Mose – (k)ein gescheitertes Leben Scheitern ist ein Thema, dass uns täglich begegnet. Bundespräsidenten treten zurück und Staaten bekommen ihre Finanzen nicht in den Griff. Bei Castingshows scheitern Kandidaten und der große Traum von der Karriere zerbricht. Und auch im persönlichen Leben erleben wir Scheitern. In der Schule, am Arbeitsplatz, in unseren Beziehungen. Scheitern kann dazu führen, dass Beziehungen kaputt gehen, Träume zerplatzen und Perspektiven verschwinden. Es kann den Mut nehmen weiter zu machen. Und es kann das Selbstbild zerstören. Scheitern ist auch für die Bibel kein Fremdwort. Was mir immer wieder auffällt ist, dass sie ihre „Helden“ ehrlich schildert. Wir finden keine geschönten Charaktere, die sich dadurch auszeichnen, dass sie alles richtig machen. Die Bibel schildert uns vielmehr ganz normale Menschen. Menschen, die weit weg davon waren perfekt zu sein. Das Scheitern dieser Menschen und die Tatsache, dass Gott trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, mit ihnen Geschichte geschrieben hat durchzieht die Bibel wie ein roter Faden. Paulus, Petrus, David, Elia, Mose und wie sie alle hießen – sie alle sind an der einen oder anderen Stelle gescheitert. Sie alle stellten an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben fest, dass sie Dinge aus falschen Motiven oder auf ungute Art und Weise anpackten. Dass sie Dinge taten, die Gott nicht gut geheißen hat und damit auf die Nase fielen – Scheitern hat also immer auch Gründe. Und sie durften erleben, wie Gott sie trotz ihres Scheiterns zu Großem gebrauchte und wie er das eine oder andere Mal das Scheitern seiner Leute sogar nutzt um noch etwas großartiges daraus zu machen. Am Beispiel von Mose wollen wir uns anschauen, welche Gründe Scheitern an unterschiedlichen Stellen in Moses Leben hatte und welche Auswirkungen das haben kann. Einstieg in den Abend Variante 1 (eher für eine jüngere Gruppe geeignet) – „Obstsalat reloaded“: Die TeilnehmerInnen bilden einen Kreis. Eine Person steht in der Mitte. Die Person in der Mitte stellt ein Frage zum Thema „Scheitern“ zum Beispiel: „Wer hat schon mal eine Klassenarbeit verhauen?“ oder „Wer hat schon mal jemand enttäuscht?“ usw. Alle, die mit „Ja“ antworten müssen so schnell wie möglich versuchen die Plätze zu tauschen und die Person in der Mitte versucht auch einen Platz zu bekommen. Wer übrig bleibt stellt die nächste Frage. Die MitarbeiterInnen müssten hier darauf achten das Spiel abzubrechen, wenn keine guten Fragen mehr kommen. Variante 2 – Scheitern kreativ: Die Gruppe wird in Kleingruppen eingeteilt. Diese erhalten die Aufgabe eine „Scheitersituation“ und einen möglichen Umgang damit kreativ darzustellen. Die einzelnen Gruppen bekommen als Vorgabe wie sie mit der Situation umgehen sollen (resignieren, aus Fehlern lernen, ignorieren etc.). Wie die Szene genau aussieht und wie die Gruppe die Szenen gestaltet bleibt ihnen überlassen. Gestaltungsmöglichkeiten wären ein Anspiel, ein Videoclip, Collage, Pantomime oder was euch sonst noch so einfällt. Wichtig ist es, dass für angebotene Vorschläge alle Materialien (bspw. Digitalkamera, Stifte, Zettel, Bilder etc.) vorhanden sind. Mose Startvoraussetzungen Mose hätte eigentlich sterben müssen, wurde aber versteckt und durch einen Trick von der Tochter des Pharao adoptiert. Das heißt auch, dass er am ägyptischen Königshof erzogen wurde. Er hatte die beste Bildung, die man sich damals wünschen konnte. Er hatte finanziell keinerlei Probleme, gehörte zu den Oberen 10.000 und saß