APA0553 5 CI 0349 II 11

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APA0553 5 CI 0349 II
Kriminalität/Statistik/Österreich
11.Sep 08
Kinderkriminalität - "Neustart": Konfliktregelung statt Tatausgleich
Utl.: Verein spricht sich gegen Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze aus
Wien (APA) - Im Hinblick auf die steigende Kinderkriminalität spricht sich der Verein "Neustart" für ein
Modell zur Konfliktregelung auch bei unter 14-Jährigen aus. Das Modell, das derzeit beim
außergerichtlichen Tatausgleich ab 14-Jährigen aufwärts praktiziert werde, habe auch bei Zwölf- oder
13-Jährigen Sinn, "aber ohne quasi drohender Gerichtsverhandlung", so Andreas Zembaty von
"Neustart" zur APA. "Wir glauben, dass die Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze sinnlos ist",
meinte Zembaty. Die Täter bräuchten nicht die Drohung einer Hauptverhandlung.
Bei der Durchführung der Konfliktregelung sei Zwang sinnlos. Konfliktregelung baue darauf auf, dass
Täter und Opfer auf freiwilliger Basis miteinander arbeiten. Man könne niemanden zu einer
Versöhnung zwingen, "das kann kein Gericht, keine Polizei, keine Jugendwohlfahrt."
Die Konfliktregelung bei Tätern von 14 Jahren aufwärts beweise, dass das Modell gut funktioniere.
Wichtig dabei sei auch die Konfrontation des Täters mit den Folgen seiner Handlung. Dabei erfahre
der Betroffenen auch, was das Opfer durch seine Tat erleide. Ein Gutteil der Kinder, die Gewalt
anwenden, hätten oft selbst Gewalt in ihrer Erziehung erfahren. Beim Außergerichtlichen Tatausgleich
erkenne der Täter auch, dass er selbst ernst genommen werde. Außerdem kriege er mit, dass es
neben dem Hinhauen auch noch eine andere Art des Umgangs miteinander gibt.
Der Verein "Neustart" bietet seit über 20 Jahren für Jugendliche und Erwachsene Unterstützung beim
Tatausgleich an. Die Erfolgsquote liege bei Jugendlichen um die 83 Prozent, bei Erwachsenen gelinge
der Tatausgleich in etwa 76 Prozent der Fälle. Das Angebot des Vereins zur Gewaltprävention steht
mittlerweile auch Schulen zur Verfügung.
Zur Anwendung kommt der außergerichtliche Tatausgleich etwa bei leichter Körperverletzung und
Eigentumsdelikten. Diese Delikte seien auch im im Bereich der Kinderkriminalität das Hauptproblem.
"Das kann man nicht bagatellisieren. Da muss etwas getan werden." Insofern sei man auch mit
Innenministerin Maria Fekter ( V) einig. Jedoch "nur Strafe alleine wäre das Falsche", meinte
Zembaty.
Laut aktueller Kriminalstatistik hat österreichweit von Jänner bis August die Zahl der von Zehn- bis
Unter-14-Jährigen begangenen Delikte im Vergleich zum Vorjahr um 23,5 Prozent zugenommen. Bei
den unter Zehnjährigen lag die Zunahme bei 3,2 Prozent.
(Schluss) hcg/lor
APA0553 2008-09-11/17:06
111706 Sep 08
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