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Mit Latein zum Ende
"Dominus vobiscum!" Na, was heißt's?
Zweiter Versuch: "Et cum spiritu tuo!"
Aha! Ertappt! Wohl kein Kirchgänger, zumindest nicht in jüngerer Zeit.
Frei nach einem Buchtitel: "ES IST WIEDER DA!"
Was? Na Latein natürlich, in der Kirche.
Da mag sich Johannes Hus auf seinem Scheiterhaufen umdrehen so oft er will. Er, der sich für die
Gottesdienste in der Muttersprache während des Konzils von Konstanz verbrennen ließ, nun ja, nicht
freiwillig. Muttersprache reichte damals für Verbrennung völlig aus. Verurteilt wurde er natürlich auf
Latein.
Über die Notwendigkeit von Latein im Gottesdienst muss man nicht lange streiten. Drei ganz triftige
Gründe sprechen für diese tote Sprache: Nämlich erstens, zweitens und drittens. Eventuell wäre da auch
noch viertens aber da bin ich mir nicht ganz sicher.
Latein im Gottesdienst, das ist eigentlich Heiligkeit pur, das werden sich auch viele Hexen im Mittelalter
gedacht haben, wenn sie von der Heiligmäßigkeit des lateinischen Todesurteils so verzückt waren, dass
sie den Flammentod vermutlich gar nicht mehr spürten.
Beim mir schlägt sich Latein immer auf's Gehör. Wobei ich auch feststellte, dass die Ohren mit den
Augen in einem Zusammenhang stehen. Denn wenn Ohren in Kirchen Latein vernehmen, schließen sich
die Augen scheinbar vor Ehrfurcht und das Haupt neigt sich dermaßen demütig, bis das Kinn auf der
Brust zu liegen kommt.
Wenn ich nachts nicht einschlafen kann, ist eine lateinische Konservenmesse das allerbeste Mittel. Latein
ist also durchaus nützlich. Wobei ich noch keine Versuche mit anderen unverständlichen Sprachen
angestellt habe, das wäre aber mal zu experimentieren.
© Franz Schuster - Rosengasse 16 - 94110 Wegscheid
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Und schon wären wir bei viertens: Latein schafft Platz! Schluss mit der Enge in den Kirchenbänken. Wo
man gerade im Winter dem Mief des mottenkugelinfizierten Nachbarmantels einatmen muss, ignorieren
zwecklos. Latein schafft Zwischenräume! Und mal ehrlich: Wenn man bei der Kollekte mal zehn Meter
gehen muss um das Körbchen weiterzugeben, dann ist das ja auch nicht gerade ungesund. Damit hätten
wir eigentlich schon fünftens. Sieht fast so aus, als nähmen die Vorteile kein Ende. Habe ich eigentlich
dem enormen Tiefschlafentspannungspotential lateinischer Messen einen eigenen Punkt gegeben? Nein?
Ja dann, ganz klar: sechstens. Und es will kein Ende nehmen. Manchmal wünschte ich mir sogar
lateinische Predigten. Man könnte sie bequem überschlafen und müsste sich nicht den Kopf zerbrechen,
ob sie wenigstens ein Quäntchen Verwertbares enthielten, ein aussichtloses Unterfangen und nutzlos
zerbrochene Köpfe.
Jesus konnte kein Latein. Wer damals Latein konnte, war im Land Palästina nicht besonders beliebt. Wie
sich doch die Zeiten wiederholen. Freilich hatte Latein auch mal eine gute Zeit und da war es durchaus
nützlich Latein zu können und zu reden. Genauso, wie es auch einmal wichtig war ein Mammut erlegen
zu können oder wie man sich beim Auftauchen eines Säbelzahntigers verhält. Während es heute weitaus
nützlicher ist, die Bedeutung von Ampelfarben zu kennen oder die Wischfunktion des Handys. Trotzdem
gibt es heute Menschen, die es für unheimlich wichtig halten, mit Zunder und Stroh ein Feuer entfachen
zu können oder Tänze tanzen zu können, bei denen sich ihre Urgroßeltern kennen lernten. Praktisch ein
Flashback in die ziemlich falsch eingeschätzte und romantisierte "gute alte Zeit". Eine Zeit, in der die
Kirchen noch voll waren und dafür sorgte Latein. Denn als Latein noch Amtssprache beim Gottesdienst
war, da stimmte noch alles, da war voll. Nicht weil sie wollten, die Schäflein, sie mussten, denn ohne
Kirche keine Vergebung und ohne Vergebung ewige Verdammnis. Weil nur der Mann in Latein
Freisprüche bei Gott erwirken konnte. Deshalb sind die Sünden so elementar und das große
Sündenbekenntnis ein unabdingbares MUSS. Solltest du wirklich bis zum großen Schuldbekenntnis keine
Sünden gehabt haben, dann hast du sie spätestens danach. Denn an der Erbsünde kommst du nicht vorbei
und die kann immer wieder auf's Neue verordnet werden. Mach dir da bloß keine falschen Hoffnungen.
MEA MAXIMA CULPA!
© Franz Schuster - Rosengasse 16 - 94110 Wegscheid
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