im Zentrum der Macht. Er hatte eigentlich die besten Voraussetzungen aus seinem Leben etwas zu machen (vgl. 2. Mose 1,110). Er hatte Geld, Macht und Bildung und gute Kontakte. Ihr könnt das entweder als Vortrag im Plenum bringen, die TeilnehmerInnen das in Kleingruppen erarbeiten lassen oder als Quiz gestalten (je nachdem wie fit eure Gruppe in Sachen Bibelwissen ist). Scheitern in Moses Leben Kaum hat die Geschichte mit Mose angefangen geht es schon mit dem Scheitern los. Es gibt die unterschiedlichsten Momente des Scheiterns in Moses Leben. Wenn eure Gruppe groß genug ist könnt ihr für jede der Begebenheit von einer Kleingruppe erarbeiten lassen wo das Scheitern von Mose lag, welche Gründe es dafür gab und welche Auswirkungen das auf Mose hatte. Wenn eure Gruppe dafür zu klein ist könnt ihr euch einzelne Begebenheiten raussuchen. Ihr habt unterschiedliche Möglichkeiten an die Bibelstellen ran zu gehen. Ihr könnt es über ein Bibelgespräch machen indem ihr die TeilnehmerInnen den Abschnitt lesen lasst und mit ihnen über die Fragen sprecht wo das Scheitern von Mose lag, wie es dazu kam und welche Auswirkungen das für Mose hatte. Ihr könnt aber auch hier wieder kreativ vorgehen. Zum Beispiel könntet ihr die Kleingruppe ein Kurzanspiel entwickeln lassen, das den entsprechenden Abschnitt in modernisierter Form darstellt um dann anhand dieses Anspiels im Plenum die Fragen für die behandelten Abschnitte darzustellen. • Scheitern die Erste | CSI Kario (2. Mose 2, 11 – 15): Kaum ist Mose erwachsen fängt die Sache mit dem Scheitern an. Und zwar direkt richtig dicke, nämlich mit einem Mord (2. Mose 2,11-12). Dieser Mord war eine absolute Überreaktion von Mose. Der Aufseher schlug einen Israeliten und Mose hätte aufgrund seiner Stellung sicherlich noch andere Möglichkeiten gehabt als ihn umzubringen. Aber er sieht rot, überreagiert, bringt den Aufseher um und verscharrt ihn im Sand. Wo lag das Scheitern: Mord am Aufseher Gründe für das Scheitern: Mose sieht rot und denkt nicht richtig nach. Er reagiert vollkommen unangemessen. Folgen: Ein Mensch stirbt. Die Israeliten nehmen Mose nicht ernst als er einen Streit schlichten will (2. Mose 2, 13-14), Mose verscherzt es sich mit dem Pharao und muss um sein Leben fürchten und fliehen (2. Mose 2, 15). Letztendlich wird aus dem Typ mit riesen Möglichkeiten und den besten Voraussetzungen ein Viehirte in einem fremden Land (2. Mose 3,1). Nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, sondern anders herum. Der ultimative gesellschaftliche Absturz. • Scheitern die Zweite | Go down Moses – Nein, ich möchte nicht (2. Mose 3,1 – 4,17): Als Mose dann in Midian mit anderer Leute Viecher auf der grünen Wiese sitzt klopft Gott bei ihm an und beauftragt ihn nach Ägypten zurück zu gehen und das Volk da raus zu holen. Während dieses Berufungsgesprächs versucht Mose Gott immer wieder klar zu machen, dass er sich wohl jemand anderen aussuchen sollte. Weil Mose sich nicht als den Richtigen sieht um beim Pharao aufzutauchen (2. Mose 3,11), er meint, dass die Israeliten ihm ohnehin nicht glauben werden (2. Mose 4,1), dass er nicht die nötigen rhetorischen Fähigkeiten hat (2. Mose 4,10). Und sowieso hat er auf das ganze eigentlich keinen Bock (2. Mose 4, 13). Wo lag das Scheitern: Mose wollte eigentlich nicht zurück nach Ägypten, kam bei Gott aber mit seinen Argumenten nicht weiter. Gründe für das Scheitern: Moses Selbstvertrauen hatte gelitten (bei dem Abstieg kein Wunder) und die Vorstellung zurück nach Ägypten zu gehen, wo noch