TU München Reinhard Scholz Physik Department, T33 Thomas Eissfeller, Peter Greck, Tillmann Kubis, Christoph Schindler http://www.wsi.tum.de/T33/Teaching/teaching.htm Übung in Theoretischer Physik 5B (Thermodynamik) Blatt 2, Lösungen (Abgabe Di 6. Mai 2008 in Vorlesung) 1. Kreisprozess [4 Punkte] Mit 2 kg Stickstoff (Molekülmasse: 28 atomare Einheiten) wird der dargestellte Kreisprozess A → B → C → A durchgeführt. Berechnen Sie die Arbeit für einen Umlauf um diesen Kreisprozess mit Hilfe der Zustandsgleichung des idealen Gases. Ermitteln Sie die nicht im Diagramm angegebenen Größen pA , TA , TB , TC . Verwenden Sie für die Arbeit die Vorzeichen aus der Perspektive des Systems, das aus dem Arbeitsgas besteht, d.h. die Arbeit ist positiv, wenn sie am System geleistet wird. p(kPa) A Isotherme 100 B C 2 10 V(m3) Hilfe: Loschmidt-Zahl (Avogadro number) NA = 6.022·1023 mol−1 , Boltzmannkonstante kB = 1.38·10−23 J K−1 . Zeigen Sie, dass die am System geleistete Arbeit ∆W = 809 kJ beträgt. Lösung: Die Masse von m = 2 kg enthält die folgende Anzahl Stickstoffmoleküle m 2 kg NA = 6.022 · 1023 mol−1 = 4.30 · 1025 mmol 0.028 kg mol−1 N= (1) Die geleistete Arbeit setzt sich aus den Teilprozessen zusammen: ∆W = WA→B + WB→C + WC→A (2) Die Arbeit ist für jeden Teilprozess aus †W = −pdV (3) zu ermitteln. Für den Abschnitt A → B ist wegen dV = 0 auch WA→B = 0. Für B → C ist WB→C = − Z VC VB dV p = − (VC − VB ) pB = −8 m3 · 100 · 103 Pa = −800 kJ < 0 (4) Vom System aus betrachtet ist die Arbeit negativ, d.h. das System leistet Arbeit an der Umgebung. Für den Abschnitt C → A benutzt man die Zustandgleichung des idealen Gases, pV = N kB T , unter 1 Berücksichtigung von T = TC = const : = − WC→A = = = VA VC Z VA dV p N kB TC V VC Z VA dV −N kB TC V VC VA −N kB TC ln VC VC N kB TC ln VA N kB TC ln 5 > 0 = − = Z dV (5) (6) (7) (8) (9) (10) d.h. die Umgebung führt dem System durch Kompression Arbeit zu. Die Temperatur TC = TA ermittelt man mit Hilfe der Zustandgleichung aus pC = 100 kPa und VC = 10 m3 : TC = pC VC = 1685 K N kB (11) und analog TB = TC /5 = 337 K. Aus der Zustandgleichung pV = N kB T = const entlang C → A ergibt sich, dass der Druck pA gerade 5 mal so hoch ist wie pC , d.h. pA = 500 kPa. Der Faktor N kB TC beträgt N kB TC = 1000 kJ (12) WC→A = N kB TC ln 5 = 1609 kJ (13) so dass Damit wird insgesamt ∆W = WA→B + WB→C + WC→A = 0 − 800 kJ + 1609 kJ = 809 kJ (14) (15) (16) 2. Adiabatischer Prozess für ideales Gas [3 Punkte] Ein adiabatischer Prozess ist dadurch definiert, dass kein Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Betrachten Sie einen adiabatischen Prozess (V1 , T1 ) → (V2 , T2 ) für ein atomares ideales Gas mit f = 3 Freiheitsgraden. Ermitteln Sie aus dem ersten Hauptsatz einen Zusammenhang zwischen den Größen (V1 , T1 ) zu Beginn und den Größen (V2 , T2 ) am Ende des Prozesses. Wie sieht der entsprechende Zusammenhang zwischen den Variablenpaaren (p1 , V1 ) und (p2 , V2 ) aus? Lösung: Im 1. Hauptsatz dU = †Q − pdV (17) gilt bei adiabatischer