zu „bürgerliche Hetze“ (gds 1-2/2016) e.8.5.16 Hauptproblem ist nicht eine bestimmte Passage des Textes (obwohl sich einzelne Sätze finden), sondern die insgesamte Stoßrichtung und Aussage des Textes. Richtig ist, dass sich faschistische Hetze bestimmter Inhalte und Methoden bedient, die (auch teilweise) genannt werden: nationaler Chauvinismus, Fremdenfeindlichkeit, gegen Völkerverständigung (internationale Solidarität) Militarismus, Kriegshetze Gewerkschaftsfeindlichkeit, Volkgemeinschaft statt Klassensolidarität Antikommunismus, Antimarxismus Frauenfeindlichkeit, Frauenverachtung, Machotum, Männlichkeitswahn Hochjubeln von Autorität und Hierarchien, Führerverherrlichung usw. dazu: Endzeitstimmung (auch: „wir habens ja anders versucht, aber jetzt is Schluss …“) Opfermythos (auch: „man wird doch noch fragen/sagen dürfen, ohne gleich vernichtet/eingesperrt zu werden…“) - alle diese Elemente sind im Einzelnen aber nicht typisch für eine faschistische Ideologie, sondern finden sich ähnlich in verschiedenen bürgerlich-reaktionären Strömungen - typisch am Faschismus als Ideologie der offen terroristischen Herrschaftsform ist die Bündelung aller dieser Positionen und die terroristische Konsequenz, mit der sie zu Ende geführt/propagiert werden, sowie die prinzipielle Ablehnung bürgerlich-demokratischer Entscheidungen (auch wenn immer wieder auf den „Volkszorn“ bzw. die „Volksmeinung“ verwiesen wird) zu den 4 „Nazi-Propaganda-Methoden“ (S.1-2) 1. „wir habens ja im guten versucht“ ist kein Merkmal des Faschismus; das verwendet z.B. jeder straffixierte „Erziehungsberechtigte“ 2. „die Konstruktion eines speziellen Feindbildes“ ist kein Merkmal des Faschismus, schon garnicht mit wechselnden Feindbilder und nur „für eine gewisse Zeitspanne… die Kampagnen lösten sich ab … wenn ein gewisser ‚Sättigungsgrad‘ festgestellt wurde…“ Bei der Konstruktion von Feindbildern kommt vor allem einmal darauf an, welche Art von Feindbild konstruiert wird („der Kapitalist“, „der Polizist“ sind von ihrer sozialökonomischen Stellung her „konstruierte Feindbilder“, auf die wir nicht verzichten wollen…) 3. „da darf man ja gar nicht drüber reden“ ist auch kein Merkmal des Faschismus; viele patriarchal fixierte Männer verwenden z.B. denselben Spruch zur Frage der Frauenemanzipation, viele Rassisten jammern so gegenüber Befreiungsstrebungen neokolonial unterdrückter Völker 4. und auch der „angebliche Schutz der Opfer“ ist kein Merkmal des Faschismus; jeder Macho betont, dass nur er selber „seine Kinder, seine Frau und seinen Hund schlagen“ darf, aber wehe wer anderer vergreift sich an seinem Besitz Fazit: jeder bürgerliche Reaktionär, z.B. jeder zweite Rassist, Frauenhasser usw. verwendet solche angeblichen „Nazi-Propaganda-Methoden“ Nr. 1 bis 4! Faschisten an ihren „Propaganda-Methoden“ zu identifizieren erscheint mir überhaupt suspekt. Typisch für den Faschismus ist z.B. seine „hemmungslose Demagogie“, „willkürliche Verdrehung von Tatsachen“ – aber umgekehrt ist nicht jede „hemmungslose Demagogie“, jede „willkürliche Verdrehung von Tatsachen“ aus sich heraus „typisch faschistisch“, es kann sich oft z.B. auch um religiöse Propaganda handeln. Die Berufung auf die die Nürnberger Prozesse als angeblichen „Beweis“ für die Kritikwürdigkeit und Verurteilung von Streicher ist seltsam. Ist dann die Verurteilung von Milosevic und anderen auch ein Beweis für die Richtigkeit des us-imperialistischen Standpunkts ??? Im 2. Teil über die „verschärfte staatliche Faschisierung und verschärfte Angriffe der Nazis“ wird ebensowenig analysiert. Wieder geht’s um Empörung und moralische Entrüstung über „Ungeheuerlichkeiten“ des Staates und der Faschisten. Ob „der nach dem Vorbild der SA durchgeführte Nazi-Überfall auf ... Leipzig-Connewitz … mit Hilfe der Polizei“ wirklich dem Vorbild der SA gefolgt ist, kann ich nicht beurteilen. Überfälle auf besetzte Häuser und linke Lokale hats aber anderswo auch schon gegeben, und dass die Polizei bei Kämpfen zwischen Antifas und Faschos normalerweise auf Seiten der Faschos eingreift (insbesondere wenn diese Prügel beziehen) ist mMn kein Beweis für eine alarmierende neue Entwicklungsstufe. gds konstruiert aber damit eine Situation wie 1932, knapp vor dem Machtantritt des Faschismus, ohne die aktuelle Lage in Deutschland analytisch heranzuziehen. So wird suggeriert, dass die Faschisten immer mehr zur Hauptgefahr, zum aktuellen Hauptfeind werden… Umso unbefriedigender ist der Schlusssatz, wonach „alle demokratischen Kräfte entsprechend zu reagieren haben“. Was entspricht denn der aktuellen Klassenkampf-Situation in Deutschland nach Meinung der gds am besten? Volksfront? Arbeiter/innen-Einheitsfront? Taktische Angriffe auf die Polizei, um diese zu zersetzen? Antifaschistischer Kampf im Bündnis mit Sozialdemokraten – von oben oder von unten??