eine Mordanklage auf ihn warten könnte war nicht gerade verlockend. Was Gott ihm alles an Verheißungen während des Gesprächs gegeben hat war ihm egal. Folgen: Die sind an dieser Stelle mal gut. Denn damit, dass Mose damit scheitert Gott die Sache auszureden geht es für ihn also zurück nach Ägypten um seine Leute zu befreien. • Scheitern die Dritte | Ich wusste doch, dass das eine schlechte Idee war (2. Mose 5, 923): Kaum war Mose beim Pharao geht es erst mal bergab. Der findet die Idee Israel ziehen zu lassen nicht so prickelnd und um ihnen die Flausen auszutreiben belastet er die Israeliten mit zusätzlicher Arbeit (2. Mose 5,9). Die Israeliten sind logischerweise wenig begeistert und verpassen Mose einen Einlauf (2. Mose 5,21). Der zweifelt direkt an der ganzen Sache und beschwert sich bei Gott (2 Mose 5,22+23). Wo lag das Scheitern: Kaum läuft mal was nicht so wie es soll knickt Mose ein. Er stellt seinen Auftrag und die Versprechen Gottes sofort in Frage. Was er allerdings gut macht ist, dass er damit direkt zu Gottes Adresse geht. So kann Gott seine Versprechen und die Berufung von Mose erneuern (2. Mose 6,1-13) Gründe für das Scheitern: Mose hatte ja ohnehin keinen Bock auf die ganze Aktion und jetzt läuft auch noch alles schief. Die Zweifel sind wieder da. Folgen: Mose ist am Boden zerstört, zweifelt an sich und Gott. Gott erneuert seine Berufung und seine Versprechen. • Scheitern die Vierte | Das Alphawolfsyndrom (2. Mose 18, 13-27) Nach viel hin und her ist Mose dann endlich mit seinen Leuten unterwegs und sie haben dabei einige krasse Sachen mit Gott erlebt. Es geht aber irgendwie nicht wirklich weiter. Denn Mose macht den lieben langen Tag nichts anderes, als Streitigkeiten für das Volk zu schlichten. Das hindert das Vorankommen und ist weder gut für Mose, noch gut für das Volk. Erst Moses Schwiegervater sieht das Problem und gibt guten Rat. Wo lag das Scheitern: Mose tappt hier in eine Falle, in die starke Leitungspersönlichkeiten gerne tappen. Die Ansicht, dass man alles selbst machen muss, damit es funktioniert. Mose hat das Gefühl als Leiter selbst die kleinsten Streitigkeiten im Volk lösen zu müssen. Er hat ja schließlich den guten Draht zu Gott. Gründe für das Scheitern: Das Gefühl für alles und jeden verantwortlich zu sein. So kommt es auch dazu, dass Verantwortlichkeiten nicht abgegeben werde, obwohl andere Leute einiges vielleicht viel besser erledigen könnten. Folgen: Mose ist vollkommen überarbeitet und macht nichts anderes mehr als sich die Streitigkeiten der Leute anzuhören, von Morgens bis Abends. Das belastet und laugt aus. Auch das Volk wird diesen Zustand auf Dauer nicht mittragen, da die notwendige Schlichtung von Streitigkeiten viel zu lange braucht. • Scheitern die Fünfte | Für eine Hand voll Wasser (4. Mose 20, 2-13) Diese Begebenheit erscheint wie ein déja vu. Bereits in 2. Mose 17. 1-7 lesen wir davon, dass Israel kein Wasser mehr hatte und Mose auf Gottes Anweisung hin Wasser aus einem Stein fließen lies. Beide male bekam das Volk das Wasser, das es brauchte. Doch es gibt Unterschiede. Während Mose bei der ersten Begebenheit mit dem Stock an den Felsen schlagen soll, soll er hier dem Felsen nur befehlen Wasser zu geben. Aber er macht nicht nur seinem Ärger gegenüber dem Volk Luft, sondern er schlägt auch mit dem Stab an den Felsen. Nicht einmal, sondern gleich zweimal. Wo lag das Scheitern: Mose resignierte. Es scheint fast so als breche er unter dem Druck zusammen. Er hält sich nicht an Gottes Anweisungen. Statt Gott