Prozessführung †Q = 0, d.h. dU = −pdV . Die innere Energie U des idealen Gases ist proportional zur Zahl f der Freiheitsgrade: U= f 3 N kB T = N kB T 2 2 (18) und damit unabhängig von V . Aus dU = −pdV folgt 3 N kB dT = −pdV 2 (19) Mit Hilfe der Zustandgleichung kann der Druck eliminert werden, p= 2 N kB T V (20) so dass die Beziehung N kB T 3 N kB dT = − dV 2 V (21) dV 3 dT =− 2 T V (22) gilt. Nach Variablenseparation und Integration 3 2 Z findet man T2 dT =− T T1 Z V2 V1 dV V V2 3 T2 = − ln ln 2 T1 V1 (23) (24) bzw. ln µ µ T2 T1 T2 T1 µ ¶3/2 ¶−1 V2 = ln V1 µ ¶−1 V2 V1 = = V1 V2 ¶3/2 Mit Hilfe der Zustandsgleichung kann das Verhältnis T2 T1 (25) (26) folgendermaßen ersetzt werden: p2 V2 T2 = T1 p1 V1 (27) Nach kurzer Umformung findet man µ p2 p1 ¶3/2 = p2 p1 = µ µ V1 V2 V1 V2 ¶5/2 ¶5/3 (28) (29) 3. Mischungstemperatur [2 Punkte] Zwei zunächst abgeschlossene Systeme S1 und S2 mit den Temperaturen T1 und T2 werden miteinander so in Kontakt gebracht, dass das Gesamtsystem zu einer gemeinsamen Temperatur T übergeht. Die Wärmekapazitäten C1 und C2 werden als temperaturunabhängig angenommen. Zeigen Sie, dass aufgrund des 1. Hauptsatzes C1 T1 + C2 T2 T = (30) C1 + C2 und somit für T1 < T2 die Ungleichung T1 < T < T2 gilt. Lösung: Die Wärmeänderung für die beiden Teilsysteme beträgt ∆Q1 ∆Q2 = C1 (T − T1 ) = C2 (T − T2 ) (31) (32) Nach dem 1. Hauptsatz ist ∆Q1 + ∆Q2 = 0 =⇒ C1 (T − T1 ) + C2 (T − T2 ) = 0 (33) Durch Auflösen nach T findet man (C1 + C2 ) T T = C1 T1 + C2 T2 C1 T1 + C2 T2 = C1 + C2 C1 C2 = T1 + T2 C1 + C2 C1 + C2 3 (34) (35) (36) Es handelt sich offensichtlich um ein gewichtetes Mittel zwischen den Temperaturen T1 und T2 , wobei die Summe der Gewichte gerade 1 ist, C2 C1 + =1 (37) C1 + C2 C1 + C2 so dass die Temperatur T innerhalb des Intervalls (T1 , T2 ) liegt. 4. Ausdehnungskoeffizient [3 Punkte] An einem idealen Gas wird eine Zustandänderung entlang des Weges V = V0 µ T T0 ¶b (38) in der V T -Ebene durchgeführt, wobei V0 , T0 und b Konstanten sind. Bestimmen Sie für diese Prozessführung den thermischen Ausdehnungskoeffizienten µ ¶ 1 ∂V α= (39) V ∂T Zeigen Sie unter Benutzung des Ergebnisses für α, dass die bei einer Erhöhung der Temperatur von T1 auf T2 am Gas geleistete Arbeit gerade als ∆W = −bN kB (T2 − T1 ) ausgedrückt werden kann. Lösung: Bei der speziellen Prozessführung in der V T -Ebene berechnet man die Ableitung von V nach T : V = V0 µ T T0 ¶b =⇒ dV bT b−1 = V0 dT T0b (40) Daraus ergibt sich der Ausdehnungskoeffizient V0 1 bT b−1 1 dV = = V0 α= V dT V V T0b µ T T0 ¶b b b = T T (41) Durch Multiplikation mit dT ergibt sich die folgende Beziehung zwischen differentiellen Änderungen dV und dT : b dV = dT (42) αdT = V T Die Arbeit ist wie üblich als Integral über −pdV definiert. Unter Verwendung der Zustandgleichung und der Beziehung zwischen dV und dT für die spezielle Prozessführung erhält man ∆W = − = − = − = − Z V2 V1 Z V2 V1 Z T2 T1 Z T2 dV p (43) dV N kB T V (44) dT b N kB T T dT bN kB (46) T1 = −bN kB (T2 − T1 ) 4 (45) (47)