Oktober 2008 Vorwort der Herausgeber Ertugrul Özkök (Chefredakteur Hürriyet) und Kai Diekmann (Chefredakteur BILD) Ein türkischer Junge lädt seine deutschen Klassenkameraden zum Essen zu sich nach Hause ein. Die Kinder schlagen sich den Magen voll, nur die auf dem Tisch bereitgestellten Oliven bleiben unberührt. Als sie sie auf Bitten des Jungen schließlich probieren, verziehen sie das Gesicht. Der kleine Türke lässt sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Sie würden sich schon an diese Aromen gewöhne n, denkt er, wenn sie oft genug bei ihm zu Gast waren. Es heißt, jedes Buch sei ein Zwiegespräch zwischen Autor und Leser. Dieses Buch ist kein Zwiegespräch. Es ist eine Auseinandersetzung. Denn kaum etwas polarisiert die deutsche Gesellschaft so sehr, kaum etwas spricht auf türkischer Seite so viele Empfindlichkeiten an wie das deutsch-türkische Verhältnis. Ein entscheidendes Verhältnis, das unsere Zukunft im Inneren wie im Äußeren bestimmen wird, aber kein einfaches Verhältnis. Bild und Hürriyet, die größten Zeitungen beider Länder, haben zu der Auseinandersetzung aufgerufen. Wir fragten Türken, Deutschtürken und Deutsche nach ihrer Wahrnehmung, ihren Prägungen, ihren Vorbehalten. Die Antworten, die uns erreichten, sind literarisch, politisch, sportlich, poetisch, gesellschaftlich, theologisch, historisch und ökonomisch. Sie leben davon, dass man sich in einer Freundschaft Dinge erzählt, die man eben nur guten Freunden gegenüber preisgibt. Sie leben aber auch davon, dass man sich in einer Freundschaft Dinge sagt, die der andere nicht gern hört – aber hören sollte. Damit er sich nicht nur an die Oliven gewöhnt, sondern sie auch mag. September 2008, „Süper Freunde – Was Deutsche und Türken sich wirklich zu sagen haben“