die Ehre zu geben versucht er mit dieser Aktion das Volk davon zu überzeugen, dass sie ihn und Aaron nicht so geringschätzig behandeln sollen, wie sie es immer wieder tun. Mose macht aus einem Wunder Gottes, für das ihm eigentlich die Ehre gebührt einen Anschiss an das Volk. Gründe für das Scheitern: Mose hatte die Nase voll und reagierte impulsiv. Ähnlich wie bei dem Mord an dem ägyptischen Aufseher denkt er nicht darüber nach welche Auswirkungen sein Handeln haben könnte, sondern er sieht rot und scheitert damit auf der ganzen Linie. Es ist vollkommen verständlich, dass Mose die Nase voll hat. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Wüstenwanderung: Immer wenn irgendwas schief läuft fährt das Volk Mose und Aaron aufs schärfste an und fängt dann auch noch davon an, dass ja in Ägypten alles viel schöner und toller war. Sie machen Mose und Aaron regelmäßig für alle größeren Probleme verantwortlich. Und dass obwohl die beiden wirklich alles getan haben, damit der Auszug und die Wüstenwanderung glimpflich über die Bühne gehen. Und obwohl Gott sich immer wieder zu den beiden gestellt hat. Und jetzt war es zu viel. Diese Anfuhr vom Volk war der berühmte Tropfen, der für Mose das Fass zum Überlaufen brachte. Folgen: Dieses Scheitern hat für Mose die weitreichendste Konsequenz. Er darf nicht in das versprochene Land. Er darf die Aufgabe, der er einen großen Teil seines Lebens gewidmet hat nicht zu Ende bringen. Er darf das Land zwar noch sehen, es aber nicht betreten. Bündelung und Ausblick Wenn es angemessen ist könnt ihr jetzt die Brücke zum den TeilnehmerInnen schlagen. Wo gab es im persönlichen Leben Scheitern? Was waren die Gründe und die Folgen? Welche positiven Auswirkungen hatte es vielleicht auch? Je nach Offenheit der Gruppe kann es helfen, wenn ihr als Mitarbeiter hier zuerst einen Sache aus eurem eigenen Leben erzählt um das Eis zu brechen. Bitte dabei auch immer drauf achten, dass ihr eure TeilnehmerInnen nicht überfordert. Überlegt euch also bitte im Vorfeld schon etwas, das ihr anbringen könnt und das jetzt keine ganz krasse Sache ist. Abschließende Plenumsphase Wenn ihr in Kleingruppen zusammengekommen seid und eure TeilnehmerInnen noch können, dann könnt ihr hier die Ergebnisse der Gruppenphase zusammentragen. Das kann bspw. passieren, indem die TeilnehmerInnen das von ihnen besprochene Scheitern kreativ darstellen (wie bereits am Anfang erwähnt). Wenn die Zeit schon weit vorangeschritten ist könnte auch ein vorbereitetes Flipchart oder Whiteboard helfen, an dem die TeilnehmerInnen ihre Ergebnisse eintragen können, damit alle sie nochmal vor Augen haben. Abschlussimpuls Um nicht beim Thema Scheitern hängen zu bleiben ist es wichtig am Ende noch auf eine Sache hinzuweisen: Ja, Mose ist an vielen Stellen gescheitert und ja, das hatte teilweise echt üble Auswirkungen gehabt, gerade auch für ihn persönlich. Als aber in 5. Mose 34, 10-12 über das Leben von Mose Resümee gezogen wird lesen wir höchstes Lob über ihn. Niemand war ein Prophet wie er, niemand hat so große Dinge vollbracht wie er. Trotz des Scheiterns an vielen einzelnen Punkten ist sein Leben nicht gescheitert, denn letztlich war sein Leben eines, das mit Gott gelebt wurde. Und auch wenn es in einem Leben mit Gott immer wieder zum Scheitern kommt, auch wenn immer wieder Dinge schief laufen ist aber deshalb nicht das Leben gescheitert, denn über dem Leben eines Menschen, der mit Gott lebt steht Gottes unumstößliches Ja. Trotz allem Scheiterns. Gottes Segen beim rumbasteln.