Von der Antike bis zur GegenwartTeil I - KD-V - Lorrain

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Von der Antike bis zur GegenwartTeil I.doc
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Von der Antike bis zur Gegenwart
I
14.10.08
Teil
Die Anfänge der Übersetzung
Die sumerische Keilschrift in Mesopotamien, zwei- oder dreisprachige Wortlisten auf 4,5
tausend Jahre alten Tontafeln.
Die älteste Übersetzung: 3. Jahrtausend v.Chr., Gilgamesch-Epos, Übersetzung aus dem
Sumerischen ins Akkadische.
Die Etymologie des deutschen Wortes dolmetschen
führt von dem babylonisch-assyrischen Wort targumannu/turgumannu um etwa 1900
v.Chr. über das Slawische bzw. Ungarische zum mittelhochdeutschen Wort tolmetsche im
13. Jh. mit der Bedeutung „auslegen“, „deuten“, „erklären“, „übersetzen“, d.h.
„verständlich machen“.
Die griechisch-römische Antike als erste Übersetzungsepoche (3. Jh. v. Chr.)
240 v. Chr. die Übersetzung der Odysee von Livius Andronicus ins Lateinische – der
Anfang einer bedeutenden Übersetzungstätigkeit in Rom (Terenz, Cicero, Horaz, Vergil).
Debatte: Wortgetreue oder freie Übersetzung?
Cicero (106-43 v.Chr.) Abhandlung De oratore als Plädoyer für die freie Übersetzung,
Warnung vor einer sklavischen Nachahmung des originalen Wortlauts, die Antithese: „non
ut interpres sed ut orator“ - man solle sich als Übersetzer nicht wie ein Ausleger am
Wortlaut der Vorlage orientieren, sondern wie ein Redner an seinen Hörern.
Die christliche Ära der Spätantike
Unterscheidung nach der Autorität von Texten – bei der Übersetzung von „heiligen
Texten“ (die Bibel) darf nichts verändert oder verschoben werden, Übersetzungsmethode:
die Interlinearversion – eine zwischen die Zeilen geschriebene Wort-für-WortÜbersetzung, das Prinzip der Unantastbarkeit der Wortfolge.
Die Bedeutung von Hieronymus (348-420)
Hl. Hieronymus, Verfasser der lateinischen Bibelübersetzung Vulgata. Sein
Übersetzungsprinzip: nicht ein Wort durch das andere, sondern einen Sinn durch den
anderen ausdrücken. Schutzpatron der Übersetzer, seit 1992 der Hieronymustag am 30.
September, der internationale Tag der Übersetzung.
Die Bedeutung Luthers (1483-1546) in der Reformationszeit
Die freie, sinngemäße Formulierung, die Formel: „erfasse die Sache, dann folgen die
Worte von selbst“. Sendbrief vom Dolmetschen (1530) - „Verdeutschen“ als
Übersetzungsprinzip: „man muss den Menschen auf der Straße auf das Maul sehen, wie
sie reden und danach dolmetschen“.
William Tyndale (ca. 1494-1536), wegen seiner Übersetzertätigkeit zum Tode verurteilt
und auf dem Scheiterhaufen verbrannt, übersetzte das Neue Testament ins Englische in die
gesprochene Sprache des Volkes.
Der Relativismus –die Einheit von Sprache und Denken (Humboldt 1767-1835)
Die allgemeine Übersetzungsmaxime lautete, die Stimme des Autors zu Gehör zu bringen.
Die Idee vom „Geist der Sprache“, die Sprache als Ausdruck des Volksgeistes.
Die Unübersetzbarkeit: „Alles Übersetzen ist ein Versuch zur Auflösung einer unmöglichen
Aufgabe“.
-Verfremdendes Übersetzen (Schleiermacher 1768-1834)
Werk Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens (1813).
Zwei Übersetzungsmethoden:
-den Autor zu den Lesern hinbewegen (die Übersetzung wirkt wie das Original)
-die Leser zu dem Autor hinbewegen (=„verfremdendes Übersetzen“)
-Die Sprachinhaltsforschung (Weisgerber 1899-1985, Lee Whorf 1897-1941)
Die These von der Sprache als geistiger Zwischenwelt, prinzipielle Unübersetzbarkeit.
Das linguistische Relativitätsprinzip (Sapir/Whorf-Hypothese 1956):
„Menschen, die Sprachen mit verschiedenen Grammatiken benützen, werden durch diese
zu typisch verschiedenen Beobachtungen und Bewertungen äußerlich ähnlicher
Beobachtungen geführt. Sie sind als Beobachter einander nicht äquivalent, sondern
gelangen zu verschiedenen Ansichten der Welt“. Fazit: Ein fremdes Weltbild ist
unübersetzbar.
LITERATURHINWEISE:
A m m a n Margret (1990): Grundlagen der modernen Translationstheorie – Ein Leitfaden für Studierende,
Heidelberg.
B e s t Joanna / K a l i n a Sylvia (Hrsg.) (2002): Übersetzen und Dolmetschen. Tübingen/Basel.
H ö n i g Hans G. (1995): Konstruktives Übersetzen, Tübingen.
K a d e Otto, 1963, „Aufgaben der Übersetzungswissenschaft. Zur Frage der Gesetzmäßigkeit im
Übersetzungsprozess“, in: Fachsprachen 1963:2, 83-94.
K o l l e r Werner (1992): Einführung in die Übersetzungswissenschaft, 4.Auflage, Heidelberg.
K u r z Ingrid (1992): Simultandolmetschen als Gegenstand der interdisziplinären Forschung, Wien.
K u ß m a u l Paul (2000): Kreatives Übersetzen, Tübingen.
P ö c h h a c k e r Franz (2001): Dolmetschen. Konzeptuelle Grundfragen und deskriptive
Untersuchungen, Tübingen.
R e i ß Katharina/V e r m e e r Hans J. (1984,1991): Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie,
Tübingen.
S a l e v s k y Heidemarie (2002): Translationswissenschaft. Ein Kompendium, Frankfurt.
S n e l l-H o r n b y Mary/ Hönig Hans G. / Kussmaul Paul / Schmitt Peter A. (Hg.), 1998, Handbuch
Translation, Tübingen.
S t o l z e Radegundis (1994): Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen.
V e r m e e r Hans J. (1986): „Übersetzen als kultureller Transfer“, in M. Snell-Hornby (Hrsg.):
Übersetzungswissenschaft. Eine Neuorientierung. Tübingen, S. 30-53.
W i l s s Wolfram (1977): Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Probleme und Methoden,
Stuttgart.
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