0 Einleitung In der Westdeutschen Zeitung stand am 21. 2. 2009 unter der Rubrik „Gesucht“ folgender Einspalter: Zur Welt kommt unser Gesuchter 1497 in Augsburg. Er lernt zunächst in der väterlichen Kunstwerkstatt, wird dann in die Lehre nach Basel geschickt. Er fertigt Altarbilder an, Fresken, Entwürfe für Kirchenfenster, Holzschnitte, vor allem wird er aber bekannt durch seine Porträts. In Basel gibt es aufgrund der Reformation bald kaum mehr Aufträge, sodass er über Antwerpen nach London wandert, wo er bei Thomas Morus, den Juristen, Humanisten und Berater Heinrichs VIII., unterkommt. Dadurch öffnet sich unserm Künstler das Tor zum königlichem Hof. Zwei Jahre später treibt es ihn wieder nach Hause; das politische Klima at sich dort jedoch weiter verschlechtert: 1529 werden im berühmt berüchtigten Bildersturm fast alle religiösen Kunstwerke zerstört. Die miserable Auftragslage lässt ihn schließlich nach London zurückkehren, wo der König, fasziniert von den brillanten Physiognomien des Künstlers, ihn häufig aufs Festland schickt, um potentielle Heiratskandidatinnen porträtieren zu lassen. Eine dieser Reisen nutzt er, um seine Familie in Basel zu besuchen. Zwar versucht man, den Künstler dort zu halten, er kehrt jedoch wieder nach London zurück, wo er 1543 der Pest zum Opfer fällt. Wer war der große deutsche Renaissancemaler? 1. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik 1.1 Ständegesellschaft im ausgehenden Mittelalter Xenia Bakajev Die Gesellschaft war im ausgehenden Mittelalter geteilt in verschiedene „Stände“. Jeder gehörte einem Stand an und hatte somit seinen festen Platz in der Gesellschaft. In jedem Land unterschied sich diese Ständeordnung, wenn auch nur gering. Die meist verbreitetste Ordnung war die so genannte Drei-Stände-Ordnung, die insbesondere in Frankreich galt. Welchem Stand man angehörte, hing von der Familie ab, in die man hineingeboren wurde. Im Allgemeinen gab es 3 Stände, die pyramidenartig aufgebaut waren. Der 1. Stand umfasste die Gruppe aller Geistlichen, das heißt Angehörige der hohen Geistlichkeit wie des niederen Klerus. Im 2. Stand wurde der Adel zusammengefasst. Auch hier spielte es keine Rolle, ob man aus einer höheren Adelsschicht oder aus einer niederen kam und etwa dem oft verarmten Landadel angehörte. Der 3. Stand umfasste nominell alle freien Bauern und Bürger also das gemeine Volk, d.h. Handwerker, Schmiede, usw. An der Spitze der Ständepyramide standen die Fürsten und der König oder Kaiser bzw. bei den Geistlichen die Bischöfe und der Papst. Im dritten Stand dagegen war die große Mehrheit der Bevölkerung versammelt, die keine oder nur sehr begrenzte Herrschaftsrechte (z. B. gegenüber dem Gesinde) besaß. Es gab allerdings auch eine Menge Menschen die gar keinem Stand angehörten, dazu gehörten unter anderem Gesinde, Bettler und fahrendes Volk. Der „Aufstieg“ in einen höheren Stand war nicht möglich, da von Geburt an geregelt wurde, wer welchem Stand angehört. Die jeweiligen Schichten hatten noch „Unterschichten“, die aber von Land zu Land unterschiedlich waren und meist von verschiedenen Faktoren abhingen, wie z.B. Berufsstand, Bauernstand, der Position in einem Familienverband – Ehestand, Hausvater, Knecht, Hausgenosse und den Rechten, die der Einzelne in der städtischen Kommune (ratsfähige Bürger, Bürger, Einwohner) oder der ländlichen Gemeinde hatte (Erbrichter, bäuerliches Gemeindemitglied, Häusler). Es gab außerdem fest geregelte gesellschaftliche Strukturen. So wurde z. B. nicht aus Liebe geheiratet, sondern nur nach dem eigenen Vorteil. Frauen hatten dabei kein oder nur sehr wenig Mitspracherecht. Im Allgemeinen durften sie nicht arbeiten und hatten sich um den Haushalt und die Erziehung der Kinder zu kümmern. Nur die Männer durften sich eine Frau aussuchen und der Vater der Frau