41. Martinstift-Symposion Von wegen sprachlos! 11. Oktober 2013 Brucknerhaus Linz Romana Malzer: Ich kann nicht sprechen, habe aber trotzdem viel zu sagen! UK alltagstauglich. Im Spiel erobert der Mensch die Welt, die Namen der Dinge, Größen und Mengen, Abstände, Beziehungen und vieles mehr. Im Spiel werden elementare Lernerfahrungen gemacht und kognitive, emotionale, soziale, sensomotorische und kommunikative Funktionen vermittelt. Lernen findet dabei wesentlich durch Bewegung und eigenes Handeln statt: „Das Tun geht dem Denken voraus“ (Jean Piaget) Kinder mit motorischen Beeinträchtigungen haben deshalb auch in vielen Entwicklungsbereichen entscheidende Einschränkungen. Besonders für die geistige Entwicklung von Kindern mit motorischer Behinderung ist es aber wichtig, sich selbst als Ursache für bestimmte Wirkungen in der Welt zu erkennen Der Einsatz von technischen Hilfsmitteln und das Adaptieren von elektronischem Spielzeug, sowie elektronischen Geräten und spielen am Computer oder am tablet PC wie dem iPad kann in der (Früh-)Förderung von Kindern eine wichtige Rolle spielen. Die Grundidee dabei ist, Spielzeug oder Haushaltsgeräte so zu adaptieren, dass selbst Kinder mit schwerer körperlicher Beeinträchtigung die Gelegenheit bekommen, beim Spielen in der Gemeinschaft und im Alltag, eine aktivere Rolle zu übernehmen. Mögliche Ziele dabei können sein: • • • • • • • Erhöhung der Selbständigkeit Erkennen von Ursache- und Wirkungszusammenhängen Verbesserung der Auge - Hand - (Bildschirm) Koordination Lernen von einfachen Begriffen Lernen von einfachen Anweisungen, Entscheidungen zu treffen, ... Verbesserung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit aktive Teilnahme am Gruppengeschehen www.diakoniewerk.at/symposion Seite 1 von 3 • • • • • aktive Beeinflussung des Spielverlaufs Kommunikationsförderung Hinführung zum Computer Freude am Spiel und einfach Spaß haben! Um unserer ältesten Tochter Isabella (geb. 2003), die mit dem Rett-Syndrom lebt, Kommunikation zu ermöglichen, ist unsere ganze Familie in das Thema der Unterstützten Kommunikation hineingewachsen. Dass Isabella nicht spricht, war eines der ersten Dinge, die uns schon lange vor der Diagnose Rett-Syndrom aufgefallen sind. Ihre Sehfrühförderin war die erste Person, die ihr eine sprechende Taste (BigMack) anbot. Und Isabella drückte gleich nach der ersten Handführung so begeistert drauf, als würde sie ihn schon ewig kennen, um das geliebte Lied zu hören. Das war der Anfang von UK mit Isabella. Auch mich als Mutter begeisterte das sehr, weil Isabella damals schwer zu einer Eigenaktivität zu motivieren war. Um dieses Ursache-Wirkungs-Prinzip zu üben, boten und bieten ihr wir viele Möglichkeiten (zB das Ansteuern von diversen Spielsachen und Alltagsgegenständen durch einen Taster mithilfe eines Batterieunterbrechers bzw. eines PowerLinks und auch den Einsatz von einfachen Computerprogrammen oder Apps am iPad. Durch ihr eigenes Handeln kann sie also ganz enorme Reize erfahren, wie z.B. selbständig Musik hören, Licht sehen oder Wind vom Ventilator spüren oder sogar ein lustiges Spiel am Computer spielen – fast so wie alle anderen Kinder auch. Auch mithilfe des iPads kann das Ursache-Wirkungsprinzip toll gelernt und geübt werden. Inzwischen gibt es einige ganz einfache Apps, die Spaß machen und eine tolle selbständige Beschäftigung ermöglichen. Einige Beispiele dazu wären zB Art-of-Glow, Cause&Effect und die LIFEtool-Apps SwitchTrainer, TouchMe HokusPokus, TouchMe PuzzleKlick. Ohne diese Hilfsmittel hätte Isabella nie die Möglichkeiten all das selbständig durchzuführen, dh sie kann dadurch wichtige Erfahrungen im Bereich Selbstwirksamkeit machen und erlebt somit erstmals das Gefühl „ich-kann-etwas“. Durch diese Aktivitäten entstehen auch viele Möglichkeiten der Kommunikation. Angefangen von Fotokarten und Symbol-Bildern zur Auswahl bestimmter Spiele u. Tätigkeiten, nutzt Isabella nun seit ca. 5 Jahren einen Talker um zu kommunizieren und zu kommentieren. Mithilfe vieler selbsterstellten Materialien mithilfe von BoardmakerSymbolen brachten wir ihr die Bedeutung der einzelnen Symbole näher. Symbole begleiten www.diakoniewerk.at/symposion Seite 2 von 3 Isabella auch durch den ganzen Tag in der Schule und auch daheim in Form von Tagesplan, Mitteilungsbuch, Lernaufgaben, … Freuen Sie sich auf einen Bericht über ein 10jähriges Mädchen, das ihrer schweren Behinderung trotzt, trotzdem Spielmöglichkeiten hat und wirklich mit allen Mitteln kommuniziert und agiert. In diesem Vortrag zeige ich als Mutter und Beraterin bei LIFEtool viele alltagstaugliche Materialien und Ideen, die einfach und unkompliziert nachzumachen sind – ein Bericht aus der Praxis für die Praxis!! Viele der Ideen finden Sie auch auf Isabellas Blog www.isabella-online.blogspot.co.at und in den UK-Tipps auf der LIFEtool-Homepage http://www.lifetool.at/beratung/rat-tat.html Romana Malzer www.diakoniewerk.at/symposion Seite 3 von 3