Syrisches Drama: Ausländische Einmischung stoppen

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Syrisches Drama: Ausländische Einmischung stoppen
(Friday, 04 March 2016) - Contributed by www.tt.com - Last Updated ()
Syrisches
Drama: Ausländische Einmischung stoppe
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Wien (APA) - Die Einmischung ausländischer Akteure in Syrien müsse ein
Ende nehmen, die Syrer müssten an einem Tisch gemeinsam über ihre Zukunft
entscheiden. Darüber herrschte bei einer Diskussion von Nahost-Experten in Wien
am Donnerstagabend weitgehend Einigkeit. Uneinig war das Podium, ob Machthaber
Bashar al-Assad an der Schaffung eines „neuen Syrien“ mitwirken solle/dürfe.
In Syrien gehe es um eine Ost-West-Konfrontation, brachte es die in
Damaskus lebende deutsche Journalistin Karin Leukefeld im vollbesetzten
Presseclub Concordia auf den Punkt. „Die ausländische Einmischung muss
aufhören“, forderte die Autorin des Buchs „Flächenbrand. Syrien, Irak, die
Arabische Welt und der Islamische Staat“. Sie verwies auf Thinktanks, die Pläne
über eine Aufteilung Syriens wälzen. Die ausländischen Mächte, von den USA über
Israel, bis zu Russland und den arabischen Staaten, hätten nicht das Wohl der
Syrer im Auge.
Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für
Österreichisch-Arabische Beziehungen, zeichnete ein drastisches Bild: „Syrien
ist alle nahöstlichen Probleme zum Quadrat.“ Das Land sei das Produkt einer
„fremdbestimmten Gesetzgebung“, bezog sich Edlinger auf die Neuordnung des
Nahen Ostens nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches und auf das
Völkerbund-Mandat Frankreichs. „Es geht schon lange nicht mehr um Syrien,
sondern die arabischen Bruderstaaten haben diesen Krieg programmiert.“ Viele
nützten die Situation aus, Gruppen der Opposition genauso wie im Regime.
Tarafa Baghajati, aus Syrien gebürtiger Obmann der Initiative
muslimischer ÖsterreicherInnen, erläuterte in der von der Vereinigung für
Medienkultur organisierten Diskussion, das Assad-Regime habe voll Brutalität
auf die Forderungen des Arabischen Frühlings geantwortet und keinen Kompromiss
angeboten. Jetzt gehe es nicht mehr um Assad: „Dieser gab das Kommando an den
Iran, später an Russland ab.“ Das Resümee Baghajatis: „Heute muss Frieden ohne
Assad geschaffen werden.“ Leukefeld sieht das anders: „Für eine Lösung braucht
man anfangs auch Assad.“
Hart mit den USA ins Gericht ging Maamoun Chawki, Sprecher der
Unabhängigen Syrer in Österreich. Auch warnte er vor dem Agieren Israels. Schon
in Afghanistan habe Washington versucht, „Krieg zu inszenieren“, später in
Syrien und in Libyen. Akteure wie Saudi-Arabien, Katar, USA ließen den Krieg
eskalieren. Heute seien Terroristen am Werk, die von ausländischen Mächten
unterstützt werden. Alle Welt befasse sich mit den Terroristen des „Islamischen
Staates“, nicht aber jenen der „Al Nusra“. Beide, aber auch andere politische
Kräfte, zielten auf eine Fortsetzung des Krieges. Viele Bewaffnete hätten im
Zuge des Konflikts aus rein finanziellen Gründen die Seiten gewechselt, seien
von der Freien Syrischen Armee (FSA) zu den Islamisten-Rebellen übergelaufen.
Chawki sieht nur eine Option: „Wir müssen uns an einen Tisch setzen und
in die Zukunft blicken.“ Die Syrer müssten selbst über ihre Zukunft
entscheiden. Die meisten wünschten sich einen säkularen Staat, ein Zurück zur
historischen Koexistenz von Muslimen und Christen. Salma Reda, Sprecherin der
syrischen Studierenden in Wien, stellte fest, in Syrien habe man ein anderes
Verständnis von Demokratie. Die Studentin, die zuletzt 2011 heimreiste,
kritisierte, viele Gruppen hätten Assad a priori von einer Verhandlungslösung
ausgeschlossen.
Die Wirtschaftskomponente des Nahost-Kriegs hob Nahost-Expertin und
Buchautorin Karin Kneissl hervor. Der Krieg habe direkt mit den Erdölressourcen
zu tun. Auch asiatische Mächte wie China seien hier involviert. Nicht zuletzt
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wegen des Öls „agiert Russland im Tandem mit dem Iran und China.“ Kneissl
erläuterte auch den Umstand, dass Assad seine Gegner als „Terroristen“
bezeichne. Eine solche Wortwahl sei autoritären Herrschern eigen, gelte genauso
für Ägyptens gestürzten Staatschef Hosni Mubarak wie den türkischen Präsidenten
Recep Tayyip Erdogan.
Als Moderator Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur,
die Frage nach der Einschätzung der Zukunft Syriens stellte, erhitzten sich die
Gemüter auf dem Podium. Alle Syrer wünschten sich „ein neues Syrien“, er sei
optimistisch, meinte Baghajati. Dem widersprach Edlinger heftig; er befürchtet
für 2016 „eine weitere Eskalation“ und die Ausweitung auf andere arabische
Gebiete. Die Türkei spiele eine üble Rolle, sei auf dem Weg zu einem
islamistischen Staat. Auch Saudi-Arabien komme eine Täterrolle zu. Edlinger:
„Die Täter sitzen in Washington, in Ankara und in Mekka.“ Russland habe nicht
interveniert, sondern gemäß seinem Beistandspakt gehandelt.
Kneissl äußerte in ihrem Schlusswort zu der Diskussion - Titel: „Das
syrische Drama, Wege aus dem Dilemma“ - „eine gewisse Zuversicht“. Frieden sehe
sie für Syrien zwar nicht, aber doch „eine klare Entschlossenheit“, dem
Vormarsch der Islamisten Einhalt zu gebieten. Sie verwies auf die Beispiele
Bosnien und Libanon: In beiden Fällen endeten die Kämpfe mit einem Schweigen
der Waffen, allerdings kam es zu keinem Friedensschluss.
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