bestimmte welchen Bewerber sie heiratete, denn die Frau durfte nicht unter ihrem Stand heiraten, was für sie sonst einen Abstieg in der gesellschaftlichen Ordnung bedeuten würde. Mehrere Bewerber gab es meistens allerdings nur bei Frauen aus angesehenen bzw. reichen Familien, da sie eine sehr vorteilhafte Partie waren. Wenn eine Frau zur Witwe wurde, und ihr verstorbener Mann eine Schmiede oder einen anderen Betrieb hinterließ, so dauerte es nicht lang und sie heiratete wieder, sodass die Schmiede weitergeführt werden konnte. Damit war der Lebensunterhalt für die Frau und ihre Kinder gesichert und ein neuer Handwerker verdiente nun mehr. So kam es, dass sehr junge Männer deutlich ältere Frauen und mit manchmal mehreren Kindern heirateten. Dies war zu dieser Zeit üblich, da ein eigener Betrieb auch mehr Geld in Aussicht stellte und man vom Gesellen zum Meister wurde. Denn um einen eigenen Betrieb zu gründen, verdienten Gesellen nicht genug Geld. Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4ndeordnung http://forum.politik.de/forum/showthread.php?t=155647 www.klett.de/sixcms/media.php/8/421022_s4.pdf 1.2 Bauernaufstände Marcel Buchmann Als Deutscher Bauernkrieg wird die Ausweitung lokaler Bauernaufstände ab 1524 in weiten Teilen des süddeutschen Sprachraumes (Süddeutschland, Österreich und der Schweiz) bezeichnet, wobei die Bauern mit ihren „Zwölf Artikeln von Memmingen„ erstmals fest umrissene Forderungen formulierten. Diese zählen als die erste Menschenrechtserklärung der Welt. In Schwaben, Franken, dem Elsass und in Thüringen wurden die Aufstände 1525, im Kurfürstentum Sachsen und Tirol 1526 niedergeschlagen. Diesem Bauernkrieg gingen Aufstände in England und der Schweiz voraus. Bundschuh-Bewegung wurden die aufständischen Bauern 1493-1517 in Südwestdeutschland genannt. Sie waren eine der Wurzeln des deutschen Bauernkrieges (1524-1526). Die Bundschuh-Bewegung war keine Bewegung im eigentlichen Sinn, vielmehr handelte es sich um eine Anzahl von lokalen Verschwörungen und geplanten Aufständen in Schlettstadt, Untergrombach, Lehen im Breisgau und am Oberrhein. Alle wurden niedergeschlagen. Für die Verschwörungen in Untergrombach, Lehen und am Oberrhein war Joß Fritz verantwortlich. Als Feldzeichen führten die Bauern den Bundschuh, einen für Bauern typischen Schnürschuh. Er sollte sinnbildlich ausdrücken, dass die Bauern gemeinsam aufgestanden waren und gegen ihre Herren vorrückten. Außerdem stand der Bundschuh im Kontrast zu den Ritterstiefeln. Unter diesem Zeichen hatten Bauern und Bürger 1439, 1443 und 1444 am Oberrhein die Truppen des französischen Grafen von Armagnac zurückgeschlagen. Neben zahlreichen kleineren Bauernprotesten kam es immer wieder auch zu größeren Bauernaufständen: Liste größerer Bauernerhebungen: seit 1291 Aufbegehren der Alten Eidgenossenschaft gegen die Habsburger 1419–1420 und 1433–1434: Hussitenkriege in Böhmen 1476 Empörung um Hans Böhm in Franken 1478 Bauernaufstand in Kärnten 1492 Bauernerhebung im Allgäu 1493 Bundschuh-Verschwörung im Elsass 1502 Bundschuh-Verschwörung in Speyer 1513 Bundschuh-Verschwörung im Breisgau 1514 Aufstand des Armen Konrad in Württemberg 1517 Bundschuh-Verschwörung im Schwarzwald Forderung der Bauern : Neben den zwölf Artikeln von Memmingen Abschaffung der Leibeigenschaft Abschaffung des kleinen Zehnten Jagd, Fischfang und Holzung sollten frei sein Rückgabe der Allmende und des Gemeindewaldes an die Bauern Freie Pfarrerwahl durch die Gemeinde Reduzierung der Frondienste Verbleibende Frondienste nur gegen Entschädigung keine willkürlichen Strafen 1.3 Die Hanse, Schwerpunkt die Niederlassung in London, Stalhof / Steelyard Julien Pröpper Die Hanse: Hanse (althochdeutsch Hansa „Gruppe, Gefolge, Schar“) ist die Bezeichnung für die zwischen Mitte des 12. