Kurzchronik des Männergesangvereines Langenbernsdorf e. V. In

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Kurzchronik des Männergesangvereines Langenbernsdorf e. V.
In Langenbernsdorf mag es in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ähnlich gewesen sein wie
auch in anderen Orten unserer Umgebung. Die Männer trafen sich abends, um bei einem Glas
Gerstensaft über Gott und die Welt, sicher aber vor allem über die Probleme des damals nicht
gerade einfachen Alltags miteinander zu sprechen. Wenn beim gemütlichen Beisammensein
noch ein Lied über die Lippen kam, konnten die Sorgen sicher etwas verdrängt werden.
So kam es, dass im Herbst des Jahres 1871 im Niederdorf im Anwesen des Gutsbesitzers
Franz Bauch 14 sangesfreudige Langenbernsdorfer den Entschluss fassten, einen
Männergesangverein zu gründen. Franz Jahn wurde zum Vorstand gewählt und der Landwirt
Franz Bauch zum Chorleiter ernannt. Er war es nämlich, der die Sänger auf seinem Spinett
musikalisch begleitete.
Nach der Gründung gesellten sich in der Folgezeit zahlreiche sangesfreudige
Langenbernsdorfer aus allen sozialen Schichten zum Chor hinzu. Schon damals hatten sich
die Sänger Harmonie, Geselligkeit und die Pflege des wertvollen deutschen Liedgutes auf ihre
Fahnen geschrieben. Auch gegenseitige Besuche der Bruderchöre standen schon auf dem
Programm des Vereins. Nicht mit der Bahn, nein mit geschmückten Birkenwagen im Sommer
und dem Pferdeschlitten im Winter ging es bis Greiz-Pohlitz, Gera-Liebschnitz,
Wünschendorf, Mannichswalde und die Orte der näheren Umgebung.
Im Jahre 1912 wurde ein „Strafenbuch“ für das Fernbleiben von der Singstunde angelegt. Der
Nichtbesuch einer Singstunde war ein Vergehen und wurde finanziell geahndet. Man kann
nachlesen, dass es für manchen Sänger eine recht „schmerzliche Angelegenheit“ war. Leider
ist uns noch nichts über die Verwendung des „Strafen-Geldes“ bekannt.
Einige Vorstände und Chorleiter, die den Chor sehr lange organisatorisch oder musikalisch
leiteten, seien hier genannt. Der Schlossermeister Ferdinand Jahn hat den Chor 35 Jahre
geführt, Helmuth-Robert Piehler 22 Jahre, Walter Krauße 15 Jahre und Martin Hempel 8
Jahre. Richard Fülle war 24 Jahre als Chorleiter tätig und Kantor Hentschel 21 Jahre.
Nach dem 1. Weltkrieg nahm der Männergesangverein einen beachtlichen personellen und
qualitativen Aufschwung. Mit 40 und 50 Sängern wurden Werke von Ludwig van Beethoven,
Robert Schumann, Franz Schubert und Johann Strauß aufgeführt. Der Chor hatte damals
sogar einen gemischten Chor mit 30 Mitgliedern als Unterabteilung.
Am 24. März 1926 wurde in einem Festakt die neue Vereinsfahne, die bis heute noch erhalten
ist, feierlich eingeweiht. Zum 10. Deutschen Sängerbundesfest, das in der 2. Julihälfte 1928 in
Wien stattfand, hatten sich auch 15 Sänger aus Langenbernsdorf gemeldet. 150.000 Sänger
aus fast allen Ländern der westlichen Welt waren damals nach Wien gekommen. Vier Jahre
später fuhren 3 Langenbernsdorfer Sangesfreunde mit dem Rad zum 11. Deutschen
Sängerfest nach Frankfurt am Main. Hier zeigt sich die große Begeisterung, mit der die
Sänger bei der Sache waren. Ab dem Jahre 1934 musste sich der Vereinsvorstand nun
Vereinsführer nennen. Die letzte Generalversammlung vor Ausbruch des 2. Weltkrieges fand
am 8. Januar 1939 statt.
Der 2. Weltkrieg brachte das Vereinsleben leider völlig zum Erliegen.
Nach Jahren der Not, Trauer, des Schmerzes und vielen Entbehrungen wurde am 28. Januar
1948 durch den damaligen Vorsitzenden Walter Krauße der Chor mit 18 Sängern wieder ins
Leben gerufen. Alfred Dittmar wurde zum Vorstand gewählt und Hans Halbauer wurde mit
der Leitung des Chores als Liedermeister beauftragt. Somit begann ein neuer Abschnitt des
Vereinslebens. Nach Hans Halbauer leiteten später Walter Häber aus Langenhessen und
anschließend Albert Fankhänel den Chor, nachdem er aus der Gefangenschaft zurückgekehrt
war.
