Informationen im Juni 2013 Hoeneß-Effekt; der „gläserne EU-Steuerbürger“; Walter Jens; Die Steueraffäre des FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß sowie Ankäufe von weiteren Steuersünder-CDs sorgen neben der heftig geführten politischen Debatte über mögliche Strafnachlässe zugunsten von Steuersündern für eine neuerliche Flut von Selbstanzeigen. Die Finanzbehörden registrierten bis Ende Mai 2013 mit 6358 fast so viele Fälle wie im gesamten Vorjahr (7127). Baden-Württemberg liegt mit 1580 Fällen einsam an der Spitze vor Nordrhein-Westfalen und Bayern. Und ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht abzusehen. Schweizer Banken erhöhen derzeit den Druck auf deutsche Kunden mit intransparenten Konten und drohen mit dem Einfrieren dieser Konten ab 2014. Es ist schon erstaunlich, wie sich das Verhalten der „vertrauensvollen Partner in Finanzgeschäften“ gegenüber ihren Kunden in relativ kurzer Zeit geändert hat. Die fünf größten EU-Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien) hatten zunächst die Initiative ergriffen und angekündigt, dass sie Informationen über die Kapitaleinkünfte ihrer Bürger untereinander austauschen werden. Nun will der litauische EU-Steuerkommissar Semeta mit seinem aktuellen Richtlinienentwurf die Mitwirkung aller 27 EU-Staaten sicherstellen und den Weg zu einer noch umfassenderen Richtlinie zur Zusammenarbeit aller Steuerbehörden vorbereiten. Er folgt damit einem internationalen Trend, den die USA durch die Abkommen mit der Schweiz und Luxemburg ausgelöst hat. Das mittelfristige Ziel ist die EU-weite lückenlose Besteuerung der Einkommen natürlicher Personen, der „gläserne EU-Steuerbürger“. Seit vielen Jahren war die Stimme des Tübinger Rhetorikprofessors Walter Jens aufgrund seiner Demenzerkrankung bereits stumm geblieben. Am 09. Juni ist der über alle politischen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg als „Vordenker und Gestalter“ und „Idealbild des umfassend gebildeten Gelehrten“ angesehene Intellektuelle in seiner Wahlheimat Tübingen verstorben. Weniger bekannt dürfte sein Sinn für humorvolle Gedanken sein, von denen mir sein „Lob des Unglücks“ besonders gut gefällt: „Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein“. Genießen Sie in diesem Sinne den hoffentlich nicht mehr aufzuhaltenden Frühsommer! Ihr Heinz Schlüter