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts bestehenden Vereinigungen niederdeutscher Kaufleute, deren Ziel die Sicherheit der Überfahrt und die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen besonders im Ausland war. In den Zeiten ihrer größten Ausdehnung waren beinahe 300 See- und Binnenstädte des nördlichen Europas in der Städtehanse zusammengeschlossen. Eine wichtige Grundlage dieser Verbindungen war die Entwicklung des Transportwesens, insbesondere zur See, weshalb der Koggen zum Symbol für die Hanse wurde. Die Hanse war nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf politischem und kulturellem Gebiet ein gewichtiger Faktor. Der Londoner Stalhof: Der Stalhof, oder auch Steelyard, ist seit dem 15. Jahrhundert die Bezeichnung für die Niederlassung der Hanse in London. Der Ursprung des Stalhofs war die Gildehalle der Kölner Kaufleute in London, die im 12. Jahrhundert als Lagerraum und Versammlungsort im Stadtbezirk Dowgate nahe der Themse erworben wurde. Im 14. Jahrhundert wurde der Bezirk Dowgate zunehmend vom Tuchhandwerk und -handel geprägt. Nachdem die Deutschen im späten 15. Jahrhundert weitere Gebäude und Grundstücke erworben hatten, wurde der Begriff Stalhof als Bezeichnung für den gesamten Komplex der deutschen Niederlassungen üblich. 1853 wurde das Gelände von den Hansestädten Lübeck, Bremen und Hamburg verkauft. Der Kaufmann Georg Gisze (1532) Im Londoner Stalhof hat Hans Holbein der Jüngere während seiner Reise in die Hauptstadt Englands 1532-1536 gleich mehrere seiner bekanntesten Portraits gemalt, wie z.B. den Kaufmann Georg Gisze (1532) und die Gesandten (1533). Der Steelyard war also eine wichtige Wirkungsstätte Holbeins, in der er einige der wichtigsten Kaufleute Europas kennen gelernt und portraitiert hat. Der Stalhof/Steelyard (um 1600) Quellen: http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_721545609/Stalhof.html http://de.wikipedia.org/wiki/Hanse http://de.wikipedia.org/wiki/Stalhof 1.4 Ländergrenzen und Herrscher Europas um 1500, Heinrich VIII, König von England (Entstehung der anglikanischen Kirche, Suprematseid), Kaiser Karl V Die politische Situation in Europa zwischen 1519 und 1530 Unten sind chronologisch politische Ereignisse aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgelistet. Deutlich wird, dass Ereignisse, die sich beispielsweise in Rom abspielten bedeutsam für Heinrich VIII. in England waren und sein Handeln beeinflussten. Dadurch wurden diese politischen Ereignisse auch bestimmend für den Lebensweg Hans Holbeins. An einem Beispiel wird dies belegt. Ab 1519 Krieg zwischen Kaiser Karl V. und Franz I. Mit der Einwilligung Franz I. dem Papst Clemens VII. das Herzogtum Mailand zu überlassen verließ dieser 1522 die Allianz mit Karl V. und wechselte ins Lager von Franz I.. 1524 wurde Franz I. von Karl V. Truppen festgenommen und verzichtete auf die Herzogtümer Oberitaliens. Kaum freigelassen widerrief Franz I. den unterzeichneten Vertrag und Papst Clemens VII. erteilte für den Vertragsbruch öffentlich die Absolution. Da Karl V. aus Sicht vieler anderer Herrscher zu mächtig wurde, formierten sich diese 1526 in der „Heiligen Liga von Cognac“. Die Schwierigkeiten für Karl V wuchsen, in deren Folge er seine Landsknechtarmee nicht mehr bezahlen konnte. Die brisante Lage entlud sich 1527 in einem Söldneraufstand. Zunächst wurde Florenz belagert, das sich aber erfolgreich verteidigen konnte. Am 16. März 1527 verweigerten die Söldner ihren Truppenführern jeglichen Gehorsam und beschlossen, sich direkt an Papst Clemens VII. zu rächen, den sie für ihre Lage verantwortlich machten. Am 4. Mai 1527 erreichten die Landsknechte die Stadt Rom, und am Morgen des 6. Mai 1527 setzte das Heer zur Erstürmung der Stadt an. Die wenigen in Rom befindlichen Truppen konnten dem Ansturm nichts entgegensetzen, und