Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur am Royal London Hospital

Werbung
Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur am Royal London Hospital
Wie bereits einige meiner Vorgänger habe ich vier Wochen an dem einzigartigen Programm
Prehospital Care, Traumatology and A&E (Accident & Emergency) der London Air
Ambulance teilgenommen. Dieser HEMS (Helicopter Emegency Medical Service) behauptet
von sich, einer der besten weltweit zu sein. Durch die Erfahrung die ich in den vier Wochen
machen durfte, kann ich dem nur beipflichten.
Empfehlenswert ist diese Famulatur für jeden, der an Notfallmedizin vorallem im
präklinischen und klinischen Bereich interessiert ist. Vor einer Bewerbung sollte man sich
jedoch klar sein, dass die praktischen Tätigkeiten begrenzt sind. Die Rolle beschränkt sich
zumeist auf Zusehen und der Teilnahme an außergwöhnlich guten „teachings“.
Zur Kontaktaufnahme: Das Programm ist weltweit nicht nur bei Ärzten sehr beliebt, auch
Studenten aus dem englischsprachigen Raum nehmen regelmäßig daran teil. Mindestens ein
Jahr
vorher
sollte
man
mit
den
zuständigen
Personen
unter
[email protected] Kontakt aufnehmen und seinen Wunschzeitraum
angeben. Dieser sollte mindestens vier Wochen betragen. Eine kurzfristige Kontaktaufnahme
ist möglich, dann werden jedoch noch freie Plätze zugeteilt. Nach erfolgreicher Bewerbung
muss man sich um Impfstatus, Blutbild und Lungenröntgen kümmern.
Unterkunft: Empfehlenswert ist aus meiner Sicht das John Harrison Haus (Kontakt:….). Es
handelt sich um ein etwas in die Jahre gekommenes Wohnheim, das auch nicht unbedingt
günstig ist (was für Londoner Verhältnisse normal ist). Die Vorteile liegen aber klar auf der
Hand. Vorallem in den Sommermonaten sind immer einige deutschsprachige Studenten am
Royal und absolvieren ihr PJ. So kann man, wenn man möchte, in der Gruppe vieles
gemeinsam erleben. Außerdem beträgt die Entfernung vom Wohnheim zum Krankenhaus
ca. 100 m.
Das Programm: Am ersten Tag wird man empfangen, herum- und in die
Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Zudem muss man sich einschreiben, bekommt einen
Ausweis und Zugangskarten. Für die folgenden Wochen bekommt man einen individuellen
Stundenplan. Man nimmt prinzipiell fast täglich an mehrstündigen Teachings statt. Dazu
gehören Registrars Teachings (die neuen Ärzte in der Notaufnahme bekommen
theoretischen Unterricht und üben dann mit SIM-Puppen traumatologische und
internistische Notfälle), D&D meetings (Death&Disability (Doughnut) meetings, die von
einem erfahrenen Hubschrauberarzt geführt werden. Hierbei geht es um die Reflexion von
Einsätzen und was man besser machen kann. Und man kann immer etwas besser machen!),
Szenariotrainings auf dem Dach des Royal und Trauma Meetings (hier werden aktuelle
traumatologische Fälle und vor allem auch die Weiterbehandlung besprochen). Des
Weiteren wird man ca. zweimal in vier Wochen der Physicians Response Unit zugeteilt. Das
ist eine Einheit die tagsüber den Rettungsdienst und die Notaufnahme entlasten soll, indem
ein Arzt den Patienten nach Möglichkeit zu Hause behandelt oder aber auch bei schweren
internistischen Notfällen, wie z.B. einem Herzstillstand, interveniert. Ebenfalls ca. zweimal
fährt man nachts mit dem Medic 1 Team (Arztteam des Helikopters) auf dem Fast Response
Car mit. Das entpricht unserem Notarztdienst. Wobei gesagt werden muss, dass dieses Team
nur zu den schwersten und kritischsten Traumafällen ausfährt. Dazu gehören Stürze aus
großer Höhe, Unfälle und sehr häufig Messerstechereien. Eine Schutzweste ist immer dabei.
Bei diesen Einsätzen konnte ich bei Reanimationen mithelfen, Infusionen herrichten, den
Patienten beatmen; im Prinzip alles, was man sich zutraut, bzw. was einem aufgetragen
wird. Die HEMS-Ärzte gehören auch zu den wenigen weltweit, die auf der Straße eine sog.
Clamshell Thorakotomie durchführen können. Dabei handelt es sich vereinfacht um eine
Brustraumeröffnung mit anschließender Freilegung des Herzens zur manuellen Kompression.
In der freien Zeit kann man in der Notaufnahme mithelfen. Aber wie schon in vorherigen
Berichten dargestellt, lernt man die Ärzte nur sehr schlecht kennen und auch die
Sprachbarriere (ich selber war längere Zeit im englischsprachigen Ausland. Trotzdem sollte
man nicht glauben, dass man ohne entsprechende Vorbereitung einfach mit dem
medizinischen Jargon mitkommt) stellt oft ein Hinderniss bei Untersuchungen dar. Last but
not least fährt man eine Tagschicht auf einem Rettungswagen mit und besucht einen
Nachmittag das EOC (Emergency Operations Center oder Leitstelle).
Fazit: Das Programm ist super organisiert, es ist toll einen Einblick in ein perfekt
durchorganisiertes System zu bekommen. Die Lehre ist ausergewöhnlich, der Umgangston
sehr freundlich. Als PJ-Tertial würde ich dieses Programm ebenfalls nicht empfehlen,
mangels praktischer Tätigkeiten. Für eine vierwöchige Famulatur aber, meiner Meinung
nach, uneingeschränkt empfehlenswert. Auch London hat, wie sollte es anders sein, für
jeden Geschmack viel zu bieten. Sollte jemand noch spezielle Fragen habe, kann man mich
gerne unter folgender email anschreiben: [email protected].
Herunterladen