutz wieder recht häufig. Der Türkenbund ist ein Beispiel, wie
konsequenter Artenschutz erfolgreich sein kann.
Anscheinend schmecken die grossen Blütenknospen
unserem einheimischen Wild. In unserem Gebiet findet
man hie und da kahlgefressene Blütenstände.
Im Herbst fallen dem aufmerksamen Wanderer die
grossen Fruchtkörper auf.
Infoblatt Sommer Wald
Willy Bichsel
3
05.08.11
Herunterladen