Nachdem sich der Chor zahlenmäßig erholt hatte, begann auch wieder ein reges Vereinsleben.
Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, seien hier einige Aktivitäten aufgeführt:
Grandiose Faschingsfeiern oder Kappenbälle, schwungvolle Frühjahrsvergnügen und
Stiftungsfeste im Herbst, gemütliche und besinnliche Weihnachtsfeiern, erlebnisreiche
Busausfahrten, die fast durch die gesamte DDR führten, Besuche bei Bruderchören, Auftritte
zum „Fest des Waldes“, Teilnahme am Talsperrensingen oder am Sängerwettstreit zum
Ruinenfest in Hohenleuben, Auftritte bei Erntefesten, Dorffesten und Weihnachtsfeiern der
Rentner.
Der Chor wurde für seine Aktivitäten auch mit staatlichen Auszeichnungen bedacht. Dennoch
hat sich der Männergesangverein zu keiner Zeit seines Bestehens einseitig festlegen lassen
und ist stets seinem Ideal treu geblieben, alle Menschen mit seinem Gesang zu erfreuen. So
gehört schon immer unsere Mitwirkung bei der Johannesfeier an den beiden Kirchen unseres
Ortes zur Chortradition. Auch Auftritte im Krankenhaus oder Pflegeheim sind fester
Bestandteil unserer Chorarbeit.
Wie für alle anderen Verbände und Vereine war auch für uns das Jahr 1989 von
entscheidender Bedeutung. Nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für unseren Chor bot
sich nun die Möglichkeit, über die vorher bestehenden Grenzen hinaus zu sehen.
Bei der Suche nach einem Partnerchor aus den Altbundesländern kam uns „Kommissar
Zufall“ zu Hilfe. Genau zwischen Bayreuth und Nürnberg, an der A9 gelegen, fanden wir in
Ottenhof einen Partnerchor, mit dem uns seit 1990 eine feste und freundschaftliche
Sängerbeziehung verbindet. Auch unsere Freunde aus dem Frankenland verstehen es sehr gut,
zünftige Feste zu feiern, wie wir uns schon mehrmals bei Besuchen überzeugen konnten.
Im Jahre 1993 wurde durch unseren Chor das „Waldsingen“ am Rande des Werdauer Waldes
wieder ins Leben gerufen und ist zu einem schönen Chortreffen geworden. Später wurde es
durch das „Herbstsingen“ ersetzt, da man im Gasthof „Weißes Roß“ wetterunabhängiger ist
und für einen trockenen Ablauf der Veranstaltung garantieren kann. Im Frühjahr 1990 hat
unser Ehrenvorsitzender Martin Hempel den Dirigentenstab an Gudrun Rudolph
weitergereicht. Man darf sagen, dass sie als Frau ordentlich ihren Mann gestanden hat, bevor
sie Michael Pauser 2008 ablöste. Martin Hempel hat den Chor als Vorstand und auch als
Liedermeister über schwierige Zeiten seines Bestehens hinweg gerettet. Dafür sind wir ihm
besonders dankbar.
Im Frühjahr 1995 hat der langjährige Vorsitzende Erich Kuhlmann seine Funktion aus
gesundheitlichen Gründen abgegeben. Er hat sich viele Jahre sehr engagiert um die Belange
des Vereins und das Vereinsleben gekümmert. Zu seinem Nachfolger wurde Albrecht Urban
gewählt. In seiner nicht immer ganz leichten Arbeit als Vorsitzender wird er seitdem von
seinem Stellvertreter, Jürgen Lippold, in hervorragender Weise unterstützt.
Im Jahr 2000 haben 6 sangesfreudige Männer den Weg zu uns gefunden. Es wäre sehr
erfreulich und wünschenswert, wenn sich weitere Langenbernsdorfer zu diesem Schritt
entschließen könnten, um den Männergesangverein auf lange Sicht personell zu sichern und
somit die Tradition unserer Vorfahren erfolgreich fortzusetzen. Allen Sängern, ganz gleich, in
welcher Funktion sie seit Bestehen des Chores gewirkt haben und nicht mehr unter uns
weilen, werden wir stets ein ehrendes Andenken bewahren. Waren Sie es doch, die durch ihre
aufopferungsvolle und mühevolle Tätigkeit nach des Tages Arbeit dazu beigetragen haben,
die Existenz des Chores bis zum heutigen Tag zu sichern. Geben wir ihnen das Versprechen,
dass auch jeder von uns sein Bestes geben wird, um das Bestehen des Männergesangvereines
Langenbernsdorf e. V. noch über Jahre erfolgreich zu sichern.
Lothar Kux
Treu schlägt das Herz,
gern hilft die Hand,
hell klingt das Lied
im Sachsenland.
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