Dr Computer bitte auf Station

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Dr Computer bitte auf Station
Grundlegende Neuerungen stossen immer auch auf erbitterte Gegner. Ein
Standardbeispiel sind die Ärzte, die bei der Einführung der Eisenbahn
eindringlich vor den gesundheitlichen Folgen von 20km/h warnten. Wie weit die
Elektronik den Datenschutz in der Medizin ankratzen wird, ist noch offen.
Seit Hippokrates hat sich die Rolle des Arztes massiv gewandelt. Der Heiler ist zum
Mitarbeiter des Gesundheitswesens geworden mit teils wenig Gegenliebe zu
Neuerungen der letzten 10 bis 20 Jahre auf dem Gesundheitsmarkt.
Eine dieser Neuerungen betrifft denn auch den Computer und den elektronischen
Umgang mit der immer größer werdenden Fülle von Gesundheitsinformationen. Um
den Arzt zu unterstützten, gibt es deshalb eine Unzahl von Informatiklösungen. Die
meisten zielen darauf ab, den Arzt in dessen komplexen Entscheidungsfindungen zu
unterstützen. Beispiel für die Unterstützung der Ärzte durch Computer gibt es schon
in einigen Krankenhäusern, wo die gesamte Kette des Medikationsprozesses
elektronisch abgebildet und kontrolliert wird: Ärzte verordnen per Computer, werden
dabei über bestehende Allergien, Kreuzreaktionen usw. informiert. Das geschieht
teils sogar am Patientenbett. Mittels Elektronik kann sogar der Griff zum falschen
Medikament verhindert werden.
Und was bringt es? Zahlen sind nicht bekannt, aber vermutlich werden es
ökonomsche Ergebnisse zum Frohlocken der politischen Seite des
Gesundheitssystems sein. Mir wäre es lieber, wenn mit Hilfe der Informatik bei
Patienten insgesamt eine falsche Behandlung nicht nur bei der Medikation, sondern
auch bei Transfusion und Operation verhindert würde. Allerdings, Ärzte und
Pflegende müssen dann quasi vom Computer eine Erlaubnis einholen, wenn heikle
oder entscheidende Zuordnungen anstehen. Das bedeutet Machtverlust. Und
Machtverlust wie auch Abhängigkeiten sind schwer zu verdauen, wachsen doch
Befürchtungen, es könne sich die fast schon unerhörte Frage stellen: Sollen wir nun
Ärzte durch Computer ersetzen?
Es geschieht schon durch Echokardiografie-Techniker, Pflege-Endoskopierer,
medizinische Experten-Foren und Call-Center und neuerdings durch die
Selbsthifegruppen. Letztere sind zwar keine Computer, aber die in den
Selbsthilfegruppen via Internet und Computer gebündelten Informationen zeigen, wie
weit medizinische Informationen am Arzt vorbei zugänglich und abrufbar werden.
Dennoch, und das ist der positive Ausblick, kein Arzt wird Angst vor dem Austerben
haben müssen, sind doch Computer und deren Informationen und Datenbänke nach
wie vor von dem abhängig, der ihnen das Wissen eingibt, hoffentlich immer zuerst
zum Wohle des Patienten.
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