so waren die Landsknechte noch am Vormittag in der Stadt. Die Aufständischen raubten, vergewaltigten, folterten und töteten wahllos. Man geht heute von mehr als 30.000 Opfern aus. Dies entspricht über der Hälfte der damaligen Bevölkerung Roms. Diese Plünderung Roms wird als Sacco di Roma bezeichnet. Papst Clemens VII. war in der Zwischenzeit vom Petersdom aus durch den Passetto di Borgo mit 42 Schweizern in die Engelsburg geflohen, wo sie von den Angreifern belagert wurden. Nach einer mehrwöchigen Belagerung der Engelsburg kapitulierte Papst Clemens VII. am 7. Juni 1527. Karl V. geriet wegen des Sacco di Roma in heftige Kritik. Karl V. leugnete eine Verantwortung. Die Plünderung Roms kam ihm trotzdem sehr gelegen. Die Heilige Liga von Cognac war nun ohne die Unterstützung des Papstes, der zudem als Gefangener Karls V. dessen Bedingungen akzeptieren musste. Am 29. Juni 1529 ging er mit Clemens VII. den Frieden von Barcelona ein. Der Papst erhielt viele Provinzen für den Kirchenstaat. Am 5. August 1529 wurde der sog. Damenfriede ausgehandelt, der den Kampf zwischen Karl V. und Franz I. beendete. Von Karl V. politisch besiegt und mit dem Frieden von Barcelona wieder in sein Amt eingesetzt, durch Schenkungen und Verträge wohlwollend gestimmt und durch die neue äußere Gefahr durch die Türken bedrängt, krönte Clemens VII. Karl V. zu dessen 30. Geburtstag am 24. Februar 1530 in Bologna zum Kaiser. Damit wurde Karl V. zum Herrscher über ein „Reich, in dem die Sonne niemals untergeht“ – eine Anspielung auf die neuen Kolonien in Amerika. Katharina von Aragon, Tante von Karl V. und die erste Ehefrau Heinrich VIII, war für ihn politisch wie körperlich nicht mehr attraktiv. Heinrich VIII. wollte daher erneut heiraten, benötigte dafür die Scheidung durch den Papst, der aber von Karl V. abhängig war (siehe oben). Franz I. will Heinrich VIII. unterstützen um ihn als Verbündeten gegen Karl V. zu gewinnen. Er bittet Heinrich über seine Gesandten zu warten, bis er den Papst zu einer Scheidung bewegen konnte. Anne Boleyn, die Geliebte Heinrich VIII., wurde schwanger bevor er geschieden wurde. Sollte das Kind sein Thronfolger werden, musste er Anne Boleyn vor der Niederkunft heiraten. Heinrich VIII. heiratete Anne Boleyn heimlich und war dadurch mit zwei Frauen gleichzeitig verheiratet. Heinrich ließ seine erste Ehe mit Katharina durch den Bischof von Canterburry für ungültig erklären. Dinteville, einer der Gesandten auf Holbeins berühmtem Gemälde, versucht Heinrich VIII. erfolglos zu überzeugen, dies geheim zu halten. Durch die Bekanntgabe der Hochzeit wurde eine Verständigung mit dem Papst unmöglich. Für die beiden Gesandten bestand nun keine Möglichkeit mehr im Sinne ihres Auftraggebers Einfluss auf die Geschehnisse nehmen zu können, Thomas Cranmer Erzbischof von Canterburry erklärte die im Januar 1533 geschlossene Ehe Heinrichs VIII. mit Anne Boleyns für gültig und damit auch die Scheidung von Katharina von Aragón. Damit zog er den Zorn des Vatikans auf sich, der mit einer päpstlichen Bannandrohung und ein Jahr später mit Bann antwortete. Heinrich VIII. erklärte daraufhin die Loslösung der englischen Kirche von Rom und sich selbst zu ihrem Oberhaupt. Thomas Morus berühmter Denker und Schriftsteller, Lordkanzler unter Heinrich VIII., kämpft gegen den Supremat (supremus = der Oberste) Heinrich VIII (er will nicht, dass der König zum Oberhaupt der englischen Kirche wird), tritt von seinem Amt zurück, wird in den Tower geworfen und hingerichtet. Als Hans Holbein nach London zurückkehrte, konnte er aus den oben geschilderten Gründen nicht mehr bei Thomas Morus wohnen, fand aber schnell andere Kontakte. Er kannte Anne Boleyn und bekam so Zugang zum Königshaus. In der Folge fertigte Holbein mehrere Gemälde Heinrich VIII. und der königlichen Familie an.